Titel: Nacht Autorin: seya E-Mail: seya@firemail.de Teil: 1/1 Abgeschlossen: ja Art: oneshot Fandom: Original, Real, Mystery Rating: PG-17 Yaoi: ja Warnung: Lemon, Angst, Death, Dark Disclaimer: Nicht alle meine. Nein, den Schwarzhaarigen habe ich bei kimera entdeckt und wir, der Bishi und ich, waren der Meinung, dass wir Spaß miteinander haben könnten. kimera hat dafür ihren Segen gegeben und ich habe meinen Süßen beigesteuert. Hübsche Bishis, die beiden! Kommentar: Vielen Dank kimera, für dieses schnelle Beta. ^_~ Meine Wenigkeit, u.a. nacht-, betriebs- und in sonstiger Weise blind, war wieder mal mit Sonnenbrille unterwegs und verlor die Orientierung beim Schlittern über die Buchstaben. @-@ Erklärung: Eine Begegnung der unheimlichen Art in einer Bar an irgendeinem Ende dieser Welt oder vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon so genau? ~~~ooO@Ooo~~~~ooO@Ooo~~~~ooO@Ooo~~~~ooO@Ooo~~~~ooO@Ooo~~~~ooO@Ooo~~~~ooO@Ooo~~~ooO@Ooo~~~ooO@Ooo~~~ooO@Ooo~~~ooO@Ooo~~ Nacht Ruhig lasse ich meinen Blick über die wogenden Massen gleiten, die sich in ekstatischen Verrenkungen unter der Kakophonie der Bässe windet. Das Atmen gerät zum Kraftakt, betäubte Lungen saugen gierig die mit Schweiß, Parfum, Zigarettenrauch und anderen Düften schwer geschwängerte Luft, ohne Erleichterung zu erfahren. Angewidert schlucke ich meinen sauren Cocktail hinunter und schmecke Bitterkeit im Abgang. Meine Glieder sind schwer und betäubt. Kein guter Zustand für diesen Ort. Unbemerkt, raubtierartig angeschlichen, zieht Kälte in meinen erhitzten Körper und lässt mich gequält aufstöhnen. Mein Nachbar an der Bar dieses Etablissement schaut misstrauisch herüber und beäugt mich mit einer Mischung zwischen Abscheu und Besorgnis. Seine Gedanken sind ihm ins Gesicht geschrieben und bezeugen seine Vermutung, dass ich trotz der Umgebung mir in unsittlicher Weise Befriedigung verschafft habe. Wenn dem so wäre, ich könnte erleichtert zusammensinken und die Welt Welt sein lassen. Doch etwas durchfauchte meinen Körper alert schmerzhaft, lässt protestierend Muskeln erstarren. Keine Befriedigung meiner durchaus vorhandenen Gelüste. Trocken schlucke ich meine restlichen Speichel in den rauen, brennenden Rache hinab; vermag mir dadurch keine Erleichterung zu verschaffen. Mit entzündeten Augen durchsuche ich das dämmrige Halbdunkel, das von grellweißen Laserstrahlen und nervös zuckenden bunten Lichtsignalen durchbrochen wird. Ich kann nicht finden, was mich aus der halben Umnachtung geweckt hat. Es wird Zeit für mich zu gehen, bevor ich anfange, rosa Elefanten zu sehen. Keuchend schnappe ich zusammen. Brennende Feuerzungen rasen meine Wirbelsäule hinauf und explodieren in einem Feuerwerk aus Licht erschaffener Spitzen. Mühsam ziehe ich mich auf den chromblitzenden Barhocker zurück und versuche in die Wirklichkeit der äußeren Welt zu gelangen, das Durcheinander in meinen Inneren ausschließend. Endlich sehe ich, was mich derart aus der Fassung bringt: schlangengleich, erotisch. Schatten einer anderen Welt. Eine Gestalt der puren Versuchung. Ein Versprechen der Lust und ekstatischer Vereinigung. Die reine Dunkelheit verkörpernd. Mein Verderben... Ich weiß, dass ich mehr sehen kann als die meisten. Aber dieses Etwas zu sehen, geht weit über mein Verständnis hinaus. Angst kriecht in mir hoch, und ich will dem Drang zu fliehen