Titel: Afraid Of Americans Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 16 Kategorie: Romantik Erstellt: 14.07.2002 Disclaimer: "I'm afraid of americans" gehört David Bowie und Brian Eno, "Americano" wurde von Carosone, Salerno, Setzer und Himmelstein geschrieben. Anmerkungen: Kulinarische Verbrechen sind auf eigene Verantwortung zu begehen. @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- Afraid Of Americans Kapitel 1 - Die Party des Grauens Ich hasste diese Themenpartys. Partys zogen mir generell die Schuhe aus, immer gleiches Gesülze der immer gleichen Wichtigtuen und Selbstdarstellenden. Nicht, dass ich mich für einen Ausbund an Charme und Esprit gehalten hätte, aber mit zunehmendem Alter, und dieses strebte in gewaltigen Schritten der 30 zu, brachte ich nur noch in sich rasch reduzierendem Rahmen Geduld dafür auf, mir anderer Leute Selbstbeweihräucherung anzuhören. Dieses Mal jedoch gab es kein Entkommen, unter anderem deshalb, weil ich Pseudo-Gastgeber der zweifelhaften Veranstaltung war. Die Antriebsfeder bestand wie seither in Person meines Zwillingsbruders Mark. Marky Mark, weniger seine Fähigkeit zu verbalen Betonklötzen denn seine ausgeprägte und entsprechend gepflegte Brustpartie brachte ihm den Spitznamen des ebenso betitelten Schauspielers und Sängers ein. Bereits in den wenigen Augenblicken nach seiner Geburt hatte er die Aufmerksamkeit aller auf sich konzentriert und diesen Trumpf seitdem nicht mehr aus den kraftvollen Händen gegeben. Bevor es Missverständnisse gibt: wir sind zweieiige Zwillinge, nicht mal am selben Tag geboren, selbst die Sternzeichen trennen uns, im Grunde also Brüder mit weniger Gemeinsamkeiten als andere Zwillingspaare. Mark stellte den wirbelnden, quecksilbrigen Filou dar, sprühend vor liebenswertem Charme mit einem Hang zu Leichtfertigkeiten, sonnengebräunt, blauäugig und blond gesträhnt auch optisch ein Adonis, während meine Person eher nach unserem Großvater tendierte, Straßenköterblond, beschlagenes Gräulich in den kurzsichtigen Augen und von der Statur eher knochig bis schwächlich, ein Windhund-Typ. Als Gespann hatten wir uns gut aufeinander eingespielt. Während er die Herzen einsammelte, die ihm en masse zuflogen, bestand meine Aufgabe darin, "den Kasten sauber zu halten", also auszuputzen, was seinem ungestümen Lebenshunger in die Quere kam. So hatten wir es in der Schulzeit gehalten. Auch wenn die Ausbildungszeit uns getrennt hatte, so funktionierte das blinde Einverständnis blendend, wenn wir wieder als Duett auftraten. Anlass der Themenparty heute in meiner Wohnung war Marks Verabschiedung zu einem Praktikum nach Amerika, in das Land der Big Macs und Diet-Low-Fat-Substitute-Produkte in XXXL-Ausmaßen. Da er sein eigenes Domizil bereits geräumt und gekündigt hatte, musste meine Wohnung, eigentlich eine Firmenunterkunft, für die standesgemäße Feier herhalten. Spärlich möbliert, aber geräumig bot sie sich nach Marks euphorisch geäußerter Meinung geradezu an für diverse Veranstaltungen. Doch mittlerweile hielt ich mich in dieser Hinsicht bedeckt, schien es mir doch eine ebenso geeignete Kulisse für Marks seifenopernhafte "Beziehungskisten" zu sein. Über drei Stunden hatte er sich von seiner letzten Freundin getrennt, was ich selbst mit aufgestülpten Kopfhörern und beträchtlichen Dezibel nicht umhin konnte zu bemerken. Die Ursache, wie er mir vergnügt und keineswegs schuldbewusst erläuterte, bestand in einer Phase der Selbsterforschung und Umorientierung verkörpert durch einen großgewachsenen, sehr anschmiegsamen Burschen aus seinem Hockey-Club. Obwohl ich so Einiges von ihm gewöhnt war, traf mich diese Entwicklung vollkommen unvorbereitet. Insbesondere der Gedanke, die beiden mochten es sich auf der ausziehbaren Couch intimer gestalten, jagte nervöse Schauer durch meine Adern. Sich tolerant zu zeigen, wenn es einen nicht betraf, war eine Sache, wenn es sich jedoch um den eigenen Bruder auf der Couch handelte, nein, daran wollte ich nicht denken! Verbissen konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Dekoration und geschickte Gestaltung, ein verzweifeltes Bemühen, die wertvolleren Besitztümer, insbesondere die der Firma, in Sicherheit zu bringen, abzudecken oder anderweitig zu tarnen. Um mich herum schwirrten Marks Freunde und Bekannte. Sie produzierten in gewaltigen Mengen Schüsseln salzige Knabbereien wie Nüsse, Oliven, Salzmandeln und Dipps. Dazu kamen diverse Kekse und anderes Gebäck, eben typisches Fingerfood. Die Alkoholika drängten sich auf einem Tisch, Flasche reihte sich an Flasche. Gläser hatte ich bei einem Partyservice leihen müssen, sodass ich schon einen gewissen Verlust einkalkulierte. In der Auswahl fand sich das obligatorische Weizengebräu, allerdings in exotischen Varianten, auf Eis gekühlt, der amerikanische Way of Life. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Dekoration sich in den Farben Blau-Weiß-Rot bewegte, Starspangled Banner, wohin das Auge auch floh. "Hey, Kostas!" Mark trabte an mir vorbei Richtung Tür, ein breites Grinsen auf seinen attraktiven Zügen, um einem mittelgroßen Mann mit typisch südländischem Aussehen ein zugedecktes Tablett abzunehmen, das der in lässiger Manier eines Kellners auf der offenen Handfläche balancierte. Ein Blick aus tiefschwarzen Augen unter buschigen Brauen traf mich, und ich nickte knapp. Kostas war ein Kollege von Mark. Sie hatten sich bereits während der ersten gemeinsamen Arbeitstage "verbrüdert" und verstanden sich offenkundig blendend. Ich kannte ihn nicht besonders gut, lediglich durch Marks gelegentliche Schilderungen in vagem Bilde gehalten. »Wusste gar nicht, dass der Kerl backen kann.« Registrierte ich stumm die Ladung des Tabletts, zuckte innerlich aber mit den Achseln, verzog mich in mein Badezimmer, um zu kontrollieren, dass ausreichend Toilettenpapier und Handtücher vorhanden waren. Ich hasste den Abend jetzt schon. @-- Ein langhaariger, exaltierter Bursche hatte sich günstig hinter dem Tisch mit den Spirituosen platziert und beeindruckte die Anwesenden mit seinem Talent als Barmixer, offenkundig das Ergebnis eines Pendants zu Töpferkursen in der Toskana. Ich hielt mich an einem farbenfrohen Drink fest, den der Typ als "American Beauty" klassifiziert hatte, bevor er ihn mir mit einem anzüglichen Zwinkern in die Hand drückte. »Blöder Sack!« Ich nippte an dem Gemisch und hoffte vergeblich darauf, dass der Alkohol vielleicht unterwegs verdunsten würde. Inzwischen konnte man sich nur noch durch die Wohnung schieben. Musik säuselte im Hintergrund vor sich hin, ausgeblendet vom schrillen Kichern diverser Frauen und vom jovial dröhnenden Gelächter angetrunkener Männer. »Mach bloß langsam!« Ermahnte ich mich, als ich gelangweilt gegen ein Bücherregal gelehnt immer wieder einen Schluck aus dem sonnenuntergangsfarbenen Drink nahm. Ich konnte Alkohol noch nie gut vertragen, und Cocktails hatten es, wie alle wussten, in sich. "He." Ein großgewachsener Schatten schirmte die Beleuchtung vor mir ab. Den Kopf in den Nacken gelegt blickte ich hoch, in ein markantes Gesicht mit strahlend grünen Augen, die ich sogleich kontaktlinsenbewehrt wähnte. "Selber he." Grummelte ich bemüht höflich zurück. Wer zum Geier war das?? "Schon probiert?" Ein Pappteller mit diversem Gebäck wurde mir gegen die Brust gedrückt. Auf die Auswahl stierend zählte ich langsam von Zehn herunter. "Die sind gut, Amerikaner." Dödelte mich der aufdringliche Riese an. In Zeitlupe schraubte sich mein Arm selbsttätig hoch, pickte widerwillig ein zweifarbiges Gebäckstück, schob es zwischen meine dünnen Lippen. "Danke." Knurrte ich finster. "Du bist Marks Bruder, richtig?" »Genau, bin ich. Mark und der andere... sein Bruder...« Zeitlebens hatte ich Schwierigkeiten, mir meinen Namen einzuprägen, weil ich stets in meiner Beziehung zu Mark angesprochen oder registriert wurde. »Komm schon, reiß dich zusammen, Alter, es ist Marks Party!« "Jörn." Brummelte ich also ergeben. "Jörn, hi, ich bin Manni." Begeistert wurde meine Hand hochgerissen und geschüttelt, ich konnte die Vibrationen bis in die Eiswürfel des Drinks in meiner linken Hand spüren. Unaufgefordert lehnte sich Manni nun mit einer Hand an ein Regalbrett und bestaunte mich wie ein Weltwunder, dabei honigpferdeartig grinsend, was mir Unbehagen bereitete, weil ich nicht sicher war, ob der Kerl stoned, bekifft, besoffen oder sonst was war. »Toll. Grandios.« Ich schnappte ein wie eine Mausefalle, in der trügerischen Erwartung, dass mein ohnehin minimaler Unterhaltungswert diesen nervigen Typen abschrecken würde, doch Fehlanzeige. »Natürlich.« Ohne sich um meine Blockadehaltung zu kümmern klopfte der Pappteller rhythmisch gegen meine Brust, während Manni sich in Selbstdarstellung erging, mich belagerte mit Belanglosigkeiten zu seinem Leben, seiner Arbeit, seinen Hobbys und seiner Weltanschauung. Ich musste ihm nicht einmal antworten, es reichte, wenn ich in regelmäßigen Abständen ein Plätzchen zermalmte und an meinem Drink nippte. Er rückte immer näher heran. Sein Aftershave legte sich schon wie Mehltau auf meine Haut, vermischte sich zu einer schwer verträglichen Melange mit den Alkoholdünsten, dem Schweiß und den Parfümschwaden, verdichtet durch die Körperwärme der zusammengedrängten Menschen. »Es muss bestimmt an die 30 Grad haben...« Ich wischte mit dem Handrücken Schweiß von meiner Stirn, wobei meine Fingerspitzen mit seinem aufgestützten Arm für Sekundenbruchteile in Kontakt kamen, eine Unachtsamkeit meinerseits. Während ich noch ein Gähnen krampfhaft unterdrückte, den Kopf wandte, um diese Regung hinter einem scheinbar interessanten Anblick rechts von mir zu tarnen, strichen fremde Finger durch meine auf Ohrspitzenhöhe gekappten Haare. Ein elektrischer Schauer unangenehmster Natur raste mein Rückgrat hinunter, verwirbelte unausgegorene Reste in meinem Magen, der sich krampfartig zusammenzog. Ich fuhr herum, starrte in die funkelnden Augen. Wollte der was von mir???!!! »Blödsinn...« "Du bist deinem Bruder gar nicht ähnlich." Raunte mich die Type an. »Geistreich, wirklich. Und so innovativ!« "Entschuldige mich." Ich zwängte mich an ihm vorbei, mein leeres Glas wie ein Idiot schwenkend. »Volldepp!« Schalt ich mich. »Was entschuldigst du dich eigentlich? Der Typ geht dir auf den Sack, sag's ihm, und fertig! Versteck dich nicht hinter einem leeren Glas, der Trick hat noch nie funktioniert.« "Nachschub?" Ruckartig fuhr mein Kopf hoch, stand ich tatsächlich schon vor dem improvisierten Ausschank?? »Kostas.« Um seine ironisch zuckenden Mundwinkel kräuselten sich in dem dunkel schimmernden Bartschatten winzige Falten. »Gott, noch so ein von sich selbst eingenommener Fuzzi!« Wortlos händigte ich mein Glas aus, trotzig in die tiefschwarzen Augen starrend. »Grins du ruhig weiter so überlegen, geht mir am Arsch vorbei.« "Einen American Cooler." Wieder blitzte es tiefschwarz, sorgfältig manikürte Fingernägel tippten auf meinen Handrücken, damit ich das von Kondenswasser glitschige Glas umfasste. "Du siehst aus, als hättest du eine Abkühlung nötig." »Haha, der war gut, richtiger Schenkelklopfer.« Ich knurrte Unverständliches, das er interpretieren konnte, wie ihm sein Mütchen stand und zwängte mich unter größtmöglicher Vermeidung von Hautkontakt durch die wogende Menge. Mein Kopf dröhnte mit unerwarteter Heftigkeit, viel zu rasch und überwältigend, als es in Verhältnis zu Alkoholkonsum und Lärmpegel stand. »Frische Luft wäre gut! Und endlich mal Raum, um sich zu bewegen!« Eine besitzergreifende Hand auf meiner Schulter bremste meinen Fluchttrieb. Ich fegte auf den Absätzen herum, von einem Augenblick zum nächsten verrückt vor Wut, dass irgendjemand es wagen konnte, meine Freiheit derartig einzuschränken, mit einer Heftigkeit, die mich selbst erschreckte. "He, Jörn, ich stehe hier!" Wimperntusch von Manni, ein initiiertes Anstoßen der beschlagenen Gläser. Um die bittere Galle in meinem Hals herunterzuschlucken, kippte ich mir einen gewaltigen Schwall der hochprozentigen Mischung hinter die Binde, in dem Gestus eines Cowboys, der sogleich sein Schnapsglas auf den Tresen hämmern wird. Mangels Schnaps, Tresen und anderer Umstände verpuffte meine Anwandlung machohafter Rüpelhaftigkeit im Nichts der Unbeachteten. Im Hintergrund legte gerade eine schwungvolle Swing-Nummer los. Sofort zappelte und zuckte alles um mich herum im mitreißenden Sound. @-- Americano (Renato Carsone, Nicola Salerno, Brian Setzer, Mike Himmelstein) performed by the Brian Setzer Orchestra he's drivin' a jeep but he ain't in the army gets all his cigarette money from his mommy dressed like a rootin' tootin' texas cowboy but this lone ranger never seen a horse he wanna be americano americano, americano he wants to drive a cadillac now he's chasing show girls smokin' camels, whiskey and soda now he's never goin' back he's cruisin' streets for gold dressed in designer clothes brother if you're too slow you'd better not blink or you'll be wind up in the drink wanna be americano americano, americano gotta buy a diamond ring 'cause that's his baby's favorite thing okay, all right, yeah man, wanna be american wanna be american he's in the land where anything can happen reach for the stars grab the golden ring just remember he's americano well watch it pal 'cause he'll take everything he wanna be americano americano, americano he wants to drive a cadillac now he's chasing showgirls smokin' camels, whiskey and soda now he's never goin' back he likes that rock and roll he's playing baseball loves marylin monroe a coca cola joe and a pizza pie to go wanna be americano americano, americano gotta buy a diamond ring 'cause that's his baby's favorite thing okay, all right, yeah man, wanna be american wanne be american wanne be american @-- Ich wurde angestoßen, kämpfte ums Gleichgewicht. Jemand packte meine Hüften, drehte mich wie eine Marionette im Takt schnell hin und her, während sich mein irrender Blick an dem Drink festsaugte, der mich angeblich abkühlen sollte. "Du bist echt süß." Säuselte eine Stimme im Bemühen, aufreizend zu klingen, an meinem Hals. Anschließend wallte eine gewaltige Hitzewand an meinem Rücken auf, bevor sich massiv ein Körper an mich drängte, als wolle er mit mir verschmelzen. Ungeschickt, mein Glas wie einen Rettungsanker umklammernd, obwohl das die Grenzen der Absurdität durchbrach, versuchte ich mich freizumachen, ein hoffnungsloses Unterfangen in der krakenartigen Umarmung. »Aufhören, aufhören!