Titel: A Cowboy Legend Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Original Carnage, Teil 4 FSK: ab 16 Kategorie: Phantastik Ereignis: Erstellt: 24.03.2003 Disclaimer: Song wie zitiert. Carnage gehört sich selbst, kreuzt aber gelegentlich bei mir auf ^_~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ A Cowboy Legend Sandy justierte die randlose Halbbrille mit der vergoldeten Kette erneut, verwünschte stumm dieses oktroyierte Accessoire der Pseudo-Intellektualität, das die Geschäftsleitung für notwendig hielt, ihm aber den Nasenrücken aufscheuerte. Ein verstohlener Blick auf die chromglänzende Uhr über der Eingangstür verriet ihm, dass es auf Mitternacht zuging, also der Zenit der Betriebsamkeit schon überschritten sein sollte. Don drückte ihm kurz den Ellenbogen in die Seite und zischte in seinem stark akzentbehafteten Englisch, er möge Gläser polieren, anstatt 'durch die Gegend zu starren'. Da Don, eigentlich Yamata, nur über diesen einen Satz als Ermahnung in seinem Repertoire der Arbeitsanweisungen verfügte, ignorierte Sandy ihn geflissentlich, zog die obsoleten Raffbänder über die Ellenbogen und pflückte unsichtbare Fusseln von der samtenen Weste, während er angestrengt seine Situation analysierte. Er hielt sich nun seit zwei Wochen in Japan, Osaka, auf, nicht tatsächlich gestrandet auf seiner Weltreise, dennoch unverkennbar in einer Robinsonade gefangen. Seine intimen Kenntnisse der Landessprache und -schrift beliefen sich auf Rudimentärstes. Die Tatsache, dass hier zwar in jeder Schule Englisch gelehrt wurde, man nichtsdestotrotz nur selten jemandem begegnete, der dieses auch verständlich sprach, verblüffte ihn noch immer. Was seine persönliche Isolation jedoch potentiell massiver gefährdete, summierte sich unter dem Titel 'finanzielle Bestandsaufnahme'. Osaka führte nicht zu unrecht seit Jahren die Top-100 der teuersten Pflaster der Welt an. Nun drohte ihm eine Unterkunft in den mobilen Kartonagen am Hauptbahnhof, wenn er nicht umgehend eine verwöhnte Hausfrau traf, deren Mutterinstinkt ihr befahl, diesen armen Gaijin aufzupäppeln. Sandy fädelte eine Strähne seines glatten, schulterlangen Haars hinter das Ohr und befeuchtete seine Lippen. Die Hauspolitik sah vor, dass die Angestellten sich keinesfalls von Gästen zu alkoholischen Geistesgenüssen einladen durften. Die Rauch geschwängerte Neonluft flirrte fingerdick, verklebte wie Teer seine Lunge und trocknete ihn aus. In den Sitzgruppen, schwarzes Leder und verchromte Tischchen, tummelten sich die Salarymen mit ihren Begleiterinnen, versuchten ihr Talent bei der japanischen Variante des Liebesgebalzes mittels Karaoke, wie Sandy boshaft resümierte. Ein Schatten warf sich über die blankpolierte Theke, und sein Kopf flog aufmerksam hoch. Vor ihm hangelte sich mit gelenkigem Geschick ein weiterer Salaryman in entsprechend gleichförmiger Kostümierung auf den Barhocker, was Sandy immer wieder erschauernd an George Orwells 1984 erinnerte. "Hi." Der Mittzwanziger mit den sympathisch unkorrigierten Zähnen und dem akkurat sitzenden Seitenscheitel zwinkerte ihm zu, die schwarzen Augen funkelten kontaktfreudig. Sandy erwiderte das Lächeln reserviert, verkniff sich die Verbeugung, die bei einem Ausländer als unpassend empfunden wurde. Sich strikt an den Anweisungen der Geschäftsleitung orientierend sprach er in akzentuiertem Englisch den Neuankömmling an. Gerade eng genug an die japanische Variante angelehnt, dass sich keine peinliche Situation entwickeln konnte, die aus Missverständnissen einen Gesichtsverlust nach sich zog. Zu seiner milden Überraschung antwortete der Gast nahezu deutlich in Englisch. "Eine Bloody Mary, bitte." Sandy nickte knapp und beeilte sich, seine Künste als Cocktail-Künstler entsprechend in Szene zu setzen. Immerhin hatte er diese Ausbildung in einer fernen Vergangenheit erfolgreich abgeschlossen. Angemessen beeindruckt bestaunte ihn der andere, angelte einen Zigarillo aus seiner Hosentasche und beugte sich über die Theke, um von Sandy Feuer einzufordern. "Ich bin Takeo, und wie heißt du?" Raunte er hastig über die polierte Fläche. Sandy zögerte nur Sekundenbruchteile, dann entschied er, dass es nicht schaden konnte, mit diesem Mann eine Unterhaltung zu pflegen, solange er den Geschäftsbetrieb nicht unangemessen aufhielt. "Angenehm, ich heiße Sandy." Takeo nickte nachdrücklich zum Zeichen, dass er verstanden hatte, um sofort interessiert die Frage nach der Herkunft des Namens nachzuschieben. "Sandy ist die Abkürzung von Sandford. Ich komme aus Texas in Amerika." Er konnte nicht umhin zu bemerken, dass unter dem losen Hemdbündchen des Japaners eine Rolex aufblitzte, vermutlich ein Original, wie er die Mentalität dieser Nation einschätzte. Sein Gegenüber blies eine Rauchwolke gegen die nur schemenhaft zu erahnende Kassettendecke, den Kopf in den Nacken gelegt. Die unifarbene Krawatte längst aufgelockert, sicherstes Indiz, dass er sich in der entspannten Feierabendstimmung befand. "Wie lange bist du schon in Japan?" Erkundigte sich Takeo mit zusammengekniffenen Augen, eine gekünstelt wirkende Pose, die Sandy entfernt an Schauspieler aus B-Movies erinnerte, die sich betont cool geben wollten. "Seit zwei Wochen. Mein erster Aufenthalt." Gab er bereitwillig Auskunft. Was konnte