nachgeben. Dennoch scheint es mich in seinen Bann schlagen zu können, ohne dass es mich ansieht. Ich hoffe nur, dass ich seiner Aufmerksamkeit entgehen kann, denn sollten mich seine Augen erfassen, weiß ich nicht, ob ich noch sein darf. Der Schrecken verlässt mich nach hektischen Atemzügen, tritt in den Hintergrund, gibt mich für Augenblicke frei. Neugierde macht sich breit. Verlangend streichen meine Augen über die anbetungswürdige Gestalt. Absolut vollkommen. Rein und schwarz. Wieder schlucke ich trocken mit genauso viel Erfolg wie zuvor. Es ist männlich. Zweifellos. Mich überrascht auch nicht sonderlich, dass mich dies nicht abstößt. Weiß ich doch, dass ich nicht einseitig interessiert bin. Es wird wirklich Zeit für mich. Noch tanzt er gedankenversunken mit einem abwesenden Lächeln zwischen den sich schiebenden Körpern, die ihn jedoch nie zu berühren scheinen. Allein und doch niemals allein. Kein Schweiß scheint seine Kleidung zu durchdringen, absolut enthoben menschlicher Schwäche. Was sehen andere, wenn sie ihn erblicken? Einen überirdisch schönen Mann. Blasse, fast weiße Haut, an Alabaster erinnernd. Ebenholzfarbenen Locken, die er scheinbar lässig nach hinten gebunden hatte. Ich glaube nicht an Zufall. Ich denke, hier ist Berechnung im Spiel. Sein Hals und die Ohren mit den goldenen Kreolen offenbarend scheint er jeden, der empfänglich dafür ist, locken zu wollen. Sirenengesang in höchster Vollendung. Hier werden viele fallen, auch die, die nicht wollen... Schweiß bricht mir aus und lässt meine Kleidung kalt an meinem Körper kleben. Wieder steigt die mir die an diesem Abend schon bekannte Hitze hoch. Ich muss hier raus... Ganz bestimmt möchte ich seine Augen nicht auf mir spüren. Zitternd wende ich mich ab, mir sicher, dass er die Aufmerksamkeit, die ich ihm gewidmet habe, nicht bemerkt hat. Geistig nicht ganz bei mir schiebe ich dem Barkeeper eine 50-Dollar-Note rüber und taumele von dem verspiegelten Rund der Bar zurück. Ich wage es nicht, mich noch einmal umzusehen. Betont lässig ordne ich meinen Anzug und begebe mich, selbstsicherer als ich bin, zum Ausgang. Warum steht dieser verdammte Spiegel hier? Mit Verzückung erblicken meine Augen diesen Gott der Nacht. Für den Bruchteil der Ewigkeit fangen seine Augen die Meinen, um sich dann wieder hinter den Alabasterlider zu verbergen. Schwarz. Tiefes Schwarz. Woher weiß ich das? In diesem Licht kann man das überhaupt nicht erkennen. Meine Kiefer pressen sich aufeinander und lassen mein Gesicht hart wirken. Warum hilft mir keiner? Sieht denn keiner außer mir dieses Wesen? Mit Grauen verfolge ich, wie sich die Verkörperung eines amerikanischen Dreamboys mit blonden kurzen Haaren sich dem schwarzhaarigen Wesen nähert. Selbst- und siegessicher in Pose und Gestus. Um einen Kopf größer als sein vermeintliches Opfer buhlt er plump um die Aufmerksamkeit seiner Nemesis. Dieser geht mit einem verführerischen Lächeln auf das uralte Spiel um Verführung und Verführtwerden ein. Ich denke nicht, dass der Junge weiß, was er tut. Sein Lächeln wird breiter und er ist sich sicher, diese Nacht einen guten Fang gemacht zu haben. Er wird ganz sicher seinen Stich machen. Jetzt kann ich wirklich nicht mehr. Am Ende meiner Kraft schiebe ich mich hinaus. Suche möglichst weiten Abstand zwischen mir und dem Alptraum zu schaffen. Nach Hause. Nur nach