« Ich presste in einem kaum mehr zu bändigen Anflug von Übelkeit meine Lippen als letzte Bastion hinter meinen zusammengebissenen Zähnen zusammen, haschte mit geblähten Nüstern verzweifelt nach einem frischen, kühlen Luftstrom. Stattdessen jedoch drehte mich Manni, der widerliche Taktophile, herum, wölkte mich aufdringlichst mit seinem Aftershave ein, dümmlich grinsend, als hätte er gerade das große Los gezogen. In meinen Ohren dröhnte nicht nur die Big Band wie eine Dampframme, etwas knackte auch warnend, dann war auch schon alles zu spät. Ich erbrach mich mit einem Schwall in breiiger Konsistenz auf das flammend rote Seidenhemd und die dunkelblauen Segeltuchschuhe meines hartnäckigen Verehrers. Der quiekte entsetzt, was natürlich die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf uns lenkte. Endlich war ich wenigstens seiner Umklammerung ledig, torkelte in der einsetzenden Stille zurück. Perfiderweise wechselte der selbst ernannte DJ gerade die CD. Ich steuerte im Autopilot die Toilette an. »Besetzt, natürlich!« Eine Hand vor den Mund gepresst tat ich das, was ich mit Abstand am Besten konnte: ich seilte mich ab. @-- Die laue Sommernacht umschmeichelte mich angenehm abkühlend. In freiem Raum und leichter Brise gelang mir ein vorsichtiges Hecheln, das ich schließlich auf einen tiefer gehenden Atemzug ausweiten konnte. »Diese blöden Kekse! Und dann die bescheuerten Cocktails!« Während ich vor mich hin schlenderte, noch immer wie ein Idiot mit einem halbvollen Glas bewaffnet, malte ich mir in düsterem Genuss die sich noch zu ereignen anstehenden Vorgänge aus. Mark würde natürlich nicht gerade begeistert sein, dass der Gastgeber seiner Abschiedsparty einen Gast vollgekotzt und dann in trunkenem Zustand das Weite gesucht hatte. Andererseits kannte er mich gut genug, um zu warten, bis ich wieder aus eigenem Antrieb auftauchte. Vermutlich würde er es mit Humor nehmen. Ich hatte ohnehin keinen Ruf als Partytiger zu verlieren. Das Blamieren ohne hilfreiches Eingreifen von Dritten stellte für mich nun wirklich keine Herausforderung dar. »Egal.« Ich ballte die freie Hand zur Faust. »Scheiß drauf!« Ich wollte diese dämliche Party nicht, ich hasste Alkohol und Cocktails ohnehin! Diese widerlichen Plätzchen von diesem arroganten Pinsel Kostas waren lediglich ihrer naturgemäßen Bestimmung übergeben worden, im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Schritte lenkten sich durch den nahegelegenen Park, der einen weitläufigen Teich einfasste. Über das Geländer einer hohlkreuzartig aufgebäumten Brücke gelehnt erwog ich die Option, noch einmal Poseidons kleinen Verwandten eine Gabe halbverdauter Kekse zu opfern, entschied mich aber dagegen. Meine ohnehin nicht gerade strapazierfähigen Magenschleimhäute schienen für diese Nacht gereizt genug. Im Übrigen konnte man nie wissen, wo sich einer dieser verrückten Tierschützer verbarg, um seine Lieblinge zu verhätscheln. Ich begnügte mich also damit, finsterste Grimassen ziehend auf die trübe Wasserfläche zu starren und in diabolischem Genuss den Inhalt des Glases samt Zitronenscheibe heruntertropfen zu lassen. »Kommt, Flossenkumpels, nehmt einen Schluck, bevor es als Fischstäbchen zu Ende geht!« Als ich mich gerade mit genugtuerischer Grimmigkeit fragte, wer wohl Manni-Schatz eine Reinigung angedeihen lassen würde, diesem Stinktier, schwankte die Brücke leicht unter einem festen Schritt. Ich fuhr herum, mich als einen Volldepp abkanzelnd, nachts allein und gedankenverloren im Park herumzuhängen, während unternehmungslustige und gewaltbereite Jugendliche durch die Gegend streiften. Kostas lächelte, auf die sparsame, Mundwinkel kräuselnde Weise, die mich sogleich aufbrachte. »Arroganter Stiesel!« Ich kehrte ihm demonstrativ wieder den Rücken zu. »Verpiss dich bloß, ich bin keine Abschlussball-Prinzessin, die einen Retter sucht!« Meine nonverbalen Talente schienen sich wieder einmal dem Nullpunkt in demonstrativer Dominanz anzunähern, denn er machte sich neben mir breit. Oder aber er wollte mich bewusst, in voller Absicht und mit teuflischem Genuss demütigen! "Hier." Er schwenkte zwei Flaschen mexikanischen Biers an ihren dünnen Hälsen zwischen den Fingern vor meiner Nase. "Zum Ausspülen." Soufflierte er wie bei einem Retardierten in Silben betonender Weise. Enervierend klingelten die Glasflaschen aneinander, bis mir das Geräusch dermaßen auf den Geist ging, dass ich ihm eine Flasche entriss. Natürlich verplombt mit Kronkorken. »Klasse, was nun? Soll ich sie vielleicht mit den Zähnen aufmachen, oder was?« Mr. Arrogant hatte selbstredend eine Lösung parat: ein geschickter Schlag knapp unter die Kappe mittels Geländer, der Kronkorken schnippte hoch, selbstsicher aus der Luft gepflückt und umweltschützend in der Hosentasche zwischengelagert. Meine Zähne knirschten angesichts dieser Aktion so laut, dass ich erwartete, körnigen Abrieb zu schmecken, von den schmerzenden Kiefermuskeln ganz zu schweigen. »Aufgeblasener Angeber!« Mit einem breiten Grinsen nahm er mir meine Flasche ab, als ich keine Anstalten machte, mit ihm in Konkurrenz zu treten, sondern stur geradeaus glotzte. Jetzt hatte ich wirklich Lust, noch mal in hohem Bogen meinen Mageninhalt zu verteilen, vorzugsweise auf seine hellen Hosen und die eleganten Slipper. "Hier, J-Mann." Griente er, einen amerikanischen Akzent imitierend. Ich umklammerte den schlanken Hals der Flasche, als könnte ich ihn mit wilder Kraft zerbrechen, nahm einen Schluck, gurgelte mit der lauwarmen Brühe und spuckte sie in den Teich. »Beschissenes Zeug.« Symptomatisch für den gesamten Tag. Die Woche. Das letzte halbe Jahr. »Toll, J-Mann, mach hier ruhig auf selbstreflektierenden, tiefsinnigen Denker.« Verpasste ich mir eine Ohrfeige. »Was soll das Selbstmitleid? So ist das Leben, gewöhn dich dran oder mach nen Abflug.« Kostas nippte an seinem Bier, stützte sich bequem auf der Reling ab, ließ seine gut gebräunten Muskeln unter einem Haarteppich spielen. »Mann, der wird doch nicht ewig hier herumhängen?« Mir schwante Übles. Hatte Mark ihn etwa als Aufpasser auf mich gehetzt? Sollte der Kerl mich zurück eskortieren? "Du kannst wieder gehen, ich brauche keinen Kindergärtner!" Fauchte ich ihn unvermittelt an, bockig jeden Blickkontakt vermeidend. Er lachte amüsiert, auf diese selbstsichere, unbekümmert stolze Weise, die mich die Wände hochtrieb. "Wer sagt, dass ich deswegen hier bin?" Ohne den Kopf zu wenden konnte ich förmlich das zufriedene, spöttische Grinsen auf seinen Lippen sehen, die Wellen, die es in dem dunklen Bartschimmer zog. »Mistkerl. Arrogantes Arschloch.« Ich rückte demonstrativ ein Stück ab. "War wirklich eine sehenswerte Vorstellung, wie du Manni vollgereihert hast." Seine Stimme funkelte vor boshafter Befriedigung. Was kümmerte diesen Stiesel, was ich getan hatte?? Als ob ich wie ein dressierter Affe ein Kunststück zur Unterhaltung der Partygäste dargeboten hatte! Mein Scheißedetektor brüllte Alarm. Irgendwas war hier faul! Sollte ich mich aber herabbegeben und diesen arroganten Pinsel danach fragen? Vielleicht, wenn ich lange genug Geduld hatte, würde er ohne Aufforderung damit herausplatzen. Ich beschloss zu warten, es würde ohnehin nichts Intelligentes dahinter verborgen sein. Als hätte er meine Gedanken gelesen, verstummte der Kerl neben mir, süffelte an der lauwarmen Brühe und klebte förmlich am Geländer fest. Wieso langweilte er sich eigentlich nicht?? Oder textete mich mit Belanglosigkeiten aus seinem ach so interessanten und bewegten Leben zu? Ich konnte ihn früher schon nicht ausstehen, aber nun sammelte er gerade waggonweise Minuspunkte mit der Tendenz, sich auf meiner persönlichen Schwarzen Liste an die Spitze zu setzen. Ein Blick auf das Zifferblatt meiner Uhr verriet mir, dass es gegen ein Uhr zuging. Ich hatte meinen Auftritt vor einer ganzen halben Stunde inszeniert. Der Blödmann nuckelte noch immer an diesem Mundvoll Bier herum. »Nein, ich frage ihn nicht, keine Chance!« Trotzig konzentrierte ich mich auf meinen unruhig grollenden Magen, der sich zu recht missachtet und instrumentalisiert fühlte, versuchte, ihn durch das Suggerieren der Wirkung von beschwichtigenden Kohletabletten zu besänftigen. "Nimm mal einen Schluck, das hilft." Ich hätte kotzen können! Wenn ich denn auf Befehl gekonnt hätte. Umzingelt von weisen Ratschlägen! Die Flasche in Zeitlupe drehend goss ich ihren Inhalt provozierend in den Teich. »Leck mich doch, Besserwisser. Du hast doch gar keine Ahnung, wie es mir geht, und, verdammt nochmal, das wird sich unter Garantie nicht ändern!« Ungerührt nippte er an seiner Flasche, ließ sich zu keiner Reaktion oder einem Kommentar herab. »Blöder Sack.« Ich wog unterdessen die Chancen dafür ab, dass sich die Party so langsam auflöste, die Masse der Besoffenen schon per Taxi oder pedes den heimatlichen Gefilden entgegen torkelte. Nicht besonders groß. "Ich habe Kardamom und süße Paprika in den Teig gemischt." Die Augen verdrehend zog ich eine Grimasse. »Und, was soll ich jetzt mit dieser Info? Warum quatschst du mich damit.... Moment mal!!« Unkontrolliert fauchte mein Kopf herum, spießte ich mit giftigen Blicken sein klassisches Profil auf. »Kardamom und Paprika??« Langsam, genüsslich, wie mir schien, wandte er sich mir zu, nuckelte zeitraubend an seinem Bier, grinste dann triefend vor Spott. Ich wünschte wirklich, ich wäre eine gewalttätige Natur, dann hätte ich ihm eine semmeln können, dass ihm sein so blendend weißes Gebiss in die Hirnrinde gerutscht wäre. "Was soll das heißen?" Presste ich zischend zwischen ineinander verkeilten Zähnen hervor. Er schnippte mit der Lässigkeit eines Dressmans, auf mich wie ein eitler Pfau wirkend, eine schwarze Locke aus der Stirn. "Du bist allergisch gegen die Gewürze." Ich blinzelte. »Und??« Was sollte das nun?? Dass ich allergene Reaktionen gegen bestimmte Gewürze zeigte, war selbst meiner beschränkten Aufmerksamkeit nicht entgangen, also, wo war hier der Punkt?? "Und?!" Half ich knurrend nach, als ich mich lediglich ausgiebig gemustert fand, ohne dass mir eine Erläuterung der Hintergründe für die Giftmischerei geliefert wurde. Sich bequem mit beiden Ellenbogen auf dem Gelände einrichtend, den gewölbten Wulst am Ende des Flaschenhalses locker zwischen Zeige- und Mittelfinger schwingend beglotzte dieser Stinkstiefel mich unter halb gesenkten Lidern spottend, dann ließ sich seine Hochwohlgeboren dazu herab, spärliche Informationsbrocken wie Brosamen herauszukrümeln. "Ich habe sie in die Amerikaner eingebacken, weil sie mit Alkohol nicht so leicht herauszuschmecken sind und einfach gewartet, was passiert." »Toll, Bravo, Applaus, Standing Ovations!! Warum, zum Teufel???« Gehörte es heutzutage zum Showprogramm jeder Party, dass einer den anderen bekotzte?? Wollten sie die Farbmischung prüfen?? Meine Fäuste ballten sich selbsttätig, was seinem interessierten Blick nicht entging. "Schade, dass ich gerade keinen Keks mehr habe!" Fauchte ich hasserfüllt, meine eigene Unzulänglichkeit verfluchend. Wieso konnte ich es niemandem so heimzahlen, wie mir meine Phantasie eingab?? Ich hätte ihn von oben bis unten bekotzt, stundenlang, ohne Reue oder Rücksicht auf meinen Magen. »Abartiger Giftmischer!!« "Manni hat gewettet, dass er dich flachlegen kann." Die schwarzen Augen blitzten in Amüsement. Ich spürte, wie mir meine Kraft verpuffte, sich auf meinem Gesicht Unglauben und Zweifel ablösten. »Was?? Was hatte dieser Fuzzi?? Mich flachlegen?? Was....?!« Langsam, aber stetig tröpfelte die bittere Erkenntnis in meinen Amok laufenden Geist. Der aufdringliche Wichser hatte geglaubt, ich sei schwul? Sah ich etwa so aus?? Hatte ich mir ein Schild umgebunden, auf dem "Fick mich" stand?? Mir waren politische Korrektheiten schnurz! Das Letzte, was ich wollte, war irgendein "vogelwilder" Typ, der mir an die Wäsche ging! Mark konnte tun und lassen, was er wollte, das war nicht mein Bier. Er hätte sich ohnehin nicht von mir aufhalten lassen. Aber das irgendwelche dahergelaufenen Stinker glaubten, sie könnten von ihm auf mich schließen...!! Ich spuckte in den Teich aus. Das war eine richtig machomäßige Geste. Wenn ich jetzt noch ein paar Brocken auftreiben konnte, würde ich erst diesen Schniegelpoppi hier versorgen und dann Manni noch eine Ladung zukommen lassen. "Ich dachte mir, ich gehe sicher, dass er mir nicht zuvorkommt, sonst hätte mich das einen 80,00 Euro-Gutschein bei Maredo gekostet." Blitzartig fror ich ein, trotz lauer Temperatur und brodelnder Wut. Das konnte ich nicht gehört haben, unmöglich. Gleichzeitig trümmerte mir der Scheißedetektor geradewegs die Schädeldecke ein. Hatte dieser Schmierlappen gerade "zuvorkommen" gesagt?! Wollte er mich anmachen und damit dem Stinker eins auswischen?? "Was soll das bedeuten??" Blökte ich ihn an. Wieder dieses arrogante Schnippen der Locke aus der Stirn. Wenn er nicht gleich damit aufhörte, würde ich sie ausreißen, dann hatte er Ruhe! "Eine Wette eben. Manni ist überzeugt, dass er dich rumkriegen könnte, und zwar noch heute Nacht." In mir brannte irrlichternd die Lust, seinen kräftigen, von Muskeln und Sehnen modellierten Hals so lange zu drücken, bis ihm seine Selbstsicherheit aus den Ohren quoll und er dunkelblau anlief. "Und??!!" Zischte ich kaum verständlich. "Ich habe dagegen gehalten." Er tippte sich an die Nasenspitze. »Is das wahr! Soll bei Wetten ja durchaus gebräuchlich sein, dass man das Gegenteil der anderen Partei für wahrscheinlicher und zutreffender hielt!