Titel: Cookie Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 12 Kategorie: Phantastik Ereignis: Halloween 2022 Erstellt: 31.10.2022 Disclaimer: - "Microwave Magic!" von Ilja Lauber, ISBN 978-3-948157-12-8 (Rezept auf Seite 172) - "Neko"-Reihe von Aya Sakyou (EMA Egmont Manga Anime/Shinshokan) als Inspiration - "Wolverine" ist ein Charakter aus dem Marvel-Comic-Universum der "X-Men" *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* *_ _ _* Cookie Das heftige Rauschen klang wie eine Regenwald-Dusche, nun, zumindest vor der Klimakatastrophe, Energie-Krise und Wasserknappheit, wenn sich der Luxus im heimischen Badezimmer anbot. Unter dem dämpfenden Geräusch verstummte die lärmende Kulisse der Stadt und hüllte den letzten, unerwartet sommerlich-warmen Oktobertag in golden glänzende Dampfschwaden. Das Fenster konnte offen stehen bleiben, wenn, die Hausaufgaben abgeschlossen, der Laptop sanft zugeklappt wurde und man sich eine Thermoskanne mit erhitztem Wasser in der blitzblank geputzten Küche füllte, alles nach Plan, orchestriert in geübter Routine, das Sicherheitsnetz in einer nicht mehr sonderlich verlässlichen Welt. Was dazu jedoch nicht gehörte, war eine tropfnasse, zimtfarbene Katze auf dem Laminat, die vernehmlich nieste. *_ _ _* »Du liebe Zeit.« Dachte Orlando und blieb im Türrahmen stehen, die Thermoskanne in der Rechten, zwei abgezählte "Super-Kekse" auf einem Teller in der Linken. Überrumpelt von dieser unerwarteten Entwicklung dachte er konzentriert nach, während die Katze ihn angespannt fixierte und erneut nieste, was einen wolkenförmigen Tropfenregen aus dem durchtränkten Fell löste. Orlando war im Umgang mit Tieren ganz und gar nicht bewandert. Zudem wusste er von sich selbst, dass "spontane Entscheidungen" zu treffen zu seiner Achillesferse zählte, schließlich galt es, die "richtige" Entscheidung zu treffen, weshalb man im Vorfeld die Optionen und Umstände zu bedenken hatte, alles von Bedeutung zu ergründen: seine Skrupel und die Angst, vermeidbare Fehler zu begehen, stuften ihn den Augen der meisten Gleichaltrigen als einen "lahmarschigen Langweiler" ein. Behutsam stellte er nun Thermoskanne und Teller ab, machte kehrt, um aus einem der eingebauten Flurschränke ein akkurat gefaltetes Handtuch zu entnehmen. Laminat konnte nur ein gewisses Maß an Feuchtigkeit kompensieren und als gastgebende Person sollte eine Möglichkeit geboten werden, sich trocken zu legen, ungeachtet der fehlenden Einladung und des ungewöhnlichen Gastes! Deshalb kehrte er in sein Zimmer zurück, näherte sich vorsichtig dem triefenden Tier, ging auf die Knie und faltete das Handtuch auf. Machte er sich lächerlich, wenn er eine mutmaßlich europäische Kurzhaarkatze verbal adressierte? Immerhin handelte es sich wohl kaum um den märchenhaften "gestiefelten Kater"! "Ich hoffe, du gestattest? Der Boden ist ein wenig empfindlich." Entschuldigte er sich vorauseilend für den Übergriff, sehr vorsichtig mit einem Handtuchzipfel das Fell abzutupfen. Seine Zaghaftigkeit veranlasste den zimtfarbenen Kater, sich gleich entschieden in das gewebte Tuch zu drängen und mittels geschmeidiger Bewegung eine möglichst große Reibungs- und somit Trockenfläche auszunutzen. Erneut nieste der Kater, von Orlando tollkühn ins Handtuch gewickelt. »Vielleicht etwas warmes Wasser zum Trinken?« Erwog Orlando und strich wagemutig mit einer Fingerspitze über den Kopf zwischen den aparten Katzenohren. Kuh-Milch, das wusste er, war ganz und gar nicht geeignet für Katzen. Es sollte eine Dessertschale vorhanden sein, die man halb und halb mit dem Inhalt der Thermoskanne und aus dem Hahn befüllen konnte. "Ich hole dir ein Trinkgefäß." Kündigte er an, erhob sich, von einem weiteren Katzen-Niesen begleitet. Während er in der systematisch und akribisch eingerichteten Küche die Dessertschale aus einem Schrank entnahm, erwog Orlando potentielle Probleme: was sollte geschehen, wenn seine Eltern zu Hause einträfen? Seine Mutter hatte stets bekundet, dass Tierhaare ihr Asthma verstärkten, was Orlando als rücksichtsvoller Sohn und Wohngenosse keineswegs fördern wollte. Zudem wäre wohl eine Erklärung anzubringen, denn bis dato war es keinem größeren Tier gelungen, die mondäne Penthouse-Wohnung in Beschlag zu nehmen. Er hörte ein weiteres Niesen, was erstaunlich sonor klang, gefolgt von einem heiseren "verdammt!". Alarmiert eilte Orlando durch den Flur in sein Zimmer. Nur mit einem Handtuch spärlich bedeckt hockte ein splitternackter Jugendlicher mit zimtfarbenem Schopf und becircend grünen Augen auf dem Laminat. Lediglich die Katzenohren verrieten Orlando, dass er gerade sehr viel mehr Unordnung in sein Leben gelassen hatte als erwartet. *_ _ _* "Äh, Peace! Ich komme in Frieden! Hatschiii!" Orlando studierte ratlos die Szene, sein vertrautes Zimmer, vor dem geöffneten Fenster der Panoramablick auf die benachbarten Dächer, der herbstlich goldene Schimmer der Dampfschwaden am frühen Abend und ein Mensch mit Katzenohren auf dem Laminat kauernd. Er wandte sich einem Schrank zu, entnahm dort eine zweite Tasse und seinen Vorrat an Teebeuteln. "Möchtest du auch einen Tee? Ich empfehle eine Kräutermischung." "Tee wäre prima, danke! Sorry, dass ich so reinplatze, oh, Mist!" Während Orlando sich an der Routine des Teebeutel-in-Tasse-versenken-und-mit-heißem-Wasser-taufen festhielt, um nicht in Nervosität auszubrechen, zupfte der Katzenmensch an seinen Ohren. "Haben die nicht von trockenem Wetter gesprochen?! Boah, heute geht echt alles schief!" Ein erneutes Niesen. Orlando entschied, ein Papiertaschentuch anzubieten, dann barg er aus seinem Kleiderschrank einen selten genutzten Bademantel. Das Handtuch erschien ihm angesichts der Verwandlung nicht ausreichend dimensioniert, einen wärmenden und trocknenden Zweck zu erfüllen. "Bitte sehr. Möchtest du vielleicht Platz nehmen?" Damit bot er einen Stapelhocker an, der mit einem flachen Kissen zwecks Bequemlichkeit bestückt wurde. "Danke schön, wirklich! Ach ja, ich bin Michael, aber alle nennen mich Mischka." Stellte sich sein unerwarteter Gast vor, wickelte sich ohne Scheu in den Bademantel und nahm nicht nur Platz, sondern auch Papiertaschentuch und Teetasse. "Gern geschehen. Ich heiße Orlando." Eine zimtfarbene Augenbraue wanderte hoch, der ein wenig breit