Titel: Gspusi-Übereinkommen Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 12 Kategorie: Romantik Ereignis: Halloween 2017 Erstellt: 19.10.2017 Disclaimer: alle Rechte obliegen den Inhabern. # "Magnum" ist der deutsche Titel einer amerikanischen TV-Serie, nachdem dem Hauptcharakter benannt. # Tom Selleck ist ein amerikanischer Schauspieler. # Keanu Reeves ist ein amerikanischer Schauspieler. # "The walking dead" ist eine für Kino, Fernsehen und Comic adaptierte Serie über eine dystopische Untoten- und Zombiewelt. # Stephen King ist ein amerikanischer Autor, "Carrie" einer seiner Romane. # "Ruby Gloom" ist eine TV-Serie von Nelvana TV. *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* *~@~* Gspusi-Übereinkommen Kapitel 1 - Kein Davonkommen Es regnete. Schnürlregen, oder so ähnlich. Häufig fühlte er sich wie der einzige Mensch hier in der Nähe, der entweder Untertitel oder eine Simultanübersetzung benötigte. Aber nicht durch irgendwelche Gadgets amerikanischer Konzerne, die einem umgebaute Keksdosen als Spione in die eigenen vier Wände brachten! Ohnehin stand derlei Luxus nicht zur Debatte. Debatte, ha! Über den Weg liefen sie sich kaum, trotz Eineinhalbzimmer-Appartement. Wenigstens in einem richtigen Wohnblock, Mehrfamilienhäuser, nicht etwa auf einem Hof, umgebaute Scheune! Das wäre dann noch grässlicher gewesen, so richtig ausgrenzend! Fremd war er hier trotzdem, grundsätzlich und auch ganz individuell. Die Sprache, der Umgang, die Schulgemeinschaft. Wäre doch bloß dieses blöde Modernisierungsvorhaben nicht gewesen! Dann könnte er noch immer mit Oma in der Hinterhofbutze hausen. Jetzt saß er hier allein fest, zwei Feiertage ermöglichten seiner Mutter einen Kurz-Urlaub. Nun ja, selbstverständlich kein Urlaub! Das klang nach Konsum getriebener Herden-Auszeit, was sie vehement und kategorisch ablehnte, zumindest aktuell. Gedankenverloren strich er über den zierlichen Stift in der Haut an seiner Nasenwurzel. Klar, es WAR verdächtig, Leute waren schließlich Leute, überall. Trotzdem. Ein bisschen schadlos halten würde er sich eben auch! *~@~* Der Wurm war schon gleich zu Anfang drin, das konnte man nicht bestreiten. Wenn schon Hawaii, warum dann nicht Magnum? Tom Selleck zum Beispiel, also, der Schauspieler hatte doch einen netten Namen! Zugegeben, braun gebrannt, groß gewachsen, athletisch, imposanter Schnauzbart, Geschmackssache. Aber nein! Nein, erstens war die Serie zu alt, zweitens irgendwie zu Amerikanisch, zu straight, also lieber was echt Exotisches, bedeutungsvoll, mit Stil! Grundsätzlich stichhaltige Argumente, durchaus, keine Frage, nur im Kontext: daneben. ABSOLUT, TOTAL, KATASTROPHAL daneben! Konnte man nicht geteilter Meinung drüber sein! "Muss wohl." Sagte Oma dazu. Mütter, merkwürdiger Bewusstseinszustand, Hormone, und so. "Gewöhnste dir dran, warts ma ab." Mangels Alternativen, zumindest bis zur Volljährigkeit, danach auch nur auf dem gefährlichen Parkett richterlichen Wohlwollens mit psychologischen Gutachten, eine nachvollziehbare Empfehlung. Zumindest, wenn man sich nicht im Spiegel ansah, den direkten Vergleich zog. Keine schwarzen Haare oder schwarze Augen, nicht groß gewachsen, definitiv keine besonders aparten Gesichtszüge. Gut, kein Laufen über den großen Onkel, das war positiv festzustellen. Unfähig zu Kampfsportarten. Er wurde auf einem Surfbrett an Land schon seekrank. Mausig-braune Haare, Marke Schnittlauch, derzeit rot getönt, kurzsichtige Augen, irgendwie durch diverse Einschlüsse grau-grün-blau, klein, schlaksig, eher Schattengemüse, selbst da noch gefleckt, Hautanomalie. Von wegen "der Kühle"! Hawaii etwa so nahe wie dem Mond, dafür mit einer Mutter gesegnet (oder gestraft, das hing von der Situation ab), die sich wie eine altgriechische Furie mit den Standesbeamten zankte und über Bekannte Gerichtsurteile ausfindig machen ließ. Streitbar? Gar kein Ausdruck! Ein bisschen war die Luft aber zwischenzeitlich doch raus, der Don Quixote-Kampf gegen behördliche (Wind-)Mühlen verlagerte sich auf andere Ebenen, Ernährung und Umwelt, Wohnen. Was den Starrsinn betraf: hier sicherlich schon längst Einheimische. Ein Eingewöhnungslevel, das ihm selbst utopisch erschien, aber so hoch wollte er gar nicht hinaus. Selbst Akzeptanz wäre wohl zu viel verlangt. Toleranz, Leben lassen. Der Lackmustest würde es an den Tag bringen. Oder eher die Nacht. *~@~* Er wollte nicht hier sein, wirklich nicht! Passte hier einfach nicht hin. Tat seine Mutter auch nicht, was sie bloß herausforderte, vermutete er zumindest. Schwieriges Verhältnis war nur eine unzureichende Diagnose ihrer persönlichen Beziehung. Er hatte keinen Vater. Nun, biologisch gesehen selbstverständlich schon, denn eine jungfräuliche Empfängnis hatte sich nicht an den Startpunkt seiner Existenz gesetzt. Nein, vielmehr handelte es sich um ein Projekt. Seine Mutter liebte "Projekte", temporäre Vorhaben, zeitlich begrenzte Pläne, nichts für die Ewigkeit. Ewigkeit existierte, mal ausgenommen astrophysikalische Gesamtschau auf atomarer Ebene, ohnehin nicht. Wozu gab es schließlich Schweinezyklen, Mastjahre, Sequenzen, Intervalle und Generationen? Klar, damit die Dinge sich änderten! Leben war Veränderung, ständig, in bestimmten Abständen. Phasen eben. Logisch. Konsequenterweise hätte sie niemals das Projekt "Kind, eigenes" auf die wacklige Perspektive einer verschieden geschlechtlichen Paarbeziehung aufgebaut, auch ohne Scheidungsstatistik und geringe Toleranz zu Meinungsverschiedenheit auf gesinnungstechnischer Ebene! Außerdem vertrat sie vehement und nach persönlicher Erfahrung die These, dass "Liebe" im Sinn einer statischen, eingefrorenen, bis zum Lebensende währenden Zwangsgemeinschaft ein repressives Druckmittel einer lebensfeindlichen Gesellschaft war. Wenn Leben Veränderung bedeutete, wenn man sich selbst immer wieder neu erfand, lernte, Erkenntnisse und Erfahrungen verarbeitete, war es schlichtweg widersinnig zu verlangen (oder zu erwarten), dass zwei Individuen wie einmal gegossene Passformen aneinander hafteten! Kurz gesagt: Humbug. Der von interessierten Kreisen aufrechterhalten wurde, um einem überflüssigen Blödsinn zu verkaufen, die Psyche zu demoralisieren, eine übersichtliche Ordnung durchzusetzen, die in der Realität gar nicht existierte, aber denk- und entscheidungsfaulen Kleingeistern die Orientierung sicherstellte! Er war, recht häufig, mit diesem Diskurs vertraut gemacht worden. Seine Mutter bekräftigte ihre wohlmeinende Intention, den auf wiederholte Samenspende reduzierten Erzeuger gut ausgewählt zu haben, damit die Diversität ausreichte, einen ordentlichen Gensatz zu ermöglichen. Außerdem war der Typ knackig, amüsant, nicht anhänglich und einfach eine Naturgewalt im Bett gewesen! Letztere Details erschienen ihrem konsternierten Sohn als verzichtbar zu erfahren, aber was sollte schon "too much information" heißen?! Lieber doof, aber glücklich? Nix da! Also, Phasen, sich immer wieder neu auf die Suche begeben, neue Horizonte erkunden, neue Projekte anstoßen, andere Ideen aufgreifen. Dieser Konstante im Leben seiner Mutter verdankte er auch die relative Phase der Ruhe mit Wohnen bei Oma in der Hinterhofbutze. Zur Oma gab es keinen Opa. Der hatte sich nämlich frech ein jüngeres Modell (noch während der Pubertät seiner Mutter) ausgesucht, sich "neu orientiert", freundlich ausgedrückt. "Schofel." Nannte es Oma knapp, um dann zu grinsen. "Aber da kieke ick mir inne Spiegel an: na, Puppe, willste dir von son Lump die Laune verderbn lassn?" Was sie nicht hatte. Vielmehr pflegte sie die schlitzohrige Findigkeit der ehemaligen Arbeiterschaft, schlug sich so durch. "Arm is keene Kunst! Sonst wärn's nich so viele! Hier musstet habn!" Dabei tippte sie sich immer an die Schläfe, um eine spitzbübische Bauernschläue anzudeuten. Ihr Enkel hätte, allein aus Gründen der Vergleichbarkeit, gerne auch mal eine Phase ungezügelten Reichtums durchgemacht, doch bis dato sah es auf dieser Ebene eher mau aus. Allerdings befreite ihre, politisch korrekt umschrieben "randständige" Existenz ihn auch von vielen anderen Sorgen, zum Beispiel davon, überfallen und bestohlen zu werden oder teure Besitztümer zu verlieren, mangels Eigentum an solchen. Unvorstellbar für viele seiner Alters- und Schulgenossen sowie der proletarisch-prekär kategorisierten Nachbarschaft verfügte er weder über ein Mobiltelefon noch ein tragbares Musikabspielgerät. Kein Computer wartete in der Butze. Der Röhrenfernseher fristete, nach Abschaltung der analogen terrestrischen Empfangsmöglichkeiten, sein tristes Dasein als Wiedergabegerät für körnige Videobänder (Magnetstreifen!), die Oma sich gerne ansah, wenn sie nachts nicht schlafen konnte. Mini-Rente, Kindergeld, Wohngeld, das reichte gerade so, sich über Wasser zu halten. "Arme Schweine." Pflegte Oma über die Leute zu sagen, die sich bei den Tafeln anstellen mussten, um Lebensmittel zu bekommen. "Geht's unser einer noch prächtig gegen!" Für sie hatte der Abriss der Hinterhofbutze bedeutet, aufs Umland zu ziehen, zu Pavel. Der sagte fast nie etwas, rauchte immer mal einen Zigarillo und wohnte in einem umgebauten Bauwagen auf einem umgewidmeten Gelände, Dauercamping, quasi. Aber man konnte in einer Kooperative Gemüse und Obst anbauen, sich ehrenamtlich bei der Nachbarschaftshilfe engagieren, war unter Leuten. Oma gefiel's, sie war ja schon immer "ne Flotte!" Für ihren Enkel bedeutete die unerfreuliche Entwicklung, sich mit einigen hässlichen Realitäten konfrontiert zu sehen. Schulwechsel zum Beispiel, wobei ihm gleich die Erwartung begegnete, er käme aus einer Region, wo Deutsch die erste Fremdsprache sei, man sich bis zur Oberstufe auf dem Niveau mittelgebildeter Höhlenmenschen befand. Beinahe war er versucht gewesen zu entgegen, dass er sich hier bestimmt schnell einleben werde, wo Deutsch ebenfalls die erste Fremdsprache... Aber er verkniff sich eine entsprechende Bemerkung. Angehörige staatlicher Schulämter neigten nicht häufig zu bissigem Humor. Blöd im Sinne der Zuordnung zu einer Klassenstufe war er auch nicht, nein! Einen unterschätzten Vorteil von Armut gepaart mit Gesamtschule stellte der Umstand dar, dass man dort häufig warm, zumeist trocken und wenig abgelenkt von medialen Offerten seinen Tag verbringen konnte, in Schulbüchern blättern, die für die Schulbibliothek von Privat gespendeten Materialien durchsehen, auf dem Heimweg noch die Schlagzeilen der Gazetten vom Morgen als Resteverwerter absorbieren. Deshalb konnte er durchaus, sah man mal von den sprachlichen Hürden des vorherrschenden Dialekts ab, in Lernstoff und Leistungsfähigkeit mithalten. Das half nicht sonderlich viel, denn solche wie ihn gab es hier nicht, Typen, die einfach so arm waren, mit einer notorischen Mutter ausgestattet, der ihr Ruf schon überall als Herold vorauseilte. Saupreiss! Aber das passte auch nicht, wie man sofort frustriert feststellte, weil er ja nun weder übertrieben geleckt noch auftrumpfend Einzug hielt, sondern wie einer, der lediglich durch einen kosmischen (oder karmischen) Irrtum zeitweise hier gestrandet war, aber sich darauf einrichtete, dieses Ungemach baldmöglichst durch Abreise zu beenden. Das Objekt ihrer Beobachtungen teilte diesen optimistischen Ansatz uneingeschränkt. Nicht umsonst hieß es, dass Stadtluft frei machte (von Wohlgeruch oder Feinstaubbelastung war nicht die Rede), wenn man im Mittelalter ein Jahr durchgehalten hatte. Man gewöhnte sich einfach an die vielfältigen Möglichkeiten: Secondhand-Modeläden, gemeinnützige Verleihvereine, öffentliche Büchereien oder hin und wieder mal das Containern, wenn keiner hinsah, das Geschäft nicht bei den Tafeln mithalf. Alles Möglichkeiten, sich im Alltag durchzuschlagen, nicht in Trübsinn zu verfallen, auch wenn unbestritten die Zukunft nicht rosig aussah. Nach dem Umzug bestätigte