« Meine Fäuste zuckten vor Anspannung unkontrolliert. Er grinste gewinnend, Spott verglühend wie eine Sternschnuppe. "Du bist zwar der beste Kandidat auf der Liste, wenn es darum geht, es mal mit nem Kerl zu versuchen, aber ich glaube nicht, dass er dein Typ ist." Mein Kopf loderte bei dem Versuch, die unzähligen Beleidigungen und Unterstellungen, die dieser Satz enthielt, in Windeseile korrekt zu separieren. Nicht nur, dass sie mich für eine leichte Beute hielten, für männliche Reize empfänglich, nein, ich hatte zum guten Schluss auch noch die zweifelhafte Ehre inne, den Spitzenplatz ihrer Liste als Hinterladeraspirant anzuführen!! Ich packte den Kragen seines bis zum Brustbein aufgeknöpften Polohemdes. "Ich bin NICHT schwul. Ich mache nicht mit Kerlen herum, mich törnt kein Schwanz an und ich stecke mein Ding nicht in irgendwelche Arschlöcher, klar? Bumst, wen ihr wollt, ist mir scheißegal, aber wagt es nicht, irgendwo anzudeuten, dass ich auf so etwas abfahre!!" Speichel sprühte auf seine dunkel kräuselnde Brustbehaarung. Zurückstoßen verwarf ich mangels Effekt, er stand ja bereits mit dem Rücken zur Reling. Im Übrigen brachte er garantiert fast fünfzehn Kilo mehr auf die Waage. Im Sturmschritt ließ ich den Park hinter mir, fegte wie ein Tornado in gerechtem Urzorn meiner Wohnung zu. Es reichte wirklich! In der Küche musste noch der abschraubbare Stiel eines alten Wischmops stehen. Den würde ich mir jetzt gleich, auf der Stelle, ausleihen, dann konnte Manni die Erfahrung genießen, wenn es hieß "Knüppel aus dem Sack"! Und ich meinte garantiert keine Überraschung aus heißen Höschen. @-- Die Wohnungsschlüssel bereits in Erwartung gezückt, blutrote Schwären des Zorns im Blick stürmte ich das Treppenhaus hinauf, als ich Verfolgerschritte ausmachte. Wie üblich erlosch das extrem sparsam getaktete Flurlicht, bevor ich jemanden erkennen konnte, doch das focht mich nicht an, ich hatte eine Mission! Den passenden Schlüssel zur Hand lehnte ich mich leicht vor, ertastete im Halbdunkel das Schlüsselloch, als plötzliche Körperwärme mich umwehte, eine Hand sich in den Bund meiner Jeans verhakte, während ihr Pendant zielsicher zu einer Punktlandung in meiner Bauchgrube ansetzte. Mir blieb die Luft weg. Ich wäre auch sogleich zusammengeklappt, mich selbst für meine Torheit verwünschend, weil ich nicht achtsamer gewesen war, als ich festgehalten und aufgerichtet wurde. Warme Lippen legten sich auf meinen nach Sauerstoff lechzenden Mund, eine Zunge unterwanderte jede Artikulation. Die Wohnungstür flog auf, Heraustorkelnde hielten abrupt inne, meine Augen wuchsen auf Tellergröße an. Mark, Manni, noch einige andere. Mit mysteriösem Blick ließ mich Kostas, der Giftmischer, in betonter Langsamkeit los. Ich hatte noch den fauligen Geschmack des Biers auf der Zunge, meine Kehle brachte nur ein ausgedörrtes Krächzen zustande, während sich meine Wangen blutrot färbten. Das erkannte ich unter anderem daran, dass nicht nur die Hitze zunahm, sondern meine Knie einknickten. Mark stürzte zu meiner Rettung vor, schlang sich einen Arm um die Schultern und umklammerte meine Hüften. "Hey, hey, geh's langsam an, Frosch." Mein Kosename, den wir nur unter uns gebrauchten. Er musste es in seiner Besorgnis wohl vergessen haben. Mich traf ein triumphierender Blick aus schwarzen Augen unter buschigen Brauen. Das Knistern von Scheinen. Ich hatte den starken Drang, mir den Schädel zwecks flächendeckender Amnesie einzurennen. @-- Kapitel 2 - Noli me tangere! Leichter Sommerregen schmiegte sich an die gekippte Fensterscheibe, während ich bügelte. Mein Rücken schmerzte nach einem langen Tag im Büro, Zahlenkolonnen und Analysen, die Augen trotz speziell entspiegelter Brillengläser eingetrübt und rot geädert. Mark weilte seit genau drei Tagen auf der anderen Seite des großen Teichs, und ich vermisste ihn, seine dämlich-aufmunternden Nachrichten auf dem Mobiltelefon, die gesungenen Spottverse auf meinem Anrufbeantworter, die Gefallen, die ich ihm tun sollte, seine Aufforderungen, zu diesem oder jenem Ereignis mitzukommen. »Idiot.« Schalt ich mich ungehalten, plättete einen widerspenstigen Kragen. »Stell dich nicht so an. Du lehnst doch ohnehin seine Einladungen ab, weil du dich nicht aufraffen kannst, also, was soll der Blödsinn?? Erledige die Bügelwäsche und räum seine Umzugskisten ordentlich weg.« Während N-TV die Tagesnachrichten abspulte und dann zu den Wirtschaftsdaten überging, stapelte ich Kartonagen und deckte sie mit einer dekorativen Plane ab. Mark hatte sich stets darüber alteriert, dass der Fernseher bei mir lief, wahlweise Nachrichtensender, statt wie gewohnt Spielfilme wiederzugeben oder aber Musiksender zur Unterhaltung. Ich begegnete seinem Unverständnis mit einem Schulterzucken. Das Geräusch beruhigte mich eben. Ob die Welt nun schlechter wurde in meinen Augen, weil ich ihre Gräuel auf Endlosschleife registrierte, oder ob ich dies ließ, welchen Unterschied machte es schon? "Eine Illusion von Gesellschaft." Hatte er seinen psychologisches Basiswissen hervorgekramt, doch warum musste ich mir einen "staubtrockenen Nachrichtenkerl" als Gesellschaft einbilden?? Das hatte mich immer wieder zum Grinsen gebracht, doch jetzt durchzuckte mich Ekel. Einen Kerl? In solchen Dimensionen hatten wir beide Anfang des Jahres noch nicht gedacht, zumindest konnte ich mich dessen nicht entsinnen. Mark wechselte die Damenbekanntschaften, wie er lustig war. Ich hatte vor drei Jahren meine erste und einzige Beziehung beendet, weil ich es für verfrüht hielt, in diesem jugendlichen Alter mit Kindern anzufangen. Ungeachtet dessen schien mir unser Leben doch unspektakulär, durchschnittlich, schließlich galt es zuerst, sich beruflich hochzuarbeiten, Erfolge einzuheimsen nach sklavenartigen Lehrjahren und theoretisierenden Studiengängen. Wie Bob Marley so stimmig intonierte "no woman, no cry", eine Strategie, die uns beiden zusagte. »Genug mit diesem melancholischen Mist!« Ich terminierte den "Nachrichtenkerl" mit einem entschlossenen Druck auf der Fernbedienung und kroch in mein Bett. @-- Ich konnte nie verstehen, warum Rentenbeziehende und Hauswirtschaftende ausgerechnet am Samstag, wenn alle berufstätige Welt für die Woche einkaufte, sich auch unter die ohnehin gewaltigen Scharen mischten mussten. Sie hatten doch die ganze Woche vormittags bis in die frühen Nachmittagsstunden ausreichend Zeit und Gelegenheit! Aber nein, hier mussten sie sich ins Getümmel stürzen, mit Kinderwagen, im Schneckentempo, anti-autoritärer Einstellung gegenüber dem verzogenen und ungebärdigen Nachwuchs, na, vielen Dank! Ich hätte mit einem Knüppel draufschlagen können. Dazu keine Einkaufsliste, die Lesebrille vergessen, die verblödeten Rangen angelten wahllos Artikel aus den Regalen, die die Erzeugenden wieder herausräumten: wenn man nicht mitten in diesem Tierversuch steckte, hätte man es burlesk und amüsant finden können. Mir trieb es die Hutschnur hoch, die ich nicht besaß. Zudem hatte ich, mit dem göttlichen Geschick, das mich niemals verließ, einen Wagen erwischt, der nach links ausbrach, eine ganze Kordel Schnur um den rechten Vorderrollen trug und dazu in lieblichsten Tönen quietschte. Wenn ich jemals wieder meine Wohnung erreichen würde, war eine Dusche fällig und der gewaltigste Teller Spaghetti Bolognese, den ich zubereiten konnte. "He, Frosch." Ein Schauer prickelte über meine mit Partikeln von Schweiß benetzte Haut. Ich kannte diese Stimme und ich verabscheute sie bis in die sich nun aufrollenden Zehennägel. »Kostas.« Ein neckisches Körbchen schwenkend, mit arrogant gelupften Augenbrauen in buchhalterischer Genauigkeit den Inhalt meines Wagens inspizierend. "Such dir ne andere Schlange!" Platzte es patzig aus mir heraus. Der Giftmischer ignorierte mich, grabbelte stattdessen ein Computermagazin aus meinen Einkäufen heraus und blätterte das Inhaltsverzeichnis auf. Ich war überzeugt, dass der Rauch, der mir aus den Ohren stieg, in weniger als einem Wimpernschlag die entsprechenden Melder alarmieren würde. Wir stünden in Kürze knöchelhoch in Löschwasser. Meine Augen töteten gnadenlos und perfekt. Der Mistkerl rührte sich nicht, las mit einem spöttischen Grinsen hinter dunkelgrün getönten Gläsern einer überteuerten Sonnenbrille quer. Den Griff im Stich gelassen grapschte ich mein In spe-Eigentum und blockierte mit dem Wagen den Weg. "Hände weg, und verzieh dich an die Schnellkasse!" Lässiges Schnippen der Locke, die ich so brennend gern abgefackelt hätte. "Sorry, Frosch, aber das hier sind genau elf Artikel." Er präsentierte wie eines dieser verblödeten Fernsehmodells seinen Korb. Wenn er noch mehr Zähne zum Aufblitzenlassen gehabt hätte, wäre ich wenigstens mit einem Gleißen erblindet und hätte visuell meine Ruhe gehabt. "Was machst du eigentlich so?" Erkundigte er sich so beiläufig, als seien wir alte Bekannte. »Beschissener Giftmischer, nur wegen diesem ekelhaften Auftritt vor meiner Wohnung...!!« "Einkaufen!" Versetzte ich bissig und kehrte ihm demonstrativ den Rücken zu, konzentrierte mich auf die Schlange. "Mark gut angekommen?" Ließ er, nun im Telegrammstil, nicht locker. Ich blieb stumm. »Ruf ihn doch an, du blöder Sack! Oh, was für ein Pech, du hast seine Nummer ja gar nicht! Wie bedauerlich!« Ein schadenfrohes Grinsen huschte just in dem Moment über mein Gesicht, als er sich vorbeugte und "knackiger Arsch, Frosch" in meinen Nacken hauchte. Mir fiel natürlich alles aus dem Gesicht, der Wagen schoss in Reflex einer Matrone in die Hacken, die sofort loszeterte, ihre gesamte Brut stimmte grölend ein. Mein Tag war wieder einmal gerettet. @-- Schweißgebadet und schwer beladen steuerte ich endlich meinen Corsa an. Seine blaue Lackierung glühte bereits in der Hochsommersonne. »Nichts wie weg hier!!« Ich drehte den Schlüssel, packte die Tüten in den aufgeklappten Shopper, damit sie nicht umfallen konnten, als eine Hand schwungvoll auf meiner linken Pobacke landete. Ich schrak zusammen und biss mir auf die Zunge, während mein Hinterkopf gegen das nur an zwei Kordeln gesicherte Bord unterhalb des Kofferraumdeckels knallte. "Verdammte Scheiße!!!" Begrüßte ich die jüngste Entwicklung entnervt. "Lust auf nen Brunch morgen?" »Kostas.« Immer wieder dieser verfluchte Scheißkerl! Er stand so nahe vor mir, dass ich seinen Atem einsog, unfreiwillig. Wäre ich aber zurückgetreten, wäre es ein Eingeständnis der Schwäche gewesen und DAS stand nicht zur Diskussion. Ich sammelte mich, fixierte seine schwarzen Augen, die Sonnenbrille baumelte vor der Brustbehaarung. "Vielleicht bin ich zu subtil, also erkläre ich es noch mal: ich bin NICHT schwul, und du gehst mir am Arsch vorbei!" Ich flötete Gift sprühend. "Also verpiss dich. Alles klar?" Seine Mundwinkel kräuselten sich, zuerst schien es mir, in Unsicherheit, doch dann erkannte ich, in einem Schleier von Wut, dass er sich krampfhaft bemühte, ernst zu bleiben. Er rückte weitere Millimeter näher. "Weißt du, Frosch, ich bin auch nicht schwul, aber das hindert mich ja nicht daran, dir mal 'am Arsch vorbeizugehen'." Er zwinkerte, und ich begriff die Doppeldeutigkeit meiner eigenen Worte, die mich, mal wieder, in eine noch verdrehtere Situation hineingeritten hatten! Auf dem Absatz kehrtmachend feuerte ich schwungvoll den Kofferraumdeckel in sein Schloss und stürmte zur Tür. Es reichte. Ich war doch nicht sein Jahrmarktsclown! »Blöder Wichser!« "Also, kommst du morgen ins Riviera?" Er bewaffnete sich mit der Sonnenbrille, behinderte noch immer meine Ausfahrt. "Eher ertränke ich mich im Kanal!!" Fluchte ich und hupte wütend, was sämtliche Köter in den überhitzten Familienkutschen aufweckte, aber das war mir schnurz. Kostas blies mir einen Kuss zu, bevor er, nun wirklich unverhohlen und feist grinsend, den Weg freigab. Ich verbrachte den Tag vor dem Schachcomputer und unterlag in jeder Partie kläglich. @-- Selbstredend mied ich jeden Kontakt mit dem aufdringlichen Giftmischer, dessen pure Anwesenheit mir schon die Galle hochschießen ließ, doch aus unerfindlichen Gründen materialisierte er sich immer öfter in meinen Augenwinkeln, beim Einkaufen, im Bus, am Zeitungskiosk, in meiner Straße. Einige Meter entfernt, undeutlich, und wenn ich mich umkehrte, den Blick schärfte, war er verschwunden. Wurde ich paranoid, oder verfolgte er mich, im Neudeutschen "stalking" genannt? Herumzucken und mich umsehen wurde zu einer fixen Manier, die mir selbst den letzten Nerv raubte. Dementsprechend geladen war ich auch, als mich Mark aus Amerika anrief. Nach den üblichen Bekundungen der Gesundheit und des Wohlergehens platzte ich förmlich mit der Fehde heraus. Mark lachte, munterte mich im selben Maß auf, indem er mich auch verärgerte, weil ich mir nicht ernst genommen vorkam. "Weißt du was?" Er kicherte noch immer kindlich. "Gerade dich wollte ich um Hilfe bitten. Kostas bastelt nämlich an seiner Kiste herum, und nun findet er Daten nicht mehr, die er dringend braucht. Er wollte von mir wissen, ob ich nicht jemanden kenne, der seine Mühle auseinandernehmen kann." "Nein, Mark!" Ich protestierte sofort. "Vergiss es! Nicht bei dem Kerl!" "Komm schon, Frosch, das kriegst du doch locker wieder hin." Versuchte er, mir zu schmeicheln, doch ich verweigerte mich bockig dieser simplen Technik. "Keine Chance! Dein toller Freund macht mich ständig an und verfolgt mich!!" "Kostas?" Mark grölte bereits wieder dröhnend in meine Ohrmuschel. "Sag mal, bist du nicht ein wenig empfindlich, Frosch? Oder immer noch sauer wegen dem Trick auf der Party?" Getroffen schmollte ich grollend. Natürlich verzieh ich ihm den Eklat wegen dieser blödsinnigen Wette nicht, ich hatte schließlich auch meinen Stolz! Außerdem war ich sicher, dass er mir an den Hacken klebte, auch wenn ich ihn nicht sah! "Frosch, ich habe es ihm versprochen, sei doch nicht so schwierig." "Du hast ihm versprochen, dass ICH ihm helfe??" Ich konnte es nicht fassen. "Nee, du Dödel, ich habe gesagt, ich finde jemandem, der ihm hilft. Deinen Namen habe ich nicht breitgetreten." "Dann kann es also auch ein anderer übernehmen??" Hakte ich erleichtert nach. "Klar, wenn du einen deiner Freunde schicken kannst." Ich war versucht aufzulegen. Marks Totschlagargument, und wir beide wussten es. Ich hatte Arbeitskollegen, Vereinskollegen beim Walking, aber Freunde, Fehlanzeige. Da ich niemanden an der Hand hatte, der den Job übernehmen konnte... verflucht! "Wieso kannst du nicht jemand anderen aussuchen???" Nörgelte ich quengelnd im Rückzugsgefecht. Mark tätschelte telefonisch meinen Rücken. "Frosch, du bist eben der Beste, woher soll ich Ersatz nehmen?" »Doofe Schmeichelei.