es ihm schaden? Der Bursche erweckte den Anschein von Geld, das in Rezessionszeiten wie eine Goldader einzuschätzen war, rar im Auftreten und ein gut gehütetes Geheimnis. "Und was wirst du von Japan berichten, wenn du wieder in Texas bist, Sandy?" Die weiche Stimme des Japaners schmeichelte sich den Rauchkringeln gleich, die er geübt gegen die Decke blies, in Sandys Wahrnehmung. Eine schwierige Frage, die es mit gebotener Vorsicht zu erwägen galt, so viel zumindest hatte Sandy bereits schmerzhaft lernen müssen. "Ein sehr facettenreiches Land, Japan." Verschaffte er sich Bedenkzeit, beobachtete unter halb gesenkten Lidern seinen Gesprächspartner scharf, um diesem einen Hinweis zu entlocken, was er wohl zu hören wünschte. Die hohe Kunst der Konversation im Land der aufgehenden Sonne, nicht seine eigene Meinung zu offenbaren, sondern in telepathisch anmutender Aufmerksamkeit den Weg für einen Kompromiss zu bereiten. Warum zum Teufel war hier alles so kompliziert?! Doch Takeo überraschte ihn erneut, schob das ausgeleerte Glas Millimeter in Sandys Richtung, den Kopf leicht geneigt. "Bitte noch einen Whiskey mit Eis." Erlöste er Sandy zuvorkommend, ohne offenkundige Anzeichen der Verärgerung. Sandy beeilte sich, der Bestellung gerecht zu werden, geschult die Mischung verdrängend, die Whiskey und Bloody Mary für einen empfindlichen Magen bedeuten wollte. Als er das bauchige Glas mit den frisch zerstoßenen Eiswürfeln, aus den kristallklaren Quellen eines Hochgebirges gewonnen, über die Theke schob, in amerikanischer Manier eine Stoffserviette mit dem Logo der Bar zückte, streifte Takeo seine Finger. Ein eiskalter Schauer jagte über Sandys Rückgrat. Diese Form der direkten Aufforderung war ihm bisher nur aus spärlichen Hinweisen zugetragen worden, entsprach kaum der üblichen Diskretion und Zurückhaltung der Japaner. Er wusste, dass seine aufgerissenen Pupillen seinem Gegenüber nicht entgangen waren, dem es offenkundig Vergnügen bereitete, ihn in Verlegenheit zu bringen. Ohne ihm übelzuwollen, oder aber die Gelegenheit zu verschaffen, sich gegen diese Annäherung zu verwahren. Das Eintreffen weiterer Gäste erlöste ihn von den Qualen der Verwirrung, die sich in diesem Land zu seiner ständigen Begleiterin gemausert hatte, bot ihm die Zuflucht in routiniertem Empfang und serviler Zuvorkommenheit. Doch auch der neue Schub an Kundschaft enthielt nicht die ersehnte Prinzessin, die sich danach verzehrte, ihn aus seiner Notlage zu erlösen und an seiner Seite ihre Freundinnen zu beeindrucken. So blieb ihm nichts weiter, als den sich verteilenden Grüppchen einen melancholischen Blick enttäuschter Hoffnungen nachzuschicken. Sich dann wieder in den Dunst-, oder zutreffender Rauchkreis von Takeo zu begeben. Dieser ignorierte ihn zunächst divenhaft, musterte seine durchaus aparte Erscheinung in der Spiegelwand hinter der Theke, wo sich in gläsernen Etageren exotische und exklusive Spirituosen wie ein berauschender Rahmen um die Reflektionsfläche aufreihten. "Sandy." Seine Stimme verfiel in den harten Befehlston, abgehackt und knapp, eine Intonation, die Sandys Rufnamen jegliche Schmeichelhaftigkeit absprach, diesem nur aus alten Samuraifilmen bekannt. Unwillkürlich zog er die Schultern hoch, bemühte sich, nicht einem trotzigen Schuljungen gleich das Gesicht missmutig zu verziehen, um sich einen Tadel abzuholen, von dem er glaubte, ihn nicht verdient zu haben. "Sir." Zwang er sich zu neutraler Distanz. Es fehlte noch, sich wegen diesem aufdringlichen Burschen Ärger mit der Geschäftsleitung einzuhandeln und diesen Job zu verlieren! Takeo wischte mit der flachen Hand durch die Luft, eine Geste der Missbilligung, um dann ungeduldig einen weiteren Zigarillo vorwurfsvoll unter Sandys Nase zu dirigieren. Innerlich das volle Dutzend abzählend ließ Sandy das Feuerzeug aufblitzen, entzündete mit schützend gewölbter Handfläche das stinkende Ungetüm. Eine chinesische Produktion, die gegen die vorgebliche Klasse seines Gegenüber sprach. Schneller als ein Wimpernschlag schloss sich eine feingliedrige Hand um Sandys Handgelenk, brachte dies in gefährliche Nähe zu der auflodernden Flamme, funkelten ihn die schwarzen Augen undurchdringlich an. Um ihn sofort wieder freizugeben und sich nonchalant zurückzulehnen, als sei diese Episode nur ein Traumgespinst ohne jeden Realitätsgehalt. Sandy blinzelte heftig. Setzte ihm der Rauch bereits derartig zu?! Er suchte ungläubig in Takeos Augen eine Zusicherung, einerlei welche, doch diese musterten ihn mit milder Belustigung, was ungewohnte Farbe in Sandys Wangen trieb. "Also, was zieht dich hierher?" Erkundigte sich dieser nun im Plauderton, verschanzt hinter der dichten Rauchwolke wie einer Nebelwand. "Ich bin auf einer Weltreise, um meinen Horizont zu erweitern." Gab Sandy blasierter zurück, als er beabsichtigt hatte, doch die ungewohnte Aufmerksamkeit und die Möglichkeit, sich in seiner Muttersprache verständlich zu machen, verdrängte die mühsam erlernte Barriere der Zurückhaltung. "Du erforschst also Menschen und Länder?" Takeo legte genießerisch den Kopf in den Nacken und drehte spielerisch das bauchige Glas in seinen schlanken langen Fingern, deren Nägel sorgfältig manikürt waren. Sandy vernahm trotz der Geräuschkulisse das leise Klicken der schmelzenden