Titel: Drawn Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 16 Kategorie: Spannung Erstellt: 14.-30.09.2002 Disclaimer: alle Rechte obliegen den Inhabern wie zitiert. ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ Drawn Kapitel 1 - Ein neuer Mitstreiter "Viel zu eckig hier!" "Genau, und ihre Dinger müssen länger sein!" "Wie, länger?! Hängetitten?! Du spinnst wohl!" "Blödmann, denk doch mal nach: Schwerkraft~Gewebe!" Demonstrative Gestik. Kazuo zerrte die kratzende Perücke von seinen Haaren, fächerte sie lockernd auf, streifte sich dann den gefüllten BH über den Kopf und schlüpfte in das Schulhemd, den Pullunder mit Emblem, die Socken und langen Hosen mit akkurater Bügelfalte. "Hey, Kazuo, was ist?", erkundigte sich Hideyoshi beim ihm. Ihr Regisseur, Manager, Geschäftemacher und Drehbuchautor, wie stets rotwangig und außer Atem. "Tennis", Kazuo hob demonstrativ das Racket in die Höhe, schulterte seine Schultasche. "Warte mal, Kazuo! Sag uns noch deine Meinung!", forderte ihn ein schlaksiger Bursche auf, dessen militärischer Bürstenschnitt ihm Spott und Häme einbrachte. "Okay, Seiji, dann muss ich aber..." Kazuo warf einen Blick über ihren Programmierer Yoshio hinweg, der vor einer auf engstem Clubraum versammelten Menagerie an Hardware kauerte, das fahle Gesicht von Bluescreens ausgeleuchtet. "Ja, sie müssen tropfenförmig sein und das Monsterdings ist zu eckig", beschied er gleichmütig, bevor er die Schiebetür aufzog und sich mit gegrunztem Gruß verabsentierte. ~+~ Es dämmerte bereits, als Kazuo einige Tage später zu den anderen stieß, in eine Atmosphäre friedfertiger Konzentration. Seiji bastelte mit hingebungsvollem Geschick an einem Kazuo noch unbekannten Modellpart, eingekreist von Acrylfarbe, die er mittels Sprühpistole seinem Werk applizieren würde, wenn es zu seiner Zufriedenheit fertiggestellt war. Hideyoshi kreiselte auf seinem ausrangierten Drehstuhl herum, um mit glänzenden Augen Kazuo anzugrinsen, die fülligen Wangen demonstrativ aufgebläht, einem selbstgewissen Hamster nicht unähnlich. "Ich habe einen neuen Auftrag, richtig gutes Geld für schnelle, ordentliche Arbeit!", verkündete er strahlend. Kazuo stellte gelassen Schultasche und eine karge Plastiktüte mit Einkäufen unter einen der beiden Tapeziertische, nahm seine Mitschüler in den Fokus. "Worum geht es? Habt ihr das Storyboard schon fertig?" Hideyoshi schlug sich klatschend auf die kräftigen Oberschenkel, unterstrich mit dieser Geste, dass sie in Kazuos Abwesenheit keineswegs untätig zu sein pflegten. Griff hinter sich, um unter Yoshios Tastaturenlegion einen Stapel Blätter hervorzuziehen und ihn an Kazuo zu überreichen. Der las halblaut. "Hatz unter dem Kirschmond...diverse Level... okay... okay...", er flippte durch die losen Seiten, "aha... animiert.... oh Mann...", ein ergebenes Schnauben, ".. Schwachsinn...okay...okay..." Nach dieser knappen Lektüre gab er die merklich zerpflückte Agenda zurück, schob sich auf einen der beiden Tische mangels weiterer Sitzgelegenheiten. "Seiji hat schon das Design fertiggestellt, das heißt, wir können den animierten Teil in zwei Tagen hier drehen", beschied Hideyoshi geschäftsmäßig. "In der Zwischenzeit fertigen wir die Stillleben an. Ich habe schon mal den Fundus gesichtet. Die drei Protagonistinnen haben rote, schwarze und blonde Haare, Einzelheiten stehen hier. Das meiste werden wir retuschieren." "Die Posen?", hakte Kazuo nach, baumelte mit den Beinen und starrte in Yoshios Nacken. Der ohne ein Blinzeln in Überschallgeschwindigkeit Kulissen und Hintergründe aus vorhandenem Datenmaterial auswählte, kombinierte und bearbeitete entsprechend den gesetzten Forderungen der Auftraggeber. "Hier, such was 'raus!" Hideyoshi schleuderte drei gewaltige Sammlungen diverser Hentai-Literatur auf Kazuos Schoß, während er seine eigenen Aufzeichnungen konsultierte. "Wir haben eine feste Anzahl von Posen, die geboten werden müssen. Die Krönung ist der animierte Teil. Egal, welche der Charas der Spieler gewählt hat, der Ablauf ist derselbe. Ich denke", er musterte Kazuo kritisch, glich die Unterlagen über die virtuellen Gestalten miteinander ab, "du wirst aber dreimal ran müssen, wegen der Frisuren und der Details." Kazuo zuckte gleichmütig mit den Achseln. "Was springt dabei raus?" Den Betrag, der Hideyoshi flüssig über die Lippen ging, quittierten alle vier mit Kopfnicken nach einem Augenblick des Abwägens. Kazuo ließ sich langsam auf den Rücken sinken, balancierte seine 'Anweisungsbücher' über dem Kopf, um mittels eingeknickter Seiten zu markieren, welche bevorzugten Posen in die engere Auswahl kommen sollten. ~+~ Den Handspiegel geschickt mit den Fußzehen justierend korrigierte Kazuo den Sitz der langlockigen Perücke, suchte nach unnatürlichen Ausbeulungen, die seine eigenen Haare hervorrufen konnten. Yoshio kontrollierte derweil die Monitore. Schaltete zwischen den winzigen Kameras umher, die an einem Drahtgestell an der Decke schwebten, auf zweckentfremdeten Modelleisenbahnschienen auf dem Boden kauerten, in halber Höhe die miteinander fixierten Tapeziertische in den Fokus nahmen. Auf ihnen war ein dunkelblau bezogener Futon ausgelegt, wie auch der übrige Raum mit von der Decke gelassenen, blauen Rollos abgeschirmt worden war: eine einzige Bluescreen, die es ermöglichen sollte, in die Aufzeichnungen beliebige Szenerien hineinzukopieren. Eine Illusion zu kreieren, die mit ihrem erbärmlichen Entstehungsort nichts gemein hatte. Seiji steuerte auf Yoshios Kommandos die Kameras aus, überprüfte dann die Fernsteuerung seines neuesten Geschöpfs. In dem kleinen Clubraum herrschte eine erdrückende Hitze resultierend aus der Abwärme der versammelten Hardware. Das gestattete Kazuo auch, in knapper Unterwäsche auf der Matratze zu lagern. "Wo steckt Hide?" Er zeichnete sich in grellen Farben einen Schmollmund, der jeder Lolita Respekt abgenötigt hätte, betonte geübt die eigenen Augen, um sie größer und schimmernder wirken zu lassen. "Hat was von geschäftlichem Termin gesagt." Seiji ölte winzige Zahnrädchen und spannte Drahtseile straffer, die seine Schöpfung tragen und führen würden. "Wir können trotzdem schon mal anfangen." Yoshio signalisierte Aufzeichnungsbereitschaft. "Dann kann ich zwischendurch mal die Maschinen abkühlen lassen und die Nachbearbeitung vorziehen." Kazuo zuckte mit den Schultern, warf einen letzten Blick auf das Storyboard, das in skizzenhaften Szenen die groben Abläufe festhielt. Der animierte Teil, den sie an die Schöpfer eines Computerspiels des mittleren Preissegments für Männer zu verkaufen gedachten, verfügte über standardisierte Schlüsselmomente, die Handlung selbst war an Banalität nicht zu überbieten. Mit einem letzten, prüfenden Blick in den kleinen Spiegel verbannte Kazuo ihn samt weiterer Utensilien unter die Tische, wandte sich der Kamera zu, die ihm Yoshio anzeigte. Der zählte leise herunter und Kazuo begann mit seiner Darbietung. Die bloßen Arme vor der Brust gekreuzt, die Augen vor Entsetzen geweitet, den Schmollmund zu einem erstickten Hilferuf geöffnet kniete er breitbeinig auf der Matratze, nur in Fetzen eines Kleides gewickelt. In Stummfilm-Manier wies eine Hand flehend den unsichtbaren Aggressor zurück, kehrte sich das langlockige Haupt ab, die Augen vor dem Unvermeidlichen verschließend. Ein gummiartiger Tentakel steuerte in das Bild, geschickt assistiert von Kazuo, dem scheinbar die spärlichen Fetzen vom Leib gerissen wurden, sodass er sich nun bemühte, in mädchenhafter Scham mit Haarlocken und Händen die Entblößung zu minimieren. Ein weiterer Tentakel peitschte durch die Luft, von einer zurück schnellenden Feder abgefeuert, und reflexartig warf sich Kazuo flach auf die Seite, als habe er einen vernichtenden Schlag erhalten. Wasserklare Tränen perlten über seine Wangen, als er davon zu kriechen suchte, schutzsuchend den eigenen Oberkörper umklammerte. "Okay, cut!", beendete Yoshio die Sequenz. Während Seiji sein Monster arretierte, markierte Kazuo geübt seine Position auf dem Futon mit Klebepunkten, bevor er von der Matratze glitt und über Yoshios Schulter spähte, der die Aufzeichnung erneut ablaufen ließ, dabei mehrere Perspektiven gleichzeitig studierte. "Die Feder ist zu langsam... hier muss ich weichzeichnen, man sieht den Schattenwurf des BH... da, Kazuo, da musst du den Arm stärker wölben..." "Wiederholung?", forderte Kazuo ruhig das Resümee dieses Durchgangs ein. Yoshio schüttelte knapp den Kopf, was bedeutete, dass er trotz der angebrachten Kritik mit dem Material arbeiten konnte. "Dann zum Finale!" Seiji pfiff unmelodisch vor sich hin. In diesem Augenblick wurde die Schiebetür rüttelnd zur Seite bewegt, die Eintretenden vom Clubraum durch ein herabgezogenes Papierrollo separiert. "Hide, und ich bringe ein neues Mitglied!", dröhnte stolz die Stimme ihres Regisseurs, bevor er höchstselbst das Rollo beiseiteschob und den winzigen Freiraum okkupierte. "Das ist Masato", sein Daumen wies lässig auf einen Oberschüler, der sich blinzelnd zu orientieren suchte. "Masato, am Pult, das ist Yoshio. Seiji macht die Modelle und Kazuo ist unser Darsteller", nahm Hideyoshi die Vorstellung vor, ignorierte das abschätzige Mustern des neuen Mitglieds. Auch wenn es keineswegs gegen die Regeln verstieß, war es doch mehr als ungewöhnlich, dass sich Oberschüler und Mittelschüler in den gleichen Clubs mischten. Ungeachtet des Umstandes, dass die Schule sich von dieser Freiheit eine Reduzierung von psychischer Gewalt und Ausgrenzung unter den Jugendlichen versprach. "Masa ist ein Zeichentalent, kennt sich auch mit den grafischen Programmen aus und wird uns helfen, unsere Werke noch naturalistischer zu gestalten. Und, Gentlemen", Hideyoshi grinste feist, seine Vorstellung eines erfolgreichen Amerikaners, "das bedeutet in der Folge noch mehr Geld für jeden von uns." Die originäre Absicht des Animations-Clubs hatte bei seiner Gründung durch Hideyoshi darin bestanden, sich im Anfertigen von Kurzfilmen mittels Computer und entsprechender Software zu erproben. Gegebenenfalls selbst Hilfsprogramme zu verfassen, die eine Animation der neuesten Generation unterstützten. Doch seinem gewieften Geschäftssinn war nicht entgangen, dass man durchaus unterschiedlichen Nutzen aus ihrem Talent ziehen konnte. Und während man artig entsprechend der offiziellen Clubsatzung, die von der Schulleitung gebilligt worden war, kleine, heitere Animationsfilme realisierte, sorgte man während des Gros der Arbeitsstunden für eine finanzielle Aufpolsterung der privaten Vermögensverhältnisse. Selbstredend hatten sie Schweigen vereinbart. Obgleich sie ihr Tun weder als moralisch verwerflich, noch anderweitig zu verurteilen einschätzten, war ihnen doch bewusst, dass man ihr Unternehmertum von Seiten der Schulleitung nicht würde tolerieren können. Sie agierten wie ein gut aufeinander eingespieltes Team, jeder innerhalb seines abgesteckten Bereichs, in dem die eigene Meinung den Ausschlag gab. Yoshio hatte das letzte Wort, was den Cut und die Animation anging, Hideyoshi übernahm den Managerpart sowie den Auftritt nach außen, Seiji besorgte Ausstattung und schuf Requisiten. Und Kazuo brachte sein mimisches Talent ein. Sie waren schlichtweg Profis. Die Ankündigung eines fünften Mannes stieß daher eher auf verhaltenes Echo. Man zeigte sich aber bereit, Qualität anzuerkennen, wenn der Neue, Masato, sein Metier verstand. Zunächst galt es, den eng gesteckten Zeitplan einzuhalten. Somit wurde ohne Rücksicht auf Empfindlichkeiten die Aufzeichnung fortgesetzt, während sich der Ältere diskreterweise in den Hintergrund verfügte und stumm beobachtete. Kazuo besprach mit Seiji im Telegrammstil die Realisierung des Storyboards, mussten doch nun Tentakel und Darsteller in einer homogenen Abfolge interagieren. Er streifte sich den Slip ab, tarnte und fixierte das eigene Genital mit hautfarbenem Tape und ließ sich emotionslos hauchdünne Drähte um die Glieder winden, über die die Feinsteuerung der künstlichen Monstergliedmaßen erfolgen würde. Sein knabenhafter, nahezu körperhaarfreier Leib bot die perfekte Kulisse für die Illusion. Yoshio erkannte nur wenig zu Retuschierendes. "Alle fertig? Und los!" Die Kameras fingen Kazuos lieblich-verzerrte Front auf. Die langen Locken verbargen geschickt den Mangel an weiblicher Brust, während sich in angemessenem Tempo die Tentakel um die schlanken Glieder wickelten, ihr Opfer vom Boden zogen, um nur durch Schattenwurf die Enttarnung zu verhindern. "Cut!" Seiji schlängelte sich an seinem Drahtgeflecht vorbei, versah Kazuos ausgestreckte Arme und gespreizte Beine mit weiteren Halteseilen, die in der Nachbearbeitung verschwinden würden. "Kannst du noch?" Hideyoshi erkundigte sich knapp, denn allein die Körperbeherrschung verhinderte Kazuos Zusammenbruch in der unbequemen Lage. "Bin okay", gab der ebenso kurzangebunden zurück, schüttelte die Locken, um verräterische Entdeckungen zu minimieren. "Ich klebe die Enden fest. Wenn ich sie bewege, bekommst du einen Impuls. Brauchst du trotzdem noch einen Spiegel?" Seiji riss hautfarbenes Tape ab, um einen besonders ausladenden Tentakel zwischen Kazuos Beinen zu fixieren, eine fehlende Körperöffnung abschätzend. "Nein, kein Spiegel", bemerkte Kazuo, senkte den Kopf, um Seijis Fortschritte zu verfolgen, sich leicht zu bewegen, um die Belastbarkeit zu testen. "Okay?" Seiji wand sich aus den gespannten Drähten heraus, nahm den verbliebenen Tentakel hoch, zupfte ein winziges Mundstück heraus. Er schob es in Kazuos Mund, der nur über die Kraft seiner Zunge den enormen Schlauch steuerte. "Und los!" Seiji aktivierte die Maschine. Das rhythmische Keuchen der Blasebalge verdrängte die angespannte Stille, bevor die unterschiedliche Aufblähung einzelner Kammern eigenständige Bewegung der Tentakel simulierte. Kazuo registrierte ohne Zuhilfenahme des Spiegels, wann der Schlauch an seinem Unterleib den Höhepunkt seiner peitschenden Wellenbewegung erreichte, warf sich dann mit aufgerissenen Augen nach vorne. Kämpfte gleichzeitig mit dem unbotmäßigen Monsterende, das scheinbar konvulsivische Entladungen in seinen Mund absonderte. Nach einer Minute zuckenden Kampfes spuckte er entkräftet das mobile Mundstück aus, zitterte merklich in der Halterung. "Cut!" Noch in der Silbe schraubte sich Seiji hoch, löste gewandt Drahtschlingen und Verstrebungen, doch zu ihrer Überraschung war es der Neue, der Kazuo umfing und ihm behutsam auf seine Fersen half. "Wasser", orderte Hideyoshi gelassen, reichte eine Plastikflasche an Kazuo weiter, der sie mit beiden Händen umfassen musste, um der Muskelkrämpfe Herr zu werden. "Ist gut geworden", brummte Yoshio, seine Finger tanzten flink über Regler und Tastaturen. "Kurze Pause, dann die Rothaarige und die Blonde", legte Hideyoshi fest, assistierte Yoshio bereits bei der Retusche. Kazuo machte sich aus der unterstützenden Umarmung achtlos frei und legte sich flach auf den Rücken, schloss die Augen. Er konnte sich keine Verspannung leisten, blendete seine Umwelt aus. Die sich routiniert um ihre eigenen Aufgaben kümmerte. ~+~ Sie hatten nicht erwartet, dass Masato sich so rasch einbringen würde, doch seine Verpflichtung als Endgestalter erwies sich als Glücksgriff. Das kurze Segment, das in Bälde einem Computerspiel die Abschlussepisode krönen würde, lief flüssig, wenn auch stumm vor ihren Augen auf den Monitoren ab. Ohne dass sie trotz geschulter Augen Auffälligkeiten herausgefiltert hätten, die die ungewöhnliche Herstellungsform verrieten. Masato war es gelungen, durch den Einsatz verschiedener Bearbeitungsprogramme zusammen mit Yoshio eine dem Zweck entsprechende Illusion zu schaffen. Drei Grazien, die von einem gewaltigen Tentakelmonster vergewaltigt wurden. Nichts deutete auf den Jungen hin, der in Perücke mit einigen Plastikschläuchen gekämpft hatte. "Extrem gut", beschied Hideyoshi, dem als Regisseur das letzte Wort zustand, "läuft wie geschmiert und sehr realistisch ab... gute Arbeit!" Kazuo, der sich hinter Yoshio auf die Stuhllehne gestützt hatte, löste sich. "Wann sehen wir das Geld?", erkundigte er sich unbewegt, las seine Schultasche vom Boden auf. "In zwei Tagen, bar, wie immer. Wir treffen uns hier. Vielleicht habe ich dann auch einen neuen Auftrag." Einander zunickend lösten sie ihr Clubtreffen in der gewohnten Einsilbigkeit auf. ~+~ Kazuo trat als Letzter ein, schob die Tür hinter sich zu und zog das Rollo als Sichtblende hinab, bevor er sich ungezwungen trotz seiner Verspätung auf einem Tapeziertisch niederließ. "Okay, Payday!" Hideyoshi strahlte jovial, überreichte die jeweils eingerollten Geldbündel mit einer spöttelnden Verbeugung. Sie wurden verstaut, ohne dass sich jemand dazu hinreißen ließ, ihren Wert zu kontrollieren. Ungeachtet anderer Gepflogenheiten teilten sie den Erlös in gleiche Teile auf. Niemand konnte für sich größere Anwartschaften beanspruchen. Wenn es galt, die Clubkasse aufzufüllen, um Staffage und Ausrüstung zu erwerben, wurde dieses Prinzip ebenfalls zugrunde gelegt. Eine, wie Hideyoshi zu betonen pflegte, sehr demokratische Einrichtung. "Ich habe auch einen neuen Auftrag ermitteln können, Einzelheiten gehen mir noch zu. Der Kunde ist seriös, wir haben ihn schon mal beliefert", ergänzte er, wieder geschäftsmäßig und sachlich. "Inhalt? Computerspiel oder was anderes?" Seiji reinigte konzentriert verstopfte Düsen eines Gebläses, das nicht nur zur Kühlung der Prozessoren zum Einsatz kam. "Ein Mini-Filmchen als Werbung für eine Sex-Hotline, Mischung aus Zeichnung und realen Aufnahmen. Mehr oder weniger Posieren." Sein Blick streifte Kazuo, der keine Regung zeigte. "Ich entwerfe mit Masato eine Reihe von Aufnahmen als Vorschlag, hole mir grünes Licht und dann legen wir los. Seiji, hast du inzwischen mit der Silikonmasse Fortschritte gemacht?" Seiji wischte sich durch den Bürstenschnitt und kniff die Augen zusammen, deutete in seinem persönlichen Code damit an, dass die Ergebnisse brauchbar, aber noch nicht zu seiner vollen Zufriedenheit ausgefallen waren. "Egal, wir können Unregelmäßigkeiten retuschieren. Kazuo, wie sieht's mit den Utensilien aus?" Kazuo blinzelte katzenhaft träge unter halb gesenkten Lidern hervor, brummte ein knappes "Okay." Von der Kurzangebundenheit nicht weiter beeindruckt verteilte Hideyoshi die Aufgaben, bevor sie sich ihrer Tarnexistenz widmeten und das Storyboard einer Episode im Dasein einer linken Socke entwarfen. ~+~ Kazuo traf ohne sichtbares Bemühen um Pünktlichkeit ein, einige Minuten über der Zeit. Lediglich Masato blickte auf, lächelte scheu, bis ihn die unterkühlte Miene des Jüngeren zermürbte. Hideyoshi und Seiji hatten bereits die Tapeziertische verbunden und die Matratze darüber ausgerollt. Die winzigen Scheinwerfer und Kameras justiert, sodass Kazuo ohne Zeitverlust aus seiner Schuluniform schlüpfte, in knappem Slip und den Schulschlappen zu ihnen wechselte, um das Storyboard zu betrachten. "Locken? Okay... String... okay..." Er studierte ohne Emotionen den groben Ablauf. Da der Hauptzweck des zu erstellenden Kurzfilms in einer Aneinanderreihung diverser Posen bestand, die direkt auf die Offerte hinweisen sollten, verlangte man keinerlei Handlung oder inszenatorische Vorgeschichte. Zudem sollte sich dieser Werbetrailer, für Webseiten gedacht, auf 30 Sekunden beschränken. Kazuo kehrte zu seiner Aktionsbühne zurück, ging vor den Tapeziertischen in die Hocke und öffnete die kleine Kiste, die seine Requisiten enthielt. Die goldgelockte, langhaarige Perücke geübt überstülpend beförderte er ein Makeup-Set an die Oberfläche, dazu einen String-Tanga, das Allzweck-Tape und den speziell präparierten BH, der Qualitäten vortäuschen sollte, die ihm naturgegeben nicht verfügbar waren. Ohne sich um eventuelle Aufmerksamkeit zu kümmern, streifte Kazuo den eigenen Slip ab, klebte das verräterische Genital weg und stieg in den String-Tanga. Prüfte dann den optischen Eindruck eingehend. Leidlich zufrieden schnallte er sich den BH um, dessen durchscheinender Stoff mit Farbtupfen versehen durch geschickten Schattenwurf und Retusche die Illusion einer Frau perfektionieren sollte. Das Auftragen von Makeup ging ebenso routiniert von der Hand wie das Durchkämmen der künstlichen Haarpracht. Dann schnalzte Kazuo abschätzend mit der Zunge. "Lass dich anschauen." Hideyoshi tigerte um Kazuo herum, sezierte den Mitschüler förmlich, bevor er mit fachmännischem Nicken seine Zustimmung gab. "Dann wollen wir mal! Yoshio, alles fertig für den Dreh?" Ein ungeduldiges Brummen. "Okay, go!" Kazuo räkelte sich in aufreizenden Posen auf dem neutralen Untergrund. Die blonden Locken verbargen Unregelmäßigkeiten, die Arme legten sich über die durchscheinenden Stoffbahnen des BHs, aufgefächerte Finger täuschten Fülle vor. Er blies Küsse in die Kameras, in einer gleichmäßigen verlangsamten Bewegung, die lasziv mit seinem Augenaufschlag korrespondierte. "Stop mal!" Yoshio bellte in die Abfolge der Posen hinein, "ich brauche stärkere Kontraste, mehr Farbe!" Masato materialisierte sich vor Kazuo, lächelte kontaktfreudig, jedoch in eine abweisende Kühle. "Ich mach das, ja?" Schon tanzte ein Pinsel über der Farbpalette, tupfte eine dunklere Nuance Rot auf die sich ihm geschäftsmäßig teilenden Lippen. Der buschige Konterpart bestäubte die Wangenknochen, bevor er Kazuos Augen mit Kol und Lidschatten intensiveren Ausdruck verschaffte. "Die Dings", Yoshio wedelte, mit dem Rücken zu ihnen vor seinen Monitoren kauernd, "die auch!" Masato verstand erst, nachdem Kazuo zupackend das Rätsel gelöst hatte und verschaffte auch dem durchscheinenden Stoff mit seiner geheimnisvollen Füllung eine rosigere Knospe. "Würdest du das auch mal versuchen?", raunte er in Kazuos Ohr, als könne eine überflüssige, laute Äußerung die Konzentration zerstören, legte einige Posen in skizzierter Darstellung auf der Matratze aus. Kazuos Augen wanderten ohne erkennbare Reaktion über die Blätter. Dann schob er sie wortlos Masato zu, sah an ihm vorbei, um Hideyoshi zuzunicken, der das Signal für eine weitere Aufzeichnungsrunde gab. Wenn es die übrigen Mitglieder überraschte, dass Kazuo die eingebrachten Vorschläge, die mit ihnen nicht besprochen worden waren, in seine Posen übernahm, so zeigten sie es nicht. Kazuo schob sich Finger mit eilends aufgeklebten Nägeln zwischen die Lippen, zog feuchte Spuren über seinen Leib. Wechselte mühelos zwischen kontaktfreudigem Mädchen und heißblütigem Vamp, räkelte sich in provozierend schlüpfriger Darstellung, täuschte Selbstbefriedigung vor. "Ich denke, das reicht... Yoshio, den Loop testen wir am Schluss. Masato, setz dich hierher und leg gleich mit der Retusche los!" Kazuo streifte sich den Schulpullunder über, bevor er sich hinter Masato auf die Stuhllehne stützte und die Arbeit der beiden beobachtete. Immerhin konnte es durchaus sein, dass sie das Zeitlimit nicht erfüllt hatten, wenn die Qualität einiger Aufnahmen zu sehr zu wünschen übrig ließ. "Warte, Masato, das ist noch zu realistisch... die Augen etwas größer, die Haut makellos... richtig, keine individuellen Gesichtszüge..." Auch Hideyoshi lehnte sich an, raunte seine Anweisungen, die mittels flinker Finger auf Tastaturen und Grafik-Tableaus umgesetzt wurden. Eine Viertelstunde verstrich, in der die einzelnen Szenen umgearbeitet wurden. Dann wechselten sich Hideyoshi und Seiji bei der Nachkontrolle ab, dass sich auch kein verräterisches Spiegeln von Kameras oder Leuchtkörpern in Augen fand oder andere Ungereimtheiten. Bevor man Seijis Auswahl der Hintergründe, in diesem Fall amorphe dunkle Farben, kombinierte. Kazuo, der dem emsigen Treiben kommentarlos gefolgt war, streifte seine Kostümierung ab, entledigte sich Farbe und falscher Nägel. Strubbelte sich durch die pechschwarzen, auf die Schultern reichenden Haare, bevor er sie mittels Silberspange am Hinterkopf aus der Stirn band. Sein distanzierter, unleserlicher Blick schien keinerlei Parallelen mit den Frauen mehr zu bieten, die er nur vor Augenblicken verkörpert hatte. "Wann treffen wir uns?" Er lagerte die Schultasche nachlässig über einer Schulter, wandte sich an Hideyoshi. "Tja, ich denke, in der nächsten Woche spätestens... ich gebe Bescheid, wenn die Transaktion abgeschlossen ist." Hideyoshi nickte geschäftig. "Gut, bis dann." Kazuo schob die Sichtblende beiseite, als Masato ihn ansprach. "Wir sind gleich fertig, und ich glaube, wir müssen die gleiche Bahn nehmen. Willst du nicht noch kurz warten?" Kazuo studierte ihn mit unbewegter Miene, schnippte dann die Sichtblende in die Höhe, schob die Tür auf und verschwand. Durch diese Unhöflichkeit irritiert starrte Masato auf die nachschwingende Blende. "Kazuo sieht nur aus wie ein Mensch, also, mach dir nichts draus." Unerwarteterweise reagierte Yoshio auf den Zwischenfall, ohne sich jedoch von den Bildschirmen abzukehren. Das hinderte Masato nicht daran, noch einige Wimpernschläge lang einem Schatten zu folgen, der ihn mehr als deutlich abgewiesen hatte. ~+~ Kazuo lehnte gegen den Maschendrahtzaun, balancierte zwischen den Zähnen die Ecke eines Toastbrotes. Seine Rechte stützte ein Heft ab, während er mit der Linken Eintragungen vornahm. Von der anderen Seite, säuberlich nach den Stufen getrennt der Ordnung halber, näherte sich Masato. In einem Schlendergang, der niemanden überzeugen konnte, legte er doch ein Tempo an den Tag, das von der Angst kündete, das Objekt seines Interesses könnte sich vor seinem Zugriff entfernen. Die Finger in benachbarte Zellen des Maschendrahts hakend lehnte er sich an. "Hallo Kazuo." Dass ihm keine Replik vergönnt war, konnte man mit einigem Wohlwollen darauf zurückführen, dass der Angesprochene an der Brotscheibe nagte. Wahrscheinlicher jedoch erschien Masato, dass Kazuo ihn unverändert mit Nichtachtung strafte. Er verfolgte einige Zeit lang, wie der Jüngere in atemberaubender Geschwindigkeit Zeichen mit der linken Hand auf das Papier bannte, der Kugelschreiber hastig über die Spalten huschte. "Du warst toll... im Club. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so überzeugend in eine andere Gestalt versetzen konnte..." Masatos schüchterne Bekundung von Verehrung verebbte ins Leere. Das Heft zuschlagend löste sich Kazuo vom Zaun, als Masato ihm eilig erneut anredete. "Das nächste Treffen ist Samstag, nach Schulschluss. Bitte komm, ja?" Hatte sein flehentlicher Ton Mitleid bewirkt, oder amüsierte sich Kazuo damit, ihn ohne Unterlass in seine Schranken zu verweisen? Masato wollte das nicht ergründen, doch er erschauerte unter dem kalten Blick aus den schönen, schwarzen Augen, der ihn wie ein abscheuliches Insekt musterte. ~+~ Es war noch immer brütend heiß. Eine Dunstglocke schien die gesamte Stadt erdrücken zu wollen. Selbst die Menschen mit Vorliebe für Dampfbäder in tropischen Temperaturen litten unter der hohen Luftfeuchtigkeit. Als Kazuo den Clubraum betrat, fand sich nur Masato, der vor den Monitoren saß, sich bei seinem Eintreten aber herumdrehte und freundlich lächelte. "Hallo Kazuo! Die anderen sind noch nicht da. Hideyoshi hat mir einige Skizzen abgesegnet, die für einen neuen Auftrag gedacht sind. Da könnten wir schon mal die Einstellungen proben." Seine betont gute Laune prallte wie stets ab. Lediglich ein scharfer Blick streifte ihn knapp, dann landete die Schultasche in gewohnter Vernachlässigung bei den zusammengeklappten Tapeziertischen. Kazuo entledigte sich des Pullunders und bot ein der Hitze geschuldet an der Haut klebendes Hemd, trat zu ihm, dem Sitzenden überlegen durch seine senkrechte Position, die Linke fordernd ausgestreckt. Hastig reichte Masato die Zeichnungen weiter, grobe Sketche und Hinweise auf Einstellungen, Perspektiven und Visionen. Sich mit einem Fächer Luft zuwedelnd, die keineswegs Abkühlung oder Erfrischung brachte, betrachtete Masato Kazuo, der auf und ab ging, während er die wenigen Blätter überflog. "Hier", offerierte Masato zuvorkommend eine Plastikflasche im Jumboformat, die laut Aufschrift ein isotonisches Getränk enthielt, bevor er den Fächer ablegte und seine Hose von der klebrigen Haut frei zupfte. Kazuo akzeptierte ohne Replik das Getränk, setzte die Flasche an die Lippen und nahm gierige Schlucke, bevor er sie in der gleichen Achtlosigkeit zurückreichte. "Ich habe schon mal deine schwarze Perücke ausgekämmt." Ein kalter Blick trocknete Masatos Kehle aus, hieß ihn unmissverständlich, das Plappern einzustellen. Kazuo schälte sich aus seinem Hemd, entstieg der Schulhose, um im Slip rittlings den zweiten Stuhl zu besetzen, einen Monitor zum Spiegel zweckzuentfremden und sich die schwarzen, glatten Haare der Perücke zu arrangieren. "Darf ich..?" Schon drehte Masato den Stuhl herum, um mit gezückten Pinsel die Illusion zu vervollkommnen, Farbe auf die Lippen zu legen, die schwarzen Augen zu betonen. Er lächelte grundlos, wischte sich wiederholt mit dem Handrücken über die Stirn, schien unfähig, eine ruhige Position auf seinem Stuhl einzunehmen. Kazuo entzog sich weiteren Hilfsmaßnahmen, erhob sich geschmeidig, um Halt suchend nach der Tischkante zu tasten. Ein Ausdruck des Unwillens über die Ungeschicklichkeit huschte über seine Miene, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Wechselte zur Fensterfront hinüber, ließ eine Sichtblende in ihrer Verankerung unter der Decke verschwinden, um das Fenster beiseiteschieben zu können. Er bückte sich nach seiner Requisitenkiste, die man dort hingeschoben hatte, sammelte das Tape ein und richtete sich wieder auf, dieses Mal von einem sehr viel deutlicheren Schwindel erfasst. Seine Hand flog an die Stirn, massierte unwillig die Nasenwurzel, während die Rechte die Fensterbank umklammerte, bis die Knöchel weiß hervortraten vor Anstrengung, das Gleichgewicht zu wahren. Einige tiefe Atemzüge später straffte sich seine Gestalt. Verärgert zupfte er sich das Hemd von den Schultern, ließ es auf seine Schultasche gleiten, bevor er den Schulhosen entschlüpfte, sich streckte und dehnte, ein Gähnen unterdrückte. Masato hatte sich ein wenig in den Hintergrund zurückgezogen, lehnte gegen einen der Tische mit der Hardware, wedelte sich mit dem Fächer Luft zu. Kazuo ignorierte ihn wie gewohnt, als er ein wenig vorsichtiger erneut die Requisitenkiste ansteuerte, Makeup hervorholte und einen Slip wählte, der den eigenen ersetzen sollte. Ein weiteres Gähnen dehnte seine Kiefer knackend. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund, offenbarte linde Anzeichen von Irritation. Beugte sich dem Fenster zu, in der vagen Hoffnung, es möge sich ein erfrischendes Lüftchen verirren. Masato trat langsam an seine Seite. Fingerspitzen strichen wagemutig über die klamme Stirn unter den künstlichen Fransen der Perücke. Kazuo kommentierte diese unaufgeforderte Annäherung mit keinem Wort. Er schluckte jedoch wiederholt, zwinkerte unkontrolliert. Masato, gerade einen halben Kopf größer, von ähnlich schlanker, sehniger Gestalt, schob sich hinter den Jüngeren und stützte die Arme neben Kazuos auf die Fensterbank. Nur die bemühten Atemzüge durchdrangen die Stille. Dann fischte Masato das Tape heran, rollte einige Meter ab, packte unvermittelt rasch Kazuos Handgelenke, um sie aneinander zu fixieren. Der schwächliche Versuch, ihm die Ellenbogen in den Leib zu rammen, misslang gründlich. Kazuo keuchte und schluckte überschüssigen Speichel, taumelte, bis Masatos Körper ihn gegen die Fensterbank einkeilte. Der bestrich nun die sich panisch heben- und senkende Brust des Jüngeren, kämmte die Haare beiseite, um sanft am Schlüsselbein zu nagen, auf Reaktionen zu lauschen, die sich auf rapide Atemzügen beschränkten. Während er Hemd und steife Hose an dem nahezu unbekleideten Mitschüler rieb, studierte er ihn, wie er auch trotz undurchdringlicher Miene selbst unter Beobachtung stand. Kazuo musste zweifelsohne klar geworden sein, dass Masato ihn in eine Falle gelockt hatte. Niemand würde ihm zur Hilfe kommen, wenn der... Masato küsste den warmen Nacken, strich die Perücke hoch. Ihn beschlich Unbehagen angesichts der körperlichen Schwäche, des Zitterns, des hastigen Speichelwürgens. Hatte er die Dosis falsch eingeschätzt? Konnte das Mittel gegen Bluthochdruck einem gesunden Jungen von 16 Jahren ernsthafte Schäden zufügen?! Er wusste, was er wollte, sich sehnlichst wünschte, was ihn entflammte, anspornte, seine moralischen Bedenken überwand. Masato umklammerte Kazuo enger, schmiegte sich an den kraftlosen Körper, der nicht fähig war, ihm Widerstand entgegenzusetzen. Die starr zum Fenster blickenden Augen, flatternd ob der Schwäche des gesenkten Blutdrucks, sperrten ihn aus, deutlicher als zuvor, doch für eine Umkehr war es nun zu spät. Zwischen den Zähnen presste Kazuo das erste Wort hervor, das sich direkt an Masato richtete: "Scheißkerl." Kaum verständlich, von einem Rinnsal Speichel begleitet. Masato tilgte mit dem Daumen behutsam die Spur, drückte die Lippen auf eine Halsseite. "Ja", raunte er ein leises Bekenntnis an eine fahle Wange. Er wusste nur zu genau, dass Kazuo seine Erektion nicht entgangen sein konnte, entstanden aus der Erregung, sich ihm endlich nähern zu können, gemischt mit Erwartung, Furcht und der Bereitschaft zu absoluter Hingabe. Er machte eine Hand frei, um sich selbst der Schulhose und Unterwäsche zu entledigen. Die andere schlang er um den sich rasch bewegenden Brustkorb Kazuos, tänzelte unbeholfen umher, bis er die gewünschte Handlungsfreiheit hatte. Um nun Kazuos Front zu bestreichen, die Hand tiefer wandern zu lassen, durch den Slip zu tasten, zu liebkosen, zu locken. Kazuo presste die Lippen fest aufeinander. Die Kiefer knackten unter der Belastung, hervortretende Sehnen verliehen seinen schönen Zügen eine wilde Komponente. Masato rollte Kazuos Slip geduldig, abwechselnd Finger oder Daumen einhakend, über Hüften und Oberschenkel, bis ihre Verjüngung den freien Fall ermöglichte. Strich über den zu einem Strich minimierten Mund, bis der überschüssige Speichel nicht mehr rapid zu schlucken war, versorgte sich mit der Flüssigkeit. Liebkoste die weiche Haut belohnend, um dann, ein wenig zittrig und forsch wie ein jugendlicher Galan Kazuos Anus zu erkunden. Der bemühte sich um muskulären Widerstand, -natürlich!