« @-- Kostas' Adresse auf einem Notizzettel trabte ich mit kritischem Blick Richtung Wolkendecke los. Hoffentlich hielten sie dicht, bis ich wieder Zuhause war. Bei der drückenden Schwüle wollte ich mich nicht mit einem Schirm belasten. Sollte schnell gehen! Und wehe, der blöde Kerl packte mich an!! Kostas wohnte stramme zwanzig Minuten entfernt in einem Mehrfamilienhaus, zweiter Stock. Ich klingelte und wartete ungeduldig, dass ein Summton mich in den Hausflur lassen würde. Stattdessen drang Kostas' verzerrte Stimme an mein unwilliges Ohr. "Jörn? Warte bitte, ich komme runter und schließe auf!" Die Augen verdrehend tappte ich ungeduldig mit der Fußspitze auf den gepflasterten Weg, die Hände auf den Hüften aufgestützt. Kostas sprang energiegeladen und elastisch die Stufen hinab, fingerte dann den Schlüssel aus der sehr hauteng sitzenden Jeans und öffnete die Tür. "He, Frosch." Begrüßte er mich mit sich kräuselnden Mundwinkeln. Ich ignorierte seine plumpe Vertraulichkeit und schneite an ihm vorbei, die Treppen hoch, stocksteif und abweisend, bis ich nicht länger umhin konnte, das brennende Grinsen hinter mir zu registrieren, das sich demonstrativ auf meinem Hintern verankerte. Dabei trug ich bequem geschnittene Cargos, in den Taschen kleine Schraubenzieher und Klebestreifen! "Was ist??" Giftete ich. "Trainierst du eigentlich?" Erkundigte er sich, scheinbar harmlos und unschuldig, doch mir dampfte es bereits wieder unter der Perücke. "Los, zeig mir deine Kiste, damit ich es hinter mich bringen kann!" Zischte ich ungnädig, ließ ihn an mir vorbei. Kostas bewohnte eine Zwei-Zimmer-Wohnung, das Schlafzimmer recht klein, während das kombinierte Wohn-Esszimmer offenkundig das Herz darstellte. Auf einem Klapptisch an der Wand wartete bereits ein blinkender Monitor auf mich, doch ich hatte für Augenblicke meine Aufgabe vergessen. Überall belagerte ich mich Dagobert Duck: blaue Bettwäsche mit dem Milliardärs-Erpel, Figuren in den Regalen, ein Schachspiel, ein gerahmtes Poster: ich kam mir wie in einer Gedenkstätte für den Geizhals aus dem Hause Walt Disney vor. Als ich Kostas amüsiertes Lächeln bemerkte, fror ich augenblicklich meine Gesichtszüge ein, inspizierte kühl die Anlage. "Worin genau besteht das Problem?" Blaffte ich ihn an, als er sich auf die Stuhllehne gestützt über mich beugte. "Ich habe verschiedene Dateien verloren, die ziemlich wichtig sind. Hatte einen Abendkurs besucht in Sachen Marketing, den Bestandteil tragen sie auch alle im Titel. Eigentlich wollte ich bloß mal aufräumen." Er zwinkerte mir vertraulich zu, als hätten wir eine verschworene Partnerschaft. Ich wies ihn mit finsterem Blick in seine Schranken. "Wenn ich das aussortieren soll, dann brauche ich Ruhe." Meine Augen spießten seine Hand auf der Tischkante förmlich auf. "Okay, Maestro!" Er hob verteidigend die Hände hoch, verspottete mich so offenkundig, dass meine Zähne laut mahlten vor Wut. Ich blendete ihn, auch wenn es sich als ungemein schwierig erwies, einfach aus meinem Bewusstsein aus und arbeitete mich durch sein System, das keins war. Oder zumindest in einer Variante von Ordnung, die mir völlig unverständlich blieb. Er wuselte im Hintergrund herum, summte zu irgendeinem lächerlichen Schlager, der im Radio intoniert wurde, kramte und lief umher, in unruhestiftender Beweglichkeit. Verbissen sortierte ich, sicherte dann seine geliebten Dateien auf einer Diskette, bevor ich defragmentierte und Verzeichnisse anlegte. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so chaotisch arbeiten?? "Hier." Eine dampfende Tasse Cappuccino schäumte vor mir auf dem Tisch. "Nein, danke." Beschied ich abwehrend, schob den Stuhl zurück. "Ich muss gehen." "Bei dem Wetter?" Eine buschige Augenbraue wanderte ironisch nach oben. Es regnete heftig. Er kräuselte nachsichtig die schmalen Lippen. "Also, setz dich doch, trink was und lass uns ein wenig reden. Was machst du so?" Er fläzte sich in einen gepolsterten Sessel, seine Tasse balancierend, ein Bein über das andere geschlagen, posierend. "Ich habe Mark den Gefallen getan, nicht dir!" Versetzte ich wütend, bevor ich mich den Cappuccino verschmähend wieder dem Bildschirm zuwandte. "Ich habe Übrigens noch den Gutschein für das Maredo, den könnten wir einlösen, immerhin hast du mir geholfen." Er gab einfach nicht auf, in diesem säuselnden, selbstgewissen Plauderton, der mit jeder Silbe Salz in meine Wunden rieb. "Du kannst dir den Gutschein sonst wohin schieben! Ich habe mit euren Scheiß-Wetten nichts zu tun! Ich werde den Teufel tun und ausgerechnet mit dir irgendwo essen!!" Er lachte, perlend, arrogant, meinen Hass aufstachelnd. "Ich würde ja lieber was anderes schieben, am Liebsten mit deiner Beteiligung, aber wenn du so schüchtern bist..." Sein diabolisches Grinsen in meinem Nacken stellte mir alle Haare auf. Meine Fingernägel gruben Halbmonde in die Oberfläche der Spanplatte. »Dieser widerliche, perverse, absolut kranke....« Eine Hand legte sich auf meinen Nacken. "Du solltest nicht so krumm hocken." Der Daumen schabte über meinen Nackenwirbel. Ich schrie auf. Seit geraumer Zeit plagten mich Nacken- und Rückenschmerzen, verspannte sich das dichte Netz an Nerven, Sehnen und Muskelsträngen zu einem erstickenden und peinigenden Panzer. Ein Schicksal, dass viele Schreibtischhengste kannten und das mich nun auch ereilt hatte. Dieser Mistkerl hatte mit perfider Genauigkeit den neuralgischen Punkt getroffen! "Fass mich nicht an!!" Explodierte ich, sprang mit verzerrten Gesichtszügen hoch und warf den Stuhl um. Kostas musterte mich mit distanziertem Blick, ein tadelndes Schnalzen auf der Zunge. "Du solltest mal eine Massage in Erwägung ziehen." "Sag mir nicht, was ich zu tun habe, klar??" Ich klaubte den Stuhl heftig auf, zerrte mir dabei noch eine Sehne, die sich sogleich aufreibend bemerkbar machte. "Für so einen windschnittigen Burschen bist du aber ziemlich schreckhaft." Kostas' Mundwinkel tanzten wieder ihren höhnischen Triumph-Foxtrott. "Du kannst mich mal!!" Brüllte ich ihn an, fasste blindlings meine Sachen und stopfte sie in diverse Taschen, stelzte zur Tür. "Gerne, lass die Hose herunter und beug dich vor!" Trällerte Kostas in aufreizendem Tonfall. Ich erreichte die Tür, riss sie heftig auf und stürmte die Treppen hinunter. "Frosch, warte!" "Verreck!!" Entgegnete ich sehr erwachsen, bevor ich mich in den Platzregen warf. @-- »Hunde und Katzen!!« Warum musste auch gerade dann eine halbe Sintflut niedergehen, wenn ich unterwegs war?? Mein T-Shirt klebte vollkommen durchnässt an mir, die Hose behinderte jeden Schritt, meine Schuhe schwappten vor Wasser, die Sicht durch meine Brille betrug Millimeter. Ich vergrub die Hände in den Hosentaschen und stutzte, verbissen gegen den böigen Wind ankämpfend. Nadelspitze Regentropfen traktierten mich, als ich meine Flucht verlangsamte, unter einem Blätterdach Schutz suchte. »Scheiße. ScheißeScheißeScheiße. Jörn, du ungekrönter Herrscher aller Hirnis!!« Ich hatte in meinem Brass auf Kostas die vermaledeite Diskette eingesteckt. »Klasse. Wirklich genial gemacht. Und nun??« Ich hätte mich treten können. Sollte ich sie ihm per Post schicken?? In den Briefkasten werfen, guter Gedanke! Nass war ich ohnehin, da konnte ich das blöde Ding auch die paar Meter zurücktragen und entsorgen. Entschlossen, dieses unerfreuliche Kapitel meines Lebens schnellstmöglich zuzuschlagen, preschte ich gegen den Strom an, stemmte mich gegen den auffrischenden Wind, um ausgekühlt im Blindflug Kostas' Wohnhaus zu erreichen. Ich zerrte die Brille herab, unnütz, wenn ich den passenden Briefkasten ausspähen wollte, als ich registrierte, dass jemand in der Haustür lehnte. Kostas. @-- Regentropfen verfingen sich in meinen Wimpern, bis ich endlich verärgert mit dem Handrücken klare Sicht schuf. Die Arme verschränkt, undeutbar kühl musterte er mich. Trotzig schob ich die Unterlippe vor, durchaus der Tatsache bewusst, dass ich wie eine abgesoffene Ratte wirken musste. "Die D-D-D-i-s-s-sket-t-te." Meine Zähne klapperten gewohnt unpassend im Timing. Zitternd streckte ich ihm die quadratische Plastikscheibe entgegen. Er rührte sich nicht. »Blöder Sack, soll ich sie vielleicht auf den Boden werfen, oder was??« Gerade, als ich beschloss, sie eben in seinen Briefkasten zu entsorgen, schnellte er vor, umklammerte mein Handgelenk, während seine freie Hand sich auf meinen Nacken legte, die Fingerspitzen in die verspannte Muskelpartie bohrend. Ein klägliches Winseln entfuhr mir, dann hatte er mich eng an sich gezogen, in die Wärme und Trockenheit seiner Arme. @-- Ich hatte mich natürlich losgemacht, doch mein Nacken brannte nach dieser Attacke so furchtbar, dass ich Stiche bis vorne in die Brust spürte, fürchtete, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen. Er hatte das mit Absicht getan, ich wusste es, er wusste es, und ich hasste ihn, schwächlich von ihm gestützt, unfähig, mich selbst zu verteidigen. Um Atem ringend krallte ich die Finger in meine linke Brustseite, hoffte, dass mit einer passenden Gegenbewegung der gereizte Nerv sich wieder beruhigen würde, doch vergeblich. Der Schmerz schnürte mich in meiner Panik noch stärker ein, trieb Tränen in meine Augen. Kostas machte kurzen Prozess. Kaum, dass wir seine Wohnung erreicht hatten, stellte er mich auf ein Handtuch, pellte mich trotz meiner verkrümmten und widerspenstigen Haltung aus meinen Kleidern, bis ich nur noch im Adamskostüm zitterte, wickelte mir gnädigerweise ein zweites Handtuch um die Hüften, bevor er meine Haare frottierte, mir dann endlich das Tuch reichte, damit ich mich, soweit es meine eingeschränkte Beweglichkeit zuließ, abtupfte. Wir sprachen nicht, kein einziges Wort, als er mich unter Einsatz seiner überlegenen Körpermasse in sein Schlafzimmer drängte, auf das Bett packte und ohne Zeitverlust meine Schultern zu bestreichen begann. Es war nur ein leichter Kontakt, trotzdem krallte ich die Finger in das Kopfkissen, das ich unter mich geschoben hatte, biss die Zähne ineinander. Er beugte sich über mich, blies mir seinen warmen Atem wie Wüstenwind in den Nacken, mühte sich darum, die Sehnen geschmeidig zu kneten, die Muskeln zu entkrampfen. Man hätte wohl einen Fleischklopfer benötigt. Wenn ich nicht gerade gegen Schmerzen anwinselte und um Atem rang, bemerkte ich das Tropfen seines Schweißes auf meinen Rücken, seine angestrengten Bewegungen im Augenwinkel. Seine Hände mussten ungeheuer kraftvoll sein, denn er gab nicht klein bei, drückte, massierte, streichelte, immer unter Einsatz sämtlicher Glieder, insbesondere des Daumens, vom obersten Nackenwirbel bis hinunter zum Steiß. Ich vergaß meine Verlegenheit, meinen Hass für kurze Zeit, ächzte unterdrückt, wenn er mit den glühenden Fingerspitzen gegen meine Schädelwand klopfte, meine Haare durchpflügte, um mich gemächlich, aber unaufhaltsam in Pudding unter seinen Händen zu verwandeln. Als er endlich von mir abließ, schloss ich ermattet die Augen, ebenso angestrengt wie er selbst, aufgewärmt und in die Lage versetzt durchzuatmen, ohne auf Hindernisse zu stoßen. Während ich noch verzückt Richtung Bauch Luft strömen ließ, verlor sich plötzlich das Handtuch um meine Hüften, ich wurde herumgerollt, die Decke unter mir hervorgezogen, zurückgerollt wie ein Nudelholz, dann unter der Decke wieder eingewickelt. Als ich hoch blickte, alarmiert und nun wieder hellwach, schlüpfte Kostas im Halbdunkel der spärlichen Ausbeute einer vereinsamten Digital-Uhrzeit-Anzeige zu mir. Ich fuhr zurück, rutschte Richtung Bettkante, ließ ihn nicht aus den Augen, der mir mit einer Hand auf meiner Wange Einhalt gebot. Sein Daumen bestrich meinen Unterkiefer, während die Fingerspitzen sich unter mein Ohrläppchen schoben. Wie paralysiert bestaunte ich sein Heranrücken, langsam, unangestrengt, bannend, bis er direkt mir gegenüber spiegelverkehrt auf der Seite lagerte, die Lider auf Halbmast. »Er wird gleich was Komisches machen, was dir unter Garantie nicht gefällt!« Lärmte der Scheißedetektor in meinem Hirn, doch ich sah mich außerstande, den Pudding, in den er mich verwandelt hatte, zur Ordnung zu rufen, sodass er mich ungehindert küssen konnte. @-- Einen Arm als Halt für die seitliche Lage unter den Kopf angewinkelt wanderte der andere frei über meine Seite, spazierte die Hand an meinem schützend vor der Brust gekreuzten Arm herunter, bis sie sich zwischen diesen und meine Rippen setzen konnte. Kostas rückte näher, saugte neugierig wechselweise an Ober- und Unterlippe, während ich meine freie Hand auf seine Brust legte, die Finger in sein Fell grub, um ihn auf Abstand zu halten. Vergebliche Mühe, auch wenn es sicherlich ziepen musste. Er erkundete mit der Zunge wissbegierig meinen Gaumen, seine Hand liebkoste ungebremst meine sehnige Brust, streichelte über die erst anstrengend entspannten Muskeln. Seine Fingernägel rieben über die empfindliche Haut meiner Brustwarzen, im Wechselspiel. Er nagte an meiner Zungenspitze, die sich unvorsichtig, um den Eindringling heraus zu expedieren, zu weit vorgewagt hatte, entlockte mir leise Laute der Lust, die ich vorzog, nicht zu hören. »Das passiert nicht wirklich.« Redete ich mir ein. »Nur ein wirrer, sehr lebhafter Traum, nichts davon ist real.« Nicht die rauen Brusthaare, die über meine Haut rieben, sie reizten, nicht die unerwartet weichen, getrimmten Locken an meiner Wange, nicht die Hand, die meine Hüften erkundete, sich um meinen Po wölbte und ablenkte, während sich ein ebenso rauhaariger Oberschenkel in meinen Schritt schmuggelte, um dort begehrlich kinetische Energien zu erzeugen. Meine Augen in der Halbdunkelheit weit aufreißend umklammerte ich seine Schultern, verweigerte mich meiner eigenen Zügellosigkeit, der Erkenntnis, dass ich gerade etwas Unbeschreibliches mit dem Spitzenreiter meiner Schwarzen Liste tat. Es fühlte sich einfach zu gut an! Ja, es tat mir gut, so gut, dass mir Prinzipien scheißegal waren. Ich wollte einfach eine Auszeit nehmen, eine Pause machen von der ewigen Stärke und Anspannung, die man erwartete. Kostas' zärtliche wie auch beharrliche Reibefläche an meiner Front tat Wirkung. Blitzartig zog ich die Knie hoch, doch hinderte ihn das nicht daran, seine Bemühungen zu verstärken, mein Gesicht gleichzeitig mit einem Kussregen zu sprenkeln, bis ich zu abgelenkt war, um mich zur Wehr zu setzen. Mit einem leisen Laut zwischen Scham und Erleichterung kam ich, glühte in Verlegenheit feuerrot, suchte in seiner Halsbeuge Schutz. »Er ist selbst schuld. Hätte ja aufhören können. Wenn er sich nun ekelt...