Eiswürfel überdeutlich. Ein weiterer Schauer durchrieselte seine Knochen wie ein arktischer, nagelspitzer Regen. Alles um ihn herum schien sich auf Takeo zu verdichten, wie eine Komprimierung seiner gesamten Wahrnehmung in dessen sehniger Gestalt. Von akutem Schwindel befallen umklammerte Sandy Halt suchend den wulstigen Zierrand der Theke, zwang sich zu kontrollierter Bauchatmung. "Alles okay mit dir, Sandy?" Schnurrte Takeo, doch Sandy wusste nur zu gut, dass seine Schwäche ihn in den schwarzen Augen attraktiver machte, zu einer perfekten Jagdtrophäe. Er war nicht naiv genug, nicht zu erkennen, dass dieser Takeo mit dem Ziel gekommen war, Gesellschaft für die Nacht zu finden, denn üblicherweise traten die japanischen Salarymen im Rudel auf. Dass er sich männliche Begleitung suchte, dazu noch an einem Gaijin Gefallen fand, konnte nur einer weiteren Marotte zuzuschreiben sein, mit der man sich hier aus dem Zwang der Konformität herauslöste, und sei es nur für Stunden. »Aber ich will nicht!« Sandy zwang sich diese Ermahnung kategorisch in leuchtenden Lettern in seinen Kopf. Er hatte noch nie mit einem Mann... und seine Lage war nicht verzweifelt genug, dies als einzige Option in Erwägung zu ziehen. Ein leises Lachen ließ ihn hochfahren, hatte er wirklich so lange in Selbstversunkenheit verharrt?! Erneut strömte ihm das Blut in die Wangen, wünschte er sich, in Verlegenheit unterzugehen und sich aufzulösen. Takeo nahm das bauchige Glas auf, prostete Sandy spöttisch zu und hinterlegte sorgfältig geglättete Scheine auf der blanken Theke, bevor er mit elegantem Schwung der in diffusem Licht unwirklich erscheinenden Tanzfläche zustrebte. Sandy sammelte geistesabwesend die Banknoten auf, erkannte, dass er mit einem großzügigen und in Japan nicht üblichen Trinkgeld bedacht worden war. In seiner Kehle brandete ein gutturales Grollen auf, doch er verwies es streng auf seinen Platz. Wenn es dem Lackaffen gefiel, diese Art der Spielchen zu betreiben, sollte er doch! ~+~ Kehraus, vier Uhr in der Frühe. Sandys Augen, mittlerweile rotgerändert und mit einem schmierigen Tränenschleier verklebt, flehten um eine Ruhepause. Die letzten Gäste wurden höflich, aber bestimmt zur Tür dirigiert, während er selbst, durch die Sprachbarrieren untauglich dieser Aufgabe, die Theke ein letztes Mal reinigte, den Müll zusammentrug und in der Hinterhofgasse ausleerte, tief die feuchte Luft in die Lungen saugte. Wenige Stunden Schlaf, dann würde er es heute zwangsweise in Angriff nehmen müssen, sich ein neues Obdach zu suchen. Der Gedanke an den bevorstehenden Hürdenlauf zwischen Verständigungslosigkeit und diffusem Vorurteil ließ seine Knie vor Schwäche einknicken. »Hör auf!« Wütend schlug er sich mit den geballten Fäusten gegen die Hüften, stapfte betont tatkräftig in die Bar zurück, schälte sich aus der Uniform, nun ganz Amerikaner im Jeans und T-Shirt. Für einen Augenblick erwog er die Möglichkeit, Don um Hilfe zu bitten, doch dann verwarf er diese Überlegung wieder. So vertraut war ihr Umgang nicht, und er hatte nicht die Absicht, sich in ein Schuldverhältnis mit Don zu bringen. Eine einfache Sonnenbrille, Ray Ban-Imitat, einziges Souvenir aus Hongkong, verbarg seine entzündeten Augen wohltuend vor der dumpfen Dämmerung einer ruhelos pulsierenden Stadt. Sandy marschierte gelassen durch die Gassen, als sich aus einem Hausschatten eine Gestalt löste und ihm den Weg vertrat. Er hielt abrupt in seinem Rhythmus inne, erstarrte und sondierte hastig seine Umgebung. Üblicherweise verfügte er über einen ausgezeichneten Instinkt für sich anbahnende Schwierigkeiten. War er zu selbstvergessen gewesen?! Hatte sich in Sicherheit gewiegt?! "Sandy." Erlöste die weiche Stimme ihn aus der Ungewissheit des Zwielichts. »Takeo. Ich hätte ihn riechen müssen.« Sandy musterte seinen Gegenüber prüfend, die Muskeln angespannt, bereit zur Flucht ungeachtet der potentiellen Lächerlichkeit eines solchen Vorgehens. Seine Gedanken hatten sich natürlich nach dessen Abgang auf den Tanzboden um den Japaner fokussiert. Als jener aber abschiedslos die Bar verließ, hatte sich Sandy seltsam erleichtert und enttäuscht zugleich wieder auf seine eigene Situation konzentriert. "Du siehst durstig aus." Takeo hatte sich ihm auf intime Distanz genähert, die schwarzen Augen hinter einer dunkelblau getönten Sonnenbrille verborgen. Sandy blieb stumm, bemäntelte die eigenen Rat- und Antriebslosigkeit mit ausdruckslosem Blick. "Begleite mich." Takeos Stimme forderte ungeschminkt, keine freundliche Bitte. »Ich sollte ihn zurückweisen, aufgebracht sein...