Titel: Futures Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 12 Kategorie: Romantik Erstellt: 31.08.2009 Disclaimer: die zitierten Lieder gehören ihren Verfassern. ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * ~~~~~~~> * Futures »Wie kannst du nur?! Wie kannst du nur da sitzen und so tun, als sei nichts passiert?! Ist deine Welt wirklich SO in Ordnung?! Wenn es so ist, warum lachst du dann nicht?! Spürst du nicht, dass ich hier bin? Dass ich dich sehe?! Wie kann es dir gleichgültig sein?! Ich... nein, du! Du treibst mich noch in den Wahnsinn!« ~~~~~~~> * Eigentlich sollte ich den Tag im Bett verbringen. Die Decke hoch bis unter die Ohren gezogen, zusammengeklappt wie ein Fötus. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Nur diese eine Litanei im Kopf, dieses nutzlose, klägliche, verzweifelte Gebet. »Bitte...bitte...nicht. Bitte nicht mich. Bitte...nicht.« ~~~~~~~> * »Ich kann nicht glauben, dass du hier bist. Einfach da sitzt, an deinem Glas nippst und dir anhörst, was Carola sagt! Wie hast du dir das gedacht?! Hast du erwartet, dass ich verschwinde?! Oder etwa so tue, als sei nichts passiert? Spontan-Amnesie?! Nein. Ich will nicht. Nicht vergessen. Nicht aufhören. Und es nicht auf sich beruhen lassen. Weil es weh tut. Weil DU mir weh tust. Alleine leiden, nein, das trifft meinen Geschmack nicht! Wenn ich schon versinken muss...dann reiße ich dich mit hinab!« ~~~~~~~> * Ich hätte im Bett bleiben sollen. Aber das dunkle Loch der Verzweiflung verblasste vor dem Spätsommerschein, der durchs Fenster blinzelte, sich zwischen die einzelnen Lamellen hindurchschlängelte, einen vertikalen Limbo für mich vollbrachte. Der Himmel blitzte funkelnd blau wie poliert, keine Ahnung von Wolken zu sehen. Warmer Wind rauschte durch die sich langsam färbenden Blätter, streichelte mich wie eine vertraute Liebkosung. Ich konnte den Sommer riechen. Also blieb ich nicht im Bett. Sondern stand auf, machte mir ein Frühstück und verzehrte es an der winzigen Theke bei geöffnetem Fenster. Es war mein erster Urlaubstag seit langem. ~~~~~~~> * »Weißt du eigentlich, was ich getan habe? Und was ich noch tun wollte?! Du hast keine Ahnung...wie weit ich gegangen bin! Für dich. Und jetzt sehe ich dich, so unbeleckt von all meinen Anstrengungen... ES macht mich rasend! Aber ich werde dich nicht ziehen lassen! Nicht ohne einen letzten Kampf.« ~~~~~~~> * Es ist verrückt, aber da ich schon mal aufgestanden bin, finde ich unerwartet genug Energie, um das zu unternehmen, was eigentlich für heute geplant war. Nun ja, was ICH geplant hatte. Melancholie schleicht sich ein, eine schmerzhafte Sehnsucht. »Werd bloß nicht nostalgisch!«, ermahne ich mich und klettere in einem Schwung Senioren an Bord des Binnenschiffes. Ist das überhaupt möglich? Nostalgie zu empfinden, wenn es gar keine Erinnerung gibt? »Weil es nie stattgefunden hat...« Ich presse die Zähne fest aufeinander, zwinge mich, die auffrischende, lauwarme Brise einzuatmen. »Leg ab!«, beschwöre ich den Kapitän, »bevor ich es mir anders überlege!« Er hört mein stummes Flehen, denn mit einem Signalstoß lösen wir uns vom befestigten Ufer. Ich umklammere die Reling so fest, dass meine Knöchel weiß unter der Haut hervortreten. Der Schmerz ist mir willkommen. Nicht, weil ich es genieße zu leiden, nein, im Gegenteil, ich halte mich für sehr zimperlich, was das betrifft. Das Gefühl der Stärke, der Kraft und Kontrolle, DAS erfüllt mich. Doch der Moment verfliegt rasch. Die Sonne tanzt blitzend auf dem aufgewirbelten Wasser. Hier und da sind Untiefen und kleine Saugwirbel, die das Licht brechen. Ich blende die angeregte Unterhaltung der anderen Passagiere aus, überhöre die Ansagen des Lautsprechers. Ich will nur sehen, riechen, spüren. Jeden Augenblick, jede einzelne Empfindung in mein Gedächtnis ätzen. So tief eingravieren, dass nichts diese Ahnung von sorgloser Freiheit tilgen kann. ~~~~~~~> * »Was ist los? Wieso bleckst du nur die Zähne? Warum das falsche Lächeln? Ist es eine Sinnestäuschung, oder trägst du wirklich Schatten unter den Augen? Soll ich glauben, dass du einen Gedanken auf mich verschwendest? Machst du mir Hoffnungen? Bereust du es? Verdammt, wenn ich nur... ...wenn ich nur wüsste. Sag mir. Sag mir den Grund. Warum.