sich ihm nun, dass keine seiner gewohnten Optionen zu Gebote stand, er vielmehr den Air eines Aussätzigen an sich trug, den man vermied, um sich nicht anzustecken. Hätte er eine größere mediale Bildung der Populärkultur sein Eigen nennen können, hätte er sich als erster der "Walking Dead"-Apokalypse rühmen können, doch so viel Prominenz behagte ihm gar nicht. Zugegeben, vorher kultivierte er aus Überlebensinstinkt und persönlicher Neigung seine Abgrenzung zu allzu großer Vertrautheit, mischte sich unter die anonyme Gruppe der Mitmenschen. Jetzt jedoch stach er heraus wie der berühmte rostige Nagel. Ein Umstand, der selbst den friedfertigsten Einsiedler auf die Barrikaden treiben konnte. *~@~* Er war nicht darauf aus, Freunde zu finden oder Anschluss, das nahm sich ohnehin utopisch aus. Hier wurde er "gelitten". Zunächst mal stammte er vom falschen Ende der Republik, "Fremdsprachler". Außerdem stellte er auch noch eine weitere, ungeliebte Belastung der Bürokratie dar: randständig, Großstadt-verwahrlost, ein notorischer Sozialfall. Er konnte den Eigenbeitrag für die Schulmahlzeit nicht bestreiten. Anträge gab es nur abgezählt, Monat für Monat. Nervtötend für das Schulsekretariat, denn es musste jeden Monat das unterschriebene Antragsexemplar weiterleiten, damit die Schule eine Erstattung erhielt. Und immer nur EINEN Antrag, haastmi, Burschi?! Das WAR entwürdigend. Als ob nicht definitiv absehbar war, dass sich seine finanzielle Situation nicht ändern würde. Seine Mutter brauchte Wohngeld, hielt sich mit ihrer Teilzeitbeschäftigung über Wasser. Er selbst durfte von seinem Kindergeld existieren. Unterhaltsvorschuss? Ha! Dafür wäre Kooperationsbereitschaft seiner Mutter erforderlich gewesen, die sich aber standhaft weigerte, IRGENDWELCHE Angaben zum Kindsvater zu machen. Der Staat nahm verschnupft die verweigerte Aufklärungsbereitschaft zum Anlass, entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten zu negieren. Außerdem war es lediglich Zufall gewesen, dass er gleich zwei Anträge auf einmal gegriffen hatte! Es hätte ja nur ihm Sicherheit bedeutet, schon mal die Unterschrift seiner Mutter vorsorglich eingeholt zu haben, um Abwesenheiten und langwierige Diskussionen auszukontern. Nach zwei Monaten Papierkrieg hatte er aufgesteckt. Zum Teufel damit! Ging er eben nicht mit seiner Klassenschicht in die Kantine! Alles auf Anfang, nur ohne Oma. Genau kalkulieren, sehr sparsam einkaufen, nichts verkommen lassen. Sie lachten über ihn, mit seinem ärmlichen Essen, der leeren Glasflasche, die er in der Schultoilette am Waschbecken füllte, immer wieder, das letzte Mal dann für den Heimweg und das Abendessen. "Machst glei noch di Wäschn hier?" Erkundigten sich einige grinsend. Auch wenn er sich ganz sicher nicht auf Kampfsportarten verstand, hatte er eine Methode immer bewundert: den Gegner elegant ins Leere laufen lassen. Also ignorierte er den Spott, wich aus, kam tatsächlich früh genug, in der Schultoilette die Zähne zu putzen, sparte zu Hause Wasser. Sonst sah es nämlich schlecht aus, verglichen mit den früheren Möglichkeiten. Sollten sie sich eben mokieren, über die alten Kleider, die er in Schichten trug, über seine Sprache, sein Auftreten! Der Jux (Gaudi?) würde ihnen bald langweilig werden, das kannte er schon. Allein, die Perspektive, hier bis zum Schulabschluss durchhalten zu müssen: es graute ihm. *~@~* Eigentlich war im Leben nichts einfach, tatsächlich sogar sehr komplex, nicht bloß kompliziert. Nicht mal die eine große Gewissheit verhielt sich so komplikationsfrei. "Hin simmer alle mal." Pflegte seine Oma zu sagen. Was, für eine gegebene Definition von "wir", durchaus zutraf, oberflächlich betrachtet. Es starben ständig jede Menge Zellen ab, erneuerten sich hin und wieder bis zu einer gewissen Reproduktionsgrenze, während die temporäre Gesamtheit als Person existierte, doch nicht mal der große Schnitter stellte das Finale dar. Die Energie, die Bestandteile auf molekularer bis atomarer Ebene, verschwanden nicht im Nirwana! So gesehen steckte sogar etwas Dinosaurierstaub in allen von uns (was man bei manchen sogar merkte, vor allem im Hirnbereich). Einfache Sachverhalte gab es nur, wenn man nicht genau hinsah, nicht forschte, keine Erklärungen verlangte. "Meine Fresse! Da kannste dir nich langweiln, wa?" Kommentierte seine Oma diese Offenbarungen. "Ick staune ooch imma mal." Die Welt an sich war schlicht nicht schwarz oder weiß, deshalb strengte ihre Wahrnehmung an, verlangte Toleranz. Vorher erschien ihm das viel leichter. "Großer Zoo." Bestätigte seine Oma immer mal wieder. Da fiel man nicht auf, war nur eine von unzähligen Erscheinungen, deren Wege man kreuzte. Reaktionäre Stänkerer gab es auch, klar, aber ihre Zahl erschien gering. Man konnte sie ignorieren, was umgekehrt sicher auch eine Lösung gewesen wäre, aber konsequenterweise dieses arttypische Auftreten konterkariert hätte. Dumm war er nicht. Dass die Eintrittskarte für das "Halloween-Fest" des örtlichen Sportvereins sich rein zufällig in den heimischen Briefkasten verirrt hatte, widersprach den Gesetzen der Logik, von denen der Menschenkenntnis und Lebenserfahrung ganz zu schweigen. Man hätte sie ignorieren können, eine Falle, ein dämlicher Scherz, eine Gemeinheit. Aber sie stellte den Gegenwert für den Zutritt und ein offenes Büfett dar, Essen und Trinken. Da er regelmäßig zum Geldautomaten marschieren musste, die monatliche Überweisung des Kindergeldes abheben, wusste er GENAU, wann am Ende des Geldes noch Monat übrig war, wie lästig sich Feiertage ausnahmen, an denen weder Überweisungen liefen noch Geldautomaten zugänglich waren, weil die Filiale aus Sicherheitsgründen verbarrikadiert blieb. Kundschaft konnte schließlich mit Karte zahlen, oder?? Also hatte er sich entschlossen, entsprechend ausstaffiert, sich selbst nicht besonders ähnlich, wie er fand, die Eintrittskarte sicher in der kleinen Umhängetasche verstaut. Es regnete nicht mehr, auch keine heimischen Varianten von Bindfäden. Er zögerte, als er die Stichstraße erreichte, die zum Vereinshaus führte. Man konnte es nicht verfehlen, aber vorher war er noch nicht hier in der Gegend gewesen. Wie das wohl ablief? Einige unvermeidliche Lungen-Teerende standen neben der Rampe zum Windfang. Er spürte musternde Blicke, aber da es sich zweifelsohne um Erwachsene handelte, reagierten sie nicht auf ihn. Die Automatiktür schnurrte beiseite, entließ ihn in den Vorraum, wo hinter einem Klapptisch eine sehr kräftige Seniorin präsidierte. "Hallo. Guten Abend." Versuchte er es hochsprachlich, in der Hoffnung auf ein polyglottes Gegenüber, präsentierte die Eintrittskarte. Eine stark nachgezogene Augenbraue lupfte sich kritisch. "Wennst was trinken wuillst, muss i den Führerschein sehn." Führerschein, sehr korrekt ausgesprochen, jede Silbe betont. Er schüttelte rasch den Kopf, lächelte versöhnlich. "Danke, aber ich bin erst 15." "Ah. So." Durchgefallen, zumindest bei der Aufnahme ins heimische Völkchen. Trotzdem erhielt er einen bunten Stempel auf den Handrücken, der signalisierte, dass er den Zerberus überwunden hatte, aber von jeglichen Alkoholika ausgenommen war. Die doppelte Saaltür wurde für ihn aufgestemmt, ebenfalls von beinahe schon sezierenden Blicken begleitet. Sofort umfingen ihn komprimierte Hitze und attackierende Lautstärke, eine Mischung aus Musik und unverständlichen Gesprächen. Dazu tanzten bunte Lichtstrahler kreiselrund umher. Es erwies sich als gute Idee, die Brille schon vor dem Haus in die Umhängetasche gesteckt zu haben, denn so konnte er sich selbst nicht verunsichern, sondern behutsam durch die Menge schieben. Irgendwo hörte er seinen Namen, nicht als Aufforderung, sich jemandem zuzuwenden. Nein, es war diese geraunte Identifizierung, gepaart mit Unglauben und Abwehr, dann doch wie eine "kühle Brise". Keanu. *~@~* Keanu tanzte allein, sparsame Bewegungen, geschmeidige Kurven von dünnen Armen und schlanker Hüfte. Außerdem verlangten die Plateausohlen der Schnürsandalen unmissverständlich Aufmerksamkeit, verhinderten allzu akrobatische Verrenkungen. Bisher hatte sich noch niemand gefunden, ihn an die Luft zu befördern. Eher bewies man Distanz, wie bei einer ansteckenden Krankheit, die jederzeit überspringen konnte. Aber das war in Ordnung, wenigstens musste er dann nicht darum bitten, ihm nicht auf die Pelle zu rücken. Vor ihm wuchsen Cordhosenbeine aus dem Linoleum. "Servus, i bin der Werpertinger! Derf i di grad drücke?" Bevor Keanu seine Sprache wiedergefunden, eine rasche Übersetzung eingeleitet hatte, fand er sich an eine imposante, vor allem jedoch kratzige Brust gezogen. "Ja, danke schön! Und fesch schaust aus! Die däten der Anna Maria gfalln!" Auf seine rot und gelb geringelten Overknees deutete ein Finger. Ganz unaufgefordert legte sich ein kratziger Arm um seine Schulter, während die freie Hand seine eigene kaperte, ihn zum Tanz drehte! "Habe die Ehre, Sixtus!" Zwinkerte es frech aus dunklen Augen. Keanu kannte ihn, selbstredend nur aus der Distanz, vom Sehen. Was sollte das jetzt?! War das ein schlechter Scherz? Wurde es vielleicht sogar noch schlimmer, Stephen King-Carrie-schlimmer?! "Wos is des für e Figur, Comic?" Begehrte unterdessen Sixtus Aufklärung zu seiner Aufmachung. Zumindest nahm Keanu an, dass dies gemeint war. "Zeichentrick." Murmelte er heiser. "Ruby. Ruby Gloom." "Gloom?" Augenbrauen tanzten kritisch. "Wie 'trübsinnig'? Na, heut ned, da wird's Ruby Glücklich!" Keanu starrte ungläubig hoch. Durch die Plateausohlen reichte er Sixtus gerade ans Kinnbärtchen. Stellte der sich nur dumm? Oder warum tat der das? Verdammt, wie lange lief die blöde Nummer eigentlich? Ein Lied lang Nervosität ertragen, das musste doch genügen, oder?? *~@~* Sämtliche Mädchen waren, manchmal offen, manchmal nur heimlich, still, leise und NIEMALS eingestehend, in ihn verknallt. Oder zumindest vom ihm bezaubert, trotz des Namens. Obwohl er sich so gar nicht verhielt wie die meisten anderen 17-jährigen Jungs. Schon ein bisschen speziell, der Bursche. Er selbst pflegte mit einem frechen Zwinkern die Selbstvorstellung zu ergänzen. "Geh, is halt ned wie dahoam. Preissn halt." Der Fama nämlich nach zu urteilen gründete sein Vorname auf einem akustischen und definitiv kulturellen Missverständnis, ausgelöst durch vorzeitige Wehen in Hannover, quasi im Ausland. Elterliche Diskussion nach der Entbindung, dazu eine freundliche, aber überforderte Mitarbeiterin des Standesamtes, Service in der Entbindungsstation, für die Urkunden. Angeblich wurde so aus einem hitzig ausgezankten "siggsters!", für Sprachunkundige übersetzt "da siehst du es, ich sagte dir doch, dass es pressiert!" nach kurzer Rotation der altsprachlich gebildeten grauen Zellen: ah, Sixtus! Ungeachtet des Umstands, dass keine fünf älteren Geschwister vorzuweisen waren. Im Gegenteil, bis jetzt belief sich die Ausbeute im familiären Rudel auf eine vierjährige Schwester, sicherheitshalber Anna Maria getauft. Und Teckel Bonaparte, der Letztgenannte selbstredend nicht baptisiert, aber leidenschaftlicher Anhänger von Lyoner (Wurstsorte), weshalb sich unmissverständlich ein französischer Name aufdrängte. Sixtus also. Nun, noch nichts Bemerkenswertes. Aber dann, die Optik! Die elterlichen Anlagen geschickt kombiniert ähnelte er ohne große Anstrengung, dafür aber mit sportlicher Begeisterung und geschicktem Händchen bei der Rasur "William Turner", der Filmfigur, die als Fliegender Holländer Hollywood unsicher machte, Mädchenschwarm, Traumtyp. Dunkle Haare, dunkler Schnurr- und Kinnbart, sportliche Figur, dezent gebräunt, seelenvolle Augen, immer eine Andeutung spöttischen Humors auf den gekräuselten Lippen, vogelwild, bisserl verrückt, umtriebig, der Typ, der nicht stillsitzen konnte, zumindest nicht lange. Radeln, Fußball, Tischtennis, Wandern, Kraxeln, aber