Titel: I Put A Spell On You Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Helloween Tricksters-Serie (siehe Informationen), Teil 2 FSK: ab 16 Kategorie: Phantastik Erstellt: 26./30.03.2002 Disclaimer: die zitierten Songs gehören ihren Autoren. Für Elfy-chan und Miss P., die das Feuer nicht scheut - und allen Freaks und Monstern da draußen... go with a smile *harharhar* ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ ~?~ I Put A Spell On You Kapitel 1 - Eine besondere Nacht Ioannes starrte mit brennenden Augen kurzsichtig auf die verschwommene Landschaft, polierte dann mit ersticktem Seufzer die runden Gläser seiner Brille. »Nur eine kurze Pause...« Sein rechtes Handgelenk knackte schon verdächtig in den bereits angeschlagenen Sehnen. Fahrig trieb er die malträtierten Fingerkuppen durch die kurz getrimmten, schwarzen Locken, musterte sein ausgezehrtes Gesicht im Fensterglas. Er straffte die schlanke Gestalt energisch, nahm wieder vor seiner Peripherie des technischen Fortschritts Platz, um die Dokumentation zeitgerecht zu ihrem Abschluss zu bringen. Sollte er reüssieren, gewänne er ein ganzes Semester, ein hart und rücksichtslos gegen sich selbst erstrebtes Ziel, gleichzeitig auch die ersehnte Anerkennung für seinen durchaus brillanten Geist. Außerdem ein weiterer Glanzpunkt bei der am nächsten Tag zu absolvierenden Gala der Familienfeierlichkeiten, die ihm zweifelsohne den schuldigen Respekt jedes nörglerischen und besserwisserischen Angehörigen einbringen würde. Nicht länger "Ioannes, der verträumte Spinner", nein, nun würde man ihm mit Ehrfurcht begegnen. Möglicherweise sogar die Kuppelversuche eingedenk seines Arbeitspensums auf ein Minimum reduzieren. Seine Gedanken, die zum ersten Mal seit Jahresbeginn leichtfüßig im gleichmäßigen Takt der Tastatur dahinflogen, wurden von einem spöttischen Räuspern jäh gebremst. Ioannes schnalzte missbilligend, als er die schlanke Gestalt mit der sandfarbenen Haut, der noch immer filzig wirkenden, dunkelbraunen Strähne über der Hakennase erkannte, untypisch in den Look der biederen Fünfziger gekleidet, mitsamt gelb-braun kariertem Rautenpullover und Bügelfaltenhose auf unspektakulärem, soliden Schuhwerk: Lizard, mit bürgerlichem Namen Mauro Lisard, allein aufgrund seiner eigentümliche Sprechweise anderslautend etikettiert. »Nichts von der üblichen Aufmachung in Reptilienleder und schmieriger Gigolo-Kostümierung in schrillen Tönen? Er wird doch nicht tatsächlich einer Messe beiwohnen?!« "Wieso hast du nicht geklopft?" Begehrte er verärgert zu erfahren, dem unerwünschten Besucher schnöde den schmerzenden Rücken zukehrend. "Im Übrigen bin ich mit wichtigen Aufgaben befasst. Wenn du also die Güte hättest?" Sekundierte er zu einem Abgang, demonstrativ das Papierwerk vor seinem technischen Arsenal sortierend. "Ich habe geklopft." Versicherte Lizard mit samtiger Stimme. "Aber du hazt nicht geantwortet." Schwang da ein Vorwurf in dem schmeichelnden Tenor, oder musste Ioannes sich eine gewisse Paranoia zurechnen? »Selbst ein Paranoiker hat echte Feinde.« Berief er sich auf Churchill, spießte Lizard mit unterkühlter Arroganz im Blick förmlich auf. "Gehe ich fehl in der Annahme, dass es durchaus den Gewohnheiten entspricht, auf ausbleibende Antwort hin das Eintreten zu unterlassen, oder missinterpretiere ich die Gepflogenheiten?" Verdrängte er mit beißendem Spott die eigene Verunsicherung. Lizard war ein denkbar günstiges Ziel: ein Außenseiter, nicht nur im optischen Erscheinungsbild, auch in Form seines Auftretens und seiner Impertinenz. Wie gewohnt erwies sich Lizard als hartleibig. Unbeeindruckt von Ioannes' spärlich bemäntelter Aufforderung, dessen Zimmer zu verlassen, trat er an seine Seite, studierte mit offenkundigem Interesse die auf dem Schreibtisch verstreuten Unterlagen. "Hey, das geht dich gar nichts an!" Fiel Ioannes unvermittelt aus der Rolle, raffte eilig das lose Blattwerk zusammen, drückte es wie in einer schlechten Komödie an die Brust. "TzzTzzz." Kommentierte Lizard keineswegs beleidigt die unkleidsame Aktion nachsichtig, um sich dann lässig auf Ioannes' verwaistes und nur noch selten genutztes Bett zu platzieren. "Du ziehzt nicht gut auz." Eine sehnige Hand wischte die dunkelbraune Strähne aus den ungewöhnlich hellen Bernsteinaugen mit ihrem scharfen Blick. Die Lippen kräuselten sich provozierend. "Bereitezt du einen grozen, wizzenschaftlichen Wurf vor?" "Was ich tue oder unterlasse, geht dich überhaupt nichts an! Warum verschwendet du nicht deinen Charme bei den anderen am Osterfeuer?!" Lizards Miene verdüsterte sich schattenhaft. Er entschlüpfte den nachlässig geschnürten Slippern beiläufig, um es sich mit unter dem Kopf gekreuzten Armen der Länge nach auf Ioannes' Bett bequem zu machen. "Ich habe keine Geizter, die ich vertreiben möchte, keinen Anlazz für ein Freudenfeuer und als Zignalgeber taugt so ein bizzchen Lohe auch nicht." Resümierte er mit provozierender Laszivität, wandte den Kopf, um Ioannes mit einem Raubvogelblick zu bedenken. "Warum bizt DU nicht beim Ozterfeuer?" Forschte er mit lauernder Intonation nach, die hellen Augen zusammengekniffen. "Ich habe keine Zeit für solche Spielereien." Versetzte der grob, versuchte gleichzeitig, seine papierne Last abzuladen, was nur partiell glückte. "Nun geh bitte!" Ioannes kroch auf allen Vieren unter seinem Schreibtisch umher, um verlorenes Schriftgut aufzulesen. Lizard erhob sich gemächlich, bedachte die hektisch herumwerkelnde Gestalt mit zweideutigem Lächeln. Er verließ ungewohnt widerstandslos Ioannes' Zimmer, nicht aber ohne ein spottendes Liedchen anzustimmen. ~?~ Blue Moon by R. Rodgers - L. Hart, performed by The King, Elvis Presley Blue moon, You saw me standing alone, Without a dream in my heart, Without a love of my own. Blue moon, You knew just what I was there for. You heard me saying a prayer for Someone I really could care for. Blue moon, You saw me standing alone, Without a dream in my heart, Without a love of my own. Blue moon... Without a love of my own. ~?~ HaHa rieb sich den betrüblich ausdünnenden Schopf, starrte stumpfsinnig vor sich hin. Frühjahrsdepression schien eine quälend euphemistische Umschreibung seiner persönlichen Befindlichkeit, die unter Einbeziehung diverser Schutzverordnungen nach seiner eigenen Einschätzung zum Gnadenschuss gereichte. In seinen gewaltigen Händen, Marke Klosettdeckel, trieb mit der Hilflosigkeit einer Nussschale auf dem Ozean eine dunkelgrüne Strumpfhose, vielmehr ihre traurigen, von unzähligen, schweißigen Klammergriffen versehrten Überreste. Der schwergewichtige Hüne seufzte mehrere Zentner massiv und Mitleid heischend, doch seine Anklage verhallte ungehört in den engen vier Wänden seines Zimmers im Studentenwohnheim. "Ich habe die Liebe meines Lebens verloren!!" Deklamierte er in der tragischen Pose versierter Shakespeare-Helden, allerdings mit dem Nachdruck seiner gigantischen Persönlichkeit, um sofort wieder in die katatonische Schwermut der letzten Monate zu verfallen. Wohin war er entschwunden, sein goldgelockter Engel, seine Surprise?? Wie konnte diese schnöde Welt die Chuzpe besitzen, sich weiterzudrehen, wo sich ihm doch die Därme in Seelenqualen verdrehten, er sich verzweifelst nach seiner Geliebten sehnte?! »Nun ja, Geliebte...