« ~~~~~~~> * Die Rundfahrt dauert insgesamt fünf Stunden, eingeschlossen drei Stunden Aufenthalt in einem touristisch erschlossenen Ort entlang des Wasserwegs. Wie oft war ich schon hier? Kann mich nicht mehr entsinnen. Wie von allein finden meine Füße ihren Weg, weg aus den engen Gässchen mit ihren überhängenden Blumenkästen und altertümlichen Gewerbeschildern. Meine Haare verkleben unter der Baseballkappe, doch Lupfen und Fingerkamm richten nichts aus. Hier sengt die Sonne herab, steht im Zenit, kein Wunder. Es kümmert mich nicht. Geduldig folgen meine Beine jedem Befehl, wandern die Füße über den Schotter den schmalen Pfad hinauf. Rechts und links warten Weinreben auf die Auslese, sondern einen charakteristischen Duft ab. Gelegentlich bleibe ich stehen, blicke hinunter in die Senke. Zum Fluss, zum wimmelnden Ameisenhaufen der Kleinstadt, über die sich sanft wiegenden Blätter hinweg. Idyllisch. Wie gemalt für einen Werbeprospekt. Und trotzdem. Übermütig hebe ich die Arme an, drehe mich langsam im Kreis, den Kopf weit in den Nacken gelegt. Für eine kurze Zeit muss der schwere Schatten weichen! Dann setze ich meinen Aufstieg fort, denn oben, am Ziel, will ich in eine kleine Gaststätte einkehren. ~~~~~~~> * »Erinnerst du dich? Vor beinahe einem halben Jahr sind wir uns hier das erste Mal begegnet. Du kamst mit Rolf, Eun-Hee, Molly und Stickl. Hast dir die Krawatte abgenommen, sie sorgsam gefaltet und in die Brusttasche gesteckt, wo die Spitze wie eine leckende Zunge überhing. Wir haben uns die Hand geschüttelt und angelächelt. Es war nicht so einfach, dich in ein Gespräch zu ziehen. Ich wollte nicht zu viel über mich sagen, dich vertreiben. Deine komische Grimasse, als Heidi Bier-Mixgetränke mitbrachte, hat mich zum Lachen gebracht. Ameisen steppten in meinem ganzen Körper, ich summte wie ein Bienenkorb. Es war ein herrlicher Abend.« ~~~~~~~> * Es wird frischer auf der Rückfahrt. Als ich langsam hinter den disziplinierten Senioren über die breite Planke auf den Kai steige, fröstle ich unwillkürlich. Die Sonne wird zum roten Feuerball, glüht zischend zwischen den Stahlstreben der gewaltigen Brücke hindurch. Es dämmert schon. Der Herbst ist nicht mehr weit, und noch einmal schlägt die Wehmut zu, überrollt mich mit einer gewaltigen Woge. Beinahe verzweifelt möchte ich den Sommer festhalten, mich in ihn verkrallen. Nicht hinblicken zur untergehenden Sonne, in die dunkle Färbung des Himmels. Die Zeit soll stehen bleiben, der Sommer ewig währen! Angst ballt sich zu einem schmerzenden Knoten in meinem Magen zusammen. Panik bahnt sich ihren Weg, lässt mich erschauern, die Zähne klappern. Dann lieber einen Tanz am Abgrund, ein letztes Aufbäumen! Deshalb entscheide ich mich, meine Gedanken im Club abzutöten. ~~~~~~~> * »Drei Monate. Ist dir das eigentlich bewusst? Heute sind es drei Monate. Dass ich es wagte, heimlich über deinen Handrücken zu streicheln. Ahnst du, wie viel Mut mich das gekostet hat?! Wie nervös ich war?! Nur weil ich mich rückhaltlos hineingeworfen habe, konnte ich die Courage aufbringen! Und du? Was ist mit dir? Hast du nur mitgemacht? Dich mitreißen lassen?! Hättest du den ersten Schritt getan? Am liebsten...! Am liebsten möchte ich dich packen und schütteln! So lange, bis du mir sagst! Warum.« ~~~~~~~> * Einige von der Clique sind hier. Ich fühle mich aufgehoben in der Runde, aber es ist nicht mehr wie früher. Nein. Nichts wird mehr wie früher sein. Das weiß ich, und trotzdem... wünsche ich es mir verzweifelt. Aber es geht nicht. Aussichtslos. Doch hier, von Musik umspült, in Gesprächsfetzen gewickelt, in tanzende Lichtpunkte gehüllt kann ich mich selbst betrügen. Eine Weile nur von mir abrücken. So tun als ob. Als ob alles in Ordnung sei. ~~~~~~~> * »Ich habe Pläne gemacht, weißt du das? Kleine und große. So viele Gedanken habe ich gewälzt. Und du warst in ihrem Zentrum. Wieder und wieder habe ich sie reflektiert, damit sie dir entsprechen. Ich wollte kein Bild von dir, keine Wunschvorstellung. Sondern dich. Du bist nicht perfekt. Ich sehe deine Fehler. Habe mich am Anfang selbst darüber gewundert, warum ich keine rosarote Brille auf der Nase balancierte. Weil wir zuerst Freunde wurden? Vielleicht war es mir egal. Vielleicht kokettierte ich damit, dem Instinkt zu vertrauen. Das war das erste Mal. Dass ich nicht in Flammen stand. Mir nicht ausmalte, wie ES wäre. Phantasien nachhing. Es war schlichtweg zu viel. Mehr als Lust. Mehr als Neugierde. Mehr als Herausforderung. Ein ewiger Moment der absoluten Gewissheit.