geratene Mund kringelte ein Grinsen in die Winkel. Orlando schickte sich geübt in das Unvermeidliche. "Orlando wie der Schauspieler Orlando Bloom?" Erkundigte sich Mischka amüsiert, nippte an seinem Tee und seufzte genießerisch über die Wärme. "Tatsächlich stand ein Charakter aus William Shakespeares 'As you like it' Pate." Erleuchtete Orlando seinen ungewöhnlichen Gast höflich. Eine Korrektur wäre unangebracht gewesen, da er über die Beweggründe der Eltern des Schauspielers, diesen Vornamen zu wählen, nicht unterrichtet war und es nicht ausgeschlossen werden konnte, dieselbe Quelle der Inspiration angezapft zu haben. "Shakespeare? Oookaaay, he, du gehst nicht auf die IGS, oder?" Mischka beäugte Orlando aufmerksam, der auf seinem Hocker Platz nahm und sich allzu deutlich bewusst war, dass seine Optik nichts Telegenes vorweisen konnte. "Nein, ich besuche die Privatschule am Hang." Bestätigte er Mischkas Vermutung, von dem er annahm, dieser ginge wie die meisten Jugendlichen im großen Umkreis auf die Integrierte Gesamtschule, die alle Schulzweige anbot und an einen universitären Campus erinnerte. "Dachte ich mir fast, hab dich nämlich noch nie bei uns gesehen." Mischka nickte, zupfte dann mit einer Hand grimmig an den hartnäckig verbleibenden Katzenohren. "Du solltest besser niemanden von dieser Sache hier erzählen, klar? Die stecken dich sonst nämlich in die Hoppla!" Warnte er Orlando mit grimmigem Ausdruck. Der blickte ihn fragend an, denn ihm fehlte die Übersetzung. "Ich meine, die Leute werden dich für irre halten, wenn du herumrennst und behauptest, es gebe Leute, die zu Katzen werden, klar?" "Oh, jetzt verstehe ich! 'Hoppla' meint eine geschlossene, psychiatrische Anstalt." Die grünen Augen funkelten. Orlando hielt es wie gewohnt für angemessen, sich in seiner "notorischen Begriffsstutzigkeit" zu erklären. "Entschuldigung, ich war mit dem Vokabular nicht vertraut. Ich werde niemandem etwas erzählen." In der sehr sprechenden Mimik seines unerwarteten Gastes ließ sich ein analytischer Prozess erahnen. "Sag mal, bist du vielleicht so ein Aspi, oder so? Mega-Intelligenz, aber sozial lost?" Weil er nicht folgen konnte, optionierte Orlando für einen hilfesuchenden Blick und eine vorausschauende Bitte um Nachsicht. "Ah, Asperger, das war's! So Greta Thunberg, irgendwie?" Schob Mischka eine Ergänzung hinterher, studierte Orlando kritisch. Konzentriert erwog Orlando Für und Wider, bevor er den Kopf schüttelte und antworte. "Nein, das kann wohl ausgeschlossen werden. Ich bin einfach nicht beschlagen darin, reaktionsschnell Entscheidungen zu treffen." "Und quatschst wie ein Buch." Brummte Mischka, die Katzenohren leicht eindrehend. Beifällig nickte Orlando, der den spöttischen Unterton überging. "Präzise Formulierungen führen zu präzisen Gedanken." Die becircend grünen Augen rollend schnaubte Mischka. "Sagt wer?" "Meine Eltern, unter anderem. Diese Vorstellung wird auch in der Schule unterstützt." Nicht zuletzt fühlte Orlando sich ihr auch verpflichtet, weil er hoffte, Missverständnisse vermeiden zu können und Fehltritte zu unterlassen, die der "Schludrigkeit" in Kopf, Wort und Tat geschuldet wurden. "Deine Eltern machen was?" Eine bewegliche, zimtfarbene Augenbraue lupfte sich spöttelnd. Orlando registrierte zwar ein gewisses Amüsement, hielt sich aber strikt an die Regeln des sachdienlichen Informationsaustausches. "Mein Vater ist Jurist mit Schwerpunkt Patent- und Markenrecht. Meine Mutter arbeitet als Tiefbau-Ingenieurin." Gab er deshalb bereitwillig zum Besten, schielte auf die Katzenohren. Wie mochte das funktionieren, diese Verwandlung? "Ach du Sch! Okay, verstehe, verstehe! Na, kein Wunder, dass du hier wie Krösus residierst und in die Nobelschule gehst." In Mischkas Worten klang eher Mitgefühl als Bewunderung oder gar Neid mit. "Jedenfalls halt diese Geschichte hier geheim, klar? Du willst ja nicht für total gaga gehalten werden, oder?" Artig nickte Orlando, bevor er, nach reichlicher Erwägung, einen Vorstoß wagte. "Darf ich fragen, wie diese Verwandlung funktioniert?" Wieder traf ihn ein äußerst prüfender Blick aus grünen Augen, bevor sich die Pupille merklich veränderte. "Wer's ist, kann's!" Antwortete Mischka betont überlegen, verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich stolz auf. Leider wurde der Eindruck durch ein weiteres Niesen erheblich beeinträchtigt. Aufmerksam reichte Orlando ein Papiertaschentuch an. "Ich verstehe nur nicht: wie kann sich dein Körper so schnell komplett verwandeln?" Mal abgesehen von den Katzenohren, die wohl hartnäckig das Kommando ignorierten. Mischka trötete gedämpft in den Zellstoff und schniefte. "Verstehst du was von Physik? Atome, Quarks und das Zeug?" Verunsichert zögerte Orlando, denn er bezweifelte, dass sein Kenntnisstand als besonders umfassend eingestuft werden konnte. Seinen Gast hielt diese Zurückhaltung jedoch nicht auf. "Also, Atome und noch kleinere Teilchen, die haben ja jede Menge Platz um sich rum, klar? Du weißt schon, Chaostheorie, Quantensprünge, also, Normalzustand ist ja, alles chaotisch, Universum strebt auseinander, deshalb sind feste Formen nur temporär und eigentlich nicht default, roger? Wenn du also in so ner Art Kommune aus Teilchen existierst, kann ich das ja wohl auch, nur mit viel mehr Arrangements in petto! Ergo: it's magic!" Orlando blinzelte perplex, denn nach dem zweiten Satz hatte er sich in dem kuriosen Konglomerat von Jargon, IT-Englisch, Italienisch und möglicherweise einem Werbe-Spruch verirrt. "Brauchst du n Translator? Untertitel?" Erkundigte sich Mischka feixend, bevor er wirklich in Lachen ausbrach. "Du guckst wie n Kullerkeks beim Coden!" Was Orlando leider gar nicht half, seine Ratlosigkeit zu überwinden. "Verstehe ich das richtig? Deine Fähigkeit besteht darin, in Sekundenbruchteilen die Organisation deiner einzelnen Bestandteile neu zu arrangieren?" Versuchte er sich deshalb an dem Part, den er aufgenommen zu haben glaubte. "Was denn sonst? Oder hast du ne bessere Erklärung, Professor Einstein?" Feuerte Mischka grinsend zurück, nippte an seiner Teetasse, unverkennbar amüsiert. Obwohl Orlando bezweifelte, dass die Theorien Albert Einsteins eine solche Existenz umfassten, schüttelte er nach einigen Augenblicken mit eingerollten Schultern