Titel: The Score Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Hinagiku-The Eve Of Lust-Serie (siehe Informationen), Teil 1 FSK: ab 16 Kategorie: Romantik Erstellt: 26.01.2002 Disclaimer: Hinagiku gehören mit Leib, Seele und jedem Song kimera- eve of pleasure- records, alle Rechte vorbehalten ^_~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ ~ø~ The Score "Verdammte Scheiße, diese Funzel bringt mich noch um!" Flea zog die grüngefärbten Augenbrauen hoch und musterte Bug, der mit den Drumsticks einen Trommelwirbel auf die abgenutzte Konsole feuerte. Dabei finstersten Blicks die Neonleuchte anfunkelte, die flackernd dem Ende ihres irdischen Daseins entgegen blitzte. Ohne weiteren Kommentar schraubte er dem ungewöhnlich großen Kollegen eine nachtschwarze Sonnenbrille auf die Nase. Wandte sich dann wieder konzentriert dem Liebkosen seiner Bassgitarre zu, lauschte auf die winzigen Vibrationen, die seine Finger den straff gespannten Seiten entlockte, kaum hörbar ohne Einsatz der akustischen Verstärker. Weevil und Spider, bereits in der jeweiligen Kriegsbemalung und voller, zutreffender sollte man wohl anmerken, spärlicher Bekleidung, befleißigten sich des Aufwärmprogramms. Schleuderten die mit ihrem Eigenhaar verflochtenen, schrill getönten künstlichen Haarsträhnen wild umher, stimmten den synchronen Aufschwung ab. Bandleader Mosquito befand sich unterdessen in einem kleinen Gelass, das als Makeup-Raum und Garderobe zugleich diente. Gebückt und mit angespannter Miene wieselte Michael, Mick-chan gerufen, vor ihm herum. Das engelsgleiche Puttengesicht glühte sanft. Mosquito lächelte und entblößte die spitzen Eckzähne, ein Erbe, das seiner Familie den Ruf eingebracht hatte, von Dämonen abzustammen. Oder aber sehr verfressen zu sein. Die zweite Vermutung konnte zumindest in Persona Mosquito nicht belegt werden: er behielt seine jungenhaft-sehnige Gestalt trotz aller Anstrengungen und des zehrenden Tourlebens mühelos. Seine Vorbereitung auf den nächtlichen Gig bestand wie seither daraus, sich als Letzter ankleiden und schminken zu lassen. Mit kaum verhohlenem Genuss die behutsamen und zugleich zielgerichteten Gesten ihres höchst persönlichen Betreuers auszukosten. Mick betonte mit nächtlichem Blau die in Form gezupften Brauen, verlieh den schwarzen Augen ihre vampartige Aura. Während er unbewusst die Zeit bemaß, die benötigt wurde, die künstlichen Haarsträhnen in silbrigem Weiß und Royalblau in die schweren, glatten Haare des Mannes vor sich einzuflechten, mit natürlichem Wachs zu befestigen. Unwillkürlich rotierte das zuckerfreie Bonbon in seinem Mund schneller, das einzige Anzeichen der Anspannung. Immerhin hatte er es heute glücklich bewältigt, Mosquito in sein Bühnen-Outfit zu verpacken, ohne dass dieser jede Bemühung als Aufforderung verstand, sich mokant grinsend zu wehren oder divenhaft Launen zu inszenieren. Mick rieb sich mit der freien Hand verstohlen über den Rücken. Die gebückte Haltung strengte ihn an, obwohl er dies zu verbergen suchte. Er hatte die Zeit vor dem Auftritt genutzt, sich mit einem zweiten Engagement bei einer Bühne einen Zusatzlohn zu verdienen, doch nun musste er der Anstrengung und Zeitnot Tribut zollen. Mosquito, dessen scharfem Blick die Geste nicht entging, blitzte mit seinen Fängen, umfasste sekundenschnell die schmale Gestalt um ihre Hüften und zog sie besitzergreifend auf die entblößten Oberschenkel. Mick folgte instinktiv der ersten Regel, die ihn sein Großvater an der kleinen Chinesischen Oper gelehrt hatte: er riss die Arme hoch, um nicht Kostüm oder Gesicht mit Farbe zu beschmieren, gleichsam wehrlos gegen