« HaHa rieb sich die fleischigen Mehrfachkinns. Er war sich nicht vollkommen sicher, dass es sich um eine veritable Angehörige des weiblichen Geschlechts handelte. Andererseits, wer mochte sich derart kleinbürgerlich und penibel gerieren, wenn es doch um die einzige Liebe seines Lebens ging? Seine anhaltende Trauer hatte ihn solcherart mitgenommen, dass er sich tatsächlich und beschämender Weise bereit erklärte, für einen Kindergarten in der kleinen Universitätsstadt den Osterhasen zu geben. Auch wenn Eingeweihte vehement und mit gefurchter Stirn auf die bleibenden Schäden in der Psyche ihres jungen Klientels hinwiesen angesichts eines förmlich Dinosaurier-großen, falschen Hasen. Von der Psyche des verkappten Bunnys ganz zu schweigen. Mit ergebenem Ächzen und Stöhnen tormentierte sich HaHa pflichtschuldig in sein Kostüm, sich dem Spott seiner Kommilitonen aussetzend, die zwar artig dem majestätischen Riesen Platz machten, deren Referenz seiner üppigen Erscheinung mit Lachsalven nur unzureichend akzeptiert werden konnte, doch HaHa übersah diese Indignation mit melancholischem Hundeblick. Die dünne Frühlingsluft, trotz kühler Temperaturen von einer blassen Sonne unter blauem Himmel aufgetaut und Blüten-schwanger, hielt sein Handtuch-großes Taschentuch zwecks Schweißabtragung in ständigem Einsatz, während er mit unbeholfenen Schritten, den Hasenkopf an den Löffeln gepackt, bergab stolperte. ~?~ HaHa starrte in den sich abendlich verdunkelnden Himmel. Er unterdrückte wehleidiges Heulen standhaft. Er hasste Ostern, Kinder, sein Leben und überhaupt alles aus tiefster Seele, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Seine derzeitige Lage, wie ein Käfer auf dem Rückenpanzer aufgespießt und hilflos, hatte er zugegebenermaßen partiell höchstpersönlich zu verantworten. Wer konnte auch so blauäugig sein, unbewaffnet einen Kindergarten der Pfadfinder zu betreten?! Da reichte ein Straucheln in den überdimensionierten Hasenpuschen. Sofort hatten die kleinen Monster nichts Besseres gewusst, als ihn bewegungsunfähig mit Heringen und Seilen auf dem Rasen zu fixieren, unter dem Tränen umflorten Blick der stolzen Erzieherinnen die erworbenen Kenntnisse aus dem Zeltbau praktisch einzusetzen! Als ob dies nicht ausreichend unerträglich gewesen war, nein!, die Rangen hatten zudem eine politische Gehirnwäsche erhalten, die die Schutzwürdigkeit des Feldhasen vor der Ausrottung betonte. Deshalb hatte man ihn mit diversen Leuchtfarben brachialen Geruches 'gekennzeichnet', um die Verwendung des vermeintlichen Hasen als Pelzlieferant oder Nahrungsmittel zu vereiteln! HaHa war sich sicher, den Teufel in den Augen der Ameisen-gleichen und wieselflinken Gören erkannt zu haben, die personifizierte Bosheit! Wenigstens hatten sie einige ausgegrabene Büsche um ihn gruppiert, um den Prozess des Austrocknens zu verschleppen. »Bastarde!!!« Durch den stilisierten Mund des Hasenkopfes blieb ihm nur noch der anklagende Blick Richtung Firmament. Gedemütigt, verlassen, mit Farbe beschmiert, stinkend: es war zum Heulen! HaHa zog sich in sein Pseudo-Delirium zurück. Er hatte nicht ein einziges Schokoladenei angeboten bekommen! Etwas setzte sich zwischen die Forsythien, die seinen Bauch eskortierten. "Ärks!" Kommentierte er verärgert die ungefragte Okkupation seiner Leibesmitte. "DulieberGott!" Zwitscherte eine helle Stimme mit dezentem Lispeln. HaHas Herzschlag legte eine längere Gedenkminute ein. "Suuu... Surprise?!" Gurgelte er endlich heiser hervor, drehte sich mit schwindenden Sinnen in seinen Fesseln, in der vergeblichen Hoffnung, die winzige Hasenmaulöffnung könnte ihm einen Blick auf die fremde Person gestatten. "Ich helfe dir." Assistierte bereitwillig die helle Stimme mit dem spielerischen Zungenhaspler. Eine ledrige Schuhsohle stemmte sich gegen HaHas massige Schulter. Mit enormem Schwung wurde der Hasenkopf von jenen katapultiert. Ein blondgelockter Schopf um ein herzförmiges Gesicht materialisierte sich über HaHas Quadratschädel. "Was für eine nette Überraschung." Zwinkerten die langen Wimpern neckend. Der Engel beugte sich mit der zierlichen Gestalt noch tiefer, ein intensives Funkeln im Blick. "Du riechst sooo lecker!" Hauchte das Stimmchen mit lasziven Augenniederschlag. "Dieser Duft von Lösungsmitteln macht mich ganz wild." HaHa liebte Ostern, Kinder, sein Leben und überhaupt alles aus tiefster Seele, doch an erster Stelle Surprise. ~?~ Love Potion #9 (Spooky), written by: J.Leiber/M.Stoller, preformed by The Duotones I took my troubles down to Madame Ruth You know that gypsy with the gold-capped tooth She's got a shop down on 34th and Vine Sellin' little bottles of Love Potion #9 I took my troubles down to Madame Ruth You know that gypsy with the gold-capped tooth She's got a shop down on 34th and Vine Sellin' little bottles of Love Potion #9 I told her that I was a flop with chicks I'd been this way since 1956 She stretched out her palm and she made a magic sign She said 'What you need boy is Love Potion #9' She bent down, she turned around she gave me a wink She said 'I'm gonna mix it up right here in the sink' It smelled like turpentine and looked like Indian Ink I held my nose, I closed my eyes, I took a drink I didn't know if it was day or night I started kissin' everything in sight But when I kissed a cop down on 34th and Vine He broke my little bottle of Love Potion #9 Love is kinda crazy with a spooky little girl like you Love is kinda crazy with a spooky little girl like you She bent down, she turned around, she gave me a wink She said 'I'm gonna mix it up right here in the sink' It smelled like turpentine and looked like Indian Ink I held my nose, I closed my eyes, I took a drink I didn't know if it was day or night I started kissin' everything in sight But when I kissed a cop down on 34th and Vine He broke my little bottle of Love Potion #9 Love is kinda crazy with a spooky little girl like you ~?~ Mira schleuderte einen weiteren dürren Ast in das hochlodernde Osterfeuer, lauschte unbewegt den wenigen Gesprächen, die um sie herum aufbrandeten und abebbten. Es zischte kurz, stank, Flocken von Asche und Funken der Glut stieben auf, dann verkohlte der Ast rasch. »Tja, das war also Ostern in diesem Jahr. Auf einem Feld sitzen, belanglosen Smalltalk absolvieren, sich die Zunge an einer halb-rohen Kartoffel mit mehr Augen als Kohlenhydraten verbrennen.« Zog sie Bilanz, während sie sich langsam erhob, die Glieder von der nächtlichen Kühle trotz der Nähe zum großen Feuer steif gefroren. 