Titel: Opus Dei Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Original Carnage, Teil 8 FSK: ab 18 Kategorie: Phantastik Erstellt: 17.08.2002 Für Miss P-chan, Heureka ^_~ *~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~**~ð~* Opus Dei Über den strahlenden, tiefdunkelblauen Himmel zogen vereinzelte Wolken, eine Ahnung von hingepudertem Weiß. Die Sonne sengte in hochsommerlicher Hitze herab, verdunstete zu rasch die morgendliche Tausprenkelung auf den begrünten Hängen. Spärliche Windstöße vom Meer her wehten staubige Wirbel über die einsamen Hügel. Er lag unter einer der wenigen Zypressen, genoss ihren Schattenwurf ebenso wie die Liebkosung der unsichtbaren Hände des Windgottes, der mit seinen schwarzen Locken spielte. Um ihn herum ruhten, von der allgegenwärtigen Hitze ermattet, die Ziegen, die ihm anvertraut waren. Von Ferne stieg ihm der beißende Geruch verbrannter Nadelhölzer in die Nase, doch dies beunruhigte ihn nicht, er wusste um den Anlass. Bald schon sollten die höchsten Feierlichkeiten beginnen, die Götter milde stimmen, sie lobpreisen. Und er würde teilhaben. Dieses Gefühl triumphierte wie ein kristallklarer Quellwasserstrahl prickelnd in seinem Inneren. *~ð~* Er zählte nun fast 14 Sommer, von schlanker, anmutiger Gestalt, die auch das einfache Übergewand mit der groben Verkordelung nicht beeinträchtigen konnte. Seiner Haut, sonnengebräunt und glatt, mangelte es an Zeichen der Reife. Nicht der kleinste Flaum wollte sich einstellen. Diesem Manko jedoch maß er keine Bedeutung zu. Im Übrigen bot sich ihm nicht oft die Möglichkeit des Vergleichs. Andere Jünglinge seines Alters hüteten ebenfalls Tiere auf anderen Gefilden oder gingen ihren Vätern zur Hand. Bei ihm schloss sich dies weitgehend aus. Seine älteren Brüder bildeten die stützenden Säulen seines Vaters, und dieser hatte sich in der Vergangenheit nur zu eifrig gezeigt, den mädchenhaft schönen Knaben zu isolieren. Hoffte er insgeheim, dass wilde Tiere den jüngsten Sohn auf seiner einsamen Wanderung von Anhöhe zu Anhöhe, nur im Schutz des Firmaments, zerreißen mochten? Ihn kümmerte dies nicht. Er liebte diese Freiheit, ohne Rechenschaft, ohne Geißel der bedrückenden Enge der Familienbande dahin zu ziehen, wo ihn seine Instinkte führten. Im Gegensatz zu einigen leidgeprüften Schicksalsgenossen schien er von einer unsichtbaren Macht behütet zu werden. Keine Konfrontation mit tierischen Gegnern oder die Kapriolen des Wettergottes krümmten ihm jemals ein Haar. Er kehrte immer wieder gehorsam zu seiner Familie, mit der ihn nichts mehr verband, zurück, führte die wohlgenährten, munteren Ziegen vor, übergab jene, die der Schlachtung überantwortet wurden, so unbewegt, wie er ihnen die Milch stahl, um sich dann ihrer unverbrüchlichen Zuneigung nur vage bewusst erneut auf eine unendliche, ziellose Reise zu begeben. Er fürchtete nichts, keine Zukunft, keine Götter, keine Unbillen. Wie Hybris aureolengleich umspielte ihn seine unergründliche Zuversicht. Sie hieß die anderen, ihn fürchten. Doch wagten sie nicht, ihn zu exilieren, denn unmissverständlich mussten wohl die Götter ihn lieben. *~ð~* Die Männer im Schutze eines ledernen Segels schwiegen brütend, strichen über Bärte, gedankenverloren, belauerten einander, wer wohl zuerst das Wort ergreifen würde. Längst waren die eingelegten Oliven verzehrt, wie ein Mahnmal wartete die hölzerne Schale vor ihren Füßen. Jeder für sich hatte bereits die Entscheidung getroffen, doch in ihren Gedanken gefangen wirkte sich diese weniger bedrohlich aus, was