den Kopf. "Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein." Begleitete er sein Eingeständnis eines vermeidbaren Fehlers, denn es ging ihn mit seinen rudimentären Schulkenntnissen ja nun wirklich nichts an, wie sich Phänomene verhielten, die er sich mit eingeschränktem Horizont nicht erklären konnte. Unvermittelt beugte sich Mischka vor. "Ist das so n Tic von dir? Ich meine, gleich geknickt sein, sich entschuldigen und so? Ist doch völlig okay, nicht alles zu wissen und nachzufragen!" Damit tätschelte er aufmunternd Orlandos Haupt, der solch eine Geste nicht mal von den eigenen Eltern gewohnt war und vermutlich erneut "wie ein Kullerkeks beim Coden guckte". Unterdessen setzte Mischka ein selbstzufriedenes Grinsen auf, das die Mundwinkel stark kräuselte. "Ah, ich wette, du willst nicht als 'doof' gelten, richtig? Wär wahrscheinlich n echtes Drama auf deiner Nobelschule!" Er zwinkerte und tippte Orlando auf die Nasenspitze. "Wenn's dich beruhigt: ich kenn ne Menge Figuren, denen sagt man das nich nur nach, die SIND es auch, totaler Stromausfall im Großhirn, nur juckt die das keinen Meter. Apropos Meter, sind das die mördermäßig-geilen Kekse aus der Bäckerei am Eck?" Orlando blinzelte, weil seine Nasenspitze prickelte, da sie in ihrer bewussten Existenz mehr mit Taschentüchern und Masken in Berührung gekommen war als einer fremden Fingerspitze, die sie neckte. Unterdessen registrierte sein Gehirn den Anstieg von Adrenalin und den wachsenden Pegel von Nervosität, weshalb streng nach Drehbruch zur Vermeidung von Eskalationen auf die letzte Konversation zurückgespult wurde. Stichwort "Kekse"! "Oh, die Kekse sind von der Bäckerei, richtig." Den Teller anbietend studierte Orlando Mischka, der zugriff, "danke" murmelte und beseelt an einer abgebissenen Ecke kaute. "Die Dinger sind super! Ich hab bloß immer Pech, ich mein, die sind ja sofort weg! Wie hast du die gekriegt?" An seinem Keks knabbernd schluckte Orlando sittsam, bis er wieder ohne Krumenflug antworten konnte. "Wir haben ein Abonnement." Mischka starrte ihn nun an, als habe ER in einer unverständlichen Sprache geantwortet. Hilfsbereit, um Unbehagen bei seinem Gast abzuwenden, erläuterte Orlando die Situation. "Wir bestellen immer dieselben Brote, Gebäck und Marmeladen." Weshalb er planbar und regelmäßig ein festes Kontingent der aus Alt-Backwaren gemahlenen "Super-Kekse" bekam. "Wie geht denn so was, ich meine, wie weiß man denn genau, was man wann essen will?" Meldete Mischka kritisch Zweifel an diesem Vorgehen an. Da der Keksteller geleert und die Dessertschale offenkundig nicht benötigt wurde, lud Orlando Mischka ein, ihm in die Küche zu folgen. *_ _ _* "Heilige Scheiße!" Kommentierte Mischka, nachdem er sämtliche Türen geöffnet, den Inhalt dahinter inspiziert und sich einmal im Kreis gedreht hatte. »Wie ein Kullerkeks beim Coden!« Orlando dachte, ein wenig beschämt, dass er nun nicht der Einzige war, der staunen konnte. "Es ist alles nach dem Prinzip der Ordnung und Effizienz geplant und eingerichtet." Erläuterte er laut, um den etwas schadenfrohen Gedanken zu vertreiben. "Weißt du, meine Eltern legen Wert auf einen strukturierten Alltag." Dabei störte Chaos, so kreativ es auch sein mochte, den choreographierten Ablauf und verzögerte bis behinderte Aufgabenerfüllung und Schaffensdrang. "Ja~ha, ich erkenn da ein Muster." Bestätigte Mischka nachdenklich, der vermutete, dass es in Großküchen und Vorratslagern derart professionelle und zweckmäßige Einrichtungen gab: kein Handgriff umsonst, kein Schritt zu viel, Vorräte nach Lagerungsanforderungen und Produktgruppen sortiert! Er studierte interessiert die Planungstafel mit den Eintragungen für Monatsmenü-Abfolgen, Vorratsstände, An- und Abwesenheiten. "Generalstabsmäßig." Lautete sein finales Urteil, während er sich mit der Linken über den Magen strich, der hörbar grummelte. "Wird hier denn echt gekocht, oder ist das bloß ne Kulisse?" Erkundigte er sich, während Orlando eine Schranktür öffnete und ein mit diversen bunten Klebezetteln geschmücktes Buch entnahm. "Durchaus. Mein Vater kocht gern, wenn er die nötige Zeit hat." Er selbst und seine Mutter favorisierten pünktliche, erwartbare und bekömmliche Mahlzeiten, damit sie sich nicht darüber Gedanken machen mussten. Spontane Erwägungen des Appetits oder "Überraschungen" goutierten sie beide weniger. "Hier steht 'Schmarrn'." Mischka wies auf die Planungstafel. Orlando schmunzelte dezent und maß geübt Mengen für die Zutaten ab. "Möchtest du gern mit mir essen? Es ist übrigens auch 'magic'." Referierte er auf den Titel und warf die Mikrowelle an, während Mischkas Katzenohren sofort auf Empfang waren und dessen Magengrummeln noch lauter wurde. *_ _ _* Orlando bemerkte bewundernd, dass Mischka sich geschmeidig und ganz ungeniert bewegte, auch wenn ihn nur ein nachlässig übergeworfener Bademantel bekleidete. Die zunächst ob des Mangels an Einsatz einer Bratpfanne kritisch beäugten Schmarrn-Abschnitte mundeten ihm offenkundig, denn er verspeiste sie mit großem Appetit und murmelte "lecker, lecker!" dazu. "Gehst du heute noch auf eine Party?" Lenkte Mischka Orlandos Aufmerksamkeit auf dessen dem Fenster gegenüberliegende Wand, wo das im Kojenstil von Schränken und Regalen umbaute Bett von zwei angehefteten Folienballons ohne Luft bewacht wurde, nämlich einer schwarzen Fledermaus und einem Halloween-Kürbis, beide breit grinsend. "Nein." Wieder lupfte Mischka die zimtfarbene Augenbraue. "Die hängen also da, weil?" "Sie lachen. Sie sind fröhlich." Antwortete Orlando, der diesen Diskurs bereits mit seinen Eltern geführt hatte, als er die Ballons vor einiger Zeit dort angebracht hatte. Ansonsten hielt er sein Zimmer recht nüchtern und gestattete lediglich den Grünpflanzen beim großen Fenster gen Nordost ein wenig ungebärdige Freiheit. Mischka lachte und stellte seinen Teller ab, erhob sich vom Hocker, reckte und streckte sich. "Aha. Na, ich dachte bloß, heute, Halloween, Montag nach den Ferien, kann man schon mal losziehen." Er schnaubte, zupfte grimmig an den eigenen Ohren. "Ich ja nich, weil Zapfenstreich und überhaupt, was MANCHE einfach nich schnallen!" Orlando schloss sich dieser ignoranten Gruppe an, da er die Zusammenhänge nicht kannte, doch unaufgefordert half Mischka diesem