'Ernüchternd' traf nicht ausreichend die desaströse Bilanz dieses Ereignisses. Die blaue Wollmütze kurz von den braunen, dünnen Zöpfen lupfend, die wie exotische Perlschnüre ihren Kopf umschmiegten, kämmte sie diese auf den Rücken, justierte den Läusewärmer erneut. Ihre grauen Augen, die an schlechten Tagen die Farbe von Quecksilber annahmen, beäugten kritisch die dunkle Tönung der Fingerspitzen in den durch halbe Handschuhe nur unzureichend geschützten Gliedmaßen. Mira warf einen kurzen Abschiedsgruß in die Runde. Sie stapfte, die Hände tief in die Taschen ihrer Cargo-Hose gesenkt, langsam über den Feldweg Richtung Siedlungsgrenze davon. Dass der Himmel sternenklar über ihrem Kopf die Feuer begutachtete, bewies ihr umso mehr, wie kalt es noch war. Von Frühling zumindest nächtens noch keine Spur. »Wenigstens hält die Daunenweste, was sie verspricht.« Munterte sich Mira auf, malträtierte den Frost-gezuckerten Boden mit den Nagelsohlen ihrer schweren Boots. »Ich sollte vielleicht mal wieder nach Hause fahren.« Spielte sie gedankenverloren eine Alternative zum gegenwärtigen Katzenjammer aus, als es in einem nahe gelegenen Busch verdächtig raschelte. Mira ging sofort in die Kampfpose, die man sie gelehrt hatte, stierte finster in das noch immer zuckende Gebüsch. Sie konnte einen überraschten Laut nicht unterdrücken, als sich wie eine Erscheinung aus Sommernachtsträumen vor ihren Augen eine blonde Sirene aus dem Boden schraubte, die perfekte Figur in die versehrten Überreste einer Landhausstil-Aufmachung gekleidet, einen lästerlichen Fluch auf den dunkelrot geschminkten Lippen. ~?~ SUICIDE BLONDE von INXS, (A. Farriss & M. Hutchence) Don't you know what you're doing You've got a death wish Suicide blonde Suicide blonde Suicide blonde Suicide blonde Suicide blonde was the color of her hair Like a cheap distraction for a new affair She knew it would finish before it began Wow baby I think you lost the plan You want to make her suicide blonde Love devastation suicide blonde You want to make her suicide blonde Love devastation suicide blonde She stripped to the beat but her clothes stay on White light everywhere but you can't see a thing Such a squeeze A mad sad moment Glory to you Glory to you Take me there Take me there Got some revelation Put into your hands Save you from your misery like rain across the land Don't you see the color of deception Turning your world around again That's the story ~?~ Sax ließ die schwere Maschine aufheulen, was ihren Besitzer, einen schmerbäuchigen, dezent tätowierten Pseudo-Rocker auf den Plan, beziehungsweise die Plattfüße, rief. "Hey, du verdammtes Arschloch, schwing deinen Arsch von meinem Bock!!" Sax warf die wilde, schwarze Mähne, einem Igelputz gleich in alle Himmelsrichtungen stakend, herum, schoss einen warnenden Blick aus seinen schwefelgelben Augen, ließ die spitzen Raubtierzähne aufblitzen. Sein rechter Handschuh liebkoste den schlanken Tank, streichelte das polierte Chrom des Gestänges, während er gelassen das Heranwalzen des Eigentümers abwartete. Sax richtete sich auf seine 1,90m Lebensgröße, sehnig-trainierte Muskelmasse auf, fletschte sein Wolfsgebiss hinter den dunkel gefärbten Lippen, knurrte spielerisch. Sein Gegenüber, offensichtlich nicht von der schnellen Truppe, sowohl mental wie auch physisch, beging den Fehler, die kräftigen Pranken in Sax' neue Ledermontur zu graben, eine Maßanfertigung von Aurelius und somit sakrosankt. "Hörst du schwer oder was, du Sitzpisser?!" Sax befreite ungerührt lässig seine Hände von den schwarzen Handschuhen, enthüllte die gewaltigen, ebenso kolorierten Krallen, fächerte sie vor der fleischigen Nase drohend auf. "Hände weg." Summte er guttural, sehr moderat, ballte die Hand zu einer imponierenden Faust. "Du spinnst wohl, du Freak!! Das ist mein Bock, Arschloch, also sieh zu, dass du Land gewinnst, bevor ich mit dir den verschissenen Boden aufwische!" Sax' gewaltige Mähne flog weit in den Nacken, entblößte gespannte Sehnen unter warmer Haut, als er kehlig auflachte, um unvermittelt den Mann mit einem nachsichtigen Schlag unter das Kinn ansatzlos in Morpheus' fürsorgliche Obhut zu befördern. Solchermaßen unerwünschter Aufmerksamkeit ledig löste er den Seitenständer, brachte das Motorrad auf Touren. Wenige Minuten später, es färbte sich bereits der Himmel in abendlichem Glühen, erreichte er mit dem satten, tiefen Geräusch, das so charakteristisch für diese Art des Modells war, das baufällige Wohngebäude eines zum Abriss gemeldeten, verlassenen Bauerngehöfts. Sax ließ die Maschine kurz aufjaulen, was ihm das erwartete tadelnde Lupfen einer geraden, schwarzen Augenbraue in einem apart geschnittenen, weiß schimmernden Marmorgesicht einbrachte. Die schlanke, ihm an Körpergröße kaum nachstehende Gestalt schritt ohne Eile auf ihn zu, die arktisch blau-grünen Augen ohne erkennbare Regung auf das Motorrad gerichtet. "Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass du nicht der Eigentümer dieses stinkenden, lärmenden Fortbewegungsmittels bist?" Erkundigte sich Aurelius in seiner unterkühlten, sehr präzisen Artikulation mit dem hauchzarten nordischen Akzent. Sax lachte kehlig, unternahm keine Anstalten, den Motor abzustellen, geschweige denn die Maschine aufzubocken. Allein die schiere Muskelkraft seiner Oberschenkel zwang dem Boliden Gehorsam auf. "Komm schon, mein Eisprinz, lass uns eine Spritztour machen." Lockte er mit laszivem Ruf, eine Hand begehrlich nach der knabenhaft zarten Taille des anderen Mannes ausgestreckt. Aurelius konterte vollkommen emotionsfrei mit dem Glätten seines auf Figur geschnittenen Oberkleids in chinesischem Stil, wie üblich in einem strahlenden Weiß gehalten, das mit der marmorierten, bläulich geäderten Haut konkurrierte. Eine elegante, schmale Hand mit sorgfältig manikürten Fingernägeln in Perlmuttschimmer beschrieb anmutig eine Runde. "Was hat es mit diesem Gefährt auf sich?" Erkundigte er sich eisig. Sax tätschelte erneut den Tank, streifte Chrom-glänzendes Gestänge, während er mit unverhohlener Begeisterung erläuterte, was sich nun in seinem Besitz befand. "Eine Harley Davidson, Road King Classic, Baujahr 2001, in den klassischen Farben Blue and Ice, Dualer Auspuff, 694 Pfund Gewicht, schafft 52 Meilen auf eine Gallone. Ich konnte einfach nicht widerstehen." Mit einem aufreizenden, schwefelgelben Blick in die Polarlicht flackernden Augen zwischen arktischem Tiefblau, ozeanischem Grün und violettem Nordlicht gestand er Lefzen fletschend. Aurelius' schlanke Hand richtete die durchgestuften, schwarzen Haare mit den minimalen Anzeichen der Missbilligung. "CC III hat uns ausdrücklich davon abgeraten, durch Eigentumsdelikte die Aufmerksamkeit der örtlichen Polizeibehörden auf uns zu ziehen." Bemerkte er nüchtern, in der Absicht, wieder dem baufälligen Wohntrakt zuzustreben, der ihnen seit der Flucht aus dem Labor als Obdach diente. Sax' Hand schnellte blitzartig vor, haschte nach dem schimmernden Stoff des seitlich hochgeschlitzten Oberkleids. "Aurelius, begleite mich!" Drängte in gutturalem Knurren seine Stimme, bohrten sich ungeachtet des schweren Leders der Handschuhe die schwarzen Krallen in das weiße Material. Ein polarer Bannstrahl vereiste Sax' hellschweflige