-, doch das Kreislaufmittel tat Wirkung, lähmte ihn, ließ den Trotz erschlaffen. Und in der Folge zu, dass Masato Eingang fand. Wenn er hoffte, Kazuo verräterische Reaktionen zu entlocken, sah er sich enttäuscht. Keinen Fußbreit gab der kampflos auf, was auch ein Verbot der körperlichen Erleichterung durch etwaige Wehlaute oder Stöhnen einschloss. Schweigend nahm Masato Maß, drängte sich zwischen seine aufspannenden Finger hindurch in den Leib, der ihn nicht ertragen wollte, sich umständehalber dazu gezwungen sah. Ächzend, ein wenig schrill, da ihn die Enge der Körperöffnung überraschte, hielt er inne, lauschte, die Stirn in den Nacken des Jüngeren gepresst, in verkrümmter Haltung auf dessen unwillkürliche Reaktionen. Kazuo rang um Atem, schnelle, flache Züge, weniger Leidenschaft denn Kampf um das Bewusstsein. Würde es in seinen Augen einen Unterschied machen, dass Masato sich nun anstrengte, eilends den viel beschworenen Punkt zu treffen, mit dem er Lust erzeugen und teilen konnte? Masato hauchte hastige feuchte Küsse auf die klamme Haut, zwang sich zu einem energischen Hüftschwung, der in einen Rammstoß gipfelte, glücklicherweise vom unfreiwilligen Partner erahnt und instinktiv nicht gehindert. Kazuo atmete zischend durch die Zähne. Die gefesselten Hände stützten sich mit weißen Knöcheln auf die Fensterbank, nach vorn gebeugt, nicht willens, durch Blickkontakt eine Konzession zu machen. Masato akzeptierte mit einem Seufzer seine Niederlage, um dann mit beiden Händen fahrig, in wachsender einseitiger Leidenschaft die Front des Jüngeren zu erkunden, über Kehle und Gesicht zu gleiten, die unwillige Erektion zu beleben. Um schließlich, unbewusst atemlos summend in einen drängenden Rhythmus zu verfallen. Er spürte, wie der Höhepunkt jeder Bewegung Kazuo förmlich auf die Zehenspitzen trieb, das hastige Schlucken, der Verlust der verbliebenen Kontrolle, focht einen ungleichen Kampf gegen einen Usurpator und chemische Wirkstoffe aus. Masato kam mit einem beinahe schrillen Laut, weniger Lust als kläglichem Wehton, lehnte sich eng an den Jüngeren, umklammerte ihn keuchend, verzichtete darauf, auch Kazuo zur Ejakulation zu zwingen. Er suchte Halt, -dies war nicht zu verhehlen-, umarmte die unbewegliche Gestalt eng, rang um Atem, ein wenig schwankend, sog unwillkürlich Kazuos Geruch tief ein und schloss die Augen fest. Kazuo starrte, nun durch die fremde Stütze aufgerichtet, mit unleserlicher Miene kerzengerade ins Freie. Masato fing sich langsam wieder. Die ekstatische Ausschüttung von Hormonen verebbte und nun, eingeschüchtert von seiner eigenen Aggression, gab er eilig den Jüngeren frei. Bemühte sich um Abstand, auch wenn ihm dies sichtlich schwerfiel. Kazuo jedoch schenkte ihm keinen einzigen Blick. Er drehte betont den Kopf weg, hob die von Klebeband geknebelten Handgelenke demonstrativ im Vorwurf hoch, eine autoritäre Aufforderung in jeder Geste. Ebenso hastig, wie der Rückzug erfolgt war, säbelte Masato nun ziellos, verunsichert, durch den durchscheinenden Klebefilm, bis Kazuo die Hände mit einem Ruck voneinander löste und achtlos die haftenden Überreste von der Haut pflückte. Mit gleicher, kalter Verachtung ging er in die Hocke, eine Hand an die Fensterbank geführt, um seinen noch immer unzuverlässigen Körper zu balancieren. Kramte Einwegtücher heraus und wischte sich die Innenseiten seiner Oberschenkel, seinen Hintern und die Intimbereiche ab. Zerknüllte die benutzten Zellstoffbahnen und beförderte sie in einen Müllbeutel. Dann kleidete er sich an, sachlich und distanziert. Als beobachte ihn nicht ein anderer mit unterdrückten Emotionen unterschiedlichster Natur. Kazuo ging wie stets ohne Gruß. ~+~ Während Hideyoshi von einem nebulösen Projekt phantasierte, das er "an Land zu ziehen" gedachte, beschäftigten sich die übrigen Clubmitglieder mit sich selbst. Yoshio testete wie besessen Programm-Skripte, ließ die unterschiedlichen Maschinen gegeneinander antreten. Seiji bastelte an einem Modell für einen sehr naturgetreuen Hochseezerstörer herum und Masato zeichnete. Seine Finger schienen ohne die intime Nähe eines Bleistifts nicht ruhig verharren zu können. Unablässig bedeckte er Seite um Seite, "nur Skizzen, Einfälle, nichts weiter", wie er auf Hideyoshis halbherzige Nachfrage zurückgab. Kazuo arbeitete Lernstoff ab, paukte hochkonzentriert und ignorierte seine Umgebung völlig. Wenn man ihn ansprach, so bestand seine Replik stets in einem kalten, abweisenden Blick. Ganz gleich, wer der Adressat sein mochte. ~+~ Er hatte gewartet, sich an der Hofseite herumgedrückt, immer wieder den sicheren Hafen der blanken Seiten verlassen, um hastig aufzusehen, seine Umwelt zu kontrollieren. »Endlich...« Kazuo bewegte sich in einer nachlässigen Anmut zum Zaun, lehnte sich in die Maschen, zückte Heft und Stift, nagte gleichzeitig an einem Stück getrockneten Fischs. Masato war sich sicher, dass Kazuo sein behutsames Herannahen registrierte, auch wenn ihn der andere mit der Luft gleichsetzte. Sich gegen die andere Seite des Zauns drückend, allerdings in respektvollem Abstand, betrachtete Masato den Innenhof der Oberschule, das geordnete Gewimmel, die Scherze, die Manieren beim Essen, die vertrauten Mienen. "Ich habe das Geld", raunte er der lauen Luft zu. Unbeirrt kratzte der Stift über das grobe Papier. Keine Veränderung in der Haltung ließ einen Rückschluss zu, dass Kazuo Masatos Äußerung vernommen hatte. Masato drehte sich auf die Seite, legte den Stift in das Skizzenbuch und erforschte seine Hosentasche, produzierte verdeckt gehalten diverse Scheine. "Halbe-halbe", wisperte er, den Blick gebannt auf den Nacken des Jüngeren heftend, in Erinnerung an den Geschmack, den er gekostet hatte. Eine Reaktion wurde ihm nicht zugebilligt. Masato tat das seiner Ansicht nach naheliegende: er rollte die Scheine zu einem handlichen Bündel, klemmte es sich zwischen Zeige- und Mittelfinger und schob Kazuos Anteil durch die Maschen in dessen Hosentasche. Der Jüngere ignorierte ihn ausdauernd. "Triff mich am Samstag nach dem Unterricht im Clubraum... dann gibt es noch mehr davon." Auf das Profil starrend und entschlossen, es mit Kazuo in Sachen arroganter Willensstärke aufzunehmen, verstrichen einige Minuten, -in Masatos Empfinden jedoch Ewigkeiten, die ihn zur Reglosigkeit verdammten-, bis er schließlich aufgab. Gesenkten Hauptes den Zaun verließ. ~+~ Masato stand am Fenster, die Augen blicklos auf ein Gebäudepanorama gerichtet, das sich in diversen Betonschattierungen darbot. Er wartete. Ungeduldig. Von Ungewissheiten gequält, deren Legion er wie eine Litanei endlos herunterbeten konnte, weil sie sich seit Tagen schon in seinem Kopf in einer Möbius-Schleife abspielten. Als die Tür in der Führung zur Seite glitt, fror er augenblicklich ein, sein Herzschlag setzte aus, stocksteif gefangen in seiner eigenen Dimension. Die Tür wurde geschlossen, nicht eben sanft, auf eine sorglose, unnahbare Weise. Langsam, in Zeitlupe, während sich flackernde Irrlichter in seinem Blick fingen, kehrte er sich um. Kazuo ignorierte seine Gestalt in der gewohnten Unmissverständlichkeit, lud seine Schultasche neben den Requisiten ab, lehnte sich dann an die aufgeklappten Tapeziertische, die ihre übliche Last, die Matratze, trugen. "Hi, Kazuo", würgte Masato heiser heraus, ein erstickter, kläglicher Laut, die Hände haltsuchend um das hervorstehende Sims der Fensterbank geklammert. Kazuo taxierte ihn stumm, ein laserscharfer Blick, dem nichts entging, der seine Rückschlüsse aber unleserlich für sein Objekt verbarg. "Willst du es sehen?" Einen Gedankensprung später, ihrer Kommunikationsweise entsprechend, strebte Masato den Monitoren zu, von dem akuten Bedürfnis angetrieben, dem grellen Scheinwerferlicht dieser pointierten Aufmerksamkeit zu entfliehen. »Du kannst keine Gnade erlangen!« Dies verhehlten die schwarzen Augen unter den langen Wimpern nicht. Masato aktivierte ein Programm, das das Abspielen übernahm, die Monitore mit Leben füllte. Statt eines vollgestopften, trivialen Schulraums mit banaler Aussicht bot sich ein grob gemauerter, hoher Raum, der vage an befestigte Wehranlagen erinnerte. Der Fokus richtete sich auf ein achtlos abgeworfenes Kleid in prächtigem Muster. Dann hob sich der kameragesteuerte Blick, zoomte heran an einen Mann in handgefärbtem Unterzeug, der eine langhaarige Person an der offenen Fensterleibung umarmte. Die Handlung belief sich auf eine einfache Formel: der Held entkleidete sich, entfernte der zweiten Person, in deren Haar silberne Sternchen glitzerten, ein einkerkerndes Suspensorium, bevor er die sittsam Passivverharrende von hinten nahm. Die Abblende zeigte ein kriegerisches Wappen. Masato trat von den Reglern zurück. Er erwartete keine Anerkennung für die Arbeit, die er geleistet hatte, hoffte aber, wenigstens ein Blinzeln in die unnahbaren Augen zu zwingen. Ein eiliger Seitenblick belehrte ihn eines Besseren. Die Miene unleserlich lehnte Kazuo in einer gelangweilten Pose an den verbundenen Tapeziertischen. Masato hielt dem stummen Duell nicht lange stand, senkte den Blick, ging vor den Monitoren auf und nieder. "Es gibt mehr Geld für realen Sex. Ich habe einen weiteren Auftrag." Er hob den Kopf, bemühte sich verzweifelt um eine nüchterne, geschäftige Ausstrahlung. "Hast du Interesse?" Kazuo studierte seine Fingernägel, zeitraubend ausgiebig. Ohne den Kopf von dieser fesselnden Angelegenheit zu heben, erkundigte er sich scharf, "du willst die anderen Clubmitglieder hintergehen." Masato seufzte innerlich, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. "Willst du, dass es Zeugen gibt?", ätzte er zurück, kopierte vergeblich die kalte Arroganz, die Kazuo so ansatzlos glückte. Kazuo fixierte seinen lähmenden Blick auf Masato, der spürte, wie ihm die Farbe ins Gesicht schoss. "Wie viel?" Ächzend ausatmend entfloh Masato dem Bannstrahl, stolperte ungelenk über die Silben, "d-das D-doppelte..." "Wofür?", ein arktischer Wind wirbelte im Rund. Die Augen geschlossen zwecks besserer Konzentration, -oder war es eine Flucht vor dieser beängstigenden Präsenz?!-, rekapitulierte Masato, "eine Schulmädchensache, Durchschnitts-Salaryman treibt es mit unschuldiger Minderjähriger." "Es wird dir wohl kaum gelingen, DAS überzeugend zu retuschieren." Die kalte Stimme knisterte unter dem trockenen Spott. Masato schlug die Augen auf und wandte sich Kazuo zu, dessen Miene von einem mikroskopischen Lächeln bar jeder Sympathie ihrer schönen Maskierung enthoben wurde. "Ich schaffe es", versicherte er kaum hörbar, aber entschlossen. ~+~ Der einheitsgraue Zweiteiler, das weiße Hemd mit Binder, die Haare eingeölt zu einem Seitenscheitel, der die modischen, braunen Strähnen verdeckte: Masato erkannte sich selbst nicht wieder in dieser farblosen Durchschnittsgestalt des Herrn Jedermann. Somit eine perfekte Verkleidung. Kazuo hatte sich selbst umgezogen, geschminkt und seine Perücke mit einer niedlichen Zopffrisur geschmückt. Lediglich seine Augen, so gefühllos-undurchdringlich, störten das Bild einer bildhübschen Mittelschülerin. Worte auszustauschen, war nicht notwendig. Masato wusste, dass Kazuo ohne Mühe das Schauspiel mit Leben erfüllen würde, ebenso wie ihm klar wurde, dass jener nicht ein einziges Mal nach der Technik Ausschau gehalten hatte. Er musste also bemerkt haben, dass Masato sich für die Inszenierung bereits zuvor unter Hochdruck in Aktion gesetzt hatte, Kameraeinstellungen erprobt, Lichtverhältnisse getestet, die Aufzeichnungsmaschinerie geprüft hatte. Sie gingen aufeinander zu, von Bluescreens umgeben, aneinander vorbei, scheinbar aufgehalten, wechselten Seitenblicke, scheu, knapp, verspielt. Hände, die in einem unsichtbaren Gedränge einander streiften. Finger, die an ihren fremden Pendants entlangglitten, sich verhakten, trennten, erneut Kontakt suchten. Schnitt. Masato, der vor Kazuo stand, die Hände über die bloßen Arme hochgleiten ließ, neckend unter die halben Ärmel der Schulbluse schlüpfte. Winzige, schwankende Bewegungen. Masato drängte nach vorne, Kazuo wich zurück, bis ein Hindernis, das augenblicklich die Tapeziertische vertraten, die Flucht beendete. Die Gesichter unverwandt auf den Gegenüber gerichtet erkundeten Masatos Hände die Gestalt unter dem weiten, überknielangen Rock, strichen begehrlich über Oberschenkel und Hüften, lösten das schmale Band, das die Bluse am Kragen verzierte. Finger liebkosten, von einem sanftmütigen Lächeln geleitet, eine samtige Wange, öffneten die Haarspange, fächerten die langen Haare auf. Befreiten sich nun selbst, ein wenig hektisch, von Sakko und Binder, der in der Hosentasche landete. Lockerten den Kragen, bevor die eifrigen Finger die Knöpfe der Bluse öffneten. Sie aus dem Bund des Rocks zupften, mit den Handflächen darunterglitten, erkundeten, was sich unter dem Stoff verbarg. Kazuo senkte in vorgeblicher Schüchternheit den Kopf. Die Finger krallten sich in den Stoff des Rocks, entsprechend der passiven Rolle. Masato selbst riss sich widerstrebend von Kazuos Torso los, knöpfte in brünftiger Eile das Hemd auf, streifte es von den Schultern, bevor er sich wieder dem kostümierten Partner zuwandte. Ungeniert ein Bein zwischen die Schenkel drängte, begehrlich über Kazuos Kehrseite strich, den langen Rock hochhob, um direkten Hautkontakt zu suchen. Unbefriedigt von den störenden Stoffbahnen den Reißverschluss herunterzerrte, den Rock über Kazuos Hüften gleiten ließ, der einen mahnenden Umkreis auf dem Boden bildete. Den er zu durchbrechen gedachte, indem er wuchtig auf ihn trat. Er umfasste das schmale Becken mit beiden Händen und dirigierte es eng an seine Hüften heran, hieß Kazuo auf dem vorgestreckten Oberschenkel reiten, während er für den nötigen Halt sorgte, um die makellose Kehle mit Küssen und Zungenschlag zu verzieren. Masato bemerkte in dem Nebel der Leidenschaft, die ihn deutlich sichtbar befallen hatte, dass Kazuo seine Rolle perfekt verkörperte. Verschüchtert die Hände auf seine Schultern legte, dabei aber enormes Geschick bewies, seine feucht schimmernd geschminkten Lippen einem Kuss zu entziehen. Den Kopf in den Nacken legte, bis die Haarspitzen der Perücke auf der Unterlage tanzten. Masatos Lippen auf sein oberes Brustbein presste, um desillusionierende Einblicke in ein künstlich aufgepolstertes Dekolletee zu verhindern. Kazuo formulierte lautlos scheue Abwehrsilben, blinzelte, errötete wie das Bilderbuch-Schulmädchen, dessen Stereotyp er bemühte, suchte sich immer wieder mit gesenktem Kopf aus der Umarmung zu befreien. Allerdings halbherzig, formwahrend, nicht aus innerer Überzeugung. Masato befleißigte sich bereits der Aufgabe, mit den Zähnen die hinderliche Bluse von den Schultern zu zupfen, bis sein Partner sich nur noch in reinweißer, unschuldiger, da nicht verzierter Unterwäsche fand. Die Arme über der künstlichen Brust verschränkte, mit den langen Haaren einen weiteren, schamhaften Schutzschild erzeugte. Während Masato den wilden Hengst mimte, den entfesselten Bürokraten, der sich aus der Hose schälte, den knappen Slip von einer merklichen Erektion straff ausgebeult. Nun seine die Beine verlegen zusammenpressende Gespielin auf das durch die Tapeziertische vertretene Hindernis hob, mit beiden Händen die Knie auseinander dirigierte, bis der Widerstand erlahmte. Sich das vorgebliche Mädchen an den Unterleib presste, auffordernd gegen die Scham rieb, beutegierig die mit den kniehohen, steifen Strümpfen bekleideten Beine um seine Hüften wickelte. Sich hinunterbeugte und Kazuo flach auf die schützende Matratze drückte, dabei mit kunstvollem Geschick den BH entfernte, ohne dessen verräterische Füllung in den Fokus einer Kamera geraten zu lassen. Von seinem Oberkörper und ausgebreiteten Haaren verdeckt konnte sich Kazuo ungehindert winden, in sittsamen Widerstand und unbekannter Lust die Wimpern flattern lassen. Die Lippen flehten wie zuvor lautlos um Einhalt, während die Wangen rosig erblühten. Masato registrierte seltsam distanziert, dass ihn diese Wandlungsfähigkeit in verehrende Erstarrung versetzt hätte, stünde er nicht unter dem Kuratel seiner fordernden Lenden, die vehement pochend auf die Spitze trieben, welche Gelüste befriedigt zu werden hatten. Er streifte sich die Hose mit einer Hand ab, während die andere eine wenig weibliche Brust in täuschender Wölbung umfasste, sie küsste. Dann nagte er begehrlich an der sich härtenden Mitte, brannte seinen fliehenden Atem auf die makellose Haut, die ohne störende Spuren von Körperbehaarung war. Den Kopf anhebend wickelte er sich Kazuos bestrumpfte Beine eng um seine Körpermitte und brachte sich in Position. Tauschte einen Blick mit seinem Partner aus. Die schwarzen Augen, von Masatos Kopf dem voyeuristischen Kameraauge verborgen, glitzerten kalt und höhnend. Masato begriff, dass Kazuo ihm niemals vertraut hatte. Deshalb auch keinerlei Erstaunen zeigte, als jener den Schulmädchenslip mit einem brutalen Griff zerfetzte. Eine für die Darbietung überflüssige Intimität herzustellen beabsichtigte. »Ich werde beweisen, dass es ohne Retusche keinen Unterschied gibt«, rettete sich Masato in eine magere Ausflucht, obwohl er keinen Zweifel hegte, dass Kazuo in seinem Gesicht die tatsächliche Intention ablesen konnte. »Dass ich dich will.« ~+~ Wie bei ihrer ersten Vereinigung zeigte sich Kazuo kundig, was das Vermeiden körperlichen Schmerzes durch unerquicklichen Widerstand betraf. Das Becken angehoben und das Rückgrat gewölbt kam er Masato entgegen, der sich mittels Finger zum Einlass verhalf. Die ersten scheuen Stöße initiierte, bis er ausreichend Sicherheit hatte, Kazuos Kooperation nicht ungebührlich zu strapazieren. In seinem von Leidenschaft und körperlichem Verlangen okkupierten Verstand konnte sich Masato nur noch auf singuläre Ziele konzentrieren: es musste vermieden werden, dass die knabenhafte Brust in den Blick der Kameras geriet. Zum anderen wollte er diese eiskalten Augen endlich mit Lust beschlagen sehen. Das erste Unterfangen erwies sich als simpel, konnte er doch, nachdem ihre Unterleibe konspirative Schockwellen austauschten, seine Finger zwischen Kazuos fädeln. Ihre Arme weit über die Köpfe strecken, sodass ihre Torsi aufreizend aneinander rieben, sich Haut an Haut schmiegte. Kazuos Augen, der Kamera zugewandt, Ausflüchten ledig, trugen den künstlichen Ausdruck mädchenhafter Verwirrung. Sperrten ihn derart demonstrativ aus, dass Masato sich an eine Wange schmiegte, geschützt sein Verlangen in kehligen Lauten der Ohrmuschel anvertrauen konnte. Der raue Stoff der Strümpfe rieb sich antreibend und lasziv an seinen nackten Oberschenkeln, kletterte kurzweilig über die Hüfthöhe, um von beharrlichem Rhythmuswechsel wieder in seine Schranken verwiesen zu werden. In Masatos Kopf pochte es bedrohlich, so stark wirkte sich sein verzweifeltes Bemühen aus, Kazuo eine Konzession zu entlocken, sei es ein Stöhnen, eine unwillkürliche körperliche Regung, die ihm bewies, dass er nicht nur ein perfektioniertes Schauspiel geboten bekam. Doch umsonst. Wollte er nicht auf dem Jüngeren zusammenbrechen, musste er sich Erleichterung verschaffen, akzeptieren, dass die minimale Erektion, die seinen Unterleib touchierte, das Äußerste darstellte, was er zu ernten hoffen konnte. Kazuos Finger freigebend umklammerte er dessen Körpermitte, hebelte ihn hoch, taumelte leicht unter der Belastung, bevor er den Jüngeren allein auf seinen Hüften reiten ließ. Dies verlangte nun auch Kazuo einiges an Konzentration ab. Er musste sich entsprechend der Vorgaben in Lust nach hinten werfen, durfte jedoch die mangelnde Oberweite nicht enthüllen, gleichzeitig Masato nicht aus dem Konzept bringen, der jede Bewegung auszubalancieren hatte. In dem treibenden Rhythmus, der seinem Höhepunkt entgegenstrebte, stützte er sich auf Masatos Schultern ab, fauchte lautlos im Schutze nach vorne fallender Haarmassen "Scheißkerl", bevor er harte Stöße schutzlos einsteckte und gehorsam einen Orgasmus vortäuschte. Masato kam rasch, heftig, schleuderte Kazuo in einer sekundenwährenden Schwächephase unkontrolliert herum, bevor er sich wieder fing und instinktiv seine Last auf der Matratze ablud, sich schwer auf den Jüngeren sinken ließ, atemlos und verschwitzt. "Cut", knurrte Kazuo eisig, um dann ohne Federlesens Füße und Fingerspitzen in Masatos Körper zu jagen. Ihn gewaltsam von sich herunterdrückte. Er stand auf und beendete die Aufnahme. Anschließend befreite er sich so distanziert und kalt wie gewohnt von der Perücke. Und Masatos Samenerguss, der in Rinnsalen dem Boden entgegensickerte. Wischte mit Taschentüchern und rieb sich ganzkörperlich mit einem Handtuch ab. Masato starrte an die Decke, lauschte auf seinen rasenden Herzschlag, ging in dem Flackern vor seinen Augen unter, unterdrückte den bitteren Geschmack der Galle, der aufstieg, ihn zu mahnen, dass er nur ein Ziel erreicht hatte. "Bring das Geld mit." Die Tür rastete ein. Masato rollte sich auf den Bauch und stöhnte leise in den schweren Stoff der Matratze. ~+~ Der Prozessor ächzte unter den Anforderung, der Arbeitsspeicher kämpfte am äußersten Rand seiner Belastungsgrenze. Mechanische Ur-Laute der Überlastung umfingen Masato, der sich in seinem Stuhl lümmelte, die rot geäderten Augen unbeirrt auf den Monitor fixiert. Jede einzelne Einstellung prüfte, jedes Bild auf die perfekte Übertragung der einkopierten Hintergründe studierte. Sein mathematisch-technisches Verständnis in Verbindung mit seinem zeichnerischen Talent zahlte sich aus. Mit einem Seufzen massierte er sich die Nasenwurzel, schloss die Augen, bog den verspannten Nacken behutsam. Lockerte seine Kleider, öffnete seine Hose. Ließ die Wiedergabe abspielen. »Nach der Arbeit das Vergnügen.« Konnte er zuerst noch sein Augenmerk auf die Umsetzung konzentrieren, das künstlich eingefügte Gedränge, eine schwankende U-Bahn-Fahrt mit schattenhaften, anonymisierten Gesichtern, wurde die Hinterhofnische, betongrau, und der verschlossene Kasten der Stromversorgung und -verteilung real und konkret. Er hatte Kazuos Gesichtszüge leicht verwischt, von ihm selbst war nur Hinterkopf und Profil sekundenlang erkennbar, leicht modifiziert, um dem Jedermann seine Identifikationsfigur zu liefern. Auch ohne Geräuschkulisse bot sich ein erregender Bilderbogen dar. Jede Einstellung im geschickten Schnitt nach Auswahl der besten Perspektive forcierte die Entwicklung. Masato atmete schneller, Erinnerungen mischten sich mit gefilmten Abläufen. Er konnte Kazuo riechen, seinen Geschmack auf der Zunge kosten, seine Herzschläge, seine Nähe spüren. Driftete in einen Reigen aufkeimender Lust, verschaffte sich selbst Erleichterung. Stöhnte zwischen zusammengebissenen Zähnen, während seine Hände geübt ihren Einsatz versahen. Mit einem Aufschluchzen kam er, noch bevor sich sein zeitversetztes Pendant in seine Partnerin ergoss. »Schal... ja, es war zu schal, dieses Gefühl...« Masato sackte nach vorne, kreuzte die Unterarme auf der Tischkante und barg seine schmerzenden Augen auf der glühenden Haut. Saugte den stechenden Geruch seiner eigenen Körperflüssigkeit ein. »Kazuo...« ~+~ Kapitel 2 - Das Geschäft Die Sonne brannte gnadenlos in ihrem Bestreben, den Spätsommer mit einem neuen Rekord zu krönen, zur Mittagsstunde hinab, hieß die Schüler nach Schatten suchen, in den Klassenräumen verweilen. Masato lehnte sich, die Stirn wiederholt abtupfend, an einen der wenigen Bäume, von Mitschülern entouriert, die den gleichen Gedanken verfolgten. Abstand von den sterilen Klassenräumen. Flucht ins Freie, und sei es noch so schweißtreibend schwül. Seine Augen, sonnengeblendet und tränend, fokussierten den trennenden Zaun, seine Lippen beschworen lautlos und unbewusst eine ganz bestimmte Person. Formulierten ein stummes Gebet, eine Litanei, die den Zauber bewirken sollte. »Komm - Kazuo... Ich habe es - Mehr Geld - komm - bitte - Kazuo - Kazuo...« Missmutig wischte sich Masato über die Augen, drängte gewaltsam aufkeimende Verzweiflung zurück. »Er kommt - Ganz sicher - Geduld - Komm schon - Kazuo - komm doch - bitte - Kazuo...« Die Mittelschüler bevölkerten ihren Hof nur spärlich. Auch sie verspürten offenkundig wenig Drang, wie gewohnt in die freie Fläche zu explodieren, sich mit derben Scherzen zu entspannen, gemeinsam zu essen, in Gruppen zu plaudern oder auch kontrollierten Nickerchen nachzugehen. Masato hielt es nicht länger an seinem schattigen Zufluchtsort. Er löste sich von der Borke, schlenderte zum Zaun hin, strubbelte die gesträhnten Haare auf, um der feuchten Haut eine kurze Erfrischung zu gestatten. Lehnte sich schwer in die Maschen, wollte das Bild aus seinem Kopf vertreiben, was sich 'Spanner' schimpfte. Schließlich wartete er auf eine bestimmte Person, nichts Verwerfliches... »Unsinn«, kommentierte er sich selbst, »du hoffst, du sehnst dich danach, dass er kommt. Und so, wie du hier demonstrativ am Zaun klebst, wird er so etwas Würdeloses keinen Wimpernschlag erwägen.« Hinter ihm flogen träge einige müßige Kommentare durch die flirrende Luft, die er geflissentlich ignorierte. Das Signal zum Ende der Pause waberte durch die Atmosphäre, von einem vielstimmigen Stöhnen akkompagniert. Masato drehte sich in den Zaun, senkte den Kopf, geschlagen, mutlos. Er wollte sich nicht bewegen. Nicht erfolglos abziehen. Eine Hand schob sich in seine Hosentasche. Verursachte ein ganzkörperliches, eiskaltes Prickeln. "Mein Anteil", beschied die dazugehörige Stimme knapp. Masato stöhnte laut auf, vor Erleichterung zitternd. Er fuhr hastig herum, den Zaun belastend, klammerte sich in die Drahtmaschen. "Komm am Samstag", flehte er, unempfänglich für Würde, Stil oder Selbstachtung. "80 zu 20." Kazuos Augen blieben distanziert, abweisend, ungerührt. Masato blinzelte. "Einverstanden", gab er nach, saugte den Anblick des Jüngeren in sich auf: das ebenmäßige, schöne Gesicht, die tiefschwarzen, bis auf die Schulter reichenden Haare, mit einem Zopf aus der Stirn gebunden, die weichen, verführerischen Lippen. Und die schwarzen, dicht bewimperten Augen in kühler Berechnung, desinteressiert, abwertend. Er sah ihm lange nach, der nachlässig davonspazierenden Gestalt. Unerreichbar, wie es ihm schien. Dann erst konnte sich sein Leib aus der Erstarrung lösen. Von einem Funken Hoffnung beseelt sich ungeachtet seiner trügerischen Bewandnis dem Schulgebäude zuschleppen. ~+~ Die Clubtreffen erwuchsen sich für Masato zu einer Qual. Sie produzierten ihre Tarnepisode um die Socke, dann kommerzielle Kurzsequenzen für ein Versandhaus schlüpfriger Artikel. Ihr lebendes Vorbild Kazuo wurde nur zum Zwecke der Basis von bestimmten Bewegungsabläufen gefilmt, um dann in komödiantischem, sehr minimalisiertem Stil Zeichnungen zu animieren. Dass Kazuo sich von ihm die Lippen malen ließ sowie mit diversen Markierungspunkten bekleben, setzte der Unerträglichkeit nur die Krone auf. Jede Berührung, die so ungezwungen, unpersönlich der Umsetzung ihrer Arbeit dienen sollte, bot die verbotene Gelegenheit, Erinnerungen aufzufrischen. Allein, diese Erfüllung blieb unmöglich, tabuisiert. Kazuos Gleichgültigkeit, seine kalte, unnahbare Fassade ließ keine Rückschlüsse darauf zu, ob er ähnlich wie Masato empfand. Oder aber einen diabolischen Genuss auslebte, den anderen verunsichert und von Leidenschaften geknechtet zu sehen, die seiner Selbstkontrolle schier Unerträgliches auferlegten. Masato beschränkte sich in seiner Verzweiflung darauf, seinen Zeichenblock samt Skizzenheft und Utensilien als Schutzschilde zu benutzen, den Kopf tief gesenkt, Abstand wahrend, auf die Aufgabenerfüllung konzentriert. Sein übliches, unkompliziertes Lächeln barg zu viele Schatten und ausgefranste Enden in den Mundwinkeln, um den genauen Beobachter zu täuschen. Doch hier, inmitten einer Versammlung hingebungsvoller Einzelgänger, wurde die persönliche Sphäre des anderen nicht angetastet. Das oberste Credo, das ihre Gemeinschaft erst etablierte. Masato fieberte dem Samstag entgegen. Entsagte entschieden sämtlichen Illusionen, die er sich über seine Beweggründe hätte machen können. Es war nicht nur sein Blick für die perfekte Konstruktion eines Bildes, der ihn auszeichnete: diese Charaktereigenschaft prägte sein gesamtes Denken und Handeln. Zudem hielt er es mit der Physik: Ursache und Wirkung. ~+~ Kazuo schlenderte durch die halb geöffnete Tür, schob sie sorgfältig hinter sich zu. Masato, der seine Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen hatte, zuckte bei dem leichten Geräusch schreckhaft zusammen, zwang sich aber, nicht herumzufahren und die Ursache durch einen eiligen Blick zu bestätigen. Er kontrollierte mittels Regler und der feinen Aussteuerung der Kameras die Einstellungen auf dem Monitor, wählte die vielversprechendsten Perspektiven auf die Bühne, Matratze und Tapeziertische im üblichen Blau. "Dieses Mal", seine Worte wanderten auf die Tischplatte, vom Eintippen der Befehlsfolgen auf der Tastatur untermalt, "handelt es sich um Fantasy. Ein Catgirl und eine Art Pirat." Er ließ eine Hand frei über seine Gestalt wandern, präsentierte seine Aufmachung. Sie war aus dem Theaterfundus der Dramagruppe entliehen unter fadenscheinigen Begründungen: zerrissene Hosen, oberschenkelhohe Schaftstiefel mit Stulpenrand, ein Lederwams, an der Brust geschnürt, mit integrierten spitzen Kragenauslegern. Passend dazu eine Perücke mit filzigen Locken, die er mittels Kopftuch zu bändigen beabsichtigte. Auch Kazuos Kostüm hatte er bereit gelegt. Nur nahm sich dessen Ausstattung sehr viel reduzierter aus: der durchscheinende BH mit falscher Füllung, eine gelockte Perücke in hellen Tönen gesträhnt, dazu Bändchen mit Glocken. Und ein Stringtanga, an dessen rückwärtigem Stoffband ein langer, pelziger Schwanz baumelte. "Lächerlich." Kazuos Urteil legte sich wie eine arktische Gewitterwolke über den Raum. Masato wandte sich ihm zu, lehnte haltsuchend auf der Tischkante. "Ich habe es das letzte Mal auch geschafft... willst du es sehen?", ging er mit demonstrativer Unbekümmertheit auf diese herbe Absage ein. "Wenn du darauf spekulierst, dass mir einer abgeht, wenn ich mir ansehe, wie du mich fickst, dann hast du dich geschnitten." ~+~ Masato blinzelte, dann entwich ihm hörbar Luft aus dem Brustkorb. Kazuo hatte mehr als drei Worte mit ihm gewechselt... und nicht nur das. Er hatte ihn verhöhnt und beleidigt, gleichzeitig auf beängstigende Weise vorweggenommen, was Masato selbst nicht zu erträumen gewagt hatte. Seine Wangen färbten sich spürbar, während er nach einer angemessenen Replik suchte. "Schluck's runter! 80 zu 20, und ich will das Geld, ob du es hinkriegst oder nicht, klar?!" Ein stummes Blickduell schloss sich an, Kazuo in gewohnter Kälte, kompromisslos, Masato zerrissen zwischen Selbstachtung und Begehren. "Okay", gab er schließlich leise nach. Stülpte sich die Perücke über, knotete das Kopftuch entsprechend, klipste Ohrringe an. Kazuo entkleidete sich, von der Tatsache, dass Masato ihn unverwandt betrachtete, nicht behelligt. Wechselte den eigenen Slip gegen den Tanga, schnallte sich den BH um, befestigte die Perücke. "Warte..." Masato löste sich von der Tischkante, die seine Zuflucht stellte, assistierte Kazuo, indem er die Bänder mit den Glocken um Hand- und Fußgelenke wand. Dann schob er behutsam, mit Widerstand rechnend, Kazuos Beine auseinander. "Wir müssen", er räusperte sich verlegen, "ihn ankleben... besser verstecken." Seine Augen suchten Beistand bei Kazuo, der ihn fokussierte, unbewegt eisig. Sich ohne ein Wimpernzucken auf den Rücken rollte, die Beine weit spreizte und mit einer herrischen Bewegung Masatos Einsatz forderte. Zögerlich, verunsichert, verschob Masato das dünne Stoffband des Stringtanga, angelte sich das Tape heran, riss schmale Streifen ab. Klebte sie auf einen Handrücken, um dann nach tiefem Atemschöpfen Hand an Kazuo zu legen, dessen Genitalien tarnend zu fixieren. Natürlich würde die Illusion nicht vollkommen sein angesichts des Wäschestücks, doch Masato war zuversichtlich, dass er mit Geschick von verräterischen Schatten ablenken konnte. "Gut...", verfiel er unwillkürlich in einen Flüsterton, beugte sich über Kazuo, vermied die Augenpartie und vertraute sein Storyboard dessen Mund an, der in seiner abweisenden Strichlinie wenig verführend wirkte. "Zunächst einige Einstellungen, in denen du allein posierst, eine kleine Wildkatze eben... dann tändeln wir ein wenig rum, du kletterst auf meinen Schoß, zupfst hier und da... und dann geht es zur Sache..." Masato verstummte. Sein Storyboard bildete die Handlung sehr viel detaillierter ab. ER konnte dies unmöglich in Worte fassen. Kazuo schien derselben Ansicht zu sein. Er rollte sich geschmeidig ab, trat an Masato vorbei und blätterte die Skizzen durch. Dabei applizierte er mit vorwurfsvollem Schweigen lange Nägel auf seine Fingerspitzen. Eine Einzelheit, die Masato schlichtweg vergessen hatte. "Hol die Plane", orderte Kazuo ihn herum. Seine Stimme schwang in mildem Bedauern für den Einfältigen, der offenkundig an die Grenzen seiner inszenatorischen Fähigkeiten geraten war. Masato entfaltete die dunkelblaue Plane fragend. Dann erkannte auch er ihre Notwendigkeit. Wie beschämend, wiesen doch seine Notizen ihn selbst an sie herauszulegen! »Kazuo ist eben unerwartet zu früh aufgekreuzt!« Masato suchte sich selbst aufzubauen und zu beruhigen. Der Kaltblütigkeit und Arroganz des Jüngeren eine passende Antwort zu geben, indem er den Beweis für seine Behauptungen eindrucksvoll lieferte. Kazuo kletterte auf die Matratze, nickte auffordernd und begann, sich in unterschiedliche Posen zu setzen: auf allen Vieren krabbelnd, kniend, die langen Haare anhebend, die künstlichen Brüste umfassend und in tiefe Rückenlage sinkend, verspielt über einen Handrücken leckend... Masato beobachtete stumm dieses faszinierende Schauspiel narzisstischer Selbstinszenierung. Abschließend ein Schnippen. Die herabwürdigende Anweisung an ihn, nicht länger Maulaffen feil zu halten, sondern Part 2 der Dramatisierung umzusetzen. Er ließ sich artig auf der Matratze nieder. Dann drängelte sich Kazuo in katzenhafter Neugier bereits auf seinen Schoß, wickelte sich dem Kopftuch entflohene Locken um die Klauen, leckte über seine Wange, räkelte sich. Stieß ihn vor die Brust, sodass Masato flachlag. Bedrohte ihn auf allen Vieren, um sich sofort anzuschmiegen in wetterwendischer Laune und unschuldig auf dessen Lederwams zu dösen. Masato besann sich darauf, nun Initiative zeigen zu müssen, um den Übergang zum letzten Part einzuleiten. Allein, seine behutsamen Versuche das Katzenwesen zu bändigen, in dem er Kazuo kaum noch zu entdecken vermochte, schlugen fehl. Kazuo wand sich in diabolischem Amüsement, spielte Katz und Maus mit Masatos Händen. In den schwarzen Augen funkelte Triumph, so unverkennbar und pur, dass es Masato den Atem verschlug. Kazuo war sich vermutlich sicher, dass Masato geschlagen war, stets der schwächere Partner, der doch als Pirat durchgehen wollte, obwohl er unfähig schien, dem Katzenwesen seinen Willen aufzuzwingen. Das erweckte tiefen Groll in Masato, genährt aus all den Augenblicken der Zurückweisung und Missachtung. »Ich hatte dich... und ich bekomme dich wieder... wenn du es im Kampf willst, dann kämpfen wir eben!« ~+~ Masato schmuggelte ein Bein zwischen Kazuos, wickelte es um eine Wade, umfasste Kazuos untere Rippen und wirbelte ihn herum, sodass er nun die Oberhand gewann. "Cut", zischte Kazuo, ganz Profi, machte sich los und griff nach der Plane, die nun die Matratze krönen würde. Den Kopf schüttelnd, Emotionen freisetzend, die gewalttätigerer Natur waren, als er sich eingestehen wollte, erhob sich auch Masato. Kazuo schluckte eine präparierte Kapsel, musterte Masato dann kritisch, neugierig, wie der wohl die Unterbrechung zu überbrücken gedachte. Masato verkniff sich jede Andeutung, wartete in scheinbarer Unrast, bis Kazuo sich in derselben Pose wie zuvor unter ihm ausstreckte. Er lächelte unbewusst, bleckte die Zähne, bevor er den Spieß umkehrte, in Raubtiermanier Kazuo mit Küssen verzierte. Mit ausgestreckter Zunge den verwirrten Ausweichmanövern des vorgeblichen Katzenwesens zuvorkam und sich ungeniert schadlos hielt, bis Kazuo zutreffend der Ansicht war, dass es genügte. Eine kurze Balgerei erfüllte den Zweck, wobei sich beide bemühten, Kazuos Blößen hinsichtlich der weiblichen Ausstattung zu verdecken. Dann befand sich Masato wunschgemäß hinter Kazuo auf allen Vieren, zerrte sich die zerrissene Hose von den Hüften, um Kazuos schwanzgeschmückte Kehrseite an sich zu ziehen. Sich über den Jüngeren wölbend fasste er um dessen flachen Bauch, ignorierte das Katzbuckeln und Fauchen, suchte sich einen Weg zwischen die gespreizten Beine, während seine freie Hand seine Erektion zu justieren suchte. Kazuo behielt die auf und nieder zuckenden Bewegungen seines Rückens bei, um tarnend dazu beizutragen, dass Masato den String umgehen und in ihn eindringen konnte. Sie wussten beide, dass dies unausgesprochen Teil der Vereinbarung war und nicht unwesentlich zu Masatos Verzicht auf dreißig Prozent des Erlöses beitrug. Masato hielt sich nicht lange mit aufwärmender Liebkosung auf, forcierte in hastigen Stößen das Tempo, trieb Kazuo förmlich in der Horizontale nach vorn, überließ es dessen mimischem Talent, den Kameras ein Schauspiel zu bieten. Was Kazuo wohl tat? Er konnte es nicht verfolgen, das Gesicht auf dessen Schultern gelegt, knabberte die hervorstehenden Blätter an, küsste sie. Er spürte, wie Kazuo Mühe hatte, seiner kraftvollen Bewegung Widerstand entgegenzusetzen, hörte das Hecheln und Keuchen, das auf das Zerbeißen der Kapsel folgte, um den gewünschten Aspekt des starken Speichelflusses zu improvisieren. Noch eine weitere Regung erforderte seine Assistenz. Seine Hand wölbte sich zärtlich über Kazuos Schritt, wärmte und verbarg, was gegen die bändigenden Tapes protestierte. Es stellte eine große Versuchung dar, diesen Vorteil gegen Kazuo auszuspielen, die einseitige Leidenschaft zumindest körperlich mit einem entsprechenden Pendant zu versorgen, doch Masato widerstand ihr. Es genügte, ein Echo in dem biegsamen Leib zu erzeugen, der keine Ausflüchte finden konnte, sollte nicht die Aufnahme scheitern. Masato trieb sie dem Höhepunkt entgegen, schweißbedeckt vor Anstrengung, die Form zu wahren, zitternd in der fragilen Lage auf den Tischen. Er inszenierte ein kehliges Röhren, einem wilden Piraten entsprechend, sandte den finalen Stoß aus, wisperte ein "Cut" an Kazuos Hals, bevor er sich auf die Knie sinken ließ. Er war mit Kazuo noch immer intim verbunden und hielt ihn, keinesfalls erlöst, auf seinem Schoß. Masato bewegte sich weiter, schob nun aber den Tanga beiseite. Riss eher grob die hinderlichen Tapestreifen ab und legte Hand an Kazuos Erektion. Der wand sich, fluchte nonverbal durch zusammengepresste Zähne, versuchte nach Masato auszuschlagen. Doch dessen unnachgiebiger Griff und die intime Verbindung ihrer Körper sowie die freie Hand, die Kazuos Kehle massierte, zwangen ihn zur Kapitulation. Masato, seines Siegs gewiss, kam mit lustvollem Keuchen, hielt aber nur sekundenlang inne, um dann Kazuos Befriedigung in die Wege zu leiten. Er konnte dem Jüngeren keinen Laut mehr entlocken, doch spürte er die Entladung mehr als deutlich, noch bevor sich Sekret in seiner Hand sammelte. Energisch machte sich Kazuo nun los, rücksichtslos gegen den eigenen Leib, kletterte ein wenig unsicher von der Matratze. Sammelte Taschentücher auf, um sich gründlichst zu säubern, bevor er mit ärgerlichen Bewegungen das Kostüm mit seiner gewohnten Schuluniform tauschte, die künstlichen Nägel achtlos abriss, die Perücke mit Verve in den Requisitenkasten schleuderte. Masato blieb, wo er war. Mit geöffneter Hose, kniend, auf die zitternden Arme abgestützt. Kam langsam wieder zu Atem, betrachtete Kazuo. Der würdigte ihn keines Blicks mehr, rauschte hinaus und ließ die Tür offenstehen. ~+~ Masato ließ sich die beiden nächsten Treffen des Clubs entschuldigen. Auch auf dem Hof suchte er nicht mehr den Kontakt zu den anderen Mitgliedern. Dann, eine Woche später, erschien er in gewohnt guter Laune, animierte die zweite Episode der abenteuerlustigen Socke, scherzte mit Hideyoshi, der wohlgestimmt Aussichten auf einen weiteren Auftrag andeutete. Kazuos kalte Blicke ignorierend zögerte Masato bis zum letzten Augenblick, um sich ihm anzuschließen, als er den Raum verließ. Einen Flur weiter traten sie in eine Nische, verschwanden aus dem einsehbaren Bereich der Mitschüler. "Mein Geld." Kazuo funkelte kalt. "Natürlich." Masato lächelte humorig, suchte gerollte Geldscheine aus seiner Schultasche, reichte sie zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt weiter. Kazuo stopfte das Geld in seine Hosentasche, in der Intention sofort den Heimweg anzutreten, doch Masato berührte ihn am Arm. "Willst du dir die Aufnahme nicht ansehen?" "Nein", barsche Replik, die Augen bereits dem Ausgang zugewandt. "Aber das hier", Masato reichte ein Bündel Skizzen an, "SOLLTEST du dir ansehen." Seine bedeutungsvolle Betonung ließ Kazuo zögern. Mit einem enervierten Knurren, der Störungen überdrüssig, flippte Kazuo durch die Zeichnungen, ein Manuskript in Rohfassung. Seine Augen zogen sich zu misstrauischen Schlitzen zusammen, dann fokussierte er Masato drohend. "Was hat das zu bedeuten?!", Eis klirrte in seiner Stimme. Masato lehnte sich haltsuchend an die Wand an, erwiderte den Funkenregen sanftmütig. "Ich habe die Originalfahnen zu Hause... 