die Attacke. Scheinbar unbefangen legte Mosquito ihm die schwerbeladenen Arme um die Taille, umfasste mit der beringten Hand das eigene Handgelenk, so locker und versichernd zugleich, wie man ein Kind auf dem Schoß hält. Mick sammelte rasch seine Gedanken, die im Fortgang seiner Arbeit die Angewohnheit hatten, ihre Umgebung vollkommen aus dem Fokus ihrer Aufmerksamkeit zu streichen. "Das geht nicht, Mosquito...", setzte er an, doch dieser räkelte sich, kaum von der schmalen Gestalt auf seinen Beinen gehindert, in eine breitbeinigere, bequemere Position, fletschte die blendend weißen Zähne und schloss die Augen. "Unsinn, Mick-chan." Dann, ein Wimpernflattern, ein lasziver Blick, der allein gereichte, die Zensoren zusammenzucken zu lassen. "Außerdem sind wir hier ganz allein..." Mick ignorierte souverän den lockenden Ton. Er kannte Mosquito zwar noch nicht so lange wie die anderen, aber er wusste, dass dieser fast reflexartig in die Rolle des diabolischen Verführers ohne Gewissen schlüpfte, wenn er die Augen aufschlug. Es konnte nichts Persönliches sein. Dennoch war ihm seltsam zumute, so vertraut mit dem Gleichaltrigen umzugehen, seine Prinzipien schleifen zu lassen. Üblicherweise wurden Leute seiner Profession mit einem Möbelstück verglichen, als dienstbarer Geist nicht registriert, konnten somit auch uneingeschränkt ihrem Metier folgen. Dass er bei Hinagiku nicht nur das Makeup übernommen hatte, sondern Ausstatter in Sachen Outfit und Styling geworden war, verdankte er Kevin, dem umtriebigen Manager. Ob aus Kalkül, -ein Mann mit diesen Fähigkeiten kostet weniger als drei Spezialisten-, oder weil dieser ihm eine Einstiegschance geben wollte: Mick war sich dessen nicht so sicher und Gelegenheit, Kevin zu befragen, ergab sich selten. »Du schweifst ab!!«, ermahnte er sich streng, unwillkürlich in das Kanton-Chinesisch seines Großvaters verfallend, dessen strenger, aber liebevoller Führung er seine Kenntnisse verdankte. Rasch befestigte er die einzelnen Strähnen, beugte sich nah an Mosquitos schwarz glänzende Mähne heran, registrierte die Körperwärme, die dieser verschwenderisch verströmte. Wurden alle anderen vor dem Auftritt unruhig, so verfiel Mosquito in vollkommene Ruhe und Gelassenheit, ein Gegenpol zu seinen Kollegen. "Was ist das?" Sanft wie eine Sommerbrise streiften die Worte Micks Kehle. Er wich irritiert zurück, suchte in den schwarzen Augen nach einem Hinweis, was Mosquito wohl aus seiner meditativen Versenkung gelockt haben mochte. Dieser legte den Kopf schief. Wieder zuckten die Mundwinkel in der Andeutung eines provozierend anzüglichen Lächelns. "Dieser Duft..." Mick lachte erleichtert auf, grinste und schob das unvermeidliche Bonbon, das ihm als Nahrungsersatz diente, zwischen die kleinen Zähne. "Maracuja-Kirsche", erklärte er eifrig, ließ dann schleunigst die fruchtigen Überbleibsel in den Tiefen seiner Mundhöhle verschwinden, hatte die Geste doch etwas Lasterhaftes an sich. Seine Aufmerksamkeit nun wieder eilig angesichts der verrinnenden Zeit auf die Haarsträhnen fokussierend beugte er sich wieder vor, die Arme hochgereckt, um den Hinterkopf zu erreichen. Er zuckte förmlich zusammen, als sich eine warme Hand mit kühlen silbrigen Fingerringen an seinem Rückgrat entlang unter sein Sweatshirt schob, vorgeblich ihn zu stützen suchte, dabei aber fiebrige Schauer durch die Sehnen- und Muskelstränge jagte. "Schmeckt es gut?", gurrte Mosquito unter vibrierendem Bass, eine Eigenschaft, die bei empfindsamen Gemütern ein Ganzkörperkribbeln auslöste. Mick biss die Zähne aufeinander. Seine Finger schienen der glatten, schweren Haarsträhnen nicht Herr werden zu können, seine Arme erlahmten bereits. Mosquitos glühender Atem, der sich in seinen Halsausschnitt und dann hinunter an seinem jungenhaften Leib herabschlängelte, tat ein Übriges, ihn aus dem Konzept zu bringen. »Ich muss aufstehen, sonst wird das nie was!