Hause. ~~ooO@Ooo~~ Keuchend wache ich aus dem klebrig-süßen und verführenden Alptraum auf. Wie Spinnenfäden umwickeln mich die Nachwirkungen der anderen Welt und lassen mich nur mühsam in mein Schlafzimmer zurückkehren. Panisch versuchen meine Augen die Dunkelheit zu durchstechen, einen möglichen Eindringling zu entdecken, der nicht da sein wird. Es war nur ein Traum... Nur ein Traum. Mit fadem Abscheu erinnere ich mich der stereotypen Versicherungen aller Eltern dieser Welt, wenn ihre Sprösslinge aus dem Kaleidoskop ihrer beängstigenden Träume erwachen. »Hier gibt es keine Monster, mein Kleiner. Schau, hier unter dem Bett, im Schrank, hinter der Tür ... Keine Monster. Du kannst ganz beruhigt wieder einschlafen. Niemand wird dir etwas tun. Ich werde auch die Tür auflassen und das Licht im Korridor anmachen. Mami und Papi sind gleich nebenan ...« »Gleich nebenan!« Ich schnaube abfällig. Ich lebe allein und niemand ist nebenan, niemand wacht über meinen Schlaf. Bleibt also nur die Möglichkeit des Lichts. »Verdammt! Bin ich ein kleines Kind? Ganz bestimmt nicht!« Entschlossen setze ich mich auf und begebe mich in der Dunkelheit meiner vertrauten Umgebung in die Küche. Zielsicher öffne ich das Eisfach meines altersschwachen Kühlschranks und angle mit milder Gier nach den Eiswürfeln. Ein entschlossener Schlag auf den Küchentisch, und ich halte das begehrte gefrorene Wasser in meinen heißen Händen. Ein Stöhnen entflieht meiner Kehle, als ein angenehmer Schauer meinen Körper durchfließt, verursacht durch eine Handvoll Eiswürfel in meinem Nacken, die ich genüsslich meinen Hals entlang wandern lasse. Der Kälteschauer verschafft mir die ersehnte Möglichkeit, endgültig dem Nachtmahr zu entfliehen und verschafft mir erfrischende Kühle. Ich hatte herausgefunden, dass sie wirklich die beste Alternative waren. Ich hatte es mit Wasser versucht, mit Schnaps, Bier und anderen Sachen. Immer wieder schnippten meiner Gedanken über die Traumfetzen und versuchten einen Sinn in diesen zu erkennen. Seit einer Woche plagten mich nun schon diese quälenden Reminiszenzen dieser irrealen Welt. Leider kann ich mich nur zu gut an deren Inhalt erinnern. Mittlerweile frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, der schwarzhaarige Mann hätte mich in dieser Bar gesehen und egal, was passiert wäre: ich hätte es eingetauscht gegen diese allnächtliche Hölle. Schwankend gehe ich mit schlürfenden Schritten zurück in mein Schlafzimmer. Wenn ich es mir so ansehe, kann ich mein Leben vorerst abhaken. Die Ringe unter meinen Augen werden nach jeder Nacht größer und dunkler. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab, und nicht nur meinen Kollegen ist das aufgefallen. Ein diskreter Hinweis des Managements machte mir sehr deutlich, dass ich bald mit entsprechenden Konsequenzen zu rechnen hätte, sollte ich mich weiter derartig gehen lassen. Es sieht wirklich nicht gut aus. Dieses Etwas ist in meinen Gedanken und meinen Träumen und ich vermag es nicht abzuschütteln. Kraftlos sacke ich auf mein Bett und lasse den Kopf hängen. Ich muss doch irgendetwas tun können? Müde sinke ich in meine klammen Kissen. Was soll ich schon tun? Ein Psychiater wäre nicht schlecht. Wahrscheinlich bekomme ich dann eine Einweisung in die geschlossene Psychiatrie und werde mit Tranquilizern eingedeckt. Auch eine Möglichkeit nicht mehr