48 Seiten, Cover und Einband..." Er wischte sich durch die gesträhnten Haare. "Und??" Kazuo hegte offenkundig kein Interesse für Andeutungen. Masato lächelte, plötzlich erschöpft, rutschte langsam an der Wand hinab, bis er bequem saß, den Kopf in den Nacken gelegt. "Ich werde es veröffentlichen... habe schon Angebote..." Er studierte Kazuos Gesicht, das überraschend langsam die Erkenntnis verarbeitete, wie ernst es Masato war. "Das kannst du nicht!" Kazuo grub die Finger in Masatos Haare, zerrte schmerzhaft an ihnen. Masato schloss die Augen, summte leise vor sich hin, als habe er den Verstand verloren, bis es Kazuo gelang, die Worte zu identifizieren. ~+~ Surrender (Tomorrow Never Dies) Your life is a story I've already written The news is that I am in control And I have the power To make you surrender Not only your body but your soul Tomorrow never dies Surrender Tomorrow will arrive on time I'll tease and tantalize with every line Till you are mine Tomorrow never dies Whatever you're after Trust me I'll deliver You'll relish the world that I create Tomorrow never dies Surrender Tomorrow will arrive on time I'll tease and tantalize with every line Till you are mine Tomorrow never dies The truth is now What I say I've taken care of yesterday Tomorrow never dies Surrender Tomorrow will arrive on time I'll tease and tantalize with every line Till you are mine Tomorrow never dies Tomorrow Never Dies Tomorrow Never Dies Tomorrow Never Dies ~+~ "Das... das... würdest du nicht wagen!" Kazuo wisperte harsch und schlug das Papierbündel in Masatos Gesicht. Der öffnete die Augen gemächlich. "Warum nicht? Ich kann neu anfangen, eine andere Schule... der Einfluss meiner Eltern reicht weit..." Er senkte die Lider auf Halbmast, "aber du...", bezeichnend ließ er den Blick über Kazuos Beine bis hoch in dessen Gesicht gleiten. Kazuo ballte die Fäuste. Seine Miene verzerrte sich, büßte keineswegs ihre Attraktivität ein. Blitzschnell brach er in die Knie, drückte die geballten Fäuste gegen Masatos Kehlkopf. Masato keuchte kurz, zeigte aber wie ein Narkotisierter keine Furcht. Endlich zog Kazuo die Hände zurück, mühte sich, Masato allein mit seinem Blick einzufrieren. "Was willst du?!" Masato hob die Hände an, schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Dann erst antwortete er auf Kazuos Herausforderung. "Cover und Einband bekommst du für je einen richtigen Kuss. Für die Doppelseiten, das sind 24, schläfst du mit mir." Mit einem tiefen Seufzer voller angehaltener Luft entließ er seine Anspannung, endlich formuliert zu haben, was ihn antrieb. Lächelte fahl in Kazuos ausdruckslose Miene. "Du solltest mal die Originale sehen", raunte er boshaft, strich gleichzeitig eine Strähne aus Kazuos Stirn. "Scheißkerl", fauchte Kazuo, aber ohne Überzeugung, kehrte Masato das Profil zu. Nagte an seiner Unterlippe, eine kindlich wirkende Geste, die Masato zum ersten Mal zu Gesicht bekam. "Du kannst das nicht tun..." Kazuo sprach so nachdenklich, als wolle er sich mit jeder Silbe selbst überzeugen, "das ist... zu dumm." Masato fing seinen sezierenden Blick ein und lächelte wimpernverhangen. "Ich tue es", versicherte er gelassen. Kazuo blitzte zornig, was Masato ein erregendes Gedankenspiel verehrte: galt diese Wut seinem selbstzerstörerischen Egoismus oder aber seiner perversen Leidenschaft? Er drehte sich leicht in sitzender Haltung, zog seine Tasche heran und entnahm ihr eine stabile Papprolle, zum Versenden wichtiger Dokumente und Pläne geeignet. Entkapselte die Kunststofföffnung und zupfte behutsam einen Bogen Papier heraus, mit dem Computer kolorierte Zeichnung, das erwähnte Cover, um einiges beeindruckender als der skizzenhafte Entwurf. 'Demon Lovers' Die Darstellung verbarg keineswegs die Zielrichtung der folgenden Geschichte: zwei Schüler in entsprechenden Uniformen lehnten an verschiedenen Seiten eines Maschendrahtzauns. Miteinander verbunden durch ihre überschlanken, unmenschlich verformten Krallen, die sich ineinander verhakten. Für Kazuo nahm sich jedoch die detaillierte Wiedergabe der prägenden Züge sehr viel bedeutungsvoller aus: man konnte ohne Mühe die realen Vorbilder erkennen. Er zischte angehaltenen Atem zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. Rollte das Cover behutsam ein, schob es in seine eigene Tasche. Masato betrachtete ihn unablässig, hütete sich jedoch, Triumph zu zeigen, auch wenn er nun die Gewissheit hatte, dass ihr Pakt geschlossen war. Kazuo kniete sich nun zwischen seine Beine, umfasste Masatos Wangen, forschte in den schwarzen Augen, die erschöpft wirkten, von zu wenig Schlaf kündeten. Er beugte sich vor, hauchte seinen Atem quälend zeitraubend auf Masatos erwartungsvoll bebende Lippen, bevor er sie sanft berührte. Leichten Druck ausübte, seine Zungenspitze über die Front der Zähne gleiten ließ, bis Masato begriff und ihm Einlass gewährte. Den Kopf winkelnd brachte Kazuo sich in eine angenehmere Position, die unbekannte Finsternis zu erkunden, neugierig umherzustreifen. Masatos Finger verfingen sich im V-Ausschnitt seines Pullunders, als Kazuos Zungenspitze lasziv über seine eigene glitt und winzige, aromatische Stöße elektrischer Qualität initiierte. Mit ersticktem Stöhnen ergriff er die Gelegenheit hastig, saugte, lutschte und nagte, was Kazuo nicht geschickt genug seinem Hunger entziehen konnte, rang ächzend nach Atem, um seine ungestümen Attacken fortzusetzen. Die Fingerspitzen hart in Masatos Wangen gebohrt beendete Kazuo abrupt den Kussreigen. Lächelte skalpellscharf in Masatos erblühtes Gesicht und schlug ihm so kräftig unter die Nase, dass sie zu bluten begann. "Damit du die Beule in der Hose schneller verlierst", wisperte er eisig, erhob sich und schlenderte davon. Masato lehnte den Kopf gegen die Wand und ließ das Blut ungehindert seine Lippen benetzen, sein Kinn erobern und sich auf sein weißes Hemd und den Schulpullunder stürzen. ~+~ Seiji ließ den Motor aufheulen. Sein ferngesteuerter Miniaturroboter in der Gewandung eines Tyrannosaurus Rex wackelte ehrfurchtgebietend ungeachtet einer Gesamthöhe von 30 cm unter den Tapeziertischen umher, auf denen Kazuo kauerte, über diverse Unterlagen gebeugt. Yoshio programmierte. Ein schweigender, beunruhigender Vorgang, vermied er es doch, zu blinzeln oder sich zu regen, wenn die Gegenprüfung der Programmzeilen anstand. Hideyoshi hatte sie sich selbst überlassen, denn ein Termin forderte seine Anwesenheit. Masato lagerte neben Yoshio, der seine Umwelt ohnehin nur sporadisch wahrnahm, beschäftigte sich mit sich selbst, respektive Skizzenbuch und Stiften. Eine besänftigende Atmosphäre umgab sie, seifenblasengleich, verkündete trügerische Gemeinschaft und Sicherheit. Die bekömmliche Mischung für die kontaktarmen Einzelgänger und Eigenbrödler. So sorgte Masatos langsames Entfalten der Glieder mit dem Ziel, sich in die Senkrechte zu schrauben, für gewisse Unruhe. Die sich legte, als offenbar wurde, dass er lediglich seine Schultasche ansteuerte, die unter dem Tapeziertisch lag. Er ging in die Hocke, entnahm ein weiteres, flaches Kästchen, das vermutlich Raum für Zeichenutensilien bot. Ohne in seiner gleitenden Bewegung innezuhalten, ließ er einen gefalteten Zettel in Kazuos Schoß fallen, der zwei Lehrbücher beherbergte. Kazuos durchdringend kalter Blick bohrte sich in Masatos Rücken. Sein Nacken prickelte unter dem Sperrfeuer arktischer Gewitterlanzen, als ihn Kazuos Aufmerksamkeit übertrieben lange im Fokus behielt. Blieb jedoch unbeachtet von den übrigen Anwesenden, die die Veränderung in der Atmosphäre ignorierten, so lange ihr Grundkonsens gewahrt blieb. Ruhe und Distanz. ~+~ Masato löste die schwere Stahlkette von dem Ständer, der sein Motorrad sicherte, deponierte sie in den Hardcase, der gewöhnlich seinen Helm barg. Der wartete jedoch noch auf dem Sitz, ebenso wie ein zweites Exemplar. Und Masato selbst. Er überbrückte die Zeit, indem er eine auf das Winzigste komprimierte Regenjacke ausrollte und glättete, Falte um Falte tilgte, soweit der Stoff es zuließ. Kazuo schien wie ein Schatten vor der Sonne neben ihm aus dem Asphalt zu wachsen, die Hände in die Hosentaschen versenkt, wie stets eine Miene durchdringender Ablehnung präsentierend. Masato lächelte sanft, passiv. Reichte mit einer leichten Verbeugung Jacke und Helm weiter, um sich dann selbst in seine eigene zu hüllen, winddicht abgeschlossen. Er maskierte sich mit dem eigenen Helm. Seinem Beispiel folgend präparierte sich Kazuo, um dann ungeübt, doch von behändem Geschick geleitet auf den Sozius zu klettern, die Schultasche auszubalancieren, drängte doch der Hardcase im Rücken. Masato streifte sich Handschuhe über, löste sichernde Ständer und dirigierte die Maschine allein durch Schenkeldruck, bevor er sie zum Leben erweckte und sich in das Verkehrsgewühl stürzte. Bald jedoch verließ er die Hauptstraße, folgte den verwinkelten, kleinen Gassen, die den ursprünglichen Charakter der unterschiedlichen Stadtteile prägten, umsichtig und routiniert. Sie erreichten eine Wohngegend, die von ungewöhnlichem Platzverbrauch, großzügig geschnittenen Häusern und Appartements gekennzeichnet wurde. Viel Grün, kein Gebäude über drei Geschossen, Veranda und umlaufende Balkone, zusammengefasst: eine Wohnstätte wohlhabender und einflussreicher Persönlichkeiten. Masato lenkte das Motorrad vor ein steinernes Tor, dessen hölzerne Türflügel abweisend verrammelt waren. Er ließ den Motor ersterben, bockte die Maschine auf, bevor er Kazuo durch eine leichte Kopfdrehung Aufmerksamkeit signalisierte, was ihn veranlasste abzusteigen. Nach einer knappen Inspektion der Schultasche förderte Masato einen Schlüssel zutage, der unterhalb eines verzierten Verschlags das 20. Jahrhundert einläutete, entriegelte die Sperre und hieß gleichzeitig die diskret montierte Alarmanlage einzuschläfern. Die Flügel aufstoßend bot er Kazuo das atemraubende Panorama eines Einfamilienhauses, das Stilelemente traditioneller Bauweise verarbeitet hatte. Angefangen von einem malerischen Teich bis zu geschwungenen Dächern und angedeuteten Schiebewänden. Im Kontrast dazu stand die breite Kieselspur, die zu einer Garage führte, einem Überhang, der das Motorrad bergen würde, diesem Obdach gewährte. Der Augenblick verstrich, und Masato löste die Stützen, schob seine Maschine die Kieselspur hoch. Die Flügeltüren senkten sich pneumatisch austariert wieder hinter ihnen in ihre Verriegelung, der Alarm sprang in Bereitschaft. Kazuo befreite sich von Jacke und Helm, während er langsam das unbekannte Gelände erkundete. Vom Teich aus, der prächtigen Kois Heimat bot, über eine hochgewölbte Brücke eine Veranda teuerster Bodenfliesen mit geflammter Prägung beschritt. Masato, Helm und Schultasche schwingend, überquerte mittels Kiesstreifen, der das Wohnhaus umgab, die Distanz, verschaffte ihnen Zugang über die Codeeingabe in ein verborgenes Panel. Das einstöckige Wohnhaus entpuppte sich in Inneren als hochmodern, von luftigen, kühlen Tönen dominiert. Ein Spiel mit Schattenwürfen durch Schiebewände aus Milchglas, indirekter Beleuchtung und Spektralfarben, hauptsächlich rot, schwarz und weiß. Ohne Ehrfurcht steuerte Masato eine Nische an, von Spiegeln geschickt verborgen, legte dort ab und gestikulierte Kazuo sparsam, er möge es ihm nachtun, um dann in Hausschuhe geschlüpft die Wendeltreppe zum oberen Geschoss zu erklimmen. Oberlichter bezauberten mit Tageslicht, vereinzelte Bodenvasen und Rollbilder lockerten die Sterilität des Areals auf, das sich sternförmig in Räume verzweigte. Jeder Raum mit einem kunstvollen Kanji seiner Bestimmung zugeführt. Kazuo erkundete mit einem raschen Panoramablick die Ausstattung: Badezimmer, Toilette, Gästezimmer, Schlafzimmer, Masato. Er beeilte sich mit ausdruckslosem Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass Masato bereits im Türbogen lehnte, seine Reaktionen betrachtete. ~+~ Masatos Zimmer verblüffte Kazuo, auch wenn es auf den ersten Blick nicht außergewöhnlicher schien als das umgebende Interieur des Hauses. Der gesamte Raum wurde von deckenhohen Schrankwänden beherrscht, deren weißlackierte Fronten mit klappbaren Türen, durch winzige Belüftungsschlitze verziert, sich nicht wesentlich von den Jalousien abgrenzten, die das Fenster verbargen. Die einzige, unverhüllte Zuflucht bot ein breites Bett, keineswegs die Ausgabe für Einzelzimmer, mit einer Tagesdecke geschmückt, die in den dominierenden Farben schwarz-rot-weiß gehalten war und von geometrischer Klarheit geprägt. Die Sonne warf befremdende Lichtflecken durch die winzigen Freiräume der Jalousie. Indirekte Beleuchtung durch winzige Spots riefen den Eindruck hervor, man befände sich in einem Raumschiff während der Tiefschlafphase: nicht zu grell ausgeleuchtet, eine künstliche Ahnung von Geborgenheit imitierend. Kazuo rieb sich unbewusst über die Oberarme, als friere ihn. Und in der Tat verspürte er die prickelnden Ausläufer einer Gänsehaut, keineswegs der angekündigten Intimität geschuldet. »Es stimmt nicht! Irgendetwas in diesem Raum ist nicht stimmig«, so schoss es ihm durch den Kopf. Er gewann verstärkt das Gefühl, dass er sich inmitten eines großen Scherzes bewegte, den er selbst nicht kannte und dessen Natur ihm nicht klar wurde: war es ein gutmütiger Ulk oder aber eine diabolische Farce?! Masato enthob ihn weiterer Grübeleien, legte seine Schultasche ab und öffnete eine der unzähligen Falttüren, um einen lautlos schnurrenden Motor zu aktivieren. Kazuo bemühte sich um unauffälliges Erkunden, doch ging er fehl, bis Masatos Lächeln und ein richtungsweisendes Nicken zur Zimmerdecke ihm den Ursprung des Geräusches verrieten. An der Decke entrollte sich langsam, einem Sonnensegel von Orbitalstationen ähnelnd, ein silbrig beschichtetes Stoffband, das in Länge und Breite der Fläche des Bettes nicht nachstand. Unzählige, kaleidoskopartige Spiegelflächen zerbrachen den Raum prismenartig, erzeugten regenbogenfarbiges Licht. "Leg deine Sachen ruhig auf den Boden vor das Fenster. Hast du Durst? Hunger? Ich hole dir gern etwas..." "Wo ist die erste Seite? Ich bin schließlich nicht zum Vergnügen hier", fiel Kazuo Masato bissig ins Wort, entzog sich gewaltsam dem Zauber dieses ungewöhnlichen Raums. Masato wischte sich durch die gesträhnten Haare, lächelte besänftigend. Klappte einen anderen Schrank auf, um aus einer gefächerten Mappe einen Bogen zu ziehen. Den er an Kazuo weiterreichte, der ihn inspizierte. Er kannte die Handlung von 'Demon Lovers', doch die Umsetzung, abweichend zum Cover in Sepia-Farben gehalten, übte eine magische Anziehungskraft auf ihn aus. Als ob ein Teil der eigenen Persönlichkeit unbewusst den eigenen Körper entführt hätte, um sich fremden Abenteuern hinzugeben. Es schien ihm, als betrachte er sich selbst in einem Spiegel. Masato hatte ihn gut genug getroffen, dennoch den Regeln des Manga Genüge getan. Mit einem entschlossenen Brummen rollte Kazuo die Seite zusammen, stopfte sie in die Papprolle, die er in seiner Tasche mitgebracht hatte. Warf einen kontrollierenden Blick zu Masato hinüber, der die Tagesdecke zurückgeschlagen hatte und Bettwäsche enthüllte, die dieselbe Farbe wie Schrank, Fußboden und Jalousien trug. "Möchtest du dich vielleicht noch frischmachen?", voluntierte Masato ein weiteres Mal. "Gummis?", fauchte Kazuo unversöhnlich, schützte demonstrativ Ungeduld vor und streifte sich den Pullunder ab. Masato kam der unausgesprochenen Forderung nach, trat an Kazuo vorbei, um aus der Schultasche Entsprechendes zu entnehmen. Ohne weitere Erkundigungen oder Kommunikationsbedarf entkleidete Kazuo sich vollkommen, um dann, einen Arm auf die schlanken Hüften gestützt, Masato provozierend anzustarren, der sich selbst nur langsam entblätterte, weil ihn Kazuos Gestalt zu fesseln schien. Der tappte gelangweilt mit einer Fußspitze, näherte sich dann mit forschem Schritt der Bettkante, auf der Masato mit einem untergeschlagenen Bein hockte, passiv, verträumt. Baute sich vor ihm auf, um kalt in das sanft lächelnde Gesicht hinunterzublitzen. Als Masatos Hände sich in einer gleitenden Bewegung in Zeitlupe an Kazuos Oberschenkeln nach oben schieben wollten, stieß ihn der grob auf die Matratze, kletterte auf dessen Brust, klemmte die Hüften durch gekreuzte Beine ein. "Bild dir bloß nichts ein", wisperte er frostig auf die erwartungsvoll geöffneten Lippen, "das ist nur ein Fick, nichts weiter." Masatos Mundwinkel zuckten in Amüsement. Dann hebelte er ohne größeren Kraftaufwand den Jüngeren aus, umklammerte dessen Taille und schmiegte sich erdrückend an dessen Kehrseite, setzte sein Gewicht als Waffe ein. Kazuo ließ es geschehen, grub die Fingernägel in die Laken. Doch Masatos Interesse lag zunächst darin, sich einfach an dem anderen Körper behaglich zu reiben, anzukuscheln, eine kinetische Energie zu erzeugen, die sich in Hitze wandelte, bevor er sich ernsthaft um eine Penetration bemühen wollte. Knurrend forderte Kazuo durch Buckeln und Ellenbogenstöße ein Voranschreiten ein, wurde in Küssen auf seine Rückenpartie und Schulterbeuge ausgezahlt. Masatos Hände konnten nicht von ihm lassen, bestrichen unermüdlich jede erreichbare Fläche, liebkosten selbstvergessen, bis Kazuo verärgert alle Kraft einsetzte, Masato nach oben drückte, um die Knie eng unter seinen Leib zu ziehen. Dieses Signal nahm auch der Ältere zur Kenntnis, zeigte sich einsichtig, ging forscher heran, Körperpartien zu reizen, die sich diesen Stimulanzen besonders empfänglich zeigten. Ohne das stetige Reiben beider Leiber zu vernachlässigen, eine intensive Hitze zu erzeugen, die Kazuos Verstand zu seinem Erschrecken derart einnebelte, dass er nicht mehr zu sagen vermochte, wann Masato sich von ihm gelöst hatte, um das Kondom überzustreifen. Wann jener ihn ausreichend entspannt hatte, dass er in Kazuos Unterleib eindringen konnte, ohne den initiierenden Schmerz zu erzeugen. Kazuo wähnte sich fiebrig, erschöpft, verzichtete auf Widerstand, ließ sich von der treibenden Bewegung mitschwingen, auf alle Viere hieven, umschlingen, manuell befriedigen. Die einzige Schwäche, die er sich versagte, bestand in lustvollem Kommentieren ihrer Vereinigung. Ein Part, den Masato mit Hingabe versah. Erhitzt, mit einem feuchten Film überzogen sackten sie ermattet, herzrasend auf das Laken, die Bettdecke nicht einmal aufgeschlagen, bevor sie zerwühlt worden war. Unwillkürlich visierten beide die Zimmerdecke an, wo sich nun statt reinweißer Fläche kontrastreich zwei dunkle Körper in die Prismenmosaike einfügten. Masato lachte leise, streckte und räkelte sich. Er machte auf Kazuo einen gelösten Eindruck, der nicht nur in der körperlichen Erfüllung seinen Ursprung haben konnte, doch Kazuo verbot sich, weitere Erkundigungen anzustellen, was Masatos Lebensumstände betraf. »Noch 23 Seiten«, hämmerte er sich selbst in den Kopf, »noch 23...« Masatos Vorschlag, ein regelmäßiges Treffen, auf dem kleinen Zettel ordentlich gelistet, mit Kazuos Stundenplan abgestimmt sah dreimal in der Woche ein Rendezvous vor. »8 Wochen... 2 Monate...« Kazuo brannte sich die Zeitspanne aus den Gedanken. »Eins nach dem anderen!« Er erhob sich, die Haut prickelnd von trocknender Flüssigkeit, bekleidete sich wieder. Masato tat es ihm nach. "Ich bringe dich nach Hause." "Nein!", bellte Kazuo bestimmt, schulterte seine Tasche. Nur Wimpernschläge später verließ er ungeleitet und ohne Abschiedsblick das ungewöhnliche Haus. Masato studierte seine sich reduzierende Silhouette durch eingeknickte Jalousienblätter. Inmitten des weißen Bettlakens lagerte wie eine stilisierte Rose das dunkelrote Kondom. ~+~ Kapitel 3 - Kleingedrucktes Kazuo wartete eine Straßenecke weiter, scheinbar in die Betrachtung eines Schaufensters versunken. Wahrte den üblichen Zeitpunkt seines Aufbruchs von den Clubtreffen. Masato lenkte seine Maschine an das Trottoir, ignorierte die Passanten, die ihm irritierte Blicke schenkten, während sie ihres Wegs hasteten. Langsam, widerstrebend, setzte sich Kazuo mit undurchdringlicher Miene in Bewegung. Nahm demonstrativ gelangweilt den Helm entgegen, stülpte ihn über die gelösten Haare und kletterte auf den Sozius, tarierte seine Schultasche samt des hinderlichen Rackets aus. Zu seiner Verstimmung hatte sich Masato als genauestens kundig erwiesen, was Kazuos Tagesablauf betraf. Und den Vorschlag oder zutreffender die Direktive ausgegeben, dass er den Jüngeren zum Tennistraining, das in der unmittelbaren Umgebung der Schule in einem Club stattfand, fahren würde. Um danach ohne Zeitverlust die geforderte Leistung in seinem Elternhaus in Anspruch nehmen zu können. Eine Absage schien Kazuo nicht durchsetzbar, konnte er doch keine Gründe angeben. Zudem hätte dies eine zeitliche Ausdehnung ihres Pakts bedeutet, denn Masato hatte ihm unmissverständlich ungeachtet seiner gewöhnlich moderaten Haltung zu verstehen gegeben, dass er jede Doppelseite vergolten haben wollte. Einige Augenblicke später erreichten sie bereits ihr Ziel, und Kazuo verspürte für befremdende Sekundenbruchteile eine seltsame Befriedigung, als man ihn ungläubig musterte. Wie die Heldin eines zweifelhaften Films, die von ihrem halbstarken Verehrer auf dessen Höllenmaschine kutschiert wurde. »Lächerlich«, rief er sich selbst zu Ordnung. Eine Krücke für das eigene Selbstwertgefühl benötigte er nicht! Abschiedslos ließ er Masato stehen, reichte den Helm achtlos hinter sich und strebte dem Haupteingang zu, schenkte den Umstehenden keinen Blick. Masato lächelte in die verwirrten Mienen, denen die Verärgerung und Ablehnung solcher Art von Arroganz und Unhöflichkeit deutlich abzulesen war, versöhnte in dieser leichtherzigen Gestik die aufgewühlten Gemüter. Er beabsichtigte nicht, Kazuo zu folgen, ihm zuzuschauen, sich aufzudrängen. Nein, im Gegenteil, er würde seine Maschine aufbocken, sich ein ruhiges Plätzchen suchen und sein Skizzenbuch zur Hand nehmen. ~+~ Kazuo drosch den Aufschlag knapp hinter die Grundlinie, quittierte den Signalton, der ihm kundtat, dass er einen Fehler begangen hatte, mit einem Zischen. Er hatte erwartet, dass sich Masato wie einer dieser Groupies oder Kouhais an ihn hängen würde, eine unsichtbar-auffällige Gefolgschaft, die seine Person in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken würde. Doch der ließ sich nicht blicken. Eine andere perfide Form des Sadismus, den Kazuo Masato zumaß. »Nicht nur ein Erpresser, nein, auch ein Folterknecht, wenn nicht physisch, so doch psychisch. Aber das wird ihm nicht zum Erfolg gereichen«, so schwor sich Kazuo in kaltem Zorn. Verbannte entschlossen jeden Gedanken an das Ende des Trainings und konzentrierte sich auf sein Spiel. ~+~ Noch immer erhitzt von der Dusche nach der Übungsstunde, energiegeladen und dadurch unruhig kauerte Kazuo hinter Masato, studierte die vorbeiziehende Kulisse, mit jedem Straßenzug dem Elternhaus des Älteren näher kommend. Dieses Mal, Kazuo lächelte ohne Gefühl, würde Masato sich nicht mehr auf den Effekt seines seltsamen Heims verlassen können, ihn überrumpeln. Dieses Mal würde ER den Rhythmus diktieren. Die notwendigen Kraftreserven waren in Alarmbereitschaft, er strotzte vor Spannung. Wenn Masato dieses Vorhaben bekannt war, so verriet ihn seine Körpersprache nicht. Wie bei ihrem ersten Besuch lotste er Kazuo in sein Zimmer, bot Erfrischungen an, bat ihn abzulegen, es sich gemütlich zu machen. Um ebenso abweisend zurechtgewiesen zu werden. Sich die leichte Trainingsjacke im Blousonstil abstreifend kehrte Kazuo Masato den Rücken zu, entschlüpfte seiner Bekleidung mit der gewohnten Achtlosigkeit. Masato verzichtete auf eine Studie des unbekleideten Jüngeren, befleißigte sich unterdessen, sein Bett aufzuschlagen, das alles umgebende Weiß auszubreiten. Er zog sich anschließend so langsam aus, als bereite es ihm große Koordinierungsschwierigkeiten. Als entwickelten Ärmel und Hosenbeine ein widerspenstiges Eigenleben, dem er nur mit Mühe Herr wurde. Kazuo trat an das Fenster, von der Jalousie verdeckt. Das Tageslicht blinzelte nur gefiltert herein. Der Raum, so erkannte er nun blitzartig, erinnerte an eine Zelle, da nicht nur die horizontale Musterung in den Schranktüren, sondern auch durch Jalousien und Verzierungen auf dem Türblatt einen gleichförmig geschlossenen Eindruck erzeugten. Bedrückend, rätselhaft... Sein Herz schlug unwillkürlich in einem höheren Takt. Als umfinge es Beklemmung durch eine Enge, die der Raum gar nicht barg. Im Gegenteil, für die Wohnverhältnisse, die er erlebt und gekannt hatte, war es ein weitläufiges privates Reich, verschwenderisch in den Ausmaßen. "Kazuo....", brachte sich Masato leise in Erinnerung, kniete im Adamskostüm auf der Bettdecke. Er hob sich dunkel von der grellen Eintönigkeit des vorherrschenden Weißtons ab. Mit einer eisigen Miene gewappnet trat Kazuo an das breite Bett heran, kroch auf allen Vieren über die Matratze, um genau gegenüber Masato Platz zu nehmen, dessen Körperhaltung spiegelweise zu kopieren. Masato lächelte, hob die Hände, ließ seine Fingerspitzen über Kazuos Silhouette tanzen, ohne ihn tatsächlich zu berühren. Eine Aura aus flüchtiger Wärme, gefüllt mit potentiellem Kontakt... Kazuos Haut überzog sich zu seinem Ärger mit einer Gänsehaut, prickelte auffrischend, sodass er unwillkürlich die Schultern hochzog, zitterte. Masatos Lächeln verlor seine lebendige Qualität, driftete ab in traumwandlerische Untiefen, als er die winzige Spanne des Abstands überschritt, behutsam die gereizte Fläche mit sanftem Streicheln beruhigte. Was Kazuo aus dem Konzept brachte. Er verabscheute den Gedanken, Trost akzeptieren zu müssen von ausgerechnet dem Verursacher seiner Unruhe! Ungeachtet dessen verweigerte sein Körper den schuldigen Gehorsam. Trotz intensiven Trainings und durchglüht von der Abwärme seiner Anstrengungen schmiegte er sich in die Handflächen, die neue Landschaften auf dem schlanken Leib zeichneten. "Komm zur Sache!", fauchte er schließlich, an Selbstekel würgend, war diese Darbietung doch in einem Maße überzogen, die seinen Maßstäben zuwiderlief. Nicht er suchte Befriedigung, sondern dieser perverse Erpresser! ~+~ Masato badete in den schwarzen Augen, die unbewegt und spiegelglatt sein Gesicht zurückwarfen, keine Tür offenbarten, durch die man Einblick in das Wesen dahinter nehmen konnte. Wäre nicht Kazuos Körpersprache in Winzigkeiten widersprüchlich, nur einem geschulten Beobachter eingängig, so hätte er vermuten müssen, dass seine Nähe und seine Berührungen keinerlei Echo hervorriefen. Er umfasste Kazuos anmutig geschnittenes Gesicht mit beiden Händen liebevoll, näherte sich an. Provozierte ein eisiges Blitzen, bevor er getreu der Abmachung und in eingestandener Bosheit beide Mundwinkel zärtlich küsste. Den Jüngeren freigab, um die Hände über Hals, Schultern und Arme gleiten zu lassen. Sich dann vorbeugte, Kazuo auf die Matratze dirigierte, wollte der den hauchdünnen Abstand wahren, der sie auf Distanz hielt. Masato zwinkerte in das ausdruckslose Gesicht, richtete sich auf, nun, da er Kazuo ausgestreckt wusste, den Kopf sehr nahe am Fußende des Bettes gelagert. Kroch auf allen Vieren über die liegende Gestalt, suchte eine Reaktion, bevor er die Ellenbogen nach außen wandte, die Arme einknicken ließ, immer tiefer mit dem Oberkörper Kazuo entgegen sank. Im letzten Augenblick löste er jedoch die Rechte, ging in seiner Schultasche, die direkt vor dem Fußende wartete, auf Expedition. Angelte mit triumphierenden Grinsen, -eine sehr jungenhafte Geste-, eine kleine Flasche heraus, ihre Beschriftung sorgsam verdeckt. Kazuo schenkte diesem Ausflug keine große Beachtung. Er beabsichtigte keineswegs, kindische Spielereien zu sanktionieren. Masato, den Kopf abgekehrt, setzte die Flasche an die Lippen, wandte sich dann wieder Kazuo zu. Er schwebte über dessen Brustkorb, die Augen geschlossen, wiegte sich selbst zu einer lautlosen Melodie. Die Attacke kam vollkommen überraschend. Ihre hitzige Umsetzung verschreckte Kazuo, der sich unzutreffenderweise für alles gerüstet hielt. Masatos Mund wanderte in blitzartigem Tempo, von einem behände pendelnden Oberkörper unterstützt über Kazuos Haut, verzierte sie mit feuchten Küssen, Zungenschlag und leichten Bissen. Nicht weiter ungewöhnlich, sah man von der schockierend dunkelblauen Farbe ab, die wie ein aggressiver Ausschlag kundtat, wo sich Masato bereits getummelt hatte. Kazuo knurrte, stützte sich auf die Ellenbogen, die Stirn in zornige Unmutsfalten gelegt. "Es ist abwaschbar." Masato lächelte vergnügt mit abscheulich blau gefärbten Lippen, Zähnen, Zunge und Speichel auf Kazuo hinab, leckte sich über die Handflächen, um Kazuos Leib weitere Verzierungen hinzuzufügen. Die Augen rollend ob dieser kindlichen Eingebung verharrte Kazuo in gelangweilter Ergebenheit, in der vagen Hoffnung, man möge begreifen, wie lächerlich sich diese Albernheit ausnahm. Masato blieb unbeeindruckt, arbeitete weiter an einem Design, das nur er erkennen konnte, schien doch in Kazuos Wahrnehmung die Musterung willkürlich und abstrakt. Das Werk vollendet verharrte Masato hochaufgerichtet. Er stand auf der Matratze über Kazuo und gravierte sich mit den Augen Millimeter für Millimeter den Ausgestreckten in das Gedächtnis ein. Sodann begab er sich auf die Knie und schob sich zwischen Kazuos Beine, lächelte sanft und barg dessen Penis zwischen den dunkelblauen Lippen. Kazuos Erschrecken durchlief sie beide. Die stützenden Ellenbogen gaben nach, plump prallte er auf die Matratze, die Augen geweitet. Masato streichelte mit der freien Hand leichte Kreise um Kazuos Bauchnabel, während seine Zungenspitze die empfindliche Haut traktierte, Stahl in den Muskel zauberte. Fühlte sich Kazuo wohl an einen schlechten Horrorstreifen erinnert durch die verfärbten Zähne, den Kontrast seiner makellosen, durch die Beteiligung an den Spielszenen haarfrei gehaltenen Haut? Masato saugte, spannte schluckend die Muskeln an, animierte den stocksteifen Leib unter sich zu einem Zittern. Fingernägel gruben sich in die Matratze, während es still blieb, kein Laut entwich. Kazuo verfügte über keine Fluchtmöglichkeit. Längst hatte sein Körper die Regie übernommen. Sie wussten beide um diesen Umstand, und Masato verzichtete auf quälende Demonstrationen seiner Handlungsfreiheit. Sich tief hinab beugend über den zuckenden Unterleib forcierte er dessen Entladung in seinen Mund, streichelte, reizte, biss und saugte, um von einem erstickten Keuchen und Sekret belohnt zu werden. Ein leichter Schweißfilm auf der hellen Haut verwischte die blauen Verzierungen, doch Masato registrierte das nicht weiter. Ihm bedeuteten die halb gesenkten Lider, die erhitzten Wangen, der atemwerbende Mund ungleich mehr. Sich an Kazuos Seite schmiegend umfasste er dessen Hand und schob sie zwischen seine Schenkel, lächelte seine dunkelblaue Aufforderung in die schwarzen Augen. Kazuo blinzelte, kam dem Geheiß aber nach, stabilisierte die Erektion, hielt den Blickkontakt trotzig. Masato verhehlte seine Lust keineswegs. Er wand sich, atmete flacher, hastiger, schloss die Augen genießend, kehrte zurück zu ihrem stummen Duell, ließ sich treiben. Wickelte sich Kazuos Beine um die eigenen, eines dazwischen, das andere um eine Hüfte, rieb mit dem eigenen Oberschenkel in Kazuos Schritt, drehte sich mit ihm leicht, um ein Kondom aus der Schultasche zu angeln. Er vertraute es Kazuos Fingern und seiner Geschicklichkeit an, forderte ihn gleichzeitig heraus: Kazuo durfte sein Starren nicht einstellte und musste blind die Präparierung vornehmen. Kazuos Miene spiegelte überdeutlich seine Verachtung für derart unbedeutende Avancen wider. Ohne Mühe entledigte er sich der Aufgabe. Und Masato nutzte die Entspannung, die mit Kazuos Selbstzufriedenheit einherging, in dessen Unterleib einzudringen. Die unmittelbare Reaktion, eine akute Verspannung, die sie unbeweglich verharren ließ, löste sich erst, als Masato Kazuos Hüften umfasste, sich selbst langsam auf die Knie begab, den ersten Vorstoß abblies. Tief ausatmend verzichtete Kazuo auf maskierende Abwehr, assistierte Masatos zweitem Anlauf, schloss die Augen. Masato bog sein Rückgrat schlangengleich durch, suchte werbend Kazuos Brustkorb, während er den schwerfälligen Rhythmus seiner zögerlichen Stöße fast vollkommen einstellte, schmiegte sich an den Jüngeren, die Stirn auf dessen Herz pressend. Kazuos Finger zuckten, in einer unbekannten Versuchung, die modisch gesträhnten Haare, die sich aureolengleich auf seiner Brust ausbreiteten, wegzustreichen, den Atemzügen, die ein unerklärliches Schluchzen trugen, ihr Geheimnis zu entlocken. Stattdessen musste das Laken herhalten, seiner starren Umklammerung Genüge tun, er selbst körpersprachlich Ungeduld und Arroganz überdeutlich transportieren. Nicht, dass dies Masato beeinflussen konnte, wie Kazuo verärgert bemerkte. Nein, der Ältere fing sich selbst wieder, schenkte ihm ein sorgenfreies, beängstigend blankes Lächeln. Schraubte sich hoch, beendete die unbequeme Haltung. Mit sanftem Streicheln von Kazuos Oberschenkeln und seiner Hüftpartie warb er um Vergebung für die Unterbrechung, bevor er sich mit hingebungsvoller Konzentration daran begab, ihnen Befriedigung zu verschaffen. Das Spiel von Muskeln und Sehnen, nun Kazuos Augen offenbart, wirbelte vor dessen Augen, die Haut ebenso dunkelblau in abstrakter Musterung verziert, mit einer sogartigen Wirkung auf ihn. Er hörte sich selbst keuchen, seufzen, gab seine Abwehrhaltung auf. Endlich konnte er sich überwinden, den Kopf auf die Seite zu kehren, eine Hand von dem misshandelten Laken zu lösen und sich die Fingerknöchel auf die Lippen zu pressen, gleichsam jede weitere Äußerung zu unterbinden. Masato studierte losgelöst den Jüngeren, dessen Wimpernschlag ihm allein Auskunft gab, wie seine Anstrengungen aufgenommen wurden. Wellen der Leidenschaft durchliefen ihn, und er gab sie ungefiltert weiter, delektierte sich an ihren partnerschaftlich gefleckten Leibern, die die Perfektion des weißen Raums aufstörten. Er lächelte mit gebleckten Zähnen, warf den Kopf weit in den Nacken und überließ sich seinen Instinkten. ~+~ Kazuo kehrte seinen Kopf mit der Promptheit einer eingeübten Inszenierung auf die andere Seite, als Masato ermattet neben ihn sank, die Augen geschlossen, atemlos seinem heftig bebendem Brustkorb ausgeliefert. Es galt zu beweisen, dass dies nichts Ungewöhnliches gewesen war. »Nur eine geschäftliche Transaktion«, ermahnte sich Kazuo, setzte sich demonstrativ auf, um mit abschätzigem Schnalzen die Auswirkung ihres Infights zu begutachten. Auch abwaschbare Farbe, -er hoffte inständig, Masato habe sich nicht dichterischer Freiheit in dieser Hinsicht bedient-, hinterließ deutliche Spuren auf Laken, Bezugsstoffen und Kissen. Ganz zu schweigen von dem blutroten Kondom, das noch immer an seinem Platz auf Entsorgung nach treuen Diensten wartete. Kazuo wischte sich schwarze Haare aus der Stirn und suchte auf diesem Weg auch die seltsame Verwirrung zu verscheuchen, die ihn befiel. Ein Gefühl, als bewege sich etwas in seinem Blinden Fleck, ein Schemen, der gefährlich werden konnte, wenn es nicht gelang, ihn zu überraschen und zu identifizieren. Masatos Fingerspitzen streichelten über Kazuos aufgestützten Handrücken. "Einen Augenblick noch... dann bekommst du zwei Seiten..." Seine Stimme krächzte heiser, doch vergnügt. Kazuo wandte den Kopf, funkelnd. "Du willst unter der Dusche weitermachen", wagte er sich an eine kühne Vermutung. »Noch 21 Seiten...