« Mick lehnte sich zurück, bereit, sich aus dem aufreizenden Zugriff zu befreien, doch Mosquito erwartete diese Bewegung bereits. ~ø~ »Ich verstehe nicht, warum er dieses hässliche Sweatshirt trägt... Micky Maus, einfach lächerlich... hoffentlich nicht, weil wir ihn Mick nennen?! Hmmm... seine Haut duftet gut... durch all diesen Makeup-Gestank... ich kenne diese Seife, habe sie auch benutzt. Er zittert... die Anstrengung? Stimmt, Kevin sagte was von einem anderen Engagement... kann jeden Wirbel unter meinen Fingerspitzen fühlen... Ist er beleidigt, weil ich mir Freiheiten herausnehme?! Ob wohl... auch andere...?! Nein, das würde er nicht zulassen, sie könnten glauben, weil er so jung ist, können sie ihn wie ein Kind behandeln! Also... lässt er es mir durchgehen, weil er erschöpft ist? Hmmm... dieses Bonbon... riecht nach künstlichem Aroma... er sollte lieber in einen Pfirsich beißen... Wenn ich mir vorstelle... diese kleinen Zähne... in die flaumige Haut... das fruchtige Fleisch... wenn ihm der Saft aus den Mundwinkeln rinnt... an seinem Kinn hinunter... die Kehle hinab... Schlüsselbein.... Scheiße... hört er meinen Herzschlag genauso laut wie ich?! Wenn er nur nicht so verdammt süß wäre... so unschuldig aussehen...verflucht!!« ~ø~ Mick rutschte unbehaglich auf den nackten Oberschenkeln weg, bemerkte die unwillkürliche Gegenbewegung, als Mosquito versuchte, ihn daran zu hindern. Seine Jeans schrammte über die Spitzen der geschnürten Lederstiefel, die über die Knie reichten. Dann legte sich Mosquitos Linke um seine Taille, die Rechte mit den lackierten Nägeln wärmte Micks linke Wange zärtlich, während die purpurrot geschminkten Lippen seinen Mund eroberten. Mick keuchte angstvoll. Eine glühende Zunge bestrich seine aufgebissene Haut, erschmeichelte sich dank des brennenden Schmerzes von Speichel auf Wundrand den Zugang. Um zielstrebig das Bonbon wie einen Spielball aufzunehmen und in seiner Mundhöhle tanzen zu lassen. Er schluckte hastig, umklammerte hilflos seine Arbeitsmaterialien, nicht fähig, sich loszureißen und damit möglicherweise sein Werk zu zerstören. Doch Mosquito selbst ersparte ihm die Qual, zog sich zurück, leckte dabei provozierend über die kaum verblasste Purpurfarbe und grinste. "Hast Recht, schmeckt gut", raunte er leichthin, schloss dann die Augen und verbarg sich hinter der undurchdringlichen Maske seines Gesichts. Mick rieb sich eilig mit dem Handrücken über den Mund, schoss hoch und zwang sich, seinen Herzschlag zu verlangsamen, sich nur auf seine Aufgabe zu konzentrieren. »Es war nur ein Scherz gewesen, einer dieser dämlichen Star-Allüren!! Nur eine provokante Geste, nichts weiter! Das Gleiche würde Mosquito wohl auch mit einem schwärmerischen Schulmädchen abziehen! Um sich dann mit blitzenden Augen an ihrem Entsetzen und der Verlust ihres unschuldigen Glaubens an ihn ergötzen! Nur eine Pose, nichts weiter!« ~ø~ >whenever i see you whenever i touch you whenever i kiss you i took my time >i left my soul >i broke my heart >i killed my smile >i forgot my mind >whenever i hold you whenever i kiss you whenever i fuck you i done my time >i return to you >i change my shape >i track you down >i eat your heart >i burn your soul (love-struck by Hinagiku) ~ø~ Flea und Bug ließen die Sake-Flasche kreisen, Spider schlürfte bereits die dritte Portion gekühlter Austern. Kevin beobachtete die Bandmitglieder prüfend. »Zwei Nächte auftrittsfrei, da kann man diese Ausschweifungen schon einmal durchgehen lassen.