Missstand ab. "Und sach jetz nich 'hey, ne Katze kommt überall rein', ja?! Meine MUTTER nämlich, die is fundi-radikal, die macht knallhart alles dicht! Da kannste zwar draußen pennen, aber irgendwann will man spachteln und zwar keinen Katzenfutter-Fraß, aber so ohne Klamotten kommt das bei den Leuten dann fix verdächtig rüber!" So weit konnte Orlando durchaus folgen. Unterdessen studierte Mischka die beiden lachenden Gestalten in Form der Folienballons und grollte. "Kann ich natürlich nich sagen, aber wenn's nun mal nich passt!" Er fegte elegant herum. "Also, ich soll mit auf ne Party, aber ich sag, ich kann nun mal nich, da gibt's sofort Drama und Messages und Rumgezicke! Wenn die wüsste!" Mischka ließ sich auf Orlandos Bett plumpsen. "Du warst bestimmt in den Herbstferien verreist, oder? Machen reiche Leute doch, nach Süden fliegen und so was." Orlando, der das benutzte Geschirr sorgsam stapelte, sah sich zu Einlassungen genötigt. "Ich bin nicht verreist und auch noch nie mit dem Flugzeug. Ich denke auch nicht, dass wir 'reiche Leute' sind." Vermutlich kam das auf die Perspektive an, doch wie gewisse Hightech-Millionäre und Milliardäre fühlte er sich keineswegs, eher mit einem "angenehmen Wohlstand" beruhigt, der nicht ihm selbst gebührte, sondern der großzügigen Teilhabe am Verdienst seiner Eltern. "Echt? Noch nie geflogen?!" Mischka lupfte kritisch die zimtfarbene Augenbraue. "Mein Vater hat schlechte Erfahrungen mit dem Druckausgleich gemacht. Es ist auch nicht ganz so einfach, die Termine zu koordinieren, deshalb verreisen wir nicht oft zusammen." Wobei Orlando gar nichts dagegen hatte, NICHT zu verreisen, weil er sich ohne eine akribische Vorbereitung häufig ausgeliefert, unter Handlungsdruck und entsprechend nervös fühlte. "Oh, hätt ich nich gedacht, na ja, ich bin auch nich verreist. Sag mal, bist du mit wem zusammen?" Gestattete Mischka eine Relativierung der "Schubladen" zur allzu simplifizierten Einordnung. Orlando unterdessen analysierte die möglichen Bedeutungen der Frage und entschied, dass es sich nicht um den Zustand gegenwärtiger Gesellschaft handelte, sondern umgangssprachlich um eine herausgehobene Beziehung. "Ich bin nicht liiert." Antwortete er deshalb präzise, etwas ratlos, was die Zusammenhänge betraf. Mischka federte vom Bett hoch und ließ sich auf den Hocker bei Orlando sinken. "Ich zumindest beinahe, na ja, ich hab nich Nein gesagt, was ich wohl hätte tun sollen, aber ich dachte, es wär vielleicht praktisch. Also, da is so n Mädchen in meiner Klasse, die will wie ihre absolut IRRE Freundin auch n Typ haben, was jetz nich bedeutet, dass wir unheimlich IN LOVE wären, bloß so für den Zweck! Na, jedenfalls, ein anderer Typ, ein totaler ARSCH, hat bei der Durchgeknallten seinen Schwanz versenkt und JETZ soll ich bei ihr, also diesem Mädchen, DAS auch bringen, dass wir's hinter uns haben." Orlando starrte verwirrt, obwohl Mischka sogar gestisch die Situation begleitet. "Kennst du den Spruch mit 'Sex ist zu fünfzig Prozent Kopfsache'? Das Ding is: mein Kopf will da nix an den Piephahn senden, echt nich. Das will ich jetz aber nich sagen, und der andere Typ, der ARSCH, der macht heimlich Bilder, wenn er die Lümmeltüte wegräumt, damit er beweisen kann, wie viele schon seinen Schwanz geritten haben! Echt abartig!" Empörte sich Mischka, während Orlando fassungslos die Puzzleteile zu einem sehr hässlichen Bild zusammenzusetzen versuchte. "Ich kann jetz ja nich sagen: sorry, bei mir keine stehenden Ovations, wenn wir's treiben sollen, ich meine, das zieht sie doch runter, oder? Klar würde ich ihr gern mal verklickern, was für ein ARSCH der andere Typ von der Durchgeknallten ist, aber Rumpetzen is jetzt auch nich meins!" Energisch federte Mischka hoch, Orlandos mangelnde Reaktion nicht beachtend, stemmte die Hände in die Seiten. "Und jetz, also vorhin, Drama und Geschrei, da hat's mir gereicht und ich bin raus! Na ja, als Katze kann ich den Kopf frei kriegen und spazieren gehen und über die Dächer flitzen! Das ist MEGA!" Er zog eine Grimasse. "Wär da jetzt nicht diese miese Regenwolke gewesen, die ausgerechnet über mir aus Kübeln schiffen muss!" Herausfordernd funkelte er aus den becircend grünen Augen auf Orlando herunter und nieste erneut. "Es, es ist sehr bedauerlich, dass dir das alles widerfahren ist." Haspelte Orlando eine Phrase heraus, weil er so rasch gar nicht wusste, wie er angemessen reagieren sollte und davon überzeugt war, sich unhöflich zu benehmen, unbeabsichtigt beleidigend zu sein, vielleicht sogar verletzend! "Himmel, 'was soll mal aus dir werden'?!" Kopierte Mischka darauf amüsiert den Werbespruch eines Augenoptik-Unternehmens, weil Orlando sichtlich angestrengt versuchte, ALLES zu berücksichtigen und BLOSS keinen Fehler zu begehen. "Die beste Version meiner Selbst?" Antwortete der in Unkenntnis der Quelle der Anspielung mit dem Ausblick, der seine Eltern stets mit Zufriedenheit erfüllte. Mischka lachte laut heraus, zerwühlte mit einer Hand Orlandos Schopf. "Echt, so langsam begreif ich, wie du tickst! Mach dich mal locker, ja? Immerhin hast du nen nackigen Katzenmensch in deinem Zimmer, was schon SUPER-schräg ist und bis jetzt haben wir doch nix angestellt!" Orlando spürte, wie ihm die Kinnlade heruntersackte und er vermutlich jeden Kullerkeks übertrumpfte. Er sollte nervös sein, weil sein routinierter Zeitplan perdü war, die gesamte Situation weniger 'magic' als bedenklich skurril, aber in Summe fühlte er sich derart verwirrt, dass aufkeimende Panik kein Land gewinnen konnte. "Das, das ist die Realität, richtig? Oder ist das ein Streich? Habe ich vielleicht Erscheinungen?" Bevor Mischka einschreiten konnte, hatte Orlando zur Überprüfung eine große Stopfnadel in seinen Unterarm gerammt. *_ _ _* "Was zur Hölle?!" Mischka kaperte nicht nur entschieden grimmig Orlandos Arm (ohne zu fragen), sondern leckte auch die Wunde ab. Orlando, der den Schmerz als einen verlässlichen Indikator für a) Realität (nicht Traum) und b) Selbstvergewisserung hielt, wusste vor Überraschung nicht, wie er reagieren sollte. "Mach das ja nicht wieder, klar?!" Donnerte Mischka energisch, nachdem er die Einstichstelle (und kaum sichtbare Spuren früherer Maßnahmen zur Eigen-Prüfung) inspiziert hatte. "Das ist nur zur