« "Warum?" Platzte es aus Sandy heraus, bevor sein übernächtigtes Gehirn mit seiner Zunge Schritt halten konnte. Takeo lächelte mysteriös, dann schnellten seine Hände vor, gruben sich die Fingerspitzen in Sandys T-Shirt, der aus dem Gleichgewicht gebracht ungeschickt zurücktaumelte, die Hände Halt suchend hinter sich gegen die Mauer stützte, was ihn Takeos Attacke hilflos auslieferte. Und dieser senkte entschlossen die Lippen auf Sandys Mund, küsste ihn kurz, aber hart genug, um Sandys ausgetrocknete Haut aufplatzen zu lassen. Sandy riss reflexartig die Arme hoch, wischte dann mit dem Handrücken die winzigen Blutspuren ab, starrte Takeo fassungslos an. Vorher nahm dieser Kerl die Traute, ihn derartig zu überfallen?! "Ich bin kein verdammter Stricher, du Wichser!" Brach es aus Sandy heraus, gleichgültig, ob der andere diese Ausdrücke zutreffend einordnen konnte. Takeo lachte spöttelnd, fingerte einen Zigarillo heraus und befeuerte diesen eigenhändig. Sein Blick schweifte durch die leere Gasse, über Mülltonnen und verwehtes Papier. Dann wandte er sich wieder Sandy zu, der sich endlich gefasst zu haben glaubte. "Ich denke, du bist fast pleite und hast schon lange keinen Stich mehr bei den Frauen gehabt." Die krude Mischung aus altmodischen Metaphern und sachlicher Distanz verwirrte Sandy erneut. "Also, wieso machst du so einen Aufstand?" Er konnte nicht umhin, der lässigen Haltung seines Gegenüber, sei es einstudierte Pose oder Überzeugung, seine Hochachtung zu zollen, ungeachtet der Wut, die sich durch seine Müdigkeit fraß. "Aufstand? Wie würdest du es finden, wenn ich dir an die Wäsche ginge!?" Knurrte Sandy indigniert, glättete sein T-Shirt, bis ihm auffiel, dass seine Hand merklich zitterte und Takeos Raubvogelblick dieser Umstand nicht entgangen war. Er lachte. "Ich würde dich mit zu mir nehmen und mich durchvögeln lassen." Gab er unter Verwendung diverser Slangausdrücke aus dem Repertoire von Rapmusikern grinsend zurück. Sandy blinzelte. Zu unwirklich verliefen ihm diese Geschehnisse, den breiten Brooklyn-Akzent aus dem Mund eines zierlichen Japaners mit Anzug und korrektem Seitenscheitel zu hören. "Ich könnte dir helfen, hier klar zu kommen..." Lockte Takeo mitleidlos, Sandys schwächsten Punkt ausnutzend, der seine angesammelte Energie und Entschlossenheit verpuffen spürte. Er wusste, dass sein standhaftes Verweigern, Takeos Augen zu begegnen, ein deutliches Zeichen der Schwäche darstellte, er sich geschlagen gab. »Denk nicht darüber nach!« Ermahnte er sich fahl. »Der Typ hat vielleicht eine richtige Dusche... ein bequemes Bett...« "Nur mit Gummi..." Sandy holte tief Luft. "Und ich bin oben, klar?" Takeo schnickte seinen Zigarillostummel achtlos gegen einen Müllbeutel, in dessen Kunststoffhaut ein stinkendes Loch gebrannt wurde. "Immer doch, mein texanischer Cowboy!" Säuselte er in einer grausigen Imitation eines lausig synchronisierten Westerns, aber Sandy verschloss sich dieser Launenhaftigkeit. Er fühlte sich erschlagen und folgte dem agilen Mann, dessen beschwingter Schritt den Triumph des erfolgreichen Jägers verkündete, mutlos. ~+~ Takeos Wohnung erwies sich als eine Variante der Bareinrichtung: viel Leder auf wenig Mobiliar, verchromter Zierrat, die übliche Enge, die den Erfindungsreichtum der Japaner herausforderte. Aber er verfügte über den Luxus einer Nasszelle, in der man sich beim Duschen auch gefahrlos drehen konnte sowie einen Kühlschrank mit vielversprechendem Inhalt. Während er sich eilig wusch, nutzte Sandy die wohlgefällige, gönnerhafte Offerte, sich ein Sandwich zu machen und damit dringend benötigte Kräfte zu reaktivieren. Und entsprechende Panik aufzubauen. Sandy fühlte sich keineswegs in der Lage, mit Takeo... nicht, dass er hohe moralische Grundsätze für sich in Anspruch nahm, nein, es drehte sich einzig und allein um das... wie... Er leerte die Dose Kirinbier mit einem entschlossenen Zug. »Ich nehme eine Dusche... und dann... sehen wir weiter.« ~+~ Sandy rollte sich ermattet und atemlos auf den verwühlten Laken zusammen. Takeo hatte ihm bedeutet, mit bezeichnendem Grinsen, er solle sich einfach vorstellen, er würde es mit einer 'geilen Pussy treiben'. Nicht, dass er Sandy für einen Sekundenbruchteil vergessen ließ, wie es sich tatsächlich verhielt. Allein seine anfeuernden Rufe, das Schnalzen und Stöhnen, das Sandy an die berüchtigte Durchlässigkeit japanischer Zimmerwände erinnerte, machten ihm klar, dass er einen Mann bestieg, in einer Art und Weise, die er mit einer Frau ebenfalls bisher noch nicht in Erwägung gezogen hatte. Er verdrängte den Gedanken, ob es für Takeo wohl befriedigend war. Ihm selbst hatte diese Intimität nur körperliche Erleichterung verschafft. Von Vergnügen konnte keine Rede sein. Der unermüdliche Takeo befleißigte sich nun damit, die Präservative ohne Hemmungen oder Anzeichen von Verlegenheit zu lösen und zu entsorgen. Dann glitten seine Hände über Sandys bereits zu schlanken Leib, mit einer Vertrautheit, die Sandy überraschte und abstieß, auch wenn sie im asiatischen Raum nichts Verwerfliches an sich hatte. "Was...?" Der Japaner saß neben ihm, notierte akribisch in einen kleinen Organizer. Sandy rieb sich mit einer verzerrten Grimasse die Augen. Was, zum Teufel, trieb er denn da?! Takeo grinste, als er registrierte, dass Sandy ihn anstarrte. "Ich bin auch so was wie ein Weltenbummler." Verkündete er großspurig, sich an die Nase tippend. "Du... du führst Buch über...?" Sandy wollte das nicht glauben. "Natürlich. Deine Augen... wie heißen doch gleich diese Steine?" Selbstvergessen grübelte der Japaner mit zusammengezogenen Augen, keineswegs verlegen wegen der Enthüllung seines Hobbys. Sandy richtete sich auf, funkelte Takeo an. "Hättest du wohl die Freundlichkeit, mir zu sagen, was du da gerade über mich festhältst?" Zwang er sich zur Räson, unterdrückte aufsteigenden Zorn. "Geschätzte Größe 1,75m , vermutlich etwa 65 Kilo schwer. Mittelstark behaart, nussiger Körpergeruch, Rasur alle