« Ein sanftmütiges Lächeln bestätigte seine Eingebung. Unbeeindruckt die Schultern hochgezogen trommelte Kazuo Signale gelangweilter Ungeduld auf das verwüstete Bettlaken. Doch Masato beschleunigte sein Gebaren nicht, erhob sich gemächlich, durchquerte, sich vom Kondom befreiend, den Raum, um aus den Innereien eines Wandschranks eine Papprolle zu ziehen, die genau zwei Doppelseiten barg. »Er hat alles so geplant!« Kazuo knurrte innerlich vor weißglühendem Zorn. Dafür würde sich diese Tortur insgesamt verkürzen...umso besser!! Er nahm die Seiten entgegen, überflog sie knapp. Schließlich bot die Handlung nichts Neues, jahrtausendealte Nichtigkeiten, boy meets boy, das übliche Schema... abgesehen von den Dämonen, aber einen Leser von guts & gore konnte das kaum schrecken. »Mädchen gruseln sich wohl gern, wenn sie danach bei Romantik seufzen können«, seine Mundwinkel zuckten willkürlich abschätzig. Den 'Lohn' verstaut wandte er sich Masato zu, der ihm ein dunkelblaues Grinsen schenkte, seine Hand zum Geleit ausstreckte. Eine Offerte, die Kazuo selbstredend ausschlug. Unbekleidet und von abstrakter Musterung geziert traten sie auf den Flur hinaus, bogen ab, um sich in den mit 'Badezimmer' ausgezeichneten Raum zu begeben. Durch den geschickten Einsatz von Spiegeln und Oberlichtern, die das Dach durchbrachen, erschien das geflieste und gekachelte Zimmer taghell und von einladender Sauberkeit. Erstaunlicherweise hatte man auf die dominierende Farbgebung verzichtet. Hier traf Elfenbein auf dezente Schattierungen von Grün, stilisierte Tuschezeichnungen auf Keramik: Gräser, Blumen, Blätter, Zweige. Bodenvasen und Hängeampeln trugen schwer an Flora, deren Duft jedoch die Grenzen der Dezenz nicht überschritt. Masato bewegte sich sicher über die ausgelegten Matten aus Bambusrohr. Heizte die große, hüfthoch geflieste Wanne an, bevor er Kazuo zuvorkommend einen Schemel anbot, damit der sich entsprechend den Gewohnheiten zunächst vor einem anmutig geschweiftem Spiegel mit muschelförmigen Wasserbecken reinigen konnte. Kazuo nahm Platz in dem Air, dass diese Umgebung ihm keineswegs Erstaunen verursacht hatte, ließ Wasser laufen und wählte aus den verschwenderisch in Glasflakons legionierten Reihen flüssige Seife aus, die er auf Schwamm und Lappen zu applizieren gedachte. Pfirsichduft, nicht die billige, süßliche Variante, sondern ein aufwändig gewonnenes Naturaroma, herb, mit der Ahnung frischen Grüns. Die Versuchung war zu verlockend, um ihr zu widerstehen. Kazuo schäumte sich ein, massierte seine Haut mit den angebotenen Bürstenschwämmen, shampoonierte sich die schwarzen Haare. Noch bevor es ihm gelang, den eleganten Brausekopf zu justieren, -hochwertige Armaturen aus beschichtetem Chrom statt Kunststoff und Gummischlauch-, hatte Masato seinen Vorteil ergriffen. Vertrieb nun die Überreste von Seife, verabschiedete genüsslich mit der freien Hand etwaige Reste, bevor er behutsam den Abgang des Shampoos mit einem Kamm begleitete. Kazuo gestattete diese Freiheit in der Befriedigung, dass Masato sich selbst würde behelfen müssen, wenn es an ihm war, die Spuren seiner Farborgie zu beseitigen. Er würde nicht das kleinste Zugeständnis in dieser Hinsicht machen. Nein, sich zurücklehnen und Distanz demonstrieren, das sollte ihn leiten!! Masato jedoch erwartete zu Kazuos Enttäuschung keineswegs, dass der ihm die gleiche Freundlichkeit erwies. Er seifte sich geschickt ein und spülte ohne Formalitäten ab. Lächelte immer wieder sanft zu Kazuo, bevor er auch seinen verfärbten Zähnen auf den Schmelz rückte, energisch abschrubbte, was sich so gruselig ausgemacht hatte. Die Badewanne nun mit heißem Wasser gefüllt kletterten beide vorsichtig hinein, Kazuos Haare in ein Tuch hochgeschlagen. Wie Masato balancierte er auch eine kleinere Ausgabe auf dem Kopf, um sich Spuren kondensierender Feuchtigkeit vom Gesicht zu wischen. Natürlich hielt Kazuo den größtmöglichen Abstand in den eingefügten Sitzschalen, belauerte Masato argwöhnisch, wann der wohl seine 'Dienstleistung' einfordern würde. Masato jedoch lehnte die ausgebreiteten Arme auf der Umrandung an, schloss die Augen und atmete tief durch, noch immer auf beunruhigend gelöste Weise lächelnd. Und Kazuo konstatierte mit einer ihn überraschenden Plötzlichkeit, was ihn derart verunsicherte: dass dieses Lächeln so unnahbar war, so vernebelnd, dass seine eigene kalte Maske im Vergleich kläglich verblasste. Täuschend echt, um einem oberflächlichen Betrachter einen falschen Eindruck zu vermitteln. Kazuo konnte kaum unterscheiden, wann Masatos Lächeln wahrhaftige Sympathie bekundete. Hatte er angenommen, dass der sich bisher allein emotional entblößt hatte, so musste er sich eingestehen, dass er sich profund geirrt hatte: er konnte nicht sagen, wer hier wem die Meisterschaft der Verschleierung von Absichten und Sehnsüchten bewies. Beunruhigt senkte Kazuo den Kopf, verfolgte abwesend das leichte Wellenspiel, das die Oberlichter glitzernd zurückwarf, gleichzeitig jedoch kein Hindernis für das Durchdringen des klaren Wassers bildete. Masatos Hand auf seiner Wange riss ihn unerwartet aus seiner Versunkenheit. Die Fingerspitzen liebkosten seine Wangenknochen, während der Daumen die Silhouette seines Mundes zärtlich nachfuhr. Für einen Augenblick erwog Kazuo Widerstand, immerhin beabsichtigte Masato wohl, hier im Badewasser... und das ohne Präservativ! Doch Masatos leises Lachen brach sich in die im Aufbau befindende Empörung. "Ich möchte dich nur ein wenig im Arm halten", bekannte er besänftigend, verabschiedete das becircende Lächeln. Kazuo musterte ihn eingehend, seine misstrauische Miene auf der Suche nach einer versteckten Falle, die mit diesem trügerisch bescheidenen Ersuchen getarnt werden sollte. Sein Pflichtbewusstsein überwog. Er hatte einen Pakt geschlossen, und er fürchtete sich doch nicht vor diesem verdrehten Kerl! Betont lässig stemmte er sich hoch. Die Hitze zeigte Wirkung auf seinen ermüdeten Kreislauf, ließ ihn mit stabilisierend ausgebreiteten Armen die wenigen Schritte nehmen, bevor er auf Masatos Schoß sank. Stocksteif und hochaufgerichtet, den Blick abgewandt, ein gemeißeltes Profil darbietend. Masato störte sich nicht daran, schlang behutsam die Arme um den Oberkörper des Jüngeren, lehnte die Stirn gegen die handtuchbewehrte Seite des Kopfes, hauchte Küsse auf Schulter und Schlüsselbein. Hielt Kazuo einfach im Arm. ~+~ Eine Ewigkeit lang schien diese ungewöhnliche Konstellation sie zu verbinden. Dann hob Masato langsam den Kopf von Kazuos Schulter, entließ ihn vorsichtig aus der Umarmung. "Es ist genug", bedeutete er die gemahnte Faustregel, dass 20 Minuten in der Hitze des Badewassers eine ausreichende Höchstgrenze waren, wollte man nicht den Kreislauf überstrapazieren. Kazuo kletterte als erster aus der Wanne, suchte zu seiner Verlegenheit stützenden Halt an der Einfassung, bis er sich stabilisiert hatte. Masato hingegen unternahm keinerlei Anstalten zu verschleiern, dass auch sein Kreislauf beansprucht wurde, hangelte sich bis zu einer Schrankwand mit Türen aus Kiefernholz, die in ihrem Inneren eine ausklappbare Sitz- und Liegebank verbargen. Auf die er ein lindgrünes Handtuch auslegte und sich ausstreckte. Kazuos irritiertem Blick ein Seufzen schenkte, gefolgt von einer Direktive. "Da hinten stehen Massageöle. Ich nehme Lavendel, wenn du so freundlich bist..." Kazuo begriff. »Hier nun also der zweite Akt.« Er bemächtigte sich des gewünschten, rieb die dickflüssige Mischung zwischen seinen Handflächen, bis sie angenehm erwärmt war, um dann mit aller Kraft den ausgestreckten Leib zu massieren. Masato stöhnte und keuchte hingebungsvoll, sodass Kazuo unbewusst in Triumph grinsend sogar auf die Bank kletterte, um rittlings noch geschickter Muskelpartien zu traktieren. Seine Finger summten bereits unter der ungewohnten Belastung, als sich Masato umdrehte und nun die Entsprechung mit seiner Front suchte. Streichend und knetend näherte sich Kazuo dem Unterleib an, umging ihn, bis Masato die Beine aufstellte, seine Knie eine Phalanx in Kazuos Rücken bildeten, die verhinderten, dass der weitere Ausflüchte finden konnte. Ihre Blicke trafen sich, und Kazuo erkundigte sich stumm, was Masato erwartete. Der stemmte sich jedoch hoch, ließ die Beine über die Kante baumeln, studierte Kazuos Miene aus unmittelbarer Nähe. Beugte sich an jenem vorbei, um ebenfalls die Flasche mit dem Massageöl zum Einsatz zu bringen, strich nun sanft über Kazuos Torso. Um bei der Gelegenheit den Rücken zu massieren, an Kazuos Ohr die Anweisung zu flüstern, er möge den verschmähten Unterleib nun auch manuell einbalsamieren. In der sich aufbauenden Hitze, -Masato entwickelte eine perfide Vorliebe, mittels umschlingender Arme Kazuos Kehrseite zu erkunden-, begab sich der nun daran, das Geforderte nachzuholen, was in kürzester Zeit die alerte Aufmerksamkeit einbrachte. Masatos Bemühungen fahrig werden ließ. Seine Augen verschleierten sich, sein glühender Atem legte sich auf Kazuos Haut, mischte sich mit dessen beschleunigten Luftzügen. Masato löste seine Hände von Kazuos Schultern, wo sie Halt gesucht hatten, dirigierte sie in Kazuos Schritt, um spiegelgleich nachzuvollziehen, was Kazuo bereits in Angriff genommen hatte. Der blinzelte, Abwehr präparierend, denn immerhin hatte Masato kein Recht, ihm ebenfalls Vergnügen aufzuzwingen, doch dann verwarf er diesen Gedanken, als sich Lust wie eine schwere Wolke auf ihn niedersenkte. Es schien vielmehr ein Kinderspiel zu sein, ein neugieriges Vortasten, was wohl jene Aktion für eine Reaktion zur Folge haben würde. Beinahe erwartete er ein überdrehtes Kichern, das Anspannung lockern sollte. »Das ist verrückt...« Kazuo begegnete Masatos Lächeln, das von Emotionen gezeichnet war. Zuckenden Lippen, die offenkundig einen Kuss austauschen wollten, was ihnen jedoch verwehrt werden musste... Und Kazuo registrierte erschrocken die eigene Bereitschaft, für einen offenen Zungenkuss auf 'Entlohnung' zu verzichten, mochte er doch nur mit dem manuellen Liebesspiel Schritt halten! Die Verstörung rieselte eiskalte Schauer über seinen Nacken, prickelte elektrisierend durch seinen Leib und beschleunigte seinen Höhepunkt, was er mit gesenktem Kopf und zusammengepressten Lippen quittierte. Kazuo suchte eilends Ausgleich, indem er Masatos Erektion umsorgte, bis der sich unter gutturalem Keuchen in seine Handflächen ergoss. Die Stirn auf seine Schulterbeuge sinken ließ, Halt fand. Kazuo wischte sich die Hände am Handtuch ab und räusperte sich abweisend. "Ich muss los." ~+~ Masato lehnte in den Maschendrahtschlingen, verfolgte die Wanderung der gezupften Wolkenschlieren am Firmament, einen Hauch von herbstlichem Grau in der blauen Pracht. Sein Skizzenbuch ragte gerollt aus einer Hosentasche, während die üblicherweise geschäftigen Finger sich in den Zaun krallten. Die Gedankenwelt abgesondert von Schulhofumtrieben, Geräuschkulisse und Hektik wanderte er auf einsamen Pfaden. Von denen ihn Kazuo lotste, der sich in schlendernd-gelangweiltem Gang annäherte, abweisend auf den eigenen Hof starrte, in die Maschen gelehnt. "Ich kann heute nicht kommen", versorgte er Masato mit einer Nachricht, deren Neuigkeitswert bereits abgelaufen war, da der ihn hier in so ungewöhnlich distanzierter Stimmung erwartete. "Wir treffen uns am Nebeneingang, Heizungskeller", wisperte der Ältere zurück, "ich fahre dich dann zum Turnier." Kazuo ballte die Fäuste im Sichtschutz seiner Oberschenkel, für Masato nicht einsehbar. "Unmöglich, die Zeit..." "Komm", Masatos heisere Replik ließ keinerlei Zweifel über die Verhandelbarkeit ihrer Verabredung zu. Dann stieß er sich vom Zaun ab und spazierte davon. Kazuo gestattete sich ein verärgertes Zischen, verfolgte diesen Abgang mit Beunruhigung. Masato wirkte ungewohnt abwesend und fordernd zugleich, für seine Verhältnisse sehr nah an Aggression. Mit rebellierendem Magen erinnerte sich Kazuo daran, dass eine erkannte Gefahr eine lösbare Aufgabe darstellte. Der man noch gewappneter gegenübertrat, wenn man ausreichend gespeist hatte. ~+~ Mit verdeckter Vorsicht betrat Kazuo das Schulgelände der Oberstufe, lauschte auf Gesprächsfetzen, sondierte Anwesenheiten von anderen Personen. Auch wenn stets betont wurde, wie gut die Beziehung der beiden benachbarten Stufen sich ausnahm, so bewies die praktische Erfahrung, dass es nicht gerade von Voraussicht zeugte, wenn man sich als Mittelschüler bei der Oberschule verirrte. Und einige der Sempais, denen Gehorsam geschuldet wurde, verfügten über einen diskutablen Sinn für Humor. Kazuo legte keinen Wert auf persönliche Erfahrungen in dieser Hinsicht. Er hielt sich demzufolge im Schatten, suchte mit raschem Schritt den Nebeneingang, der sich am Anbau befand, die gekennzeichnete Tür der Heizanlage, der Eintritt für Unbefugte untersagt. Probeweise drehte er den Knauf, und zu seiner Verwunderung erwies sich die feuersichere Tür als offen, hinderte sein Betreten nicht. Bevor er jedoch mit irrenden Fingerspitzen der Türleibung entlang einen Lichtschalter ausmachen konnte, umfingen ihn fremde Arme, legte sich eine Hand erstickend auf seinen Mund, wurde er von einem fremden Körper an seiner Rückseite in den dunklen Raum gestoßen. Schwer schlug die Tür in ihr Schloss. In Kazuos Inneren rauschte sein Blut pochend, hämmerte sein Herz, bis warmer Atem an seinem Hals mit kaum hörbaren Worten Aufklärung brachte. "Kazuo..." Nur Masato wisperte seinen Namen mit dieser begehrlichen Note so zärtlich wie eine Liebkosung. "Licht!", fauchte er nun ungehalten, bereit, die Ellenbogen in Masatos Körper zu rammen, sollte der ihn weiter umschlungen halten oder gar zudringlich werden, bevor er den Salär entrichtet hatte. "Man würde es im Computer in der Zentrale bemerken", raunte Masato an Kazuos Halsbeuge, hauchte einen Kuss auf die unbedeckte Stelle oberhalb des Hemdkragens. "Warte bitte..." Er löste sich, und Kazuo nutzte die Gelegenheit, sich eilends zu orientieren, unterschiedliche Signallämpchen an Panelen auszumachen, als sich schon ein auf dem Betonboden abgestelltes Teelicht entzündete. Masato blies das Streichholz aus, steckte es in die Hosentasche, bevor er aus der Hockstellung kam und Kazuo gegenübertrat, ihn betrachtete. "Ich verspreche, wir schaffen es zu deinem Turnier", versicherte er, streckte eine Hand aus, um Strähnen aus Kazuos Stirn zu wischen, die sich aus dem Zopf am Hinterkopf gelöst hatten. Kazuo wich aus, eine geschmeidige Bewegung, die sein abweisendes Gesicht konterkarierte. Seine eisige Stimme forderte ungehalten: "die Seite!" Die vor der Brust gekreuzten Arme wiesen jede Annäherung zurück. Mit einem um Entschuldigung werbenden Lächeln nickte Masato geflissentlich, "natürlich." Beugte sich über seine Schultasche, die direkt neben dem Eingang wartete, entzog ihr die obligatorische Papprolle, die sie nun beide in Gewohnheit transportierten. Entkapselt reichte er die Doppelseite weiter, die Kazuos Blockadehaltung aufweichen würde. Mit einem Blick nahm Kazuo das großformatige Panel in sich auf: den Kampf der beiden Protagonisten in ihrem dämonischen Erscheinungsbild, ein gewaltiger Aufprall an Energien, Kraft und rücksichtslosem Vernichtungswillen. Er rollte das Dokument ein und deponierte es in seiner eigenen Tasche, lehnte das Racket daneben. Eine hochgezogene Augenbraue forderte den Fortgang der Ereignisse ein, immerhin galt es, einen Termin einzuhalten. Masato winkte ihn heran, ging dann vor Kazuo in die Knie, um dessen Pullunder anzuheben, die Gürtelschnalle zu lösen und dessen Hosen auf die Knöchel sacken zu lassen. "Steig heraus", wies er ruhig an, über die nackte Haut der Oberschenkel streichend, bis Kazuo seiner Aufforderung Folge geleistet hatte. Die Unterhose fand sich Augenblicke später ebenfalls ein, dann erhob sich Masato wieder, trat hinter Kazuo, umfasste dessen Handgelenke sanft, dirigierte sie auf isolierte Rohre in angenehmer Reichweite. Kazuo verstand, dass er sich an ihnen festhalten sollte, wenn Masato in ihn eindringen würde, grub die Fingernägel in das kunststoffummantelte Material und übte sich in Beherrschung. Masato ließ nun seinerseits die Hosen herunter, schmiegte sich eng an den Jüngeren, atmete geräuschvoll dessen Geruch ein, die Stirn gegen den Kazuos Zopfgummi am Hinterkopf reibend. Seine Finger produzierten aus der Jackentasche seiner Schuluniform zwei Kondome, versorgten sie beide, in Kazuos Auffassung dem Wunsch entsprechend, keinerlei verräterische Spuren zu hinterlassen. Wie war es Masato wohl gelungen, den Schlüssel für den Heizraum zu erhalten?! Seine müßigen Gedanken zerstoben, als Masatos Zärtlichkeiten fordernder wurden, die Finger unter sein Hemd krochen, Muskelstränge und Sehnen nachzeichneten. Seinen Bauchnabel umkreisten, während sich Zähne in seine Schulterbeuge gruben. Kazuo zischte Protest. Er musste schließlich im Trikot sein Turnier bestreiten und solcherart zugefügte Male warfen unerwünschte Fragen auf. Masato verzichtete auf eine Entschuldigung, für Kazuos ein weiteres, beunruhigendes Zeichen der Veränderung, stellte aber die bissigen Liebkosungen ein, verlegte sich auf Zungenspiele. Verstörender nahm sich aber die Zielstrebigkeit aus, mit der Masato seine Befriedigung verfolgte. Welche Energien er freisetzte, den harten, schnellen Rhythmus, der Kazuo mit ersticktem Ächzen auf die Zehenspitzen trieb. Nicht, dass es Masato an Rücksicht und Einfühlungsvermögen gebrach, dies gebot die Fairness anzuerkennen. Allerdings konzentrierte sich seine Leidenschaft so massiv, dass Kazuo überrannt wurde, nahezu ohnmächtig an den Rohren hing, für Wimpernschläge lang nur von Masatos umklammerndem Arm gesichert. Der Höhepunkt kam erlösend fast synchron, raubte Kazuo Sicht und Atem, wie auch sein Unterbewusstsein meldete, dass Masato mit gutturalem Stöhnen seine Erleichterung bekannt gab. Torkelnd brach er in die Knie, riss Kazuo mit sich, sodass sich beide ineinander verkeilt auf dem Betonboden wiederfanden, in hektisch flackerndem Kerzenschein, dem Luftzug geschuldet. Kazuo gelang es als erstem, sich zu stabilisieren und aufzusetzen. Dann folgte Masato seinem Beispiel, kroch auf allen Vieren, den Unterleib blank, zu seiner Schultasche hinüber, um zwei Dosen zu entnehmen. Mit dem Knacken der Verschlüsse schreckte er Kazuo auf, der sich zu sammeln versuchte, seinen Leib befragte, ob diese grobe Inbesitznahme seine Chancen beim Turnier mindern würde. "Koffein", Masato offerierte eine Dose, nahm aus der eigenen einen tiefen Schluck, bevor er sie abstellte, ungeniert Kazuos Schritt okkupierte, um das Kondom abzuzupfen. Mit der gleichen Konzentration widmete er sich der entsprechenden Aufgabe am eigenen Leib, bekleidete sich sodann wieder ordentlich. Mit geschlossenen Augen dem Zittern beanspruchter Muskulatur lauschend verharrte Kazuo reglos. Lediglich das mechanische Leeren der Dose erfolgte. Er musste sich eingestehen, dass es ihn dieses Mal mitgenommen hatte. Dass er sich am Liebsten zusammengerollt und verkrochen hätte. Masatos Nähe schreckte ihn auf, als der ihn kurzerhand auf den Schoß zog, um ihn ebenfalls zureichend zu bekleiden. Vergeblich lauerte Kazuo in Rachsucht auf einen verräterischen Kommentar, etwaige Genugtuung in den Zügen des Älteren. Doch der blieb ihm fremd, verborgen hinter einer nicht zu entziffernden Maske. Sie erhoben sich beide, sammelten stumm Dosen und Schultaschen ein. Masato löschte sein Teelicht und steckte es für das heiße Wachs unempfänglich in eine Blechdose, bevor sie in den Untiefen seiner Schultasche versank. Gemeinsam ungeachtet möglicher Zeugen strebten sie den Fahrrad- und Motorradständer an. Masato löste seine Maschine aus ihren sichernden Ketten, teilte die Helme aus, schlüpfte dann aus seiner Schuljacke, um sie Kazuo trotz funkelnden Blicks über die Schultern zu streifen. Kazuo fügte sich. Er fror unerklärlicherweise erbärmlich, und die Körperwärme, die der Stoff barg, tröstete über diesen Temperaturschock hinweg. Masato bestieg das Motorrad, half Kazuo hinter sich auf den Sozius, überprüfte die Balance der beiden Schultaschen, strich dann besänftigend über Kazuos Handrücken, die sich zum ersten Mal haltsuchend auf seine Körpermitte legten. Geschickt fädelte er sich durch den Verkehr, und Kazuo bemerkte durch einen fahrigen Seitenblick, dass die Ewigkeit, die ihn beschlichen hatte, sich nicht in dieser Dimension bewies, Masato somit Wort hielt, ihn rechtzeitig abliefern würde. Er verbat sich das Sinnieren darüber, warum er sich eng an den Älteren schmiegte, vollkommen ermattet fühlte, den Wunsch verspürte, in die wärmende Jacke eingewickelt sich zu verkriechen und einzuschlafen. »Dieser Mistkerl«, driftete eine kraftlose Verurteilung durch seinen narkotisierten Verstand. ~+~ Masato musterte Kazuo besorgt, unter der Einwirkung des Koffeins bereits hochaufmerksam und energiegeladen. Während der Jüngere sich mühsam in sein Trikot quälte, keinerlei Anstalten getroffen hatte, ihn aus der Kabine zu weisen oder gar vom Turnier auszuschließen. Ohne Einverständnis einzuholen, band Masato das Stirnband an Kazuos Hinterkopf zusammen, sortierte Strähnen über die flauschige Stoffbandage. "Räumst du mir Kredit ein?", erkundigte er sich nach einem weiteren Blick in die schwarzen, nunmehr dunstigen Augen leise. Kazuo blinzelte verständnislos, schwang seinen Schläger mit ungewohnter Mattigkeit. Mit einem aufmunternden Lächeln präzisierte Masato sein Begehren. "Ich biete eine Doppelseite für einen Kuss... was denkst du? Ich bringe sie dir auch gleich morgen... oder wir fahren heute noch bei mir vorbei?" Ein unsicheres Abwägen streifte ihn, die Wanduhr, die zitternden Hände, die doch in kürzester Zeit ein Turnier bestreiten sollten. Tat das Koffein nun endlich seine Wirkung? Mit dem denkbar knappsten Nicken beschied Kazuo Konsens, ließ die Arme herabbaumeln, damit Masato die eigenen darunterfädeln, ihn an sich ziehen und sanft auf die Lippen küssen konnte. Es musste ein Trugbild sein, dass er die eigenen Arme um den Nacken des Älteren schlang, gierig die Zunge in dessen Mund lodern ließ und ein verzweifeltes Duell initiierte, Speichel stahl, weiche Haut ableckte, Atem entführte. Masatos Fingerspitzen gruben sich in den synthetischen Stoff des Trikots, hielten den schlanken Körper eng. Er würde nicht gehen, bis das Turnier beendet war. ~+~ Kazuo lagerte bäuchlings auf der Matratze, zählte Scheine ab, während Hideyoshi darüber schwadronierte, wie herausragend ihr Beitrag zum Schulfest sein müsste. Masato saß neben Kazuo, den Rücken gegen die Wand gelehnt, auf seinem Schoß das Skizzenbuch, die Aufmerksamkeit höflich Hideyoshi zugewandt. Dass seine freie Hand über Kazuos umständerhalber nur tangabewehrte Kehrseite streichelte, Wärme in die abgekühlte Haut zauberte, bemerkte keiner der anderen. Und Kazuo selbst enthielt sich eines Protestes. ~+~ Mit zusammengepressten Lippen mahnte sich Kazuo zur Ruhe und Zurückhaltung, während er die Finger tiefer in Masatos Magengrube bohrte. Dass der friedlichen Stimmung ihrer letzten Begegnung eine Veränderung folgte, gehorchte lediglich den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit, suggerierte er sich selbst, doch das hinderte seine Instinkte nicht, alarmiert aufzuschreien. Mit Masato stimmte an diesem Tag definitiv etwas nicht. Er schien von einer nervösen Unruhe befallen, einem inneren Drang, der sich gegen die Fesseln warf, die Masato geknüpft hatte und nun mit beängstigender Geschwindigkeit an Boden gewann. Zum ersten Mal fürchtete sich Kazuo auf dem Sozius, beäugte den Verkehr angespannt, prüfte Masatos Reaktionszeit fanatisch penibel. Hatten die Dämonen ihre gezeichneten Pendants fest im Griff, so verfügte Masato zweifellos über seine private Ausgabe, die sich nun einmischte. In Kazuos Kopf stiegen die Erinnerungen an ihre Intimität im Heizraum, und er begann zu zittern. Wenn Masato es nun an ihm ausließ? Mit knirschenden Zähnen verabscheute er seinen Kleinmut, dieses mädchenhafte Werben um Anerkennung und Zuneigung, das doch hier vollkommen deplatziert war. Nun gut, sollte Masato zu grob werden, ihn gar vergewaltigen wollen, dann besaß er jedes Recht, sich zur Wehr zu setzen, Abmachung hin oder her! Im Übrigen hatte sich der Ältere bis jetzt trotz unerklärlicher Stimmungen auch stets im Besitz seiner Selbstkontrolle erwiesen, sodass es eigentlich nichts zu fürchten gab... Wenn nicht diese Sorge UM ihn Kazuo in Beschlag nehmen würde... ~+~ In gewohnter Weise empfing sie Masatos Zimmer in dem strahlenden Weiß. Masato entkleidete sich achtlos, korrigierte dann die Jalousien, sodass kein Tageslicht mehr eindringen konnte und öffnete eine Schrankwand, um eine seltsame Maschine zu entnehmen. Für Kazuo, der sich ebenfalls seiner Bekleidung entledigte, ähnelte sie frappierend den motorgetriebenen Nachttischleuchten für Kleinkinder, die kreiselnd Bilder an die Wände projizierten. Auch diese Laterne warf farbige Schemen. Ihre Umdrehungsgeschwindigkeit übertraf die Sehgewohnheiten jedoch um ein Vielfaches. Plötzlich schien die Welt in ein flackerndes Stroboskopflimmern zu versinken, zuckten Lichtblitze grell auf, toste ein abstrakter Bilderreigen, grellbunt und konturenlos über sämtliche Wände. Das Bett bot da eine unerwartet notwendige Zuflucht, die sichere, stabile Matratze unter Kazuos Rücken ein Anker in einem Whirlpool chaotischen Farbenreigens. Täuschte seine Wahrnehmung oder erzeugte das stetige, schnelle Kreisen eine Art Sogwirkung?! Vor Kazuo aufgerissenen Augen wandelten sich helle Flecken in blutrote Fetzen, brannten sich gleißende Irrlichter in seine Netzhaut, gruben sich Eindrücke in sein Gehirn, die unterschwellig Beklemmung und Panik erzeugten, ihn überwältigten. Nicht einmal das hastige Herabsenken der Lider trennte diese symbiotische Beeinflussung ab. Im Gegenteil, seine Phantasie, von den Bildern überflutet, kreierte immer neue, bis Kazuo glaubte, wahnsinnig zu werden. In diesem Zustand heilloser Überforderung bedeutete ihm Masatos verzweifelt-energischer Beischlaf nicht mehr als eine Fußnote, jedoch der hitzige Leib einen Halt, in den man die Fingerspitzen verhaken konnte. Kazuo wünschte mit schwindenden Sinnen, von hektischen Stößen wie eine willenlose Flickenpuppe erschüttert, Masato möge dieser Qual ein Ende machen und die Höllenmaschine abstellen. Dann floh er in sekundenwährende Schwärze. ~+~ Masato presste die Stirn keuchend in Kazuos Schulterbeuge, umklammerte den ermatteten Leib krampfhaft, ergoss erschöpft und ungehindert seinen Samen in die enge Zuflucht, die er gefunden hatte. Seine Glieder kribbelten ausnahmslos vor Energie, deren physische Komponente er gerade abbaute, im nachbebenden Rhythmus. Er löste sich behutsam, richtete sich auf und studierte sorgenvoll Kazuos fahle Miene, die zuckenden Augäpfel hinter den geschlossenen Lidern, unter denen farblose Flüssigkeit hervorquoll. Die sich krampfartig hebende Brust, die viel zu hastig nach Atem rang, um ihrem Akt geschuldet zu sein. Die verkrümmten Finger, die seinen Schulterblättern nicht unerhebliche Verletzungen zugefügt hatten. Masato erhob sich schwankend, ging vor der Laterne in die Hocke, deaktivierte den Antrieb. Einen bangen Blick auf den Jüngeren richtend verließ er eilig sein Zimmer, um wenige Momente später wiederzukehren, eine übergroße Flasche Wasser und einen Karton balancierend. Kazuo schien sich nicht gerührt zu haben, lediglich seine Augen starrten weit aufgerissen an eine nun jungfräulich weiße Zimmerdecke. Masato kroch zurück auf das zerwühlte Bett, bemühte sich, Kazuo in eine aufrechte Sitzhaltung zu hieven, allein, der Jüngere bot ohne Körperspannung erheblichen Widerstand auf, auch wenn es ihm wohl nicht bewusst war. »Er muss zurückkommen!!«, entschied Masato, schlug den Deckel des Kartons auf, dessen Inhalt sich als stärkendes Zuckerwerk in Form glasierter Donuts entpuppte. Er entnahm einen Schmalzkringel und biss hungrig hinein, zermalmte ihn, bis sich sein Mund mit süßem Geschmack auspolsterte. Beugte sich herunter über Kazuo, einen Arm unter dessen noch immer zitternden Brustkorb dirigiert, um den Jungen aufzurichten. Er lagerte dessen Kopf auf die eigene Schulter und verschaffte sich, eine Hand um die gespannten Kieferpartien gelegt, mit zuckriger Botschaft Einlass in den fahl-weißen, auf Strichbreite limitierten Mund. Zunächst schien sich Masatos Bemühung nicht auszuzahlen, blieb Kazuo in seinem Schockzustand reglos. Dann jedoch löste sich durch körperliche Ermattung langsam die Verspannung, wurde die gesüßte Zunge hungrig umschlungen, mit der gleichen Verzweiflung, mit der sich auch Arme um Masatos Schultern schlangen, sich der gesamte, schlanke Körper an ihn presste. Er wiegte den Jüngeren ohne viel Federlesens, bis der sich in fahrigen Gesten Freiraum verschaffte, unsicher die Wasserflasche an sich brachte und mit gierigen Schlucken ihren Inhalt einverleibte. So bedürftig, dass ihm aus den Mundwinkeln Rinnsale über das Kinn liefen, von dort auf Knie trafen und sich auf die Bettdecke ergossen. Masato streckte die Hand aus, tupfte zärtlich die Spuren von Wangen und Kinn, reichte dann unter dem nur langsam wiederkehrenden Funkeln der schwarzen Augen einen glasierten Kringel weiter. Ausgehungert schlugen Kazuos Zähne in das Gebäck, stopften seine Finger hastig abbröckelnden Zuckerguss nach. Er kaute vollwangig, die irrenden Blicke einem gehetzten Tier gleich, immer noch auf der Suche nach den detonierenden Farben und Eindrücken, die ihn in diesen Zustand versetzt hatten. Masato suchte, sich gemächlich erhebend, hinter einer Schrankwand die geschuldete Leistung in Form einer Doppelseite heraus, die nicht ganz unpassend zeigte, wie Kazuos Pendant niedergerungen und wehrlos am Boden lag, dem aggressiven Partner ausgeliefert. Dessen reales Spiegelbild klopfte just Kissen aus, positionierte sie zu einer stützenden Front, in die er sich lehnte. Einen weiteren Zuckerkringel verzehrte, einen Arm einladend ausgebreitet. Kazuo zögerte. In der Tat fühlte er sich allein, in dieser endlosen Umgebung aus makellosem Weiß trügerisch entblößt und zufluchtslos. Doch haderte er noch mit sich, wie ein kleines Kind in den Schutz fremder Arme zu sinken, sich anzukuscheln. Letztendlich war es Masatos Höllenmaschine gewesen, die ihn derartig verschreckt hatte, dass sich Schemen in seinem Kopf festgesetzt hatten, die nur auf einen unbewachten Moment warteten, um erneut ihr Unwesen zu treiben. »Man kann seinem eigenem Schädel nicht mehr trauen«, stöhnte Kazuo innerlich auf, registrierte zähneknirschend den ersten Anflug pochender Kopfschmerzen. Er schlug die Zähne in einen zweiten Donut, aß nun allerdings mit Genuss, zwang sich, den animalischen Trieben eine deutliche Absage zu erteilen. "Komm", forderte Masato leise, strich mit einer Hand über Kazuos nackten Unterarm. Der kehrte den Kopf ab, verlagerte seine Haltung und zuckte unter einem stechenden Schmerz zusammen, der ihn überraschte. Ungläubig tasteten sich seine Fingerspitzen über das verlängerte Rückgrat eilig hinunter, nahmen Feuchtigkeit auf, die er fassungslos inspizierte, anklagend vor Masatos Gesicht hielt. Dessen Sekret sich mit Spuren von Blut gemischt hatte. Masato zeigte keinerlei Reaktion. Sein Blick blieb in Kazuos schwarze Augen verhaftet. Dann formulierten seine Lippen stumm die erneute Bitte, in seine Arme zu kommen. Kazuo fühlte den Anflug von nachgiebiger Schwäche, wollte sich zusammenrollen, seiner eigenen Verletzlichkeit zum ersten Mal in dieser drastischen Weise bewusst. »Wie lächerlich«, schalt er sich selbst, »du bist doch kein Kind mehr! Du weißt genau, was du dir zugemutet hast, als du diesen Pakt eingegangen bist. Was soll diese dämliche Panikreaktion?!« Doch sein Inneres widerstand dieser kalten Logik unbeugsam, nahm aus eigenem Antrieb die Annäherung auf sich, kroch zu Masato hinüber, ließ sich auf dessen Brust ziehen und fürsorglich zudecken. Masato umfasste Kazuos Handgelenk, bettete dessen linken Arm auf seine Brust, während er Kazuos Rücken mit dem anderen Arm umschlang, beharrlich über dessen Hüfte und Kehrseite streichelte. Drehte sich leicht, damit Kazuos Kopf in den Nacken sackte, küsste ihn dann begehrlich und bedeckte ihn mit dem eigenen Leib. Kazuo leistete keinen Widerstand, begegnete den Liebkosungen aber mit ungewohnter Scheu und Zurückhaltung. Sodass Masato von ihm abließ, sich damit begnügte, den Jüngeren eng an sich zu ziehen und in einen beruhigenden Dämmerzustand zu verfallen. ~+~ Es dunkelte bereits, als Masato Kazuo zur Tür geleitete, von den Eltern, die wohl zwischenzeitlich heimgekehrt waren, vollkommen unbeachtet. In Kazuos Papprolle lag nun auch die zweite Doppelseite, als Entschädigung für die erlittenen Schmerzen. Obwohl ihm die Handlung geläufig war, hatte er sie aufmerksam studiert. Neidlos erkannte er Masatos ungewöhnliches, gestalterisches Talent an, das den eigentlich siegreichen Jungen, dessen Spin-off, hilflos und von Leidenschaften gezeichnet, die nichts mit der Hitze des Gefechts gemein hatten, neben der reglosen Gestalt des Gegners zeigte. Die Verzweiflung in den Zügen, das rettungslose Zögern, wie nun zu verfahren sei, und dies auf zwei Dimensionen reduziert in einem einzigen Panel, einem solitären Close-Up. War es Masato so ergangen, als er seine haltlose Sehnsucht nach Kazuo erkannt hatte? »Nein«, korrigierte Kazuo sich verärgert, das einzige, was Masato beschäftigte, war sein Körper. Die Möglichkeit, Gewalt über ihn zu gewinnen, mit ihm nach Gutdünken zu verkehren. Sich, wie heute bewiesen, an ihm auszutoben. Somit hätte es jeder sein können, der einigermaßen optisch annehmbar war. »Lass dich nicht einwickeln!! Du bist selbst ein passabler Schauspieler, denk an sein Lächeln, das rein gar nichts preisgibt! Er spielt mit dir, ihn kümmert keinen Deut, wer du bist. Und seine Fürsorge ist nichts weiter als die selbstsüchtige Wahrung seiner Interessen!