Selbst-Wahrnehmung." Setzte Orlando nervös an, doch Mischka schnitt ihm streng das Wort ab. "Damit ist jetzt Schluss, verstanden?! Sich Löcher wo reinstanzen, da hört sich ja alles auf! Wenn's Zweifel an der Realität gibt, kenn ich ne viel bessere Methode!" Trumpfte er auf, streckte Orlando dabei die Rechte entgegen. "Also, Deal?!" Mangels Alternativen (und die Sache mit der Stopfnadel würde, so seine Eltern davon erführen, ihm auch nicht dienlich sein, die nervliche Anspannung zu reduzieren) ergriff Orlando die Hand. "So, versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!" Verlangte Mischka und funkelte aus den grünen Katzenaugen mit geschlitzten Pupillen derart bedrohlich, dass Orlando eilends den Schwur heraushaspelte. "Möchte mal wissen, wer dir so einen Mist beigebracht hat!" Grummelte Mischka, rutschte vom Hocker, und beim nächsten Wimpernschlag war er wieder der zimtfarbene Kater, der sofort ohne Mühe auf Orlandos Schoß sprang. "Oh!" Stellte der hilflos fest, da ihm keine Anweisungen gegeben worden waren, doch Mischka vertrieb die aufkeimende Ratlosigkeit, indem er sich selbst schadlos hielt, in Orlandos Handflächen schmiegte und schnurrend signalisierte, wo sein prächtiges, nun trockenes Fellkleid gern gestreichelt werden wollte. Zunächst zögerlich, dann mit wachsendem Zutrauen glättete Orlando das Katzenfell, kraulte auch, wie subtil durch ein paar Kopfstöße angeregt, die einladende Partie zwischen den Katzenohren und wagte es tollkühn, sanft den gesamten Katzenschwanz entlang zu streichen. Der "Schnurr-Motor" massierte seine Oberschenkel und löste die Verspannungen, aber auch alle Ängste, sich mal wieder zu "doof" anzustellen, nicht rasch genug und angemessen zu agieren, das "Richtige" zu tun. "Entschuldigung, dass ich so betulich reagiere." Vertraute Orlando Mischka an, die langen Schnurr- und Tasthaare bewundernd. Wie verblüffend, den gesamten Menschen auf so relativ kleinem "Raum" kompakt als Kater zu erleben, dazu noch ohne einen zweifellos bedeutenden Unterschied im Gewicht zu anderen Jugendlichen respektive Felidae! "Es stimmt: ich möchte nicht gern 'doof' sein und darum versuche ich, möglichst alles zu überdenken, um keine Fehler zu machen, doch dann werde ich nervös." Orlando seufzte leise und liebkoste Mischkas prächtiges Fell. "Wenn alles wie erwartet funktioniert, wie ein Uhrwerk, dann komme ich auch mit Überraschungen zurecht. Nur wenn es zu viele Unregelmäßigkeiten sind, dann verliere ich den Überblick, ich werde nervös, bekomme Angst, Fehler zu machen und blockiere mich selbst, erstarre einfach. Das ist sehr unangenehm und mir peinlich, was mich noch panischer werden lässt. Ein richtiger Teufelskreis! Diese Spirale muss ich unterbrechen." Mischka maunzte und es klang sehr kritisch. Obwohl er diese Äußerung nicht transkribieren konnte, nickte Orlando artig. "Selbstverständlich ist die Stopfnadel keine adäquate Lösung, das sehe ich ein, bloß schien es mir wenig auffällig. Man soll sich ja kneifen lassen, wenn man der Eigen-Wahrnehmung nicht traut, doch das würde ja implizieren, jemand anderen zu involvieren. Ich möchte nicht lästig sein." Hastig schüttelte Orlando Erinnerungen an eine sehr unerfreuliche Grundschulzeit ab, die seine Eltern veranlasst hatten, für die weiterführende Schule kleine Lerngruppen und disziplinierte Aufsicht in einer Privatschule auszuwählen, damit ein Drangsalieren ihres folgsamen, introvertierten, scheuen Sohns SOFORT unterbunden wurde. "Ich bin auch entschlossen, mich zu verbessern, rascher einen Überblick zu bekommen, wirklich! Ich strenge mich an, mir möglichst viele Alternativ-Szenarien im Vorfeld zu überlegen, um korrekt reagieren zu können!" Denn wenn man sich im stillen Kämmerlein vorbereitete, sorgsam jede potentiell erkennbare Entwicklung durchging, Antworten einübte, DANN konnte man doch sicher angemessen agieren, wenn die Zukunft Gegenwart wurde, nicht wahr? Mischka in seiner Kater-Form rieb auffordernd den Kopf in Orlandos Hände, der schnell dort kraulte und streichelte. "Das ist sehr angenehm, danke schön." Holte Orlando mit einem scheuchen Lächeln das Versäumte nach, denn anders als die Stopfnadel gefiel ihm ein sonorer Schnurr-Motor auf dem Schoß zur Selbstvergewisserung deutlich besser! Allerdings, so schränkte er sich streng wieder ein, war das kein Argument dafür, ein anderes Lebewesen zum eigenen Wohlbefinden zu "halten", von sich abhängig zu machen und dem eigenen Lebensrhythmus zu entziehen. Ganz zu schweigen davon, dass ein derartiger Egoismus wohl kaum mit asthmatischen Beschwerden seiner Mutter vereinbar wäre. Diese Gedanken behielt Orlando jedoch für sich, denn sie bewiesen ja, wie egozentrisch seine primären Impulse ansprangen und zeugten von grobem Undank für Mischkas Mühe, der ohnehin keinen besonders angenehmen Tag erwischt haben musste. "Schade, dass du nicht zu einer Halloween-Feier gehen kannst. Unser Lehrer sagte uns zwar heute, wenn wir tatsächliche Grusel- und Horror-Geschichten lesen wollten, sollten wir die Tageszeitungen aufschlagen oder den letzten Weltklimabericht der Vereinten Nationen, anstatt lächerliche Kostümfeiern zu besuchen und dann wie in Korea massenweise zu Tode gequetscht zu werden, doch ich finde das ein wenig zu streng. Hin und wieder ein geselliges Beisammensein, das kann nicht ganz falsch sein. Man kann ja trotzdem an all die Menschen denken, die gestorben sind, weil Menschenrechte über Jahrtausende nie für 'die anderen' galten und muss ja keine Heiligen verehren." Ihm, der gar keiner organisierten Religion anhing, wäre ein Heiligengedenken ohnehin schwer gefallen, "all hallows' eve" hin oder her. Mischka entschlüpfte ihm, kam geschmeidig auf Katzenpfoten mit dem Laminat in Kontakt und verwandelte sich ein Blinzeln später zurück, nun, bis auf die Katzenohren und nun auch noch den Katzenschwanz. "Hör mal, dein Pauker ist zwar ein totaler Mies-Anthropist, aber in einer Sache hat er recht." Adressierte er aus der Hocke heraus Orlando. "Ich meine, Klimakatastrophe, Krieg, lauter MEGA-Scheiße überall, das kannst du ja wohl kaum toppen, oder? Wenn du also mal nen Fehler machen solltest, kann der so schlimm nich werden, klar?" Während Orlando diese Ausführungen verdaute, nieste Mischka erneut und betastete griesgrämig seine Katzenohren. "Das