man von einem gemeinschaftlichen Entschluss nicht mehr sagen konnte. Auf ein stummes Signal, der Erschöpfung geschuldet, richteten sich nach und nach die Blicke der Männer auf einen in ihrer Mitte. Dieser spürte die Aufmerksamkeit, unerwünscht, doch nicht unerwartet, seit Jahren schon befürchtet, ergab sich schließlich. Nickte langsam, bedeutungsschwanger. Das Urteil war gefallen. *~ð~* Er stieg gemächlich, katzenhaft gewandt, die groben Steine, loses Geröll, hinab, um zur Quelle zu gelangen. Die Ziegen hatte er vertrauensvoll am Oberlauf, wo er das Wasser in einem Becken angestaut hatte, zurückgelassen. Das staubige Obergewand über die verwilderten Locken streifend beugte er sich über das munter sprudelnde Nass, betrachtete in den sich brechenden Spiegelflächen sein Gesicht. Die gleichmäßig attraktiven Züge, befreit von kindlicher Rundlichkeit, beherrscht von türkisblauen Augen. Er wusste um seine Schönheit, hatte ihre Wirkung auf den Gesichtern der anderen gelesen, eine seltsame Mischung aus verehrendem Anbeten und besorgter Furcht. Nun aber galt es zunächst, sich zu waschen, den Körper zu befreien von seinem Gefängnis aus Staub, eingetrocknetem Schweiß und schwerem Stoff, die Glieder zu kühlen, ihre gelenkige Anmut zu bewundern. Seine Hände schöpften unter amüsiertem, selbstvergessenen Lächeln das neugeborene Wasser aus der Quelle, verteilten es sorgfältig, genossen den klaren, ungetrübten Geschmack. Bald trocknete schon die glühende Atmosphäre die benetzte Haut, verdunstete den Perlenschmuck, der sich weigerte, der steinigen Erde entgegen zu stürzen, wie es ihm bestimmt war. Der Jüngling verabschiedete sich mit einem munteren Gruß von der Quelle, seine Verehrung ihrer Hüterin erweisend, bevor er mit schrillem Pfiff seine Schutzbefohlenen aufforderte, ihm zu folgen. Das grobe Gewand um die schmalen Schultern geschlungen, entouriert von den meckernden Gefährten, die sich rivalisierend um die Nähe zu seinen schlanken Beinen stießen und bissen, strebte er dem Tal zu. *~ð~* Die Nacht brach herein, nur wenig Abkühlung versprechend, da sich der leidgeprüfte, ausgedörrte Boden, seines Baumschmucks schon Generationen beraubt und nunmehr erodierendes Ödland, nicht als Partner geeignet erwies. Dies kümmerte den Knaben wenig, der sich auf seinem Gewand ausstreckte, dem sterngeschmückten Firmament die anmutige Gestalt darbot. In seiner Nähe, doch streng ermahnt, ruhten in weitem Umkreis die Ziegen. Es war nicht zu erkennen, wer wem Schutz bot: ob die Tiere ihren jungen Hüter wie ein Wall verteidigten, oder ob sie in seiner unbekümmerten Aura der Unantastbarkeit Zuflucht fanden. *~ð~* Von Weitem schon waren sie zu vernehmen. In der Stille, die nicht einmal die vorlautesten gefiederten Sänger zu durchbrechen wagten, schwebte ihr rhythmisch betonter Lobgesang, die preisende Hymne, die den Himmel erreichen sollte. Ihre Dankbarkeit bekunden, ihre Ergebenheit, ihr Vertrauen in den göttlichen Ratschluss. Die Frauen schritten voran, in ihre feinsten Obergewänder gehüllt, die langen Haare kunstvoll geflochten, hochgesteckt, von Blüten geziert. Sie schlugen die doppelbespannte Tympanon sowie die Krotala im gemäßigten Takt, ihre Stimmen hell und klar im Rezitativ archaischer Silben. Ihnen folgten die Männer, herausgeputzt, die Haut von Öl glänzend, ebenso die prachtvollen Bärte und Locken der Patriarchen, mit den Zweigen des Lorbeers geschmückt. Jünglinge bildeten den Abschluss der langen Prozession, Syrinx und die Doppelaulos blasend, vogelgleich von leichten Herzen kündend, die