zu träumen. Wie sehne ich mich nach einer absolut traumlosen Nacht. Ein stummer Seufzer. Ich bemerke nicht mehr, wie der Schlaf mich umfängt und ich langsam wegdöse. ~~ooO@Ooo~~ Ächzend dehne ich meine völlig verspannten Muskeln. Gelangweilt ruht mein Blick auf dem weißen Papier. Höhnische Buchstaben tanzen vor meinen Augen. Meine Kündigung. Meine Firma hatte mir vor drei Tagen die Kündigung ausgesprochen. Ein trockenes Lachen bleibt mir in der Kehle stecken. Mit ein paar guten Wünschen für meinen weiteren Weg und dem Hinweis, dass ich meinen restlichen Verdienst von der Lohnbuchhaltung abholen könnte, wurde ich hinaus komplimentiert. Was hätte ich auch anderes erwarten sollen? Seit mehreren Wochen hatte ich keinen Kunden mehr an Land ziehen können. Meine Quoten gingen nicht nur in den Keller, sie durchstießen sogar die Schallgrenze dessen und verblieben auch dort. Wenn ich einen Blick in den Spiegel warf, dann sah ich den Tod auf Latschen. Eine wirklich lächerliche Figur. Hatte ich mal tatsächlich Sport getrieben und meinen Körper in die Bratröhre eines Sonnenstudios gelegt? Ich war mir da gar nicht mehr so sicher. Seltsamerweise ertränkte ich mich nicht in Alkohol. Ich hatte auch keine Chance. Kaum hatte ich dieses Zeug im Magen, hing ich über der Kloschüssel. Noch nicht einmal ein richtiger Rausch war einem vergönnt. Einfach grauenhaft. Noch einmal recke ich mich und versuchte die Lethargie aus meinen Gliedern zu vertreiben. Im Halbdunkel meiner Wohnung suche ich das Bad auf und gönne mir eine ausgiebige Dusche. Herrlich fließt das kalte Wasser an mir herunter. Einzige Medizin, mich einigermaßen munter zu fühlen und ein wenig Farbe ins Gesicht zu bekommen. Die Blässe ist ja einfach widerlich. Ich schätze, dass ich wahrscheinlich schon lange kein heißes Wasser mehr benötige. Die entsprechende Rechnung würde also moderat ausfallen. Man sollte auch immer die Vorteile sehen, flachse ich leicht hysterisch. Ruppig trocknete ich mich ab. Irgendwann in den letzten Tagen hatte ich mich entschlossen, dass ich mich diesem Typen stellen wollte. Ich hatte keine Lust, ihm das Terrain meiner Träume zu überlassen und sich zum Herrn meines Lebens aufzuschwingen. Einfach lachhaft, wenn man die Distanz betrachtete. Mein Gott, es war nur irgendjemand, der nicht ganz normal war. »Normal...« Ich kichere aufgekratzt. Das ist ja das Problem. Egal. Ich würde zum Ausgangspunkt zurückkehren und schauen, dass ich diesen Teufelskreis irgendwie durchbrechen konnte. Kritisch betrachte ich meine verbliebene Garderobe, als ich mich nackt im Schlafzimmer vor meinen Schrank positioniere. Ich hatte wirklich so ziemlich alles vernachlässigt, was man vernachlässigen kann. Der Inhalt des Schranks konnte nur als spärlich bezeichnet werden. Verärgert schnalze ich mit der Zunge. Irgendwas musste doch noch einigermaßen akzeptabel sein? Kritisch betrachte ich eine schwarze Hose. Die ging. Eigentlich war sie mir zu klein gewesen. Doch ich hatte schon lange nicht mehr wirklich richtig gegessen. Sie sollte passen. Jetzt noch ein Hemd oder so etwas. Ungeduldig schiebe ich die Sachen beiseite, die mir nicht zusagten. Endlich sehe ich, was ich nicht gesucht habe: ein schwarzes Hemd. Ist das Seide? Warum nicht. Schnell habe ich einen schwarzen Slip und schwarze Strümpfe herausgesucht und kleide mich in die für meinen Geschmack