ist richtig, ja, aber wenn ich dann an die Schmetterlings-Theorie denke, also, dass ein kleiner Auslöser..." Orlando fing Mischkas strengen Blick auf, der sich mit einem Papiertaschentuch selbst versorgte und gedämpft trötete. "Ja, DER Murks hält sich hartnäckig, aber, Gegenfrage, Professor: wenn das Leben komplex ist, also X Faktoren Einfluss haben, welcher Schmetterling hat genau wann mit welchem Flügelschlag welche Wirkung? Wir könnten uns alle tot stellen, und trotzdem kämen nach ein paar Sekunden X unterschiedliche Szenarien raus, wie die 'Life on earth'-Story weitergeht." "Oh." Kommentierte Orlando und ähnelte in Mischkas Wahrnehmung erneut einem Kullerkeks beim Coden, weshalb er grinste. "Also mach dir nich so nen Stress, okay? Sag mal, wie nennen dich eigentlich deine Freunde? Orlando ist n ganz schöner Mund voll." Verlegen rutschte Orlando auf dem Kissen herum. "Ich bin nicht sicher, ob ich Freunde habe, ich meine, ob sich andere Menschen so sehen, auf mich bezogen." Mischka schnaubte und nieste, was den Katzen-Schwanz zu einem ärgerlichen Ausschlag veranlasste. "Verdammt! Na, ich werde dich einfach 'Cookie' nennen, weil du wie n Kullerkeks guckst." Diesen Spitznamen verdauend betrachtete Orlando besorgt Mischka. "Darf ich fragen: gehört das so?" Er tippte sich an die eigenen Ohren, denn es galt als höchst unmanierlich, mit den Zeigefingern auf andere Personen zu deuten. "Nee, ich hab das sonst unter Kontrolle. Wenn das ne blöde Erkältung is!" Grummelte Mischka schniefend und prüfte die eigene Stirn. "Wir haben ein Thermometer in der Küche." Überlegte Orlando hilfsbereit, denn soweit er sich erinnerte, sah der sehr aufgeräumte Spiegelschrank im Badezimmer derartige Erste Hilfe-Accessoires nicht vor, weil er regelmäßig aus dem Verbandskasten mit unbenutzten Artikeln nach Ablauf der offiziellen Zulässigkeit bestückt wurde. Eventuelle Erkrankungen wurden professioneller Unterstützung anvertraut, wenn sich eine derartige Disziplinlosigkeit ungefragt aufdrängte! "Wenn du beabsichtigst, mir so einen Gar-Temperaturspieß für Braten in meine Luxusfigur zu rammen, mach ich dich mit meiner Argumentationsunterstützung bekannt und dann kann Wolverine im Streichelzoo anheuern!" Drohte Mischka, während die Fingernägel seiner Rechten sich in beeindruckende Krallen formten. Nachdem Orlando einen Augenblick benötigte, die Details dieser Botschaft zu dechiffrieren, entwischte ihm ein Kichern. Mischka federte hoch und grinste breit, dehnte die eigenen Mundwinkel mit den Zeigefingern. "Wenn wasch luschtig ischt, dann lach auch!" Forderte er Orlando auf, wies mit dem Kopf zur Zimmerwand, wo die Folienballons in Gestalt der Fledermaus und des Halloween-Kürbisses ungeniert feixten. Orlando, der sich selten einen Heiterkeitsausbruch erlaubte, um nicht doch versehentlich jemanden in Hörweite vor den Kopf zu stoßen, prustete und lachte dann mit Mischka mit. *_ _ _* "Ich hab ja Zweifel." Brummte Mischka, der ohne Bademantel das Küchenthermometer (eigentlich fürs Temperieren von Teewasser, Einkoch-Ware und anderen, empfindlichen Gütern gedacht) unter der linken Achsel einklemmte, während Orlando rasch das benutzte Geschirr in die kleine Geschirrspülmaschine räumte und in den Vorräten nachsah, ob es eventuell eine Pulverlösung gegen aufkeimende Erkältungen gab. Kein Artikel, der häufig "umgeschlagen" wurde in ihrem ausgeklügelten System. Er bewunderte Mischkas Selbstbewusstsein, ohne jeden Faden am Leib aufrecht und unbeeindruckt durch die weitläufige Wohnung zu spazieren, was er sich selbst nicht mal in kühnsten Träumen und ganz allein zu Hause getraut hätte. "Sind 38,7 Grad Celsius schon kritisch?" Erkundigte sich Mischka unterdessen, die Katzenohren starr aufgerichtet, der Katzenschwanz alert. "Ich bin nicht sicher, ob das als bedenklich gilt." Bemerkte Orlando vorsichtig, denn nach seinem Kenntnisstand konnte man diese Körpertemperatur nicht als besorgniserregend einstufen. "Mist." Kommentierte Mischka und gab das Thermometer heraus, damit es sorgsam abgewischt, abgetrocknet und wieder verstaut werden konnte. "Sag mal, Cookie, warum legst du dir nich n Haustier zu? Ich meine, das beruhigt, du hast Publikum und wenn's n Hund sein sollte, sogar nen besten Freund." Offerierte Mischka, spähte interessiert in die Räume der Penthouse-Wohnung, deren Türen nicht geschlossen waren. Da sie wie Orlandos Zimmer und die Küche von strikten Prinzipien geleitet eingerichtet waren, wirkte alles auf ihn sehr strukturiert, extrem ordentlich und verdächtig diszipliniert, wenn man selbst nicht ständig aufräumen wollte. "Meine Mutter sorgt sich wegen ihres Asthmas." Antwortete Orlando, folgte Mischka zurück in sein eigenes Zimmer. "Ach du Sch, dann hoffen wir mal besser, dass ich nich auf die Auslegware gehaart habe!" Grinste Mischka über eine Schulter hinweg, während sein Katzenschwanz malerische Kringel in die Luft zeichnete. Orlando kicherte, auch wenn es durchaus nicht komisch wäre, wenn sein heimlicher Bekannter bei seiner Mutter einen allergischen Anfall auslöste, doch Mischkas spöttische Miene verleitete dazu, auf die Scherze einzugehen. "Oh, Mann, ist das zu glauben?! Es schifft noch immer!" Moderierte der gerade die Wetterlage vor dem geöffneten Fenster. Warmer Regen war immer noch Regen! "Von wegen 'Süßes oder Saures'! Klatschnasses!" Grummelte Mischka, schlug die Tagesdecke auf Orlandos Bett zurück und richtete sich darunter bequem ein. "Was machst du eigentlich sonst so, Cookie? Ich meine, Hobbys, Sport, so was?" Mischka stützte das Kinn in eine Hand und signalisierte interessierte Aufmerksamkeit. Orlando, der automatisch seinen Bademantel wieder in den Schrank hängte und den zweiten Hocker samt Kissen verstaute, grübelte kurz, denn eigentlich handelte es sich nicht um eine ungewohnte Frage. Es galt lediglich zu entscheiden, ob man gesellschaftlich korrekt Unverfängliches zurückgab oder bei der Wahrheit blieb. "Ich lese gern." Die zimtfarbene Augenbraue machte mit einem äußerst spitzen Winkel deutlich, dass er schleunigst zu Option 2 wechseln sollte. "Wenn ich nicht lerne, dann schaue ich gern aus dem Fenster." Gestand Orlando verlegen ein, umklammerte nervös die eigenen Hände. Sich aufsetzend klopfte Mischka demonstrativ auf die Matratze, was Orlando