drei Tage erforderlich. Blaue Augen (wie diese Indianerschmucksteine), konditionell schwach, Blutgruppe... hmmm... das schätze ich mal auf A.... darf ich deine Maße nehmen?" Sandy knurrte unkontrolliert, als ihm klar wurde, welche Abmessungen Takeo nehmen wollte. "Vergibst du auch Noten?" Bitterkeit und moralische Entrüstung mischten sich zu einer kaum artikulierbaren Äußerung. "Nicht beim ersten Mal." Grinste der Japaner nachsichtig, tätschelte Sandys Wangen gönnerhaft. "Aber du warst nicht schlecht." "Danke, das rettet meinen Tag!" Fauchte Sandy hasserfüllt, kehrte Takeo den Rücken zu. Der schien seine Reaktion als unbedeutend einzuordnen, löschte das Licht und fiel bald in tiefen, geräuschlosen Schlaf, während sich Sandy, von verwirrenden Empfindungen und Panikattacken unruhig, in Albträumen wälzte. ~+~ Takeo hielt sein Wort. Natürlich nicht, ohne seinen diesbezüglichen Großmut immer wieder zu betonen, als er Sandy zu einer günstigeren Unterkunft verhalf, ihm bei den anstehenden Behördengängen assistierte, oder ihn in einige Geheimnisse seines Heimatlandes einführte. Sandy verdrängte den Gedanken an die Leistungsbemessung, die ihn unausweichlich in Takeos Bett erwartete, ebenso wie die Überwindung, die es ihn kosten würde, erneut mit dem Japaner zu schlafen. Wenigstens die moralische Genugtuung, sein Wort gehalten zu haben, wollte er sich als letzten Luxus gönnen. Auch wenn ihn Schweißausbrüche und unkontrolliertes Zittern befielen, sobald er sich auf das Ende der Nacht konzentrierte. Die Routine der Arbeit lenkte nur unzureichend ab. Schweren Schritts machte er sich nun auf, sein Versprechen einzulösen. Als er die Wohnungstür mit dem Ersatzschlüssel öffnete, den Takeo ihm zu diesem Zweck anvertraut hatte, hörte er die unverkennbaren Laute der Lust aus dem winzigen Schlafzimmer überdeutlich die frühmorgendlich gedämpfte Geräuschkulisse durchdringen. Weibliches Stöhnen und männliche Grunzer vermischten sich zu einem animalischen Urgesang. Sandy entglitten unbemerkt die Schlüssel, dann sammelte er sich eisern. Die Laute, die der Dame entwichen, kamen in seinen Ohren zu prompt, zu akzentuiert... oder war es Eifersucht, die ihn vermuten ließ, dass sich Takeo für diese Nacht eine käufliche Gespielin gesucht hatte? Unwirsch verwarf er diesen ihm absurd erscheinenden Gedanken und huschte an der geöffneten Schiebetür des Schlafzimmers vorbei. Wäre ihm eine solche Situation in den vertrauten Gefilden des amerikanischen Heimatlandes begegnet, hätte er augenblicklich schamrot das Feld geräumt, doch von kaltem Zorn erfüllt beschäftigte ihn nunmehr nur die Frage, ob es wohl zu vermessen war, die Dusche zu benutzen. Ganz gleich, was sich Takeo wohl in den Kopf gesetzt hatte, dieser 'Naturkundeforscher', Sandy schnaubte abschätzig, er würde noch in dieser Nacht ihren ungeschriebenen Vertrag beenden! Leidlich erfrischt und in T-Shirt und Shorts gewandet, die nur Minuten der allgemein feucht-schwülen Luft widerstanden, gegen die sich selbst die leistungsstarken Ventilatoren und allgegenwärtigen Entlüfter machtlos erwiesen, betrat er das libidinöse Schlachtfeld. Die Dame, die sich gerade die Lippen nachzog, begegnete seinem forschenden Blick desinteressiert, Takeo selbst zog an seinem Zigarillo in der Pose des Alpha-Männchens. Sandy gestattete sich ein verknittertes, betont frostiges Lächeln. "Ich warte im Wohnzimmer." Verkündete er ruhig, bevor er sich zurückzog. ~+~ Sandy polierte ein flecken- und streifenfreies Glas, zwang sich zu sachlicher Distanz, begegnete Takeos spitzen Anspielungen und Beleidigungen, die dieser mangels sprachkundigen Publikums in Hörweite ungehindert absondern konnte, mit Gleichmut. Plötzlich schlug sein Instinkt Alarm. Die feinen Härchen auf seinem Körper stellten sich in animalischem Grauen auf. Zwanghaft drehte sich sein Kopf in eigenem Willen zur Tür, weiteten sich seine Augen. Sekundenbruchteile später öffnete sich die stählerner Pforte, und für Wimpernschläge schien die Zeit zu gefrieren. In eine Korona aus nächtlichem Dunst, neonweißgleißendem Halo gehüllt, materialisierte sich eine Gestalt aus der Finsternis. Der gesenkte Kopf verbarg sich hinter einem weißem Cowboy-Hut aus Nappaleder, mit einer schweren Schnalle aus Sterlingsilber verziert. Ein blendend weißer, knöchellanger Mantel aus dem gleichen Leder schwang hochgeschlitzt um eine anmutige, mittelgroße Gestalt, ließ nach außen gestellte Hosenbeine mit Schmucklederfransen erahnen. Alabasterfarbene Finger tippten grüßend an die breite Krempe, dann hob der Fremde den Kopf an. Abgründige Augen durchforschten die in Ehrfurcht erstarrte Menge. Sandys Atem setzte aus, sein Körper lechzte nach Flucht, doch gelähmt war er der Gnade des Unbekannten ausgeliefert. ~+~ "Howdy." Werfe ich samtig in die Runde. Ein Fingerschnippen bricht die anbetende Referenz der namenlosen Freunde des schlichten Amüsements. Nicht gerade ein überbordendes Angebot, aber heute gelüstet mich nach Zerstreuung. Qualität ist ein Luxus, den man sich in genau abgezirkelten Dosen zuführen soll. Die neuen Chaps schmiegen sich perfekt an meine schlanken Glieder. Die schwere Gürtelschnalle mit den verschlungenen Votiven, eine zugegeben boshafte Anspielung für Eingeweihte, hält den bequemen Bund der Chaps auf meinen Hüftknochen