sich dem Himmel entgegen schwingen wollten. Die Götter schienen den Ausschreitenden wohlgesonnen: der Himmel strahlte wolkenfrei, eine sanfte Brise hinderte den langen Aufstieg bis zum Heiligtum, von uralten Zypressen umgeben, nicht. Feierlich und unermüdlich lobpreisten sie ihre Schöpfer und Beschützer, während in des Tempels Hinterland die Hüter des göttlichen Ratsschlusses Rituale pflegten, die ihren Höhepunkt in der kommenden Nacht finden sollten. *~ð~* Er genoss den Geruch der reifen Ähren, der Feldfrüchte, Oliven, der späten Blüten, der wilden Kräuter. Ein wahres Gelage für alle Sinne, der Götter zu Ehren, schmuckvoll angerichtet, auf gewaltigen Platten, eine reichhaltige Auswahl der Ernte des Jahres. Um ihn herum erging man sich in hochgestimmter Eifrigkeit. Die blendend weißen Gewänder rauschten wie Meereswellen am Strand, wenn ihr steifer Stoff eine Bewegung untermalte. Es war das erste Mal, dass man ihm eine Teilnahme gestattet hatte. Seine Wissbegierde ließ sich nicht einkerkern, sodass er seinem Impetus als besonderer Schützling der Götter geschuldet ungehindert umherstreifen durfte, sich das Heiligtum in seinen Kammern und Kellern erschließen. Eine muntere Quelle, ein fackelbeleuchteter Raum, mit kunstvoll bemalten Steinplatten eingefasst, farbige Kiesel in den Boden ornamentengleich eingelassen, in seiner Mitte der Altar. Schwere Kohlebecken, auf denen unentwegt Aromatisches räucherte, die Luft zu reinigen, mit ihrem Wohlgeruch die Aufmerksamkeit der Götter erweckend. Reichhaltige Tempelinstrumentalien, die ihn nicht weiter kümmerten, interessierten sich seine wachen Sinne doch sehr viel stärker für die gewaltigen irdenen Krüge. Amphoren, die in ihren bauchigen Leibern Kostbares hüteten: den veredelten Saft der Traubenlese, angereichert mit Kräutern und wildem Honig. Eine Rezeptur, die nur den höchsten Priestern und Hütern bekannt war, ein strikt gewahrtes Geheimnis. Der göttliche Trunk, eine Erinnerung an das Labsal und nährreichen Nektar, der ihn lockte, eine Kostprobe zu wagen, sobald man ihn unbeobachtet ließ. Er fürchtete sich nicht vor dem angedrohten Zorn der Götter, wenn er dem himmlischen Getränk eine Winzigkeit entnahm, um sich vom Wahrheitsgehalt der mythischen Verheißungen zu überzeugen. Mit einem spitzbübischen Lächeln, die Zunge in kindlicher Mimik zwischen den warmen, roten Lippen hervorspitzend, schöpfte er mit einem der kunstvoll gestalteten Becher den dunkelroten, schweren Traubensaft heraus. Studierte die feinen Rinnsale, die über die warme Farbe des Bechers seine feingliedrige Hand erreichten, in Deltas auffächerten, eine rötliche Äderung erzeugten. Bis er mit flinker Zunge ihren Absturz auf den kiesgepflasterten Boden des Heiligtums verhinderte. Nach den ersten ernsthaften Urteilen der Geschmacksknospen seiner gelehrigen Zunge befand er den roten Trank für einer weiteren Erkundung wert, nahm Schluck für Schluck aus des Bechers Tiefen, genoss die Hitze in seiner Leibmitte, das volle Aroma, das sich seiner Mundhöhle bemächtigte, ihn vollständig erfüllte. Die sanfte Leichtigkeit, die ihn befiel, zu anmutigem Tanzen verführte, in seinem knappen Schurz, die glänzenden Locken selbstvergessen durchstreifend, die goldenen Kreolen betastend, sich umkreisend, in wiegendem Rhythmus. *~ð~* Die Priester, die den Jungen suchten, verfolgten den einsamen Reigen, die geschlossenen Augen, das entrückte Lächeln auf den weichen Lippen mit Erleichterung. Ungeachtet seiner Freveltat, die ihnen kaum verborgen blieb, ruhte doch zu seinen blanken