Augen, doch er bot sein Wolfsgebiss drohend entgegen, lockte in sanftem, maliziösen Summen. "Nur eine kleine Runde, und ich werde es auch los. Es wird dir gefallen, Aurelius, ich gebe dir mein Wort! Außerdem muss ich mich doch für mein neues Outfit bei dir erkenntlich zeigen!" Seine Hand zog die schlauchartig quer verlaufenden Rippen der Ledermontur über seiner breiten Brust nach. Die schwarze Augenbraue wanderte spöttisch nach oben. Die stärkste Emotion, die Sax Aurelius sichtbar entlocken konnte. "Schon wieder?" Erkundigte sich der diamantenhart, unnahbar. "Jederzeit, überall!" Gab Sax kehlig-rau zurück, stemmte sich hoch, um mit besitzergreifender Geste Aurelius' Taille zu umschlingen, ihn an die pulsierende Maschine heranzuziehen. Stumm duellierte sich sein Schwefelblick mit den nunmehr tiefblauen, arktischen Seen in dem Porzellangesicht, knisterte die Luft spannungsgeladen. Seine dunkelgefärbten Lippen zogen sich unkontrolliert von den blendend weißen Reißzähnen zurück. Ein urtümliches Knurren grollte aus den Untiefen seines Leibs, als Aurelius sich ungerührt losmachte, sorgfältig sein Oberkleid raffte, um gelenkig auf den Sozius zu steigen, die Pluderhosen würdevoll richtend. Sax' Wolfsgeheul schwoll triumphierend im Sonnenuntergang an, als er die schwere Harley antrieb, das pulsierende Vibrieren zwischen ihren Schenkeln ein verheißungsvolles Versprechen. ~?~ "Melody?" Versicherte sich Mira misstrauisch, doch diese Stimme hätte sie selbst mit verplombten Ohren erkannt, allein, weil sich ihr verräterisches Herz wie ein tollwütiges Kaninchen gebärdete. "Mira." Reserviertes Kopfnicken der selbst ernannten Königin der Erstsemester, Venus mit Intelligenz und kannibalischem Machtwillen, und, eine ganze wahnsinnige Nacht lang, Miras Bettgefährtin. Gewisse Reminiszenzen an jene Halloween-Party waren Melody auch in diesem Augenblick nicht abzusprechen. Das geschnürte Mieder aus Wildleder mit den aufgestickten Blumen entlud förmlich seine kostbare Last in die Augen des Publikums. Der glockenförmige Rock, dereinst blütenweiße Baumwolle mit dezenter Lochstickerei, wickelte sich zerfetzt um neue Cowboystiefel. Das umgeworfene Cape, ein Stilbruch und zudem einer Pferdedecke nachempfunden, lungerte ziellos auf den aparten Schultern. "Bist du abgestürzt?" Rutschte Mira heraus, bevor sie sich die Zunge energisch perforieren konnte. "Verdammte Scheiße, ich wünschte, es wäre so!" Die perfekten Lippen verzogen sich zornig, standen den babyblauen Augen in ihrem Gewittersturm keineswegs nach. "Dieser bescheuerte Zombie hält Kühe umwerfen für einen Macho-Sport, also muss er das auch machen! Ich wünschte, das Beefsteak in spe hätte ihn auf die Hörner genommen!" Melody tobte noch immer, doch als habe sie ein Schatten gestreift, veränderte sie sich blitzartig. Wie ausgewechselt wandelten sich Mimik und Diktion abweisend. "Aber ich rede und rede... wie ich sehe, kommst du vom Osterfeuer. War es eine aimable Veranstaltung?" Mira ballte ihre steifen Finger in den Westentaschen, suchte nach Beherrschung. »Das ist so charakteristisch für die selbst ernannte Königin Melody, die perfekte höhere Tochter, höflich und umgänglich, liebenswert...« Mira vermutete, dass sie selbst eine der wenigen Personen war, die eine andere, unverfälschte, Melody kennengelernt hatte. Sie war noch immer, beklagenswerterweise, wie sie sich des Öfteren eingestand, hoffnungslos in die blonde Sirene mit den atemberaubenden Kurven und dem mystischen Charme 'verknallt'. Was sich umso schmerzhafter ausnahm, als jene sie nach einer gemeinsamen Nacht wie eine der unzähligen, nicht besonders interessanten Kommilitonen behandelte. »Ich kann sie ja verstehen.« Seufzte Mira stumm. »Nicht einmal die Flucht in ungerechten Zorn bleibt mir.« Da Melody keinerlei Anstalten machte, die Gesprächspause durch das übliche konventionelle Geplauder zu füllen, ein Umstand, für den Mira ausgesprochen dankbar war, schlenderten sie gemeinsam über den geschotterten Feldweg Richtung Universitätsstadt. Ihr entging dabei jedoch nicht, dass die gewohnt majestätische Pose des schwerelosen Dahingleitens einen seltsamen Tick bekommen hatte, der sie schließlich, die vermutete Ursache förmlich eingekreist, intensiv auf Melodys sehr appetitlich gerundetes Hinterteil starren ließ. Mit dem sechsten Sinn, oder sei es auch nur einem Radar für begehrliche Blicke, fegte die Sirene herum, funkelte, allerdings überraschend trotzig in Miras Quecksilberaugen. "Was ist?!" Fauchte sie rau, nicht das zuckersüße und zugleich bitterböse Stimmchen des neuen Olymp. Das jagte einen eisigen Schauer über Miras Rücken und entfachte tief unten ein unerwünschtes Feuer. "Du gehst so merkwürdig." Bemerkte sie in taktischem Unvermögen. Eine zuvorkommende Einladung, als Blitzableiter zu fungieren. Melody stemmte die Hände in die Hüften, wonach sich ermattet die Pferdedecke aka Landhausstil-Cape zu Boden sinken ließ. Vielleicht suchte sie aber auch nur eine geschützte Deckung. "Ach ja?! Scheiße noch mal, wie würdest du denn gehen, wenn du durch ein widerliches Feld von monströsen Brennnesseln und Dornen getrampelt wärst?! Auf Empfehlung einer dieser verfluchten Unterleibszeitungen keinen Schlüpfer anhättest, hmmm?!!" Herrschte sie mit Donnergrollen auf die einfältige Sterbliche vor ihr herab. Mira schmolz unversehens dahin. Sie liebte diese zerzauste, temperamentvolle Frau, ohne Gegenwehr leisten zu können. Gleichzeitig aber trieb es sie zu aberwitzigen, selbstmörderischen Aktionen, wie jener, sich vorzubeugen, den malträtierten Glockenrock weniger dezent als enthüllend anzulupfen. "Bist du bescheuert, oder was?!" Bellte Melody ungnädig, versetzte Mira einen harten Schlag auf den Handrücken. "Ich friere mir hier ohnehin alles ab! Glaubst du, ich brauche noch einen verdammten Luftzug dazu?!" Mira stopfte die Hände tief in die Taschen der gefütterten Weste. Sie bemühte sich krampfhaft, das quirlig-sprudelnde Lachen, das unaufhaltsam ihre Kehle erklomm, zu unterdrücken. Sie scheiterte doch in grandioser Weise, entlud sich mit einem Eröffnungsgrunzen in schallendes Gelächter. Vage war sie sich der babyblauen Augen bewusst, die sie mit Blitzen bewehrt förmlich aufspießten, doch behinderte das die Zwerchfellattacke nicht weiter. Es befreite sie endlich von der lästigen Melancholie dieser Nacht. Die dunkelrot gefärbten Lippen des patentierten Schmollmundes verzogen sich zu einem schrillen Pfiff, der jedem Slumbewohner Respekt abgenötigt hätte. "Du kannst jetzt aufhören, so verdammt komisch ist das nicht! Dieser Retro-Bauernfummel hat mich ein Vermögen gekostet, mein Puderdöschen da unten ist schon ein Gefrierfach und dieser Abend wieder mal voll für den Arsch." Melody übernahm nun wieder die Führung in energischerem Schritt, während sie in vortrefflicher Weise über die Ratschläge diverser Illustrierten referierte. "Das ist sowieso eine absolut peinliche Scheiße, in die ich mich mal wieder manövriert habe. Ich meine, hey, was ist so toll daran, ohne einen verdammten Slip durch die Prärie zu zotteln?! Was imponiert den verblödeten Kerlen daran?! Vielleicht hätte ich ja eine Kuhglocke dranbinden sollen, dann hätte ich Chancen gehabt." Mira japste vor Vergnügen, hängte sich ungefragt in Melodys Arm ein. "Was wolltest du denn von der Type?" Täuschte sie Interesse vor, während ihr eigentliches Anliegen sich auf die intimen Körpernähe zu Melody konzentrierte. Die zählte unter Zuhilfenahme der schlanken, nun ins Bläuliche tendierenden Finger auf. "Zunächst mal hat er eine Menge Geld. Er ist bei einer konservativen Partei Lobbyist, seine Mutter kein Drachen und optisch auch ganz gefällig. Ich dachte, mit dem Rest könnte ich koexistieren." Sie schnaubte unwillig. Mira seufzte lautlos, spürte, wie sich ihre gute Laune in ein trauriges Wölkchen Nichts pulverisierte. »Melody und die Männer...