tief genug, um den neuen Ring in meinem Bauchnabel angemessen in Szene zu setzen. In meinem Leib blitzt raubtierhaft der Urquell meiner Existenz auf, als ich mich in leichtem Schritt mit den halbhohen Schaftstiefeln aus Schlangenleder der Bar zuwende, ein sicheres Anzeichen, dass ich mich in Reichweite eines potentiellen Lustobjektes befinde. Im violetten Schein der unzähligen winzigen Strahler leuchtet meine Aufmachung fluoreszierend, ein interessantes Wechselspiel mit meiner alabasterfarbenen Haut. Einen Barhocker mit müheloser Anmut erklimmend wende ich mich dem Personal zu. Der Japaner weicht zurück, fordert seinen Kollegen an. Offenkundig hat man entschieden, dass Gaijin auch Gaijin bedienen sollen. Der Junge auf der anderen Seite kommt der Aufforderung so zögerlich nach, dass es mich rührt. »Kluger Junge.« »Mmhhhhrrrrrr...« Selbst in diesem scheußlichen Design und der unkleidsamen Uniform kann ich nicht umhin zu bemerken, was für eine verlockende Partie er ist. Diese Haare in dem köstlichen Karamelton, die Haut gezuckert... ich habe Hunger. Als ich mich ungezügelt über den Tresen beuge, seinen Blick mir untertan mache, überraschen mich seine Augen. Tiefstes Türkis, tränenfeucht, verängstigt. Unwillkürlich reißt meine Hand aus, streift behutsam seine bleiche Wange. »Du erkennst meine Natur, mein schöner Adonis... ja, ich spüre es an deinem rasenden Herzschlag.« Es kostet mich keine Anstrengung, seine Aufmerksamkeit auf mich allein zu zentrieren, tröstend meinen Kuss auf seine bebenden Lippen zu bannen, sie zu versiegeln, meine Finger zärtlich über die gespannte Haut seiner Brust wandern zu lassen, bis sich das heftige Schlagen schläfrig eingelullt beruhigt. Als ich zwinkere, die Türkise aus den Abgründen meiner Obsidianaugen freigebe, taumelt er zurück, kindlich eine Hand vor den Mund schlagend. Ich schenke ihm ein Lächeln ohne die spitzen Zähne, summe lautlos einen Zauber, der seinen erstaunlich alerten Instinkt besänftigen soll. Wer hätte gedacht, in dieser langweiligen Kaschemme nach dem schier endlosen Flug eine derartige Entdeckung zu machen? Sofort bemächtigt sich meiner eine aufreizende Hochstimmung. Ich werde nun doch in einen unzweifelhaft erinnerungswürdigen Genuss kommen. Zunächst jedoch muss ich meinen Hunger stillen, um nicht gierig zu vergeuden, was mir so unerwartet den Aufenthalt versüßen wird. Eine weitere Präsenz kreiselt in meiner sich weitenden Wahrnehmung. Ich ordne sie als die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Japaners ein, dessen farbloser Salarymen-Erscheinung der verunsicherte Blick meines türkisäugigen Adonis gilt. »Du kennst diesen Mann also? Willst ihn warnen?« Ich hauche meine Bestellung schnurrend über die trennende Barriere, imitiere mühelos das Idiom der Männer in Louisiana. Natürlich rückt der Japaner heran, ungewohnt direkt, offenkundig schon leicht angetrunken, kontaktfreudig, da ich so zuvorkommend war, das Gleiche zu ordern wie er selbst. Seine schwarzen Augen taxieren mich ungeniert, wähnt er sich doch geschützt durch die Ausdruckslosigkeit seines Gesichts. Wie könnte ein dummer, amerikanische Gaijin wohl darin lesen? Ich unterdrücke ein boshaftes Kichern, kehre ihm die Schultern zu, um meinen Drink zärtlich aus den zitternden Fingern meines anmutigen, türkisäugigen Adonis zu pflücken, widerstehe der Versuchung, seine Fingerspitzen in meinen Mund gleiten zu lassen. Ihn zu kosten, seiner Stimme zu lauschen, wenn sie sich willenlos meiner Führung ergibt. In mir brodelt heftig animalischer Appetit, er brennt sich glühend heiß durch meine Glieder, weicht meine Beherrschung auf. Verlangt fordernd ein Ventil, um sich berauscht an der eigenen Unbotmäßigkeit rücksichtslos zu exponieren. Ein großer Schluck des eisgekühlten schottischen Lebenswassers, prickelnd scharf und süß zugleich, dann tragen mich meine unrasten Füße auf die Tanzfläche, wo sich gerade eine Lücke in der Darbietung der Gesangskünste auftut. Ich kann nicht anders, es treibt mich, Raserei verschwenderisch zu versprühen wie eine urtümliche Duftnote. ~+~ Als der unheimliche Mann sich mit katzenhafter Anmut und der Grazie eines erprobten Tänzers von der Bar entfernte, stieß Sandy einen heiseren Seufzer aus, der aus der Tiefe seiner Seele zu entschlüpfen schien. Er fühlte sich, als sei ihm ein Aufschub gewährt worden, eine willkürliche Gnade, die sich in Augenblicken wieder umkehren konnte. »Ich muss hier weg, sofort!« Diesem übermächtigen Schrei seines Instinktes gehorchend floh Sandy in den Küchenbereich, riss sich hastig die Uniform vom Leib, streifte sich Hemd und Hosen über, blind und taub für die ungläubigen Kommentare, die sein kopfloses und überhastetes Gebaren begleiteten. Er fragte sich, ob seine Zeit reichen würde, seine Habseligkeiten in seiner Unterkunft zusammenzuklauben, und wie viel ihn wohl eine Passage auf einem russischen Containerschiff kosten würde. Abschiedslos verschwand er von Dämonen mit erschreckend detaillierten Fratzen gehetzt in der ohrenbetäubenden Nacht der Metropole. ~+~ Takeo verschlang den Amerikaner auf der Tanzfläche mit den Augen. Die lasziven Posen, jedes spielerische Aufschlagen des stilisierten Staubmantels, das Lupfen des Hutes, unter dem sich glänzend eine nachtschwarze Lockenpracht enthüllte, die