spärliche Ausbeute. Misstrauisch betrachte ich das Ergebnis im Spiegel und sehe, wie sich meine Augenbrauen erschrocken nach oben wölben. Das bin ganz bestimmt nicht ich. Wie kann man sich nur so schnell verändern? Das Schwarz meiner Kleidung bringt meine bleiche Haut zum Leuchten und umgibt mich mit unheimlicher Halo. Meine blauen Augen erfahren eine Betonung, die ich so nie vermutet hätte. Mein dunkles Haar fällt weich und nicht wirklich gekämmt über meine Ohren. Ich hätte vielleicht zum Frisör gehen sollen. Lachend schüttele ich den Kopf. Wirklicher Schwachsinn geht mir da durch mein verdrehtes Hirn. Ich bereite mich hier auf die Begegnung der unheimlichen Art vor und philosophiere darüber, ob ich einen Haarschnitt benötige. Mit Schwung greife ich nach meinem Mantel, passender Weise auch in Schwarz. Der Auftritt ist dramatisch, aber das Schwarz scheint mir irgendwie passend. Meine Laune hebt sich wesentlich. Ich habe jetzt etwas vor und keine Lust mehr, mich dahintreiben zu lassen. ~~ooO@Ooo~~ Problemlos werde ich in den Club eingelassen. Mein letztes Geld geht dafür drauf, aber das ist mir nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass dieses Etwas hier auftaucht und mein ganzes Unternehmen nicht umsonst ist. Lässig begebe ich mich in eine dunkle Ecke, von wo ich fast den ganzen Club einigermaßen trotz der ständig wechselnden Lichtverhältnisse im Augen habe. Ich hoffe, dass mein Gefühl mich rechtzeitig warnen wird, sollte sich der Schwarzhaarige hier sehen lassen. Eine aufgedonnerte Blondine nähert sich mir im wiegenden Schritt, einer Hyäne bei der Jagd gleich. So wie es aussieht, bin ich ihr Opfer. Scheinbar verbirgt das schummrige Licht meine Unzulänglichkeiten. "Willst du mit mir tanzen?" Säuselt sie mir ins Ohr, anscheinend schon mehr als einen der Cocktails intus. Ich bin dafür nicht hergekommen, also funkle ich sie an und gebe ihr eine ziemlich rüde Abfuhr. Beleidigt wackelt sie von dannen und lässt mich allein auf meinem Beobachtungsposten zurück. Na hoffentlich ist das heutige die einzige Aufmerksamkeit, die man mir angedeihen lassen will. Aber ich habe Pech. Im Laufe des Abends kreuzen Bewerber beiderlei Geschlechts meinen Weg und versuchen mich mit Avancen einzuwickeln. Ich vermute mal stark, dass der Barkeeper es mit den Damen und Herren zu gut gemeint hat und ihnen etwas in die Drinks mischt. Scheinbar haben alle ihre Beurteilungskraft eingebüßt und befinden mich für anziehend genug, um es bei mir zu probieren. Mir ist es einfach nur lästig. Die Gäste werden sorgfältig abgefüllt, wiegen sich tanzend auf der Tanzfläche je nach Rhythmus auch schneller und verschwinden dann wieder. Neue tauchen auf und das Spiel beginnt von vorn. Die Nacht schreitet immer weiter fort. Es wird nicht mehr lange dauern und der Tag bricht an. Verzweiflung steigt in mir hoch. Wo bist du, verdammt noch mal? Nach und nach lichten sich die Reihen. Die Vorbereitungen, dass der Club schließt, werden offensichtlich, und auch ich kann sie nicht mehr ignorieren. Enttäuscht räume ich meinen Posten. Das ist es! Der Zug ist abgefahren. Ein Stoßseufzer gen Himmel schickend schleiche ich durch die halbdunklen Straßen über die sich ein bleigraues Firmament erhebt. Die ganze Nacht in diesem Club für nichts. Morgen würde ich meine Wohnung kündigen und fortziehen. Irgendeinen Job suchen und