« Aber Kostas tat nichts dergleichen, im Gegenteil, seine Finger massierten begehrlich meine Kehrseite. Er raunte unverständliche Koselaute in mein Ohr, schlangengleiche Windungen vollführend, die mich durch ihre raue Werbung erregten. Er fing meine herumirrenden Finger ein, dirigierte sie mit sanftem Nachdruck zwischen unsere Torsi, bog den Kopf in den Nacken, die Augen geschlossen, die eigenen Lippen mit der Zunge massierend, während er mir gleichzeitig auferlegte, auf Naturkundeforschung zwischen seinen Beinen zu gehen. »Das geht... zu weit... kann doch nicht...« Unsicher, tapsig tippte ich auf die glühende und im raschen Pulsschlag vibrierende Muskelanballung, tat es Kostas nach und senkte die Lider fest, atmete tief durch, zumindest im Rahmen der Situation. »Stell dir vor, es ist dein eigener...« Suggerierte mir hilfreich mein Unterbewusstsein. Das wollte ich mir nun nicht vorstellen, spürte ich doch genau, was Kostas gerade liebkoste. Trotzig packte ich energisch zu, was ihn aufstöhnen ließ und nutzte diese Gelegenheit, Rache zu üben für all seine Arroganz, den Spott in seinem Blick, seine sich kräuselnden Mundwinkel, seine unverschämten Offerten und die Tatsache, dass ich mich nun hier fand. Er schnellte vor, ohne unsere Verschlingung zu lösen und küsste mich hart und intensiv. @-- Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er spornstreichs, sobald wie möglich, das Bett verlassen würde, um zu duschen. »Wenigstens meine Spuren auf seinem Leib abzuwischen...« Doch er tat nichts dergleichen, rollte sich auf den Rücken, die Arme hochgereckt über die Augen, ein angedeutetes Lächeln auf den Zügen, bevor er einfach einschlief. Positiv anzurechnen war, dass er nicht zu mir herüberkroch und sich anzukuscheln versuchte, denn das hätte ich partout nicht ertragen können. Gerade jetzt brauchte ich Abstand und zwar reichlich! In mir tobte ein wirriger Sturm aus Selbstvorwürfen, angenehm erschöpfter Libido und verlegener Scham. Nun, sobald er tief genug schlief, würde ich auf alle Fälle unter die Dusche steigen, so viel war sicher! Danach meine Klamotten suchen und türmen, sobald ich sie ausgewrungen hatte. Der Gedanke, ihm beim Aufwachen zu begegnen oder gar am Frühstückstisch: nicht auszuhalten! Wie ein Dieb rollte ich unter der Decke heraus, krabbelte förmlich auf allen Vieren zur Zimmertür und wagte erst im Flur wieder den aufrechten Gang. Mit einem erstickten Seufzer illuminierte ich das Bad und blieb angewurzelt stehen. Natürlich. Dagobert Ducks Geldspeicher: über den gelblich schimmernden Fliesen und Kacheln hatte sich in halber Höhe ein Künstler versucht, mittels Tupftechnik unzählige Münzen angedeutet und den Herrscher über dieses Reich im geringeltem Badeanzug, Zylinder- und Kneifer- bewehrt per Sprungbrett in die güldene Masse eintauchen lassen. Dazu gruppierte sich eine aufblasbare Schwimmfigur, diverse Farnpflanzen und Badehandtücher und -matten im selben Design. Ich schloss die Tür hinter mir und fischte meine Kleider aus der Duschwanne, schleuderte sie aus und wrang dann ungeschickt. Nun, wenn es nicht zu arktisch zuging, sollte ich es bis nach Hause schaffen. Nach der Dusche! @-- Ich zog lautlos die Wohnungstür ins Schloss und stahl mich wie ein ungeschulter Dieb davon, auf Zehenspitzen, den Kopf tief zwischen die Schultern gesenkt, krummbucklig. Um dann von Furien gehetzt die Straße hinunter zu sprinten, bis ich außer Sichtweite war. Eigentlich wollte ich keinen einzelnen Gedanken mehr an die letzte Stunde verschwenden, nicht jetzt, nie mehr! Das war nicht wirklich passiert, ich hatte nicht wirklich mit einem Kerl herumgefummelt. Mich schüttelte es. Der dann einfach wegpennte, noch mit meinem Sperma auf dem Unterleib. Widerlich! Gleich in eigenen Gefilden würde ich kochend heiß und ausgiebig duschen und gurgeln, mehrfach. Meine Schritte verlangsamten sich, in der Geschwindigkeit, in der der Scheißedetektor zuvorkommend im Telegrammstil Informationen einhämmerte. »Du hast mit ihm rumgemacht und bist gekommen. Mehrfach.« »Ichwilldasnichthören,klar?!!« »Er hat sich's nicht mal abgewischt. Seltsam, oder?« »Wasweißich,wasfüreinPerverserdasist,mirdochegal!« »Hast bestimmt auch ein paar Haare da gelassen.« »Und??!!« Der Scheißedetektor schaltete in Oberlehrerstufe. »Okay, stellen wir uns einfach mal dumm und summieren die letzten Ereignisse: was ist ein Idiot?« »RhetorischeFrage.« »Ein Idiot, das ist ein Typ, der schon einmal für eine Wette hereingelegt wurde und nun gerade neben seinem Sperma auch andere Indizien hinterlassen hat, die eindeutig beweisen, dass er mit einem anderen Kerl im Bett war.« Mir wurde eisig kalt. »Und?!!« »Und?« Der Oberlehrer verdrehte angesichts solcher Naivität die Augen hinter den dicken Gläsern. »Man kann heute für einen Appel und ein Ei schon mittels einiger Haare feststellen lassen, ob man der biologische Vater des Nachwuchses ist. Was kann man dann erst mit Sperma und Haaren feststellen?!« »Dubistparanoid!!« Ein vollkommen humorloses Grinsen zuckte unter dem bleistiftdünnen Schnurrbart. »Klar, Doofbacke, und wenn sie nun um eine, sagen wir mal, Kiste Chateau Lafitte Rothschild gewettet haben? Du hast doch keine Ahnung, woher solche Yuppies ihren Kick beziehen.« Mein Magen stülpte sich panisch um. »Was wohl Mark sagt, wenn der Giftmischer ihm davon erzählt?« Ich kotzte in den Rhododendron. @-- Die nächsten drei Wochen lieferten sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Qualifikation für eine der 1.001 chinesischen Vorhöllen, und sie gaben sich wirklich alle Mühe. Kostas meldete sich nicht, ich sah ihn auch nicht mehr im Augenwinkel, was meiner Paranoia keinen Abbruch tat. Stattdessen verkrampfte ich mich immer schlimmer bei jedem Gedankenzucken an ihn oder die Leute, denen er brühwarm von meinem Abstieg in die Liga der warmen Brüder geschildert hatte. Sic. Mark meldete sich glücklicherweise nur ein einziges Mal, bedankte sich beiläufig für die Datenrettung und erging sich in farbenprächtigen Schilderungen des American Way of Life. In mir ballte sich eine unverdauliche Mischung aus Wut und Verzweiflung. Ich WOLLTE nicht an ihn denken, ich wollte überhaupt nicht denken, immerhin hasste ich den Kerl, aber in dem Augenblick dachte ich ja schon wieder an ihn, was ich ja nicht wollte! Ein endloser Kreislauf, der mich in ein hysterisches Nervenbändel a la Woody Allen verwandelte. Aber irgendetwas musste ich unternehmen, diesen Teufel austreiben, der sich in mir festgesetzt hatte, bevor ich vollkommen zum Freak mutierte! Ich kam mir vor wie Loriot in "Pappa ante portas", gloriose Zuspitzung seines verzweifelten Bemühens, mit einer unvorhersehbaren Entwicklung Schritt zu halten. Auch wenn es sich in seinem Fall um die Integration in seine eigene Familie anlässlich der vorgezogenen Pensionierung handelte. "Aber es muss doch für diese Fälle irgendwas vorgesehen sein, Faustregeln, oder so was?!" Was tat man denn, wenn man auf einer tickenden Zeitbombe thronte wie Graf Koks?? Ich belauerte jede Äußerung, jedes Lachen, jedes Grinsen auf Zweideutigkeiten, versteckte Anspielungen, subversive Zwischentöne. War bald fix und alle. So viel Anstrengung hatte ich mir schon seit geraumen Ewigkeiten nicht mehr aufgebürdet. »Es ist schon eine Hundearbeit, sich zum Gespött der anderen zu machen!« @-- Kapitel 3 - Miese Machenschaften Ich hing gerade krumm wie ein Fragezeichen und nicht im Mindesten erfrischt oder gelockert nach einer Stunde Walking in der angeschlossenen Sports-Bar, nagte zum Missfallen des Barkeepers, der sich mit Amerikanismen glorifizierte, wenn er schon mal die Zähne auseinander bekam, an Kohlekeksen, nippte an meinem Malzbier. Meine trüben Augen lagerten auf dem in Genickstarrenhöhe montierten Monitor, auf dem irgendeine Auflage von American Football lief. Blasses Gras, Typen in Kampfmontur, Herumgerenne, Tore ohne Netz und ständig unterbrachen sie damit die Werbung. Eine Hand klatschte auf meinen malträtierten Nacken, akkompagniert von einem jovialen "he, Frosch." Ich hustete eine Kanonade Kohlekeks über den blank gewienerten Tresen. »Kostas.« Zum Kotzen, wenn ich mehr als Brückchen zustande bringen sollte! Ich grunzte bösartig, Marke Tollwut und bissig bis zu den Zehennägeln, was den Giftmischer nicht daran hinderte, seinen Allerwertesten neben mir zu parken. Wieso tauchte der hier auf?! Was, zur Hölle, hatte ich in meinem Vorleben bloß angestellt, dass ich derart bestraft wurde?! Wieso war ich nicht vor die Wahl gestellt worden, als Mistkäfer wiedergeboren zu werden? Ich hätte ohne Wimpernzucken zugesagt. Hatte man Wimpern, wenn man nur eine Seele war?? »Aufhören!!« Ich ballte die Fäuste und zwang meinen kreiselnden Verstand aus dem Zugriff der Allenschen Hysterie. "So ein Zufall, wusste gar nicht, dass du dich hier auch mal blicken lässt. Wie geht's denn immer so?" Was schwafelte der Blödmann da?! Wieso quakte der mich an, als seien wir Kumpel, und, was, zum Teufel, dachte er wohl, wie es mir ging?? BESCHISSEN!! In DEINER Nähe noch stark suizidgefährdet, könnte mich glatt hier im Malzbier ertränken! Vielleicht klebte es mir ja auch einfach die Gurgel zu. "Du warst nicht bei der Massage." Nölte er, schnippte arrogant mit den Fingern, doch unglaublicher Weise bewirkte dies ein sich aus dem Nichts materialisierendes Pils mit exquisiter Schaumkrone. Ich hasste ihn! HASSTE ihn!! Leidenschaftlich, grenzenlos und mit nicht enden wollender Begeisterung. "Mein Bier." Blökte ich in Referenz auf den Massage-Hinweis. Schade, dass er sich nicht seine Pranke gebrochen hatte, verflucht, wäre mein stocksteifer Zustand wenigstens einmal zu etwas nutze! "Muss doch aber extrem unpraktisch sein, bei diesem oder jenem, was man so gerade tut." Er zwinkerte mich an. Schaum quoll metaphorisch aus meinem Mund. Was sollte das?! Wollte der mich hier, vor der gesamten Welt, anbaggern?! Mir zuzwinkern?!! Nicht nur das, er drehte sich auch auf dem Barhocker, um mich direkt zu konfrontieren. »Verdammt!« Der Schaum auf seinem Bier hatte sich leider schon in seinen Gierschlund verabschiedet, sonst hätte ich da ja mal kräftig rein niesen können! Das Leben meinte es nicht gerade gut mit mir. "Mark hat mir erzählt, du arbeitest bei einem Versicherungskonzern?" Was ging den Doofi an, was ich tat?! Ich fragte ihm doch auch keine Löcher in die Socken, die er offenbar nie zu tragen schien! Mark?! MARK??!!! Mein Gesicht verlor alle Farbe, ich erkannte das mühelos am Temperaturabfall, während sich Beulen in meinen Fußsohlen ansammelten. Er hatte mit Mark gesprochen?! WANN?! Was-was hatte er ihm erzählt?! Der gelackte Giftmischer schnippte die unvermeidliche Locke aus der Stirn, sortierte sie unter die Bügel der Angeber-Sonnenbrille, nippte mit höhnisch gekräuselten Mundwinkeln an seinem Bier und ließ mich keinen Wimpernschlag aus seinem schwarzen Falkenblick. »Der weidet sich daran, wie ich mich hier wurmmäßig winde!!« Ich wusste es, was es keinen Deut besser machte, konnte ich mich doch nicht zu einer Blöße durchringen. Sollte ich den Stinkstiefel etwa fragen, was er wem erzählt hatte?? »Und wenn ich Mark nun...?« Ich gulpte eilig mein Malzbier herunter. Nein, no way, Bruder hin oder her, aber das konnte ich definitiv nicht tun! Erstens würde es wie eine billige Kopie seines aufregenden Lebens aussehen, zweitens war das ja nicht irgendwer, der mir "die Stange gehalten" hatte, sondern sein Busenfreund, der miese Ko-ich-muss-gleich-kotzen-stas!! Wie sollte ich das erklären?? »Hey, Mark, ganz locker, kleiner Rückfall in die Doktorspielchen.« Oder so? »Ich besichtigte gerade mal seine Dagobert-Duck-Bettwäsche, da rutschte ich plötzlich auf dem Kelim weg und, wumms, mitten auf ihn drauf.« Klasse, sehr glaubwürdig. Sollte ich auf Schlafwandeln, hartnäckige Bewusstlosigkeit oder Unzurechnungsfähigkeit plädieren?? »Gar nicht!« Quiekte mein Scheißedetektor. »Ab durch die Mitte!!« Einen Schein unter mein Glas klemmend, sollte sich unser Starkeeper doch die Finger klebrig machen, Schande, die Theke war ja auch voller Krümel, Saustall hier!, hetzte ich Richtung Ausgang. "Er hatte recht." Ich wollte mich nicht herumdrehen! Das würde ich auch nicht! Eine ganz billige, durchsichtige Masche, einfach bedeutungsschwanger was Belangloses in den Raum werfen, kennt man doch aus Funk und Fernsehen, und der Trottel fällt drauf rein, aber nicht ich, oh nein!! »Kopf geradeaus, Arsch zusammengekniffen und Abmarsch. Ich dreh mich nicht um. BewegdichBewegdichBewegdich.« Natürlich drehte ich mich doch in der Tür um. Kostas' Mundwinkel schlugen die unvermeidlich triumphierenden Wellen in dem dunklen Bartschimmer. "Was soll das heißen?!" Giftete ich, zu meiner minimalen Befriedigung winzige Kohlekrümel sprühend. Der Mann von Welt wedelte sie so einfach wie demonstrativ und lässig aus dem Handgelenk von seinem Brustpelz, trat ohne Äußerung an mir vorbei in die Backofenhitze des Nachmittags. Mir brach sofort der Schweiß aus, verfluchte Klimatisierung! "Für's erste Mal gar nicht so übel." Ließ er sich dann herab, mir zuzutrompeten. »Danke, großer Meister, warum plakatieren wir es nicht gleich in der Stadt?!« Eine alte Vettel samt Köterrotte an dünnen Kordeln säbelte staksig an uns vorbei, um ihre tonnenförmige Kampfmasse zu wenden und mich anzuglotzen. Ich zerrte Kostas mit äußerster Überwindung am Hemdzipfel weiter, bevor er noch in Dezibelhöchstlautstärke meine Zensur bekanntgab, was Detailfragen anging. "Was soll der Scheiß, kannst du es nicht noch lauter rausblöken?! Vielleicht haben es noch ein paar Leute in Afrika nicht mitbekommen!!" Er grinste, feist, bis die Ohren Besuch bekamen. "Wieso? Ich habe doch gar nichts gesagt." Hihihihihi, wahnsinnig witzig! Gott, ich HASSTE diesen Mistkerl! Was meine Aufmerksamkeit aber vermehrt in Anspruch nahm, war die Frage, ob er es Mark gesagt hatte...?! Der sollte wirklich behauptet haben, dass ich beim ersten Mal nicht übel war?! So ein Quatsch, das wusste Mark doch gar nicht, und dann hätte er das auch nicht gegenüber diesem Neandertaler breitgetreten!! "Ich glaube dir nicht!!" Stänkerte ich dementsprechend sauer, im wahrsten Sinne des Wortes, denn mein Magen grollte ebenfalls. "Was denn?" Er spazierte einfach weiter, senkte die Sonnenbrille auf die Nase, schlenderte wie eines dieser Modelle, denen man einen abschüssigen Laufsteg und knickende Knöchel wünschte. "Mark würde so was nie sagen!!" Erinnerte ich zornbebend, die Fäuste geballt. Der Stinkstiefel besaß die Frechheit, mich süffisant grinsend zurechtzuweisen. "Ich habe ja auch gar nicht behauptet, dass Mark das gesagt hätte." »Grrrrrrrrrr.