« Seine Finger drehten einen unverwüstlichen Kugelschreiber unermüdlich, gleichzeitig konsultierte er seinen elektronischen Organizer. »Besser dreimal kontrolliert als einmal vergessen«, nach diesem Motto gestaltete sich sein 16-Stunden-Tag im Namen der Band. Die Aufgabenverteilung bestand seit ihrer Schulzeit. Als er sich für Flea, Bug und Spider nach geeigneten gleichaltrigen Musikern umgesehen hatte, die bereit waren, neben den Prüfungen, Jobs und Schlaf auch noch eine Band auf die Beine zu stellen. Die ihren Hunger nach harter, provokanter Musik in wildem Stilmix erfüllte. Weevil und Mosquito hatte er auf einer Schule entdeckt, die ihren Schülern strenge moralische Grundsätze eintrichterte. Was in der Freizeit zu einem hohen Prozentsatz an Alkoholleichen, Motorradgang-Mitgliedschaften und anderen Ausschweifungen führte. Für 16-Jährige waren die beiden sehr ausgekocht gewesen, wie Kevin sich auszudrücken pflegte. Doch er hatte nicht umsonst bereits mit zwölf Jahren den schuleigenen Börsenclub geleitet und war Schachmeister in vier aufeinander folgenden Jahrgängen gewesen. Wenn man eine Gelegenheit sah, musste man sie nutzen. Und nun saßen dort seine Freunde und personifizierten Gelegenheiten, zu Wohlstand und Ansehen zu kommen und vergnügten sich in der Abwärmphase nach ihrem Konzert. Dieses Mal würde er wenigstens nicht irgendwelche Minderjährige zu ihren Eltern kutschieren müssen, oder Halbstarken die Schlüssel zu Motorrädern und Rollern abnehmen, weil diese nicht einmal mehr stehen konnten. Es war ein Fulltime-Job, eine Metal-Hardcore-Punk-Band zu coachen, so viel stand fest. Mosquito schraubte sich in die Höhe, eine Sake-Flasche fest im Griff. "Suchst du was?!" Alarmiert hangelte Kevin nach einem Zipfel der langen Weste aus durchscheinendem Kunststoff, die nur unwesentlich die sehnige Gestalt mit ihren Muskeln und aufgezeichneten wie auch echten Tätowierungen verhüllte. Mosquito grinste schief, wedelte gleichmütig mit der beringten Hand. "Kein Stress, Manager, wollte nur dem Kleinen nen Schlummertrunk anbieten." Trotz der leichthin gesprochenen Worte drohten die durchdringend klaren Augen unverhohlen, man möge sich ihm nicht in den Weg stellen. Kevin zuckte mit den Achseln, er würde sich nicht einmischen. Michael würde ohnehin schon dem Schlaf der Erschöpften frönen, welchen Schaden konnte Mosquito schon anrichten?! Selbst die Mädchen, die er morgens aus Hotelbetten aufsammelte, konnten kaum behaupten, nicht gewusst zu haben, was ihnen blühte. ~ø~ Mosquito schob sich in den kleinen Raum, ein einfaches Zwei-Tatami-Zimmer, zugestellt mit Hartschalen-Koffern und mobilen Schrankelementen, die ihre Garderobe und diverse Utensilien enthielten. In den schmalen Rest der Bodenfläche war ein Futon ausgerollt. Eine zerbrechlich winzig wirkende Gestalt schlief dort mit hauchzarten Atemzügen. Geschmeidig trotz der geschnürten Stiefel kniete sich Mosquito neben den reglosen Leib, platzierte die Sake-Flasche in Reichweite. Mick war nur anhand der im Schlaf verwirrten, braun getönten Haare zu erkennen, aus ihrem exakten Seitenscheitelschnitt befreit. Langsam sackte Mosquito mit dem Rücken an einem Schrankelement hinab, die angewinkelten Beine über die seitlich ausgestreckte Gestalt gelegt, nur Wimpernschläge von einer Berührung entfernt. Unschlüssig zerraufte er die eigenen schweren Haare. Ungewohnt gehorsam hatte er sich selbst abgeschminkt und die Haarteile gelöst, wie abgesprochen, wenn die Show länger als