auch so exotische Sportarten wie Schwesterstemmen, Baumklettern (Obsternte), Gardinenaufhängen, Großeinkauftransport, Gartenpflege, Rollstuhlrennen... Zudem scherte sich Sixtus prinzipiell um nichts: spontan mit Picknick losradeln, Teckel und Geschwister dabei? Klare Sache! Papierdrachen steigen lassen? Aber immer! Den Löschteich von Algen befreien? Eine Mordsgaudi! Es schien gar nichts zu geben, was er uncool, out, un-hip oder auf andere Weise als Image schädigend ansah. Manche murmelten auch, dass das allein daran liege, dass er wenig Zeit darauf verwandte, mal nachzudenken, über sich selbst zu reflektieren. Zum Beispiel, wie lächerlich man eigentlich aussah in Arbeitsklamotten aus dem Großhandel, wie ärmlich es wirkte, wenn man ein altes Klapptelefon (!) benutzte. Wenn man Null Ahnung über angesagte Serien hatte, nicht in einem EINZIGEN sozialen Netzwerk vertreten war und lieber Puzzle legte, als am Computer spielte! Wenn einer kein Aftershave benutzte, Modelabels nicht kannte, sich nicht fürs Einkaufen (ausgenommen Essen) interessierte und VIPs (jeder Kategorie) als Scheuermittel im Drogeriemarkt verortete! Nicht mal von den Musikcharts hatte der Typ einen blassen Schimmer! Ärgerlicherweise juckten Sixtus seine zahlreichen Unzulänglichkeiten, Bildungslücken und kulturellen Unvollkommenheiten kein Bisschen. "Voll der Egomane!" Stimmt. Er hatte immer etwas zu tun, war immer in Bewegung, was zwangsläufig dafür sorgte, dass er sich kaum mit Gedanken darüber belastete, wie andere das wohl sehen mochten, was für einen Eindruck er machte und ob er seinem Image schadete. "Eh wurscht!" Hätte er wohl geantwortet, wenn man ihn mal in einer ruhigen Sekunde erwischt und befragt hätte. Unseliger Weise musste man sich nun aber mit ihm abgeben, weil er trotz der offenkundigen Macken kein übler Bursche war und ein Mädchen-Magnet. Es war wohl dieses seltsame Ur-Menschen-/Höhlenbewohner-Syndrom, dass die meinungsstarke Weiblichkeit sich begeisterte für einen, dem ganz gleich war, was sie anhatten oder wie die Frisur saß. Der einfach gutgelaunt grüßte, immer auf Achse, hilfsbereit, unternehmungslustig, direkt, vielleicht einen Tick zu kumpelig. Andererseits besser, als auf irgendeine aufgedonnerte Schnepfe reinzufallen und mit Beziehungsstress anzuöden! Für die Herren der Schöpfung präsentierte sich der hin und wieder lästige Eindruck, seinem Beispiel folgen zu müssen. Weshalb man am Vormittag unter Aufsicht der Vereinsmitglieder trotz früher Stunde und Feiertag (der Reformation alle 500 Jahre geschuldet) ehrenamtlich die Vereinshalle für die Festivitäten (weltlich) ausgerüstet und geschmückt hatte. Sixtus selbst machte Arbeit widersinnigerweise Spaß, auch wenn es darum ging, in staubige Verschläge zu kriechen, um Bierzeltgarnituren hervorzuholen und aufzuklappen, Dekoration mit klapprigen Leitern an Wänden aufzuhängen und die Luftpumpe im Akkord zu bedienen, damit die Ballonketten bis zum Nachmittag fertig waren. Selbstredend war er sich auch keineswegs zu schade, beim Kinder- und Familienfest Schwesterchen Anna Maria zu begleiten, am Apfeltauchstand sein Glück zu versuchen, wagemutige Kleinkinder wild im Kreis fliegen zu lassen, Kuchen auszugeben und gruselig-lustige Kostüme zu bewundern. Hauptsache, es war was los! Seine Begeisterung steckte, ob man wollte oder nicht, selbst den grummeligsten Miesepeter an. So ganz gscheid war er halt ned! Deshalb ging er, unter der wohlwollenden Billigung von Anna Maria, als Werpertinger, ein Cousin des Wolpertingers, und zwar ein ganz grauslich-grässlicher, da er einen sehr alten, ungeheuer filzigen, braunen Pullover übergezogen hatte. Kratzig! Sein Schrecken für die Mitwelt bestand darin, alle zu umarmen, an sich zu drücken, was unvermeidlich Kontakt mit dem Rosshaar-Relikt bedeutete. Früher, ganz viel früher, da hatte man sogar entsprechende Socken in den Gummistiefeln getragen, als es noch nicht die feinen Wollmischungen gab! Sixtus hatte sich das Ungetüm aus der Haushaltsauflösung (oder eher Scheunenauflösung) eines alten Mannes entliehen, der nunmehr in der Seniorenresidenz lebte. Dort war Sixtus bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, da er als Kind schon immer seine Mutter auf ihren Touren begleitet hatte und sich nützlich machen wollte. Legendär sein Einsatz als Figaro, mit acht Jahren! Aber die Altherrenriege, definitiv in der Minderzahl der Bewohnenden, lachte noch lange über den unerschrockenen Bubi, der mit einem alten Herrenhemd (falsch herum, als Frisierkittel) erstaunlich geschickt die Restbegrünung diverser Schädel gestutzt hatte. So einem Prachtburschen war alles zuzutrauen! Der sich gerade anschickte, als Werpertinger, nur ein altes Doppelrippunterhemd unter dem Gruselstrickstück, dazu farblich abgestimmt eine alte Cordhose, schäbig-struppig, Furore zu machen. Schrecken verbreiten zur Gruselstunde? Gar kein Problem! *~@~* "Moagst was trinkn?" Sixtus behielt die Hand in seiner, schob sich, ohne die Antwort abzuwarten, geschickt durch die Menge Richtung Büfett. Einfach sexy! Die überknielangen Strümpfe, der kurze, schwarze Rock, das schwarze Trikot, das einen gründlichen Streifen Haut über den Bauchnabel frei ließ, die knappe, feuerwehrrote Bomberjacke, der rötliche Pony unter dem geschickt hoch gezwirbelten Tuch! Natürlich auch die Stecker und Ringe im Gesicht, dazu feine Schminkarbeit, das konnte man auch als Amateur erkennen, Respekt! Diese Zeichentrickfigur sagte ihm zwar gar nichts, aber das hatte noch weniger zu bedeuten, da er nur Minimalbildung diesbezüglich vorweisen konnte. Bis jetzt hatte niemand es ihm krumm genommen, wenn er neugierig um Erläuterung und Aufklärung bat, dabei geduldig lauschte und die Anstrengung, sich zu verwandeln, nachdrücklich lobte. "Ah, Brezn hads koane mehr." Stellte er fest, wählte stattdessen kräftige Brotscheiben, die er mit Marmelade bestrich. "Moagst a Wasser dazu?" Wandte er sich um, reichte die erste Scheibe einfach weiter. "Danke. Wasser ist okay." Das blasse, weiß gepuderte Gesicht studierte ihn ratlos, die Augen dezent zusammengekniffen. "Da, a Wasser." Sixtus reichte das Glas weiter, ignorierte nach einem freundschaftlichen Grinsen die konsternierte Miene auf der anderen Seite des Büfetts. "A guadn!" Wünschte er lächelnd, beobachtete, vollmundig kauend, das zögerliche Mümmeln. Aber gegn eine gscheide Marmelad gabs nix anzuwendn! Die zugehörigen Waffeln waren schon am Spätnachmittag aus gewesen, aufgrund der großen Nachfrage. Verstohlen wurden Mundwinkel geleckt, die kleine Umhängetasche justiert. "Geb mer di Viecher was zum duan!" Schlug Sixtus vor, Fluchtabsichten identifizierend, fasste gleich beide Hände, so zierlich wie die gesamte Person, legte sie sich einfach um den Nacken. "Kalorien." Erklärte er in das verschreckt-verständnislose Gesicht. "Di, wo nachts s Gwand enger näh!" Behauptete zumindest eine Großtante steif und fest! Er schloss selbst die Arme um eine schmale Taille, achtete aber darauf, mit den haarigen Pulloverärmeln nur die Bomberjacke zu berühren, nicht etwa die freigelegte Haut. "Buist erst grad kumma?" Erkundigte er sich, recht sicher, dass "Ruby Gloom" am Nachmittag noch nicht mitgefeiert hatte. Noch ein hilflos-misstrauischer Blick, gekrönt von einem Missverständnis. "Also, ich bin erst vor drei Monaten hergezogen..." *~@~* Horror wäre ein zu starker Begriff gewesen, trotzdem fühlte Keanu sich eingeschüchtert und verängstigt. Was wollte der Typ?! Wieso tanzte der jetzt mit ihm, so, als wäre das keine große Sache?! Hätte er sich nicht in dem Geräuschpegel und mangels Brille leicht eingeschränkt auf die Übersetzung nach Lippenablesen konzentrieren müssen, wäre ihm wahrscheinlich noch stärker der Puls gerast! "Geh, Sixtus, jetz lass halt guad sei!" Keanu kannte die drei vierschrötigen Jugendlichen nicht, die hinter Sixtus aus der Menge auftauchten. Klassenkameraden? "Wos is? Habds ihr ned verlangd, dass i mit all die Madeln danz? Ehrensach!" Trotz des strengen Blicks erkannte Keanu unzweifelhaft, dass Sixtus sich amüsierte, das Unbehagen seiner Gegenüber genoss. "Scho! Bloß...!" Natürlich streiften ihn eindeutige Blicke. "Ah, Manieren! Ruby Gloom." Keanu wurde vorgestellt, sogar noch näher in einen struppigen Arm gezogen. "Wennds danze wuillt, gehd halt her und fragds!" Man hätte die Riege nicht schneller in alle Winde verstreuen können. Indigniert war Keanu durchaus der Ansicht, dass er sich jetzt ebenfalls aus dieser unerquicklichen Situation zurückziehen sollte. Allerdings hielt dieser kratzige Spinner ihn an beiden Händen fest, hopste nun im Takt der Musik auf und nieder! Keanu wahrte sehr viel mehr Bodenhaftung, dem Gewicht der Schuhe geschuldet. "Hör mal!" Verschaffte er sich schließlich in einem musikalischen Übergang zur nächsten Trommelfellattacke Gehör. "Ich hab jetzt wirklich genug. Kannst du bitte..." "Es is wegn di Bayern." Fiel ihm Sixtus in die Aufforderung. "Weils verlorn habn." Verwirrt runzelte Keanu die Stirn unter seinem feinen, rot getönten Pony. "Die Bundestagswahl?" Optionierte er schließlich ratlos. Das löste ein breites Grinsen eine Etage höher aus, was erstaunlicherweise der Attraktivität keinen Abbruch tat. "Naa! Des Spuil!" Keanu begriff gar nichts. Hilfe nahte sofort. "Fußball. Der FC Bayern München hat gegen Paris-St. Germain verloren!" Verblüffend verständlich löste sich das Rätsel Knoten um Knoten auf. "Ich hab drauf gesetzt, dass sie wie immer halt gewinnen. So, und die drei Urgesteine gerad haben verlangt, dass ich mit jedem Mädel hier tanzen soll. Die müssen sich halt selbst mal trauen!" Was, wie Keanu schloss, keineswegs das gesamte Problem beinhaltete. "Nun, Glückwunsch zur eingelösten Wettschuld, aber ich möchte..." "Es is der Superman-Effekt." Stellte Sixtus fest. Weil eine langsame Nummer lief, zog er Keanu an sich heran, dessen Arme erneut um den Nacken gelegt, während er seine Arme um Keanus Taille schob. Dazu mussten sie einander wegen des Größenunterschieds recht nahe kommen, was Keanu gern vermieden hätte, nicht nur dem grässlichen Pullover geschuldet. Sixtus zwinkerte auf ihn herunter. "Ohne Brill, da schaust scho anners aus, Keanu." *~@~* Fakt 1: der kratzende Idiot wusste, wer er war! Fakt 2: es ging um eine dämliche Sportwette. Fakt 3: der Scherz dauerte ihm schon viel zu lange! Fakt 4: die Einheimischen hier konnten schon verständlich sprechen. Wenn sie wollten. Fakt 5: gegen die Bärenkräfte dieses abgebrochenen Riesen kam er nicht an! Fakt 6: der Blödmann hatte NICHT DIE GERINGSTEN PROBLEME damit, eng mit einem Jungen in Rock und Trikothemdchen zu tanzen! Fakt 7... Keanu verabschiedete sich bedauernd vom Impuls, mit einer Plateausandale heftigen Eindruck bei einem gegnerischen Schienbein zu hinterlassen. Auch wenn um sie herum sehr viel Platz (Ansteckungsgefahr temporären Irrsinns!) vorhanden war, wirkte die Halle trotz des taumelnden, bunten Lichts vollgepackt mit Gästen, Flucht im Laufschritt aussichtslos. Ergo musste er diesen Bekloppten selbst dazu bringen, von ihm abzulassen. Warum war der überhaupt so hartnäckig?! Wieso fand sich keine der zahlreichen Verehrerinnen, die angeblich sonst wie Falter zum Licht angezogen um ihn kreisten?! "Was soll das hier eigentlich?" Platzte Keanu schließlich erbost heraus. "Ist es hier so eine Attraktion, einen Rock zu tragen?!" Sixtus feixte. "Ah, geh, kei Ding ned! Wennst so in di Kirchn schaust." Er zwinkerte anzüglich bis manisch. Keanu glotzte. Wollte dieser Trumm von einem Kerl gerade etwa andeuten, dass die hiesige katholische Kirche durchsetzt war mit Männern in Kleidern und Röcken?! Zugegeben, traditionelles Ornat konnte missverstanden werden, aber... Der Kerl grinste noch immer, so breit, dass die Ohren Besuch bekamen und der Bart franste! "Das glaub ich ja jetzt nicht!" Schnarrte Keanu finster, obwohl