« Schwefel strömte mir aus jeder Pore, während sich meine Haare aufstellten. "Was hast du Mark gesagt?!" Nun hatte ich einige Dezibel zu viel. Er warf mir einen Schulterblick zu, hinter herabgezogener Sonnenbrille, justierte diese nonchalant und spazierte weiter, ohne mich einer Antwort zu würdigen. Ich brauchte eine Schaufel. Einen, nein, zwei große Müllsäcke. Eine ruhige Stelle im Park. Nicht zu vergessen die Mitarbeit von Smith and Wesson. @-- Ich konnte nicht lockerlassen, hatte schon immer einen Hang zum terriermäßigen Hackenbeißen. Nun war es ohnehin egal, ob die Leute glotzten, mehr als lächerlich konnte ich mich nicht mehr machen! Ich hetzte also hinter ihm her, verwünschte mich selbst mit jedem Atemzug, klebrig von kaltem Schweiß und Gluthitze. "Was hast du ihm gesagt?!" Der Blödmann besaß die Frechheit, verschwörerisch mit dem Zeigefinger auf den Lippen Stillschweigen zu gestikulieren. "Ich..." Zischte ich in mühsamer Beherrschung, mehr Konsonanten als Vokale. "...will wissen..." Atempause. "...was du ihm gesagt hast!!" Ein Klopfer auf meinen geschundenen Nacken, Marke "Was sind wir doch für gute Kumpels". "Später, Frosch." Ich ignorierte den Schmerz, blökte postwendend zurück. "Was später??!! Ich will es jetzt wissen!!" »Steilvorlage.« Signalisierte mein Scheißedetektor mit verdrehten Augen. »Wirklich eine Glanzleistung, Deppchef!« "Na, Frosch, geh's locker an." Er grinste nachsichtig, in dem Tonfall "Pappa macht das schon, Hosenscheißer, und nun gib Ruhe". Wäre ich mit Rumpelstilzchen verwandt, hätte ich mich geradewegs entzwei gerissen, passender Anlass, kein Zweifel! Mangels anderer Optionen schluckte ich Gift und Galle zu meinem Magengeschwür und stolperte gesenkten Hauptes und stocksteif neben ihm her, weidete mich innerlich daran, welche Möglichkeiten ich als Comicfigur hätte, ihn abzuservieren. Dagobert Duck von Safe zermalmt, unter einem Truck zermatscht, in die Luft gesprengt mit Dynamitstangen beim Dippen, platt wie ne Briefmarke unter einer losgerissenen Straßenwalze, von einem Hurrikan in die nächste Dimension geschleudert, mit einer Kanone auf den Mond geschossen, ohne Schutzanzug, von mikrobischen Aliens annektiert und ameisenmäßig zernagt. Ich dölmerte gegen seinen Rücken, als wir schon sein Domizil erreicht hatten, noch völlig von der Frage gefangen, ob mir Elmer Fudd seine Doppelläufige borgen würde, wenn ich mich vollsabbern ließ. "Bist ja gar nicht zu bremsen in deinem Tatendrang! Pass nur auf, dass man das nicht missversteht!" Der Mistsack wackelte doch tatsächlich mit dem Hintern!! »Urschrei-Therapie, jetzt könnte ich Fortgeschrittene 1 brauchen!!« Stattdessen Treppe rauf, immer den demonstrativ geschwungenen Arsch vor meiner Nase! Was dachte der Dackel sich, dass ich mich lechzend auf ihn stürzen würde, wenn er hier wie ein Schwertransporter mit Überbreite ausschwenkte?! So viel zu Dagobert-Duck-Mordphantasien! Ich geriet in die Höhle des Höllenerpels und musste diesem gelackten Giftmischer auch noch schöntun, damit er mir den nächsten Tiefschlag versetzen konnte. Hart, aber ungerecht. Ich sollte die nächste Reinkarnation auslassen, besser wäre es. "Setz dich doch erst mal, ich mache was zu trinken." »Mistkerl, ich will hier doch keine Wurzeln schlagen!!« "Keinen Durst." Bellte ich heiser, wurde ignoriert. "Eistee, mit Limone, selbstgemacht." Ich starrte auf das Gebräu im schlanken Longdrinkglas, bereits kondensierend. Der glaubte doch nicht wirklich, dass ich dumm genug war, noch einmal irgendwas zu essen oder zu trinken, das er in der Mache gehabt hatte??? Für was für einen Idioten hielt der mich eigentlich?! Während ich gerade die perfekte, messerscharfe, vernichtende Replik zusammenklaubte, schnappte er sich kurzerhand das Glas, nippte mit kokettem Augenaufschlag und leckte sich provozierend über die Lippen. "Kein Gift." Wieder das verhasste Kräuseln der Mundwinkel. »Schmieriger Kotzbrocken.« Ich verweigerte mich des Sessels, seines Gebräus und anderer Häuslichkeiten, stemmte die Hände in die Hüften, damit ich sie nicht vor Zorn ballte und funkelte ihn an. "Also, raus damit, was hast du Mark erzählt??!" Der Herr erging sich in einer Musterung meiner Person. Mir kochte gleich was über, und dann würde es Tote geben, mindestens. "Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass jemand so temperamentvoll und unnahbar zugleich sein kann." Er schnippte die unvermeidliche Locke. Ich glotzte. Was sollte der Exkurs nun wieder?! Litt der Kerl unter Gehirnerweichung?! "Was..." Ich atmete tief durch, ignorierte das warnende Knacken diverser Wirbel. "...hast du..." Weitere Sammelpause. "...meinem Bruder gesagt?!" "Hat er dir das denn nicht erzählt?" Gespielt verwunderter Augenaufschlag, während seine Lippen sich in hinterhältigster Weise diabolisch verzogen. Nun riss mir der Geduldsfaden. Ich machte kehrt, stürmte zur Tür. "Egal, was du ihm für einen Scheiß erzählt hast, ICH werde ihm sagen, dass du ein notorischer Lügner bist, der alles nur erfunden hat!!" Für einen gelackten Schnösel war er erstaunlich schnell, fing mich noch vor der Wohnungstür ab, blockierte sie mit einem gorillamäßig muskelbepackten Arm. Wenn er mich angrabbelte, würde ich ihn mit Kohlekeksen vollspucken, nahm ich mir fest vor, erstach ihn mit jedem Blick, grinste boshaft. »Tja, nun hab ich dich, Giftmischer, mein Bruder weiß schon, wem er glauben kann und wem nicht.« Der Blödmann lehnte sich gegen die Tür und beglotzte mich aus halb gesenkten Lidern, die Sonnenbrille auf seinem Dummschädel balancierend, beugte sich dann vor, um mich anzusäuseln. "Warum sollte ich so etwas erfinden, Frosch?" @-- Treibsand. Heimtückisches Gelände, das einem den sicheren Grund unter den Füßen nur vorspiegelt, tatsächlich aber sogartig unter dem eigenen Gewicht nachgibt und einen genüsslich und rettungslos verschluckt. Verdammt, es musste doch ein Argument geben!! Während ich mir das zermarterte, das man gemeinhin unter "Hirn" klassifizierte, lehnte er nachlässig am Türblatt, streckte schließlich eine müßige Hand aus, um mir durch die sich unter der tropischen Gluthitze feucht kringelnden Haare zu streichen. Ich fegte seine Hand mit einem Wutschrei weg, geriet durch die kreiselnde Bewegung aus dem Gleichgewicht, was der Mistkerl natürlich geplant hatte, denn er fing mich sicher ein und küsste mich. »Herbe Limone, Hefe und Reste von Eiswürfelkühle.« Die Fingernägel in seine Oberarme harkend versuchte ich, mich loszumachen. Er erwischte jedoch das bessere Ende, meinen Nacken und in Hüfthöhe mein Rückgrat eindrückend. Der Schmerz trieb mir das Wasser in die Augen. Ich hatte nicht einmal die Genugtuung, ihm in die Zunge beißen zu können. Stattdessen stampfte ich fest auf seinen rechten Spann, was mir die Freiheit verschaffte. "Du solltest dich von mir massieren lassen." Schlug der miese Betatscher und Abknutscher vollkommen unbeeindruckt vor, pflückte sich die Sonnenbrille aus der Minipli, legte sie auf einem Sideboard ab. "Hältst du mich für bescheuert?? Ich kehre dir nie im Leben mehr den Rücken zu, du Drecksack!!" Ich startete erneut Richtung Tür. Er befleißigte sich als Prellbock. "Ich schreie das gesamte verfluchte Haus zusammen!" Drohte ich nun, leicht hysterisch, weil er sich so überhaupt nicht, nicht mal ein winziges Bisschen, beeindrucken ließ. "Sollte mich wirklich wundern, wenn du das mit der heiseren Stimme und rauen Kehle hinbekommst." Er fletschte amüsiert sein 1.000 Watt-Gebiss. Verdammt, verflucht und verschissen!! Ich ballte hilflos die Fäuste. Es musste also ein Kampf Mann-gegen-Mann die Entscheidung bringen. Ausgesprochen ärgerlich, dass das Marks Spezialität gewesen war. Aber mir würde schon ein mieser Trick einfallen, irgendeiner! Durfte ihm bloß nicht den Rücken zukehren oder den Kopf! Der brachte es fertig und knutschte mich noch mal!! Wie aber dann?! Mir gingen in Windeseile die technischen Möglichkeiten aus, wenn ich aggressiv und rücksichtslos angreifen wollte. Er lockte mich mit einem gekrümmten Zeigefinger, lächelte sonnig. »Wahrscheinlich Alain Delon aus "Der eiskalte Engel".« Kategorisierte mein Scheißedetektor mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen, breitbeinig, ausspuckend, getreu an meiner Seite. Ich hatte keine Mühe, mich krummbucklig zur Attacke wie ein Stier zu beugen, mein Nacken besaß keine Fein-Tuning mehr. Mir fehlten lediglich lumpige dreißig Kilo Kampfmasse. »Auf ihn!!« Skandierte mein Scheißedetektor, und ich stürmte los. Unfairer Weise drehte sich der verlogene Mistkerl in meinen Sturmlauf hinein, mir die Handgelenke auf den Rücken und pinnte mich an einer Wand fest, bevor er begann, mich mit Küssen einzudecken und mein Gesicht abzulecken. Mein verfluchter Scheißedetektor ergriff das Hasenpanier. @-- Ich schnappte wie ein Fisch nach Luft, drehte den Kopf weg, es knackte. Ich zuckte, es knackte wieder. Keine einzige Bewegung ohne rheumatisches Knochenknirschen, ich brauchte dringend eine Ölung, wahrscheinlich die letzte! Der Giftmischer schien der gleichen Auffassung zu sein, denn er dirigierte mich im Wechselschritt in sein Schlafzimmer, wo Dagobert Duck fies auf mich herabgrinste, während er mich wie einen Rollmops auf den Bauch drehte. Sich breit wie hoch auf meinen Oberschenkeln niederließ, das durchgeschwitzte Trainingshemd von mir pellte ungeachtet meines schildkrötenartigen Herumruderns und mich dann verarztete. Er musste Daumen wie Sean Connery haben! Ich konnte mich vage daran erinnern, dass der in "Presidio" einen titanischen Kotzbrocken nur mit den Daumen flachgelegt hatte. Nein, nicht so flachgelegt, sondern in der altmodischen...!! Uuuuuh, das tat gut!! Er grub die Fingernägel tief in meine Haut, zog mir beinahe das Fell ab, perforierte wieder, rollte, knetete, modellierte, bis ich mich fragte, ob ich nicht in Wahrheit eigentlich eine mit Bohnen gefüllte Flickenpuppe war, die man auch nach Wunsch deformieren konnte. Irgendwann schmerzten meine Kiefer vom ständigen Zähneineinanderverkeilen derart, dass ich mich einfach gehen ließ, stöhnte, wenn es mich überkam. Wehren konnte ich mich ohnehin nicht, denn meine in ihrer Reichweite begrenzten Arme erwischten ihn einfach nicht. Rau schabte er über meinen Rücken, störte sich offenkundig nicht daran, dass ich vor Hitze glühte und klebte. Seine Hände streiften über meine Rippen unter meine Achselhöhlen, erkundeten diese, bevor er sich über meine Arme hermachte, sie massierte, bestrich, mir dabei seinen heißen Atem in den Nacken blies, bevor er die Zähne hinein grub. Ich war absolut erledigt, als er sich aufsetzte, von mir herunterkletterte. Gute Gelegenheit eigentlich zu türmen, doch bis ich meine Truppen gesammelt, sprich, meine matschigen Glieder sortiert hatte, hatte er sich bereits entkleidet, mich am Hosenbund hochgezerrt, wuchtig auf die Matratze sausen lassen, Was mein Hirn in schwindelnde Vibrationen versetzte, um mich dann ebenfalls zu entblättern. Ich reagierte natürlich auf den neuerlichen Angriff auf meine sexuelle Selbstbestimmung. "Nich ohne Gummis!" Die Arme über die Augen gelegt stöhnte ich innerlich auf. »Was?! Nich ohne Gummis?! Der absolute Beweis, dass der Konsum von Werbung zu Gehirnerweichung führt. Verdammt, du Blindgänger, der Typ wird gleich handgreiflich, würdest du endlich mal den Arsch hochkriegen, damit wir hier abhauen können?!« »Arsch hochkriegen, klasse Idee, soll ich ihn etwa noch auf Ideen bringen?!« »Doofsack, roll zur Seite raus! Denkst du, die Idee hätte er noch nicht gehabt?!« Ich kam nicht weit, denn er hielt mich bei der Stange, im wortwörtlichen Sinne. Wenigstens gab es keine Dagobert Ducks im Schlafzimmer. @-- Ich hätte schwören können, dass er über mehr als den üblichen Satz Arme verfügte. Ich konnte mich winden und wenden: er hielt mich fest, während er gleichzeitig über meine Haut wanderte, neugierig und ungeniert. Und er hatte den Dreh raus, anders konnte ich es gar nicht beschreiben. Ich brannte lichterloh, ächzte, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ließ mich an seiner rauen Matte ganzkörperlich abschmirgeln, küssen, beißen, ablecken. Er brabbelte irgendwelche Nichtigkeiten in meine Ohren, wälzte sich mit mir herum, nagte an meinen Brustwarzen, bis ich meinte, ihn gleich rammen zu müssen und ließ mich ihn befriedigen. Dieses Mal redete ich mir gar nichts ein, wie gesagt, nicht ein klarer Gedanke mehr. Klebrig, aufgewühlt und um Atem ringend lehnte ich gegen seine Brust, die Finger hilflos eingewickelt in die dichte Behaarung, während seine Hand, die andere massierte meinen Nacken, sich auf meiner Pobacke vergnügte, die Falte hinabwanderte, einen intensiven Kuss zur Tarnung nutzte und mit einem Finger in meinen Hintern eindrang. Ich biss ihn erschrocken in die Unterlippe, krallte die Fingernägel in seine Brustmuskeln in vergeblichem Bemühen, mich loszureißen. Er hielt dagegen, aus einem Finger wurden zwei. Die energisch Reibungsflächen nutzten, mich winseln ließen. Es fühlte sich so verrückt an, ich wusste gar nicht, wohin mit mir oder diesen Emotionen. War es nun angenehm oder eher nicht, eklig oder akzeptabel? Mich zusammenkrümmend entzog ich ihm die Chance, mich mittels seiner gemeinen Kusstechnik abzulenken, doch seine Hände wurde ich nicht so leicht los. Gute Gelegenheit, ihm zu sagen, dass ich das nicht wollte, überhaupt nicht, unter keinen Umständen! »Los, Blödmann, mach's Maul auf und sag es! Hey, du Penner, komm zu dir, weißt du, was gleich passieren wird?!