« ~~~~~~~> * Wie blöd ich bin. Warum bin ich bloß hierher gekommen?! Was wollte ich mir vormachen?! Das Bier klebt mir die Kehle zu, ich kann bloß nicken wie ein Idiot oder Schulterzucken. Bescheuert. Selten dämlich. Natürlich fragen sie nach ihm! Ganz normal! Aber was tue ich?! Erstarre und verschlucke mich, huste herum und laufe wahrscheinlich dunkelrot an. In meinen Ohren rauscht es, ich höre die Gespräche nicht, die lebhaft und munter um mich herum plätschern. Sie wissen nichts. Irgendwie hat das vorher immer geklappt, doch jetzt... jetzt weiß ich nicht, was ich mit ihnen reden soll. Ich traue mir selbst nicht. Was, wenn ich den Mund aufmache und KEINE Plattitüde oder Anekdote herauskommt?! Wenn aus mir heraus bricht, was... Nein! Zu lange habe ich geschwiegen. Jetzt etwas zu sagen, wäre beschämend. Peinlich. Aber ich spüre, wie die Seifenblase, in die ich mich geflüchtet habe, immer dünner wird. Und wenn sie platzt, werde ich mehr als nur ein begossener Pudel sein. ~~~~~~~> * »Hast du eine Ahnung, wie ich mich fühle? Wie es in mir brodelt und gärt? Immer wieder und wieder frage ich mich. Warum. Wie konnte das passieren. Was habe ich getan. Was habe ich nicht getan. Was hätte ich tun sollen. Wo liegt der Mangel? Warum. Warum bin ICH nicht deine Antwort?« ~~~~~~~> * Ich würge an meinem Bier, halte den Blick auf den Boden gesenkt und bin froh, dass ich sitze. Plötzlich wünsche ich mir, einmal mutig zu sein. Einmal aufs Parkett zu treten und zu tanzen. Das habe ich mich nie getraut. Angst vor dem Spott, der Blamage. Vor der Lächerlichkeit. Ich sollte es jetzt tun. Wie viele Chancen werden sich denn noch bieten? Aber ich WEISS, dass ich es nicht tun werde. Fühle mich erbärmlich mit meinem Kleinmut, meiner Feigheit. Wie viele andere Dinge werde ich noch bereuen? Sie nie gewagt zu haben. Mir einzureden, dass ich es nicht kann. Dass es das Risiko nicht wert ist. Dass es auch ohne geht. Nein, ich bin ständig verzagt. Schere immer wieder ein ins Gleis, die vermeintliche Sicherheit. »Es ist besser so«, flüstere ich mir tonlos zu, aber der Kloß in meinem Hals treibt mir das Wasser in die Augen. Weil ich nichts wage, ein jämmerlicher Angsthase bin, habe ich ihn nicht verdient. ~~~~~~~> * »Du redest nicht viel. Nicht heute. Und damals auch nicht. Das hat mich eingeschüchtert, habe ich dir das mal gesagt? Ich kam mir oft wie ein Schwätzer vor, weil du so aufmerksam zugehört hast. Dabei wollte ich dich nicht zutexten, ständig über mein banales Leben schwadronieren. Dann, in einem magischen Moment, -ja, auch wenn du darüber lächelst!-, habe ich dich angesehen, direkt in deine Augen. Und meine Sprüche vergessen. Mein Kopf war leer gefegt, und unverrichteter Dinge habe ich den Mund zugeklappt. Wir haben gar nicht gesprochen, uns nur angesehen. Ich erinnere mich genau an das leichte Lächeln auf deinen Lippen. Dieser Augenblick genügte, um Freundschaft in meinen Augen zu verwandeln. Ich dachte, du fühlst genauso. Ich dachte, du liebst mich auch.« ~~~~~~~> * Beinahe möchte ich sagen, es sei alles plötzlich wieder da. Doch es war nie weg. Ich habe es verschlossen, abgedrängt, in eine Kiste gesperrt... eine lächerliche Anstrengung. Er ist überall hier. Wohin ich mich wende, was ich sehe, höre, spüre: er ist da. Eine Essenz dieses Ortes. Und nicht nur hier. Überall, wo wir waren. Und auch an Orten, wo wir hätten sein sollen. An die ich uns in Tagträumen entführt hatte. Fast kann ich fühlen, wie er neben mir steht, keine direkte Berührung, aber die körperliche Nähe. Schnuppere tatsächlich, ob da nicht doch der Hauch seines Rasierwassers in der Luft liegt. Ich kann nicht mehr hierher kommen. Nicht mehr mit diesen Menschen zusammen sein. Sonst stehe ich es nicht durch. ~~~~~~~> * "Live in my head" von Zoot Woman I can't say your name, I can't play the game I can't mess around and end up down again You gave me the perfect surprise And it's hard to let go of the look in your eyes I can't fake or hide, I can't believe the lies