breitbeinige Darbietung, die lockende, flüsternde, freitragende Stimme, die schwingenden Hüften, die raumgreifenden Gesten. Den mimisch angedeuteten wilden Ritt, das freche Liebkosen des Nabelrings, die sich deutlich abzeichnenden Brustwarzen unter dem durchsichtigen Top. Er wollte diesen Gaijin. ~+~ Riders In The Sky (A Cowboy Legend) (As performed in 'Blues Brothers 2000') An old cow polk went ridin' one dark and windy day Upon a ranch he rested as he went along his way When all at once a mighty herd of red eyed cows he saw A plowin' through the ragged sky and up the cloudy draw Yippee-I-Yay Yippee-I-Yo Ghost Riders in the Sky Their brands were still on fire and their hoofs were made of steel Their horns were black and shiney and their hot breath he could feel A bolt of fear went through him as they thundered through the sky Yippee-I-Yay Yippee-I-Yo Ghost Riders in the Sky Their faces gone, their eyes were blurred , their shirts all soaked with sweat Their rindin' hard to catch that heard but they ain't caught 'em yet Cause they got to ride forever in that range up in the sky On horses snortin' fire... as they ride they hear their cry Yippee-I-Yay Yippee-I-Yo Ghost Riders in the Sky As the riders loped on by him, he heard one call his name 'If you want to save your soul from hell, you're ridin' on that range then cowboy, change your ways today or with us you'll ride on tryin' to catch the devil's herd across the endless sky' Yippee-I-Yay (Yippee-I-Yay) Yippee-I-Yo (Yippee-I-Yo) Ghost Riders in the Sky ~+~ Merklich erleichtert und aufgewärmt verlasse ich unter wohlfeilem Applaus die Tanzfläche, werfe ein spöttisches Yihaaa in die Runde. Hinter der Theke bemüht man sich, die Flucht meines schönen, flinkfüßigen, zukünftigen Spielgefährten aufzufangen. Ich verspüre Lust, grundlos in sprudelndes Gelächter auszubrechen, mit mir selbst zu tanzen, mich in Raum und Zeit zu verlieren. »Du ahnst gar nicht, welches Vergnügen du mir bereitest, mein scheuer Cowboy.« Der Japaner baut sich vor mir auf. Sein lüsternes Grinsen frisst sich gierig durch das Leder meines Mantels in Hüfthöhe. "Hi, ich bin Takeo." Reicht er mir seine Rechte, biedert sich mit europäischer Geste bei mir an. Ich lasse meine spitzen Zähne aufblitzen, jage elektrische Schauer durch seinen sehnigen Leib. "Du kannst mich Billy Bob nennen." Verhöhne ich seine unverhüllte Begierde, die mir weniger schmeichelhaft als abgeschmackt erscheint, da sie mich herabsetzt, was mich gegen ihn einnimmt. »Du willst dich doch nicht mit mir messen, du ahnungsloser Mensch?« Blind ist seine Leidenschaft, keine Frage, doch bin ich in nachsichtiger Stimmung? Prüfend wische ich eine Locke aus meinen Augen, taxiere seine schwarzen gleichmütig. Seine nächsten Worte sollen über sein Schicksal bestimmen, lege ich mich fest, dränge meinen ungeduldigen Hunger zurück. "Ich liebe es, fremde Menschen kennenzulernen, Billy Bob." Sein Augenaufschlag ist boshaft und selbstschmeichlerisch, "Ich bin sozusagen ein Menschenkundler." Ich lächele arktisch zurück, eine Ahnung von Stahl in meiner Stimme. "Ach, ist das so? Was für ein Zufall, ich betätige mich auf dem gleichen Gebiet..." ~+~ Seine Wohnung ist winzig, beengend, ein Umstand, den ich nach dem langen Flug nicht unbedingt mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehme. Noch bevor ich die Gelegenheit finde, aus meine Stiefeln zu schlüpfen, hat er mich gegen die Wand gedrängt, reibt sich rücksichtslos an mir, als handele es sich um eine Borke, die dem Wildschein zum Lustgewinn und der Hygiene gereicht. Mühsam bremse ich meine Hand, die darauf brennt, förmlich glüht, ihm sein Genick zu brechen für diese Respektlosigkeit. Offenkundig bekommen mir lange Flüge nicht besonders. Ich sollte eine Schiffsreise in Erwägung ziehen. Selbstredend ist es mir ein Leichtes, ihn mit wenig Kraftaufwand von meinem Mantel zu pflücken. "Zieh dich nicht aus, das will ich tun!" Faucht er in mein Gesicht, sprenkelt mich mit Speicheltröpfchen, seine gutturale Aussprache wandelt sein Englisch ins Unverständliche. Die Augen zusammenkneifend lasse ich ihn gewähren, filtere den Gestank dieser unsäglichen Zigarillos aus meiner Nase, als seine Finger würdelos den Mantel von meinen Schultern zerren. Wenigstens verlangt er keine Episode a la Stehimbiss. Bis zu dem bezeichnend in schwarzes Satin gehüllten Bett sind wir gelangt. "Wie möchtest du es haben?" Gurre ich süßlich, mein Japanisch erprobend, was seine schwarzen Augen aufblitzen lässt. "Du sprichst Japanisch?" Flecke zieren seine Wangen. "Ich spreche eine Menge Sprachen." Versetze ich vieldeutig und genieße seine Verlegenheit, das unbehagliche Winden, als seinem alkoholbenebelten Gehirn klar wird, dass ich seine aufdringlichen Forderungen, die mehrheitlich den uninspirierten Inhalten unzähliger horizontaler Balzgewohnheiten entsprechen, verstanden habe. Für Sekundenbruchteile stimmt mich die Tatsache melancholisch, dass man sich heutzutage nicht mehr bemüht, mit bildgewaltigen Metaphern und sprühendem Witz zu gewinnen, sondern sich lediglich banal in der schnörkellosen Umschreibung des Aktes ergeht. Seine unbeholfenen Versuche, sich aus dem verhedderten Sakko zu befreien, ziehen meine Aufmerksamkeit wieder auf die gegenwärtige Lage. Mich beschleichen