veranlasste, schüchtern auf der eigenen Bettkante Platz zu nehmen. "Is das ein Fehler, aus dem Fenster gucken? Gib mir die Pfoten!" Kommandierte er streng und nahm Orlandos Hände gleich in seine eigenen. "Es könnte als langweilig und ungezogen neugierig verstanden werden." Piepste Orlando, der nicht wagte, in die becircend grünen Katzenaugen zu blicken. "Wenn du liest, bist du ja auch neugierig, oder? Ich mein, du guckst und willst was wissen. Papierseite, Buch, Fenster, Glotze, Smartphone, is doch kein großer Unterschied!" "Was sind denn deine Hobbys?" Erkundigte sich Orlando bange, mit klopfendem Herz, weil das ja nun NEUGIERIG und aufdringlich war! "Tja, ich gehe gern nackig spazieren, vor allem auf Hausdächern." Grinste Mischka, goutierte unmissverständlich die Farbe, die Orlando in die Wangen stieg, der gar nicht mehr wusste, wo er hinblicken sollte. "Aha! Ich seh, was du denkst! Im Fellanzug, Cookie!" Tadelte Mischka gespielt streng, was Orlando veranlasste, beschämt die Schultern noch höher zu ziehen, sich auf die Lippe zu beißen und dunkelrot anzulaufen. Bevor er sich für ungeheuer ungebührliche Gedanken entschuldigen konnte, hatte Mischka sich vorgebeugt und ihren Nasenspitzen in Kontakt gebracht. "Katzenkuss!" Schnurrte er grinsend, weil Orlando ihn nun doch perplex ansah, dann zwinkerte er und tupfte einen sanften Kuss auf Orlandos Lippen. *_ _ _* "Du wirst noch nen Blutsturz kriegen." Prognostizierte Mischka amüsiert, denn obwohl es ihm kaum möglich schien, vertiefte sich Orlandos Gesichtsfarbe Richtung Feuermelder. Er legte den Kopf ein wenig schief, studierte die erstarrte Ratlosigkeit und erinnerte sich an die Ausführungen, die eine Stopfnadel-Attacke einleiteten. Offenkundig war der Kullerkeks keine persönliche Aufmerksamkeit gewöhnt, nicht mal ein harmloses Küsschen! Kein Wunder, dass der ihn vorhin so fassungslos angesehen hatte, als er sein Dilemma mit der aufgedrängten Entjungferungsandrohung geschildert hatte! "Du bist echt süß, Cookie. Also, bei dir wären die fünfzig Prozent kein Problem!" Setzte Mischka provozierend noch einen drauf. Vor Verlegenheit schien Orlando kurz vor einer Ohnmacht zu stehen. "Das war ein Kompliment!" Legte Mischka einen Scheit aufs Feuer und bemühte seinen besten Feldwebel-Ton. "Wie sagt man da?!" "Danke?" Stotterte Orlando schließlich, die Augen verdächtig beschlagen, einen Anflug von Schnappatmung im Gepäck, mal wieder auf sein verschrecktes Gemüt zu drücken. "Süßes ist heut bestimmt nich verkehrt." Murmelte Mischka, hauptsächlich an sich selbst gerichtet, bevor er seine besonderen Reflexe nutzte und Orlando erneut küsste, dieses Mal jedoch auf die Art, die aus fünfzig Prozent hundert machte. *_ _ _* Orlando fiel nicht in Ohnmacht, was ihn selbst verblüffte. Vielleicht lag es auch daran, dass Mischka küssen und gleichzeitig hochtourig schnurren konnte, ihn eng an sich heranzog und dann... "He, die Wünschelrute hat wohl Wasser gefunden!" Furchtbar peinlich, normalerweise, doch in Mischkas Worten lag ein freundschaftliches Necken, nicht verächtlicher Spott. Wenn man nicht weiter wusste, sich nicht auskannte, war es da nicht weise, sich am guten Beispiel zu orientieren und diesem nachzueifern? *_ _ _* "Also, wenn mir jetz heiß is, weiß ich, warum." Grinste Mischka und brachte ein weiteres Papiertaschentuch zum Einsatz, jedoch viel südlicher als bisher. Orlando bemühte sich, ebenfalls die Waagerechte zu verlassen, doch seine Beine hatten Pudding-Qualität, was ihn nachdrücklich hinderte. Zudem war er, ohne sich präzise erinnern zu können, auch seiner sämtlichen Kleidungsstücke verlustig gegangen. "Ah, kein Regen mehr, und, oh, Scheiße, ich muss los!" Elegant wirbelte Mischka herum, ging neben Orlandos Bett in die Hocke, der noch immer um eine sitzende Haltung rang. "Sorry, Cookie! Ich komm wieder, versprochen!" Ein kurzer Kuss landete auf Orlandos Lippen, die eigentlich gern sehr viel mitgeteilt hätten, Verblüffung, Dank, ein Ersuchen auf Freundschaft, Komplimente, Bewunderung, doch Mischka kletterte bereits vom Hocker auf den Schreibtisch und durch das geöffnete Fenster hinaus. Eine Pirouette zum Abschied, ein vernehmliches "Miau", dann eilte er auf Katzenpfoten lautlos davon. Als Orlando sich endlich hochgekämpft hatte, konnte er aus dem Fenster seines Zimmers nur das gewohnte Panorama in herbstlicher Dunkelheit erblicken, von Mischka jedoch keine Spur. *_ _ _* Orlando zögerte, das Fenster zu öffnen, denn die kalte Luft des späten Nachmittags, der sich schon in Dunkelheit hüllte, war nicht gerade angenehm. Andererseits... Entschlossen orientierte er sich an seiner täglichen Routine, die JETZT vorsah, dass er sich eine Thermoskanne mit heißem Wasser füllte, bevor er sich der Lektüre der Tagesnachrichten widmete. Information bedeutete Wegmarken bedeutete potentielle Routen bedeutete zu treffende Entscheidungen! Als er die Zimmertür hinter sich schloss, die Thermoskanne in der Rechten und den Teller mit den "Super-Keksen" in der Linken, hörte er ganz leise das Aufsetzen von Krallenspitzen in Katzenpfoten, ein zimtfarbener Kater, der sich rasch in Mischka verwandelte, komplett in menschlicher Garnitur. "Boah, Enten-Parka!" Schimpfte Mischka und machte es sich sofort unter Orlandos Bettdecke bequem. "Hallo, Cookie! Sorry, bin echt spät dran!" Orlando stellte Thermoskanne und Teller ab, barg zwei Teetassen und inspizierte, um nicht an die Röte seiner Wangen zu denken, den Inhalt der Teeschachtel. "Hallo, Mischka. Möchtest du vielleicht Tee mit Bratapfel-Aroma?" "Hauptsache warm! Echt nix für Frostbeulen, und so ohne Fell-Anzug, brrr!" Beklagte sich Mischka, sodass Orlando vor der Teebeuteltaufe gleich das Fenster schloss. "Tut mir leid, dass..." Hastig wandte Orlando sich herum, als seine Zimmertür geöffnet wurde. "Orlando, denkst du bitte daran, den Monatsplan zu aktualisieren?" Seine Mutter trat ein, glättete automatisch die Tagesdecke und registrierte die vorherrschende Kühle im Raum. "Und sei bitte so nett, an unser Raumluft-Hygiene-Konzept zu denken, ja? Ein Übermaß an feuchter Kaltluft könnte Schimmel auslösen." Wohlerzogen nickte Orlando beipflichtend. "Natürlich, ich wollte nur während meiner Pause etwas Sauerstoff hineinlassen. Den Monatsplan nehme ich mir vor, wenn ich das Geschirr