er als notorischer Atheist kaum in der Position war, Blasphemie anprangern zu dürfen. "Na schön, die Gaudi ist vorbei!" Funkelte er grimmig hoch, verwünschte die Eitelkeit der eingesteckten Brille. "Ich will jetzt gehen!" "A guade Idee!" Wurde ihm sofort bescheinigt. Schon hatte der haarige Wiedergänger aus der grässlichen Provinz Keanus Hand gekapert, bahnte sich bestens gelaunt einen Weg vor die Tür! *~@~* Sixtus amüsierte sich. Erstens hatte er seine Ehrenschulden makellos eingelöst, zweitens noch einen drauf gesetzt, indem er den kleinen Preissn zum Tanzen aufgefordert hatte und drittens, die gscheidn Gsichter! Als ob irgendwer tatsächlich den Exoten verwechseln könnte, mit dem Ring in der Unterlippe und all den Steckern an Nasenwurzel und Augenbraue! Aber fesch schaute der Keanu scho aus! Sexy! Als Madl grandios! Mühelos erreichte er die Auffahrt vor der Halle, atmete die kalte, nasse Nachtluft tief ein. Nein, noch roch es nicht nach Schnee, aber lange dauern würde es wohl nicht mehr. Keanu an seiner Hand zappelte und zerrte mit verbissener Wut. "Jetz schnauf ma durch!" Empfahl Sixtus schmunzelnd. "Lass mich endlich los!" Einen Wimpernschlag länger als notwendig wartete Sixtus, bevor er Keanus Hand freigab. Der stolperte prompt auf den Plateausandalen in die andere Richtung, fing sich mühevoll mit ausgebreiteten Armen ab. Sixtus streifte sich den haarigen Pullover über den Kopf, genoss trotz der Kälte die Abkühlung, drehte sich langsam im Kreis. "Geh, das gfallt mia." Nickte er mit Kinnbart auf das Kostüm. "Schaust sexy aus!" Ein wütender Blick traf ihn, etwas blinzelnd. Aus dem Umhängetäschchen wurde die Brille, schwarzer Kunststoff, geangelt. "Hoast was von der Mamma nomma?" *~@~* Keanu fror nach der großen Hitze der Turnhalle an der eisigen Luft, außerdem war er wütend. Gut, es war nicht wie in einem Horrorfilm abgelaufen, aber er figurierte auch nicht als Satansspross! Stattdessen hätte er liebend gern noch mal einen Abstecher zum Büfett unternommen, um das hohle Gefühl in der Magengrube zu korrigieren, aber dieser blöde Kerl hier hatte ihn ja raus gezerrt! Stellte nun dumme Fragen, auch wenn es Keanu einige Mühe kostete, sie in die Hochsprache zu dolmetschen. "Nein, das ist mein Sonntagsstaat!" Fauchte er zurück, in der Hoffnung, er würde verstanden werden. Selbstverständlich waren die Sachen aus dem Fundus seiner Mutter entliehen! Die sehr langen Strümpfe waren schön warm, aber ein Rock war per se zugig, selbst wenn man wie er selbst zwei kurze Hosen über die Unterhose gezogen hatte! Außerdem passte die Bomberjacke nicht recht zu Ruby Gloom, die er lediglich aus einem alten Comicheft kannte, ob der liebenswert-skurrilen Figuren mochte. Nun, es half nichts, ein Plan musste her. Wie konnte er diesen kratzigen Spinner loswerden, wieder zurück in die Halle kommen, um dort noch etwas zu essen? *~@~* Sixtus grinste komplimentierend. Der Kleine hatte Pfeffer, so viel stand schon mal fest. Es schien ihm selbst höchste Zeit, mal nähere Bekanntschaft zu schließen, was in der Schule schlecht möglich war. "Wohnst im Valentin?" Erkundigte er sich, reduzierte lässig die Distanz. Das war die neue Siedlung, die man in Schachtelbauweise hochgezogen hatte, um weniger Begüterte und Spezialfälle unterzubringen, genau entgegengesetzt zum Anbau eines sehr alten Hofgutes, wo er selbst mit seiner Familie lebte. Kein Wunder also, dass man sich zuvor nicht begegnet war. Hinter den Brillengläsern traf ihn ein grimmiger Blick. "Moagst mi ned leida?" Stellte Sixtus ungeniert eine These auf. Hände stemmten sich in magere Hüften, der Ring in der Unterlippe zitterte leicht. "Zu deiner gepflegten Kenntnis: ich möchte lieber allein sein. Also, danke für den Tanz. Schönen Abend noch!" Damit rotierte Keanu auf den gemeingefährlichen Plateausandalen (die Sixtus wie angebundene Backsteine erschienen), strebte den erneuten Anstieg der Rampe an. Oben entließ der Windfang gerade eine kleinere Gruppe. Da sie direkt unter der starken Beleuchtung standen, konnte Sixtus ausreichend Details erkennen, um vorzuschnellen, einen dünnen Oberarm zu kapern, Keanu wegzuziehen. "He, was...?!" Sixtus lupfte die schmale Hüfte an, umschlang sie mit einem Arm mühelos, während er gleichzeitig mit der anderen Hand seinen Kratzpullover packte und Fersengeld gab, lautlos, sich im Schatten haltend. Unweit der Sporthalle befand sich eine offene, große Scheune, die als Unterstand für verschiedene Einsatzfahrzeuge der Gemeinde diente. Wenn man den alten Baum erstieg, konnte man auf das leicht abschüssige Dach klettern. Für Sixtus Routine, wenn mal wieder das gemeindliche Großreinemachen anstand, man Dach und Dachrinnen säuberte. "Fix, auffi!" Kommandierte er leise, stemmte Keanu mühelos an den Fußknöcheln hoch, die erste Astverzweigung zu erreichen. "Bist du irre?!" Wisperte es verschreckt zu ihm herunter. Geübten Schwung mit leichtem Anlauf nutzend nahm Sixtus die Hürde, stand sicher. "Pscht!" Zischelte er, schob einfach eine Hand unter ein knochiges Hinterteil, die andere packte den Kragen der Bomberjacke. Instinktiv griff sein zierlicher Begleiter zu, umklammerte jedoch wie ein Ertrinkender den mächtigen Hauptast. Sixtus deponierte den filzigen Pullover, prüfte, ob man sein weißes Oberhemd allzu leicht ohne künstliche Beleuchtung entdecken konnte. Das Laub lag schließlich längst zu ihren Füßen. Naa, des langd ned! Folglich schob er sich an Keanu vorbei, huschte wie ein Eichhörnchen über das Geäst, ließ sich auf das Dach herunter. Er wandte sich um, streckte die Arme auffordernd aus. Keanu allerdings schien nicht gewillt, sich von der Borke zu lösen, presste die Lippen so fest zusammen, dass sie weiß wie sein bleiches Gesicht wurden. Kruzifix! Sixtus ging eilig in Deckung, pirschte sich geschickt an die Dachkante an. So hatte er einen ungehinderten Blick auf die Straße. *~@~* Keanu schnaufte mit flatternden Nasenflügeln, weigerte sich, auch nur einen Finger vom Gehölz zu lösen. Viel zu schnell hatte dieser Idiot ihn hier rauf geschoben, ohne mal zu fragen, ob er vielleicht schwindelfrei sei oder doch höhenkrank wurde! Überhaupt, was sollte der ganze Aufstand?! Er hörte zwar eine gedämpfte Unterhaltung, konnte jedoch nur identifizieren, dass es sich um mutmaßlich männliche Sprecher handelte, die wohl die Abfahrt herab kamen, und... Keanu rümpfte die Nase, um die Brille wieder ein Stück höher zu befördern. Die drei Gestalten, die er ausmachen konnten, schwärmten, sich alberne Handzeichen gebend, geduckt aus, ausgerüstet mit diesen grässlichen Wasserkanonen, die man in den Billigartikelläden im Sommer fand, Terror der Nachbarschaft. Ihm schwante etwas. Es sah weniger danach aus, als ob sich die Typen gegenseitig belauerten, eher so, als suchten sie jemanden, den sie einzukreisen wünschten. Sie bewegten sich systematisch die Strecke entlang, die ER gewählt hätte, um nach Hause zu marschieren. »Aha!« Resümierte Keanu grimmig. »Also doch die Carrie-Variante!« Es wäre bestimmt kein Rosenwasser, was da in den Kanistern mit Hochdruck rausgespritzt werden sollte! *~@~* Sixtus erhob sich geschmeidig, kletterte vom Garagendach herunter zurück in den Baum. Er näherte sich umsichtig dem Baumumarmer, warf einen prüfenden Blick in das bleiche Gesicht. Eindeutig Ärger. "I huilf dia nunner." Raunte er beruhigend. Zu diesem Zweck, befand er, musste die hinderliche Brille entfernt werden, weil sie unerfreuliche Details allzu korrekt wiedergab, weshalb er sie schlicht abzupfte, in das Umhängetäschchen verstaute. "So seh ich nichts!" Fauchte es ihm heiser entgegen. "Guad." Nickte Sixtus bekräftigend, legte aber mahnend einen Finger an die Lippen. So ganz legal konnte man ihren Ausflug in luftige Höhen hier nämlich nicht einstufen. Er glitt an Keanu vorbei, ließ sich auf die unterste Verzweigung herab, streckte die Arme nach ihm aus. Es dauerte seine Zeit, bis Keanu die trügerische Sicherheit der Umklammerung aufgab, sich herunterließ. Sixtus sprang federnd, sich geschickt abfangend, vom Baum, seinen Pullover bereits abgepflückt. Eine Aktion, die Keanu vehement ablehnte! "Hals und Beinbruch, wie?!" Schimpfte er unterdrückt, kehrte Sixtus den Rücken zu, überlegte fieberhaft, wie er sich selbst herunterlassen konnte. "Komm, i hald di." Gelassen wartete Sixtus direkt am Stamm, die Arme hilfsbereit hochgestreckt. Aber das war nicht nah genug! Keanu schüttelte verbissen den Kopf, kauerte sich zusammen. "Ah, ward!" Signalisierte Sixtus ihm, was Keanu ein Zischen entlockte. Toll, warten sollte er?! Klar, er konnte ja jederzeit die Biege machen! Ein paar hastige Atemzüge später apportierte Sixtus eine Holzbank, ohne Lehnen oder Armstützen, schlicht gehalten, dezent verwittert. Nachdem er sie justiert hatte, stieg er hoch, nickte Keanu aufmunternd zu. "Passd scho!" Sollte es besser, denn Keanu verspürte nicht die geringste Lust, sich wie eine verirrte Katze von der örtlichen Feuerwehr per Leiter herunterpflücken zu lassen! Überhaupt reichte es ihm! Er schniefte ärgerlich, rutschte Sixtus vorsichtig am Geäst entlang entgegen. *~@~* Ein etwas unkonventioneller Abstieg, der gleichzeitig, weil Keanu mit dem Hintern die Borke entlang rutschte, auch noch den Rock hochzog. Sixtus scherte sich nicht drum, griff erst unter die Achseln, ließ ihn dann auf die eigenen Hüften gleiten, eng am Baumstamm. »Mei, wie er schnauft!« Zusätzlich, das konnte Sixtus trotz des mageren Streulichts entfernter Laternen erkennen, waren die Augen fest zugekniffen, der Ring in der Unterlippe zitterte vor Anspannung. Das löste wohl den finalen Impuls aus, auch wenn Sixtus sich darüber keine tiefschürfenden Gedanken machte. Nicht, wenn es etwas zu unternehmen galt! Bevor Gegenwehr einsetzen konnte, hatte er mit den Zähnen den Ring eingefangen, nutzte instinktiv den Protest, mit der Zunge erst die Lippen nachzufahren, dann hinter fremden Zahnreihen auf Exkursion zu gehen. Fäuste klopften panisch auf seine breiten Schultern, doch er wurde nicht gebissen. Möglicherweise, weil der Ring immer nah war, seinen Träger zu Konzessionen zwang? Sixtus operierte mit dem Vorteil des robusten Baumstamms, der kein Entweichen durch Rückzug zuließ. Finger, die über seinen Rücken krampften, an seinem Unterhemd zerrten, ignorierte er, ging seinerseits auf Entdeckung unterhalb des Röckchens. Die Stoffschichten erwiesen sich nicht als ausreichend hinderlich, sie über das knochige Becken tiefer zu streifen, schlicht zuzufassen: weiche Haut, eine warme, pulsierende Erektion, die gut in seiner Hand lag. Vage hörte er ein ersticktes Schluchzen. Er versiegelte entschlossen diese Luftzufuhr. Geh, der Keanu war einfach süaß! *~@~* Er wusste, dass er nicht die geringste Chance auf Entkommen hatte, selbst wenn es ihm irgendwie gelang, diesen verdammten Kerl dazu zu bringen, ihn loszulassen, konnte er sich nicht auf seine Beine verlassen. Sie zuckten nämlich unkontrolliert, hätten ihn keinen Millimeter getragen! Außerdem, außerdem spürte Keanu, wie er mit einer Bugwelle heftiger Spannungsbögen in der warmen Hand kam. *~@~* Kapitel 2 - Erwischt! Sixtus fasste Keanu unter den Achseln, der ihm wegzusacken drohte. Geschickt ausbalanciert stieg er von der Bank herunter. Er ließ seinen widerwilligen Komplizen im Techtelmechtel auf das verwitterte Holz sinken, fingerte mit einer Hand eine Packung Papiertaschentücher aus der Cordhose. Gut ausgerüstet sein als großer Bruder! Nachdem er sich die Hand gewischt hatte, pflückte er Umhängetäschchen und Kratzpullover ab, beugte sich über Keanu. Nein, da konnte man einfach nicht widerstehen! Der rang mit verstopfter Nase schniefend nach Luft, blinzelte Tränen-feucht in den Nachthimmel oder wenigstens die Baumkrone. Sixtus öffnete seine Hose, schob sie samt Slip tiefer, kniete sich rechts und links auf die Bank über Keanu. Er