« Sie wollte unbedingt bedeutende Geschicke lenken, was nach ihrer durchaus realistischen Einbeziehung gesellschaftlicher Umstände nur die Heirat mit einem vermögenden und einflussreichen Mann ermöglichte. Wehmütig zupfte Mira einige florale Überbleibsel der Safari durch die Botanik von Melodys mehr als aparter Gestalt, als die ruckartig zum Stand kam. Sie fegte zu Mira herum, starrte ihr finster in die Augen. "Ist dir eigentlich klar, dass das schon das zweite verdammte Fest ist, das mir auf diese unsägliche Weise verdorben wird?!" Melody ballte eine Faust Richtung Himmel, wo sich gerade taghell ein Blitz entlud, von einem zweiten rasch gefolgt, ohne dass warnendes Donnergrollen vorangegangen wäre. "Ich sage Scheiß drauf!" Brüllte sie unbeeindruckt. "Ich werde mich trotzdem amüsieren!" Damit zerrte sie die erschrockene Mira am Handgelenk unnachgiebig hinter sich her in Richtung Innenstadt. ~?~ REBEL YELL words and music by: Billy Idol/Steve Stevens, 1983 Last night a little dancer came dancin' to my door Last night a little angel came pumpin cross my floor She said "Come on baby I got a licence for love And if it expires pray help from above" In the midnight hour she cried- "more, more, more" With a rebel yell she cried- "more, more, more" In the midnight hour babe- "more, more, more" With a rebel yell- "more, more, more" More, more, more. She don't like slavery, she won't sit and beg But when I'm tired and lonely she sees me to bed What set you free and brought you to be me babe What set you free I need you hear by me Because In the midnight hour she cried- "more, more, more" With a rebel yell she cried- "more, more, more" In the midniight hour babe- "more, more, more" With a rebel yell- "more, more, more" He lives in his own heaven Collects it to go from the seven eleven Well he's out all night to collect a fare Just so long, just so long it don't mess up his hair. I walked the ward with you, babe A thousand miles with you I dried your tears of pain, babe A million times for you I'd sell my soul for you babe For money to burn with you I'd give you all, and have none, babe Just, just, justa, justa to have you here by me Because In the midnight hour she cried- "more, more, more" With a rebel yell she cried- "more, more, more" In the midnight hour babe- "more, more, more" With a rebel yell she cried "more, more, more" More, more, more. Oh yeah little baby she want more More, more, more, more, more. Oh yeah little baby she want more More, more, more, more. ~?~ Kapitel 2 - In den Bann geschlagen Die zottelige Mähne angenehm im Fahrtwind fliegend folgte Sax einer Landstraße, bis er einen Aussichtspunkt fand, der einen anheimelnden Blick auf die Osterfeuer bot, zugleich geschützt genug schien für die Absicht, die ihn körperlich derartig beschäftigte, dass er sich anstrengen musste, seine Gedanken zu fokussieren. Unverändert lagen die Porzellanhände auf seinem Bauchnabel, als wüssten sie um das Fegefeuer, das darunter verzehrend raste, nur darauf wartete, zu einem eruptiven Ausbruch sanktioniert zu werden. Sax ließ die Maschine ausrollen, stellte den pochenden Motor ab. Er wartete ungeduldig, bis Aurelius sich würdevoll aus dem Sozius erhoben hatte, bevor er selbst rettungslos breitbeinig die Maschine aufbockte. Aurelius hielt ohne Schulterblick zurück auf eine Lücke im sich langsam frühlingshaft verdichtenden Gebüsch zu, betrachtete unbeeindruckt die hoch lodernden Osterfeuer auf den brachliegenden Feldern. "Ich frage mich, ob es in der menschlichen Natur implementiert ist, sich zu blenden, als ein Schutzmechanismus?" Sinnierte er gleichmütig. "Mittlerweile sollten sie doch erkannt haben, dass kein Feuer die bösen Geister austreiben kann. Es sei denn, sie stecken sich selbst in Brand." Schloss er kalt. Sax, noch immer breitbeinig auf der Harley residierend, hakte die Metallösen auf, die die Ledermontur auf seiner Brust so schmucklos zusammenhielt, entblößte eine grobgliedrige Kette mit den blinkenden und glitzernden Metallködern diverser Angler. "'relius!" Zwang er seinem Raubtiergebiss verständliche Laute auf, die sengenden Augen auf die strahlend weiße Gestalt fokussiert. Mit dem gemessenen Schritt, der verkündete, dass es keinerlei Anlass für unziemliche Eile gab, kehrte der schlanke, schwarzhaarige Mann zu Sax zurück, hielt dem schwefligen Blick ohne das geringste Wimpernzucken stand. Er raffte anmutig die Rockschöße, kletterte katzenhaft gelenkig vor Sax auf das Motorrad, drängte ihn gleichsam willig zur Hälfte auf den Sozius. Sax riss mit den Raubtierzähnen die Handschuhe von seinen Krallen, verfolgte dabei hungrig, wie Aurelius sein Oberkleid gemächlich öffnete, die Pluderhosen, die nur um die schmalen Fesseln hautnah saßen, entschnürte. Sax' dunkle Hände liebkosten gierig die eisige Marmorhaut der schlanken Brustpartie, lasen in der Landschaft der blau geäderten Haut versteckte Botschaften, als er Aurelius auf den Tank drückte, sich halb aufrichtete, um es ihm bequemer zu machen. Ausgezehrt bedeckte er die sehnige Gestalt mit harten Küssen, hakte die Finger in den Schritt, um sich Freiraum zu schaffen, während eine fiebrige Hand die Druckknöpfe der eigenen Lederhose aufspringen ließ. Er hörte die fauchend-kehligen Laute nicht, die sich wie ein animalischer Lobgesang aus seiner Kehle schraubten, als er verlangend die schlanken Beine um seine Hüften wickelte, sich ohne Vorwarnung Einlass in den Körper des Geliebten verschaffte. Ein einziger, tiefer Atemzug, der den bläulich schimmernden Lippen entfloh, bereitete ihm die Gewissheit, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des porzellanblassen Mannes in seinen Armen zu haben. Er ließ das schweflig-gelbe Halo aufzucken. Heiß loderte das vernichtende Feuer in seinem Körper auf, als er sich in Reminiszenz an das pulsierende Vibrieren der noch erhitzt knackenden Maschine ein fiebriges Duell mit dem polaren Licht lieferte. Die tiefblauen, diamantenhart verschlossenen Augen verbargen sich nicht. Die abkühlende Nachtluft kondensierte in Regenbogenfarben gespenstisch zwischen ihren feurig-glühenden und ewig-arktischen Körpern, als sich in dem elektrischen Spannungsfeld ihres intimen Clinchs Blitze taghell entluden, in rascher Folge aufzuckten, um ein gutturales Wolfsgeheul zu illuminieren. ~?