« ~+~ Die nächsten Tage hielt sich Kazuo fern. Allein die Visionen, die Masato ihn hatte sehen lassen, jagten sich bis zur Unerträglichkeit in seinem Kopf, raubten ihm die Nachtruhe, reizten ihn bis aufs Blut. Er sehnte sich nach Erlösung und verdammte Masato für diese perfide Form von Sadismus. Obwohl er beabsichtigte, Masato dafür zu strafen, indem er die angesetzten Rendezvous absagte wegen wichtiger Verpflichtungen, konnte er sich nicht dazu durchringen. Immerhin konnte der Verursacher seiner Qual auch der Erlöser sein, und so mitgenommen, wie er bereits war, kümmerten ihn Stolz und Würde nur noch wenig. Zu seiner größten Frustration strich Masato jedoch selbst ihre nächste Verabredung, überschnitt sich der Termin mit dem Schulfest, an dem sie ihren neuesten Animationsfilm vorführen wollten. Eine Socke in der Münzwäscherei, durch eine Verwechslung in einer WG landend und für die Oberschüler in einer Fortsetzung einer Verwendung zugeführt, die den Einsatz eines üblicherweise anderweitig bekleideten Körperglieds erforderte. Kopfschmerzgeplagt und allein von diversen Aufputschmitteln aufrecht gehalten agierte Kazuo wie eine Aufziehpuppe, säuberte mit den anderen Clubmitgliedern den Vorführraum, richtete den ordnungsgemäßen Zustand wieder her. Vor seinen brennenden Augen, ausgetrocknet und jeden hastigen Pulsschlag mit einem Flackern akkompagnierend stand die grausame Aussicht auf eine endlose Schulwoche in neuerlicher Qual schlafloser Nächte und drohenden Versagens bei Prüfungen. Masato zerrte ihn in einem unbeobachteten Moment, nachdem sie prallgefüllte Mülltüten in den Container verbracht hatten, hinter eine Säule. Drehte mit prüfender Miene Kazuos Kopf hin und her, fixierte unerbittlich dessen Kinn mit einer Hand. Der knurrte, widersetzte sich aber nicht, wollte seinen Peiniger mit dem Ergebnis seiner Quälerei durchaus konfrontieren, auch wenn es ihm nun an entsprechenden Kommentaren gebrach, er lediglich ein klägliches "Scheißkerl" formulieren konnte. Diesen Einwurf ignorierend bestimmte Masato, dass Kazuo bei ihm nächtigen würde, was der im Rahmen seiner ausgeplünderten Kräftereserven ablehnte. "Ich kann dir helfen", lockte Masatos Mund verheißungsvoll, sein Gesicht von Sorge gezeichnet. Kazuo mahnte sich vergeblich, diesem Sirenengesang nicht zu lauschen, nicht naiv zu hoffen, Masato könnte dem dämonischen Bilderreigen in seinem Kopf Einhalt gebieten. Stumm trottete er hinter Masato her, der seine Maschine auslöste, den Jüngeren wie ein Kind in eine Windjacke hüllte, mit einem Helm versah und seinen Aufstieg auf den Sozius überwachte. Vorsichtig reihte er sich in den dichten Verkehrsstrom ein, streichelte immer wieder tröstend über die kalten Handrücken, die um seine Mitte gelagert waren. ~+~ Kazuo wunderte sich nicht mehr über die de facto anwesenden Eltern des Älteren, die er jedoch nie zu Gesicht bekam und die nur eine potentielle Existenz in Masatos Alltag zu führen schienen. Er wurde an der Hand die Treppe hinauf geleitet, überredete mühsam seine schweren Beine zur Kooperation, von den letzten, künstlichen Adrenalinschüben haltlos körperlicher Erschöpfung überantwortet. Masato dirigierte ihn in sein Zimmer, nahm ihm seine Tasche ab, entkleidete ihn, um eine Yukata anzubieten, die Kazuo ungelenk überstreifte. »Ich könnte Jahre schlafen!« Gleichzeitig erschreckte ihn dieser Gedanke, brachte er doch die chaotischen Schimären in greifbare Nähe. In das aufgeschlagene Bett geschoben verfolgte er ermattet, wie Masato die Kleidung wechselte, ihm zuwisperte, er wolle noch ein wenig Abendessen holen und verschwand. Der narkotische Dämmerzustand, von den spärlichen Lichtquellen genährt, hielt Kazuo fest umschlungen, als Masato wiederkehrte. Der betrachtete den Jüngeren: die ausgezehrten Züge, die unausgesprochene Bitte um Hilfe. Sie ließ ihn auf der Bettkante niedersinken, seine Ausbeute achtlos verstreuen. Seine Finger wischten zärtlich schwarze Strähnen aus der bleichen Stirn. Masato bewunderte den Kontrast des Farbspiels. Kazuos Augen kämpften gegen bleischwere Lider an, ausgetrocknete Lippen zuckten. War es sein Name?! Masato lauschte angestrengt, hing förmlich an jedem Kräuseln des blutleeren Mundes. "Masa...", kaum hörbar ein gequältes Flüstern. Der beugte sich hinunter, küsste liebevoll die Quelle des Flehens. "Alles wird gut", tröstete er sanft, löste sich dann von Kazuos Bettseite, mischte in einem Glas Diverses zusammen, beäugte das Sprudeln mit misstrauischem Blick. Leidlich zufriedengestellt wandte er sich wieder Kazuo zu, der der Erschöpfung nachgegeben hatte, den Kopf jedoch Masato zugekehrt. "Kazuo...", raunte er behutsam, half dem Jüngeren, sich aufzurichten, das Glas bis zur Neige zu leeren. Die schwarzen Augen trübe vor Ermattung klammerten sich mit unerwarteter Hartnäckigkeit an Masatos fest, ließen ihn nicht frei, bis er sich neben Kazuo auf die Seite gelegt hatte. Hielten stand, bis Kazuo den ungleichen Kampf aufgab, in tiefen Schlaf fiel. Dann erst wagte Masato, den schlanken Körper in seine Arme zu ziehen und sich trostsuchend anzuschmiegen. ~+~ Kazuo verschlief den nächsten Tag fast völlig, ihm selbst eine große Schmach, die jedoch nicht mehr zu ändern war. Masato, den es offenkundig nicht sonderlich kümmerte, ob er seine Zeit in der Schule absaß oder sich die Aufgaben zufaxen ließ, wich kaum von seiner Seite, bereits zufriedengestellt damit, dass er Kazuo ohne nennenswerten Widerstand beköstigen und umsorgen konnte. Der hatte allerdings nicht vergessen, dass der aufgestellte Zeitplan von ihm einen Einsatz verlangte, den er nicht schuldig zu bleiben gedachte. "Ich habe deine Gastfreundschaft genug strapaziert. Außerdem muss ich noch meine Aufgaben abarbeiten. Wenn du nun so freundlich wärst..." In gewohnter Kühle drängte er Masato zur Eile, der ihn nachdenklich musterte. "Du kannst gern noch bleiben, wirklich", impulsiv fasste er nach Kazuos Händen, der sie demonstrativ hinter seinen Rücken barg. Er starrte Masato unverwandt auffordernd an, bis der nachgab, sein Sweatshirt über den Kopf streifte, sich durch die gesträhnten Haare fuhr. "Eine schnelle Nummer", murmelte er leise, schälte Kazuo die Yukata von den Schultern, wanderte mit aufgefächerten Fingern über die glatte, unbehaarte Brust. Kazuo ließ sich nach hinten auf die Matratze sinken, unwillkürlich in eine laszive Pose schlüpfend, die Lider halb gesenkt. "Entschuldige mich kurz", Masatos Lippen streiften Kazuos Ohrläppchen, dann erhob er sich, wanderte zu einem der Schrankwände, die in Kazuos Blindem Fleck lagen. Den Unterarm über die Augen gelegt tadelte Kazuo stumm die Verzögerung. Für seinen Geschmack befand er sich viel zu lange bei Masato, wurde ihre geschäftliche Vereinbarung zu privat, zu persönlich. Heißer Atem warnte ihn. Kazuo ließ Masatos Zungenspitze jedoch ungehindert in seinem Bauchnabel Schabernack treiben, bis er durch die ganzkörperliche Hitzeabstrahlung registrierte, dass Masato sich der Länge nach auf ihm einzurichten beabsichtigte. Zuerst drängte sich ein Knie zwischen seine entspannten Beine, schmiegten sich Oberschenkel an seine eigenen, bevor ihre Becken die Bekanntschaft auffrischten. Sich Wirbel für Wirbel langsam der Oberleib auf seinen eigenen hinunterbog, die neugierige Zunge über seinen Hals strich, auf seiner Kinnspitze Kreise zog. Sanft, aber bestimmt entzog ihm Masato die optische Bandage, indem er Kazuos Handgelenk umfasste, es wie sein Pendant locker im Rund um Kazuos aufgefächerte Haare legte. Die Fingerspitzen spinnengleich von Achselhöhle zu den Ellbogen krabbeln ließ, sprunghaft ihre Finger miteinander verflocht. Kazuo senkte die Lider, drehte den Kopf auf die Seite, kam den Liebesbezeugungen, die seine Wange zeichneten, sie wärmten, entgegen. Vernachlässigte den Umstand, dass Masato seine Finger freigab, zu stark in Anspruch genommen von den Zähnen, die in äußerster Vorsicht, doch unnachgiebig seine Wangenknochen benagten, während sich Masatos Becken auffordernd gegen sein eigenes rieb. Das stereophone, metallische Klicken erschreckte ihn unvorbereitet. Der Widerstand, den die Fesseln bildeten, hieß ihn die Augen weit aufreißen. "Was...?! Handschellen?!", fauchte er unverblümt erzürnt in Masatos amüsiert lächelndes Gesicht. "Internet-Versandhandel", tat der unaufgefordert kund, ignorierte absichtlich den Umstand, dass sich Kazuos Verärgerung auf andere Aspekte gründete. "Wir müssen wohl zusammenarbeiten, wenn wir uns befreien wollen", Masato leckte neckend über die aufgeworfenen Lippen, zwinkerte. "Ich hoffe, du hast die Schlüssel?!", knurrte der Jüngere im Rückzugsgefecht, biss die Zähne aufeinander, um eine abwehrende Phalanx für unerwünschte Küsse zu bieten. Die Nasenspitze an Kazuos tupfend wisperte Masato in ungewohnter Offenheit, "lass dich überraschen. Vielleicht fällt mir ein, wo sie sind, wenn das Blut wieder in meinen Kopf steigt..." ~+~ Es erwies sich als nicht gerade simpel, die aneinander geketteten Handgelenke ausreichend zu koordinieren, um die gewohnten Schutzmaßnahmen zu treffen. Masato zumindest begleitete ihre Anstrengung mit fröhlichem Lachen, entspannt und unternehmungslustig, was Kazuo enervierte. Seine gereizte Grundstimmung verlor sich jedoch mit dem Maß der Konzentration, das Masato aufbrachte, um das auferlegte Handicap zu kompensieren. Kazuo bequem zu betten, damit er ihnen beiden Vergnügen bereiten konnte. Seltsamerweise störte sich Kazuo zu seiner Verwirrung nicht an dieser Eigenmächtigkeit, die die Grenzen ihres Pakts überschritt, konnte er sich doch schamhaft darauf zurückziehen, dass sie nicht unbeträchtliche, artistische Geschicklichkeit an den Tag legen mussten. Masato kniete, ihre Finger ineinander verflochten, haltsuchende Fäuste bildend, während Kazuo die Beine eng um seinen Unterleib geschlungen hatte und nur mit den Schultern die Matratze berührte, von ihrem Rhythmus in ein Hohlkreuz gezwungen. Ihre Vertrautheit verhalf ihnen zu zeitnaher Befriedigung, was Kazuo beunruhigte, doch er verwarf diesen Gedanken hastig in eine entfernte Region seiner Besorgnis. Nachdem sie wieder Atem schöpfen konnten, dirigierte Masato, erhitzt strahlend, von einer sonnigen Unbekümmertheit, Kazuo im Rückwärtsgang zu einer Schrankwand. Lehnte den Jüngeren gegen die Regalböden, um behutsam ihre verbundenen Handgelenke in die Innereien des Schranks zu schieben und die gesuchten Schlüssel aufzunehmen. Jeweils einen Schlüssel zwischen den Zähnen fixiert drehte Masato ihre Handgelenke, bis sich die Verbindung lösen ließ. Immer wieder schweifte sein Blick träumerisch in die schwarzen Augen. Kazuo machte sich im selben Augenblick, der seine Freiheit erfüllte, los und preschte an Masato vorbei, um sich eilends anzukleiden. "Deine Aufgaben habe ich in deine Tasche gepackt." Masatos Stimme schwebte gedankenverloren im Raum. Dann trottete er zu seinem Bett zurück, wickelte sich in die Decke, demonstrativ Kazuos Seite wählend. Der strafte ihn mit Nichtachtung, presste einen förmlichen Dank für die Unterbringung hervor und verschwand abschiedslos. Masato rollte sich in Fötalhaltung zusammen und kuschelte sich wärmesuchend in die Laken, schloss die Einsamkeit, die in den verlassenen Raum einbrach, aus. ~+~ Kazuo strich sich unruhig durch die schwarzen Haare, die in ihrer Länge bedenklich einem Verweis entgegenwuchsen, äugte unter gesenkten Lidern verstohlen auf den anderen Hof hinüber. Neben seinen Aufgaben, die Masato auf unerfindliche Weise organisiert haben musste, -Kazuo konnte unter seinen Mitschülern keinen ausmachen, der ihm Kopien gebracht hatte-, fand sich auch die versprochene Entlohnung in Form einer weiteren Doppelseite. Auf der der vermeintliche Sieger des Duells sich von seinen Grundsätzen verabschiedete, indem er seinen Gegner umsorgte, dessen Schwäche verbarg, die eigenen Freunde belog, sich isolierte. Aus Gründen, die er nicht begriff. Verärgert versuchte Kazuo, die einprägsamen Bilder aus seinem Kopf zu streichen. Er wollte sich nicht auf diese simple Weise instrumentalisieren lassen, um Masatos Begehren eine tiefere Bedeutung zuzumessen. Der schien von einem unbekannten Groll erfüllt, der sich in gespenstischem Lächeln auswies. Bei einem nicht gleichgültigen Betrachter Unbehagen auslöste. Kazuo fragte sich irritiert, was Masato wohl in diesen Zustand versetzt hatte. Keine Anzeichen einer Explosion, die die Atmosphäre reinigen würde. Keine Anstalten, sich Erleichterung zu verschaffen, indem er wie besessen sportliche Aktivitäten verfolgte oder durch unangemessenes Betragen auffällig wurde. »Was kümmert's mich?!«, rügte er sich selbst, ohne Erfolg. Wie das weiße Zimmer, das einer Zelle glich. Wie die zuvorkommenden Manieren, die Masatos Wesen maskierten. Etwas Profundes musste sich dahinter verbergen, ein Mysterium, das an seinem Verstand nagte, lockend um Auflösung warb, eine Anziehung ausübte, der Kazuo nicht nachgeben wollte, aber zweifellos erliegen würde. Und für seine Schwäche Masato ratlos verachtete. ~+~ Kapitel 4 - Geheimnissen auf der Spur Masato tigerte am Zaun auf und ab, in einen unsichtbaren Käfig eingesperrt, der seine Schritte einkerkerte. Kazuo, der mit dem Rücken in den Maschen lehnte, reglos, eine Studie in Anmut und abweisender Arroganz, malmte einen Kaugummi. Tarnte ein Zähneknirschen. Mit einer letzten Runde, paradierend, die Hände auf dem Rücken ineinander verkrallt, raunte Masato Kazuo heiser zu, "ich muss dich heute haben." Preschte davon, in großen Schritten, unnahbar, seiner eigenen Welt verpflichtet. Die Schultern kreisend, als sei ein kalter Schauer über sie gekrochen, löste sich Kazuo langsam. Die wenigen Worte räumten einigen Interpretationen Platz ein... Kazuo sah jedoch eine im Vordergrund: Masato setzte sich in Abhängigkeit seines Körpers. Warum enttäuschte ihn diese Offenbarung? ~+~ Ohne ein einziges Wort zu wechseln, erreichten sie mittels Motorrad Masatos Heim, stiegen zu seinem Zimmer hinauf, um sich ihrer Schultaschen zu entledigen. Kazuo schlüpfte unaufgefordert aus seiner Uniform, als sich Masato an seinen Rücken schmiegte, das Gesicht in den schwarzen Haaren vergrub, sein Atem über Kazuos Nacken floh. Verunsichert, seiner gewohnten Arroganz verlustig, wartete Kazuo darauf, dass Masato sich wieder löste, die Führung übernahm. Schließlich hatte der doch in derart drastischer und entlarvender Weise auf das Treffen gedrungen. Anstelle der Verlagerung der Intimitäten auf die Bettstatt nahm Masato Kazuos Hand und geleitete ihn vollkommen unbekleidet ins Erdgeschoss hinunter, lotste ihn durch alle Räume. Begann in der Küche, wo er Reisbällchen einsammelte, als Wegzehrung deklariert. Er spazierte mit Kazuo weiter wie beim ersten gemeinsamen Tag zweier Vorschulkinder ohne Aufsicht ihrer Eltern. Kazuo zerkaute seinen Proviant. Seine Blicke irrten zwischen der exklusiven Ausstattung und ihren verschlungenen Fingern hin und her. Er hatte erwartet, dass Masato keine Zeit verlieren würde, sich seiner zu bemächtigen, den Druck, der in ihm herrschte, auszuleben. Nun wurde er durch ein Haus geführt, das ihm nicht behagte, auf unerklärliche Weise unstimmig, leer wirkte. Dezent verborgene Hightech, klare Raumaufteilung, die vorherrschende Farbkombination schwarz-rot-weiß strikt ausgeführt, makellos sauber und ordentlich gehalten. Masato schob zwei leichtgängige Türflügel beiseite, öffnete den Blick auf eine gewaltige Tafel in europäischer Sitzhöhe, schwarz lackiertes Holz, das wie Pech glänzte. Zwei Blumengestecke schmückten die kahle Platte, die schmalen, hochlehnigen Stühle trugen dunkelrote Bepolsterung. Der Büfettschrank nahm in spiegelnder Front die Stirnwand des abgeteilten Raums ein, während an der Längsseite die Fenster durch den Einsatz speziell gefertigter Lamellen in strahlendem Weiß verdeckt wurden. Kazuo spannte sich an, als Masato ihn eindringlich studierte, mit der freien Hand über seine Wange strich. "Ich will es hier tun", in den Augen blitzte ein fremdartiger Impuls auf, der Kazuo beunruhigte, "ohne Gummi... ich gebe dir zwei Seiten." Klang es auch nach einem gewöhnlichen Handel in ihrer Beziehung, so konterkarierte der drängende Ton und die Abkehr von ihren hygienischen Vorkehrung diesen Eindruck. Zweifellos hatte dieser Wunsch eine Bedeutung, die Kazuo noch unbekannt war. Bot ihm die Möglichkeit, Masato Zugeständnisse abzutrotzen, doch fühlte er sich indifferent gegenüber dieser Option. Einen Vorteil ausspielen, um was zu erlangen? Dispens? "Bitte...", Masato würgte an den Silben, umklammerte nun Kazuos Schultern beschwörend, enthüllte die aufgewühlte Stimmung, die er so meisterhaft zu verbergen gewusst hatte. Kazuo wich von ihm zurück, stieß gegen die Tischkante, umfasste sie mit den Handflächen, stemmte sich anmutig in die Höhe, um auf der polierten, spiegelglatten Platte entlangzugleiten. Die Beine anzuziehen, gespreizt aufzustellen, weit nach hinten gelehnt. Masato folgte ihm auf allen Vieren, schob sich über ihn, begann ausgehungert, Kazuos Gesicht mit Küssen zu bedecken. Auffordernd an dessen Lippen zu nagen, bis seiner gierigen Zunge Einlass gestattet wurde, er ihren Speichel mischen und den Gaumen bestreichen konnte. Kazuo grub die Fingernägel in Masatos Schulterblätter, kam dem zuckenden Becken entgegen, erwiderte das Gefecht der hervorstechenden Erektionen. Masato benetzte immer wieder die eigenen Finger feucht, streichelte Kazuos Brustkorb, markierte glänzende Spuren, saugte an den alerten Brustwarzen, bevor er Kazuos Körper auf die Aufnahme seiner Erektion vorbereitete. In einer fiebrigen Hingabe, die Kazuo ansteckte, seine reservierte Haltung aufweichte. Er kam Masato entgegen, arrangierte sich mit dem zögerlichen Rhythmus, der sich stolpernd in Gang setzte. Augenblicke später, ein heiseres Keuchen unterdrückend, wurde Kazuo eines Besseren belehrt. Masato hatte sich in Zurückhaltung geübt, um nun, da er sich mit Kazuo verbunden wusste, energisch und nachdrücklich seiner Lust die Zügel schießen zu lassen. Kazuo suchte Halt, tastete ächzend nach den Tischkanten, wurde auf die angespannten Oberschenkel gehoben. Seine Haare wischten knisternd über das polierte Holz. Die einzig annehmbare Haltung, unbewusst gewählt, hieß ihn sich zurücklehnen, die Arme weit auszubreiten, umfing doch Masato seine Hüften mit festem Griff. Zur Decke blinzelnd unter halb gesenkten Lidern streifte ihn Masatos feuriger Blick. Die kreiselnde Bewegung durchlief sie immer rapider, steigerte die Intensität und Temperatur ihres Körperkontakts bis zur Unerträglichkeit. Masato löste seine sichernden Hände, um über Kazuos Brust zu streichen, die Finger weit gefächert, Sehnen Richtung Schlüsselbein massierte. Kazuo erbebte unter der Liebkosung, die direkt auf seine Befriedigung abzielte, ihn physisch vereinnahmte, ohne dass er sich auf seine gewohnte Distanz zurückziehen konnte. Mit einem einzigen Aufbäumen eruptierte er gegen Masatos Unterleib, zitterte unwillkürlich, als sich glühende Partikel auf der feuchten Haut niederließen. Masato forcierte ihren Reigen, trieb sein Sekret hitzig in Kazuos Leib, der vermeinte, der Stoß ziele geradewegs auf sein stolperndes Herz ab, bevor sich explodierende Nerven funkensprühend meldeten, Nachbeben ihn erschütterten. Dann sank der Ältere auf ihn herab, drückte ihn förmlich auf die kalte Holzplatte, schmiegte sich an, regnete atemlos Küsse, raubte Speichel, als verdurste er. Widerstandslos fügte sich Kazuo dem Ansturm, ergab sich den Liebkosungen, die seine Haut trockneten, Körperflüssigkeiten verteilten, ihren Geruch untrennbar miteinander vermischten. "Danke", ein scheuer Kuss beendete unerwartet zärtlich die Kampfhandlungen. Kazuo schlug die Augen auf, erwiderte Masatos Blick, der sich neben ihm aufstützte, mit den Fingerspitzen schwarze Strähnen aus Wimpern und Stirn wirrte. Er wusste nichts zu sagen, flüchtete sich hilflos in ein schiefes Lächeln, das verblasste, bevor es seine Mundwinkel erreichte. »Masato geht es wohl besser.« Doch der Auflösung des Problems war Kazuo keinen Schritt nähergekommen. Liebte der Ältere abwechslungsreiche Szenerien für Sex? Nein, so banal konnte es nicht sein. Ein behutsames Streichen von Textilstrukturen riss Kazuo aus seinen Überlegungen, als Masato sich mit dunkelroten, zweifellos hochpreislichen Servietten an ihrer Haut zu schaffen machte, die Spuren tilgte. »Schwarz-rot-weiß...« Kazuo erschauerte. Ob Masato seine Reaktion begriff, wagte er nicht zu beurteilen, doch der Ältere nahm seine Hand, führte ihn aus dem Zimmer. Um ihm die Dusche zu überlassen, bereitwillig die beiden Seiten auf der Schultasche zu deponieren mit einer Nachricht, man werde sich am nächsten Tag sehen. Stirnrunzelnd strich sich Kazuo durch die Haare, sah sich in dem verlassenen weißen Zimmer um. Masato entließ ihn derart stillos? Sein Alter Ego auf dem Papier war noch immer der Fürsorge seines Gegners ausgeliefert, gab ihm keine Hinweise. Außer der Tatsache, dass Masato Details zu zeichnen vermochte, die sein unfreiwilliges Modell beeindruckten. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass Masato Käufer für seinen Manga gefunden hatte. Mit einem Seufzer schickte sich Kazuo in die Verbannung, verließ das abweisende Haus, mehr Rätsel im Gepäck als bei seinem ersten Besuch. ~+~ Es vergingen drei Tage, bis sich das nächste Treffen, unter der Schirmherrschaft des Clubs, ankündigte. Kazuo nutzte die Zeit, seine nagende Neugierde, die sich nicht mehr bezähmen ließ, mit heillosem Aktionismus leidlich zu befriedigen. Er hatte sich bisher nicht sonderlich für seine Mitschüler interessiert, lediglich die Details herausgefiltert, die Überschneidungen mit seinen persönlichen Belangen bedeuteten. Nun aber benötigte er Hilfe von Dritten, um das Rätsel "Masato" dechiffrieren zu können. Zu seiner massivem Frustration verstand sich Masato jedoch meisterhaft darauf, in einem Nebelfeld von Mutmaßungen und Gerüchten zu verschwinden. Wen er auch unauffällig auszuhorchen versuchte, man hielt sich am äußeren Eindruck auf: ein Schüler, der eben mit dem Wechsel zur Oberschule zu ihnen gestoßen war. Obwohl die Aufnahme "fremder" Schüler, die nicht auch die vorherigen Stufen in der angeschlossenen Schule absolviert hatten, sehr ungewöhnlich war. Niemand hinterfragte diesen Wechsel, niemand wusste sich zu erinnern, von welcher Mittelschule Masato gekommen war, welche privaten Details sein öffentliches Bild formten. Nicht einmal Hideyoshi, in höchster Not um Auskunft befragt, konnte sich entsinnen, woher er von Masatos zeichnerischer Begabung erfahren hatte. Geschweige denn, wer ihm versichert hatte, dass der Ältere ihr Geheimnis wahren würde, vertrauenswürdig war. Kazuo knirschte mit den Zähnen, zwirbelte eine Strähne um den Zeigefinger. Das wenige, das er verlässlich behaupten konnte, war die Tatsache, dass Masato aus einer vermögenden Familie stammte, vermutlich keine dort lebenden Geschwister besaß und ihn begehrte. Ob es sich dabei um sein Aussehen, um seinen Körper oder aber den Umstand, dass er homosexuellen Handlungen nicht abgeneigt war, drehte, vermochte er nicht zu sagen. War es schädlich, die eigene Neugier zu bekennen, den Älteren zu befragen? Würde es ihre Geschäftsbeziehungen beeinträchtigen? Kazuo schlug mit einer geballten Faust gegen den Maschendraht, lehnte sich schwer in den Zaun. Selbstredend bestand keine tiefere, emotionale Beziehung von seiner Warte aus. Nicht einmal Masato entblödete sich, sich auf wertlose Metaphern wie Liebe zu versteigen. Allein, Kazuo fühlte seine starke Verhandlungsposition aufweichen. Gefährlich, wenn man ohnehin im Nachteil war. Mehr zu verlieren hatte als dieser verwöhnte Erpresser! ~+~ "Und du wirst die Arbeiten fertig haben?", erkundigte sich Hideyoshi zweifelnd, studierte Masato eindringlich, der mit Hochgeschwindigkeit zwischen Programmen wechselte, Szenerien auswählte, Bearbeitungen in Gang setzte, die Rechner an ihrer Leistungsgrenze forderte. "Aber sicher, vorausgesetzt, du lässt mich hier arbeiten. Zu Hause finde ich nicht die notwendige Ruhe." Ein verschwörerisches Zwinkern in dem lächelnden Gesicht. "Sicher doch", gab Hideyoshi arglos sein Placet. Wer konnte schon zu Hause ungestört arbeiten?! Kazuo, der sich immer wieder die nackten Oberarme rieb, zog die Schultern hoch, schluckte würgend an aufwallenden Fragen, die er nicht aussprechen konnte. Als Masato sich erhob, ein sonniges "ich helfe dir" auf den Lippen, starrte er ihn unschlüssig an, abgestoßen von der Maske, die außer ihm niemand zu bemerken schien, verwirrt von seinem eigenen Bedürfnis, Masatos wahre Natur kennenzulernen. Ganz zu schweigen davon, dass ihn Schauer um Schauer durchrieselten, als Masato ihn mit Öl einrieb, um eventuellen Schrammen und Schürfwunden vorzubeugen, die das Projekt "Bondage Beauty" mit sich bringen konnte. In ein Tau und Netze eingewickelt sollte Kazuo posieren. Ihn fror jedoch unter der Zugluft, sodass er sich verspannte, unfähig, den Ansprüchen Genüge zu tun. "Das wird schon, ich melde mich bei dir", entließ Masato unwidersprochen Hideyoshi, Yoshio und Seiji, ohne dass diese ihren Hinauswurf zu begreifen schienen. Dann kletterte er zu Kazuo auf die improvisierte Bühne, löste die kunstvollen Verschlingungen, um ihn kräftig einzureiben, Wärme in die steifen Muskeln und lädierten Sehnen zu massieren. Der ließ es sich gefallen, konzentrierte sich aber darauf, nicht zu empfänglich für die Wohltat zu wirken. "Ich würde dich gern übermorgen entführen", Masato drapierte Nylonschnüre in kontrastreichem Schwarz auf der hellen Haut. Kazuo zuckte vorsichtig mit den Schultern. Geschäft war Geschäft, und umso schneller er in den Besitz aller Seiten käme, desto rascher wäre es zu Ende... »Ist das so?«, wisperte eine zaghafte Stimme in seinem Hinterkopf, akkompagniert von seinem hämmernden Herzschlag. ~+~ Als die Einladung, per Zettelkontakt auf dem Schulhof übermittelt, Kazuo vor Augen kam, hatte er angesichts des Treffpunkts erwartet, dass Masato beabsichtigte, ihm die Bilder von "Bondage Beauty" vorzuführen oder aber im Clubraum seine Gegenleistung einzufordern. Masato fing ihn jedoch vor der Tür ab, reichte den zweiten Helm und eine gefütterte Jacke samt Handschuhen weiter. "Hast du Hunger? Dann können wir noch etwas essen", erkundigte sich der Ältere gut gelaunt, ein aufmunterndes Zwinkern in den Augenwinkeln, bar des maskierenden Lächelns. Kazuo schüttelte den Kopf, litt unter dem Rumoren in seiner Magengrube, die doch gar keinen Anlass hatte, fortwährend Adrenalin mit Säure zu bekämpfen. Ohne Assistenz gelang es ihm, in die zusätzlichen Kleidungsstücke zu schlüpfen, auf dem Sozius Platz zu nehmen. Nachdem ihre Fahrt bereits einige Minuten währte, wurde Kazuo bewusst, dass sie nicht die Richtung zu Masatos Elternhaus eingeschlagen hatten. Er verfluchte sich für seine eigene Dummheit. Warum hatte er angenommen, dass dies das Ziel sein würde?! Den Gedanken fürchtend, an einem ihm nicht vertrauten Ort auf Masato angewiesen zu sein, um selbst nach Hause zu gelangen, ohne Stunden in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbringen, hakte er die behandschuhten Hände tiefer in dessen Leibmitte. Masato störte sich nicht daran, erwiderte die Geste mit liebkosendem Streicheln, während er seine Maschine aus dem Zentrum herauslenkte, fast eine Stunde lang dem trägen Verkehrsfluss in ein industriell geprägtes Gebiet folgte. Nach einigen Stichstraßen, offenkundig ebenfalls um Orientierung bemüht, auf einen Platz einbog, der zu einem Parkhaus führte. Kazuo erstarrte, als er die dezente Bezeichnung entzifferte, die in der Neonbeleuchtung auf Beton an ihm vorbeikreiselte, als sie sich dem Erdinneren näherten. Ein Love-Hotel. Nicht, dass es verwerflich schien in einem Land, wo man förmlich aufeinander lebte, dicht an dicht, doch vermittelte es ihrer Abmachung eine romantische, stärkere Bedeutung, als Kazuo ihr zubilligen wollte. Zudem flackerte in ihm der hässliche Eindruck auf, Masato halte ihn vielleicht für einen Stricher, wahllos promiskuitiv, käuflich. »Was ich nicht bin!!« Kazuo ballte die Fäuste vor Masatos Leib. Aber zweifellos konsequent und Manns genug, zu eigenen Entscheidungen zu stehen! ~+~ Der Diskretion geschuldet traf man auf kein Personal, checkte per Automat mit Magnetstreifenkarte ein, wurde mit dem Aufzug und stark gedimmter Korridorbeleuchtung zum erwählten Domizil gelotst. Masato hatte die Wahl getroffen. Ohne Zögern, selbstsicher, als verfüge er bereits über Erfahrungen in dieser Hinsicht, was Kazuo verärgerte, fühlte er sich doch kindlich und ignorant. Der Raum mit angeschlossener Nasszelle bot sich in europäischem Hotelstil: ein Doppelbett, Nachtschränkchen, Lampen mit Stoffschirm. Ein Schrank mit diverser medialer Unterstützung und einer Auswahl an Spendern, die gegen Einwurf entsprechender Münzen ihren Inhalt entluden. Geschmackvoll in dunklem Holz gehalten, die Stoffe in warmem Pfirsichton. Sie befreiten sich zunächst von Jacken und Helmen, dann ließen sie sich unisono auf dem Bett nieder. Federten mit der Matratze, kosteten mit verschwörerischem Grinsen den wippenden Effekt aus. Masato überwand die Distanz, umfasste Kazuos Hand. "Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich dich ausziehen", seine Augen warben Kazuos Einverständnis, der mit einem Schulterzucken zustimmte. Und mit behutsamer Sorgfalt Schicht für Schicht entblättert wurde, vom Jugendlichen zum Schüler zum begehrenswerten Partner im Adamskostüm. Kazuo löste sich aus den streichenden Händen, um sich frischzumachen, wurde jedoch mit entschiedenem Griff um die Hüften gehindert. "Ich will dich so, wie du jetzt bist", Masatos Stimme färbte sich kehlig-dunkel, verbannte das maskierende Lächeln aus seine Miene. Mit Stirnrunzeln kommentierte der Jüngere diese Anwandlung, fuhr mit einer Hand durch die strähnig gefärbten Haare, bevor er sie fest umklammerte. "Mir wird kalt, beeil dich", zischte er rügend, streifte Masatos Finger von seiner Haut, um unter das Deckbett zu kriechen. Ein nachsichtiges Grinsen begleitete ihn, dann zog sich Masato eilends aus, um zu dem Jüngeren unterzuschlüpfen. Sich windend inszenierten sie einen übermütigen Ringkampf, allein die einander unverwandt fixierenden Augen hinderten den Ausbruch amüsierten Gelächters. Solcherart erwärmt und geschmeidig verschwand Masato unter den kuvrierenden Stoffschichten, bedeckte in hitzigem Atem Kazuos Leib mit feuchten Küssen, steuerte gezielt Punkte an, um deren reizvolle Wirkung auf den Jüngeren er wusste. Kazuo schloss die Augen und bot sich Masato zuvorkommend an, genoss ungemindert die Glut, die durch seine Glieder schoss, noch bevor der Ältere sich daran begab, seinen Leib zu entern. Er vertraute sich Masato an. Dem Menschen, über den er nur wenig Verlässliches in Erfahrung gebracht hatte. Maskierte seine körperliche Sehnsucht nach dem Austausch ungebändigter Energien nicht. Masato begrüßte dieses Verlangen mit Euphorie, wirbelte mit Kazuo herum, bedeckte ihn mit Küssen und nonverbalen Liebesbezeugungen, lockerte mit neckenden Scherzen die explosive Elektrizität auf, die sich zwischen ihnen massierte, im keuchenden Akt entlud. Um sie nach kurzem Verschnaufen erneut aufeinander zu hetzen, wie Raubtiere ineinander verkeilt, raufend, beißend, einen Vorteil suchend, bis sich nur noch gemeinsam Erlösung finden ließ. Schweißüberströmt der Beweis eingefordert wurde, dem anderen an Kondition überlegen zu sein, zugleich das seriös-zurückhaltende Interieur zu verwüsten, bis nur noch die in Plastik laminierte Matratze Widerstand und Lager bot. Um Atem ringend rollte sich Masato neben Kazuo, die braun getönten Haare dunkel vor Feuchtigkeit, verflocht seine Finger mit Kazuos. Kazuo stemmte sich mühsam, zittrig vor Anstrengung, hoch, kletterte unbeholfen, schwankend auf die Hüften des Älteren, um mit spitzem Finger in dessen Brustbein zu stoßen. "Gib auf", die Silben krächzten heiser über wund geleckte Lippen, die schwarzen Augen funkelten jedoch hellwach. Mit einem Feixen streckte Masato die Waffen, faltete die Arme unter dem Nacken, um Kazuo zu studieren, der sich mit beiden Armen auf Masatos Brustkorb abstützen musste, asthmatisch ächzend. "Du hast dich verkühlt", verkündete Masato seine Diagnose mitfühlend, um sofort mit einem scharfen Knurren und einem Schlag zurechtgewiesen zu werden. Er sollte nur nicht vergessen, dass dies hier nichts weiter als eine geschäftliche Transaktion gewesen war!! Masato enthielt sich eines Kommentars, richtete sich aber auf und dirigierte Kazuo so unmerklich es ihm möglich war in das Nachbarzimmer, um ihn unter einer heißen Dusche gegen die Witterung zu präparieren. Wenn Kazuo die Intention registrierte, so verbarg er es hinter einer ausdruckslosen Miene. Sie trennten sich, durch Schweigen verbunden, vor der Schule, so, wie es Kazuos Forderungen entsprach. ~+~ Kazuo starrte mit steifem Genick in den bleigrauen Himmel, der eisige Niederschläge androhte. Spürte das Prickeln arktischer Partikel in der Luft auf seinen geröteten Wangen. Vage war ihm bewusst, dass er fieberte, seine Abwehrkräfte möglicherweise der Witterung nicht standhalten konnten, doch sein unermüdlich kreisender Verstand kannte keine Rast, keine Gnade. »Masato.