drei Stunden andauerte, was bei einem mittelgroßen Club voller enthusiastischer Anhänger nicht selten vorkam. In ihm brannte noch immer das Feuer des Auftritts, diese unschlagbare Kombination aus Adrenalin und Euphorie, stärker als jede Droge, die man herstellen konnte. Und sie verzehrte sich nach einer weiteren Ausbruchsmöglichkeit, stage diving war heute nicht genug gewesen. Gleichzeitig wollte Mosquito selbst der Gewalt nicht nachgeben, die aufbrodelte, ein Ventil suchte, sondern ein ruhiges Hinübergleiten in erschöpften, zufriedenen Schlaf finden. Und nun saß er im Dunkeln in einer winzigen Kammer und streichelte mit einer verwegenen Fingerspitze den bloßen Nacken eines puttenhaften Jungen. Kevins Ermahnung toste durch seinen Kopf: »fang nichts innerhalb der Band und ihrem Support an!!« Doch das hatte nie ein Problem dargestellt. Warum aber.... wollte er Mick an sich pressen, ihn mit jedem Kuss ersticken?! Mosquito legte den Kopf in den Nacken und starrte in die Finsternis. War er schon so gelangweilt von allen Ausschweifungen, dass er sich nicht nur an einem anderen Mann, sondern auch an einem Freund versündigen wollte?! Seine Finger zeichneten nun imaginäre Schnörkel auf die warme Haut, lauschten begierig auf Atemzüge, leise Seufzer im selbstvergessenen Schlaf. »Ich kenne dich doch seit fast zwei Jahren... warum jetzt?? Warum du?!« ~ø~ "Kevin?" "Hmm?" Eingelullt durch das gleichmäßige, metallische Schaben der Scherenklingen aneinander und in die Betrachtung der Anzeige seines Handhelds versunken, weitete Kevin den Horizont seiner Wahrnehmung wieder. Um Mick zuzuhören, der ihm gerade die Haare kürzte, mit mehr Geschick und dennoch in gleicher Präzision wie ein elektrischer Rasierer. "Ja, bitte?", erkundigte er sich höflich, löschte das Anzeigenfeld auf dem Display. "Hast du schon Pläne für die Woche Tour-Pause?" Kevin drehte die erstaunlich persönliche Frage im Geiste hin und her, betrachtete sie unschlüssig. Sicherlich hatte er schon Pläne, diktiert von seiner Arbeit, aber wollte Mick tatsächlich diese Details erfahren?! »Vermutlich zielt er auf etwas anderes ab.« Kevin knackte mit den Fingerknöcheln und schob sich einen frischen Streifen Kaugummi in den Mund. Er hatte die Alternative zum Zigarettenkonsum aus der nüchternen Erwägung heraus gewählt, dass dieses kostengünstiger, weniger aufdringlich im Geruch und weniger schädlich für seine empfindlichen Magensäfte war. "Ich werde wohl die Finanzlage ein wenig ausbauen mit dem Abschluss einiger Sponsorenverträge. Im Übrigen steht die leidige Steuererklärung mal wieder ins Haus", erwiderte er betont sachlich. "Ich habe ein Engagement bei der Staatsoper... hast du Lust, dir eine Vorstellung anzusehen? Ich habe Freikarten für Madame Butterfly bekommen." Kevin malmte erleichtert. Es lief also auf einen Opernbesuch hinaus? "Oh, das wäre sicherlich nett. Bist du bei den Kostümen?" "Ich helfe aus, umkleiden, vorbereiten, Flickarbeiten..." Micks kleine Hand zeichnete vage eine Geste der reduzierten Bedeutung seiner Aufgabe in die Luft. "Fertig", verkündete er dann, zog behutsam den Schutzkittel herunter, rieb sich die von Haarwasser feuchten Finger an einem Handtuch trocken. Ohne Überraschung konsultierte Kevin den Spiegel. Seit er Mick kannte, hatte dieser ihm zu gern die Haare geschnitten, in der stachlig-spritzigen Form, die dem biederen Anzug und der einfachen Brille zuwiderlief. "Vielen Dank", aufgeräumt erhob Kevin sich, tätschelte Micks schmale Schulter, justierte die Brille und verließ in eiligem Schritt das Kämmerchen, das ihnen an diesem Abend zugestanden wurde. ~ø~ Mosquito räkelte sich auf