~ Bad to the Bone Words: George Thorogood On the day I was born, the nurses all gathered 'round And they gazed in wide wonder, at the joy they had found The head nurse spoke up, and she said leave this one alone She could tell right away, that I was bad to the bone Bad to the bone Bad to the bone B-B-B-B-Bad to the bone B-B-B-B-Bad B-B-B-B-Bad Bad to the bone I broke a thousand hearts, before I met you I'll break a thousand more baby, before I am through I wanna be yours pretty baby, yours and yours alone I'm here to tell ya honey, that I'm bad to the bone Bad to the bone B-B-B-Bad B-B-B-Bad B-B-B-Bad Bad to the bone I make a rich woman beg, I'll make a good woman steal I'll make an old woman blush, and make a young woman squeal I wanna be yours pretty baby, yours and yours alone I'm here to tell ya honey, that I'm bad to the bone B-B-B-B-Bad B-B-B-B-Bad B-B-B-B-Bad Bad to the bone ~?~ Der schmächtige Bursche eindeutig maghrebinischen Ursprungs hinter der abgenutzten Resopal-Theke äugte fassungslos und anbetend zugleich zu ihnen herüber, was Mira mit einem leichten Schauder registrierte. Das konnte auch an den übrigen Gästen des kleinen Stehimbisses vor dem Busbahnhof liegen, in der Mehrzahl die Gestrandeten der Gesellschaft. Der Koch hatte den wöchentlichen Austausch des Frittieröls gerade vorgenommen. Melody störte sich an den Blicken überhaupt nicht, sondern beförderte mit atemberaubender Geschwindigkeit fettige, goldknusprige Fritten nach einer Rutschpartie durch Ketchup und Mayonnaise in ihren Mund. Wobei zur Schaulust der Anwesenden ihre gelenkige Zunge jede verirrte Spur an Gewürztunke aufnahm, in den kirschroten Tiefen hinter dem Schmollmund versenkte. Mira hätte Tage und Nächte damit verbringen können, dieser kulinarischen Urlust zuzusehen, wenn sich das schon als der vermutliche Höhepunkt ihres Zusammenseins herauskristallisieren sollte. Auf einen Ellenbogen gestützt schlürfte sie an ihrem Milchkaffee, verfolgte den Garaus der frittierten Kartoffelschnipsel, akkompagniert von süßer Cola. »Nicht die widerliche Diet Coke für die dürren Zicken!« Wie Melody ungeniert kundgetan hatte. Nachdem das üppige, bei Normalsterblichen extrem hüftwirksame Mahl beendet war, zerdrückte Melody geschult das Einweggeschirr, verabschiedete sich von ihrem verstummten Publikum mit einem lasziven Hüftschwung, was Mira eifersüchtig auf ihre Fährte hetzte. "Das verdammt beste Futter, wenn der Tag so beschissen ist!" Proklamierte Melody, strebte den Hügel zum Wohnheim an, beschwingt und besänftigt. Mira beeilte sich, neben ihr auf gleicher Höhe zu marschieren. Mit vorsichtigem Seitenblick erkundete sie die Situation. "Was tust du jetzt?" Eine winzige Falte des Unmuts zeichnete sich auf der perfekten Stirn ab. Eine blonde Locke wurde energisch hinter ein anmutig geschwungenes Ohr verbannt. "Ich werde eine heiße Dusche nehmen, den Fummel hier verbrennen und in mein Bett fallen." Knurrte die Königin des Campus verdrossen. Mira wagte, angesichts der Einmaligkeit der sich bietenden Gelegenheit, die Offensive. "Ich bin gut im Feuer entfachen. War mal bei den Pfadfinderinnen." Gab sie sich zweideutig, drang intensiv in das Babyblau vor. Melody legte den Kopf schief, erwog scheinbar nachdenklich dieses selbstlose Angebot, während sie auf den Aufzug zustrebte, den Flur erkundend nach etwaigen Publikum ihres desolaten Erscheinungsbildes. Mira versenkte die Hände wieder in den Taschen der Weste. Jeder Augenblick, der verstrich, minderte ihre Aussichten in niederschmetternder Weise. "Die Aufzüge sind um die Uhrzeit abgestellt." Sekundierte sie leise, hielt dabei die Tür zum fensterlosen Treppenhaus einladend auf. In dem gleißenden Licht wurde ihr überdeutlich bewusst, wie wenig sie im Vergleich mit der Sirene neben ihr zu offerieren hatte, die selbst derangiert und beschmutzt noch ungebremste Erotik versprühte wie eine Droge. Sie hatten gerade stumm die zweite Etage des Treppenhauses erklommen, als mitten auf einem Absatz mit einem Flackern urplötzlich die Beleuchtung versagte, nur noch der fluoreszierende Schimmer der Notmarkierungen die fensterlose Finsternis erhellte. ~?~ Sax summte selbstzufrieden vor sich hin, als der Scheinwerfer goldfarben der verblassenden Markierung der Landstraße folgte. Aurelius lehnte ohne jegliche Ausstrahlung von Wärme an seinem Rücken, doch in Sax brannte es noch immer lichterloh. Er verzehrte sich danach, den schlanken Leib aus arktischem Eis erneut zu bezwingen. Als uneingeschränkter Anführer ihrer kleinen 'Gemeinschaft' sah er sich jedoch auch in der Pflicht, eine neue Unterkunft aufzutreiben, sollte der Räumungsbeschluss ihrem derzeitigen Heim in Kürze den Garaus bescheren. Unglücklicherweise befanden sie sich noch nicht im schwarzen Bereich der monetären Bilanz, da CC III's akribisch geplante Strategien sich nur in kleinen Schritten auszahlten, sich bisher keine geregelte Beschäftigung ohne Ausweispapiere geboten hatte. Er reduzierte das dumpfe Vibrieren, bog auf einen vergessenen Teerpfad ein. Im Kegel des Scheinwerfers entbot sich die Ruine einer Produktionshalle, in altmodischem Backstein-Klinkerbau gehalten. "Was denkst du?" Erkundigte er sich über das Dröhnen des Motors bei seinem Sozius, der nun wieder in majestätischer Pose stocksteif aufgerichtet thronte. Natürlich ließ sich Aurelius nicht zu einem vorschnellen Urteil bewegen. Sax' Provokation perlte an dem tiefgekühlten Perlmuttpanzer der marmorweißen Haut spurlos ab. Sax stellte den Motor ab, das aufreizende Prickeln der Zylinder bereits vermissend, bockte die schwere Maschine auf, um Aurelius, der sich gemessenen Schritts der Ruine näherte, zu folgen. Die Produktionshalle bar jeder Gerätschaften ragte hoch über ihnen auf. Laufstege und schwere Stützbalken prägten das Bild. Allein die fast drei Meter hohen Glasfenstern aus massiven Glassteinen boten der nächtlichen Finsternis Paroli, doch den beiden Besuchern bereiteten diffuse Lichtverhältnisse keinerlei Schwierigkeiten. "Viel Platz zum Spielen." Soufflierte Sax anzüglich, einen Arm besitzergreifend um Aurelius geschlungen, begehrlich auf die bläulich pulsierenden Adern unter der schneeweißen Haut an der zarten Kehle schielend. Der ignorierte die Avancen ohne Gemütsregung, erkundete aufmerksam die Beschaffenheit der verlassenen Produktionsstätte. Die kaleidoskopierenden Augen kalkulierten kühl und sorgfältig. Sax okkupierte eine schwere Hakenkralle mit ebensolcher Kette, die von einem Flaschenzug baumelte, amüsierte sich mit dem schwungvollen Schaukeln, glitt unter kehligem Auflachen durch die Länge der Halle, ohne den Boden zu berühren. Des Kurzweils müde lehnte er sich gegen eine massive Säule, die Hände in die Metallösen eines Krans ohne Transportkorb gehängt. Aurelius musterte den schwarzhaarigen Riesen nach beendeter Expedition: die provozierende Pose mit geöffneter Ledermontur, die die muskulöse Brustpartie zur Gänze entblößte, die