versuchen, wieder auf die Beine zu kommen. Vielleicht könnte ich auch mein Unterbewusstsein dazu überreden, endlich Ruhe zu geben. Mit gesenkten Kopf trotte ich gen heimatlicher dunkler Gefilde. Wenn ich des Nachts nicht schlafen konnte, so wäre doch mal ein Versuch bei Tage empfehlenswert. War das jetzt ironisch, lakonisch oder zynisch? Ich lache leise. Langsam entwickele ich schwarzen Humor. Ich kam mir selbst dämlich vor. Hatte ich wirklich erwartet, diesen Gott wieder zu sehen? Fahrig suche ich meine Schlüssel, metallisch knacksend und mit einem Klick öffnet sich die Tür. Erschöpft ziehe ich mich am Geländer im Treppenhaus hoch und erreiche meine Wohnung. Als ich meinen Schlüssel ins Schloss stecken will, erstarre ich. Beinahe wäre ich zusammengebrochen, doch zwei Arme halten mich von hinten. Lachen perlt in der Luft, quirlig und energiegeladen, meinen Körper hinab rinnend. Eine Hand führt die Meine und lässt das eben Angefangene vollenden. Sanft werde ich in meine eigene Wohnung geführt und in meinem Bett abgesetzt. Ein Lächeln kräuselt seine Lippen und seine offenen, schwarz gelockten Haare umschmeicheln sein sinnliches Gesicht. Spott? In meinem Magen verkrampft sich etwas. Seine Lider senken sich auf Halbmast und er beugt sich über mich, noch immer dieses Lächeln auf den Lippen, dass mich jetzt jedoch an eine Sphinx denken lässt. Schmetterlingsgleich und dennoch verheerend berührt er meine Lippen, und ein nachsichtiges Lachen sprudelt im sanften Tenor aus ihm hervor, als meine Lippen ein Echo des Bebens in meinen Körper darstellen. Wie ein Marionette gelingt es ihm, mich nur an meinem Kinn mit einem seiner schlanken Finger führend, nach oben zu ziehen. Wieso bin ich so verdammt willenlos? "Küss mich, Liebster!" Wispert er dunkel befehlend. Ich komme dem nach, meine Gedanken wirbeln leicht davon wie schwarze Rosenblätter im Herbstwind. Ich habe verloren und weiß es in diesem Moment. Was wird passieren? Wie ein Kind an die Hand nehmend legt er meine Hände auf seine Schultern. "Zieh mich aus!" Gefangen in der Gedankenlosigkeit und meinem aufsteigenden Verlangen lasse ich meine Hände über seinen Oberkörper gleiten. Spüre seine Kühle unter dem dünnen exquisiten Stoff. Nein, keine Kühle. Keine Worte mehr. Da ist Kühle und Hitze zugleich. Kein Widerspruch. Schlafwandlerisch streife ich ihm den Stoff von der Haut. Erst zaghaft, dann immer sicherer bedecke ich ihn mit kleinen Küssen. Ich registriere, wie er mich entkleidet und dabei keinen Halt vor Hose und Slip macht, während ich ihn begierig mit meinen Mund erkunde. Meine Zähne hinterlassen kleine Spuren, die er mit einem Schnurren kommentiert. Im nächsten Moment spüre ich kühlen Stoff unter meinem Rücken. Er steht über mir und lässt seinen Blick über mich streifen. Die schwarzen Augen geben nichts preis. Nur das leichte Lächeln verlässt ihn nicht. Er weiß, dass er mich hat. Schon sehr lange. Mich nicht aus den Augen lassend öffnet er den Verschluss seiner Hose. Seine Augen scheinen mich zu verbrennen, während ich kaum die Meinen von seinem Körper nehmen kann. Nur mit meinen Augen streichelnd liebkose ich seinen verführerischen, makellosen und alabasterfarbenen Leib. Vollkommen. Sünde. Ein Stöhnen, dunkel und meinem Verlangen entsprechend, erfüllt den Raum. "Geduld, Liebster!" Gurrt er sanft. Geschmeidig kommt er über mich, einem Raubtier der Nacht gleich. Mir stockt der Atem und ich wage es kaum, mich zu rühren. Seine Fingerspitzen tanzen auf meiner Brust, die sich ihm verlangend entgegen wölbt, seltsame Muster in meinem Schweiß hinterlässt. »Mehr, ich will mehr. Ich will dich spüren mit jeder Faser meines Körpers.