Füßen der vergessene Becher, nahmen sie sanft seine nackten Arme, geleiteten ihn umsichtig in den benachbarten Raum, wo seine Erscheinung ihrem Anlass entsprechend vollendet werden sollte. *~ð~* Fackelschein und Hymnengesang verwoben sich in der Nacht zu einer mächtigen Magie der Verbundenheit von Mensch und Natur. Von der Dunkelheit auf gleichförmige Silhouetten reduziert erkannten die Pilger ihre Bedeutungslosigkeit im Angesicht der ewigen Götter in Demut an, verstärkten sich Musik und Gesang, dankbar für das Wunder, Leben zu dürfen in dieser reichhaltigen Pracht. Gesegnet mit weiteren Generationen, mit den Früchten der Ernte, mit den Geschöpfen, die ihnen zu Nahrung und Kleidung dienten. Da dieses Jahr besonders von der Gunst der Götter geprägt worden war, hieß es, ein ebenso machtvolles Opfer darzubringen, um sich der erwiesenen Gnade wert zu zeigen. *~ð~* Vom Alter gekrümmte Finger bestrichen in ihrer weichen, faltenreichen Haut die des Jünglings geduldig mit fein raffiniertem Öl, tränkten jede der schwarzen Locken einzeln, bis sie einer Flut flüssigen Pechs glichen. Jeder Nagel wurde auf das Sorgsamste gefeilt, mit duftendem Harz lackiert, der ganze Körper auf störende Behaarung untersucht, wiewohl diese erwartungsgemäß nicht aufzufinden war. Die raue Unterseite der Sohlen, die Schwielen an den Fingern sanft mit kostbarem Balsam bearbeitet, bis der gesamte Leib des Knaben die Qualitäten eines Neugeborenen in seiner unschuldigen Beschaffenheit hatte. Sodann wurde er geschmückt. Allein filigrane Kettenglieder lagerten anmutig auf den schmalen Hüftknochen, um ein kunstfertig geflochtenes Suspensorium aus Lorbeer- und Weinblättern zu halten. Der Jüngling lächelte, als die Hüter des Heiligtums, Männer wie Frauen, in einem lockeren Kreis ihr Werk betrachteten, drehte sich mit beglücktem Seufzen um sich selbst. In seinem Leib funkelte in glühender Erwartung ein helles Feuer, das den Anbeginn einer neuen Zeitrechnung prophezeite. Er selbst konnte kaum ausharren, bis er endlich die Flamme mit der ihr genehmen Nahrung zu einem veritablen Weltenbrand ausweiten konnte. *~ð~* Die Fackeln staken in der Erde, spiralförmige Muster bildend, um die sich sorgsam voneinander separiert Frauen und Männer im Reigen drehten. Die Nacht schritt fort, der Götter Trank, ausgeschenkt, um zu segnen, stieg machtvoll beherrschend in Kopf und Glieder. Der Wind brandete auf, zauste die steinalten Zypressen, hieß die Fackeln zischen, trieb Gewänder in die Höhe. Die Musik brach ab. Ahnungsvolle Stille breitete sich aus. Dann, die höchsten Hüter signalisierten würdevoll, gemessen ihren Segen, brach Jubel über die Versammelten. Die Götter waren nahe, hatten ihre ersten Gaben akzeptiert. Es wurde nun aufgespielt, wilder, schneller, lustvoller, und die Tänzer hoben die Säume ihrer Gewänder, drehten sich wirbelnd, reichten einander die Hände, beschleunigtem Rhythmus frönend. Schon bald, wenn der Geist der Götter unter ihnen wandern würde, aus dem Nektar seine Kraft ziehend, ihrer Verehrung archaische Qualitäten hinzuzufügen. Dann fielen wie Herbstblätter Zurückhaltung, soziale Grenzen und Stoffe. Das Hauptgeschehen konzentrierte sich nun aber auf das innere Sanktuarium des Heiligtums. Männer und Frauen, in gleichförmigem Übergewand, warteten in flackerndem Fackelschein, Tonfolgen intonierend, einlullend, während gedämpft im Hintergrund das Gelächter in die Hymne eingewoben wurde. Der Knabe drehte sich selbstvergessen um die eigene Achse, die schlanken Arme tanzten um den schwarzlockigen