dem unbequemen Holzstuhl, zupfte an den Messingringen, die den einzelnen Fetzen seiner Aufmachung ein knappes Zugeständnis an die Schicklichkeit gestatteten. Mick massierte ungewöhnlich grob die Grundierung in seine Haut. Die sonst so sanft geschwungenen Augenbrauen zu harten Linien gezerrt, in sich selbst versunken und doch im Widerstreit. Aufmerksam die Wandlung in der fragilen Gestalt beobachtend hielt Mosquito dieses Mal die Augen offen, suchte nach Hinweisen auf die Ursache des Konflikts, den Mick mit sich selbst ausfocht. Natürlich würde dieser niemals so pflichtvergessen sein, ihm tatsächlich Schmerzen zuzufügen, seine harmoniebedürftige Natur verbat dies. Jedoch musste man es als alarmierendes Signal betrachten, dass jede Geste mit unterdrücktem Unwillen erfolgte. »Ist er wohl wütend auf mich?! Aber das musste doch...«, Mosquito strengte sich an, »... eine Woche her sein! Ausgeschlossen!« Mick konnte kaum länger als eine Viertelstunde Unmut zeigen, und er hatte an drei vergangenen Abenden ausreichend Gelegenheit gehabt, Mosquito dies zu beweisen, doch Mick hatte nichts dergleichen getan. »Zu viel Stress... zu wenig Wärme...« Mosquito legte behutsam die Linke auf Micks Hüfte, gerade genug Kraft einsetzend, dass dieser sie nicht einfach herunterschütteln konnte. Stattdessen begrüßte ihn ein leichter Schauer, ein ganzkörperliches, lautloses Seufzen. Mosquitos scharlachrot nachgezogene Augenbrauen wölbten sich diabolisch in die Höhe. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden zog er den anderen Mann auf seine Beine, umarmte ihn eng. Er konnte die Anspannung förmlich einatmen, das Zittern des schlanken Leibs, die mühsam unterdrückten Gefühle, die versteckt in ihrem zerbrechlichen Gefängnis tosten. "Mick-chan...", wisperte er rau, seine Rechte wärmte die bleiche Wange, dann küsste er die bebenden Lippen hungrig, bemächtigte sich der nachgiebigen Gestalt. Mick wehrte sich nicht, ließ sich halten und hart küssen, achtete lediglich mit der traumwandlerischen Sicherheit eines geborenen Maskenbildners darauf, die bisher fragmentarisch durchgeführten Arbeiten nicht zu zerstören. Mosquitos Zunge, seine spitzen Zähne, der heiße Atem: all das war ein ersehntes Geschenk. Nicht der richtige Absender, aber wer fragte ein eigensinniges Herz, wenn der ganze Körper an seinen Lebensumständen zu vereisen drohte?! Er gab sich den kundigen Händen hin, lehnte sich enger an den größeren Mann, erwiderte begierig jede Liebkosung, jede Zärtlichkeit. Nach anfänglichem, rücksichtslosem Ansturm beruhigten sich ihre teils aufgewühlten, teils neugierigen Gemüter, nahmen sich Zeit, zu schmecken, zu erkunden, auf das Echo jeder Geste zu lauschen. In diese Intimität brach schneidend das laute Öffnen der Tür. Kevin erkannte in einem Augenblick die Situation, unzweideutig, wie sie sich darbot, warf einen warnenden Blick in die schwarzen Augen des Lead-Gitarristen, schloss dann betont leise die Tür wieder. "Du hast noch fünf Minuten." Seine Stimme drang mit der gewohnten Geschäftigkeit nüchtern durch das dünne Türblatt. Micks Kopf sackte auf Mosquitos Schulter. Nun zitterte er erneut wie Espenlaub, doch war dies eher einer eisigen Brise zu verdanken, die ihn unsichtbar gestreift haben musste. Mit einem zärtlichen Klaps auf den mageren Hintern ermunterte Mosquito ihn, sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu widmen, gleichsam in der Arbeit Vergessen und Beruhigung zu suchen. ~ø~ Die Halle tobte, der Boden unter ihren Füßen bebte unter dem rhythmischen Aufstampfen, ohrenbetäubendes Geschrei bildete eine infernalische Kakophonie. Mosquito trocknete