The past I can't face when you're on my case again And I wanted to show so much more But I know that we'll fall if we open the door All the things that you said still live in my head All the places that we went, we're gonna go again And now all that remains is the love in my vein You still live in my head Control is not mine, direction or design Here with my confession and unlearnt lesson I've been waiting for you all the time And don't you know what I'm feeling inside All the things that you said still live in my head All the places that we went, we're gonna go again And now all that remains is the love in my vein You still live in my head You gave me the perfect surprise And it's hard to let go of the look in your eyes [Quelle: http://www.lyricsmania.com/] ~~~~~~~> * »Wie fahrig deine Bewegungen sind. Ständig wischst du in deinen Haaren herum. Es geht dir nicht gut, das sehe ich doch. Aber. Bin ich der Grund? Oder ist das nur Eitelkeit? Dass ich hoffe, du würdest auch leiden. Warum solltest du aber! DU hast Schluss gemacht. Mich abserviert. Ohne eine Erklärung abgeschossen. Einfach aufgelegt und den Kontakt abgebrochen. Warum? War es dir zu viel? Oder zu wenig? Tausende Fragen vagabundieren durch meinen Kopf, aber nur eine ist wichtig: warum tust du das?« ~~~~~~~> * Meine Handflächen sind klamm, eklig! Wenn ich sie jetzt an den Oberschenkeln abstreifen würde, könnte ich damit nicht aufhören. Mir wird alles zu viel. Zu viele Menschen. Geräusche. Und zu viel Verzweiflung. Ich brabbele etwas Unverständliches, das die Musik verschluckt und schiebe mich mühsam durch die gepackte Menge. ~~~~~~~> * »Wohin willst du jetzt?! Gehen, alles im Stich lassen?! Einen Abend wie unzählige davor einfach abhaken?! Kommt nicht in Frage! Ich WILL es wissen! Will hören, was du zu sagen hast. Rechtfertigungen, Entschuldigungen, Ausflüchte... ganz gleich! Aber reden sollst du! Vorher lasse ich dich nicht los!« ~~~~~~~> * "Talk to me" von Peaches Why don't you talk to me? I'm standin' here alone I know you'll never phone Why don't you talk to me? Why don't you talk to me? Come say it to my face So we can leave this place Why don't you talk to me? What your thinkin' I would never know Now's the time for you to let it go Let it be and hold you tight Scream at me for just one night Why don't you talk to me? Why don't you talk to me? Come on and dig your horns Instead of dirty looks Why don't you talk to me? Stop You've got nowhere to go No blame, no shame This ain't a peaches show It's just me and you It's just me and you It's just me and you It's just me and you There's no wall for you to hide behind Stop pretendin' that the problem's mine Lift your head and look me dead in the eye What made you so bitter inside Why don't you talk to me? Why don't you talk to me? Because I'm standin' here I got an open ear Why don't you talk to me? Go, go ,go Come on Spit it out Rolls off your tongue Right out your pretty mouth You've got to say it to believe it Got to say it to believe it Got to say it, got to say it say it say it say it Say Why don't you talk to me? Why don't you talk to me? Why dont you! talk to me talk talk to me talk to me talk talk to me(to me) talk to me talk talk to me(Why don't you talk to me?) talk to me talk talk to me [Quelle: http://lyricwiki.org] ~~~~~~~> * Endlich habe ich es geschafft, mich durch hitzige Leiber gedrängt, Ellenbogen und weiche Brüste touchiert, bin auf Zehenspitzen getreten. Übelkeit steigt in mir hoch, aber ich zwinge sie herunter. Das "Bad in der Menge" hat so viel Adrenalin ausgelöst, dass ich zittere, mich schwer auf den elegant geschwungenen Balken stützen muss, der Halt im Aufzug bieten soll. Es gab Zeiten, da hat es mich nicht gestört. Ja, ich habe es sogar genossen, nur durch ein bloßes Stück Tuch von einem festen, warmen Körper getrennt zu sein. Muskeln und Sehnen zu spüren, starke Knochen, einen Hauch Feuchtigkeit. Und seine sengende, verzehrende Abwärme. Wäre mir nicht so elend zumute, würde ich wahrscheinlich auch jetzt noch rot anlaufen bei den Phantasien, die er in mir auslöste. Wie oft habe ich mich vor meiner eigenen Gier erschrocken. Animalische Triebe für unter meiner Würde gehalten, um dann später schale Befriedigung unter der Dusche