ernste Zweifel, dass ich mich ausreichend unter Kontrolle halten kann, wenn sich diese abgeschmackte Tragödie ungebremst fortsetzt. Ich zücke das Springmesser, das sich in bequemer Reichweite im rechten Hosenbein meiner Chaps verbirgt, trenne den hinderlichen Stoff mühelos voneinander, befördere mit Schwung meine klägliche Jagdbeute auf die Laken. Auf allen Vieren krieche ich heran, becirce seine angstgeweiteten Augen mit Obsidian, hypnotisiere ihn, bis ich auf seinen Hüften Platz nehmen kann. Dann erkunde ich mit der Zungenspitze langsam die blanke Klinge, ziehe den Hut tiefer in die Stirn. Es erregt ihn, meiner Launenhaftigkeit ausgesetzt zu sein, lähmt ihn jedoch beklagenswert gründlich. Stocksteif, um präzise zu sein. Achtlos versenke ich das Messer mit einer einzigen, pfeilschnellen Bewegung in die gegenüberliegende Wand, wo es sich leise federnd einen Rastplatz sucht. Dann wende ich mich dem Japaner zu, meinem 'Naturkundefreund', löse Knopf für Knopf sein gestärktes Hemd, entfalte es wie ein wertvolles Geschenk, um in animalischer Wut das darunter befindliche Unterhemd mit scharfen Zähnen zu zerfetzen. Er keucht, drängt mir seine knochige Brust entgegen, die ich nachsichtig mit meinem glühenden Atem benetze, seine Brustwarzen mit zartem Biss reize. Während ich mit mühsam beherrschter Ungeduld die letzten Überreste störender Bekleidung beseitige, seine wachsende Erektion mit kundigen Händen aufrichte, schweifen meine gelangweilten Gedanken wieder zu dem türkisäugigen Jüngling ab, der genug Geistesgegenwart besaß, die Flucht zu wählen. In meinen Gliedern kocht pochend und pulsierend die Vorfreude hoch, die Aussicht auf eine Jagd mit einer köstlichen, widerspenstigen Beute. Einem Gegenpart, der mir Vergnügen bereiten wird in seinem unschuldigen Bemühen, mir zu entweichen. Meine Fingerspitzen lösen sich von der feuchten, empfindsamen Haut, ziehen parallel ausgerichtete Streifen über die sich hastig hebende Brust des Japaners, der ungeschickt an dem Tanga herumfummelt, den ich der Schicklichkeit wegen gezwungen bin, entgegen meiner Vorliebe zu tragen. Nachsichtig wie die Eltern mit einem geistig limitierten Kind schiebe ich meine Hüfte entsprechend in seine tumben Hände, weise ihm den Weg zu den spärlichen Haken, die es zu lösen gilt. Seine Fersen graben sich tief in die für meinen Geschmack zu nachgiebige Matratze, dann drängt er sich endlich zu mir hoch. Ich spanne die Muskeln geübt, fange seine Hände ein, die mir nur hinderlich sein können, weite meinen Schritt, bis ich es mir langsam, genießerisch, auf ihm bequem machen kann. Ein Gefühl, als begebe man sich nach einem langen Arbeitstag in eine Wanne duftenden, annähernd siedenden Wassers. Endlich. Selbstredend missversteht er meine Begeisterung, gluckst vor sich hin, wagt es, mich mit einigen Stößen zu behelligen. Ich beantworte diese Vermessenheit, indem ich die Fingernägel tief in seine Handrücken grabe, dann lasse ich meine Muskeln spielen, ziehe sie kontrapunktisch zusammen, sauge förmlich seine Lebenskraft in mich ein. Ein erstickter Wehlaut entflieht, aber das kümmert mich kaum. "Wolltest du nicht einen wilden Ritt, mein kleiner Hengst?" Säusele ich liebevoll in sein verzerrtes Gesicht. Gegen seinen Willen heben sich seine Hüften in steigendem Rhythmus. Nun dient mir sein Rammsporn wie die Borke dem Wildschwein: verschafft mir Erleichterung und reinigt meinen Alabasterkörper von der Starre, die Jetlag und Enge mir aufgezwungen haben. Erbärmlich bohren sich seine spitzen Schulterblätter in die Matratze. Hart trommelt sein Herz berstend gegen den Brustkorb, als ich mich seiner verzweifelten Bitte öffne. »Immerhin sind wir Kollegen, nicht wahr?« Ich blase einen Kuss auf seine Lippen, der seinen Lebenshauch final verwehen lässt, reite auf den letzten Kontraktionen seines sterbenden Leibs, bis seine Gestalt unter mir zerfließt, sich in regenbogenfarbenen Schlieren verliert, die der ächzende Ventilator ungerührt zerstäubt. Keineswegs gesättigt richte ich meine Kleidung, inspiziere dann die winzige Wohnung. Die Aufzeichnungen meines verschiedenen Kollegen lösen ein herzhaftes Lachen aus: seine Statistik beläuft sich auf ganze 100 Personen! Possierlich, man könnte sogar von 'ambitioniert' sprechen. Was ich nicht tue. Denn man nennt mich Carnage, ein Name der Berufung. Ich lächele in die Finsternis meiner Ewigkeit. ~+~ Sandy schreckte mit einem Schrei aus einer albtraumhaften Vision hoch, in der ein Mann mit Obsidianaugen auf einem skelettierten Pferd mit glühenden Augen durch die Wolken ritt, um mit elegantem Schwung abzuspringen und dann lässig, tänzerisch auf ihn zuzuschreiten. In den Obsidianaugen unterhalb des Cowboyhutes spiegelten sich seine panisch geweiteten Türkisaugen hoffnungslos. ~+~ ENDE ~+~ Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Und Nummer 4 in der Carnage-Reihe, hier trägt er sein geliebtes Outfit, das er einem Yaoi-Manga-Cover verdankt, zudem begibt er sich auf wissenschaftliche Basiserforschung *g* Ich mochte den Song, der in Blues Brothers 2000 so niedlich in Szene gesetzt wird, schon immer, so nett gruselig, was natürlich gegen Takeos Pedanterie ein wenig verblasst. Und was nun aus Sandy wurde? Tscha... ^_^ P.S. Carnage war bei Miss P.-chan, und sie lebt auch noch....*eg*