Kopf, weit in den anmutigen Nacken gelegt. Geduldig warteten sie, die Hände ineinander gelegt ab, bis der Jüngling erschöpft zu taumeln begann. Sein verzücktes Lächeln erzeugte kollektive Schauer in ihren angespannten Leibern. Ihre Hände fassten sicher, doch behutsam, hoben ihn über die Köpfe, das Opfer, das sie den Göttern darbringen wollen. Wie vorgeschrieben trugen sie ihn dreimal im Kreisrund, den flachen Bauch wie die Kehle schutzlos gen Himmel präsentierend, bevor sie die wohlig bebende Gestalt auf dem Altar ablegten. Welcher Gott sich wohl einfand, zu beanspruchen, was sich berauscht räkelte, unschuldig-verlockend erbebte, als die kühle Steinplatte des Altars kurzfristigen Widerstand bot? Der Junge lachte leise auf, als fremde Hände seine Glieder umfingen, sich drängten, seine Haut zu erkunden. Er verspürte keine Furcht. Vor seinen weit geöffneten Augen in dunkelstem Blau tanzten Flammen verheißungsvolle Reigen mit dem Bilderschmuck der fernen Gewölbedecke. Lippen kosteten seine Zehen, saugten an den schlanken Fingern, hielten ihn in einem Widerstreit der Kräfte. Sie gestatteten sich nicht, in steigendem Fiebertaumel, den Knaben zur Ruhe auf dem steinernen Bett zu geleiten. Was sie ergriffen hatten, gaben sie nicht mehr preis, buhlten um seine Aufmerksamkeit. Frauen und Männer, unterschiedlichen Alters, sie vergaßen ihre heilige Pflicht, die sie vorbereiten hieß, nicht jedoch vollenden. Sie bemächtigten sich des schlanken Leibs, nahmen keine Rücksicht auf die Rivalen, erkundeten seine Locken, brannten Küsse auf die Haut, verteidigten eifrig gegeneinander ihr Territorium, dirigierten seine balsamierten Finger zwischen die eigenen Schenkel. Zungen zeichneten verschlungene Muster, bevor die Begünstigsten den Blätterschmuck eroberten, das verborgene Geschenk dahinter ergründeten, in Besitz nahmen. Im Spannungsfeld getragen küsste man seine Finger, während die andere Hand tief in einen glühenden Körper eintauchte, seine Achselhöhlen mit unzähligen Bissen gereizt wurden, Nektar aus dem Bauchnabel geschöpft wurde, sein Leib mit brennender Gier berannt, schwielige Hände seine Oberschenkel in hartem Griff teilten, während tröstend von gelöstem Haar liebkost ein sanfter Mund seine Erektion beherbergte. Zungen wechselten sich ab, seinen Mund zu ergründen, den samtigen Geschmack des vergorenen Weins zu teilen, die perfekten Zähne zu bestreichen, ihn aus seiner Deckung zu locken. Ein weiblicher Körper, entblößt, der sich begehrlich unter seinen fragilen Rücken schob, die Schulterblätter mit alerten Knospen verführend, während seine eigenen von gierigen Zähnen in wechselvollem Spiel zwischen Schmerz und Lust bedacht wurden. Der Knabe lachte verzückt, bewegte sich in einem ganz eigenen Rhythmus, narrte die unzähligen, vielfältigen Empfindungen und ihre Verursacher, eroberte sich die partielle Kontrolle über seine Gliedmaßen zurück. Es gefiel ihm außerordentlich, auf eine ein wenig distanzierte Weise in die warmen Körper einzudringen, sich mitzuteilen, während ihm Liebkosungen zuteil wurden, die jede Körperpartie einschlossen. Arme und Beine gespreizt in sanfter Spannung erkundete man ihn, drang gleichzeitig in seinen Körper ein, Zungen, Erektionen, Finger. Gierige, fiebernde Küsse in seinen Kniekehlen, seinen Ellenbeugen, die Schlüsselbeine mit dem Muster unterschiedlichster Zähne versehen. Seine Haut glänzend von fremden Körpersäften, die er teilte und die ihm dargebracht wurden. Er liebte den Geschmack und Geruch der anderen, die geteilte Einsamkeit und Intimität