schwefelgelben Augen unter halb gesenkten Lidern. "Nun, wie lautet dein Urteil?" Räkelte sich Sax in gedehnter Diktion vor ihm, liebkoste mit der Zungenspitze seine scharfen Raubtierzähne. Aurelius' Miene blieb undurchsichtig, als er in kühler Replik bekannt gab, dass er noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen sei. "Ein Belastungstest?" Offerierte Sax mit kaum verhohlenem Hunger, begleitet von einem kehligen Knurren. Ein mikroskopisches Lächeln irrlichterte über die statuesken Züge in dem Porzellangesicht, als Aurelius die weißen Hände tief in die rückwärtige Partie der Lederhosen senkte. Hautnah aneinander geschmiegt währte ihr Pas des Deux nur wenige Wimpernschläge, bis sich die Metallösen um zarte Handgelenke legten, Sax' Krallen wilde Streifen über die nackte Marmorbrust zogen, während sich ein funkensprühendes Unwetter in polarem Zwielicht gegen schwefliges Feuer erhob. Sax umklammerte den arktischen Leib erstickend, saugte sich am fragilen Nacken fest, während sein Oberschenkel Aurelius' Beine auseinander drängte, sich seine Lenden hart an dem wohlproportionierten Hinterteil des Geliebten rieben. Unartikulierte, kehlige Liebesschwüre verbrannten auf seinen dunkel getönten Lippen, als er störende Textilhindernisse beseitigte, um ihren leidenschaftlich-polaren Zweikampf untrennbar auf die Spitze zu treiben. Triumphierend registrierte er in seinem drängenden Begehr, wie sich die schlanken Hände fester um die Metallösen wickelten, Halt suchten, als er das Tempo forcierte, die Raubtierzähne in die ungeschützte Kehle schlug, gleißende, elektrische Entladungen wie ein magnetisches Feuer um sie aufbranden ließ. Aurelius hielt dagegen, wie stets ein nur in höchster Anstrengung mit übermenschlicher Kraft zu gewinnender Preis, der jedoch Sax' Lust umso stärker anstachelte, bis er mit Triumphschrei in der arktischen Kälte des Marmorleibs explodierte. Mit Blitzschlag zerfaserten die vielfarbigen, magnetischen Strahlen an der gläsernen Oberfläche, bis die schweren Glasbausteine mit kaskadierendem Knall zerbarsten. ~?~ "Scheiße!" Entfuhr es Mira, die ein gefundenes Ventil für die Frustration auf die Zurückweisung erkannte, wenn es sich ihr vor die Füße warf. "Find ich gar nicht." Raunte es hauteng an ihrem Ohr. Melody schob sie gegen eine Wand, zog mit einer Hand im Freistil den Reißverschluss der Weste herunter, während die andere sich um Miras Wange wölbte, deren Kopf passend justierte, um einen hungrigen Kuss auf die kalten Lippen zu platzieren. Mira riss in der Semi-Dunkelheit die Augen auf, erschauerte in einem intimen, privaten Feuerwerk, schmeckte Mayonnaise und Ketchup, stöhnte verlangend in den hitzigen Kuss. Ohne sich um die glühende Röte ihrer Wangen und die flächenbrandartige Glut in ihrem Unterleib zu sorgen, umklammerte sie Melody, genoss die schabende Härte des Ledermieders an ihrem Sweatshirt und die Durchlässigkeit der Baumwollbluse. Als es sich unerlässlich erwies, Atem zu schöpfen, fand sich Melodys Bein zwischen ihre zitternden Knie gestemmt, hinderte sie die Wand daran, zu einem winzigen Häufchen frohlockender Hormone im Taumel zu mutieren. "Wenn du doch nur ein Kerl wärst!" Lautete Melodys raue Klage an Miras Halsbeuge. Die perlweißen, perfekten Zähne gruben sich tief in die weiche Haut, zwangen Mira, die Lippen zusammenzupressen, die Luft einzuhalten, die sie gerade mühsam geschöpft hatte. Ein mutiger Griff in die blonde Mähne verschaffte ihr die ersehnte Mixtur aus Verlangen und Erleichterung. Unerwünscht drängte sich die aufflammende Beleuchtung wieder in ihr Intermezzo. Die grauen Augen wandelten sich in Quecksilber, doch funkelte es ihr unverändert Kornblumenblau entgegen, kein Vergleich zu den babyblauen Schleiern der majestätischen Zurückhaltung. "Ich biete dir eine Dusche und ein warmes Bett." Wisperte Mira verzweifelt, jeden Gedanken an das Morgen verbeißend. Melody lächelte, auf die animalisch-ausgehungerte Weise, die nur wenige Menschen bisher gesehen hatten, leckte katzenhaft über Miras Lippen, die den Geschmack von Mayonnaise und Ketchup adaptiert hatten. "Du hast nicht zufällig Schokolade in deinem Zimmer?" Entschlossen zerrte sie eine sprachlose, aber von Glück überwältigte Mira hinter sich her. ~?~ Ein Blitz erleuchtete den Himmel taghell. Der Monitor verabschiedete sich mit einem erbärmlichen Aufzucken. Die Schreibtischlampe brannte durch. Ioannes entfloh ein entsetztes Keuchen, als sich im Fensterglas vor ihm eine weitere Gestalt spiegelte. "Ioannez, warum zo schreckhaft?" Spöttelte Lizard, in die gewohnte Montur aus Reptilienhaut und hauteng sitzenden Hochglanzhosen gehüllt. Die zweifarbigen Eintänzerschuhe spiegelten das fahle Licht kalt. "Ja, bei mir ist der Strom auch weg, und nein, ich bin nicht an Gesellschaft interessiert!" Entlud Ioannes ungehalten seinen Schreck, stürmte an Lizard vorbei auf den Flur, um diesen zu absolvieren, in den totenstillen Technikraum zu stürzen. Wenige Augenblicke später schmetterte ein lästerlicher Fluch gegen die abgedichteten Wände. Schleppenden Schritts, mit dämonischen Visionen vergeblicher Anstrengung unter Einhaltung qualvoller Disziplin geplagt kehrte Ioannes in sein Zimmer zurück, schenkte etwaigen Besuchern keine Aufmerksamkeit. Er benötigte lediglich den flackernden Schein eines Feuerzeugs, um sich der letzten Hoffnung zu berauben: ganze zwei Seiten seiner Dokumentation, der Eintrittskarte in ein besseres Leben, fehlten, hatte der unsägliche Stromausfall dahingerafft. »Umsonst.« Unmöglich, handschriftlich abzuhandeln, was am nächsten Tag, eigentlich schon in wenigen Stunden, akkurat im Briefkasten seines Tutors zu liegen hatte. "Probleme?" Wisperte boshaft eine amüsiert tänzelnde Stimme in Ioannes' Genick, der sich nicht mehr der Mühe unterwarf, höflich oder gar freundlich zu sein. "Ich bin verratzt." Bekundete er klagend, sackte auf der Stuhlkante nieder, stützte die glühende Stirn in die Handflächen. "Ja, ja, dieze Ztromauzfälle." Versetzte Lizard gedehnt, legte die sehnigen Hände auf die Stuhllehne, beugte sich vertraulich nah an Ioannes' linkes Ohr. "Die Techniker zind vor Dienztag nicht im Hauz. Waz für eine Schande." Ioannes erschauerte, verkrampfte sich bei der bodenlos grauenhaften Vorstellung, dass Lizard vermutlich richtig lag, somit ein Mirakel nicht im Bereich des Wahrscheinlichen zu erhoffen war. "Ich bin verratzt." Murmelte Ioannes erneut, unter der Last seiner Enttäuschung Richtung Fußboden gedrückt. "Was würdest du tun, wenn ich dir helfe?" Wisperte lockend die melodiös-raue Stimme. Ioannes fuhr hoch, kehrte sich auf dem Absatz herum, um die hellen Bernsteinaugen indigniert ins Visier zu nehmen. "Wie solltest du mir schon helfen können? Kein Drucker ohne Strom! Außerdem, was kümmert dich schon meine Arbeit!" "Och, Ioannez, du bizt ungerecht." Das Säuseln verbarg nur unwesentlich den spielerischen Spott. "Ich wollte dir gerade meine Reiseschreibmaschine offerieren." Ioannes blinzelte hinter den runden Brillengläsern mehrfach, bis er sicher war, dass sich dort buchstäblich ein Licht aus der Finsternis zeigte. "Was verlangst du dafür?! Ich tue alles!!" Lizard lächelte nachsichtig über Ioannes aufflammenden Elan, umfasste ungefragt dessen Handgelenk, wandte sich der Tür zu. "Darüber unterhalten wir uns... später." ~?