schnappte sich beide dünnen Handgelenke im festen Griff, tauchte dann erneut ab. Mit der freien Hand zog er den Reißverschluss der Bomberjacke auf, streifte das knappe Trikot höher, leckte über die weiche Haut. Er spielte abwechselnd mit den Brustwarzen, streichelte über die knochigen Hüften, die hervortretenden Rippenbögen. Keanu versuchte zu protestieren, offenbar noch leicht benommen, was Sixtus mit Handauflage erstickte. Sexy! So eine weiche Haut, darunter fest und solide! Er spürte, wie er unmissverständlich reagierte, schmiegte seine Erektion an die vergleichsweise zarte unter sich. Sixtus löste den Handknebel, fing den Ring erneut ein, um Keanu aufreizend zu küssen. Er schmeckte eine Ahnung von Salz, doch hauptsächlich Reste der Marmelade. Nun zitterte der gesamte fragile Körper unter ihm, wand sich. Sich seitlich aufstützend auf der Elle verlagerte Sixtus sein Gewicht, um zwischen sie zu greifen, mit genießerischem Schwung zum Abschuss zu bringen, was so unbedingt danach verlangte. *~@~* "Scheißkerl!" Krächzte Keanu. Ihm war noch immer schwindelig, er konnte kaum auf den verfluchten Plateausandalen stehen. Dieser perverse Mistsack! "I bring di hoam." Drohte der ihm auch noch an! "Fass mich nicht an!" Fauchte Keanu, hustete erbärmlich. Außerdem fror ihn am ganzen Leib, hatte er seine letzten Reserven aufgebraucht. Wenn er nicht mangels Muskelmasse und aufgrund Selbsterhaltungstriebs Pazifist wäre, hätte er jetzt gern die Fäuste geschwungen! Aber unseliger Weise fiel ihm just in diesem Augenblick ein, dass er nicht mal wagen würde, irgendwem von dieser Sex-Attacke zu erzählen. Was ihn frustrierte, einen galligen Geschmack auf seine Zunge legte. Die Fäuste hilflos ballend stakste er taumelnd zur Straße zurück. Um sofort wieder einen großen, kratzigen Begleiter an seiner Seite zu haben. "Hau ab!" Keilte Keanu zur Seite aus, geriet in Turbulenzen. Er wurde nicht nur abgefangen, vor intimen Kontakt mit dem Asphalt bewahrt, sondern gleich mühelos angehoben, über eine Schulter geworfen! Sofort juckte und schabte an seiner nackten Haut an Bauch und Oberschenkeln der grässliche Pullover. Außerdem überkam ihn Übelkeit, weil ihm das Blut in den Kopf strömte. "Lass...lass mich...!" Würgte er, wusste nicht, wo er sich festklammern sollte. "Wenn i di ned hoam bringa, was glaubst, wo di Burschn wardn?" Keanu schüttelte den Kopf, verstand nichts, rang nach Luft. "Versprich, dass du mir ned wegläufst?" Drang es verständlicher an seine sich betäubenden Ohren. "..ja...ja!" Keanu keuchte. "Lass..." Ohne dass er seinen Satz beenden musste, stand er wieder in korrekter Haltung auf den Plateausandalen. Allerdings nicht lange, denn ihm brachen die Knie ein, er knickte zusammen, kauerte auf dem Pflaster. Sixtus hockte sich neben ihn, streichelte ihm über die eingefallenen Wangen. "Zieh die Backstein aus, dann schleich mer uns zu dir." Eine beinah verständliche Mischung. Keanus Finger zitterten so sehr, dass er die Bändel nicht lösen konnte, Hilfe in Anspruch nehmen musste. Kurzerhand knotete Sixtus die Plateausandalen zusammen, hängte sie sich über eine Schulter, nahm Keanu bei der Hand. "I kenn mi aus." Zwinkerte der vollkommen unbeeindruckt von seinen fortgesetzten Missetaten! Keanu wischte sich mit der freien Hand über die Augen und die Nasenspitze. Er fühlte sich nicht mehr grausig, sondern entsetzlich elend. *~@~* Sixtus suchte sich weniger offizielle Pfade, an Gartentürchen vorbei, über eine verlassene Koppel, durch einen Hinterhof, wo er den wachsamen Hund ausgiebig kraulte. Keanu neben ihm taumelte, schwankte, schniefte durch die verstopfte Nase. Jetzt mussten nur noch die letzten Meter in das Mehrfamilienhaus von Wegelagerern geräumt werden! Ein Grinsen kräuselte seinen eleganten Schnurrbart. Er kramte in seiner Hosentasche, beförderte eine krumpelige Walnuss an das Licht der Straßenlaterne. Er schleuderte sie geschickt auf den Hinterhof, direkt auf die Frontscheibe eines protzigen SUV, blendend weiß und hochglanzpoliert. Sofort exorzierte ein ganzes Sirenen- und Alarmorchester alle bösen Einflüsse, die dem geliebten Fahrzeug zu nahe rückten. Rasch flankte er mit Keanu im stolpernden Schlepptau zum Kellereingang, huschte die Stufen herunter. Die Tür war verschlossen, doch das Umhängetäschchen hatte das notwendige "Sesam öffne dich" in petto. Sie hörten trampelnde Schritte im Treppenhaus. Lichter flammten auf, irgendwer polterte lautstark herum. Plötzlich herrschte reger Betrieb, während sie nach oben strebten, unters Dach. Sixtus grüßte artig, beschied Fragen nach der Ursache mit Achselzucken, deutete an, vielleicht seien Spitzbuben unterwegs, die Schabernack trieben? Keanu taumelte in seinem Fahrwasser, hatte große Mühe, die Wohnungseingangstür aufzuschließen. Bevor er noch Anstalten unternehmen konnte, seinen lästigen Begleiter auszusperren, schob sich Sixtus in das kleine Appartement. Er schlüpfte aus seinen Arbeitsschuhen, hängte die Sandalen einfach an eine Garderobe. Unterdessen hatte Keanu sich ins Bad geschleppt, beträufelte einen fadenscheinigen Waschlappen sparsam mit Wasser, tupfte sich auf Schläfen und Handgelenke. "Brauchst ein Wasser?" Erkundigte sich Sixtus besorgt. *~@~* "..geh einfach...weg." Winselte Keanu, kauerte sich vor das Waschbecken, bemühte sich um kontrollierte Atemzüge. Die Rennerei, das Klettern, und... Das war zu viel, viel zu viel. Er wollte nicht, dass dieser Miesling neben ihm in die Hocke ging, ihm über den Rücken streichelte! Ihn an sich zog, die Handgelenke wie Schraubzwingen umklammernd, mit geöffnetem Mund küsste! Man sollte kämpfen! Sich wehren! Aber nicht, wenn man nur einen altbackenen Toast und eine Scheibe Marmeladenbrot intus hatte. Keanu wollte auch nicht wie ein Kleinkind geschnappt, in das kleine Zimmer getragen werden, abgelegt werden auf der Campingmatratze vor dem Heizkörper, eingekeilt vom Kleiderschrank und seinen zwei Reisetaschen! Schlimmer noch, Sixtus zog ihn einfach aus, bis auf die Unterhose, wickelte ihn in die zwei Stoffdecken ein. Keanu rollte sich fötal zusammen, wand die dünnen Arme um den Kopf. Genug! *~@~* Sixtus zog sich rasch aus, schob sich ungeniert unter die dünnen Decken. Er bog sich löffelnd um den zusammengekauerten Leib, streichelte über Knochen und Knorpel, die feinen, fusselig-dünnen Strähnen. Ja, mei! Damit hatte er nun doch nicht gerechnet, denn eigentlich wirkte der Preiss so exotisch! Nicht wie ein ausgesetztes Vögelchen in einem grässlich kargen Nest. *~@~* Nachdem das hysterische Kreischen der Alarmanlage verklungen war, fiel auch Sixtus trotz des etwas harten Lagers in Tiefschlaf. Jedoch nicht allzu lange, denn der Ruf der Natur machte sich nach zwei Gläsern Most am vorangegangenen Nachmittag bemerkbar, unüberhörbar. Folglich wickelte er sich behutsam aus, orientierte sich rasch. Das Licht im Raum war einem geschickt aufgestellten, etwas blindfleckigen Handspiegel zu verdanken, der sich großzügig an der Straßenlaterne bediente. »Da schau her!« Konstatierte er schweigend, begab sich ins Badezimmer. Struppige Handtücher, Makeup, hauptsächlich von ethisch einwandfreien Herstellern, aber in Plastik, tsktsk, ein Stück Seife statt eines Spenders, eine Zahnbürste, krisselig, in einer Gefriertüte, offen, sorgsam eingerollte Zahnpastatube (no name) daneben. Wäsche trocknete in der Dusche. [Sparen!] warnte ein aufgeklebter Handzettel über dem Spülkasten. Sixtus betrat das Wohn-/Esszimmer mit Küchenzeile. Er inspizierte den kleinen Kühlschrank, Variante Einbau, ohne Strom, also mehr ein geschlossenes, aber mageres Regal. Es gab eine Mikrowelle, zwei Herdplatten, zusammengewürfeltes Geschirr, eine Plastikwanne in der Spüle und ein fadenscheiniges Geschirrhandtuch. Außerdem bot sich ein Sofabett, zwei Barhocker, Sitzkissen, offene Regale, Bücher- und Zeitschriftenstapel. Kein Fernseher, keine Stereoanlage, kein Computer. Dekor durch etwas staubige Zimmerpflanzen mit großen Blättern. Keine Gardinen, sondern Jalousien, Poster statt Bilder, kämpferische Slogans. Es roch ein wenig nach vergilbendem Papier. Auf der Fensterbank lag ein Schreibblock, eingeklemmter Bleistift. Sixtus blätterte durch die Seiten. Ein Haushaltsbuch, Zusammensetzung des Kindergelds nach einem statistischen Warenkorb, Kalkulationen, Ausgaben, Prognosen, Lebensmittel, Hygiene, Anteile für Wasser und Energie. In der Summe erklärte es ihm die gähnende Leere bei den Vorräten, die Sparaufforderungen bei Wasser und Strom. Er legte alles ordentlich wieder zurück, bevor er erneut zu Keanu auf das erbärmliche Lager kletterte. Unwillkürlich drückte er einen Kuss auf den zerzausten Schopf, schloss den Arm um den mageren Leib. Keanu erwachte nicht. *~@~* Keanu entsagte unwillig dem Schlaf, weil sich jemand an ihm gütlich tat, ungezwungen, aber auch ungehemmt. "Wss??!" Hatte er Mühe, seine Zunge zu sortieren. "Servus." Grinste ihm Sixtus entgegen. "Hoast scho gflaggd!" Wie?! Die Übersetzung erforderte einige Sekundenbruchteile, die die zupackende Hand nicht benötigte. Keanu stöhnte leise, blinzelte heftig, die verklebten Wimpern zu trennen. Erinnerungen fluteten förmlich in sein Flusen verseuchtes Gehirn, um dort eine Trümmerlandschaft zu hinterlassen. Genau, der übergriffige Mistkerl mit dem Kratzpullover! Die Attacke unter dem Baum! Andererseits schlängelte sich besagter Drecksack mit höllischem Geschick textilfrei über ihm, bedeckte ihn mit Küssen, zur Ablenkung natürlich. Perfid! Aber Gegenwehr schied aus, dazu fühlte sich Keanu zu benommen und auch, leider, zu wohl. Sein Körper reagierte ganz von allein, bog sich dem feigen Fiesling entgegen, genoss die Zuwendungen unmissverständlich. Keuchend schickte Keanu sich drein. *~@~* "Gemma." Kommandierte Sixtus aufgeräumt, bester Laune. Er hatte erst den ausgeknockten Keanu ins Badezimmer getragen, die Wäsche kurzerhand aus der Dusche exiliert, sie beide dort knapp abgebraust. Die Makeup-Reste entfernte er kundig (die Mamma würd sich halt a bisserl was zukaufn muissn). Er wählte aus dem kärglichen Gepäck Kleider aus. "Ich will nicht!" Beklagte sich Keanu heiser, spähte in die regenfeuchte Dunkelheit, zusammengesackt, als wäre sein Rückgrat durch Gummi ersetzt worden. "A anständigs FRÜHSTÜCK." Lockte Sixtus unbeeindruckt, ignorierte das Kratzen des Pullovers. Ein versuchsweise finsterer Blick traf ihn, durch Fingerabdruck-verschmierte Brillengläser. Er war nicht abgeschreckt. "Kumm." Zog er Keanu auf die Füße, streifte Galoschen über, halbhohe Regenstiefel. "I MOAG NED!" Fauchte Keanu nun laut, unerfreulicherweise von einem Magenknurren begleitet, das das Schniefen der verstopften Nase nicht übertönen konnte. "Zwoa zu Oans." Bemühte Sixtus frech mathematische Verhältnisse, nahm Keanus Hand, pilgerte zur Tür. Das Wolfsrudel im Gürteläquator jaulte schließlich zu seinen Gunsten! *~@~* Keanu ließ sich ziehen, denn er hatte kaum eine Alternative. Nasser Dunst verhängte die Sicht völlig, sein Magen hing in den Kniekehlen, sein Verstand in den Seilen. Außerdem halfen die steifen Galoschen auch nicht gerade dabei, unfallfrei aufrecht zu laufen. Sixtus vor ihm bewegte sich selbstsicher und beschwingt. Er forcierte keine Unterhaltung, während Keanu sich einfach keinen Reim machen konnte. Was sollte das alles?! Wieso lud der Kerl ihn zum Frühstück ein? Dachte der etwa, das gliche aus, was vorgefallen war? ÜBERHAUPT! War der Depp schwul? Oder doof? Oder...??!! Keanu schnaubte ratlos. "Hast du keine FREINDIN?" Versuchte er, Antworten zu erlangen. "Naa." Sixtus zwinkerte. "Kein GSPUSI?" Hangelte sich Keanu mit wachsender Verzweiflung durch Fremdwörter. "Jetz grad?" Der Kerl GRINSTE! Breiter als die Verschwindekatze aus Alice im Wunderland! Keanu ballte die freie Faust in der ausgewaschenen Jeansjacke, die auf der Rückfront schemenartige Spuren eines Elvis Presley-Konterfeis