dieser Nacht, ließ sich hinwegspülen, jauchzte melodiös. Beregnet von dem weingetränkten Küssen, ihrem aromatisierten Atem gab er sich dem Rausch hin, wieder und wieder in bis dato unbekannte Höhen der Euphorie getragen, ihr Keuchen und Stöhnen himmlischer Ansporn, nicht dem Drang zu erliegen, sein Bewusstsein vollends zu opfern. So musste es sein, dachte sich der Knabe entrückt, wenn man das Meer wogenschlagend, aufschäumend in sich spürte. Die Freiheit der erhabenen Raubvögel über die höchsten Berggipfel, ungebunden dahingleitend, bis die Sonne den Horizont vereinnahmte, ihre Glut wie eine Feuersbrunst explodierte, die Erde erbeben hieß. So allmächtig, so ungebunden, so geliebt. Er lachte übersprudelnd, schlug die Augen auf und bemerkte eine fremde Wesenheit, die sich auf seinen Leib senkte. Ihn durchdrang, sich an ihm gütlich tat, unter seine Haut kroch, in seine Adern einsickerte, seinen Herzschlag in trommelndes Feuer verwandelte, ihn zu zähmen versuchte, seinem mokierenden Ausbruchsversuchen mit hartnäckigem Werben begegnete. Er blies lockende Küsse in die unwirkliche Präsenz, bot seine vollendete Schönheit anmutig, schmiegte sich an, um katzengleich zu weichen, furchtlos, von perlendem Gelächter jubilierend erbebend. Bemerkte, dass sein Partner überrascht registrierte, dass nur Genuss ihre Begegnung prägte, weniger Respekt oder anbetende Reserve. Eine Frechheit, die ihresgleichen suchte, und vielleicht niemals wieder auf diese Weise dargeboten werden würde. Der Knabe lächelte mit geschlossenen Augen, so unschuldig wie verführerisch, lud den mächtigen Kontrahenten ein, ihre Kräfte zu messen in einem lustvollen Wettstreit. Er wusste nicht, dass er hoch über dem Boden schwebte, unsichtbare Wellen ihn wogten, seinen biegsamen Körper äußerster Belastung aussetzten, von seinem amüsierten, wissbegierigen Lachen angeheizt. »Leben!« Schrie sein Körper. »Mehr leben!!« *~ð~* Als er erwachte, noch in den wärmenden Ausläufern erfahrener Zuwendung eingehüllt, erblickte er über sich den sternenklaren Himmel. Verschwunden das schwere Gewölbe, das Heiligtum in sich zusammengesunken wie eine verbrauchte Hülle. Er erhob sich langsam, streckte die schlanken, nunmehr alabasterweißen Glieder, glitt geschmeidig von der geborstenen Altarplatte hinunter, die in Staub zerfiel. Sein mitleidiger Blick ruhte auf dem Dutzend entblößter, lebloser Körper, die ihm so freundlich zu Diensten gewesen waren. Nacheinander schritt er sie ab, ging in die Hocke, strich zärtlich über die ausgezehrten Leiber, beobachtete interessiert, wie diese sich in anmutige Schlieren regenbogenfarbenem Rauchs auflösten, in den Himmel aufstiegen. Er lächelte, und in seinen Obsidianaugen stand keine Botschaft mehr, die Uneingeweihte lesen konnten. Dann spazierte er langsam davon. Sie hatten ihn Dion gerufen. Aber ob sie ihn tatsächlich gerufen hatten, oder sein eigener Wille ihn in diese Welt brachte, war unergründlich. *~ð~* HEUREKA *~ð~* Danke fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Yupp, und hier haben wir Carnages Initiation, dazu eine Orgie, die in plastischer Vorstellung die FSK-18 vorsichtshalber angeraten schien. Es hat mir diebische Freude bereitet, von einem feixenden Carnage zu schweigen, dieses Piece de resistance loszulassen und die Beute am Haken einzuholen... Wie es schien, hatte niemand die Indizien bis zu diesem Punkt zusammengepuzzelt ^_^ Carnage wird sicherlich noch einige andere Auftritte absolvieren, er liebt Bishounen nun einmal, und zudem steht noch ein Showdown aus... 6_6'