~ Sax ließ den schweren Motor dröhnen. Seine Linke streichelte zärtlich über den schimmernden Stoff auf Aurelius' Oberschenkel. "Nun?" Erkundigte er sich sanft schnurrend, den Kopf mit der unbändigen Mähne weit zurückgelehnt. Aurelius' Miene, wie immer steinern, verriet seinem Betrachter keinerlei Regung. Eine schlanke Hand ergriff die wilden Zotteln, verdrehte diese mahnend. "Die Fenster müssten gemacht werden." Bemerkte er kühl. Sax lachte wölfisch, wandte sich weit herum, um Aurelius wild zu küssen. ~?~ Ioannes zuckte zum wiederholten Mal hoch, als er sich dabei ertappte, gegen die reptilienhäutig bewehrte Schulter seines Kommilitonen zu sinken. Lizard hatte das Abtippen des Konzepts übernommen, nachdem Ioannes zur eigenen Beschämung hatte konstatieren müssen, dass es seine Leistungsfähigkeit in diesem Augenblick überstieg, fehlerfrei die letzten Absätze zu Papier zu bringen. Die eilig illuminierte Kerze spendete einen winzigen Lichtpegel, sonderte einen moschusartigen Geruch ab, der sich unwillkommen in Ioannes' schläfrige Sinne schmiegte, mit seltsam narkotischer Wirkung. "Fertig." Stellte Lizard samtig raunend fest, was Ioannes befähigte, schwankend in die Höhe zu taumeln, den letzten Bogen zu den übrigen Seiten seines Manuskripts zu fügen, es solide einzubinden. Erleichterung durchflutete ihn wie eine süße Droge. "Vielen Dank, Lizard..." Ein taghell gleißender Blitz zerriss die intime Vertraulichkeit des schattenhaften Zimmers, erdrückte die schwächliche Kerzenflamme. Ioannes entfuhr ein schreckhaftes Keuchen. Er sammelte sich hastig, um seine Retour einzuleiten. Lizard hielt den Kopf gesenkt, die sehnigen Hände zu Fäusten geballt. "Danke auch, Sax." Zischte er eisig. "Also, noch mal vielen Dank, Lizard, ich will dich nicht weiter..." "Bleib hier." Knisterte es aufgeladen in der Dunkelheit. Ioannes' Glieder versagten jeglichen Gehorsam. Abgeschnitten von seinen flatternden Nerven verharrte er wie gebannt vor der gigantisch aufragenden Zimmertür, die ihm das Entkommen verwehrte. Glimmende Bernsteinaugen bohrten sich in seinen steifen Rücken. Sein Herz stolperte in fahriger Flucht dahin. "Wie denkst du über das Fliegen, Ioannes?" Hauchte Lizard kehlig. Seine Hände schoben sich unter Ioannes' dünnes Polohemd, umklammerten ihn besitzergreifend. ~?~ I Put A Spell On You Written by Screamin' Jay Hawkins I put a spell on you because you're mine You had better stop the things that you do I ain't lying, no I ain't lying I just can't stand it babe The way you're always running round I just can't stand it The way you always put me down I put a spell on you because you're mine, you're mine, you're mine I put a spell on you because you're mine You had better stop the things that you do Lord knows I ain't lying, no no no I ain't lying I just can't stand it The way you always put me down I just can't stand it The way you always run round I put a spell on you because you're mine, you're mine, you're mine I love you, I love you, oh anyhow I don't care if you don't want me, I'm yours anyhow I put a spell on you because you're mine Because you're mine, you're mine, because you're mine ~?~ Vogelgezwitscher. Ein schmaler Streifen ungefilterten Sonnenscheins. Ioannes schlug behutsam die Augenlider auf. Unzweifelhaft befand er sich nicht in seinem eigenen Zimmer, das gegen Westen hinausging. Blinzelnd stemmte er sich auf die Ellenbogen, musterte kurzsichtig seine Umgebung, überraschend erholt trotz der kurzen Nacht. Ein leiser Seufzer entschlüpfte ihm. Mit absoluter Sicherheit hatte ihm sein Gefühl bereits beim Erwachen vermittelt, dass er nicht geträumt hatte. Der Anblick neben ihm in dem zerwühlten Bett bestätigte nur seine Vermutungen. Lizard schlief an seiner Seite. Lautlos flogen die tiefen Atemzüge, hob und senkte sich der biegsame Rücken in unsichtbarem Rhythmus, auch wenn Ioannes körperlich jede Regung verspürte. Er richtete sich auf, zog die Beine schützend vor den nackten Leib, betrachtete Lizards Rückenpartie. Über der Wirbelsäule tanzte triumphierend und archetypisch eine Art Schlange mit schuppigem Gefieder, das die eckigen Schulterblätter überspannte, einer südamerikanischen Gottheit ähnlich. »Das ist absolut verrückt.« Ioannes' Fingerspitze zeichnete hauchzart das kupfergoldene Gefieder auf der sandfarbenen Haut nach. »Ich sollte gehen, bevor er erwacht, immerhin muss ich die Dokumentation noch einwerfen, rechtzeitig den Zug nehmen.« "Du bist schon wach?" Raunte es samtig an Ioannes' Ohr, der erschrocken zusammenfuhr. Wie konnte sich Lizard nur so scheinbar blitzschnell bewegen?! Hatte der nicht eben noch friedlich geschlummert?! Ohne Aufforderung schob sich Lizard zwischen Ioannes' angewinkelte Beine, während seine Hand liebevoll dessen rechte Wange liebkoste, der Daumen die dünnen Lippen nachzog. "Lizard... ich muss... wirklich gehen..." Murmelte Ioannes angestrengt, sich mühsam der passenden Worte erinnernd. Schon fand er sich erneut auf der Matratze wieder, Lizards Rechte besitzergreifend auf seinem Hüftknochen. Die Bernsteinaugen funkelten in unverhohlenem Vergnügen direkt über Ioannes' kurzsichtigem Blick. "Usted pertenece a mi." Flüsterte Lizard beschwörend, bevor er Ioannes' kläglichen Widerstand mit einem gierigen Kuss brach. Ioannes bohrte die Fingerspitzen in das schuppige Gefieder der archetypischen Schlange, rang nach Atem, ein Fegefeuer in seinem Leib bergend, das unersättlich auf Lizards Lockruf entbrannte. "Hat dir der Flug gefallen?" Erkundigte der sich mit spöttischer Zärtlichkeit an Ioannes' flammend roter Wange, bevor er die Zunge über sie gleiten ließ, als habe er eine besonders exquisite Delikatesse vor sich. Ioannes stöhnte leise, barg die Stirn in der sandfarbenen Halsbeuge. "Du hast mich verflucht!" Krächzte er in einer Mischung aus Verzweiflung und Triumph über diese errungene Erkenntnis. Lizard lachte nachsichtig, bestrich die glühende Haut mit flüchtigen Küssen. "Du hast lange gebraucht, das zu erkennen, mein Hübscher." Spöttelte er bar jedes Sprachfehlers samtig an Ioannes' Schläfe, der drängend sein Becken gegen die schmächtigen Hüften drückte, den aufbäumenden Feuerströmen in seinem Leib nichts mehr zu entgegnen wusste. "Usted pertenece a mi, du gehörst mir." Besiegelte Lizard erneut Ioannes' Schicksal, bevor er aufreizend langsam zu einem weiteren 'Flug' ansetzte. ~?~ ENDE ~?~ ~~> Fortsetzung in "Alpha" Vielen Dank fürs Lesen! kimera, *harharhar* ^-^ PRODUKTIONSNOTIZEN Passend zu dem Oldie und Ostern ein weiterer Auftritt der wilden Bande, erneut mit Episodencharakter, wobei das Hauptaugenmerk sich nun den Pärchen widmet, die den Feierlichkeiten ihre eigene Prägung geben. Yupp, ich mag sie alle und sie werden zweifellos noch öfter erscheinen ^^