« »Verbrenn mich... Berühr mich... Setze mich in Flammen... « "Bitte..." Wimmre ich. Nachsichtig kommt er meiner Bitte nach. Seine Zunge und seine Zähne zeichnen mich, treiben mich an den Rand des Wahnsinns. Dennoch falle ich nicht. Gepeinigt winde ich mich zwischen seiner schraubstockartigen Umklammerung seiner Beine. Mein Atem ist glühend und erschüttert mich stoßweise. Mein Blut gleicht flüssigem Gold, das viel zu schnell durch meinen Körper rast. Mein Herz galoppiert am Rande seiner Leistungsfähigkeit. »Erlöse mich. Tue irgendetwas.« Ich kann nicht mehr. Tränen meiner Pein lassen mir die Sicht verschwimmen. Kühle Finger streichen mir über mein Gesicht, klären mein Blickfeld. Ich sehe, wie du meine Tränen kostest. Genießerisch wie eine Kostbarkeit prüfst du ihren Geschmack. Ich kann seinen Adamsapfel hüpfen sehen, als er schluckt. Fiebriges Blut schießt in meine Lenden und lässt mich aufbäumen. Einem Schatten gleich beugst du dich über mich herunter, füllst mein Gesichtsfeld aus. Mitleidig atmest du meine Atemzüge mit, behauchst meine trockenen Lippen und quälst mich mit deinem prüfenden Blick. "Willst du mich haben?" Schluchzen erschüttert meinen Körper. »Mir ist es egal, ob ich dir gehöre, oder du mir. Mach nur irgendetwas! Jetzt! Letztlich ist es unwichtig, da ich dir doch sowieso schon mit jedem Atom meiner Selbst gehöre. Beende es, bitte!« Meine Gedanken scheinen für ihn sichtbar zu sein. Mich mit seinen Obsidianaugen bannend nimmt er mich langsam Millimeter um Millimeter, während meine Hüfte unbeweglich auf der Matratze gehalten wird. Ein Schrei schmerzt in meinen Ohren und mit Verwunderung erkenne ich, dass ich die Quelle dessen bin. Ich sehe, wie er seine Augen schließt und es genießt, mich zu umschließen. Kreisende Bewegungen spülen mein Selbst davon, lassen mich hoch auf der Welle der Lust und Ekstase reiten. Blitze durchzucken meinen Körper, lassen ihn unkontrolliert hochschnellen. Lachen umspielt wie Balsam meine gepeinigte Seele. Weißglühend ergieße ich mich in ihn und breche zusammen. "Und jetzt gehörst du mir." Kühle Lippen umschließen meinen Mund, eine Zunge dringt die fiebrige Höhle ein, ertastet kundig meine Zähne, stupst meine Zunge an. Müde gebe ich dem Spiel nach. Plötzlich zieht sich alles in meinem Körper zusammen. Hitze gepaart mit Kälte zerreißt die Zellen meines Körpers. Meine Kraft flieht mich. Mein Leben weicht von mir. Erschrocken spüre ich, wie er alles in sich aufnimmt, genießerisch schnurrt, mich mit seinem Körper fesselt. Schwärze zupft an mir, umhüllt mich unnachgiebig. Im letzten Augenblick lässt er ab und schaut mich fast neugierig an. Ich lächle leicht. "Wer bist du?" Worte so leicht wie Flügelschläge eines sterbenden Vogels, kaum wahrnehmbar und doch hört er sie. " Carnage." Wieder berühren sich unsere Lippen, zärtlich nimmt er mich in Besitz. Löst mich auf. "Carnage." Lächelnd schmecke ich den Geschmack dieses Namens und lasse los. Schmetterlinge umflirren mich, ihre Flügel schimmern geheimnisvoll auf. Sanft falle ich. Tiefer... Unaufhaltsam... Nichts... FINI