aufwies. "Was SOLL das?! Sind wir jetzt etwa Fickfreunde, oder wie?!" Zischte er aufgebracht. Für ungemütliche Augenblicke blieb es an der Marschfront ruhig. "Jo, des gfallt mia. Samma EINIG." Strahlte Sixtus ihn sorgenfrei über die Schulter an. Prompt hatte Keanu Mühe, nicht eine Bruchlandung auf dem Bürgersteig hinzulegen. "Was?!" *~@~* Sixtus dirigierte Keanu über die Schwelle, stellte den wachsamen Bonaparte vor. "Setz di nidda." Wies er auf eine Eckbank. "Di Anna Maria kummd glei." Geübt hantierte er mit der großen, gusseisernen Pfanne, verteilte gleichmäßig Kartoffelhobel und Zwiebeln. Er setzte Wasser auf für Kaffee oder Kakao, verteilte Teller und Tassen, dazu Besteck. Danach marschierte er, Keanu in Bonapartes strenger Obhut lassend, erst in sein eigenes kleines Stübchen, den kratzigen Pullover und die alte Cordhose abstreifend. Augenblicke später, in Arbeitshosen und Flanellhemd, wechselte er ins Kämmerchen seiner Schwester. Glücklicherweise kein pinkfarbener Prinzessinnen-Albtraum! Dass sie nicht mehr schlief, bemerkte er wohl, beugte sich aber dem Drehbuch folgend übers Bett. Er wurde prompt energisch umhalst! "Hoab di!" Triumphierte es kichernd an seinem Ohr. Sixtus richtete sich auf, die Schwester umschlingend, sodass er sie hopsend vor dem Badezimmer absetzen konnte. "Mach di fein, i hoab den Keanu mitbrachd." Kündigte er fröhlich an. Eine skeptische Augenbraue gelupft spiegelten sie einander. "Wersn des?" "Schaun halt an! Jetz, schick di!" Kommandierte Sixtus in "Großer Bruder"-Modus. Erst die Katzenwäsche, dann das Frühstück mit Gast-Besichtigung. Für ihn auch das Stichwort, wieder in die Wohnküche zurückzukehren. Er schüttelte die Pfanne flach, damit sich alles gut verteilte, goss das nicht mehr dampfende Wasser in Tassen, rührte Pulver schwindlig. Brotscheiben wurden gesäbelt, Butter und ein angebrochenes Schraubglas mit Tomatenketchup aus dem Kühlschrank geborgen. Dazu kam Sauerkraut aus dem Fässchen, selbst eingemacht, und natürlich Senf. Zum Schluss zerschlug er drei Eier über der Pfanne, damit sie Zwiebeln und Kartoffeln miteinander vermählten. Nicht nur Keanus Magen knurrte erneut vernehmlich, auch Bonaparte fiel zum Duett ein. "Glei, Bonaparte, schau!" Säbelte er etwas Wurst zurecht, dazu aufgequollenes Hundefutter. Artig machte sich der Teckel auf seinem Verzehrplätzchen in der Ecke über seine Mahlzeit her, leckte dazu brav frisches Wasser auf. Ohne jede Verheerung! Keanu dagegen stierte offenkundig fassungslos auf den gedeckten Tisch. Sixtus verteilte den Pfanneninhalt großzügig, ließ jedoch einen Anteil übrig, den er abdeckte. "Di Mamma is scho auf Tour." Erklärte er Keanu, der nicht begriff. "Altenpflegerin, woaßt?" Da machte sich mit einem höflichen Räuspern Anna Maria bemerkbar, perfekt eingekleidet in einen flauschigen Sportanzug. "Das is di Anna Maria, mei Schwester, und das is der Keanu." Übernahm Sixtus gespannt die Honneurs. Anna Maria erkletterte ihren Platz auf der Sitzbank, streckte Keanu entschlossen die kleine Hand hin. Der zuckte reflexartig zurück, ergriff sie dann vorsichtig. "Habe die Ehre." Wiederholte sie ernsthaft. "Warum hoast du Nägln im Gsichd?" Keanu blinzelte hinter der verschmierten Brille. "..also...Schmuck?" Hasardierte er hilflos. Sixtus ließ sich nieder und den Brotkorb kreisen. "Jetz ess mer! A guadn!" Trotzdem hatte er Mühe, sein Amüsement zu unterdrücken angesichts der Seitenblicke der Eckbank-Sitzer. *~@~* Keanu kannte sich mit Geschwistern gar nicht aus. Oder Kindergartenkindern. Waren die immer so direkt? Sein Magen ermahnte ihn dringend, sich auf die wesentlichen Details des Daseins zu konzentrieren. Immerhin hatte er geschlafen, war leidlich abgebraust und fror nicht. Also zählte jetzt auf Priorität das Essenfassen! Glücklicherweise wurde von ihm zunächst auch kein Gesprächsbeitrag erwartet. Er beschränkte sich auf das Kauen, langsam, gründlich. Diese antrainierte Verhaltensweise konnte er nicht ablegen, sie hielt ihn loyal über Wasser, wenn in Kasse und Schrank Ebbe herrschten. Ungeachtet dessen spürte er natürlich die kritischen Seitenblicke. Seinerseits äugte er auch aus den Augenwinkeln, nervös. Was für eine seltsame Situation war das denn?! Frühstückte er hier tatsächlich mit dem Kerl, der ihn als Fickfreund erkoren hatte, und dessen kleiner, argloser Schwester?! Moment mal, war da nicht was mit Soziopathen, die besonders freundlich und aufgeschlossen wirkten, um ihre eigenen Zwecke zu erreichen?! In diesem kritischen Augenblick stemmte sich das Mädchen neben ihm auf die Knie, studierte ihn aus nächster Nähe, mit klinischer Genauigkeit. "Geh, hoast di verletzd?" Sie tippte sich auf eine Augenbraue. Dort konnte man die Narben noch am Leichtesten erkennen. Keanu errötete. "Ein Unfall, als ich klein war." Gestand er, dezent abrückend. "Ah, KA-MUH-FLAASCH!" Nickte Anna Maria bekräftigend. "Wie bei di Käfern!" Nun verstand Keanu gar nichts mehr, aber quer über den Tisch lehnte sich auch Sixtus in unmittelbare Distanz. "Tarnung." Dolmetschte der unbefangen. "Tatsächlich, da sind überall Narben! Deshalb trägst sonst keine Piercings." Ein Laserblick sollte ihn niederstrecken, doch weder natürliche Ausstattung noch Brillengläser verfügten über dieses notwendige Extra. Musste der Spinner sich hier vor dem Kind so ausbreiten?! Wenn die Kleine sich jetzt fragte, woher ihr dämlicher Bruder wusste, dass Keanu sonst keine...!! "PIIR-ZINKS?" Wiederholte Anna Maria, wieder artig sitzend, mit Kakaobärtchen. "Is des koa Schmuck ned?" "Scho, bloß moants s Steche! Piekse halt, Inklisch." Zwinkerte Sixtus. Erneut wurde Keanu röntgengleich sondiert. "Des duad weh, odr?" Kritisch wurde eine Brotscheibe zerbissen. Ganz unzweifelhaft fand Keanus Gesichtsschmuck ob der Begleitumstände nicht die Zustimmung der Gastgeberin. "Nur wenn man's grob anfasst." Schnarrte Keanu leicht eingeschnappt zurück, einen finsteren Blick über die Tischbreite sendend. Was Sixtus wie gewohnt nicht im Geringsten beeindruckte. "I moags. Schaut sexy aus." Versicherte der auch noch ungezogen! *~@~* Sixtus amüsierte sich über Anflüge von Schnappatmung direkt ihm gegenüber. Er lächelte auch in das kritische Gesicht seiner Schwester, die sich konziliant zeigte, weil ER eine verzeihbare Geschmacksentgleisung pflegte. "Woarst auf di Feiern? Hoats klappt mit di Wettn?" Erkundigte Anna Maria sich, leckte das Kakaobärtchen grazil von der Oberlippe. "Geh, fein wars! Mitm Keanu hoab i sogar danzt." Verkündete er stolz, auf die nächste Explosion wartend. Prompt hustete Keanu erstickt. Anna Maria runzelte die Stirn. "Wieso?" "Ja, mei, der Keanu war Ruby Gloom. Des is..." Einladend gestikulierte Sixtus zu seinem erneut errötenden Gast hinüber. Wieder versuchte der, ihn mit düsteren Blicken aufzuspießen, ungeachtet der erwiesenen Erfolglosigkeit. "Das ist eine Zeichentrickfigur. Rot-gelbe Strümpfe bis hier." Deutete Keanu grimmig an. "Dazu habe ich statt des schwarzen Hängerchens einen Rock und ein Trikot getragen. Und ein rotes Tuch, weil die Haare nicht lang genug sind." "Ruby Gloom? Kenn i ned. Des is koa Prinzessin?" Argwöhnte Anna Maria. Keanu seufzte. "Nein, nur ein nettes, harmloses Gothik-Mädchen, die Rad fährt, backt, mit ihren Freunden Musik macht." "Gossick?" Sixtus schmunzelte. Anna Maria würde eine perfekte Käfer-Forscherin werden, wenn sie so weitermachte. Allem auf den Grund gehen und nichts auslassen! "Das ist so eine bestimmte Haltung." Keanu zögerte. "Melancholisch, hmm, nicht traurig, aber wehmütig. Und nachdenklich. Man trägt sehr viel schwarz." Versuchte er sich auf fremden Terrain. "Wie wenn oana gstorbn is?" Wurde er examiniert. "So ähnlich. So genau kenne ich mich da auch nicht aus." Gestand Keanu die Niederlage ein. "A-Ha!" Bescheinigte Anna Maria ihm befriedigt. "Bloß is des ned grauslich." Was Anna Maria offenkundig frappierte, die sich exakt an den vorgegebenen Kontext des Halloween-Festes zu halten beschlossen hatte. "Scho grauslich!" Sprang Sixtus deshalb frech ein. "I hoab koa Build machd, abr der Keanu war so fesch als Madl! Und nun is rum!" Demonstrativ ließ er den Kopf hängen. Anna Maria beäugte ihn irritiert. "Des guilt?" Überprüfte sie die wacklige Argumentation zweifelnd. "Auf Ehrenwort!" Deklamierte Sixtus theatralisch. Ganz überzeugt hatte er seine liebenswert-nachsichtige Schwester noch nicht, doch diplomatisch wechselte sie das Parkett. "I bin als Kartoffelkäfer gangn!" Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, sprang nach einem angedeuteten Nicken auf, entschuldigte sich flink vom Tisch, um das Kostüm des Vortags zu holen. "Ich verstehe gar nichts mehr." Murmelte Keanu grimmig-überfordert. "Na, die Ruby Gloom is keine Prinzessin, oder? Weil der ganze Prinzessin-Schmarrn, den mögen wir ned!" Befleißigte sich Sixtus der Erläuterungen. Er war sehr stolz auf Anna Maria, weil sie das einzige weibliche Wesen unter Zehn repräsentierte, das NICHT als Prinzessin auflaufen wollte! Gewissermaßen hatte er diese Entscheidung durchaus beeinflusst. Ihn erfasste regelmäßig ein Widerwillen, wenn er sich mit den Auswüchsen einer amerikanischen Unterhaltungskette konfrontiert sah, die mit Merchandising einen in seinen Augen grässlich faden Film propagierte. Wer wollte schon Prinzessin sein?! Gemeinsam lasen sie abends ein recht mitgenommenes Exemplar der Bechsteinschen Märchensammlung oder in den gesammelten Ausgaben von Wilhelm Busch. Dazu ließ er sich häufig auch Erläuterungen und Erklärungen einfallen. Die hätten zweifelsohne zu Kritik aufgefordert, weil sie als zu realistisch und beunruhigend einzustufen waren. Anna Maria jedenfalls deklamierte, als sie sich über eine Verkleidung Gedanken machten, dass es ja wohl um etwas Gruseliges zu gehen habe! Kein Probe-Schaulaufen für die Fünfte Jahreszeit, die elf Tage danach begann! Deshalb hatte sie sich vorgenommen, als Kartoffelkäfer aufzutreten. Weil der Käfer sich auf Nachtschattengewächsen breitmachte, sie auffraß! Wenn man ihn absammeln wollte, weil man die Larven nicht alle erwischt hatte, spritzte der auch ekliges Zeug heraus, das ganz fürchterlich stank! Anna Maria glaubte nicht an Gespenster, Werwölfe oder Vampire. Sixtus hatte ihr versichert, so was gäbe es gar nicht. Aber Kartoffelkäfer waren real und verfressen. Und stinkig! Außerdem schauderte es sie bei dem Gedanken, dass es nie mehr Pommes mit Ketchup geben könnte! Deshalb hatten die Geschwister ein gelbes T-Shirt mit schwarzen Stoffbändern längs beklebt, Fühler an einen Haarreif mit Draht und Stoff gedreht. Der KOLOSSAL GRÄSSLICHE KARTOFFELKÄFER! Sie mochte den Klang der Worte, hatte Sixtus energisch ersucht, dies auch auf ein kleines Pappschildchen zu schreiben, das sie an einem Oberarm zu befestigen wünschte. Manche Erwachsenen erwiesen sich nämlich als recht begriffsstutzig. Die glaubten gar, sie ginge als Hummel! Ob es vielleicht half, wenn man im Frühjahr das Hemd wie eine Vogelscheuche aufhängte? Sixtus versprach, mal nachzuschlagen, ob der blöde Käfer sich abschrecken ließ (und nichts wegfraß). Inzwischen hatte Anna Maria ihr Kostüm an einem Kleiderbügel apportiert, hielt es Keanu zur Inspektion hin. "Kolossal grässlicher Kartoffelkäfer." Las der brav das Pappschild ab. "Denk dia, koa Pommes, koa Ketchup ned mehr!" Malte ihm Anna Maria eine grausame Zukunft aus. "Ach du Schande." Bekundete Keanu kanalisiertes Entsetzen. "I werd Forscherin! Was huilft gegn di Käfern!" Verkündete Anna Maria zu allem entschlossen. "Das ist sehr ambitioniert." Nickte Keanu hilflos. Anna Maria warf Sixtus einen kritischen Blick zu. "Geh, du redst scho komisch!" *~@~* Keanu funkelte Sixtus an. Ohne nennenswertes Ergebnis, sah man von einem kaum unterdrückten Prusten ab. "Siggi, mia müssn!" Brachte sich Anna Maria in Erinnerung, tippte auf ihr linkes Handgelenk. "Kindergottesdienst." Dolmetschte