zu finden. Endlich endet die lautlose, gemächliche Fahrt des Aufzugs, entlässt mich allein auf dem Dach. Zwischen Kübelpflanzen und unter aufgespannten Sonnenschirmen, die geschickt illuminiert in der Nacht die Dunkelheit verbergen sollen, stolpere ich zur Brüstung. Hier oben, sieben Stockwerke über dem Straßenniveau, ist es unglaublich ruhig. Der Verkehrslärm erreicht dieses Dach nicht mehr. Ich atme tief durch, es ist frisch geworden. Und die Nacht verspricht noch kälter zu werden, denn die ersten Sterne blinzeln durch das samtige Dunkel des Firmaments. Die Übelkeit lässt nach, aber Tränen stehen noch immer lästig in meinen Augen. Der Friede dieses Augenblicks unterstreicht meine isolierte Einsamkeit. Meine Knie werden weich, meine Ellen protestieren, weil sie nun allein das Gewicht austarieren müssen. Wie ein Kind möchte ich schreien: hilf mir! Beschütze mich! Und gleichzeitig trotzig darauf beharren, es allein zu schaffen. Nicht unterzugehen. Nicht aufzugeben. Aber der Schatten wird nicht weichen, nur weil ich die Augen schließe und die Decke über meinen Kopf ziehe. Ihm ist es gleich, ob ich in heulendes Elend verfalle oder verbissen gegen ihn ankämpfe. Es spielt keine Rolle. Ich weiß, dass er gewinnen wird. ~~~~~~~> * Auf dem Dach war nicht viel Betrieb. Nicht weiter erstaunlich, da es auffrischte und die Illusion von mediterranem Sommer verwehte. Trotzdem waren hier unter den Sonnenschirmen noch Strandliegen ausgeklappt, wiegten sich Palmenwedel im Pflanzkübel, zeichneten Schattensilhouetten auf die gespannten Planen. Ein wenig Geduld war durchaus erforderlich, in diesem Labyrinth eine Person ausfindig zu machen. Leises Plätschern eines Zierbrunnens unterstrich die ungewohnte Stille. Ein reizvoller Ort der Besinnung in der turbulenten Hektik der Metropole. »Besinnen wir uns beide!«, dachte er grimmig und steuerte auf weichen Sohlen lautlos den Mann an der Brüstung an. Legte ihm eine Hand gebieterisch auf die Schulter, um die erschrocken zusammenfahrende Gestalt herumzuwirbeln. ~~~~~~~> * "...Sören?!" Beinahe stolperte seine Zunge über die Silben, klebte am Gaumen fest. »Oh nein! Oh nein, bitte!«, winselte ein hilfloses Gebet durch seine aufgewühlte Seele, doch er resignierte bereits ob der Chancen, es möge erhört werden. "Warum?", grollte der rotblonde Mann drohend, "warum, Tristan?" Der stanzte förmlich die Zähne in die Unterlippe, um nichts entschlüpfen zu lassen, nicht alles herauszusprudeln. »Denk an den Plan!«, ermahnte er sich zittrig, »denk an die Konsequenzen!« Sören pflanzte kräftige, mit schimmernden Härchen bedeckte, sonnengebräunte Arme rechts und links neben ihm auf die Brüstung. Kerkerte ihn ein. "Ich werde dich nicht gehen lassen", zischte er in Tristans wachsbleiches Gesicht, "bis du es mir gesagt hast." Obwohl sie gleichgroß gewachsen waren, fühlte der sich klein und bange, drückte vergeblich gegen die Arme, um sich zu befreien. Sören jedoch rückte näher, presste ihre Hüften aneinander, packte Tristans Handgelenke so fest, dass der vor Schmerz zusammenzuckte. "Sag's mir", fauchte er zornig, aber auch drängend, "warum? Warum willst du mich nicht?" Tristan schluckte, suchte angestrengt die Phrasen zusammen, die er einstudiert hatte, stammelte heiser. "Es liegt nicht an dir... wir passen einfach nicht... ich bin schuld, okay? Ich werde auch nicht mehr hierher kommen..." "Blödsinn!", explodierte Sören in einem kollernden, dumpfen Laut. Er visierte Tristans Ohr an, der das Gesicht abgewandt hatte, "ich glaube dir kein Wort. Du meinst das nicht ernst. Lüg mich nicht an!" "Aber ich lüge nicht!", begehrte Tristan auf, empfand sich selbst als schrill und nahe der Hysterie, "lass mich in Ruhe!" "Dann sag die Wahrheit!", donnerte Sören unerbittlich. Doch Tristan senkte die Lider, presste die Lippen zu einem dünnen Strich aufeinander und stellte sich vor, er wäre nicht hier. Knebelte sich in Gedanken, weil er sich selbst nicht traute. Sören knirschte vernehmlich mit den Zähnen. "Weißt du", raunte er Tristan zu, "dass ich einen Stapel Prospekte gesammelt habe, damit wir im Urlaub etwas gemeinsam unternehmen können? Dass ich schon Drachenfliegen und den Klettergarten gebucht habe?" Er räusperte sich erstickt. "Verdammt, ich habe sogar..." Für einen langen Augenblick blieb es still, nur ihre harschen Atemzüge störten die Spannung. Mit einem Ruck gab Sören Tristans lädierte Handgelenke frei, die wie Fallobst schwer herabsanken. Er packte Tristans Kinn mit einer kräftigen Hand und funkelte in die erschrocken aufgerissenen Augen. Sehr leise setzte er erneut an, "ich habe sogar die Mietanzeigen studiert, damit wir zusammenziehen können." Tristan drehte heftig den Kopf zur Seite, verkeilte die Kiefer ineinander. »Nichts sagen, nichts sagen, keinen Laut!