« Der so durchschnittlich, so gewöhnlich und so unauffällig wirkte in seinem modischen Äußeren. Auf erschreckende Weise schablonenhaft zu allen Jugendlichen seines Alters, von einer Maske freundlichen Lächelns bedeckt. Er war nicht so seicht und oberflächlich, das konnte Kazuo nicht glauben, doch den Beweis für diese Vermutung zu finden erwies sich als schwierig. Viel zu wenig wusste er gesichert über den Älteren. Zu oft rannte er gegen die Mauern der Ignoranz bei Dritten, die nicht weiter als bis zur Nasenspitze geforscht hatten, wer ihr Gegenüber war. Wie aber sollte er Masato zutreffend einschätzen? Und warum war ihm dies so wichtig? Traute er ihrer Abmachung nicht? Nein, Kazuo nagte an einem Daumennagel, nein, Masato interessierte sich nicht für Geld. Auch nicht für den Ruhm, das hatte er durch seine Arbeit im Club bewiesen. Sein einziges Ziel schien in Kazuos Körper zu bestehen. Würde er mit dem Aushändigen der letzten Seite befriedigt sein? Dachte er darüber nach, warum er mit einem gleichgeschlechtlichen Partner verkehrte? Mit einem frustrierten Krächzen stieß sich Kazuo vom Maschendrahtzaun ab. Was auch in Masatos Kopf vorging, was ihn bewegte: er konnte sich kein Bild davon machen. Stocherte in einem Nebel herum, der sich verdichtete, je verzweifelter und energischer er sich um dessen Zerstreuung bemühte. Konnte das Masatos Strategie sein?? Ihn zu zermürben, um ihn an sich zu fesseln? ~+~ Masato warf wiederholt Seitenblicke zu Kazuo hinüber, der schwer gegen die Wand lehnte, die Beine fest umschlungen, die Augenlider auf Halbmast gesenkt. Dieses Clubtreffen galt der Vorbereitung einer Vorführung mit Vortrag für den Elternsprechtag, der auch als Aushängeschild der kombinierten Schulen für Interessierte werben sollte. Sie hatten mittels der berüchtigten Socke einen Parcours durch Technik, Abläufe und Möglichkeiten erdacht, der grafisch umgesetzt eine gute halbe Stunde lang die Zuschauer informieren würde. Selbstredend nur über den offiziellen Teil ihrer Aktivitäten. Nun wurde diskutiert, geschnitten, abgespult, bearbeitet, verworfen und kreiert, was das Zeug hielt. Allein Kazuos Beitrag blieb im einstelligen Bereich. »Nicht weiter verwunderlich«, wie Masato bemerkte, der kühn genug den eisigen, schwarzen Augen getrotzt hatte, die ihn abweisend anfunkelten, um per Handauflage die Temperatur unter den schwarzen Strähnen zu erkunden. Kazuo hatte Fieber. Sein Atem ging flach und der dünne Film Feuchtigkeit auf seiner Haut kündete von einer nicht zu unterschätzenden Schwäche. Ein Aufenthalt im Bett bot zweifelsohne die bessere Alternative, doch Masatos Offerte, den Jüngeren nach Hause zu fahren, stieß auf erbosten Widerstand. Masato ließ nicht locker, folgte Kazuo, der kein Interesse daran hatte, seinen Willen fiebergepeinigt vor den übrigen Clubmitgliedern durchzusetzen, fasste sogar nach dessen Handgelenk, was ihm einen Schlag gegen die Brustpartie einbrachte. Es tropfte bereits aus überquellenden Wolken, ein durchdringend pfeifender Wind aus dem Norden fuhr ihnen durch die Kleider, Sendbote des bevorstehenden Sturms. "Kazuo, bitte, lass mich dich heimbringen, ja?" Masato verlegte sich auf flehende Appelle, gleichgültig für fremde Maßstäbe von Stolz und Würde. Kazuo hielt mit bockigem Trotz dagegen, er werde wie gewohnt nach Hause fahren, ungeleitet und in aller Ruhe!! Endlich, in Anbetracht der arktischen Atmosphäre, kapitulierte Masato. Besser, Kazuos Willen nachzugeben, als noch länger den Fiebernden der Kälte zu exponieren. Bereits durchnässt und zitternd stapfte Kazuo zur nächsten Station. Er zog es vor, nur noch sein eigenes Bett als Ziel zu setzen und die bleiche, besorgte Miene des Älteren aus seiner Erinnerung zu streichen. ~+~ Masatos Stift flog in Höchstgeschwindigkeit über die Papierbögen, Frage-Antwort, nächste Aufgabe. Er studierte keine einzige Anweisung ein zweites Mal, verschwendete keine Zeit auf Korrekturlesen, handelte kurz und bündig ab, was ihm aufgetragen war. Sein linkes Bein wippte im nervösen Takt, wie sein angespannter Leib prickelnd, in Erwartung und Sehnsucht nach dem Sprung, der ihn der Fesseln entledigen würde. Wenn er seinen Test beendet hatte, durfte er gehen. Aber das würde er nicht, nein, er würde fliegen! Kazuo fehlte nun den zweiten Tag, wie Yoshio bestätigt hatte, dankbar dafür, dass Masato es auf sich nahm, die Clubstatuten zu übertreten und in Kazuos Privatsphäre einzudringen. Masato raffte eilends seine Habseligkeiten, schlurfte zum Pult, neigte artig den Kopf, übergab seine Dokumente und verabschiedete sich in höflichem Flüsterton. Dann preschte er wie losgelöst über Flure und durch Treppenhäuser, wo sein Motorrad bereits auf den ungeduldigen Fahrer wartete. ~+~ Der spröde Mittelschüler hatte sich zwar angestrengt, sein Privatleben zu verschleiern, doch Masatos Einfallsfreude konnte er nichts entgegensetzen. Natürlich wusste der genau, wo Kazuo lebte und wie er lebte, auch wenn er dessen winziges Einzimmer-Appartement noch nie betreten hatte. Sein freundlich-harmloses Wesen verleitete zu Vertrauen und Konfirmation von Informationen, selbstredend unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Masato fuhr durch Regenschauer hindurch zu einem betonierten Wohnbezirk, dessen kastenförmige Schachtelbauten wie Legebatterien für Menschen wirkten. Der spärliche Platz musste optimal genutzt werden. Wohnwabe klebte an Wohnwabe, allein durch die Konformität der Gesellschaft vor Slum-artigen Missständen bewahrt. Die Skizze studierend, die er sich selbst als Gedankenstütze angefertigt hatte, wählte Masato einen Häuserblock, bockte seine Maschine auf. Lupfte den Helm vom Kopf, die Schultern hochgezogen, der Kälte zu trotzen und studierte die gewaltigen Klingelpanele. Als er Kazuos Namen identifizierte, öffnete sich die Eingangstür. Masato hielt sie zuvorkommend auf, um einer Mutter mit zwei vollkommen verpackten Kleinkindern den Weg zu erleichtern. Den Zugang solcherart gestattet wählte er einen der drei Aufzüge, der sich keuchend in die Höhe schraubte. Dann hieß es, einen dämmrigen Korridor zu erkunden. Kazuos Name fand sich auch hier, akkurat, doch winzig und Masato betätigte die Türglocke. Selbige trällerte gedämpft, unaufdringlich, ausgesucht, kein Aufsehen zu erregen, die Nachbarn nicht zu belästigen und auch nach stundenlangem Betätigen ohne Drohpotential. Aus der gegenüberliegenden Wohnung trat ein Mann, einen Rehpinscher in aufwändigem Strickleibchen tragend, bestaunte Masato, dessen Anwesenheit vor besagter Tür wohl einem Naturereignis nahe kam. Ein freundliches Zwinkern, eine angedeutete Verneigung. Der Nachbar lächelte durch lückige Zahnreihen und trollte sich seines Wegs. Dann öffnete sich auch, spaltweise, Kazuos Tür. Er lehnte schwer gegen die Wand, die eingefallenen Wangen mit feuerroten Flecken verunziert, die schwarzen Augen fiebrig glänzend. "Geh weg", seine wunde Kehle produzierte kaum mehr verständliche Silben. Seine abwehrende Geste endete in einem würdelosen Ringen um Balance. Masato drängte sich in den Raum, die Schultern zwischen Tür und Rahmen gestemmt, verschaffte sich Zutritt. Schlauchartig gestaltet konnte man sich kaum zu dem winzigen Fenster, der Tür gegenüber, hindurchschlängeln. Ein Klappbett ragte in den Raum, während sich bis zur Decke Schränke aufbauten. Es roch nach Kräutern und Essenzen, in einem dünnen Schleier Räucherstäbchen entweichend, obwohl Masato einen Luftaustausch für ratsamer gehalten hätte. Eine klamme, unerwartet knochige Hand umklammerte sein Handgelenk. Glasig fieberten ihn die schwarzen Augen an. "Raus!", fauchte Kazuo, kraftlos, aber von seinem Trotz aufrecht gehalten, die andere Hand zur Faust geballt. "Ich bin nicht hier, weil ich mit dir schlafen will", las Masato mit unbewegter Miene in Kazuos dämmerndem Verstand, streichelte den feuchten Handrücken beruhigend. "Du fehlst den zweiten Tag und du bist krank. Ich will für dich sorgen." Kazuo blinzelte. Dann schnaubte er mit dem Maß an Verachtung, das ihm noch zu Gebote stand, löste sich mit abschätziger Geste von Masato, musterte ihn betont abweisend, allerdings von seinen tränenden Augen gehindert. "Ich brauche weder deine Sorge, noch deine Schnüffelei hier! Hau ab!!" Masato lächelte, beschwor das maskenhafte Bild, das Kazuo so irritierte. Er wandte sich ab, warf einen konzentrierten Blick auf die Verriegelung des Fensters. Um blitzartig zur Seite zu schnellen und Kazuo unsanft auf seine Lagerstatt zu stoßen, sich selbst schwer darüber. Der Jüngere wand die Arme heraus, wollte sich kratzend, schlagend, kneifend verteidigen, wurde jedoch durch Masatos Voraussicht, die ihn seine Handgelenke auf die dünne Matratze pressen ließ, wirkungsvoll gehindert. Mit Abscheu über diese offenkundige Niedertracht, die wohl dazu diente, ihm hier Gewalt anzutun, zischte Kazuo Unflätiges über die aufgesprungenen Lippen, erntete lediglich einen mitfühlenden Blick. "Hörst du das?", erkundigte sich Masato sanft, leise, wich Kazuos fiebrigen Augen nicht aus. Der stutzte, vernahm er doch nichts weiter als seine eigenen hastigen, qualvollen Atemzüge. Ein Rasseln in seiner Brust. Masatos Gesicht verabschiedete seine Larve, trug den Ausdruck von Sorge und Zärtlichkeit, den er bei seinem Eintritt offenbart hatte. "Es ist so feucht hier drinnen, dass ich Angst habe, dass du dir eine Lungenentzündung eingefangen hast, Kazuo. Ich werde dich hier wegbringen, ganz gleich, was es mich kostet." Kazuo erschauerte unter dem Ernst in Masatos gleichmäßig sanfter Stimme. Aufwühlender jedoch war die Erwähnung seines eigenen Namens. Wie eine hauchzarte Liebkosung, ein sehnsuchtsvoller Seufzer, ein wenig rau, von Emotionen beschlagen... Kazuo befiel ein weiterer Fieberschauer, der ihn haltlos zittern ließ. Ohne eine Möglichkeit der Gegenwehr gefangen unter Masato verwarf er seine verzweifelten Bemühungen um Befreiung, drehte den Kopf auf die Seite, schloss die müden Augen. »Soll er doch tun, was er will! Welche Rolle spielt das schon?« Masato erhob sich im gleichen Augenblick, trat an das Fenster heran, studierte die Verriegelung. "Man kann es nicht öffnen", konstatierte er, ein wenig ungläubig, während es in seinem Verstand arbeitete. Es mochte nichts ausmachen, dass der Luftaustausch einzig über die Durchlässigkeit der Wände erfolgte, solange Kazuo sich tagsüber auswärts aufhielt. Doch wenn er sich mit heißem Wasser, das er primitiv über eine Schüssel und einen Wasserkocher gewann, abrieb, seine verstopfte Nase mit Inhalieren befreien wollte, dann verdichtete sich die kondensierende Feuchtigkeit zu einem schweren Film. Der sich auf Wände und Schränke legte. Das beste Klima für Schimmel und andere Sporen, das unvorteilhafteste für einen Kranken. Kazuo musste diese unsägliche Behausung verlassen! Ohne einen weiteren Kommentar öffnete Masato die Schranktüren, sammelte in einer ausgeleierten Tasche die wenigen Kleidungsstücke, die gewaschen und sorgfältig gefaltet warteten. Außer der Schuluniform und drei Hemden, einigen Paar Socken, seinen Sportsachen und einer Windjacke schien Kazuos Besitz in ausgebleichten T-Shirts und ebenso gezeichneten Stoffhosen zu bestehen. Sein winziges Vorratslager an Nahrung bestand aus einer Dose Cola und einer Packung Kekse, daneben eine Dose mit Teeblättern. Masato warf einen Seitenblick zu Kazuo hinüber, der sich zur Wand gedreht hatte, die gekreuzten Arme vor das Gesicht geschlagen, in ihrer knochigen Verfassung wie dürre Äste aufragend. Um keine Zeit zu verlieren, förderte Masato noch einige Schulsachen zu Tage, fügte den ausgehungerten Kulturbeutel hinzu und zog den Reißverschluss der Tasche zu. Setzte sich auf die Bettkante zu Kazuo, streichelte sanft über den klammen Rücken des ausgeleierten Sweatshirts kleine Kreise in Höhe des Herzens. "Ich helfe dir beim Anziehen und dann fahren wir zu mir", gab er bekannt, schob seine Hand unter Kazuos Seite, um ihn in die Senkrechte zu bugsieren. Geschlagen ließ der Jüngere das über sich ergehen, wurde in seine viel zu dünne Jacke gewickelt, mit Turnschuhen versorgt und behutsam an die Schrankwand gelehnt. Fahl-weiße Flecken wechselten sich nun mit feurig roten ab. Die schwarzen Augen starrten stumpf, während asthmatisches Keuchen einzelne Hautfetzen auf den versehrten Lippen zu einem apokalyptischen Tanz verführte. Masato schulterte die Tasche, schlang einen Arm um die Hüfte des Jüngeren und dirigierte ihn durch die Wohnungstür auf den Flur, schloss ab und steckte den Schlüssel in die eigene Jackentasche, bevor er Kazuo erneut an sich zog und stützend zum Aufzug führte. Kazuo klammerte sich reflexartig an Masatos Jacke fest, schloss immer wieder in Schwäche die Augen, von heftigen Fieberschüben offenkundig stark in Mitleidenschaft gezogen. Solcherart gehandikapt benötigten sie ganze fünf Minuten, bis Kazuo mit Schutzhelm, Handschuhen, der Regenjacke und einem Schal eingedeckt war. Dann kostete es Masato einige Adrenalinstöße, bis der Jüngere auf den Sozius geklettert war und sich schwer an seinen Rücken lehnte. Ohne Rücksicht auf Konventionen oder die Erregung unerwünschter Aufmerksamkeiten schloss Masato Handschellen um Kazuos Hände auf seiner Leibmitte. In der Hoffnung, dies möge einen Absturz verhindern, wenn der Jüngere sekundenlang das Bewusstsein verlor. In enervierendem Auspendeln des Bedürfnisses nach Hochgeschwindigkeit, um Kazuo versorgt und sicher zu wissen, und der berechtigten Sorge um dessen Belastbarkeit als Mitfahrer trieb sich Masato an die Grenzen seiner eigenen psychischen Verfassung. Endlich hielt er vor dem zweistöckigen Haus, das die Praxis eines ihm bekannten Allgemeinmediziners beherbergte. Ungeachtet neugieriger Blicke von Passanten befreite er Kazuos Hände aus der eisernen Fessel. Assistierte sich verdrehend dem Schwankenden beim Absteigen, bevor er eilends das Motorrad aufbockte. "Komm", fasste er Kazuo unter eine Achsel, schob ihn in voller Montur durch die Tür hinein zur Anmeldung. Die dort residierende Dame wirkte angesichts ihres Aufzugs konsterniert und nicht willens, eine sofortige Behandlung zu organisieren, doch Masato überging ihre Reaktion achtlos. Nahm seinen Helm ab, dann Kazuos, hängte sich beide samt der Tasche um einen Unterarm, um dann den Behandlungsraum zu besetzen. "Sagen Sie dem Sensei, dass ich nicht gehen werde, bis mein Freund untersucht worden ist. Sie haben meinen Namen wohl noch im Gedächtnis?" Sein Lächeln, die nachtschwarze Kehrseite der gewohnten Maske, trieb die Frau im Laufschritt auf den Korridor hinaus. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, schob er Kazuo auf die Liege, entblätterte ihn bis auf das Sweatshirt, riss unbekümmert Papierstreifen von der Liegenabdeckung, um den Schweißfilm auf der hellen Haut aufzufangen. Sandte aufmunternde Blicke in die matten schwarzen Augen, streichelte spielerisch durch die strähnigen Haare, um dann den Zitternden energisch abzureiben. Kazuos Zähne schlugen in Schüttelfrost aufeinander. Sein arhythmisches Keuchen klang erbärmlich in Masatos Ohren. Eine klamme, knochige Hand Kazuos haltend überwand Masato den Abstand zu einem rollbaren Beistelltisch, nahm einen Glasbehälter mit Watte hoch und schleuderte ihn mit Verve gegen die Wand. Der explodierende Knall mündete in kaskadierenden Splitterregen. Sekunden später flogen ein elegant geföhnter Mediziner mit einem Assistenten und zwei Helferinnen hinein. Masato lächelte. "Verzeihung, es muss heruntergefallen sein, als ich meinem Freund auf die Liege half", zwitscherte er freundlich. Die Hinzugekommenen erstarrten, wechselten beunruhigte Blicke, dann scheuchte der Arzt sich sammelnd seine Entourage hinaus. "Dann wollen wir... nicht wahr... besser gleich deinen Freund... und den Eltern geht es gut...?" Masato beachtete den Mann nicht weiter, streichelte behutsam verirrte Strähnen aus Kazuos Augen. "Alles wird gut", wisperte er sanft. ~+~ Mit einer Auswahl Medikamente versorgt, die kostenfrei, da als Praxenmuster ausgewiesen, überreicht worden waren, machten sich Masato und Kazuo auf den Weg. Das heißt, letztgenannter hing in hochdosiertem Dämmerzustand hinter Masato auf dem Motorrad, kaum mehr zugänglich. Masato steuerte sein Elternhaus an, ließ die Maschine vor der Mauer stehen, um zunächst Kazuo, der wie ein Betrunkener schwankte, zu stützen und dessen Gepäck in sein Zimmer zu lotsen. Der Jüngere, noch immer von konvulsivischen Krämpfen erschüttert, ließ sich auf die Bettkante setzen, wie eine Marionette entkleiden, erneut ganzkörperlich abreiben und dann in einen von Masatos eigenen flauschigen Pyjamas packen. Komplettiert mit dicken Socken und einer Mütze wurde er sodann unter die Bettdecke geschoben und bis an die Nasenspitze eingewickelt. Die bläulich schimmernden Lider senkten sich bleischwer und verabschiedeten den Jungen von der Welt. Masato wischte sich zufrieden die Stirn, holte dann sein Motorrad auf das heimatliche Gelände, stellte es unter, bevor er sorgfältig seine und Kazuos Habseligkeiten hinter der massiven Schrankfront verstaute. Und sich daran gab, die Dosierung der Medikamente und die Versorgung seines Gastes zu bewältigen. ~+~ Kazuo schwankte zwischen Traum und Illusion, fühlte jedoch keinen Zwang, eine Unterscheidung herbeizuführen oder die Anstrengung zu wagen, diese Gefilde Richtung Realität zu verlassen. Wie ein zerrissener, zähflüssiger Film bedrängten ihn versprengte Eindrücke. Masatos sanftes Lächeln, Finger, die eine stark aromatisierte Salbe auf seiner Brust in die Haut einrieben, brennende Flüssigkeiten, die ihm eingeflößt wurden. Hände, die ihn drehten, streichelten, ihn auszogen, abwuschen, trockneten, eincremten und wieder bekleideten. Ein Kamm, der gleichmäßig durch seine Haare fuhr. Eine Stimme, die melodisch mit ihm sprach, beruhigende Wellen der Zuversicht aussandte. Kazuo gab jeden Widerstand auf, ließ sich davontreiben. ~+~ Masato rieb sich eilig die Hände mit einer pflegenden Creme ein, überdeckte Spuren und Geruch des Terpentins, während er einen kontrollierenden Blick auf Kazuo warf. Dessen Gesichtsfarbe hatte ihre totenblasse Prägung verloren, obgleich der Kontrast zu den glänzenden, blauschwarzen Haaren noch immer berückend war. Kazuos Atem ging tief, ruhig und ohne besorgniserregende Störgeräusche. Die mit Honig bedeckten Lippen lockten unschuldig in seinem Schlummer. Jetzt galt es, den Jüngeren ausreichend mit Nahrung zu versorgen, sodass sich der Mangel der letzten Zeit nicht mehr niederschlagen konnte in dessen anmutiger Erscheinung. Ohne überflüssige Geräusche nahm Masato neben dem Ruhenden Platz, stets bewaffnet mit seinem Skizzenheft, wartete geduldig, dass der süße Schläfer sich Morpheus' Armen entwinden würde. Kazuo kam dieser unartikulierten Erwartung auch nach einigen Minuten nach, zum ersten Mal seit seiner Unterbringung wach und aufnahmefähig. Seine schwarzen Augen musterten Masato und seine Umgebung kritisch. "Ich dachte, ich wäre in einem Krankenhaus, so grell und weiß, wie alles ist." In seiner krächzenden, vernachlässigten Stimme knarzten die Silben splittertrocken. "Wie denkst du über ein heißes Bad und einen Imbiss danach?", umschiffte Masato elegant die Kritik, verweigerte sich dem inspizierenden Blick nicht. "Ich muss nach Hause", beschied Kazuo knapp, stemmte sich mühsam auf zitternden Ellenbogen hoch, um bereits atemlos die Unmöglichkeit dieser Option zu erkennen. "Das geht nicht, du bist noch immer krank." Masatos Stimme warb behutsam um Verständnis, überging taktvoll die demonstrierte Schwäche. "Ich muss zur Schule, ich verpasse zu viel!", fauchte Kazuo uneinsichtig, zog die Knie an, um sich auf alle Viere zu drehen, mit Zeitlupengeschwindigkeit. Masato erhob sich, entnahm einem Schrank einen purpurrot gefärbten Bademantel, offerierte ihn Kazuo, der sich mit weichen Knien um Balance bemühte. "Du möchtest, dass einer deiner Mitschüler zu dir nach Hause kommt und dir die Kopien gibt?", erkundigte er sich mit nachsichtiger Ironie. Kazuo erstarrte, ballte die Fäuste. "Ich habe veranlasst, dass man uns die Aufgaben per Fax schickt. Du versäumst also gar nichts... und niemand erfährt von deinem Privatleben." In dem schwarzäugigen Blick, der Masato nun fokussierte, schwamm hochkonzentrierte Schwefelsäure giftig-gelb. Masato lupfte den Bademantel einladend. "Wieso steigt dir die Schulleitung nicht hinterher? Immerhin verpasst du auch den Unterricht?" Kazuos Misstrauen wollte sich noch nicht geschlagen geben. Masato lächelte versonnen. "Sie lassen mich in Ruhe, weil ich jede Prüfung mit links bestehe. Warum sollte ich meine Zeit dort absitzen und meine Mitschüler frustrieren?" "Ach", zischte Kazuo abschätzig, "bist du so gut?" Ein ruhiges Lächeln bar jeder Prahlerei erwiderte seine Herausforderung. "Ja, Kazuo, das bin ich." Ihr stummes Duell währte so lange, wie es Kazuo möglich war, erkrankungsbedingte Tränen zurückzuhalten, dann erschütterte ihn ein gewaltiger Nieser und er wandte sich ab. Masato reichte ihm Taschentücher. Er drängte Kazuo den Bademantel auf, der gegen die feucht-flüssigen Niederungen einer Erkältung kämpfend keinen Widerstand leisten konnte. Wie ein gebrechlicher Greis am Unterarm gehalten führte Masato den Jüngeren über den sternförmigen Flur zum Badezimmer. Er erhitzte das Wasser des Beckens, während Kazuo sich langsam aus seiner mehrschichtigen Bekleidung schälte, unwillig verfolgte, wie sich der Ältere auszog. "Ich kann auch allein baden", gab er sich trotzig, was Masato mit einem freundlichen Lächeln konterte. "Ich ziehe deine Gesellschaft vor", schmeichelte er Kazuo unverfroren, bevor er ihn auf einen der Schemel herunterdrückte und mit warmen Wasser abzuspülen begann. Ihn fürsorglich einschäumte, vor ihm kniete, um jede Partie mit gebotener Sorgfalt zu massieren, einzuseifen. Er half Kazuo, der seine körperliche Schwäche stumm verwünschte, auf die Beine, brauste ihn ab, um Kazuo danach mit einer stützenden Hand in das Becken steigen zu lassen. Dem eigenen Körper maß Masato sehr viel weniger Sorgfalt bei, schrubbte energisch und rasch, duschte und kletterte dann zu Kazuo, der mit halb gesenkten Lidern in einer Ecke kauerte. Masato beobachtete den hilflosen Kampf gegen das Eindösen, hervorgerufen durch die Hitze des Wassers und die ungewohnte Anstrengung für den geschwächten Kreislauf. Er erhob sich, nahm dicht neben Kazuo Platz, der nur schwach zischen konnte, um vor unbedachten Aktionen zu warnen, dann wurde er bereits um die Hüften gefasst und auf Masatos Schoß gehoben. Eine Hand drückte Kazuos Kopf auf Masatos Schulter, während die andere ihn sanft umfangen hielt. "Ruh dich aus, Kazuo." Da war es wieder, dieses sehnsüchtige Seufzen seines Namens, nur ein flüchtiger Hauch an seiner Stirn. Kazuo wollte aufbegehren, sich erheben, hinausstürmen... Doch blieb ihm dies verwehrt. »Was denkt sich dieser Kerl?! Wieso glaubt er, dass er sich alles herausnehmen kann?!« In Kazuos eingeschränktem Blickfeld leuchtete ein friedvolles Lächeln auf Masatos Lippen. Er seufzte leise. Schlang die Arme um den Nacken des Älteren und schloss die Augen, lehnte sich schwer an dessen Brust und Schulter. ~+~ Masato hatte Kazuo behutsam trocken getupft, duftende Pflegecreme in dessen Haut massiert, ihm in den Bademantel geholfen und zugeflüstert, dass er ihm sogleich einen frischen Pyjama bringen werde. Er selbst hatte nur mit einem Handtuch um den Leib geschlungen das Badezimmer verlassen, um das Versprochene eilig herbeizubringen. Kazuo studierte mit hitzeschwerem Kopf die Zimmerdecke. Es war seltsam. Seltsam, Masato zu spüren, dessen Hände, dessen Nähe, ohne dass sich eine sexuelle Folge anschloss. Noch bestürzender jedoch nahm sich der Umstand aus, dass Kazuo sich danach sehnte, Masato möge endlich den ersten Schritt machen, diese unerträgliche Spannung verpuffen lassen. Seine Willensstärke nicht derart perfekt inszenieren. »Will ich denn etwa...?!« Kazuo seufzte matt. »Sieh dich an, kaum wird es ein wenig schwierig, schon fällst du auf die ältesten Tricks rein!« Er grub die Fingernägel in das Frottee des Bademantels. »Sex gibt es nur gegen Seiten, klar?!« ~+~ Masato stellte das vollgepackte Tablett auf dem Bett ab, verzichtete aber schweren Herzens darauf, Kazuo wie in den letzten drei Tagen an sich zu ziehen und ihn zu füttern. Der Jüngere hockte ihm nun aufrecht gegenüber und aß mit Genuss, aber in der Zurückhaltung einer Person, die nicht für gefräßig oder ausgehungert gehalten werden wollte. Dass der Jüngere jedoch Zeichen von Unterernährung gezeigt hatte, war Masato nicht entgangen. Auch wenn er sich hütete, das in Kazuos Gegenwart zu erwähnen. Dessen Stolz ließ eine Kränkung dieser Art nicht zu. So verlegte sich Masato darauf, munter zu plaudern und unauffällig Kazuo nachzulegen, sich in eine besorgte Glucke zu wandeln, um ihre Gesichter zu wahren. "Morgen werde ich nach Hause gehen", verkündete Kazuo fest, die schwarzen Augen in trotzigem Entschluss zusammengekniffen. Masato sah von Widerspruch ab, räumte stattdessen geschäftig Utensilien vom Bett. "Wenn das so ist, dann sollte ich wohl besser heute noch meine Gegenleistung einfordern", bemerkte er betont beiläufig, barg gleich drei Doppelseiten aus einer Papprolle. Kazuo schluckte unmerklich, fühlte Feuchtigkeit auf seinen Handflächen. Er benötigte eine Weile, bis er sich gesammelt hatte, Masatos Blick begegnete. Ihre Alter Egos erkundeten gerade den Umstand, dass ein hitziger Kampf auch auf sexuelle Weise ausgefochten werden konnte, verletzt oder nicht. Ein knappes Schulterzucken signalisierte Konsens. ~+~ Masato schmiegte sich seitlich an Kazuos nackten Leib, streichelte flächig über dessen glühende Haut, versengte mit hungrigen Blicken das bleiche Gesicht. Seine Hand drängte Kazuos Oberschenkel an seine eigene Hüfte, hieß ihn, die Beine anzuwinkeln. Eine breite, nachlässig herumstreunende Kussspur zierte bereits Kazuos Brustbein. Sein Körper spannte und wand sich in Erwartung. Zu der Masatos perfides Hauchen, die einzige Luftbewegung im Schutz der Bettdecke, eine prickelnde Note hinzufügte. Kazuo grub die Fingerspitzen in das Kissen, das seinen Kopf trug, atmete flacher. Er kannte Masatos Absicht, zitterte vor Verlangen. Masato jedoch beschäftigte sich eingehend mit Kazuos Bauchnabel, knabberte inspizierend an den scharf hervortretenden unteren Rippenbögen, den sich abzeichnenden Sehnen der Bauchmuskulatur. Bis er endlich, mit seinen gesträhnten Haaren kitzelnd, Kazuos Unterleib ernsthaft erkundete, dessen Erektion mit der Zunge bestrich. Keuchend gab Kazuo das Kissen frei, schob die Finger in Masatos Schopf, reckte ihm sein Becken entgegen. Kazuos Hüften umfassend liebkoste Masato die weiche, rapid anschwellende Haut, nagte behutsam an dem härtenden Fleisch, was Kazuo kehlige Laute hilfloser Lust entlockte. Masatos warme, gelenkige Zunge brachte Abwechslung, zögerte den Höhepunkt hinaus, was Kazuo mit protestierendem Ächzen kommentierte. Dann verschwand sein Penis in Masatos Mund, dessen Fingerspitzen stachen in den Ansatzpunkt. Die süße Folter schien Ewigkeiten zu währen, weichte Kazuos Willenskraft auf. Mit einem hastigen Haareziehen warnte er Masato, dass in Kürze sein Leib sich in dessen Kehle entladen würde. Masato zog sich nicht zurück, antwortete auf seine Weise, indem er mit aufgefächerten Fingern Streifen über Kazuos Bauch und dessen Schenkel zog, bis dessen Aufstöhnen und Erzittern seinen Höhepunkt verrieten. Ohne Ekel schluckte Masato, was ihm geboten wurde, saugte Luft durch die Nase an. Erzeugte einen kitzelnden Sog über Kazuos Leib, der erregt zitternd nachlegte, Masatos Belastungsgrenze erreichte. Atemlos, angeschlagen, schwankend zwischen Ohnmacht und Adrenalinschüben rollten sie sich nebeneinander. Masato, durch hervorragende, körperliche Konstitution im Vorteil, nutzte das, um sich erneut über Kazuo zu winden, die Innenseiten der noch nachbebenden Schenkel zu bestreichen, während seine Zunge Kringel auf Kazuos Wange malte. Kazuos Regeneration erforderte Zeit, die Masato nicht zugestand. Wohlweislich, wie Kazuo hormongeschwängert mutmaßte, um seinem eigenen Verlangen die Zügel schießen zu lassen, ohne artifiziellen Schutz zu agieren. Kazuo ließ es geschehen. Seine Beine auseinander schieben, sich anheben, fahrig liebkosen, um von dem Druck abzulenken, der auf seinen Unterleib ausgeübt wurde. Durch den vorherigen Höhepunkt geschmeidig erhitzt und milde gestimmt wehrte er den forschen Eindringling nicht ab, gab nach. Entspannte sich, bemühte sich mit konzentriertem Atemrhythmus Masato den schnellsten Weg zu weisen, der ihn an die Grenze zwischen Qual und Lust führte. Masato zeigte sich wie stets besonnen genug, auf die Körpersprache des Jüngeren zu lauschen, gleichzeitig aber stürmisch und mitreißend, indem er Kazuo mit wahren Hagelschauern an Küssen und Liebkosungen eindeckte. Bis sich sein Hunger mäßigte, einen gemeinsamen Wellengang fand. Seine Finger kreuzten sich mit Kazuos, überließen den anderen Muskeln die Arbeit, schufen konzentrierte Wärmeherde, ruhende Pole gegen die rapiden Kontraktionen. "Kazuo..." Dieser flehende, raunende Lockruf an seiner Brust, verborgen durch gesträhnte Haare, begleitet von sanften Rieseln winziger Schweißperlen. Kazuo erzitterte, heiß-kalt, kam aus dem Takt ihrer Bewegung, initiierte Masatos aufstöhnenden Erguss in seinen Leib, gefolgt von losen Stößen, die ihm selbst Befreiung schaffen sollten. Masato sank auf ihn hinab. Eine unerwartet gleitende Regung löste ihren intimen Kontakt, dann umschlang ihn der Ältere eng, um Atem ringend. Zögerlich, dann entschlossen lagerte Kazuo die Arme um die schmale Taille, streichelte sanft über den noch bebenden Rücken. Was auch immer Masato vor anderen verbarg: hier täuschte er nicht, dessen war sich Kazuo sicher. Er spürte das hämmernde Herz wie sein eigenes, das Zusammenziehen und Auseinanderpressen der Lungenflügel, verwirbelte Luft an seiner Wange. Den eiligen Rausch des Bluts, feucht-klebrige Hitze auf seiner Haut, die pochende Wärme und natürlich die erkaltende Lava in seinem Unterleib. Weniger geschickt als zuvor rutschte Masato von Kazuo herunter, lagerte aber besitzergreifend einen Arm quer über dessen Brust. Sie gönnten sich eine stumme Verschnaufpause, bis Masato herüberrobbte, Kazuos Wange mit feuchten Küssen belegte, während seine Hand in Kazuos Schritt Erkundungen vornahm, ob der noch willens und fähig für eine weitere Runde war. Kazuo drehte den Kopf und funkelte Masato an, distanzierte die erforschende Hand energisch mit den Fingernägeln. »Bekenne«, forderte sein Blick unbarmherzig. Masato lächelte, zwanglos, amüsiert. Sich auf die Unterarme stützend rückte er hautnah an Kazuo heran, studierte ihn gelassen, bevor er sich über dessen Oberkörper schob, die Finger erneut mit Kazuos überkopf verschränkte. An dessen Lippen lasziv raunte. "Ich will dich... ich brauche dich... Kazuo.... so oft, wie eine Minute Sekunden hat... wie eine Stunde Minuten zählt...wie viele Stunden der Rest meines Lebens währt... so will ich dich... Kazuo..." ~+~ War es das neckend-sehnsüchtige Flüstern? Die glühende Hitze, die sich wie eine lähmende Decke über sie legte? Diese Liebeserklärung, die trotz der Wortwahl jedem Pathos entsagte? Oder sein Namen, auf diese unvergleichliche Weise geraunt? Kazuo ergab sich, ohne gefordert worden zu sein, schmiegte sich in jede Kerbe, jede Einbuchtung des Leibs, der auf ihm lastete, warf sich jeder Zärtlichkeit entgegen. Entfloh dem Griff und der dahingestreckten Lage, um sich aufzusetzen und Masato breitbeinig den Rücken zu kehren. Zerwühlte die eigenen Haare, räkelte sich posierend, bis der Ältere ihn auf den eigenen Schoß zog, vorwarnungslos den Sturm auf seine Kehrseite blies. Kazuo wand sich, drängte sich enger an die Oberschenkel, saugte mit geschlossenen Augen Masato in sich ein, ließ sich nur widerwillig von dessen Armen umschlingen und einfangen. Ihr gegenläufiger Rhythmus prallte funkensprühend aufeinander, jeder elektrische Blitz eine Initialzündung gegen die Barrieren des Verstandes, der fahnenflüchtig wurde und animalischen Trieben das Feld überließ. Sich schlangengleich windend, überkopf nach Masato tastend, seine Haare haschend keuchte Kazuo laut, untermalte das hingebungsvolle Ächzen des Älteren, der immer wieder seinen Namen raunte. Ihre Energie ballte sich zu einer gewaltigen Entladung zusammen, die sie beide bis ins Mark erschütterte, unisono aufstöhnen hieß, um dann aneinander geklammert und doch haltlos seitlich auf die Matratze zu kippen, von abschwellenden Wogen durchwandert. Masato gelang es endlich, sich zu lösen, was er damit ausglich, Kazuo eng zu umarmen und seine Lippen in dessen Halsbeuge zu versenken. Der Jüngere ächzte ermattet, am Ende seiner spärlichen Reserven, hob einen Arm angewinkelt und eroberte Masatos Genick, dessen Kopf heranziehend. Unter halb gesenkten Lidern tauschten sie sich schweigend aus, nur Wimpernschläge lang, dann schloss Kazuo die Augen und teilte einladend die Lippen. ~+~ Kapitel 5 - Vertrauensbeweise Es musste mitten in der Nacht sein, doch Kazuo war schlagartig hellwach, ohne sagen zu können, welchem Umstand er das verdankte. »Ausgeschlossen, sich herumzudrehen und dem Schlaf nachzulaufen...« Seine Krankheit hatte den gewohnten Rhythmus durcheinander geworfen. Nun musste er sich erst langsam wieder an die 'normalen' Gegebenheiten gewöhnen. Im Zwielicht der Jalousienschlitze konnte er die Silhouette von Masato neben sich ausmachen, dessen leisen Atemgeräusche der einzig lebendige Laut im Umkreis. Sich aufsetzend suchte Kazuo in seinem grafischen Gedächtnis nach dem Schalter für die gedimmten Lichter, visualisierte sich einen Pfad durch den dunklen Raum und arbeitete sich behutsam bis zur Tür vor. Tastete blind an ihr hoch, bis seine Finger den passenden Kunststoffdeckel fanden. Das Licht brachte die Unbehaglichkeit des Zimmers zurück, den zellenartigen Charakter durch die weißen Schrankwände mit ihren Horizontalmusterungen, die die Jalousien wie eine Fortsetzung anmuten ließen. Masatos Atmung veränderte sich nicht, sodass Kazuo vermutete, der schliefe selig und erschöpft. So zollte Masato seinen Umtrieben keine Aufmerksamkeit. Kazuo rieb sich einen nackten Oberarm, entschloss sich, den Bademantel überzustreifen, als ihn akute Verlegenheit beschlich. Masatos Eltern mussten doch auch zugegen sein. Hatten sie in den vergangenen Tagen, -jetzt waren es sogar vier-, denn nicht bemerkt, dass ein weiterer Bewohner ihr Haus bevölkerte? Oder war ihnen ein Gast gleichgültig? Wenn er den Gedanken verfolgte, so schien es ihm, dass Masato genauso gut allein leben konnte: man hörte und sah seine Altvorderen nicht. »Paradiesisch... oder doch nicht?« Sich umsehend beschied Kazuo diesen Eindruck abschlägig. Nein, selbst sein schäbiges Appartement war dieser grässlichen Zelle vorzuziehen, ganz gleich, wie vermögend diese abwesenden Eltern sein mochten! »Aber darüber verlieren wir keine Worte mehr«, ermahnte er sich stumm, betrieb geistige Hygiene. Einem akuten Entschluss folgend öffnete er Schranktür für Schranktür, spähte in das Innere. Die oberen vier Fächer konnte man allerdings nur mittels einer Steighilfe bewältigen. Hinter den weißen Holzlamellen verbarg sich die gewöhnlich-chaotische Farbenpracht von Kleidern, Stoffen, Handtüchern, Bettwäsche, Büchern, CD, DVD und Videos sowie allerlei anderer Utensilien. Alles, was durchschnittliche Menschen offen präsentierten, Wecker, Fernseher, Anlage, Computer mit beeindruckendem Zubehör, Stiftkasten und Schreibtischmaterial: das war hier ordentlich verstaut und verborgen. Kazuo bestaunte schweigend die Ausstattung, las Markenlabel ab, deren Namen er aus den Medien kannte, überschlug den Wert der Artikel. Zweifellos: Masatos Familie verfügte über Geld und auch Geschmack, das musste der Neid lassen. »Und diese Hardware!