sich mit einem Handtuch Schweiß ab, nutzte die kurze Bühnenpause zum Verschnaufen, nickte den Kollegen beiläufig zu. Ein guter Abend. Kevin materialisierte sich neben ihm, seltsam deplatziert in der grellen Umgebung mit dem konservativen Zweireiher. "Mosquito, auf ein Wort." Sein Kinn wies eine abgedunkelte Ecke. Mosquito folgte der Einladung mit einem spöttischen Lächeln. War man endlich erwacht?! Gelassen lehnte er sich rücklings an das grobe Mauerwerk, verschränkte die ketten- und reifenstarrenden Arme vor der nackten Brust. "Wir haben eine Abmachung: Keine Kollegen und niemand vom Support", eröffnete Kevin mit steinerner Miene. "Ich erinnere mich", entgegnete Mosquito nonchalant, zwirbelte in unverschämter Leichtigkeit an einer Strähne. Kevins flache Hand sauste klatschend neben seiner rechten Wange auf den Beton. "Mick ist unser Freund. Mach das nicht kaputt mit einem deiner Spielchen!" Die schwarzen Augen hinter den Gläsern funkelten arktisch. Mosquito richtete sich auf, in katzenhafter Grazie, gab die Strähne frei und legte beide Hände flach auf den grob gekämmten Stoff des Revers. "Wenn du ihn nicht so abweisend behandeln würdest, wäre das nicht notwendig! Du weißt, dass er DICH liebt." Seine eindringlichen Worte spiegelten sich in dem angespannten Gesicht des Managers wider. Dieser jedoch verschloss sich für Wimpernschläge vollkommen. "Wir haben Grundsätze." "Blödsinn, Kevin. Wir kennen uns zu lange, um uns etwas vorzumachen. Also?" "Also was?!" Kevins Mundwinkel zuckten. Mosquito strahlte virile Lebenskraft aus, die radialen Wellen durchglitten auch ihn. "Hast du es noch drauf?" Ein unverhohlen lüsternes Grinsen verzerrte die geschminkten Züge zu einer bizarren Maske. Kevin wich den glühenden Augen aus, knurrte kaum verständlich, dass man ja auch das Radfahren nicht verlernte. Mosquito lachte kehlig, gab einen zufrieden-schnurrenden Ton von sich, legte dann vertraulich die nackten, schwerbeladenen Arme auf Kevins Schultern. Hauchte mit dem aubergine-gefärbten Mund seinen Plan in dessen Ohr. ~ø~ "Scheiße, Bug, geh mit deiner Tussi aufs Zimmer!" Flea trat dem Drummer betont hart in den Hintern, offenkundig nicht länger in duldsamer Stimmung, enervierten ihn doch die durch fortgeschrittene Trunkenheit unbeholfenen Kopulationsversuche des Kollegen gewaltig. Spider kicherte im Alkoholnebel beifällig, kippte dann hintenüber auf die losen Polster und erging sich übergangslos in Morpheus' Armen. "Das reicht wohl", konstatierte Kevin, der in Gewohnheit nüchtern blieb. Dirigierte Mick in seinen Arm, der nicht nur dem Alkohol zugesprochen hatte, sondern auch die gesamte Nacht wie die Bandmitglieder gesungen und herumgetobt hatte. Dass er sich nun nur noch mühsam auf den Beinen halten konnte, verdankte er der körperlichen Erschöpfung als auch einer Sake-bedingten Phase des Selbstmitleids. Geschmeidig löste sich auch Mosquito aus der krakenartigen Umarmung einer aufwändig geschminkten und kaum bekleideten Frau, umfasste vertraulich Micks Hüfte. Es bereitete keinerlei Schwierigkeiten, zu dieser Morgenstunde trotz ihrer grellen Aufmachung, -Mosquito trug noch sein Kostüm-, den Aufzug zu benutzen und den Flur entlangzuschwanken. Bis sie die Zimmerflut erreichten, die Kevin gebucht hatte. Das letzte Konzert, dann eine ganze Woche Pause: das musste gefeiert werden! Kevin entriegelte mit der Karte die Tür, wählte sorgsam die niedrigste Beleuchtungsstärke, überließ Mick Mosquitos Obhut, um die Tür zu schließen und sich aus der Anzugjacke zu schälen, die Krawatte zu entfernen. Mosquito jedoch näherte sich dem Doppelbett nur in leichtem Wiegeschritt. Er hatte