« Peinlicher Weise fielen mir einfach keine Worte ein. Völlig durch den Wind wälzte ich mich vor und zurück, fiebrig und vollkommen ratlos. Er ließ mich unerwartet los, woraufhin ich mich bäuchlings um ein Kissen knäulte, die Entspannung genoss, erschöpft die Augen schloss. Ihn neben mir spürte, sofort elektrisiert sämtliche Behaarung aufstellte, doch er hielt sich auf Abstand, sandte nur Körperwärme an meine Flanke, streichelte mir besänftigend den Rücken, vom Haaransatz bis zum Steiß hinunter, immer wieder. Das hatte etwas Hypnotisches, ich fühlte mich wie in eine behagliche Trance versetzt. Dieses ruhige Gleiten, so gemächlich und freundlich, ich hätte zufrieden schnurren mögen, eingelullt und geborgen. @-- Sein Timing war so effektiv wie perfid. Gerade, als ich mich langsam wieder von fiebriger Mattigkeit Richtung Realität schleppte, schob er sich zwischen meine Beine, reizte meinen Rücken, indem er sich wie ein brünstiger Kater an mir rieb, meine Arme entlangfuhr, durch meine Haare strich, meinen Kopf herumbog, mich feucht und ausgiebig küsste. Ich hätte es wissen sollen! Stattdessen fand ich mich in leichtem Hohlkreuz wieder, auf die Knie gehoben mittels eines kräftigen Arms um meine Leibmitte, der mich ebenfalls raureibend den Verstand kostete, während sich etwas pulsierendes Gummibewehrtes zwischen meine Pobacken drängte. Meine aufgestützten Arme zitterten, ich war völlig kopflos. Sollte ich davonkriechen, mich fallen lassen, herumzappeln?! Er verschaffte sich Platz mit der freien Hand. Kaum, dass etwas Massives meine Muskeln, die ich bisher an dieser Stelle ignoriert hatte, weitete, umfasste er meine schreckhafte Erektion. Ich taumelte zwischen Lust und Schmerz, ächzte, winselte, wand mich hilflos, was seine behaarte Brustpartie wieder reizvoll gegen meinen hochgebogenen Rückgrat rieb. Waren seine Finger zuvor noch seltsam, ungewöhnlich, so fehlten mir nun absolut die Worte. Zuerst schien es mir vergleichbar mit einer juckenden Wunde, von der man immer wieder, gegen alle Vernunft, die Kruste kratzte, in der perversen Sucht nach dem prickelnden Schmerz. Dann jedoch touchierte er einen Punkt in meinem Unterleib, der mich speichelsprühend stöhnen ließ, während er gleichzeitig meine Erektion mit den Fingernägeln in ihrer Länge nachzog, um mich dann zu entlassen, zumindest rektal. Wie von Sinnen presste ich mich ihm entgegen, er konnte doch jetzt nicht einfach aufhören!! Ohne langes Bitten drang er wieder in mich ein, um wieder herauszuschlüpfen, gerade dann, wenn er in Sekundenbruchteilen den Bereich streifte, der mir explodierende Punkte in die verschleierte Sicht trieb. Ich stöhnte zwischen träger Zunge und aufgebissenen Lippen Unverständliches, hätte heulen können, weil er mich so mies behandelte. Ich wollte nicht in den Nacken geküsst werden, er sollte endlich mal ein bisschen forscher rangehen!! Erneut rammte ich ihm meinen Allerwertesten direkt vor die Lenden. Sollte ich denn, verdammt nochmal, selbst nach hinten greifen müssen?!! Endlich erbarmte er sich, doch dieses Mal ließ ich ihn nicht einfach entwischen, ohne meine Muskelstärke auszutesten. Meine Belohnung bestand in einem kehligen Urlaut, dann packte er mich ziemlich grob, ich ließ stöhnend locker. »Mistkerl!« Fluchte ich noch enttäuscht, als er erneut in mich eindrang, einen Rhythmus suchte, schneller wurde, tiefer und härter. Ich sabberte mich selbst voll, gab Unartikuliertes von mir, sah Sterne und heulte auf, als er kam, mich dabei reflexartig umklammerte und fast zeitgleich in den Olymp schoss. Dann wurde mir schwarz vor Augen. @-- Mein Blackout konnte nicht mehr als einige schwankende Sekunden gedauert haben, denn er umklammerte mich noch immer einarmig, keuchte mir in Wüstenhitze auf die Schulterblätter, bevor er sich langsam zurückzog. Ich kippte vornüber auf das Kissen und rührte mich erst mal nicht mehr, von heftigen Atemzügen einmal abgesehen. Ich wurde um eine Hüfte gepackt, angehoben und auf den Rücken gerollt, bevor er sich neben mir fallen ließ, beständig über meine Schläfe strich und mich mit verschleierten Augen musterte. Dann stemmte er sich wieder hoch, küsste mich, leckte mir über das Kinn und die Mundwinkel, die sicherlich noch von meinem Speichel glänzten, robbte so lange über mir herum, bis ich ihn stöhnend im Nacken packte, weil der Reiz seiner rauen Liebkosung schon wieder Wirkung zeigte und ich langsam, aber sicher den Blutmangel in meinem Hirn pochend zu spüren bekam. Er lagerte sich gehorsam neben mir, einen Arm über meine Brust gelegt, als könne dies ihm versichern, dass ich mich nicht davonmachte. Da musste er keine Sorgen wälzen. Ich hätte nicht mal mehr mit Streichhölzern meine Augenlider aufhalten können. @-- Kapitel 4 - Auf der Flucht Ich schreckte hoch, als beharrliche Äste gegen die Hauswand kratzten, was im fünften Stock eher ungewöhnlich ist. Blinzelnd und panisch starrte ich in die Dunkelheit eines fremden Schlafzimmers, bis mir bewusst wurde, dass ich in Kostas' Wohnung im zweiten Stock nächtigte. Dann traf mich die Erkenntnis mit der Wucht eines Vorschlaghammers. In Zeitlupe drehte ich den Kopf und suchte die Umgebung ab. Er lag neben mir, ein Kissen umklammernd, leicht fötale Haltung, die getrimmten Locken verwirrt, die Decke heruntergestrampelt, zumindest im Schein der Digitalleuchtziffern. Ich raffte meine eigene Decke. »Luxus, woher kam die plötzlich?!« Ich wickelte sie um meine Hüften und hoppelte steif Richtung Tür, unterwegs meine verstreuten Kleider aufklaubend. Dass diese Bewegung keine Schmerzen oder knirschende Begleitgeräusche auslöste, tröstete mich nur minimal. In der Pseudo-Sicherheit von Dagobert Ducks Tresor atmete ich erst einmal tief durch, um mir mehrere Ohrfeigen zu verpassen. »Das kann doch nicht wahr sein!!« Blökte mir mein erstaunlicherweise wieder eingetrudelter Scheißedetektor ins innere Ohr. Ein gewisses Pochen bestätigte mir aber unzweifelhaft, dass es doch wahr sein konnte. Oder ich hatte einen Pürierstab in einem bizarren Unfall sehr unglücklich getroffen. »Dusche.« Kommandierte ich mich selbst, beschied dem Scheißedetektor, er solle sein Maul halten. Passiert war passiert. Schadensbegrenzung. Darin war ich gut, dank Mark. »Oh Gott, Mark!!« Meine Knie mutierten zu Pudding. Ich umklammerte die Falten des goldmünzenbedruckten Duschvorhangs Halt suchend. »Ruhig, Mann, ganz ruhig, nur nicht die Übersicht verlieren!« »Was für ne Übersicht, verdammt?!« »Ball flach halten, keine Panik jetzt, die Reihe schließen. Erst Dusche, dann eins nach dem anderen.« @-- Geduscht, in miefenden Klamotten und mit klopfendem Herzen pirschte ich mich im Halbdunkel Richtung Wohnungstür. Französischer Abgang, klammheimlich und schnell. Über Konsequenzen wollte ich erst verzweifeln, wenn ich Zuhause den Kühlschrank geplündert hatte. »Wieso habe ich in so einer Situation Hunger?!« "Frosch..." Ich erstarrte blitzartig, die Hand bereits in greifbarer Nähe der Türklinke. »Oh, verdammt!« "Du kannst doch auch morgen Früh nach Hause gehen." »Nein, ich höre nicht, dass er traurig klingt! Ist mir auch egal, wenn es so wäre!« Er strich an mir vorbei, blockierte die Tür. Der Mistkerl musste sich schlafend gestellt haben, um mich zu täuschen! »Verfluchter Lügner!« "Lass mich hier raus!" Kreischte ich, erschreckte mich selbst damit. Kostas fuhr auch zusammen, aber das befriedigte mich seltsamerweise gar nicht. "He, komm schon, nur ausschlafen, nichts weiter." »Hält er mich für blöd?! Denkt er tatsächlich, ich falle auf diese plumpe Lüge rein?! Nur massieren, richtig? Nur eine Wette, alles klar? Nur raufkommen, um über Mark zu reden!« "Frosch..." Er streckte die Hand nach mir aus, ich zuckte wie vor einer Giftschlange zurück. Sich durch die wirren Locken streichend seufzte er. "Soll ich mir die Hände auf den Rücken binden?" "Halt's Maul!!" Brüllte ich unbeherrscht. »Woher nimmt dieser verlogene Scheißkerl das Recht, mich hier wie ein hysterisches Weibchen herablassend zu behandeln?! Ich bin kein weichkäsiger Neurotiker, verdammt!!!« "Denkst du wirklich, ich traue dir weiter, als ich dich anspucken kann?! Du hast mich vergiftet, belogen, für eine Wette missbraucht, unter Vorwänden in deine Bruchbude gelockt, mich befummelt und nun in den Arsch gefickt!!" Ich zählte an den Fingern mit. "Da erwartest du allen Ernstes...?!" Ich kam nicht bis zum Ende, weil er seine Finger in mein Shirt gruben. "Hör damit auf, in dieser Fäkalsprache Unflätigkeiten auszustreuen. Das steht dir nicht und wirkt kein bisschen autoritär oder dominant." Ich fletschte die Zähne. "Sag mir nicht, wie ich zu reden habe, du eingebildeter, verlogener, arschfickender Scheißkerl!!" Er knurrte nun, beugte sich vor, um mich anzufunkeln, offenkundig eine längere Ansprache formulierend, als ich meine Chance erkannte. Seine Hände lagen noch auf meinen Schultern, als ich mit beiden Fäusten seinen Solarplexus in explodierender Wut traf. Zuerst knickten ihm die Knie ein, seine Augen suchten ungläubig in meinen, dann rutschte er an mir herab, ächzend und wimmernd. "Nicht dominant, hm?" Fauchte ich bösartig und genugtuerisch herunter, stieg über ihn hinweg, um die Tür zu öffnen. "Arschficker." Flüsterte ich noch, als ich sie ins Schloss zog. @-- Kam es mir nur so vor, oder geriet mein Leben absolut aus dem Ruder? Bis zu der verwünschten Party hatte es doch einigermaßen erträglich ausgesehen, aber nun wusste ich weder, was ich von mir selbst zu halten hatte, noch, wie ich mein altes Ich zurückgewinnen sollte. Das Einzige, das mir half, wenn ich mich in mir selbst verlaufen hatte, war konzentrierte Arbeit, gerade über dem Niveau von Routine, in der man geistig abgleiten konnte. Ich ließ keine Ablenkung zu, kaufte ein einziges Mal innerhalb von vier Wochen Vorräte ein in einem Markt außerhalb meines Viertels und tauchte dann nur noch zum Arbeiten an der Tagesoberfläche auf. Kein Walking, keine Spaziergänge, keine Gelegenheiten, mich belauern zu lassen. Kostas versuchte es per Telefon, aber ich rief weder zurück, noch hörte ich seine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ab, löschte sie einfach, wenn ich seine Stimme erkannte, zerriss den Brief ungelesen, der in meinem Briefkasten wie eine Zeitbombe wartete. Bloß keinen Fußbreit von festen Weg abkommen, keine Angriffsfläche bieten, keine Lücke in der Verteidigungsmauer. Dann war da ja auch noch Mark! Wie sollte ich ihm das erklären? Ich war ziemlich sicher, dass Kostas mich verraten würde. Wie er schon so süffisant bemerkt hatte: warum sollte er so was erfinden?! Mark würde allein an meiner Stimme erkennen, dass etwas nicht stimmte. Ich hielt also auch ihn mittels Anrufbeantworter auf Distanz, begünstigt durch den Umstand, dass er eine Tour durch einige Staaten zu absolvieren hatte. Aber am folgenden Sonntag, als ich gerade die Knie vor die Brust gezogen ein Kreuzworträtsel löste, während mir "mein Nachrichtenkerl" Gesellschaft leistete, meine Stimmung noch verdüsterte, reagierte der Anrufbeantworter auf das Signal hin, dummerweise von mir auf Mithören justiert. "He, Jörn, Mark hier, dein Bruder, falls du dich noch erinnerst. Ich weiß nicht, was für einen Mist du gerade anhäufst, aber ich mache mir Sorgen, und das ist wirklich ungewöhnlich für dich. Also, du hast drei Stunden, um mich unter dieser Nummer zurückzurufen, dann bin ich auf dem Flughafen und nehme die nächste Maschine nach Hause, klar?!" Ich schnellte hoch, verhedderte mich in Zeitungsseiten und erreichte meinen Blechdiener erst, als das abschließende Klicken die Verbindung endgültig beendete. »Scheiße!« Ich tigerte auf und ab. »Was nun?? Drei Stunden warten. Eine Erklärung finden.« Eine gute, damit Mark nicht ausgerechnet meinetwegen zurückflog. »Aber welche?« »Kostas.« Bestimmt hatte Kostas ihm etwas erzählt. Vielleicht sogar alles. »Dieser verlogene Mistsack! Verdammt.« Was sollte ich nun machen?? »Machen?! Gar nichts, bloß nichts mehr "machen"!« Immerhin badete ich jetzt das Resultat meiner letzten "Macherei" aus. »Scheiße.« @-- Ich hatte noch eine knappe Stunde. Mittlerweile kaute ich Nägel, hockte unruhig, sprang hoch, lief auf und ab, zerraufte mir die Haare, die längst mal wieder einen Schnitt nötig hatten. Ich versuchte, Geschirr zu spülen, bis ich es nach dem zweiten Glasbruch aufgab. Ich musste ihm die Wahrheit sagen, aber wie?! Ausgeschlossen! Wenn ich nun Kostas überzeugen konnte, das Ganze als Scherz auszugeben? »Verdammt.« Ich musste einfach herausfinden, was Mark bereits wusste! Was Dritte wussten. Vielleicht konnte man noch was drehen? Mit dieser hysterischen Zuflucht schnappte ich meine Schlüssel und stürmte los. @-- Ich klingelte Sturm und hoppelte auf der Stelle. »Wieso geht er nicht ran?? Muss doch Zuhause sein, verdammt! Mach auf!« "Ja?" Verschlafene Stimme, irgendwie verknittert. "Kostas, mach auf!!" Brüllte ich unbeherrscht. Der Summer ertönte, und tatsächlich, dieses Mal öffnete sich auch die Haustür. Ich sprintete in den zweiten Stock, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Bei der letzten verhedderte ich mich und flog förmlich vor Kostas' Füße. "He, Frosch." Er reichte mir die Hand, um mich vom Boden zu klauben, doch ich schlug sie weg. "Was hast du ihm erzählt?!" Seine buschigen Augenbrauen rollten sich fragend zusammen. "Mark! Was hast du ihm gesagt?!" Ich stieß ihn mit flachen Händen vor die Brust, dirigierte ihn in seine eigene Wohnung. »Das muss ja nun wirklich nicht im Treppenhaus verhandelt werden!« "Mark?" Er wirkte verwirrt, fiel schwer in einen Sessel, schnäuzte sich diskret. »Erkältung.« Diagnostizierte ich beiläufig. "Was hast du Mark erzählt?? Über..." Es würgte mich. "...uns??" Er rieb sich über die Stirn. "Darum bist du hier. Hast Angst davor, was er sagen könnte?" »Doofer Kerl, das geht dich doch gar nichts an! Sag es mir einfach, und schon bist du mich los!« Er erhob sich, ein wenig unsicher, schlängelte sich am Couchtisch vorbei, sammelte eine Tasse mit dampfendem Gebräu auf und machte es sich auf dem Zweisitzer bequem. Ich hibbelte ungeduldig von den Fersen auf die Zehenspitzen. »Verdammt, noch eine halbe Stunde!!« Er sah auf, mit seinen schwarzen Augen, die verschleiert waren und fiebrig glänzten, seufzte. "Ich habe ihm gar nichts gesagt. Zufrieden?" Ich glotzte ungläubig. »Er lügt. Schon wieder. Kann gar nicht anders sein.« "Wieso hast du dann gesagt, dass er recht hat?! Was sollte das heißen?" Seine Locke hing schlapp herunter. Dieses Mal strich er sie nicht hoch, wirkte erschöpft, gar nicht so arrogant und selbstsicher wie üblich. Er lachte bitter auf, legte den Kopf schief, studierte mich, als hätte er eine wissenschaftliche Abhandlung zu formulieren. "Er sagte, dass du der einzige Mensch bist, den man umarmen kann, ohne ihm auch nur auf Armeslänge nähergekommen zu sein." Ich blinzelte. »Das soll Mark gesagt haben? Überhaupt, was soll das heißen?!