« Kein Wunder, dass es dem Älteren so perfekt gelungen war, die kurzen Filme zu animieren! Dessen Ausrüstung konkurrierte mit der zusammengesammelten des Clubs. Darauf bedacht, seine Schnüffelei, -und in Kazuos Augen war es nichts anderes, ein Verstoß gegen den Kodex, an den er glaubte-, zu kaschieren, schloss er eilig die Türen wieder. Schließlich konnte Masato rasch aufwachen. An der letzten Tür jedoch zögerte er. Was sollte er mit sich anfangen, hellwach, Stunden vom Frühstück entfernt und möglicherweise unbekannter Gast in diesem Haus? Es musste eine ruhige, unauffällige Beschäftigung in diesem Zimmer sein. Da bot sich ein gutes Buch doch an? In Masatos Schrank tummelten sich diverse Reihen, hintereinander, quergelegt, ein Potpourri an Titeln und Themen. Den Kopf auf die Seite gelegt erkundete Kazuo neugierig die Auswahl, als sein Blick vollkommen perplex hängenblieb. Das war Masatos Name! Nicht etwa, wie er sich mit unerklärlicherweise zitternden Fingern versicherte, ein selbst gestalteter Schutzumschlag, nein, der Name war eingeprägt in einen Bucheinband! Wobei zutreffender wohl die Bezeichnung 'Katalog' gewesen wäre, denn um einen solchen handelte es sich: die hochglanzbebilderte Ausgabe einer Galerie, die man interessiertem und vermögendem Publikum offerierte. Ein Hauch von bedeutungsschwerer Importanz wehte in der Atmosphäre, beschleunigte Kazuos Herzschlag. Dann obsiegte seine Neugierde, und er blätterte, zunächst betont oberflächlich, beiläufig, durch das überdimensionierte Werk. Konnte diese Scharade jedoch nicht lange aufrecht erhalten, zu gewaltig war selbst der Wimpernschlag währende Eindruck der Bilder. Sogartig fesselten sie seine Aufmerksamkeit, zwangen förmlich dazu, sie eingehend zu studieren, um mit jedem auf diese Weise vergangenen Impuls ihren Betrachter stärker zu verstören. Die vierzig Bilder, wie der Umschlagdeckel verriet, waren Reproduktionen in kleinerem Maßstab, im Übrigen aber deckungsgleich mit Farbtiefe und -fülle der Originale, Öl auf Leinwand. Kazuo schluckte nervös, blinzelte, doch der einschnürende Druck auf seine Brust und Kehle wollte sich nicht abschütteln lassen, dräute sich im Gegenteil sogar in migräneartigem Überfall um seine Schläfen. Jedes einzelne Bild wirkte auf den flüchtigen Blick wie eine Collage mit unterschiedlichem Themenschwerpunkt, rapide Ausschnitte einem Blinzeln gleich auseinandergerissen und hier künstlich vereint. Allein die überwältigende Präsenz, dicht gedrängt, sich überlagernd, auf die Augen einstürmend, orkangleich mit Farben oder ihrem gänzlichen Mangel die Sehnerven beprasselnd: Kazuo erschauerte. Es schien, als öffne sich das Tor zu variantenreichen Höllen, obgleich die Sujets durchaus positiver Natur waren. Ihre Dominanz und gnadenlose Eindrucksgewalt allerdings verstörte über die Maßen. Ein Sommertag, eine Blumenwiese, Wolken, Insekten, ein Windhauch: jede Wahrnehmung vervielfachte sich, berauschend, erstickend, ungeordnet, zu intensiv, ihr standzuhalten. Kein schützender Filter, wie das Gehirn ihn vorsah, bewahrte vor dieser optischen Vergewaltigung. Kazuo schauderte, doch konnte er sich der Faszination nicht entziehen, den Katalog nicht simpel zuschlagen. Als ergötze er sich in perverser Weise an dem einschnürenden Schmerz, der ihn gefangen nahm und in boshaften Stichen folterte, sein Herz stolpern ließ. Sein Atem floh zu flach, ächzend von seinen austrocknenden Lippen. Das Zimmer in der unerträglichen Eintönigkeit der weißen Ausstattung verlor die Konturen. Der Blinde Fleck seiner Wahrnehmung breitete sich rasend aus, drohte mit einer Ohnmacht des Entsetzens über diesen unerklärlichen Kontrollverlust. Warme, nackte Arme schlangen sich um seine Taille, dann folgte ein fester, sehr realer Leib, der Kazuo die Rückkehr seiner körperlichen Grenzen bescherte. Den unwirklichen Fluch zurückdrängte, der ihn zu vereinnahmen drohte. Keuchend und unter Auferbieten aller Willenskraft schloss er den Katalog, schob ihn in mehreren Anläufen endlich in die Lücke des Regals, ließ sich dann schwer gegen Masato sinken. Der hielt ihn sicher, liebkoste mit dem Handrücken sanft Kazuos Wange. In Kazuos Verstand flatterten nun wiedererweckte Erinnerungen wie Fledermäuse durcheinander, schattenhafte Schimären formierend, sich zerstreuend, wenn er glaubte, etwas von Bedeutung erkannt zu haben. Sein Kinn wurde bestimmt dirigiert, dann spürte er Masatos heißen Atem auf seinen Lippen, bevor sich ein intensiver Kuss anschloss, die gelenkige Zunge seinen Gaumen bestrich, ein Sperrfeuer anregender Impulse auslöste, die die Verstörung in die Defensive trieb. Er folgte seinem Instinkt, drehte sich in der Umarmung, schlang haltsuchend die Arme um Masatos Nacken, erwiderte den Kuss gierig. Setzte auf die bannende Wirkung, atemlos vor Erleichterung, als der Druck sich legte, der ihn schraubstockartig an Schläfen und Brust gemartert hatte. "Alles okay?" Masato lächelte besorgt, tilgte Speichelspuren auf Kazuos Lippen, bestrich in beruhigendem Kreis dessen Rücken. Ein verlegenes Schulterzucken, Kazuo gewann langsam die Fassung zurück. "Wo.... wo sind diese Bilder?", platzte es unerwartet direkt aus ihm heraus. Seine schwarzen Augen weiteten sich in Überraschung über die eigene Verwegenheit. Masato zerwühlte seinen gesträhnten Schopf, wandte den Kopf ab, offenkundig Zeit schindend. "Verbrannt", gab er leise zurück, vermied noch immer den Blickkontakt, hielt Kazuos Hand eingefangen, um ihn zum Bett zu geleiten. "Verbrannt?!", echote der nach einem Herzschlag Pause ungläubig, "alle vierzig? Wieso? Wann?" Masato schob Kazuo auf die Bettkante, kehrte sich ab, um die letzte Schranktür nachdrücklich zu schließen, die Zahl der gedimmten Beleuchtungsquellen zu reduzieren. Trotzig und nach dieser Offenbarung ungebührlicher Wissbegierde nicht länger Willens, sich mit Nichtssagendem abspeisen zu lassen, verschränkte Kazuo die Arme vor der Brust. Fixierte den Älteren, der in seinem unbekleideten Status ungeachtet aufrechter Haltung unter Druck stand. Mit einem fahrigen Lächeln wischte Masato durch den leeren Raum, vertrieb unsichtbare Dämonen, studierte aus nächster Nähe, direkt vor Kazuo stehend, den Jüngeren. "Es war Teil einer Abmachung", gab er schließlich bekannt, strich mit einer Hand sanft Strähnen aus Kazuos Stirn. "Aber...!!" Kazuo sprang hoch, missachtete die Distanzlosigkeit. "Wer kann so etwas fordern?! Das waren Kunstwerke, sie waren wertvoll!!", protestierte er aufbegehrend. Masatos Finger glitten über eine sich vor Erregung färbende Wange, wärmten die ungeschützten Sehnen des anmutigen Halses, bevor sie sich auf der Schulter niederließen. "Ich hielt es für besser, Öl und Leinwand zu opfern und im Gegenzug meine Freiheit zu bewahren", wisperte er Kazuo zu, akzeptierte dessen Empörung mit liebevoller Dankbarkeit. Er konnte an der schockierten Miene des Jüngeren ablesen, wie der, ohne Zuflucht bei seiner gewohnten, abweisenden Kühle und seinen schauspielerischen Fähigkeiten zu suchen, diese spärlichen Informationen zu einem stimmigen Bild formen wollte. Was selbstredend misslang. "Aber...!" Ärgerlich über das eigene Unvermögen wandte Kazuo den Kopf ab, offerierte unbeabsichtigt Masato die Gelegenheit, sein Profil eingehend zu betrachten. Rieb sich schließlich, sein Heil in gestrickten Verhaltensmustern suchend, die Stirn und wich Masatos aufnahmebereiten Armen aus. "Es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Tut mir leid für die Umstände, die ich dir bereitet habe. Es war überaus freundlich, dass du dich um mich gekümmert hast." Er perlte Förmlichkeiten so spurlos wie Öl auf Wasser ab, durchquerte den Raum, seine Habseligkeiten zum Ziel. "Es ist viel zu früh und Sonntagmorgen! Es gibt keinen Grund, warum du jetzt aufbrechen musst." In Masatos Stimme schwang mühsam gebändigte Furcht, durchdrang die rationale Argumentation. "Ich bin lange genug eine Last gewesen. Zudem habe ich Einiges nachzuholen. Dank dir verfüge ich ja über die Kopien." Kazuo stopfte hastig, seiner eigenen Entschlossenheit misstrauend, Papier und Kleidungsstücke, die man ordentlich gereinigt und gefaltet hatte, in die ausgeleierte Tasche. "Bitte, geh nicht!" Masato umfing ihn an den Hüften, flehte leise, die Lippen auf Kazuos Nacken pressend. "Ich kann nicht bleiben!" Kazuos Stimme überschlug sich, einige Dezibel zu laut, zu verunsichert, um zu überzeugen. "Bleib bei mir, diesen Sonntag, bitte. Ich gebe dir auch alle Seiten bis auf eine und den Einband!" Stocksteif erstarrte Kazuo in dem verzweifelten Griff, erschüttert von dem drängenden Raunen an seinem Hals. "Du kannst es dir hier einrichten, wie du magst! Bitte..." Die Augen fest zukneifend spannte sich Kazuo an. Deutlich sichtbar traten Sehnen hervor. Er konzentrierte sich darauf, die Umklammerung zu sprengen. "Kazuo..." Wieder flüsterte Masato kehlig, aufseufzend seinen Namen, ein Zauberwort, das Macht über ihn verlieh. Kazuos Herz raste. Er fühlte sich wie zuvor überrannt von der Gewalt der Eindrücke, der widerstreitenden Empfindungen, der einströmenden nonverbalen Signale, die Masato aussandte. Seiner förmlich greifbaren Verzweiflung, die eine archaisch anmutende Panik nur mühsam bändigte. Irrsinnigerweise sprudelten die skizzierten Bilder von 'Demon Lovers' vor seinem inneren Auge auf. Ihre beiden Spin-Offs, durch den wahnsinnigen Kampf aus gegenseitigem Entsetzen über den Liebesakt an den Rand ihrer Existenz getrieben, dem Tode nahe beieinander Zuflucht suchend wie verfluchte Kinder. Um sich verängstigt zu betrachten, ob man es tatsächlich wagen konnte, auf den 'Feind' zu vertrauen, sich gegen Erwartungen und Konventionen zu stellen. Ob der unbekannte Gegenüber stark genug war, der Gewalt der sie beherrschenden Dämonen zu widerstehen. Ob nicht nur ein Strohfeuer abbrannte, das ihnen augenblicklich strahlend erschien, aber in Kürze, in Ächtung und Rechtlosigkeit, vogelfrei für Willkür und Misshandlung, mehr als Verzweiflung brachte. »Soll ich auf dich vertrauen? Was ist es, das dich zu mir hinzieht? Wie verlässlich ist diese Empfindung?« ~+~ Es verging in Masatos persönlicher Zeitrechnung ein Äon, in dem ihn zu gleichen Teilen hysterische Angst und flackernde Hoffnung zerrissen. Kazuo musste seine Offerte überdenken. Konnte demnach noch gewonnen werden! Endlich ließ Kazuo die Tasche fahren, konfrontierte Masato mit unleserlicher Miene. "Du lässt mir freie Hand? Für alle Seiten bis auf eine und den Einband?", wiederholte er feststellend. Masato nickte, nachdrücklich genug, um den Jüngeren zu versichern, dass er sehr wohl wusste, wie viel er in die Waagschale warf, es jedoch für die Erfüllung seiner Bitte angemessen hielt. "Einverstanden", eine schlanke Hand schüttelte seine eigene in der kopierten Manier amerikanischer Spielfilme. In den schwarzen Augen blitzte es auf. Offenkundig nahm Kazuo Zuflucht zu Szenen, deren Reproduktion Distanz schufen, die verdichtete Atmosphäre klärten. Mit ausschweifender Gestik, einer Diva gleich das Kinn hochgereckt und sehr aufrecht, hielt er auf die Schrankwände zu, riss jede Tür mit großartigem Sturm, als handele es sich um Flügel, auf. Zupfte dann bunte Decken und Handtücher heraus, drapierte sie über die weißen Flächen, auf das Bett, den Boden. Kurz darauf bewegte sich ächzend, da selten in Gebrauch, die Jalousie in ihre Halterung nach oben, drang die noch herrschende Dunkelheit der Nacht ungefiltert in den Raum. Masato kauerte auf seinem zerwühlten Bett, verfolgte die Verbreitung von Chaos und Unordnung mit angezogenen Knien. Auf seinen Lippen jedoch tanzte verzücktes Vergnügen. ~+~ Atemlos, mit grimmiger Miene studierte Kazuo den neuen Gesamteindruck des Zimmers. Es schien geschrumpft zu sein, allerdings auf sympathisch-lebendige Weise, von Farben und Formen wie einer sprudelnden Melodie beseelt. Trotzte der einförmigen Strenge und dem Stil des Hauses. Sein prüfender Blick traf auf Masato, der sich noch immer unbekleidet auf dem Bett ausgestreckt hatte und die Arme unter dem Kopf gekreuzt seine Fortschritte betrachtete. "Besser", beschied Kazuo nachdrücklich, streifte dann den Bademantel ab, ließ ihn achtlos zu einem Haufen auf den Boden sinken, bevor er unter Schichten Decken und bunter Handtücher kroch. Masato rollte sich auf die Seite, rückte eng an Kazuo an. Liebkoste mit einer ausgestreckten Hand das Gesicht des Jüngeren. "Ich bin müde", stellte Kazuo ein wenig von sich selbst überrascht fest, drückte Masato an der Schulter rücklings auf die Matratze, um sich auf dessen Brust bequem einzurichten. Masatos Arme sicherten ihn wärmend. Unerwartet versöhnt mit der Welt und aufgehend in der Empfindung von Geborgenheit sank Kazuo rasch in tiefen Schlaf. Hundert Herzschläge abzählend, die Jahre des Dornröschentraums, wie Masato sich zu erinnern glaubte, wartete er geduldig, bevor er einen zärtlichen Kuss auf Kazuos Scheitel drückte und sich schutzsuchend an ihn anschmiegte. ~+~ »Vögel... mit Sicherheit.« Blinzelnd trennte sich Kazuo von den letzten Ausläufern regenerierenden Schlafs, kehrte den Kopf dem Fenster zu, das vage Vermutungen über die Zeit zuließ. Ja, das waren Vögel, auch wenn man sie nicht entdecken würde, da der auftauende Frühfrost unter der herbstlich schwächelnden Sonne in Nebelschwaden kondensierte. Masatos Kopf ruhte auf seiner Brust, eine Umkehrung der letzten Erinnerung. Und er war wach, von seinem Atemrhythmus und den langen Wimpern verraten. Studierte ebenfalls die Aussicht, die noch keine bot. Sich behutsam räkelnd trotz seines 'Gastes' verschaffte Kazuo seinen vor Energie prickelnden Gliedern ein wenig Erleichterung. Masato folgte einer unausgesprochenen Aufforderung und stemmte sich auf die Knie, noch immer in Kazuos engster Nähe, als fürchte er, ohne dessen Körperkontakt unbekannter Bedrohung wehrlos ausgeliefert zu sein. Kazuo lehnte sich auf seine Ellenbogen zurück, den Kopf in den Nacken gelegt, den Älteren stumm unter halb gesenkten Lidern musternd. Er hatte sich verändert. Nein, Kazuo korrigierte sich, nun erst war es ihm gelungen, einen Weg hinter diese Maske des Durchschnitts, der oberflächlichen Erwartungen zu finden. Die Haare zerwühlt, Spuren des Konflikts in das Gesicht gezeichnet: ja, nun konnte ihm Masato nicht mehr so einfach entkommen. Das Ungleichgewicht der gegenseitigen Einschätzung schien weniger belastend. Masato kauerte schweigend neben ihm, wich den inquisitorischen Blicken nicht aus, rührte sich aber nicht. Die Gelegenheit nutzend setzte sich Kazuo bequem auf. "Wissen deine Eltern eigentlich, dass du mich hier beherbergst?" Den Kopf abwendend wickelte sich Masato ein farbenprächtiges Badelaken um die Schultern, als fröstele ihn unerwartet. Nagte an seiner Unterlippe. Versuchte offenkundig, eine Entscheidung zu treffen, ob er Kazuo reinen Wein einschenken sollte. Der mahnte sich zur Geduld, streckte sich katzenhaft und rieb sich den Nacken. "Also?", drängte er nach einigen Wimpernschlägen betont munter, fasste nach Masatos Kinn, bog es zu sich herum. "Sie wissen es nicht", wisperte Masato unter niedergeschlagenen Augenlidern tonlos. Kazuos Augenbrauen wanderten in die Höhe. "Kümmert es sie nicht, oder haben sie dir Besuch verboten?", streute er Salz in eine Wunde, deren Ausdehnung wie Ursache er noch nicht erkennen konnte. Masato schnaubte. Ein bitteres Lächeln trübte seine Lippen, ohne dass er Kazuo einen Blick gegönnt hätte. "Besuch kann nur unter der Prämisse gutgeheißen und gebilligt werden, dass dieser sich nicht über mehr als drei Stunden ausdehnt und der Patient keinerlei Anzeichen Unwohlseins oder übermäßiger Unruhe zeigt", zitierte er mokierend eine Kazuo unbekannte Person. "Und wie erklärst du die Geräuschkulisse?", bohrte Kazuo bezeichnend weiter, in der vagen Vermutung, dass Masato unter einer noch undefinierten Erkrankung litt. Dieses Mal betrachtete Masato ihn, ein selbstironisches Grinsen bleckend. "Wir sprechen nicht über die Freuden der Selbstbefriedigung", verspottete er ein weiteres Zitat. Kazuo knurrte, grub die Finger in Masatos Schopf. "Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?? Wer hat diese Regeln aufgestellt? Was fehlt dir denn?" Masatos Hand streichelte über die Finger, die ihn schmerzhaft an den Haaren zupften, fokussierte Kazuos ungeduldige Miene. "Es ist weniger ein Fehlen als ein Übermaß..." Seine freie Hand löste sich von der Matratze, umschmeichelte Kazuos Wange, "und so darf niemand erfahren, dass du bei mir bist." "Ich verstehe noch immer gar nichts!!", beklagte sich Kazuo erbost, "du sprichst fortwährend in Rätseln!" Die Hand auf seiner Wange fächerte sich in Finger und Daumen auf, der sanft Kazuos Lippen nachzog. Kazuo öffnete den Mund, gestattete ein behutsames Eindringen, fing den Kundschafter ein, kreiselte mit der Zungenspitze um die Fingerkuppe, saugte an ihr, Masatos entflammende Wangen goutierend, bevor sich ein warnender Biss anschloss. »Keine Ablenkungsmanöver!« Masato gab nach. "Ich verfüge über eine übersensibilisierte Wahrnehmung... und die Fülle der Details übersteigt gelegentlich meine Belastungsgrenze. Darum muss eine solche Massierung verhindert werden, Aufregung ausgeschlossen, etc." Seine Hand löste sich von Kazuos Fingern, um eine wegwerfende Geste zu initiieren. "Allein der Gedanke, ich könnte sexuell aktiv sein..." Seine Augen rollten parodistisch, seine Miene allerdings blieb ernst. Kazuo verarbeitete die Mosaikstücke, die er entdeckt hatte, zu einem spärlichen Bild: Masatos hohe Intelligenz und dessen mühelose Bewältigung der Schule konnten zweifelsohne darauf zurückgeführt werden, dass der viel mehr Einzelheiten registrierte und analysierte. Jedoch mangelte es ihm an schützenden Filtern, die dann zu einer Überforderung führen konnten. Das zeichnete auch, nun, da Kazuo darum wusste, die Bilder und Masatos überragende Fähigkeiten zur Animation aus. Der explodierende Gesamteindruck, die Detailfülle, die dem Betrachter Beklemmung verursachte, einschüchterte. Doch ließ ihn die Konklusion aus diesen Umständen verächtlich den Kopf schütteln. "Na gut, du bist eben ein extrem wacher Geist. Aber wie soll es helfen, dass du deine Bilder verbrennst und dich von anderen Menschen fernhältst?! Welchen Sinn soll das haben? Es ändert doch überhaupt nichts daran, was da oben", er tippte an Masatos Stirn, "vorgeht?!" Masato lächelte breit, fing den vorwitzigen Finger ein und küsste ihn zärtlich. "Nein", wisperte er, sich zu Kazuo vorbeugend, "es ändert nichts. Ich bin immer noch ich." "Und warum machst du dann diesen Blödsinn mit?" Kazuo ignorierte die Annäherung, funkelte den Älteren herausfordernd an. "Tja", Masato umfasste mit beiden Händen Kazuos eingefangene, liebkoste sie umwerbend, die Augen gesenkt. "Man bevorzugt hier klare Lösungen. Wenn ich nicht funktioniere, mein Talent sinnvoll einbringe, dann muss ich wohl geistesgestört sein und eine professionelle Betreuung in Anspruch nehmen. Eine, die man in geschlossenen Heimen anbietet." Kazuo starrte ungläubig. "Aber du bist doch gar nicht krank!", bemühte er sich, seine Verwirrung in Worte zu kleiden. Masatos Kopf, einer Schulter zugeneigt, entkam seinem peinigenden Griff in die gesträhnten Haare. "Manchmal, wenn es mir zu viel wird, dann schlage ich um mich, leide unter unkontrollierbarem Bewegungsdrang, schreie lauthals..." Er lächelte fahl, eine schlechte Kopie seiner gewohnten Maske. "Und du weißt ja, alles, was nicht der Norm entspricht, ist potentiell fehlerhaft, somit zu korrigieren oder zu entsorgen." Kazuo legte die Hände in den Schoß, betrachtete Masato verstört. Nicht nur der wich von der Norm ab, auch er selbst tendierte zur Rebellion gegen die Konventionen, den Durchschnitt, auch wenn er dies nicht plakativ zu beweisen neigte. Masato streckte eine Hand aus, kämmte sanft schwarze Strähnen aus Kazuos Gesicht. "Darum verberge ich mich, verstelle mich. Gebe ihnen das, was sie sehen wollen, und lebe mich aus, wenn ich sicher sein kann, dass sie mit der Maskierung zufriedengestellt sind." "Aber... aber das ist falsch!! Verlogen!!" Kazuo begehrte auf, schüttelte energisch die Hand ab. "Es ist nichts weiter als eine große Lüge! Wie soll man jemandem glauben, wenn der sich verstellt?!" In Masatos Gesicht zuckte ein Muskel unkontrolliert. "Du meinst wohl, wie sollst DU MIR glauben, wenn ich so ein verlogener Mistkerl bin, richtig?", stellte er leise eine Behauptung auf. Kazuo wandte sich ab. Es spielte keine Rolle, ob er Masato glaubte, vertraute oder nicht! So lange der sein Wort hielt und das verräterische, kompromittierende Doujinshi nicht veröffentlichte. Mit einem gequälten Seufzer massierte sich Kazuo die Schläfen. Natürlich war es wichtig. Weshalb sonst sollte es ihn derart verletzen, dass er Masato nicht einschätzen konnte? »Ich will einfach nicht glauben müssen, dass er mich nur benutzt...« ~+~ Masato beobachtete den Zwiespalt, der sich deutlich in Kazuos Körpersprache abzeichnete. Einen Hinweis gab, dass es Kazuo nicht gleichgültig war, wem er gegenübersaß. Er legte behutsam beide Hände um Kazuos Kieferpartie, hob sie an, erbat den Blick der schwarzen Augen. "Vertrau auf dein Gefühl, Kazuo...", raunte er samtig, "du weißt, dass ich dich begehre." Mit einen Knurren konterte der Jüngere verärgert. "Alles, was ich weiß, ist, dass du lüstern und unersättlich bist. Soll ich etwa darauf bauen?" Grinsend ließ sich Masato auf den Rücken fallen, winkelte einen Arm unter den Nacken, um es sich bequem einzurichten. "Wieso nicht? Immerhin gründet daraufhin unsere heutige Abmachung", spielte er auf die aktuelle Transaktion an. Kazuo musterte ihn kritisch. Sicherlich erinnerte er sich an das verzweifelte Drängen in der Nacht zuvor, Masatos Bereitschaft, einen objektiv unangemessenen Preis für seine Gesellschaft zu entrichten, doch linderte das nicht die nagende Enttäuschung. »Also bin ich doch nur ein Sexspielzeug für ihn...« "Das ist nicht wahr", Masato klang betroffen und gequält, was Kazuo beschämend bewies, dass er seine Gedanken nicht mehr für sich behielt, sondern sie herausplapperte. Ein gefährlicher Lapsus. "Was soll's", verzichtete Kazuo energisch auf Aufklärung, schlüpfte in seine gewohnt kühle Maske, erhob sich, wickelte ein Laken um die nackten Schultern und strebte einem offenen Schrank zu. Wenn er schon wach war, konnte er sich auch mit leichter Lektüre unterhalten, aus Masatos Schrank bedienen! Sich durch die Haare streichend, den Kopf leicht auf die Seite geneigt, identifizierte er Titel um Titel, die Nase gekräuselt, da sich keine Gebrauchslektüre abzuzeichnen schien. Masato materialisierte sich hinter ihm, was Kazuo zu einer hektischen Drehung veranlasste, doch der Ältere unternahm keinerlei Anstalten, ihn zu attackieren. Er sank auf die Knie, legte behutsam die Hände um Kazuos knochiges Becken, lehnte das Kinn in Höhe des Bauchnabels auf die nackte Haut, spähte in die schwarzen Augen, die ihn verunsichert musterten. Ließ sich auf die Fersen hinab, noch immer mit den Handflächen glühende Fixpunkte auf Kazuos Leib angelegt. Dann bestrich seine Zungenspitze Kazuos Penis, umschmeichelte die zarte Haut. Der Jüngere keuchte vor Überraschung. Seine Finger gruben sich haltsuchend in die Querlamellen der Schranktüren, das Laken entschwebte seinen Schultern. "Masa...", wisperte er erschrocken, was Masato nicht hinderte, hingebungsvoll die anschwellenden Muskeln zu liebkosen, bevor er sich seine Beute einverleibte. Saugte, durch die Nase heiße Luft auf den bebenden Unterleib blies, während seine Hände auf Wanderschaft gingen, den flachen Bauch bestrichen, auf der Kehrseite mit Fingernägelunterstützung senkrechte Kerben zogen. Kazuo stöhnte unterdrückt, seine Knie weichten auf. Hilflos hing er in den Türen. Masato ließ nicht von ihm ab, im Gegenteil, er beschleunigte seine Aufmerksamkeiten. Seine Fingerspitzen drückten sich in Kazuos reizvolle Pobacken, die kleinen Finger aber spreizte er ab und erkundete ungehindert den Zugang zu dem zitternden Leib. Den Kopf in den Nacken geworfen, die Augen fest zugekniffen, sonderte Kazuo unartikulierte Laute ab, wand sich in Lust, bettelte in hellem Keuchen um Erlösung. Die Augen von einem feuchten Film verklebt, von widersprüchlichen Nervenimpulsen hin und her gerissen ergoss er sich in Masatos Kehle, entglitt seinen Fingern der Halt. Sein Schwanken warnte den Älteren vor, der rasch die Hände löste, um zupackend den Sturz zu mildern, Kazuo in seinen Armen zu bergen. Der klammerte sich an Masato fest, vergrub das Gesicht in dessen Halsbeuge und rang nach Atem. Gab sich den streichenden, beruhigenden Händen hin, ließ sich in das Laken wickeln, aufrichten und zum Bett führen. Masato schlug es auf, drapierte Kissen, Decken und Tücher, um dann zu Kazuo zu kriechen, der auf dem Rücken lag und einen Unterarm als Schild für sein Gesicht nutzte. Der Ältere schmuggelte sich zwischen die schlanken Beine, beugte sich über den Ausgestreckten, bedachte die hellen Körperpartien mit Zärtlichkeiten, markierte eine Landschaft, die er als seine Domäne kennzeichnete. Kazuo hinderte ihn nicht, wischte fahrig über Schultern, Oberarme und durch die gesträhnten Haare, gestattete, dass Masato ihn an den Hüften fasste, um in ihn einzudringen. Für einen Wimpernschlag erstarrte Kazuo, versteinerte sein Körper. Dann akzeptierte er den bekannt-unbekannten Invasoren. Masatos heisere, rapide Atemzüge flohen erregend über Kazuos feucht schimmernde Haut. Kaum begriff er dessen rau hervorgestoßene Bitte. "Kazuo... lass dich fallen..." Die schwarzen Augen aufschlagend begegnete er Masatos hungrigem Blick, den glühenden Wangen, zerwühlten Haaren, beperlter Stirn. "Wenn du mitziehst...", stellte er leise die Bedingung. Der Ältere lächelte, unerwartet scheu. Beugte sich tief herunter, um Kazuos Arme sanft um die eigenen Schultern zu legen, ihn unter Aufstöhnen auf den eigenen Schoß zu heben. ~+~ Kazuo konnte lediglich am Winkel der hereinblitzenden Sonne ausmachen, wie viel Zeit verging. Wild, ungezügelt tobten sie durch das verwüstete Zimmer, fingen einander spielerisch, bevor einer die Initiative ergriff, den anderen in Erregung versetzte. Verwickelten sich in die bunten Stoffe, zogen auf den Boden um, stützten sich auf die Fensterbank und kehrten zum Bett zurück. Es roch nach Sex. Kazuo bemerkte es, doch störte es ihn nicht, ebenso wenig wie die Spuren, die ihre Körper trugen. Er fühlte sich grandios, warm, geschmeidig, reaktionsschnell und vollkommen. Masato, der auf seinen Oberschenkeln Platz genommen hatte, um dem Jüngeren die Wirbelsäule zu bestreichen sowie Muskelpartien und Sehnen zu massieren, summte vergnügt vor sich hin. Bis ein energisches Knurren sie beide innehalten ließ. Masato fasste sich als erster, lachte laut heraus, strich gleichzeitig versöhnlich über den schwarzen Schopf. "Was denkst du", er beugte sich weit nach vorne, um Kazuos zurückgelegtem Kopf entgegenzukommen, "ich flitze rasch in die Küche und hole etwas zu essen?" Kazuo schnurrte genießerisch, dachte die Antwort jedoch eher den liebkosenden Händen zu, die seine Kehle und Kinnpartie erkundeten. Mit einem breiten Grinsen ob des verschmitzten Ausdrucks auf Kazuos Gesicht beeilte sich Masato, einen Bademantel, der herrenlos im Tohuwabohu trieb, überzustreifen und in den Flur zu entkommen. Sich räkelnd lagerte sich Kazuo auf den Rücken, wedelte mit Armen und Beinen Halbkreise über das zerwühlte Laken, als gelte es, sich über Wasser zu halten, genoss das elektrische Knistern, die Reibungsenergie. Erhob sich schließlich schwungvoll, aufgeladen, spazierte zum Fenster, um es zwecks Luftaustauschs zu öffnen. In der Tat, es ließ sich wohl besser an, die unzähligen, herumvagabundierenden Hormone und Lockstoffe freizulassen, bevor sie sich konzentrieren und ein neues Opfer suchen konnten! Er lächelte bei der Vorstellung. Warf sich einen Blick in der Fensterscheibe zu, blieb hängen, studierte sich eingehend. Nein, er hielt sich auf seine Weise nicht mit Verschleierung und Lügen auf. Die Augen zu abweisend, kein serviles Grinsen verzerrte seine Züge, die schwarzen Haare einen Tick zu lang, die Haltung zu gleichgültig. Hatte Masato sich davon angezogen gefühlt? Es pochte an der Zimmertür, sodass Kazuo aus seinem Gedankenstrom gerissen wurde. Er durchquerte den verheerten Raum, öffnete. Masato balancierte ein Tablett herein, selbstverständlich erlesen in Lackierung und Farbwahl. Darauf jedoch tummelte sich allerlei, das unter dem Oberbegriff "Fast Food" zu firmieren pflegte. "Tut mir leid, aber ich esse selten zu Hause", entschuldigte er den Mangel, platzierte seine Ausbeute auf dem Bett inmitten der Halbkreise, die Kazuo nachlässig glattgestrichen hatte. Kazuo schlenderte zu ihm, ließ sich auf der Bettkante nieder und inspizierte die Auswahl. Eilig mikrowellenerhitzte Ramen, Kartoffelchips in der Tüte, Süßigkeitenriegel, Dosen mit Softdrinks, luftdichtverpackte Kuchenstücke. "Luxus", spöttelte er neckend, langte nach einem der Pappnäpfe mit Ramen, doch Masato fing sein Handgelenk ein, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. "Komm her", raunte er kehlig, die Beine kreuzend, klopfte mit der Hand in die freie Mitte, die das Nest bildete. Kazuo funkelte kühl, knurrte vernehmlich, kroch aber auf allen Vieren, abzüglich der umklammerten Hand, heran. Wählte jedoch nicht die unverfängliche Pose, seinen Rücken gegen Masatos Brust zu schmiegen, sondern nahm rittlings, die Beine um dessen Hüften lagernd, Platz. Ihre Haut verdichtete die abstrahlende Hitze zu einem elektrisierenden Reizfeld zwischen ihnen. Masatos Keuchen entlockte Kazuo ein triumphierendes Kichern. Zurückgebogen nahm er die Ramen auf, fischte nach den Stäbchen, rührte um und schob sich die erste Ladung in den Mund. Seine schwarzen Augen ließen Masato nicht einen Wimpernschlag unbeobachtet. Der zögerte, es Kazuo gleichzutun. Immerhin verfügte er über das Privileg, den schlanken Rücken ungehindert bestreichen zu können. Außerdem schien es unmöglich, zwei Näpfe in den schmalen Spalt, der sie voneinander trennte, manövrieren zu können. Kazuo hatte ein mitleidiges Einsehen, fütterte Masato, leckte dem Älteren die Tropfen Misosuppe, die sich verirrt hatten, vom Kinn. "Wir spielen ein bisschen." Die geleerten Näpfe wurden achtlos verbannt, dann platzierte Kazuo eine der verpackten Kuchenschnitten auf Masatos Kopf, was ihn die Augen verdrehen hieß. Streute sich selbst Kartoffelchips auf die Schulterbeugen. "Hol sie dir... aber nicht den Kuchen verlieren", provozierte er boshaft. Masato wagte es, krümmte sich, wand sich, haschte angestrengt die größeren der Kartoffelscheiben, bevor der Kuchen sich unaufhaltsam der Matratze entgegenstürzte. "Du hast verloren", entschied Kazuo gnadenlos, setzte sich die Schnitte selbst auf den Schädel und nickte Masato zu, die Schultern ebenfalls mit Chips zu bestücken. Anders aber als der Ältere bemühte er nicht seine Wirbelsäule in Verdrehungen, sondern stützte sich auf Masatos Oberarme, kam in geschmeidiger Geschicklichkeit auf die Knie. Konnte sich nun bequem in Höhe und Zielrichtung korrigieren und seine Beute mit Genuss verspeisen. Mit der Zunge artig die Haut sauberlecken, um dann siegreich den Kuchen von seiner Zellophanhülle zu befreien. "Wenn ich es schaffe, auf amerikanische Weise eine Dose zu leeren, dann bekomme ich eine zweite Chance?", verhandelte Masato, umfasste Kazuos Hand, um das Verzehren der umkämpften Kuchenscheibe zu verhindern. "Amerikanische Weise?", erkundigte sich Kazuo mit fragend hochgezogener Augenbraue. Masato nickte, feixte, erhob sich, um aus einem offenen Schrank ein Taschenmesser zu bergen. Neben Kazuo zu kriechen, eine Dose aufzusammeln und den Dorn auszufahren. "Man schlägt ihn unten rein und trinkt ganz schnell", erläuterte er. Kazuos Mundwinkel kräuselten sich abschätzig. "Was für eine Schweinerei", kommentierte er kritisch, bekundete aber sein Einverständnis in diese Aufgabe. Mit konzentrierter Miene, von einem Zwinkern konterkariert, hielt Masato Dose und Taschenmesser, um das blitzartig durch das dünne Material zu rammen, herauszuziehen und den exponierten Strahl mit dem Mund aufzufangen. Er schluckte hastig, den Kopf in den Nacken gelegt, bewältigte den Strom. Kazuo hob die Hand, bestrich vorsichtig Masatos überdehnte Kehle, den springenden Adamsapfel. Richtete sich neben ihm auf, umfasste dessen Handgelenk und dirigierte geschmeidig die Dose an seine Lippen, lehnte sich gegen den Älteren. "Gut", seufzte er schließlich, trocknete mit dem Handrücken seinen Mund, in Masatos Armen sicher gebettet, der zärtlich seine Schläfe mit der Zunge bekreiselte. "Ich bekomme meine Chance?", stellte er klar. Kazuo brummte, haschte nach der Tüte, um sich die Schulterbeugen zu beladen. Masato hockte sich vor ihn, den wieder sorgfältig eingepackten Kuchen auf dem Schopf, willens, es erneut mit Kazuo aufzunehmen. Der rückte sehr weit hoch auf seinen Schoß, bohrte die Fingerspitzen in Masatos Schultern, drückte sich nach oben, bis seine Schultern vor Masatos Mund schwebten. Die Arme um Kazuos Oberkörper geschlungen räuberte Masato einzelne Scheiben, um über das Schlüsselbein zu vagabundieren, mit der gewürzten Zunge das Brustbein hinabzufahren. Kazuo kam ihm entgegen, stemmte sich aufrecht, lockte mit alerten Brustwarzen, dunkel gegen die helle Haut abgezeichnet. Masato vergaß seine Mission, saugte genießerisch an der knospenden Hautpartie, entlockte Kazuo ein Aufstöhnen, der sich zurückbeugte, den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken warf. Seinen Unterleib gegen Masatos Rippenbögen rieb. Der Kuchen fiel vergessen auf die Matratze hinab. Und Kazuo sank auf die Knie, sicherte Masatos Kiefer, strich mit den Daumenspitzen über die Ohrmuscheln. "Du hast schon wieder verloren", wisperte er lächelnd. Masato seufzte, kopierte eine verzweifelte Miene, presste die Stirn in Kazuos Schulterbeuge, um eilends wenigstens den Kartoffelscheiben den Garaus zu machen. Der Jüngere lachte amüsiert, umarmte den gebeugten Nacken, streichelte sanft durch die gesträhnten Haare. "Tja, dann muss ich wohl allein essen...", verkündete er, eroberte sich seinen Gewinn, zerpflückte ihn geschickt und schob sich den ersten Brocken zwischen die Lippen. Unter Masatos unleserlichen Blicken. Mit ebenso kühler Miene kletterte Kazuo rittlings auf dessen Schoß, richtete sich auf, um auf den Älteren herabzusehen. Masato drückte sein Kinn in Kazuos Oberbauch, seine Hände lagerten sich auf Kazuos Kehrseite, aufgefächert, leicht massierend. Kazuo leckte sich über die Lippen, die Fingerspitzen, brach ein weiteres Bruchstück ab. Schob es zwischen Masatos Lippen, ohne die Miene zu verziehen. Teilte die Scheibe in dieser Weise auf, bevor er sich auf Masatos Schoß sinken ließ, die Arme auf dessen Schultern ablegend. "Jetzt habe ich Durst", beklagte er sich, was Masato aufforderte, eine Dose zu öffnen, dieses Mal ohne akrobatische Einlagen und an Kazuos Lippen zu setzen. Ohne Zögern erkannte Masato fehlerfrei, wann Kazuo Luft schöpfen wollte, wann es genug war, wann Nachschub gefällig. Sich von letzten Ausläufern des Softdrinks befreiend spazierte Kazuos Zunge über die kirschrot gefärbten Lippen. Kein Zweifel, Masato las erstaunlich gut in seiner Körpersprache, konstatierte Kazuo, vielleicht gefiel es ihm deshalb, mit jenem... aber nein!! Er ermahnte sich eilig, »das hier ist nur eine Transaktion! Fang nicht an, in ihm Dinge zu vermuten, die nicht existieren! Erinnere dich, er hat selbst zugegeben, sich zu verstellen, andere zu täuschen!