zurückbringe und mein Frühstück vorbereite, ja?" "In Ordnung. Dann halte ich dich nicht länger auf." Die Zimmertür schloss sich wieder, und Orlando fragte sich, ob sein Herzklopfen wohl ein Echo im gesamten Viertel hatte, so laut hämmerte es in seinen Ohren. Unter dem Schreibtisch funkelten ihn becircend grüne Katzenaugen an. "Entschuldigung, meine Mutter hat gerade mehr Telearbeit." Erklärte Orlando, tränkte leicht zitternd die Teebeutel in den Tassen. "Ich frag mich, was schlimmer gewesen wär: ich nackig in deinem Bett oder als haarige Asthma-Attacke in der Bude." Kommentierte Mischka, der sich eilends wieder unter die Bettdecke schob. Na, woher Cookie seinen Drang zur Ordnung hatte, konnte er bei DEN Ahnen schon nachvollziehen! Orlando kontemplierte diese Szenarien erschrocken und plumpste auf seinen Hocker. "Daran habe ich gar nicht gedacht!" Entschlüpfte ihm entgeistert. Mischka grinste und klopfte neben sich auf die Matratze. "Das merk ich! Du bist echt süß, Cookie." Hilflos schenkte Orlando Mischka einen nervösen Blick, doch als Mischka ihm ruhig die Rechte entgegenstreckte, kam er wacklig auf die Füße und ließ sich neben diesen ziehen. Die Bettdecke um sie beide schlingend legte Mischka ihm einen Arm um die Schultern. "Ich wollt echt früher kommen, aber ich hab mir doch ne fiese Grippe eingefangen! MÄNNER-GRIPPE!" Schilderte Mischka unterdessen mit Grabesstimme seine Beweggründe, für mehr als eine Woche Orlando umsonst nach ihm Ausschau halten zu lassen. "Das war richtig beschissen, kann ich echt nich empfehlen. Und dann hatte ich von dir keine Nummer, keine Mailadresse, schön blöd." Orlando, der sich anlehnte, wandte besorgt den Kopf. "Geht es dir denn jetzt wieder gut?! Ich habe gelesen, dass es Rückfälle geben kann, wenn man zu früh aufsteht." Mischka küsste ihn zärtlich auf die Lippen. "Bin wieder voll im Saft, extra knackig!" Versicherte er lässig, hob die freie Hand, um Orlando über die Wange zu streichen, die noch immer vertiefte Farbe zeigte. "Hast du mich vermisst?" Es klang keck, doch die becircend grünen Katzenaugen warben entwaffnend mit aufrichtiger Freundschaft. Verlegen nickte Orlando und widerstand tapfer dem Impuls, die eigenen Hände ineinander zu klammern. "Ich würd das ja auch sagen, wär aber gelogen, weil's mir so dreckig ging, da hätt ich keine Gesellschaft haben wollen." Provozierte Mischka, rieb seine Nasenspitze an Orlandos. "Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht" Beteuerte der artig und strich wagemutig mit einer Hand über Mischkas Wange. In den grünen Katzenaugen tanzte der Schalk. "Willst du mal was Schräges hören? So Karma-technisch?" Orlando nickte folgsam. "Ich weiß, dass du nach mir gesucht hast." Eröffnete Mischka ihm daraufhin, was Orlandos Teint mit der Röte der Verlegenheit überzog. Eigentlich konnte man es nämlich als unfein einstufen, einem erst jüngst Bekannten aufdringlich nachzuspüren, nicht wahr? Zusätzlich wirkte es so, als vertraue man nicht auf das gegebene Wort, sei ungeduldig, skeptisch! Trotzdem, trotz seiner profunden Bedenken hatte Orlando nach gründlichem Abwägen (und der Erinnerung an Mischkas Hinweis auf die "Qualität" seiner möglichen Fehlentscheidungen im Vergleich zum gegenwärtigen Zustand der Welt) entschieden, sich nach bangem Warten vor der Integrierten Gesamtschule zu positionieren, um Mischka dort treffen zu können. Wirklich nachlässig, dass er nicht nach Kontaktmöglichkeiten gefragt, sich so wenig um den einzigen Freund gekümmert hatte! Beschämend, so ein Desinteresse zu offenbaren! Orlando blickte unter sich und rollte die Schultern ein. "Jetz kommt der Karma-Teil! Ausgerechnet meine galoppierend Plusquamperfekt-Ex hat mir erzählt, dass sie einen echt cuten Boy angequatscht hätte, der nach mir suchen würde!" Mischka lachte und drückte Orlando dabei an sich. "Schon ironisch, oder? Ich mein, da rennen zig Leute rum und SIE labert dich an, um's mir unter die Nase zu reiben, weil ich sie nich pimpern wollte." Als Orlando nicht in sein amüsiertes Lachen einstimmte, studierte er ihn aufmerksam. "Bist du sauer auf mich?" Hastig schüttelte Orlando den Kopf und wagte einen Blick in die Katzenaugen. "Nein, nein! Aber, bist du mir nicht böse, weil-weil ich vor deiner Schule gewartet habe?" Überrascht lupfte Mischka eine zimtfarbene Augenbraue. "Dir böse? No way, ich war echt froh, weil ich wusste, dass meine Ex dir gesagt hat, dass ich mit Grippe flachliege. Ich mein, is ja nich eitel zu denken, dass du dir Sorgen machst. Hab hier ja auch den TaTü-Verbrauch angekurbelt mit meiner Rüsselseuche." Er zwinkerte. "Sie hat mir gleich ne Message geschickt, damit ich mich aber so was von als Loser fühl." Orlando atmete erleichtert auf. "Ich wollte nicht aufdringlich sein. Ich hatte auch gar nicht vor, etwas zu sagen, weil es dir ja vielleicht nicht recht wäre, aber..." Vor DER Inquisition hatte er Schiffbruch erlitten. Mischka schmunzelte. "Das is okay, wir sind ja Freunde. Ich hab bloß gerade keine Lust, dich mit jemandem zu teilen." Dass es diesbezüglich Interessierte gab, hatte Orlando zum ersten Mal in seinem Leben bemerkt, es jedoch, um unbegründeter Eitelkeit vorzubeugen, auf einen gewissen "Notstand" bei der hartnäckigen Ex-Freundin geschoben. Schließlich wandten sich die meisten Leute ab, wenn sie erfuhren, wie fade und zögerlich er war! Mischka lenkte ihn von unerfreulichen Erwägungen ab. "Sag mal, wenn du JETZT diesen Masterplan ganz schnell auf die Reihe bringst, könnten wir dann ungestört ohne Fell-Anzug in deinem Bett Energie sparen? Ich hab auch extra den Schnurr-Motor geölt." Schlug er subtil vor, zwinkerte verschwörerisch. Orlando lächelte schüchtern. "Ich werde mich beeilen." Er erhob sich, wandte sich dann herum und flüsterte Mischka zu. "Mir haben deine Katzenohren übrigens sehr gefallen." Eilig verließ Orlando daraufhin sein Zimmer und hoffte, seiner Mutter nicht zu begegnen, die das verräterische Lächeln auf seinen Lippen bestimmt überrascht kommentiert hätte. Andererseits konnte er es sich verzeihen, denn Mischkas Miene belohnte seinen Mut fürstlich! "Cute cat-boy", DAS zauberte also Röte auf dessen Wangen! Da konnte man sich auch wie ein Kullerkeks auf das versprochene "Kater-Stündchen" freuen. *_ _ _* Ende *_ _ _* Vielen Dank fürs Lesen! kimera