«, leierte er sich gequält vor. Unerwartet packte Sören seine Haare im Nacken und zwang ihm Blickkontakt auf. "Was", wisperte er gepresst, "was ist es? Bin ich nicht gut genug? War es dir nicht ernst mit mir?!" »Nur ein Nicken«, feuerte sich Tristan verzweifelt an, »nick doch einfach, du Esel!« Aber er konnte sehen, dass Sören ihm das nicht abnahm. "Nein", schüttelte der langsam den Kopf, "nein, ich lass dich nicht gehen. Du kannst nicht Schluss machen. Ich meine, hey", riss er die Arme hoch und wich einen Schritt zurück, die Stimme schwankend zwischen Ironie und Bitterkeit, "wir hatten noch nicht mal Sex!" Tristan senkte den Kopf, wollte den Schmerz, die Anklage, den flehentlichen Appell in den blaugrauen Augen nicht sehen. Ihm tat nun der gesamte Brustkorb weh, er konnte nicht schlucken, nicht richtig Luft holen, alles war eingeschnürt in ein Korsett des Unglücks. "Du gehst nicht!", bestimmte Sören aufgebracht, umklammerte Tristans Oberarm, der nicht mehr die Energie aufbrachte, sich selbst zu befreien. "Los doch, sag mir die einstudierten Sprüchlein auf, mit denen du mich abspeisen wolltest!", forderte er ihn bissig auf. "Sag mir, dass es besser für uns ist, dass du nur an mein Wohl denkst. Dass es nicht funktionieren würde. Dass unsere Gefühle bloß ein Strohfeuer sind! Na los, SAG'S MIR!" Tristans Zähne schlugen aufeinander, als Sören ihn zu schütteln begann. Und immer heftiger wurde. Ihn schwindelte, es sauste in seinen Ohren. Sören hatte ja recht! Es stimmte ja alles! Die Beine knickten ihm ein und hätte Sören nicht rasch den freien Arm unter seine Achseln geschoben, wäre Tristan in sich zusammengefallen. Keuchend lehnte er an Sörens Brust, grub die Finger in dessen Hemd, lehnte sich an. Keinen Wimpernschlag später legten sich Sörens muskulöse Arme wie eiserne Banden um ihn, hielten ihn fest. »Oh nein! Nicht!«, wehrte sich Tristan gegen die Versuchung, seinen Kummer zu entladen, doch ein Aufschluchzen ließ sich einfach nicht bezwingen. Viel zu aufmerksam konnte Sören diese Reaktion nicht entgehen. "Was ist los?", raunte er kehlig, wiegte sie leicht, "was ist passiert?" Tristan wollte nicht antworten, umschlang aber Sörens Nacken wie ein Ertrinkender. Wie sollte er jetzt noch vernünftig sein?! "...du willst doch gar nicht Schluss machen", redete Sören ihm leise zu, "hier ist doch was faul, Tris!" "Ich muss aber!", brach es aus Tristan heraus, der sich widerwillig löste, "es geht einfach nicht!" "Und warum nicht?!" Sören nahm erneut Tristans Handgelenke in Geiselhaft, "bis jetzt ging's doch auch!" "Weil du mich verlassen wirst!" ~~~~~~~> * Sören starrte ihn an. Zunächst zeichnete sich bloß Verärgerung ab, Wut über diesen Vorwurf, dann zogen sich die sonnengebleichten Augenbrauen kritisch zusammen. Der graublaue Blick wurde sondierend, forschend. Tristan wusste, dass er nicht entkommen konnte, Flucht war zwecklos. Er hatte auch nicht mehr die Kraft dazu. "...wieso traust du mir nicht?" Sörens Stimme klang beherrscht, "warum glaubst du so etwas von mir?" "Weil... weil... weil es normal ist!", stotterte Tristan, sammelte sich, um sich zu verteidigen, "wir passen einfach nicht zusammen! Du willst wandern, segeln, surfen und... und Drachenfliegen!", hielt er Sören vor. Der zog die Stirn in Falten. "Moment mal, du hast mir doch zugestimmt, als ich..." "Damals!", schnitt Tristan ihm das Wort ab, "schon, ja, aber jetzt nicht mehr! Lass mich los!", zappelte er im letzten Aufbäumen. "Keine Chance", versetzte Sören knapp und kategorisch, "hier passt doch nichts zusammen! Du willst nicht Schluss machen, musst es aber, weil ich wandern will?! Das ist doch Humbug! Hör endlich mit den Nebelkerzen auf! Sag mir die Wahrheit!" "Das ist die Wahrheit!", fauchte Tristan mit belegter