Sixtus, räumte schon ab. Keanu entschlüpfte der Eckbank. "Ohne mich! Ich bin überzeugter Atheist und nicht gewillt, den Trost des Unglaubens aufzugeben." Leitete er seinen beabsichtigten Abgang ein. "Naa." Sixtus schloss die Kühlschranktür, verstaute das Brot, sammelte das benutzte Geschirr ein. "Nur die Anna Maria." "Oh." Keanu atmete auf. "Soll ich beim Spülen helfen?" *~@~* Keanu fühlte sich reingelegt, um es diplomatisch auszudrücken. Wieso hatte er sich bloß nicht rechtzeitig abgesetzt?! Aber Sixtus wollte Anna Maria zur Kirche begleiten, Bonaparte brauchte Bewegung, lag ja alles auf dem Weg. Unseliger Weise auch die schicksalhaften Gebäude des Sportvereins, wo am Morgen Hilfstruppen aufräumten, abbauten und gern Unterstützung entgegennahmen. So sah Keanu sich jenseits von SEHR AUGENFÄLLIGER Arbeitsscheue genötigt, die gerade erst gewonnene Energie des Frühstücks wieder in Leistung umzusetzen, um ihn herum ein Jargon, der ihm fremd blieb. Außerdem klebte Bonaparte ihm an den Hacken. Ob er ihn überwachte oder beschützte, darüber konnte Keanu sich kein abschließendes Urteil bilden. Sixtus jedenfalls, dieser vermaledeite Rosstäuscher, zeichnete sich durch gemeiner Weise beste Laune aus! Weil Keanu ungeübt unter dem Gewicht von Bierzeltgarnituren schwankte, sich darauf konzentrieren musste, keine Extremitäten einzuklemmen oder zu verlieren, hatte er auch keine Muße, die letzten Stunden zu kontemplieren. Dabei wäre es höchste Zeit gewesen! Was zum Teufel wollte der Kerl bloß von ihm? Zur Mittagszeit, eine wässrige Sonne hatte sich endlich durchgekämpft, gab es Kartoffel-Gemüse-Suppe, so dick wie Zement, dazu warmes Brot und Wasser, für die älteren Helfer dunkles Bier. Keanu löffelte brav, gönnte Bonaparte die Wurstzipfel aus seinem Anteil, die er rausgefischt hatte. Fleisch war nicht seins. Sixtus unterhielt sich munter mit allen, sogar mit den drei Deppen, die IHM in der Nacht hatten auflauern wollen, jetzt recht frustriert in ihre Suppe maulten! "Woaßt was? Jetz bastln mia di Latern!" Verkündete Sixtus ihm euphorisch, beförderte ihn ungefragt in die Senkrechte. "Wie? Moment, ich möchte jetzt doch..." Aber flankiert von Bonaparte und fest an einer Hand geführt wie ein trotziges Kind stand Ausbiegen nicht zu Gebote! *~@~* Anna Maria war mit einem Nachbarkind und dessen Familie nach dem kurzen Kindergottesdienst nach Hause zurückgekehrt. Dort wartete schon die Mamma, weshalb es ein reines "Damen-Mittagessen" gab. Sixtus erschien gewohnt rechtzeitig nach dem Mittagsschläfchen und tatendurstig. An Keanu hatte Anna Maria sich schon gewöhnt, der immer ein wenig verirrt blickte, so offensichtlich nicht von hier war. A goanz an Armer! Andererseits erwies er sich als durchaus anstellig, was das Konzept ihrer Laternen betraf. Man musste nämlich erst mal aufmalen, wie die Laterne später aussehen sollte, bevor man das Bastelpapier (dünn, durchscheinend) in Fetzen zupfte. Mosaik-Technik! Sixtus rührte versiert den Kleber an, bewies imponierendes Lungenvolumen, um alle drei Luftballons so richtig auszudehnen. Endlich wurde eifrig beklebt, während die Luftballons auf Eierbechern hockten. Rasch wurde es draußen dunkel und regnerisch. Der alte Kachelofen heizte artig, die Bastelnden warteten auf das Austrocknen des Leims und beschäftigten sich mit Puzzeln. Lächelnd pflückte Sixtus Anna Maria von ihrem großen Kissen. So viel Aufregung, dass der Akku aufgebraucht war! Samt der Decke, in die sie sich gewickelt hatte (ihre Säuglingsdecke, struppig, aber geliebt) bugsierte er sie in ihr Stübchen, legte sie ins Bett. Aber auch Keanu war, gegen den Ofen gelehnt, eingenickt, sichtlich erschöpft, auch wenn die dramatischen Augenringe (die einer Stummfilm-Diva Ehre gemacht hätten) offensichtlich nicht der kosmetischen Kunstfertigkeit entsprungen waren. "Hoab di." Wisperte Sixtus sanft, hob Keanu an, beförderte ihn in sein eigenes Bett. Außer einem müden Brummen erntete er keine Reaktion, nur das von der Nacht bekannte Zusammenrollen. Impulsiv beugte er sich vor, küsste den rötlichen Schopf sanft. Fickfreunde? Geh, Gspusi klang viel schöner! *~@~* Es war ein Deja-vu, dass er erwachte, weil sich jemand über ihn hermachte. Ihn mit Küssen und Streicheleinheiten eindeckte, die das Ziel hatten, subäquatorial eine Fanfare auszulösen! Keanu blinzelte, erkannte nichts Vertrautes, sah man mal von dem notorischen Sixtus ab. Während er noch aufkeuchte, sein Körper zuckte, sich wand, ungehorsam seinem Vergnügen frönte, ohne den Verstand zu konsultieren, puzzelten sich Einzelteile zu einem Bild. "Servus." Grinste Sixtus ihn ungeniert an, aufsitzend, sichtlich entspannt, mit Papiertaschentüchern Indizien beseitigend. "..wie spät...?!" Schwante Keanu eine Katastrophe. "Früh." Besänftigte Sixtus, federte elastisch hoch, in glorioser Unbekleidetheit. "I dusch grad, Keanu. Moagst mit?" Keanu besaß ausreichend Geistesgegenwart, den Kopf hastig zu schütteln. Er konnte sich, zu seinem Leidwesen, graphisch vorstellen, wie die gemeinsame Dusche mit Sixtus verlaufen würde! Verdammte Hacke! Früh am Morgen?! Morgen wie Schultag?! Nie und nimmer würde er es rechtzeitig nach Hause schaffen! Glücklicherweise befanden sich in seinem Rucksack nur Sportsachen, Zahnhygiene und Mittagessen, weil der Rest im Spind ruhte, aber trotzdem!! Er senkte den Kopf leise stöhnend in die Hände. Hatte er wirklich hier geschlafen?! Wieso kümmerte es niemanden, dass der Sohn des Hauses, in seinem zugegeben breiten Bett einen anderen Jungen beherbergte?! Wo war die berühmte ländlich-fromme Sittlichkeit?! "Woanders." Antwortete er sich selbst grimmig. Außerdem schien der Kerl wirklich davon auszugehen, dass nur, weil etwas sich körperlich recht angenehm anfühlte, man auch einfach so...! Wiederholt! Keanu sah sich um, fand seine Kleidung säuberlich gefaltet. Ein Kämmerchen, das mehrheitlich aus dem breiten Bett, einer alten Kommode und einem offenen Regal zu bestehen schien. Vor dem Fenster Dunkelheit, hier drinnen ein freundliches Licht. Kein Ort, wo sich der Bewohner häufig aufhielt, es sei zum Umkleiden oder Schlafen. Keanu rappelte sich auf. Anziehen, Ignorieren, dass seine Brustwarzen prickelten und dass der bescheuerte Kerl ihm einen sichtbaren Knutschfleck in der Leiste verpasst hatte! *~@~* Sixtus weckte Anna Maria auf, sorgte fürs Frühstück, lauschte aus dem Radio den Frühnachrichten, verbreitete Aufbruchsstimmung. Bonaparte war mit der Mamma unterwegs, weshalb sie nur zu Dritt waren. Keanu wirkte ein wenig verschnupft ob der Gesamtsituation, doch Sixtus befand, dass sie gar nicht so übel war. Für eine Vesper würde er sorgen, da packte er einfach genug ein! Auch wenn sie sich wegen der Enge und des Schichtbetriebs in der Kantine nicht sehen würden, hätte Keanu so ein feines Picknick! Draußen nieselte es nur leicht, was Sixtus begrüßte. Anna Maria kletterte wie gewohnt in den Anhänger, bestens ausgerüstet, ihren Tag im Kindergarten zu verbringen. Wenn Sixtus abends wiederkam, würden sie den Luftballon aufstechen. Ihre Laterne wäre schon frühzeitig zum Einsatz bereit! Keanu kletterte missmutig und unsicher auf den Gepäckträger. "Du hättest mich wecken müssen!" Knurrte er Sixtus in den Rücken. Der lachte bloß und trat kräftig in die Pedalen. Sich selbst um das Vergnügen bringen, morgens ein Zelt aufzustellen? Naa!! *~@~* Das ungewohnt üppige Frühstück stimmte Keanu ganz gegen seine Intentionen friedlich. Das lag möglicherweise auch daran, dass das Blut mit Verdauung beschäftigt war, nicht willens, die Wut im Oberstübchen zu unterstützen. Am Kindergarten wurde das Gespann angekettet, Anna Maria umhalst (sie umhalste ihn auch, als gehöre er zur Familie!). Sixtus wechselte tatsächlich auf ein schlichtes Damenrad, das durch ausreichend Scheppern und Quietschen keinerlei Klingel benötigte. Jede Bitte, doch unweit der Schulgebäude zu halten, um ihn abspringen zu lassen, wurde abschlägig beschieden. Keanu keinen Zweifel, dass wirklich ALLE wussten, mit wem er auf welche Weise die Schule erreicht hatte! *~@~* Keanu bekam eine Vorstellung davon, wie sich ein Kartoffelkäfer unter Anna Marias Argusaugen wohl fühlen musste. Er balancierte Sixtus' Vesperpaket auf den dünnen Beinen, mümmelte mit gesenktem Haupt. Sogar an eine Flasche mit Wasser hatte der gedacht! Auf ihm, dem Aussätzigen, dem Preissn, klebten unzählige Augen. »Ich wollte nie prominent sein!« Beklagte er sich beim ungnädigen Schicksal. Das würde hoffentlich nicht lange anhalten, dennoch musste er sich ENDLICH richtig Gedanken machen, wie er sich verhalten sollte! Zunächst mal aufessen. Was man hat, hat man! Das geliehene Geschirr ordentlich ausspülen, selbstverständlich. Zurückgeben, aber nicht heute! Denn, da biss die Maus keinen Faden ab, er musste zwingend erst zum Geldautomaten und dann einkaufen! Sonst konnte er die nächsten paar Tage Staubbälle kauen. Immerhin blieb der Freitag ja übrig, um die Leihgaben zurückzuerstatten, direkt zu verkünden, dass ab sofort höchste Distanz angezeigt war! Es ging einfach nicht an, dass er von diesem unverschämten Unhold ständig befummelt wurde, selbst wenn ihm, verflixt und zugenäht, das partiell gefiel! Auf der physischen Seite. Aber die hatte KEIN Vetorecht! Der Brägen war die Nummer 1, bestimmte die Richtung, klar?! Weshalb so eine unqualifizierte Beziehung grundsätzlich nicht in Frage kam! *~@~* Sixtus wunderte sich nicht darüber, dass man ihn ungläubig ausquetschte, was ihn wohl die letzten zwei Tage geritten hatte. Trotzdem ließ er sich nicht beirren. Keanu war zwar nicht von hier (wofür er ja nichts konnte), aber ansonsten nett, hilfsbereit und anstellig. Außerdem bewies er Humor und Engagement, wie das hübsche Kostüm belegte. Nein, Ringe und Stecker schreckten ihn ganz und gar nicht ab, warum auch? Manche schmückten die Ohren, andere Hals, Finger und Armgelenke, ließen sich Tattoos stechen. Was war so schlimm, wenn einer Schmuck im Gesicht trug, um alte Narben zu verdecken? Sah schon sexy aus, oder? Für sich behielt er aber die anderen Umstände, die er in Erfahrung gebracht hatte, nun beim Heimtransport des Gespanns überdachte. Ein wirklich armer Mensch, einer, der nicht genug zu essen hatte, also, das war ihm hier noch nicht begegnet. Sicher, finanziell gesehen war seine Familie auch nicht auf Rosen gebettet, Altenpflegerinnen und Lokführer pflegten nicht gerade die Spitze der Verdienstpyramiden einzunehmen. Dennoch war er selbst sich niemals arm vorgekommen. Genug zu essen gab es immer! Weil er auch tatkräftig mittat beim Aussäen, Ausputzen und Ernten, beim Einkochen und Einmachen, erhielt er immer wieder Anteile an Obst und Gemüse, auch ohne eigenen Garten oder Acker. Die Mittel reichten, dass die Mamma mit der Anna Maria vor einem Jahr für zwei Wochen an die Nordsee gereist war. Sie mussten weder frieren noch im Dunklen hausen. Da imponierte ihm der Keanu schon enorm, der sich so gründlich vorbereitete. Es galt jedoch auch, über einen anderen Aspekt wenigstens die letzten Meter zu kontemplieren: dass er sich ohne nennenswerten Widerstand über den Keanu hatte hermachen können. Mehrfach, was sich wirklich grandios anfühlte. Kein Schmarrn! Bisher waren ihm Spontangelüste in Bezug auf Jugendliche seines Alters noch nicht unterlaufen. Ein Phänomen also. Erstaunlich, aber auch sehr praktisch. Deshalb erkannte Sixtus überhaupt keinen Anlass, in Selbstkritik Verzicht zu üben. *~@~* Keanu hatte eigentlich beabsichtigt, das Gedränge in der Oberstufe bei Schulschluss zu nutzen, um rasch das Geschirr zu übergeben und unterzutauchen. Zumindest sah sein Schlachtplan das vor. Unerfreulicherweise wurde seine Flucht schon dadurch gehindert, dass Sixtus trotz Aufbruchstimmung umringt war, während er das quietschende Damenfahrrad entkettete. Vage glaubte Keanu zu übersetzen, dass es um eine Strauch- und