« Dummerweise war mir meine Reaktion zu deutlich im Gesicht abzulesen. "Und ich bin dir auch kein bisschen nähergekommen." Resümierte er, sich wieder über die Stirn wischend. "Nicht nähergekommen?!" Ich platzte heraus. "Was soll das denn heißen?! Du hast mich in den Arsch gefickt, verfluchte Scheiße!! Wie nahe willst du mir denn noch kommen?!!" "Hör auf!" Seine Hand klatschte hart auf die benachbarte Lehne, er funkelte trotz Fieber wütend. "Wieso setzt du es so herab?!" "Herabsetzen?!" Ich fauchte zurück. "Was soll ich denn deiner unmaßgeblichen Vorstellung nach dazu sagen?! Hmmm?!" "Dass wir miteinander geschlafen haben, zum Beispiel." Seine Mattigkeit hatte schon wieder Überhand genommen, er sackte in sich zusammen. "Wir haben nicht miteinander geschlafen!" Ich betonte lautstark. "Du hast es mir besorgt, wenn du schon so penibel bist!" Stellte ich richtig. Er massierte sich die Nasenwurzel, stützte dann die Ellenbogen auf die Knie, um sich gegen seine Handflächen zu lehnen. "Hättest du lieber oben sein wollen?" Entblödete er sich nicht, einen Seitenhieb abzusetzen. Ich trat ersatzweise gegen das Sofa, um ihm nicht eine Ohrfeige zu verpassen. "Du hast mich belogen! Immer wieder. Und benutzt." "Ach ja?" Er murmelte zwischen seinen Handflächen. "Ach ja!" Giftete ich. "Du hast so getan, als wäre es eine Art Spielchen! Hast mich unter Druck gesetzt, einfach nicht locker gelassen und mir dann vorgemacht, dass es für dich auch etwas Neues war!" "Das habe ich nie behauptet." Er legte den Kopf in den Nacken, massierte sich fahrig die Schläfen. "Du hast gesagt, du bist nicht schwul!" Knurrte ich. "Bin ich ja auch nicht." Er schenkte mir ein fahles Grinsen, selbst seine Zähne wirkten kränklich. "Man nennt das bi. Bisexuell." "Doofer Sack, hättest du das nicht vorher erwähnen können?! Aber nein, du wolltest mich bloß bumsen, da hätte das Detail ja gestört!" Er kämpfte sich in die Senkrechte. "Und? Was stört dich daran? Du lässt doch ohnehin niemanden mehr von dir haben!" Ging er bissig zum Angriff über. "Was willst du denn 'haben'?! Sehe ich aus wie ein Kaufhaus, oder was?!" "Was ich 'haben' will?!" Er stützte die Hände in die Hüften, seine Mundwinkel flackerten in mühsamer Beherrschung. "Vielleicht will ich herausfinden, warum du Karten und Atlanten sammelst! Was du frühstückst, wie du über viele Dinge denkst! Was du magst, was dich traurig macht. Vor allem, wieso du mehr Leidenschaft verbirgst, als ich mir jemals erträumt hätte." Ich spürte die Röte in meinen Wangen, bevor mich die Hitze überwältigte, mich zur Seite blicken ließ. »Wieso muss er mich daran erinnern?!« "Das geht dich nichts an!" Brummte ich ungehalten. "Wen geht es was an? Selbst Mark..." Mit einer Handbewegung schnitt ich ihm das Wort ab. "Lass Mark raus, klar?! Er hat damit nichts zu tun!" Er rückte näher an mich heran, wollte mich wohl einschüchtern. "Warum willst du deshalb nicht, dass er es erfährt? Immerhin ist er mit..." "Das ist Marks Sache, klar?! Vergleich mich nicht mit ihm!" Ich bemerkte erst jetzt, dass ich ihn an seinen Hemdaufschlägen gepackt hatte, natürlich Dagobert Duck, im Pyjamazuschnitt und machte mich entgeistert los. "Was bildest du dir überhaupt ein?!" Brüllte ich ihn an. "Dass ich so eine Art Dornröschen bin, das du wachgeküsst hast?! Dass ich nur noch auf einen Eheantrag warte, um mit dir in dein Dagobert Duck-Schloss zu ziehen?!" Er zuckte gepeinigt zusammen, vermutlich eher wegen meiner Lautstärke als wegen meiner Vorwürfe. "Ich kann Dagobert Duck nicht ausstehen!" Schoss ich die nächste Breitseite ab. Er ächzte, drehte den Kopf weg und rollte sich in dem Zweisitzer zusammen, als das Telefon klingelte. Und klingelte. Der Ton erinnerte mich an Mark, ließ mich nervös werden und unaufgefordert den Hörer abnehmen. "Ja?" "... Jörn?" "Mark?!" "... was machst du..." ".. wieso rufst du..." Wir unterbrachen uns gegenseitig. "Du zuerst." Legte Mark fest. »Scheiße.« "Also... ich..." "Was ist los, Frosch? Erzähl's mir." »Mist, verdammter!« "Äh... hat dir... also, Kostas... hat er dir...??" "Frosch, das ist hier ein Telefon am Flughafen, würdest du mal die Andeutungen auslassen?!" »Oh Mann...« Ich atmete tief durch. "Mark, ich hatte mit Kostas... also, ich hatte..." Ich schloss die Augen. "...ich hatte mit ihm Sex." Es war heraus. Ich spürte Kostas' Blick in meinem Rücken. Am anderen Ende der Leitung, einen gewaltigen Ozean weit, herrschte Stille. "Und, hat's dir gefallen?" Ich verschluckte mich, hustete bellend in die Muschel. "Was??!!" Mark lachte, amüsiert, erleichtert. "Deswegen hast du dich verkrochen? Frosch, Kostas ist erwachsen, du bist es auch, also, warum machst du dir Sorgen? Denkst du, ich bin sauer, weil du ihn verführt hast, meinen Kumpel?" »Ich... soll Kostas... verführt haben?! Moment mal!!!« So viel also zur tiefen, fast telepathischen Verbindung zwischen Zwillingen! "Frosch, hör mal, wir reden übermorgen, okay? Ich nehme jetzt den Flieger nach Chicago! Bleib locker, yep?" Ich grunzte undeutlich, legte betäubt auf. "Danke." Flüsterte Kostas hinter mir. Ich drehte mich herum, musterte seine schlappe Gestalt, schon wieder das Gesicht hinter den Händen verborgen. "Wofür?" Plötzlich war ich ganz friedlich gestimmt, keinen Drang mehr, zu fluchen oder herumzubrüllen. "Dafür, dass du es nicht herabgewürdigt hast." "Er glaubt, ich hätte dich verführt!" Plapperte ich heraus, kicherte albern. Kostas' Hände sanken von seinen Augen seine Wangen herab. "Er hat nicht ganz unrecht." Er wirbelte einen Tusch mit den dichten Wimpern. "Was?! Du hast doch damit angefangen!!" Gab ich mich empört. Er fuhr sich durch die Locken, lächelte spitzbübisch. "Du hast keine Vorstellung davon, wie anziehend es ist, wenn so ein schlanker, trotziger Kerl einen hasserfüllt anfunkelt und jedes Mal, wenn man versucht, Freundschaft zu schließen, gegen eine massive Wand laufen lässt, einfach nicht zu fassen ist." "Wie lange hattest du schon geplant, mich rumzukriegen?" Ich stromerte ziellos durch sein Wohn-Esszimmer. "Das hört sich so an, als hätte ich eine feste Strategie gehabt, aber das ist nicht richtig." Er rieb sich die eigenen Oberarme, als ob er frieren würde. Ich zog die Augenbrauen hoch. "Ich wollte eigentlich Freundschaft mit dir schließen, ein bisschen deine Gesellschaft sein, während Mark in den Staaten ist." "Und dann?" Gegen meinen Willen war ich neugierig. Er zuckte mit den Schultern. "Ich werde dich nicht mehr belästigen, wenn dir das Sorgen macht." Er wischte mit dem Handrücken über seine Stirn. "Unvereinbarkeit der Lebensumstände, richtig? Kein Dagobert Duck." Ich überquerte die Distanz zwischen uns, ging vor ihm ächzend in die Hocke. "Keine Massage?" Sein schiefes Grinsen quittierte meine verzerrte Miene. Ich legte die Hände auf seine Knie, selbst durch den dünnen Stoff kochend heiß, lehnte mich an seine Stirn an. "Du gehörst ins Bett, Dummerchen." Brabbelte ich verlegen. "Da war ich, bevor mich jemand aus dem Bett geklingelt hat." Wies er mich sanft hin. "Komm her." Ich griff nach seinen Händen, zog ihn mit mir auf die Füße, legte einen Arm um seine Hüften und dirigierte ihn in sein Schlafzimmer, wo tatsächlich ein zerwühltes Bett aufgeschlagen auf ihn wartete. Ich ließ ihn abrollen, wickelte ihn ein wie ein kleines Kind, zupfte hier und da, steckte fest, glättete. "Du kannst ruhig gehen." Murmelte er. "Heute bin ich nicht besonders unterhaltsam." Ich streifte mir mein Shirt ab, die Schuhe von den Füßen. "Wer soll dich warmhalten?" Zurrte ich die Kordel meiner Segeltuchhose auf. Komfortabler Weise wartete da ja eine großzügige zweite Betthälfte mit eigener Decke. Er rollte sich auf die Seite und betrachtete mich zweifelnd. "Was verschafft mir die Ehre?" Da war es wieder, dieses Kräuseln in seinen Mundwinkeln, die Wellen in seinem dunklen Bartschatten, der heute schon sehr viel stärker schimmerte. Ich machte es mir gemütlich, knuffte das Kissen zurecht, ignorierte ihn erst mal. "Hast du jemandem von uns erzählt?" Erkundigte ich mich beiläufig und bemerkte überrascht, dass dieses "von uns" so gar nicht falsch oder bombastisch klang. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass dir das recht wäre." Er schnüffelte verhalten. "Ich habe nicht die Absicht, mein Leben als Handtaschen tragende, hüftwackelnde, Falsett piepsende Schwuchtel zu verbringen." Setzte ich ihn in Kenntnis. "Ich will was Konservatives, Frau, Kind, von mir aus auch Kegel." "Ahummm." Er verarbeitete gerade ein Taschentuch. "Ganz profan und durchschnittlich, bloß kein Heckmeck." Er rollte sich herüber, krabbelte unter meine Decke, schmiegte sich an mich, teilweise glühend wie ein Stövchen, partiell aber eisig kalt, an Füßen, Händen und anderen Gliedern. Ich strich über seinen Rücken, ließ ihn auf meiner Schulter ruhen, spielte mit seinen Locken. "Und damit willst du jetzt anfangen?" Drang es verschnupft von unten. Ich grinste und entdeckte einen nackten Erpel mit Zylinder und Kneifer als Figurine auf einem Board. "Och, so eilig habe ich es nicht." Beschied ich gelassen. @-- Na ja, an der Stelle soll man ja so was wie einen Epilog setzen. Also, ich bin noch immer mit Kostas zusammen. Irgendwie. Jeder hat seine eigene Wohnung, denn der Geld hortende Erpel und ich, wir können einfach nicht miteinander. Wir sehen uns regelmäßig, und unsere Sehnsuchtskurve mit dem Bedürfnis nach Nähe verläuft erfreulicherweise absolut synchron. Über Karten gebeugt malen wir uns Urlaubsreisen aus, die wir nach und nach auch in die Tat umsetzen wollen. Kostas trällert in der jeweiligen Küchenzeile italienische Opern vor sich hin, er ist ein Verdi-Liebhaber!, und ich esse brav und ohne Diskussion auf, was er mir auftischt. Kohlekekse, ade! Natürlich ziehen wir nicht Händchen haltend und hüftschwingend durch die Gegend, wir sind ganz einfach zwei gute Freunde, die hübsch und adrett im Verborgenen sauberen, nicht ganz jugendfreien Spaß mit- und aneinander haben. Ich habe keine Vorstellung, was passiert, wenn einer von uns die Frau trifft, die ihn umhaut. Besondere Mühe geben wir uns bei der Suche nicht. Wenn es passiert, passiert es, Garantien gibt es schließlich nicht im Leben. Klingt nach einem ziemlich guten Arrangement, nicht wahr? Ja, das denke ich auch. Mark kommt uns zum Fünfjährigen, was wir still und klammheimlich begehen werden, mit seiner hinreißenden Frau Belinda sowie den Zwillingen Melody und Melanie besuchen. Wer hätte das gedacht, Mark als treusorgender Ehemann, von Mädels umschwärmt, die ihn um den Finger wickeln und nicht umgekehrt? Ach, Manni, das Stinktier, hat von uns seinen Maredo-Gutschein zurückbekommen. Irgendwie hat der Typ ja alles ins Rollen gebracht, wenn auch eher unfreiwillig. Wir haben ihn wissen lassen, dass wir Vegetarier geworden sind. Tja, nun müsste ich auch langsam mal in die Puschen kommen. Kostas' Verwandtschaft trudelt in vier Stunden ein. Meine Wohnung dient mal wieder als Party-Bude. Es wird jede Menge Leckereien geben, Musik und kurzweilige Unterhaltung. Alles, außer Amerikanern ^_~ @-- Ende @-- Hier noch ein Anhang ^_~ American Beauty 2 cl Grenadine 5 cl Orangensaft 2,5 cl Weinbrand, 5 cl Vermouth 3 Eiswürfel 1-2 Zitronenscheiben 1 Orangenscheibe, 1 Cocktailkirsche 1 BL Portwein => verrühren, mit Trinkhalm und langem Löffel servieren American Cooler 3 Eiswürfel 2,5 cl Rum, 10 cl Rotwein, 1 BL Zitronensaft 1 BL Orangensaft 1 EL Zuckersirup Soda 1 Zitronenscheibe =>verrühren, mit Soda auffüllen, Zitrone als Dekoration American Glory 3 Eiswürfel 2 cl abgeseihter Orangensaft 2 BL Grenadine Sekt 1/2 Orangenscheibe Americano 3 Eiswürfel 2,5 cl roter Wermut 2,5 cl Campari abgeriebene Schale 1/4 Zitrone Soda =>Käsegebäck und Salzmandel dazu reichen Amerikaner Teig: 100 g Margarine 100 g Zucker 1 Päckchen Vanilinzucker 2 Eier 1 Prise Salz 3 EL Milch 1 Päckchen Vanillepuddingpulver 250 g Mehl 3 TL Backpulver Milch zum Bestreichen Guss: 100 g Puderzucker 1 TL Kakao heißes Wasser Margarine schaumig rühren, Zucker, Vanilinzucker, Eier, Salz und Milch mit Puddingpulver dazugeben, gut schlagen, Mehl und Backpulver mischen. Runde Keksformen auf Backblech geben, 15 bis 20 Minuten in den Ofen (190°C Elektroherd), nach 10 Minuten mit Milch bestreichen, Kalt werden lassen. Guss: Puderzucker mit Wasser dickflüssig machen, Hälfte des Gusses mit Kakao mischen, Unterseite bestreichen Amerikanische Biskuits 500 g Mehl 2 TL Backpulver 125 g Schmalz Salz und Milch Zusammenrühren, mittelfester Teig, kleine runde Plätzchen ausstechen, 15 Minuten bei 200°C backen (Elektroherd). @-- I'm Afraid Of Americans (Words and music by David Bowie and Brian Eno) Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Johnny's in America Low techs at the wheel Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Nobody needs anyone They don't even just pretend Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Johnny's in America CHORUS (x2) I'm afraid of Americans I'm afraid of the world I'm afraid I can't help it I'm afraid I can't I'm afraid of Americans Johnny's in America Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Johnny wants a brain Johnny wants to suck on a Coke Johnny wants a woman Johnny wants to think of a joke Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Johnny's in America Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh I'm afraid of Americans Uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Johnny's in America Johnny looks up at the stars Johnny combs his hair And Johnny wants pussy in cars Johnny's in America, uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh Johnny's in America, uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh I'm afraid of Americans God is an American God is an American Yeah, I'm afraid of Americans I'm afraid of the words I'm afraid I can't help it I'm afraid I can't I'm afraid of Americans Johnny's an American Johnny's an American Johnny's an American, uh-uh-uh uh, uh, uh-uh uh-uh-uh (repeat) @-- Danke fürs Lesen! kimera @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- @-- PRODUKTIONSNOTIZEN Yupp, was macht man, wenn man einen Song mit diesem Titel hört und sich fragt, wie Patrioten diesen Beitrag wohl aufnehmen würden? *EG* man verbricht einfach nach einer stressigen Arbeitswoche und Sommerhitze eine entsprechende Geschichte ^_~ Ich wollte endlich mal wieder was für erwachsene Charas schaffen, und ich hoffe mal, dass es nicht zu sehr in Soap-Opera-Format ausgeartet ist...zumal mir die Hauptdarsteller ans Herz gewachsen sind. Wie man unschwer erkennen kann, kann ich political correctness nichts abgewinnen, umso mehr aber leiblichen Genüssen und Sarkasmus ^_^