« Einen Blickkontakt vermeidend kletterte Kazuo von Masato herunter, stapelte einige Kissen zu einem bequemen Berg, in den er sich schmiegte. Masato verfolgte diese Reaktion kommentarlos, befleißigte sich darin, Dosen und Abfall aufzuklauben und zu entsorgen, die Krümel auf den Fußboden zu wischen. Kazuo, den Kopf auf die Seite gelegt, die Augenlider gesenkt, döste in fast aufrechter Haltung, ein Laken bis zu den Hüften gezogen. Geschmeidig auf allen Vieren näherte sich Masato und entführte die schützende Stoffhülle mit einem Ruck, bevor er Kazuos Beine auseinander schob, den Jüngeren an den Hüften umklammerte, gegen sein eigenes Becken presste. Den Kopf abgewandt leistete Kazuo keine Gegenwehr, verweigerte aber auch jedes Eingeständnis von Interesse. Masato lehnte sich neben ihn in den Kissenberg, bestrich sanft in Kreisen Kazuos Bauchregion. "Darf ich mir Nachtisch besorgen?" Sein warmer Atem benetzte Kazuos Wange. Der drehte den Kopf, betrachtete Masato eingehend. "Gefällt dir das wirklich?", lauerte seine Stimme misstrauisch. Der Ältere setzte sich auf die Fersen zurück, strich sanft über Kazuos Oberschenkel. "Ich mag es, dich zu spüren. Du bist ein Universum, das mich fasziniert." Kazuo knurrte ärgerlich, "spar dir diese Schulmädchen-Prosa!" Masato jedoch ließ ihn nicht entfliehen, schmiegte sich an den Jüngeren, fixierte Kazuos Kopf zwischen seinen Händen. "Das ist mein voller Ernst", er hauchte einen flüchtigen Kuss auf Kazuos zusammengepresste Lippen. "Stell dir deinen Körper vor, das Rauschen in den Blutbahnen, die unzähligen Partikel, die dich ausmachen... die elektrischen Ströme zwischen den Nervenenden... Sehnen und Muskel, wie eine gut geölte Maschinerie... Jedes Detail ist einzigartig, die Kombination in der Summe eine ganze Welt voller Wunder...", wisperte er agitiert, rieb seine Nasenspitze mit Kazuos. "Das findest du auch bei jedem anderen", wies Kazuo von Röte gezeichnet unwillig diese Erläuterung zurück. Masato lachte nachsichtig, tuschte mit seinen langen Wimpern. "Aber in deinen Armen wird es mir nicht zu viel." "Tolles Kompliment", fauchte Kazuo absichtlich missverstehend, "ich bin also so dröge, dass es dich nicht überfordert..." Weiter kam er nicht, da Masato die unsägliche Diskussion mit einem leidenschaftlichen Kuss erstickte. Kazuo schloss die Augen, umklammerte Masatos Rücken, schob die Beine um dessen Hüften, ließ sich in die Kissen drücken, seine Brustpartie mit Zähnen und Zunge erkunden. Reizte seinerseits Masatos Oberschenkel, indem er seine Zehen an deren Rückseite auf und nieder wandern hieß, bis der Ältere atemlos in seinen Leib eindrang, ihre funkende Elektrizität erdete. Als wolle er den Beweis antreten, wie anziehend, wie bedeutungsvoll Kazuos Körper für ihn war, setzte Masato mit allen Reserven auf den Sturm, gab Kazuo für Augenblicke frei, nur um den Jüngeren auf den Bauch zu drehen und erneut zu erobern. Kazuo grub die Finger in die Kissenmasse, biss sich auf die Lippen, bis er den Geschmack des eigenen Bluts nicht mehr ertragen konnte, kehlige Laute hervorbrachte, die Masatos Anstrengungen anzufeuern schienen. Ihn schwindelte unter den Emotionen, die ihn durchströmten: Masatos fortwährendes Seufzen seines Namens, die feuchten, knappen Küssen, die der auf seine Schulterblätter regnete. Die glühenden Händen, die seine Taille umspannten, hervortretende Sehnen massierten, um die kraftvolle Stoßrichtung zu mildern, die Kazuo in die Kissen drückte. Masato explodierte mit einem heiseren Schrei in Kazuos Unterleib, schreckte ihn aus dessen Taumel, schlagartig adrenalinübersteuert hellwach. Umklammerte in letzter Anstrengung Kazuos Erektion hart, sodass der rasch folgte. Sie sackten beide auf die Seite, von einem feucht-klebrigen Film bedeckt, um Atem ringend, ermattet. Noch bevor Kazuo sich sammeln konnte, die Blitzpunkte vor seinen Augen sich verabschiedeten, wurde er bereits in Masatos Arme gezogen. An dessen Brust gepresst. Der Ältere schmiegte sich eng an ihn. Kazuo gab Widerstand und Analyse auf. ~+~ Nach einer ausgedehnten Siesta spürten sie beide die Unruhe in ihren Gliedern, räkelten sich, streckten sich gegeneinander, bis Kazuo sich aufrappelte, das Bett verließ. Nur Augenblicke später wusste er Masato hinter sich, umschlang der ihn, brannte Küsse auf Kazuos Schultern. "Wollen wir ein Bad nehmen?", schlug er an Kazuos Wange vor, blies seinen Atem neckend über dessen Gesichtshälfte. Kazuo tätschelte selbstvergessen Masatos Wange überkopf, schloss die Augen. "Okay", gab er sein Einverständnis, ließ sich in den Bademantel wickeln, wartete geduldig, bis Masato sich in ein Handtuch gehüllt hatte, und ihn, noch immer die Augen geschlossen, über den Flur führte. Im Badezimmer spülte Masato ihn mit lauwarmem Wasser ab, shampoonierte dessen Haare, massierte duftendes Pflegemittel schäumend in die Haut, bevor er sich an Kazuo schmiegte, ihn einfach hielt. "Dreh dich", kommandierte Kazuo, suchte auf diese Weise Distanz, nahm die Reinigungsmittel zur Hand, um den Älteren ebenfalls mit einem schmierigen Film zu bedecken. Da Masato sich der Brause bemächtigt hatte, konnte er jedoch eine weitere Annäherung nicht vermeiden, wurde lachend abgespritzt, bevor Masato ihn auf einen Schemel drückte, um Kazuos schwarze Haare auszuspülen. Sich selbst gönnte er weniger Zuwendung, schüttelte sich dann wild, sprühte Tropfen, um die eigenen Strähnen zu trocknen. Kazuo kletterte unterdessen in die angefüllte Wanne, sank ächzend bis zur Kehle in das heiße Wasser. Kleine Wellenbewegungen kündigten Masatos Eintritt an, dann hob sich die Wasseroberfläche um wenige Zentimeter, ließ Kazuo grummelnd eine aufrechtere Haltung suchen. Masatos Fingerspitzen streichelten über eine sich unter der Hitze rötenden Wange, dann glitt er neben Kazuo, lagerte sich dessen Arme um die eigenen Schultern, hob den Jüngeren auf seinen Schoß. Kazuo lehnte sich an seine Schläfe, gab sich ermattet, wollte von der Wärme des Wassers durchdrungen werden. Wurde von einzelnen Perlen kondensierenden Wassers durch Masatos Zungenspitze auf seiner Oberlippe, seinem Nasenrücken befreit. Seine bis auf die Schulter reichenden Strähnen hinter die Ohren gekämmt, bevor Masato begann, an Kazuos Kehle zu saugen, seine Zähne in die gespannte Haut zu drücken. Kazuo entzog sich dieser Liebkosung, bannte mit schwarzem Blick Masatos funkelnde Augen. "Ich weiß, was du vorhast, und das ist unanständig. So was gehört sich nicht", tadelte er kühl. Der Ältere grinste herausfordernd, balancierte Kazuos spitze Knochen auf seinen Knien aus, auf die der abgerückt war. "Ich würde mich keineswegs schmutzig fühlen oder gar das Wasser entweiht", konterte er werbend, massierte mit den Daumen Kazuos Beckenknochen. Sie duellierten sich stumm, abwartend, bis Kazuo sich erhob, aufrichtete, zum Beckenrand watete. Spritzend klatschte Wasser auf Wasser, als Masato herausschnellte, Kazuo umklammerte. Eine Hand zwischen Kazuos Beine schob, liebkosend, erkundend. Der Jüngere schlang die Arme überkopf um Masatos Nacken, drückte sein biegsames Rückgrat durch. Fing sich einen Kuss ein, bevor eine Zungenspitze seinen erreichbaren Mundwinkel nachzog. Kazuo senkte den Kopf, löste seine Arme, stützte sich auf die Umrandung. Veränderte seinen Stand, breitbeiniger, bevor er sich in die Knie sinken ließ, nur Wimpernschläge später von Masato gefolgt. Der unablässig von der Hitze gelockerte Muskelpartien auf ihre Dehnung prüfte, bevor er sich eng an Kazuo schmiegte, den ersten Versuch wagte, in ihn einzudringen. Vorsichtig, behutsam, mangelte es doch ein gleitender Vermittlung. Glücklicherweise erwies sich seine Einschätzung für Kazuos Entspannung als zutreffend. Der Jüngere drängte sich gegen ihn, sank tiefer, wollte den Schmerz beschleunigt überwinden, um den Lustpunkt zu erreichen. Masato lachte atemlos auf, massierte die Erektion sanft, während er sich auf einen treibenden Rhythmus einpendelte, dem Kazuos ausgestreckte Arme Widerstand leisteten. Kazuos fordernden Laute verdichteten sich, wiesen Masato an, den Höhepunkt anzusteuern, während auf ihren Gesichtern kondensierende Perlen zu Rinnsalen anwuchsen. Er fing den Jüngeren auf, barg seine Hand auf dessen rasendem Herz, stützte sie beide atemlos. Wartete ruhig ab, bis sie beide in der Lage schienen, sich zu erheben, um der Wanne zu entsteigen. Kazuo keuchte noch immer, Zeugnis seiner gerade erst überwundenen Erkältung, ließ sich am Ellenbogen halten, bevor Masato ihn auf die Liege dirigierte. Neben ihm Platz nahm, um mit duftendem Öl die Wärme in den gedehnten Muskeln zu bewahren. Kazuo erwiderte diese Geste, mit wachsenden Lebensgeistern, ließ abschließend einen harten Schlag auf Masatos Kehrseite sausen. "Ich muss nun wirklich los, es wird schon dunkel", beschied er betont munter. Wickelte sich in den Bademantel, öffnete prüfend die Tür, spähte in den Flur, um dann zu Masatos Zimmer zu wechseln. Der kam langsam der unausgesprochenen Aufforderung nach. Kazuo schlüpfte in seine Schuluniform, wickelte sich in seine dünne Jacke und bändigte die nassen Haare am Hinterkopf mit einem Zopf. "Ich bringe dich", stellte Masato leise fest, entzog seiner Schrankwand frische Unterwäsche, eine umgekrempelte Bluejeans, ein T-Shirt, das er über ein langärmliges Sweatshirt zerrte. "Sekunde", Kazuo lächelte, kramte aus dem Wust der bunten Tücher auf dem Boden ein schmales Band, möglicherweise als vornehmer Schal im englischen Clubstil gedacht. Um ihn als Bandana Masato um den Kopf zu winden, Strähnen apart zurecht zu zupfen. Nun konnte der schlechterdings unmöglich als unauffälliger Oberschüler durchgehen. Allein, Kazuo war sich sicher, dass Masato es nicht wagen würde, seine Geste zurückzuweisen. "Soll ich dir nicht rasch aufräumen helfen?", erkundigte er sich, den Raum inspizierend. "Nein, nicht nötig", Masato nahm Kazuos Hand, während die andere die ausgeleierte Tasche auf die Schulter warf. "Gehen wir." ~+~ Kazuo war nicht überrascht, als Masato ihre Fahrt unterbrach, das Motorrad in eine Seitenstraße lenkte, vor einem Café aufbockte. Sie beide von den Helmen befreite, Kazuos Tasche festband, bevor er ihn in den ersten Stock des schmalen Gebäudes bat. Dort schienen sich Cliquen von Schulmädchen, Kleinstfamilien und Senioren an filigranen Tischen versammelt zu haben, naschten frischen Kuchen, vom aromatisierten Geruch gemahlener Kaffeebohnen umschmeichelt. Kazuo wählte einen gerade freigewordenen Tisch am Fenster, das durch Spitzengardinen von der trostlosen Betonwüste ablenkte. "Was darf ich bringen?" Eine adrett uniformierte Kellnerin schwebte an ihren Tisch, beäugte Kazuo mit sichtlichem Entzücken, während Masato, der sich aus seiner schweren Motorradjacke schälte, einen scheelen Seitenblick einfing. Sie orderten heiße Schokolade und eine Auswahl winziger Herrentorten, wurden sich selbst überlassen. "Sie hält mich sicher für einen Halbstarken", kommentierte Masato die abweisende Reaktion trocken, wandte sich Kazuo zu, der sein zufriedenes Schmunzeln hinter aufgestützten Ellenbogen zu verbergen suchte. "Aber", Masato beugte sich zu ihm herüber, zwinkerte anzüglich, "ich bin ein 'Ganzstarker', nicht wahr... Kazuo...?" Mit einem triumphierenden Lächeln goutierte er den sichtbaren Schauer, der Kazuo durchlief. Verärgert über seine eigenen Schwäche starrte Kazuo aus dem Fenster, verlor sich in der Kakophonie von Geschirrklappern und sprudelnden Erzählungen ringsum. Er spürte seinen Körper nun vermehrt, die sich senkende Wärme und Ermattung, aber auch das Wundsein, das nicht ausbleiben konnte. So vieles hatte er an diesem Tag erfahren. Die Bilder aus Masatos Pinsel strömten ungehindert in seinen Kopf, ließen ihn fröstelnd die Schultern hochziehen. Ihren beklemmenden Sog konnte er noch immer spüren. Was musste Masato wohl aushalten, wenn dies Ergebnis seiner persönlichen Erfahrungen war? Wenn eine Blumenwiese für ihn keine Idylle von bezaubernder Einfachheit war, sondern ein explodierendes Konglomerat aus Reizen und Impulsen, ein elektrisches Störfeuer, dem er nicht entrinnen konnte. "...Kazuo...?" Eine Hand wischte Strähnen hinter seine Ohren, brachte ihn zurück in die Wirklichkeit. Vor ihm dampfte die heiße Schokolade unter ihrer Sahnehaube hervor, gruppierten sich zwei Vorlegetellerchen um den Spezialitätenteller. Mit einem eiligen Lächeln meldete sich Kazuo zurück, wählte ein winziges Stück aus, teilte es, um eine Hälfte in seinen Mund zu schieben. "Geht es dir nicht gut?" Masato unternahm keine Anstalten, sich zu bedienen, fasste unerschrocken nach Kazuos Hand, hielt sie, streichelte mit dem Daumen den Handrücken. »Ich bin ihm wichtiger als der Eindruck auf andere«, schoss es durch Kazuos Kopf, zusammenhanglos, konnte doch Masato mit dieser Geste kaum verhehlen, dass er keineswegs ein durchschnittlicher Schüler war. Man hielt nicht Händchen mit einem anderen Jungen. "Was machen deine Eltern eigentlich?", lenkte Kazuo mit Belanglosigkeiten ab, bevor er erschreckende Untiefen dieser Hingabe ausloten musste. Masato musterte ihn prüfend, lächelte dann aber nachsichtig, gab Kazuos Hand frei, um ein anderes Stück aufzuteilen und es artig auf den Teller vorzulegen. "Mein Vater ist Professor, treibt sich an der Uni herum oder in Unternehmen, Spezialgebiet: Dynamische Entwicklung der Volkswirtschaften. Meine Mutter ist Inhaberin einer Kette von Reisebüros, allerdings die Sorte, die spezielle Touren für die hochpreisigen Ereignisse und VIPs organisiert. In ihrer spärlichen Freizeit sind sie dann mit einem hochbegabten, aber unbotmäßigem Sohn gestraft, der mühelos Prüfungen hinter sich bringt, gleichzeitig nach Belieben der Schule fernbleibt und sich richtungslosen Eskapaden hingibt." Kazuo knabberte an einem Kuchenstück, studierte Masato aufmerksam. "Eskapaden?", hakte er nach. Masato strich sich über den Nacken, grinste freudlos. "Ständig vor sich hinkritzeln, Leinwände beschmieren... mittlerweile auf unauffällige Computerprogramme wechselnd..." Er nahm einen Schluck der schaumigen Schokolade. "Ich habe eine Zeit lang Action Painting betrieben, natürlich nackt, damit ich die Farbe besser entfernen konnte..." Überrascht hielt er inne, denn Kazuo kicherte hinter vorgehaltener Hand. "Was amüsiert dich...?", lächelte er erfreut. Kazuo nahm einen eiligen Schluck Schokolade, leckte sich genüsslich die Sahne von den Lippen, was Masatos Aufmerksamkeit bündelte. "Es passt zu dir", erklärte Kazuo, Masato ein Stück Torte vorlegend. Masato senkte den Blick. Zu Kazuos Erstaunen färbten sich die Wangen des Älteren ein. "Danke", ein scheues Lächeln erstrahlte in Masatos verlegener Miene, die er eilends mit Kuchen auspolsterte. Kazuo stützte eine Wange in die Handfläche, rührte in seiner Schokolade. Betrachtete Masato. Er wollte nicht, dass dieser Tag zu Ende ging. ~+~ Masato stoppte vor dem Eingang des Wabenbaus, bockte zu Kazuos Verunsicherung die Maschine auf. Folgte Kazuo in den unausgeleuchteten Teil der Eingangsfront, lehnte sich gegen den Türrahmen. "Danke", raunte er Kazuo zu, der in seiner Tasche nach dem Schlüssel fahndete. Der nickte knapp, vermied den Blickkontakt. "Dann sehen wir uns morgen?" Kazuos Finger fischten den Schlüsselbund hervor. "Morgen? Mittwoch, nach dem Club." Er mühte sich, seine zitternden Finger und das Schloss zu einer Verbindung zu nötigen. "In der Pause, am Zaun." Masato löste sich, richtete sich auf. Hieß den Jüngeren, hektischer mit den störrischen Gegebenheiten zu kämpfen. "Bitte, Kazuo... ich muss dich sehen..." Masato entzog Kazuos Fingern sanft den Schlüssel, sperrte auf. "Ich muss hoch..." Kazuo drängte sich in die Tür, doch Masatos Griff um seinen Ellenbogen hinderte ihn. Einen ewigen Augenblick musterten sie sich im Halbdunkel, dann zog Masato Kazuo eng an sich, küsste ihn leidenschaftlich. Kazuos Fingern entglitten die Träger der Tasche. Er bohrte sie ersatzweise in Masatos Motorradjacke. Der gab ihn widerstrebend frei, hauchte einen Kuss auf Kazuos Stirn. "Bis morgen, Kazuo", raunte er schwermütig, plötzlich matt, kehrte ihm den Rücken zu, schraubte sich den Helm auf den Kopf und verließ ohne Abschiedsblick mit jaulenden Reifen den Vorplatz. Kazuo schluckte schwer, blinzelte ungewohnte Tränen weg, umschlang seine Mitte. ~+~ Kapitel 6 - Gezeichnet Wenn man ihn vermisst hatte, so konnte Kazuo keine Anzeichen dafür erkennen. Ihn kümmerte es nicht, denn er fühlte sich belastbar, erholt, sogar gut ausgeschlafen. Zögerlich näherte er sich dem Zaun, unerwarteterweise gehemmt, fürchtete Masatos Reaktion. Würde der aus der Rolle fallen, Aufsehen erregen, wenn Kazuo deutliche Distanz zeigte? Masato wartete bereits, die Finger in die Maschen eingehakt, lächelte Kazuo an. Allerdings auf die maskenhafte Weise, die jedem Beobachter vermitteln sollte, dass sich hier lediglich zwei Clubkameraden austauschten. Kazuo trat heran, hängte die eigenen Finger in benachbarte Maschen. "Wie geht's dir?" Masato schenkte Kazuo einen zärtlichen Blick. Grimassierend verabschiedete sich Kazuo von seiner gewohnten Kühle, wich Masatos Blick aus, scharrte mit einer Schuhspitze über den Boden. "Gut... stellenweise wund", gab er offen zu, streifte Masato knapp. "Kann ich etwas für dich tun?" Der Ältere studierte Kazuo unverwandt, kümmerte sich offenkundig nicht mehr um den Eindruck, den sie erwecken konnten. "Ich bin okay." Kazuo löste sich vom Zaun, warf einen scharfen Blick hinüber, der für Masato deutlich ablesbar machte, dass Gestern vergangen war und ab heute eine andere Zeitrechnung herrschte. Er wandte sich eilig ab, um nicht sehen zu müssen, wie Masatos Schultern herabsanken. ~+~ Kazuo musste die Zeit, die er bei Masato verbracht hatte, aufholen, was sein Lernpensum betraf. Zudem hatte er sein Appartement zu reinigen und auszulüften. Seine Entschlossenheit wuchs, an ihrem letzten Treffen klare Verhältnisse zu schaffen. Masato blendete seine Umwelt und Kazuo wollte das nicht unterstützen. So einfach. Konsequent. ~+~ Hideyoshi sagte überraschend das Clubtreffen ab, da sich Yoshio und Seiji auf einer Exkursion befanden und er selbst keine neuen Aufgaben oder Aufträge vorweisen konnte. So wartete Kazuo unbehaglich darauf, dass Masato zu ihm stieß. Zögernd traten sie aufeinander zu, dann lächelte der Ältere aufmunternd. "Ich habe wohl ein wenig mehr Zeit gewonnen", beruhigte er Kazuos Nerven, die der hinter einer abweisenden Miene eingekerkert hatte. Ging voran, um sein Motorrad auszulösen. ~+~ Masatos Zimmer glich wieder der weißen Zelle: alle Schränke geschlossen, die Jalousien herabgesenkt, Tageslicht ausgesperrt. "Die Seite und den Einband", forderte Kazuo heiser, schlüpfte aus Pullunder und Hose, um in Hemd und Socken zu Masato zu treten, der die letzten Dokumente einer Papprolle entnahm. Sie wortlos überreichte, von seiner Euphorie schmählich im Stich gelassen. "Na komm." Kazuo zog den Älteren energisch hinter sich her, knöpfte Schuluniform und Hosen auf, streifte das Hemd über Masatos Kopf. "Mit der Bandana hast du mir besser gefallen", bemerkte er knapp, schubste Masato Richtung Bett, bis dessen Kniekehlen einknickten, er schwer auf die Matratze schlug. Lächelnd verfolgte er, wie Masato sich rücklings von ihm entfernte, kroch ihm auf allen Vieren nach, um sich auf Masatos Hüften zu schwingen. Er bewegte sich in Zeitlupe, posierend, mit jedem einzelnen Hemdknopf, streifte provozierend den Stoff von den Schultern, sodass das Hemd bis auf die Ellenbogen sank. Seine Handflächen bestrichen Masatos nackten Oberleib nachdrücklich, während er den gerippten Stoff ihrer Unterwäsche aneinander rieb. Endlich rührte sich Masato, legte die Hände auf Kazuos Kniescheiben, zupfte dann an den Hemdzipfeln. Die sich als Zügel anboten für den ungebärdigen Reiter auf seinen Hüften. Kazuos schwarze Augen funkelten. Er zog senkrechte Kerben mit den Fingernägeln in Masatos Haut, drückte die Fingerknöchel massierend in dessen Unterleib. "Kazuo...", stöhnte der protestierend, katapultierte den Jüngeren reflexartig hoch. Kazuo schnurrte vor Vergnügen, zupfte am Hosenbund, leckte sich die Lippen. "Zeigst du mir Deins, zeig ich dir Meins", neckte er Masato anzüglich, rollte sich schwungvoll herunter, um im Schutz des herabhängenden Hemds seinem Slip zu entsteigen. Masato machte sich nicht die Mühe, sich aufzusetzen, zog die Beine an, um das hinderliche Textil abzustreifen. Wandte Kazuo den Kopf zu, eine Hand flehend ausgestreckt. Der ergriff sie, kletterte auf Masatos Hüften, grub die Finger in die Brustmuskeln, bevor er mit Masatos Assistenz langsam auf ihn herabsank. Sich anspannte, entschlossen tiefer auf den Älteren herunterdrückte, den Kopf in den Nacken gelegt, laut um Luft ringend, bevor er sie zischend entströmen ließ. "Kazuo..." Masatos Hände streiften über Kazuos Bauch, seine Lenden, massierten Kazuos Kehrseite, bevor sie seinen Penis liebkosten. Der jedoch bewegte sich in seinem eigenen Universum, strich sich durch die Haare, über die Brust, während er seiner Muskulatur die Arbeit überließ, sich endlich leicht vorneigte, um die Hände auf Masatos bebenden Bauch zu stützen, von dessen Atemrhythmus durchlaufen. "Mehr... Masa...", feuerte er dessen Unterstützung ein, die ihm gewährt wurde, ihn leicht anhob und senkte, bis Masato die Kontrolle über sich verlor, sich in Kazuo ergoss. Kazuo setzte die Bewegung fort, grub die Fingernägel in Masatos Bauchdecke, bis er den Höhepunkt erreichte, Masatos Unterleib befeuchtete. Masato zerrte Kazuo an den Hemdzipfeln herunter, umschlang Kazuos Rücken eng, eroberte den um Atem ringenden Mund und küsste den Jüngeren erstickend. Rollte Kazuo auf den Rücken, bedeckte ihn mit Zärtlichkeiten, saugte an dessen Lippen, schmeichelte seine Zunge ein, um sich mit Kazuos zu duellieren, bis der ihn heftig von sich stieß. "Das war's!", drängte er Masato ab, schnellte hoch, um eilig seine Kleider zusammen zu suchen. "Es tut mir leid, Kazuo, wirklich! Geh noch nicht!" Der Ältere folgte ihm hastig. "Ich denke nicht dran! Das Geschäft ist erledigt, Ende, aus!" Kazuo versuchte vergeblich, in seinen Slip einzufädeln, geriet ins Trudeln. Masato umfing ihn an den Hüften, sichernd, aber nicht besitzergreifend. "Du kannst die Dusche benutzen", wisperte er leise. Zog sich von Kazuo zurück, um auf seinem Bett Zuflucht zu suchen. ~+~ Kazuo kontrollierte seine Kleider, betrachtete sich im Spiegel: sauber, adrett, die schwarzen Haare offen in die Augen fallend, was seinem Auftritt Kennzeichen von Rebellion gab. Er atmete tief durch. »Nur noch die Tasche holen... und dann raus... zur Bahn... reiß dich zusammen, verdammt!« Steif stakste er über den Flur, betrat Masatos Zimmer. Der hatte sich um ein großes Kissen gewunden, starrte blicklos auf das zerwühlte Laken. Bei Kazuos Eintritt hob er schwerfällig den Kopf an, von einem gespenstischen Lächeln verheert. "Ich habe etwas für dich." Seine Hand wirbelte ein Skizzenheft über Bett und Boden. Kazuo musterte den schmucklosen Einband, sammelte dann das Buch auf. Wollte es, der Höflichkeit halber, eilig durchblättern, während eine innere Stimme zur Vorsicht mahnte. »Zu spät...« ~+~ [Schule] quälten sich artige Lettern über einer originalgetreuen Wiedergabe der Fassade. Dann reihten sich, Bleistift auf billigem Papier, wie Sofortbildaufnahmen Mitschüler, einzelne Räume, Straßenschilder, die Sporthalle aneinander. Wie eine einstürzende Flut neuer Erfahrungen, lakonisch etikettiert. Bis Kazuo auf sein eigenes Porträt traf. An eine Wand gelehnt, abweisend, dem Betrachter das Profil zukehrend. Frei von den fotografisch genau reproduzierten Szenerien, losgelöst, solitär in seiner Abbildung. Als gelänge es ihm, dem umgebenden Raum zu entschlüpfen. Nun folgten unzählige Momentaufnahmen, in denen Masato ihn wohl erblickt haben musste, ohne dass Kazuo sich erklären konnte, wie er diesen hartnäckigen Verfolger hatte übersehen können. Vielleicht, weil der sich so durchschnittlich gab? Säuberlich sammelten sich Informationen, ein Dokument aus seiner Schulakte, -offenkundig auf dem Kopf gelesen, und das fehlerfrei!-, originalgetreu wiedergegeben. Kazuo lehnte sich haltsuchend an eine geschlossene Schranktür. Die knappe Erklärung, dass er ab diesem Schuljahr von seinen Eltern getrennt lebte. Masato wusste Bescheid. Zumindest über die oberflächlichen Umstände. Hastig blätterte Kazuo weiter. Stieß auf Hideyoshi, wie in einem Manga mit einer Sprechblase versehen. Weitere Mitschüler, die in entsprechender Weise um Aussagen zu seiner Person bemüht wurden, wobei sich ein spärliches, jedoch wenig sympathisches Bild ergab. Eine Bilderfolge, die bewies, dass Masato ihn verfolgt hatte, um letztendlich auf dem Flur vor seiner Appartementtür zu enden. Ein Stundenplan, mit säuberlichen Ergänzungen versehen. Dann der Clubraum, gefolgt von polaroidartigen Szenenbildern, die ihn in Aktion zeigten. Jedoch kein Hinweis, was Masato bewegt hatte, sich ausgerechnet für ihn zu interessieren. Eine ganze Seite fehlte, dann traf Kazuo auf eine hochkomplizierte, fein säuberlich ausgeführte Aufstellung über die Dosierung eines Blutdruck senkenden Mittels... und einer logischen Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen, sich auf diese Weise anzunähern. Kazuo fröstelte. Konsequent, zweifellos, wie er es sich selbst auferlegte, doch derartig konfrontiert wenig schmeichelhaft. Die nächsten Seiten boten Studien seiner selbst, wie Momentaufnahmen gehalten, wenn Masato mit ihm verkehrte. Dann ein Abschnitt, der Kazuo ein verständnisloses Knurren entlockte. Ein ärztliches Bulletin, überfrachtet mit Fachtermina, so echt reproduziert, dass er über die Seite strich, ungläubig die Eindrücke des Bleistifts ertastete. Masato hatte ihm nichts vorgemacht. Das Dokument erteilte seinen Eltern die Zusage, bei weiteren 'Ausbrüchen' ihres Sohnes ihn einweisen zu dürfen, damit er nicht für sich und andere zu einer Gefahr wurde. Erneut Ausschnitte ihrer gemeinsamen Vergangenheit, teilweise koloriert in starken Farben, weniger der Realität Achtung erweisend als den transportierten Emotionen. Studien, die ihn in Masatos Bett zeigten, von Krankheit gezeichnet, bleich, fleckig, wehrlos... und doch gelang es Masato, diese Schwäche nicht ausliefernd zu gestalten. Als verfüge Kazuo selbst in diesem erbärmlichen Zustand über genug Macht, den Älteren in seine Schranken zu verweisen. Kazuo blätterte weiter, stieß auf den Sonntag: ein Meer von Farben, ohne Grenzen, ohne Personen, ein Wirbel, der den Betrachter in seinen Bann zog. Es schlossen sich verschränkte Finger an... wütend schlug er den Band zu. "Was soll der Mist?!" Sein Fauchen ließ Masato zusammenzucken, noch bevor ihn das Heft rechts und links im Gesicht traf. "Denkst du dir, dass ich auf diese dämliche Strategie reinfalle?! Dass alles 'gut' wird?! Dass du mich hiermit von dir überzeugst?" Wie von Sinnen prügelte Kazuo auf Masato ein, der nur durch das Kissen vor größerem Schaden bewahrt wurde, bis er endlich ein ersticktes Wort der Abwehr hervorbrachte. "Nein! So ist es nicht... Kazuo... bitte..." "Doch, genau so ist es!! Du rechnest mit meinem Mitgefühl, schmeichelst mir mit diesen Bildern, damit ich auf dich reinfalle! Gib doch zu, dass ich dir vollkommen egal bin! Es geht dir nur darum, mich zu vögeln!" Kazuo zerrte nun an Masatos Schutzschild, bis das Kissen von jenem freigegeben und Kazuo vom eigenen Schwung auf den Rücken befördert wurde . Masato stürzte sich auf ihn, umklammerte Kazuos Handgelenke, zog ihn auf die Knie. "Warum glaubst du mir nicht?! Kannst du denn nicht spüren, wie ernst es mir ist?!" Zitternd und hilflos schüttelte er Kazuo, die Wangen fleckig vor Aufregung. "Das ist doch gelogen! Immer wieder nur Lügen! Ich denke..." Weiter konnte er seine wütenden Tiraden nicht ausführen, da Masato sie mit einem Kuss erstickte, abschließend Kazuo eng an sich presste, dessen Arme vor seiner Brust einklemmte. "Du bedeutest mir alles, Kazuo! Ich brauche dich, wie ich bisher keinen Menschen gebraucht habe! Bitte, glaub mir!" Masato schluchzte heiser die Silben an Kazuos Ohr, hielt ihn so fest, dass auch energischer Widerstand keine Befreiung brachte, Kazuo aufgab. Sich sammelte. "Wo ist es?", erkundigte er sich leise. "Hmmm?", stutzte Masato nach einem Augenblick ratlos, wandte Kazuo den Kopf zu. Der funkelte ungeduldig. "Das Bild. Die fehlende Seite. Wo versteckst du es?" Masato blinzelte. Dann flackerte ein anerkennendes Lächeln irrlichternd auf seinen Lippen auf. "Wie hast du...?" Kazuo zuckte, durch die Umklammerung behindert, knapp mit den Schultern. "Ich bin kein Genie, aber ich habe eine Nase für Terpentin. Außerdem schien es eine logische Konsequenz zu sein. Du hast doch immer gemalt, was dich beschäftigt. Du konntest einfach nicht widerstehen." Masato seufzte leise. Gab den Jüngeren frei, kletterte von seinem Bett, um zögernd die Hand nach Kazuo auszustrecken. Kazuo schlug die Offerte aus, gab mit einem Nicken aber zu verstehen, dass er Masato folgen würde. ~+~ Kazuo staunte verstummt. Von einer schützenden Kunststoffplane befreit, noch die eisige Kälte der gewaltigen Tiefkühltruhe ausstrahlend, in der es verborgen war, stand das Gemälde auf der Platte, gegen eine Küchenmaschine gelehnt. Freundliches Orange, warmes Gelb, Tupfen von Grün, Himmelblau... und dazwischen fand er sich, ausgestreckt, lächelnd, ein ruhiges Zentrum bildend, um das sich bleistiftdünne Szenen drehten. Die fast religiös anmutende Szene auf dem Esszimmertisch, seine ausgestreckten Arme, an eine Kreuzigung gemahnend. Der Augenblick, als er Masato in das Gesicht geschlagen hatte. Das Gesicht eines fremden Mannes, der belehrte, ebenso anonymisiert wie Masatos Eltern, die den Betrachter gespenstisch leblos von einem Studioporträt für den Familienaltar angrinsten. Masato schmiegte sich an Kazuos Rücken, ungehindert, doch reserviert, eine Abfuhr fürchtend. Kazuos Fingerspitzen erkundeten die Oberfläche der Leinwand, ihre mit Ölfarbe unregelmäßig bedeckte Front. Die kindlich rezitierende Stimme an seinem Ohr verschreckte ihn, als Masato leise sprach. "Es ist nicht erlaubt, Farben zu verwenden. Es ist nicht gestattet, noch einmal Öl und Leinwand zu benutzen. Nicht mehr als drei Objekte auf einer Fläche. Keinesfalls sind Videospiele zu dulden. Von blutrünstigen Filmen ist abzuraten. Bekanntschaften sollten..." Kazuos Finger auf seinen Lippen boten Einhalt. "Genug..." Er lehnte sich in Masatos Umarmung. "Ich habe ein ganzes Jahr lang durchgehalten", raunte Masato ihm zu, setzte einen Kuss auf die warnenden Finger. "Ein Jahr ohne Schule, Fernunterricht, ohne andere Menschen, ohne Zeichnen, ohne Freiheit..." Er barg die Stirn in Kazuos Nacken. "Was hat dich bewogen, dich zu wehren?" Kazuo griff hinter sich, streichelte eine Wange. Wenn man das Unterlaufen der Verbote und die Maskerade so bezeichnen wollte. "Ich bin einfach überzeugt, dass ich nichts Falsches tue... und wenn ich mit dir zusammen bin, fühlt es sich sogar sehr richtig an." "Das wird nicht funktionieren." Kazuo löste sich, begann das Gemälde wieder die schützende Folie einzuschlagen. "Ich habe keine Lust, mich ständig zu verstellen, zu lügen oder zu heucheln." Masato assistierte ihm schweigend. Erst, als sie wieder in seinem Zimmer waren, ergriff er das Wort. "Wenn das so ist, warum hast du den anderen im Club nichts gesagt?" "Weil ich das nicht wollte, sondern du es erzwungen hast", flüchtete sich Kazuo in eine wenig überzeugende Erklärung. Der Ältere forcierte die Analyse nicht weiter, betrachtete Kazuo aber eingehend. "Wenn ich mich nicht in dir irre, dann bist du überzeugt, dass man sich nur Menschen öffnen sollte, die ehrliches Interesse an einem zeigen... und nicht unter gesellschaftlichem Erwartungsdruck einer bestimmten Haltung entsprechen." Kazuo nestelte an seiner Tasche herum. Die Papprolle wollte sich einfach nicht befestigen lassen! "Das ist zweifellos ehrenwert. Aber auch ein gewaltiges Hindernis für deine Umwelt. Wer kann schon einem solchen Anspruch genügen? Vor allem, wenn es sich um einen Jungen handelt, der über so viele Talente wie du verfügt." Schnaubend wies Kazuo die Unterstellung von Fertigkeiten zurück. "Kazuo... wieso kam niemand, als du krank warst? Nicht mal deine Familie..." "Ich brauche keine Heuchler!" Kazuo betonte mit geballten Fäusten jede einzelne Silbe überdeutlich. "Und ich liebe dich aufrichtig mit ganzem Herzen", setzte Masato entgegen. "Blödsinn!" Kazuo drängte zur Tür, doch Masato verstellte ihm den Weg. "Ist es nicht", kämpfte er eigene Erregung hinunter. "Ich interessiere mich für dich, für dein Leben, deine Gedanken..." Er hob die Hand, um Kazuos verächtlichen Kommentar zu bremsen. "Ja, ich will mit dir schlafen, und es zieht mich an, dass du sehr gut aussiehst! Es bringt kein Prestige oder Geld oder Macht, wenn ich mit dir zusammen bin, also, Kazuo, sag mir, warum sollte ich es nicht ehrlich mit dir meinen?" "Wenn du so ehrlich bist, warum hast du mich betäubt, um mit mir zu schlafen? Warum diese dämlichen Aufnahmen, wenn du doch so viel Geld hast?!" Masato umarmte sich selbst, als fröstele er. "Du hast mich so oft abgewiesen, mit Nichtachtung gestraft, viel stärker als die anderen, da schien es mir der einzige Weg zu sein, dir zu beweisen, dass es mir ernst war. Und ich wusste, dass du kaum mit dem Unterhalt über die Runden kommst." "Soll ich dir nun also noch dankbar sein??" Kazuo grub die Finger in Masatos Hemd. Der betrachtete ihn ruhig, mitfühlend. "Er hat gesagt, dass er dich liebt und dich dann fallen gelassen, nicht wahr?", flüsterte er leise. Kazuo erstarrte, ließ Masato frei, das Gesicht zu einer kalten Fratze verzogen. "Bist du nun auch noch Psychologe? Vielen Dank, Dr. Freud, aber ich verzichte!" Sich nach seiner Tasche bückend bemerkte Kazuo plötzlich, dass seine Hände unkontrolliert zitterten. Verbissen zwang er sie, die Träger zu fassen, richtete sich auf. Masato blockierte noch immer die Tür, sah ihn an. "Aus dem Weg!" Kazuo schwang drohend seine Tasche, doch Masato bewegte sich nicht einen Millimeter. Kazuos erster Schwinger traf genau die Bauchmitte, ließ den Älteren aufkeuchen, die Finger in die Lamellenprägung des Türblattes graben. Wanken, aber nicht weichen. Kazuo ließ die Tasche fahren und stürzte sich auf ihn mit gezischten Zornlauten, feuerte Schläge auf den Wehrlosen ab, der mit zusammengebissenen Zähnen einsteckte ohne auszuteilen. Kazuos Handrücken zogen Spuren auf Masatos Wangen, Striemen, bis dessen Unterlippe aufsprang, sich der Mundwinkel mit Blut füllte. Sich behagelt von Fäusten zusammenkrümmte, doch die Tür nicht freigab, sodass Kazuo sich in sein Hemd verkrallte, ihn immer wieder gegen das Türblatt schmetterte. Mit letztem Auferbieten seiner Kräfte legte Masato die Arme um die Schultern des Jüngeren, sank schwer gegen ihn. Kazuo keuchte, bevor er sie beide auf den Boden gleiten ließ. ~+~ Masato legte den Kopf in den Nacken, die Unterarme auf den angewinkelten Beinen aufgestützt, während Kazuo mit einem Taschentuch seine Mundwinkel abtupfte. "Du bist so stur", flüsterte er vorwurfsvoll, kniete vor dem Älteren. Der lächelte verzerrt. "Man nennt das 'Entschlossenheit'", neckte er zwinkernd. Kazuo knurrte halbherzig, fuhr sich durch die Haare. Sie saßen reglos. Die Zeit dehnte sich aus, wie auch erwartungsvolles Schweigen ihren Raum einnahm. Seine Finger massierend, die geröteten Knöchel reibend, Spuren seiner Gewaltanwendung gegen Masato, hielt Kazuo den Kopf gesenkt. "Er hat mir Komplimente gemacht. Ich habe ihn bewundert. Ein Erwachsener, Freund der Familie, der sich aufgeschlossen zeigte, nicht fossiliert vor einem Aquarium herumhing, sondern sich für alles Mögliche interessierte." Seine Augen fixierten eine Schrankwand. Er kehrte Masato das Profil zu. "Sozusagen ein Vorbild, der einzige Lichtblick. Natürlich habe ich ihm diesen oder jenen Gefallen getan. Hab mich für ihn ausgezogen und unter Scheinwerferlicht in einem Atelier posiert. Es war ja okay, auch wenn ich mich geschämt habe, immerhin war er dabei." Ein bitteres Auflachen folgte. Finger flochten sich ineinander. "Er hat schließlich unter Tränen gestanden, wie sehr er mich respektiert und liebt, aber das dürfe er ja nicht ausleben, so was Perverses! Und ich fiel darauf rein, machte mir Vorwürfe, beschloss, ihn zu verführen." Kazuo umklammerte seinen Oberkörper, ohne sich dieser vielsagenden Geste bewusst zu sein. Seine Augen wanderten durch die Vergangenheit. "Es war nicht schön. Tat weh. Aber mit ein bisschen Übung geht schließlich alles. Ich dachte, jetzt wird alles gut, er muss sich nicht mehr quälen und wir teilen ein Geheimnis." Abschätziges Schnauben. "Dann flattert die Einladung zur Hochzeit ins Haus. Ich stelle ihn zur Rede und er sagt, ganz gelassen, er habe sich eben anders orientiert. Das war's dann." Den Kopf wendend studierte er Masatos Reaktion. Der aber blieb reglos, erwiderte den herausfordernden Blick unleserlich. "Deine Eltern haben nicht verstanden, warum du ihn nicht mehr ertragen konntest", vermutete er nach einigen Sekunden Schweigens. Kazuo rieb sich über die Stirn, heftig, wiederholt, grinste fahl. "Sie haben mich mit Vorwürfen überschüttet und dann einfach nicht mehr beachtet. Aber ich konnte ihnen ja schlecht erklären, was passiert war. Sie hätten ihm geglaubt, nicht mir." Masato streifte mit einer Hand Kazuos Schulter flüchtig. "Du giltst wohl als schwierig", bemerkte er leise. Der Jüngere kicherte geisterhaft. Dann übermannte ihn trockenes Schluchzen, verwunderte ihn selbst durch die Heftigkeit, mit der es hervorbrach. Masato stieß sich schwerfällig vom Türblatt ab, beugte sich vor, umarmte Kazuo, der es nach unwillkürlichem Widerstand geschehen ließ. Die Arme um Masatos Nacken schlang, sein Gesicht in dessen Halsbeuge versteckte, sich heftig atmend um Kontrolle bemühte. Er wurde wärmend gehalten, seine Strähnen hinter die Ohren geschoben, sanft gewiegt. "Wir sind beide allein", Masatos aufgeraute Stimme drang gedämpft an seine Sinne, "wir ecken an, meiden unsere Familie... warum versuchen wir es nicht zusammen?" Kazuo blieb stumm. "Freundschaft ist doch nicht verwerflich." Masato wisperte flehentlich, um sachliche Argumentation bemüht, doch von seinem unsicher bebenden Timbre verraten. Mit gemischten Gefühlen gab er Raum, als Kazuo sich aufsetzte, von ihm löste. Die Finger durch Masatos Haare gleiten ließ, ihn betrachtete. "Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann", gab er unverblümt zurück, "du könntest dich morgen verlieben und mich hängen lassen." "Das könnte dir aber auch passieren", stellte Masato klar, verzichtete auf Schwüre oder Beteuerungen. "Phhh", Kazuo schnaubte abwertend, "ich bin kuriert, herzlichen Dank." Masato wartete stumm, beobachtete Kazuo, der zunehmend unruhiger auf seinen Knien wippte, in Verlegenheitsgesten Zuflucht suchte. "Es tut mir leid, dass ich zugeschlagen habe", plapperte er hastig, wich Masatos Augen aus, zupfte an seinem Pullunder. Wischte durch die Haare. Knetete seine Finger. Masato wartete. Lauschte auf Kazuos beschleunigten Atem, Zeichen der Unruhe. "Ach, verdammt!" Kazuo stemmte sich von den Fersen hoch, stützte seine Hände auf Masatos Schultern ab, der den Kopf in den Nacken legte und den ersehnten Kuss freudig empfing. "Das ist absolut unlogisch", wisperte Kazuo an seinen Lippen, lächelte über Masatos Hände, die begehrlich über die Rückseite seiner Oberschenkel und seinen Hintern wanderten. "Du willst doch nur meinen Körper", kokettierte er. Masato lächelte funkensprühend. "Das ist erst der Anfang", versprach er rätselhaft, zog Kazuo zu sich herunter, um ihn leidenschaftlich zu küssen. ~+~ Aus den 24-seitigem Doujinshi 'Demon Lovers' wurde im Laufe der Schulzeit ein 148-Seiten starkes Kompendium. Hideyoshi, der taktvoll und dem Kodex entsprechend kein Wort darüber verlor, dass Kazuos und Masatos Freundschaft ungewöhnlich enge, körperliche Nähe favorisierte, kam diskret dem Wunsch nach Veröffentlichung nach. Das geschah, als Kazuo seinen Abschluss feierte. Der Erlös reichte gerade für die Kaution einer gemeinsamen Wohnung, die für Dämonen und Liebhaber Platz bot. ~+~ Was ist unsere Natur? Sind wir die Dämonen? Dämonische Liebhaber? Lieben wir unsere Dämonen? Bedingt die Liebe eine dämonische Natur? Wer vermag dies zu beantworten? Eins ist aber sicher: wir sind gezeichnet. So oder so. ~+~ ENDE ~+~ Danke fürs Lesen! kimera ~+~ PRODUKTIONSNOTIZEN ~+~ Eine Kombination diverser Dinge inspirierte mich... eine üble Grippe, ein mitfühlender und ebenfalls grippal dahingestreckter Mensch, dazu ein weiterer, der mir Gesellschaft leistete und natürlich Eleanors Doujinshi-Scans ^^ Ich gestehe, ich kann mit den meisten Yaoi-Publikationen (Manga!) nicht besonders viel anfangen, entweder sind die Zeichnungen nicht meins oder aber die Handlung ist zu platt (seme-uke- Trallala-BonkBonk- HappyEnd). Eigentlich sollte diese Erzählung keinen Plot und jede Menge lemon beinhalten, doch irgendwie hat sich beides eingeschlichen, und die beiden Charas haben sehr viel mehr Innenleben eröffnet, als ich beabsichtigt hatte (jaja, ich habe mich treiben lassen, sie hatten die besseren Mittel*husthust*) Obwohl ich der Überzeugung war, dass das Wortspiel im Titel das einzige Glanzlicht darstellt, bin ich doch stolz auf meine beiden Jungs und wünsche mir, dass jedem Leser der Film vor Augen abläuft, den sie mich sehen ließen ^_~