Stimme. "Höchstens ein Drittel", konterte Sören finster, "außerdem verspreche ich dir, dass ich dich nicht verlassen werde, auch wenn du weder wandern, noch segeln, surfen oder Drachenfliegen willst!" "Aber das kannst du nicht!", platzte Tristan heraus, bevor er sich auf die Zunge biss und eilig den Kopf senkte. "Kann ich nicht? Warum?" Sören ließ nicht locker, gab ein Handgelenk zugunsten des Kinns auf und zwang Tristan, ihm ins Gesicht zu sehen. "Warum kann ich dir das nicht versprechen?" Tristan versuchte zu schweigen, doch der Wunsch danach, sich endlich jemandem anvertrauen zu können, diese unerträgliche Last zu teilen, gewann gegen sein verzweifeltes Ringen um Märtyrertum. "Weil...", er unternahm zwei weitere Anläufe, schluckte heftig, rang mit der abhanden gekommenen Fassung, "weil ich Multiple Sklerose habe." ~~~~~~~> * Sören spürte, wie sich eine große Leere in seinem Kopf ausbreitete. Er verstand nicht und begriff doch. Mit Zweifeln, mit Unsicherheit, mit Angst, sogar mit Konkurrenz hatte er in düsteren Szenarien gerechnet. Aber nicht damit. "Wie lange weißt du das schon?", entschlüpfte ihm, bevor er über eine andere Äußerung nachdenken konnte. Klang es wie ein Vorwurf? Eine betäubte Ruhe löste bei Tristan genau das Gegenteil aus. Der zitterte, zog die Nase hoch, blinzelte hektisch. Im Verteidigungsgefecht stieß er Informationsbrocken aus. "Vor ein paar Wochen... mir ging's einfach nicht so gut... beim Hausarzt... 'nur ein paar Tests' hat er gesagt... am Rücken so eine Punktion... und am Freitag.." Sören vollendete das Bruchstück grimmig, "am Freitag hat er dir mitgeteilt, du hättest MS, woraufhin du nach einem erhebenden Wochenende Sonntagabend mit mir Schluss machen wolltest!" "Was soll ich denn tun?!" Tristan schniefte, seine Stimme überschlug sich aufgeregt, "es ist unheilbar! Ich habe doch gar keine andere Wahl!" Unerwartet gab Sören Kinn und Handgelenk frei, obwohl er Tristan am liebsten in die Arme genommen und nie wieder losgelassen hätte. Der wirkte so verzweifelt, so unsagbar unglücklich, dass Sören die Kehle eng wurde. Aber jetzt war nicht der Augenblick, um kleinmütig zu sein. Jetzt musste er kämpfen! "Was genau ändert sich an der MS, wenn du mit mir Schluss machst?" ~~~~~~~> * Tristan zitterte in der frischen Brise. Wie gern wäre er in die wärmende Umarmung geflüchtet, hätte sich nur noch einen Augenblick länger der Illusion von sicherer Geborgenheit hingegeben! Sörens graublaue Augen blickten ernst, unbestechlich, unverwandt. Forderten die Wahrheit ein. Sie war beschämend, deshalb senkte Tristan den Kopf, schloss die Augen und ballte die Fäuste, damit er dieses schmähliche Geständnis tapfer hinter sich brachte. "Ich werde... behindert sein. Meinen Job aufgeben müssen. Und ständig auf Hilfe angewiesen sein. Wenn ich", er leckte sich über die trockenen Lippen, "wenn ich nach Hause ziehe, dann können meine Eltern... sich um mich kümmern. Allerdings..." Bevor er weitere Ausführungen unternehmen konnte, sprang Sören ein. Bitter und ärgerlich. "Ach, JETZT verstehe ich richtig! Deine Eltern haben nichts für einen Homo als Sohn übrig! Also lieber für den Rest des Lebens sich selbst verleugnen, aber gut umsorgt, nicht wahr?" Zornig packte er Tristan bei den Schultern und stieß ihn gegen die Brüstung. "Ich hab's kapiert! Sag mir, wie alt sind deine Eltern, hmm?" Verwirrt hob Tristan den Kopf, konnte nicht folgen. "Du", Sören zischte und fauchte wie ein Dampfkessel unter Druck, sich mühsam beherrschend, "schließt eine Wette auf die Zukunft ab, willst auf Sicherheit setzen. Fein! Doch sag mal, was machst du, wenn die Krankheit erst in 20 Jahren so weit fortgeschritten ist? Lebst du bis dahin als Mönch? Kümmern sich deine Altvorderen dann noch um dich? Oder wie wäre es, wenn du wüsstest, dass ich in einem Jahr sterbe? Würdest du dann nicht mit mir Schluss machen wollen, hm?!" "Das... das..." Tristan stotterte, sammelte sich. "Das tue ich doch nicht nur für mich! Wie würdest du dich fühlen, wenn du an ein Wrack gekettet wärst?! Du würdest mich nicht mehr lieben! Ich wäre nur noch ein Klotz am Bein!" "Woher willst du das wissen?!", giftete Sören wütend zurück, "wieso sind die Chancen deiner homophoben Alten größer als meine?! Woher weißt du, dass du ihnen nicht ein Klotz am Bein wirst?! Wieso hältst du mich für einen oberflächlichen Egomanen, der sich einen Dreck um andere schert?! Hast du eigentlich mal einen Gedanken darauf verschwendet, wie es mir dabei geht?!" "DU hast keine MS!" Tristan schauderte vor dem Gedanken, seine Eltern könnten ihn einfach... nicht mehr wollen. Nur noch als ein lästiges Problem ansehen. »Sie sind ja schließlich meine Eltern!