Gebüsch-Ausputzaktion ging. Mit anschließendem Kartoffelfeuer, damit man im Frühjahr nicht allzu viel zu tun hatte, bevor die Nist-Saison größere Eingriffe unter Strafe stellte. Außerdem sollten noch Vogelhäuser ausgeputzt werden. Ihm, dem Großstadt verwahrlosten Naturflüchtling, waren solche Maßnahmen nicht sonderlich vertraut. Wenn er sie überhaupt richtig gedolmetscht hatte. Weshalb er sich auch nun wieder in den engsten Kreis gespült fand! "Ah, der KEANU! Dei FREIND is da!" Automatisch zog er die schmalen Schultern hoch, den Kopf ein. Wohlgelitten, ha! Gerade mal gelitten, auf Bewährung! "Geh, guad, dass da buist! Kumm, dei Latern ward auf di!" Keanu blinzelte verwirrt. "Gebts ma RAUM, i kumm so ja ned weg!" Bahnte sich Sixtus samt Kreisch-Rad einen Pfad, klopfte auffordernd auf den Gepäckträger. "Oh, nein, danke, aber heute..." "Bittschön, di Latern!" Spottete irgendwer hinter ihm. Schon schloss sich die Menge hermetisch, Flucht zwecklos. Sixtus zwinkerte. "Di Anna Maria freit sich, wenns kummst." Keanu fluchte lautlos, aber für Lippen Lesende unmissverständlich. "Kruzifixnochamal!" *~@~* Sixtus tauschte wie gewohnt das Gefährt, störte sich nicht am grimmigen Schweigen auf seinem Sozius. Um ihn zu provozieren, konnten einige es nicht lassen, die aufkeimende Freundschaft zu betonen. Was ihn selbst natürlich von gar nichts abhielt oder beeindruckte. Er hatte das Gefühl, eine Menge von Keanu lernen zu können. Außerdem machte es Spaß, Zeit mit jemandem zu verbringen, der nicht auf irgendeine Bildfläche glotzen musste oder sein Leben danach ausrichtete. Warum sich also zurücknehmen? *~@~* Wäre es bloß die Geschirrrückgabe gewesen! Aber nein, die Laternen mussten abgestochen, mit einem soliden Boden aus alten Papptellern versehen werden! Obenrum galt es, mit Zahnseide einen so stabilen Aufhänger zu konstruieren, dass die moderne Variante der Beleuchtung, eine Art Angel mit LED-Anhängsel, hielt. Darüber verging natürlich etwas Zeit, der Abend brach herein. Bonaparte wollte ausgeführt werden. Anna Maria verlangte nach dem Abendessen ihre Vorlesegeschichte. Eine hervorragende Gelegenheit, sich endlich abzuseilen, sollte man meinen. Keanu kam jedoch nicht dazu. Nun, nicht allein. Die Mamma fand ihn nett, bestärkte ihre Kinder darin, doch mit dem Keanu am Samstag zu helfen bei di Nachbarn! Am Sonntag dann könnte man mit dem Bappa was unternehmen, der käme nämlich heim! Keanus Einwand, dass er aber aufräumen müsse, weil seine Mutter sich für den Samstag angekündigt hatte, fiel prompt unter den Tisch. "Geh, i huilf dia!" Drängte sich Sixtus auf, verwies auf die perfekte Abwicklung am vergangenen Feiertag. Jeder zunehmend verzweifelte Appell, sich doch bitte nicht zu bemühen, keine Umstände zu bereiten, sich selbst auszuruhen: nichts fruchtete. Deshalb hielt Sixtus nun seine Hand fest, in der anderen eine kleine Taschenlampe, deren Griff er in regelmäßigen Abständen bewegte, um die Batterie aufzuladen. "Wieso bist du so VERDAMMT aufdringlich?!" Platzte es schließlich aus Keanu heraus. Der Kerl grinste ihn glatt an! So viel konnte er trotz des miesen Wetters erkennen! "I moag di halt." Erläuterte Sixtus expansiv. "Aber ich kann dich kein bisschen leiden! Ständig bestimmst du alles, zerrst mich herum, mischst dich in mein Leben ein!" Zeterte Keanu aufgebracht. "Weil i dei F~~!" Bevor Sixtus genüsslich an die näheren Umstände eines durchaus voreilig verkündeten Übereinkommens erinnern konnte, hatte Keanu sich auf die Zehen gestemmt, ihm eine kalte Hand auf den Mund gelegt. "Das war bloß ein Scherz! Kapierst du das nicht?!" Schimpfte Keanu gedämpft. "Außerdem, posaun das hier nicht so rum!" Angeblich schluckten Dunst und Nebel ja so Einiges, aber darauf wollte er sich lieber nicht verlassen. Unvermittelt schlang Sixtus ihm die Arme um die Taille, lupfte ihn vom Boden weg. "Ich könnt dir jetzt sagen, dass es ned schön is, die nächsten vier Jahre hier zu verbringen, ohne Freunde, ohne Bekannte, ganz allein, nur mit der Mamma, die viel zu tun hat, sich ned kümmern kann. Glaubst ned, anders wärs schöner?" Keanu japste, nicht nur wegen der unkomfortablen Position, sondern auch aufgrund des Umstands, dass Sixtus sich verständlich und erschreckend einsichtig ausließ. Sixtus ließ ihn bedächtig wieder auf die eigenen Sohlen herunter. "Gemma." Gab er erneut die Richtung vor, bemächtigte sich uneingeladen aber ohne Widerstand Keanus Hand. Der stapfte verwirrt hintendrein. Gerade, als er sich darauf eingeschworen hatte, dass dieser Sixtus ein unerträglich stumpfsinniger, notgeiler Vollidiot war, nichts weiter! "Trotzdem." Murmelte er. "Du kannst nicht ständig über mich herfallen." "Warum ned?" "Was~was heißt hier, 'warum ned?'?! Das macht man einfach nicht unter zivilisierten Menschen! Außerdem weißt du genau, dass ich das mit den F~~, also, das war Ironie, klar?!" "Jetz haast mi!" Sixtus unterdrückte unverschämterweise ein Prusten. "Also, ich war jetz scho der Meinung, dass die zivilisierten Menschen recht häufig beieinander sind." Gab sich auch noch Mühe, Hochdeutsch zu sprechen, betonte jede verdammte Silbe! Keanu fauchte frustriert. "Wenns dia ned gfallt, da wunder ich mich scho, wie du so drauf reagierst, also, so körperlich." Man sortierte sich brav. "Dafür kann ich nichts!" Explodierte Keanu, schniefte vor Zorn. "Lach jetzt bloß nicht, du bayrischer Volldepp, ja?! Das ist nicht lustig!" Trotzdem hörte er Sixtus prusten und schnauben, um einen Lachanfall zu unterdrücken. "Werden deine ach so tollen Freunde es auch so lustig finden, wenn sie erfahren, dass du schwul bist?!" Ätzte er giftig, versuchte, seine Hand aus der Verbindung zu lösen. Natürlich ohne jeden nennenswerten Erfolg. Neben ihm wurde diese finstere Drohung einer Enthüllung überdacht. "Woaßt, i glaub, di däd gar nix ned wundere." Sixtus zuckte gleichmütig mit den Schultern. "I bin a bisserl SPEZIELL. Dess i mi entscheid, des wär scho a Wunder." Keanu stolperte vor Unglauben, hatte Mühe, sich abzufangen. "Was?!" Ihm wurde bewusst, dass er alle Pfeile im Köcher verschossen hatte. Keine einzige Drohung, kein Plädoyer, kein Vorwurf hatte ausgereicht, dieses Urviech zu einem Umdenken anzuhalten! Schweigend legten sie die letzten Meter zurück. "Ich kann dich trotzdem nicht leiden!" Knurrte Keanu, als er widerstrebend die Haustür aufschloss. *~@~* Sixtus hatte die gebastelte Laterne (selbstverständlich musste sich Keanu auch zum Umzug einfinden, Ehrensache) neben den Beleuchtungs-Spiegel auf der Fensterbank abgestellt. Für die Mamma aufräumen, damit sie sich gleich wieder heimisch fühlte, also, da gab es in seinen Augen nicht viel zu unternehmen. Trotzdem packte er mit an, dazu war er schließlich mitgekommen. Aber nicht ausschließlich. "Du wirst nicht heimgehen, oder?" Mit müder Ironie baute sich Keanu vor ihm auf, die Hände in die mageren Hüften gestützt. "Naa." Beschied Sixtus grundehrlich, streifte sich auch gleich nacheinander die Kleider ab. Unschlüssig stand Keanu noch immer vor ihm, als er sich auf der Campingmatratze niederließ, textilfrei die sparsamen Stoffdecken sortierte. Nicht mal richtige Bettwäsche gab's hier. Die Heizung blieb auch abgedreht! Na, wenn's so richtig eisig wurde, dann würde er frieren wie ein Schneider! Ausgenommen, man ließe sich etwas einfallen. Sixtus streckte die Hand hoch. Keanu verschränkte die dünnen Arme vor der Brust. "Überhaupt, das ist mein Bett, ja?! Ich bin müde, ich will nicht in irgendwelchen Sträuchern herumkriechen." Er schniefte leise, rieb sich erst die Nase, dann, die Brille abfischend, die Augen. Geduldig wartend hielt Sixtus die Hand ausgestreckt. Keanu gab nach, sackte langsam auf die Knie. Es war nicht schwierig, ihn auf den eigenen Schoß zu ziehen, zu küssen, dabei langsam zu entkleiden. Eine gewisse Routine konnten sie ja schon vorweisen, auch wenn sich Sixtus Zeit ließ, jedem Fleckchen seine Aufwartung machte, Keanu dabei gleich auch noch aufwärmte. Der ging trotzdem nach der ersten Runde vor Erschöpfung und nachlassender Anspannung k.o.. *~@~* Sie hatte von Nachmittag gesprochen, nicht von Herrgottsfrühe. So schreckte Keanu auch vollkommen desorientiert von seinem bescheidenen Lager hoch, als seine Mutter vor ihm aus dem Laminat wuchs. "Echt Scheiße, erst die Bahn, dann der verfickte Bus hierher...!!" Diese Tonlage kannte Keanu. Seine Mutter war mal wieder in höchster Rage ob des öffentlichen Transportwesens. Keine Furie hätte sie in den Schatten stellen können an Lautstärke und Ausdauer. "...he, was zum... na toll! Wenigstens muss ich mir über ungeplante Schwangerschaften keine Sorgen machen, was?!" Keanu brachte kein Wort heraus, auch konnte er sich nicht entsinnen, wo er seine Brille abgelegt hatte. Hinter ihm setzte sich Sixtus gemütlich auf, außerordentlich unbekleidet. "Ah, die Mamma! Habe die Ehre, Sixtus!" Reichte er eine Hand nach oben. "Ich werd jetzt duschen und mich hinhauen. Also geht mir bloß nicht auf die Eier, klar?!" Lautstark fiel die dünne Zimmertür ins Schloss, das Brett schwang noch nach. "Mei, di hadn Hass. Koa Morgenmensch." Diagnostizierte Sixtus amüsiert. Keanu wimmerte, zog die Knie eng vor den Leib. "Geh, wengstens hads ned nachn Bauplatz froagt." Wies Sixtus aufmunternd auf positive Aspekte hin. "Wenn i dei Freind wär." Klar, Schwangerschaft hatte Zeit, aber Optionen fürs Eigenheim, die waren prioritär! Keanu schwirrte der Kopf. Ungeniert, großzügig den mütterlichen Dispens als Segen auslegend, zog Sixtus Keanu in seine Arme, streckte sich wieder aus. "Wenns raus ausm Bad is, schleich mer uns." Gab Sixtus einen Plan vor. Keanu seufzte, rutschte näher, die Augen fest zugekniffen. "Klar, dann können wir mein Leben gleich in den Lokus spülen." Murmelte er resigniert. Unter ihm lachte Sixtus leise, initiierte eine Rolle, um sich einem lustvollen Zeitvertreib zu widmen. Zu seinem Vergnügen reichte Keanus Trotz aus, sich mit wachsendem Ingrimm zu beteiligen. Mit der Furie die nächsten vier Jahre hier isoliert?! Das war die HÖLLE! *~@~* Anna Maria wecken, Frühstück zu Dritt, dazu Teckel Bonaparte versorgen. Abräumen, Geschirr spülen. Gemeinsam ausrücken in grüne, teils unbelaubte Dschungel, ausgerüstet mit Schneidwerkzeug, Schubkarren, Handschuhen und entschlossen guter Laune. Keanu stand mittendrin. Für ihn wurde tatsächlich übersetzt, was zu tun war. Nach der ersten Irritation über sein äußeres Erscheinungsbild war er einfach ein weiterer ehrenamtlicher Helfer, der auch Grillkartoffeln mümmelte, sich von Anna Maria über den perfekten, selbst gemachten Ketchup unterrichten ließ und versprach, hoch und heilig, die Laterne auch ja auszuführen. Sixtus begegnete ihm wie gewohnt freundschaftlich-fürsorglich. Am frühen Nachmittag, die Tropfen fielen dichter, machten sich alle auf den Heimweg. Anna Maria hing wie ein nasser Kartoffelsack auf Sixtus' Rücken, immer wieder einnickend. "Also, du hast keinen Bauplatz?" Erkundigte sich Keanu linkisch. Neben ihm zwinkerte Sixtus. "Grad ned. Wuillst mei Gspusi sei? Mei SPEZIELLER Freind?" Keanu zuckte mit den Schultern, wischte sich verlegen über die Nasenspitze. "Na ja, ohne Bauplatz ist das schon ein Risiko, aber du könntest dich ja verbessern, richtig? Im Lotto gewinnen, zum Beispiel." "Scho. Schaun mer mal." Grinste Sixtus, beugte sich herunter, küsste Keanu auf den Schopf. "He!" Protestierte der, eilig die Frisur korrigierend. "Diskretion, ja?!" Sixtus lachte, Bonaparte bellte knapp. Keanu seufzte. "Na, zumindest im Rahmen unseres Gspusi-Übereinkommens." Aber so schlecht fand er dieses Arrangement gar nicht mehr. Vor allem, nachdem er gehört hatte, dass nicht die drei Spritz-Attackeure ihm die Eintrittskarte verehrt hatten, sondern ein spezielles, bayrisches Ur-Viech, das einen "Werpertinger"-Begleiter ausstatten wollte. *~@~* ENDE *~@~* Danke fürs Lesen! kimera