«, umklammerte er eine Hoffnung. "Stimmt, habe ich nicht!", Sören schoss sich ein, "aber ich habe auch Wetten auf die Zukunft abgeschlossen! Mit dir zusammen zu sein, mit dir zu leben!" Deutlich leiser ergänzte er, "und wie stehen meine Chancen, wenn ich dir sage, dass meine Großeltern noch leben? Dass wir ein zäher Haufen sind? Dass ich in 20 Jahren noch belastbar bin? Dass ich nicht vor Schwierigkeiten weglaufe?" Er nahm Tristans kalte Hände, umschloss sie fest. "Wie hoch muss die Wahrscheinlichkeit werden, damit du dich für mich entscheidest?" Er löste die Linke, um sanft über Tristans Wangen zu streichen, wo sich durch die frischen Böen wasserklare Tränen kristallisierten. "Tris", flüsterte er eindringlich, "es gibt KEINE Garantien für die Zukunft. Alles, was wir uns wünschen und vorstellen, ist eine Wette mit dem Ungewissen. Roulette mit Madame Fortuna. Wir können immer nur hoffen." ~~~~~~~> * Tristan schmiegte sich an Sörens Seite, was sich gar nicht einfach ausnahm, da sie beide gleichgroß und ähnlicher Statur waren. In der Wärme, die Sören ausstrahlte, schmolz die eisige Starre der letzten Tage. Er fühlte sich geborgen. Schattenspiele tanzten über die Zimmerdecke, wenn Autos vorbeifuhren. Obwohl es schon spät war, dachten sie beide nicht an Schlaf. "Ich bin zuversichtlich", murmelte Sören in die Dunkelheit. "Letztens habe ich gelesen, dass MS gar nicht immer so schlimm verläuft. Es wird auch viel geforscht. Warum sollte es da keinen Durchbruch geben?" Tristan seufzte leise und fand es höchst angebracht, sich zu entschuldigen. "Tut mir leid, dass ich vorhin so...beschissen reagiert habe. Ich hatte..." Er zögerte, denn es war ihm peinlich, seine Emotionen in Worte zu fassen. Sören, das fand er, war da viel souveräner. "Ich hatte Angst. Arbeitslos und behindert...", er schluckte. Die Angst war nicht gewichen. "So weit sind wir noch nicht", Sören rieb ihm energisch über den Oberarm, als wolle er ihn auftauen, "und wenn es schwierig werden sollte, lassen wir uns was einfallen! Zwei Köppe rauchen besser als einer", neckte er ihn aufmunternd. "Wenn es nur nicht aufhört...", flüsterte Tristan. ES musste er nicht erläutern, Sören verstand genau. "Stell dir einfach vor, wir wären Blutsbrüder", raunte der ihm zärtlich zu, "wir gehören zusammen, einer ein Teil des anderen. Auch wenn wir uns mal zoffen oder unterschiedlicher Meinung sind, was zählt, ist gemeinsam glücklich zu leben." "..wir müssen nur dran glauben", murmelte Tristan schläfrig. Er erinnerte sich an verschworene Kindheitsfreunde, von denen er durch Schule, Arbeit und abweichende Wohnorte getrennt worden war. "Sören?" "Hmm?" "Wie viel setzt du auf die Chance zusammenzuziehen?" "Todsicherer Tipp, 100%", lachte Sören befreit auf. ~~~~~~~> * Man weiß nie, was die Zukunft tatsächlich bringt, aber das hat die Menschen noch nie davon abgehalten, dem Schicksal eine Wette anzubieten. Und wenn am Ende alle Wettschulden beglichen werden müssen, dann sollte sich das Spiel des Lebens wenigstens gelohnt haben. Hoffentlich ^_~ ~~~~~~~> * ENDE ~~~~~~~> * Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Nach selbst verordneter Pause (Not-Umzug, Baustellen, etc.) habe ich mir eine Pause von der Pause gegönnt ^_^° Ich habe es vermisst, kleine "Skizzen" in die Landschaft zu werfen, sozusagen Momentaufnahmen auf die Leser loszulassen. Geholfen haben bei Futures die beiden zitierten Lieder, die mir häufig im Kopf herumgehen ^_~ Nun auch noch eine kurze Erklärung zum Thema Futures: es handelt sich um Termingeschäfte, die an der Börse gehandelt werden. Zwei Parteien vereinbaren die Abnahme eines Wertes zu einem festen, zukünftigen Zeitpunkt. Ebenfalls festgelegt sind Entgelt, Güte/Qualität und Menge. Nur Erfahrungswerte und gute Kenntnis verhindern, dass bei dieser Wette auf die Zukunft kein Totalverlust entsteht.