sich hinter Mick geschoben, die Arme überkreuz um dessen schmale Hüften geschlungen, bewegte diesen nun in intimen Pas de deux wie eine Marionette, raunte eine aufreizende Melodiefolge in den braunen Schopf an seiner Brust. Kevin trat zu ihnen, suchte die schwarzen Augen, tauschte ohne Laut Anweisungen aus, und Mosquito gab mit Nonchalance langsam Mick frei, tänzelte beiseite, um sich mit Geschick aus seinem Kostüm zu winden. Micks verschleierter Blick flackerte erschöpft, als er eine Hand unter seinem Kiefer registrierte, die ruhigen Augen hinter den runden Gläsern erkannte. Die aufgeknöpfte Hemdleiste, die Hose ohne ihren Gürtel. Vage vermisste er die vertraute Wärme seines Sweatshirts, das sich scheinbar ohne sein Zutun auflöste. Dann beugte sich Kevin vor und hauchte einen sanften Kuss auf seine Lippen. Mick zitterte schlagartig, fror förmlich, warf sich mit einem erstickten Laut an die Brust und wurde dort warm gebettet. Kevins Finger zeichneten die anmutige Linie seines Kieferknochens nach, huschten zärtlich über die Kante des Unterkiefers, tippten einen geheimen Code auf das runde Kinn. Um dann vorsichtig den Kopf in den Nacken zu schieben und erneut die bebenden Lippen zu benetzen. Mit angstvoller Verzweiflung, es könne sich um eine Halluzination handeln, klammerte sich Mick an Kevin, saugte begierig die geschmeidige Zunge in seinen Mund. Bereit, jedes Opfer zu bringen, um nur nicht des ersehnten Kontakts verlustig zu gehen. Ein fiebriges Prickeln beschlich ihn, als sich andere Finger seiner Hose bemächtigten, ihn ungehindert entkleideten, spielerisch seine Haut reizten. Er stöhnte leise in Kevins Mund, schloss flatternd die Augenlider, überantwortete sich dessen Schutz. Kevin löste sich jedoch sanft aus der Umarmung, wechselte sich mit Mosquito ab, der mit einem aufreizenden Grinsen seinen Platz einnahm, den nackten Mann eng an sich zog, besitzergreifend streichelte. Aus den Augenwinkeln verfolgte er Kevins erstaunlich sichere Bewegungen: das mühelose, sachliche Entkleiden, Aufschlagen des Bettes. Zuletzt die Ablage der Brille, direkt neben der diskret deponierten Schachtel mit den Kondomen. Er lächelte animalisch, verstärkte ein letztes Mal den Griff auf Micks magere Pobacken, entlockte diesem ein leichtes Keuchen, dirigierte ihn aber Richtung Bett. Schwarze Augen versanken für ganze Augenblicke ineinander, hielten dem jeweiligen Brennen stand, dann half Mosquito Mick auf die Matratze. Dieser taumelte atemlos, fiebrig-verschleiert, fröstelte erbärmlich unter der akuten Einsamkeit, suchte eilends Zuflucht an einer warmen Brust, die mit ruhigem Schlag seine aufgewühlten Nerven besänftigte. Kevin zog Mick mit unvermuteter Leichtigkeit auf sich, bestrich in groben Schwüngen den knochigen Rücken, den Hintern, die Oberschenkel und wieder zurück auf die Schulterblätter, die wirren braungetönten Haare. Er initiierte eine weitere Serie hungriger, fordernder Küsse, schmuggelte dabei die eigenen Knie zwischen die schlanken Beine des anderen, bog sie behutsam Zentimeter für Zentimeter auseinander. Stemmte die eigenen Beine angewinkelt in die Matratze. Er wusste Mick ausreichend abgelenkt in seinem Zugriff, gab die zarten Lippen keinen Augenblick einer Erholung preis. Eine beringte Hand betupfte seinen Ellenbogen knapp, und Kevin löste den Arm von Mick, tastete sich mit geschlossenen Augen zwischen ein zweites Paar Beine, fühlte körperwarm glühenden Gummi. Mosquito genoss mit zurückgezogenen Lippen die ungezielte Berührung, platzierte sich dann zwischen die aufgestützten Beine, ließ die Finger aufgefächert über die Seiten des Maskenbildners bis zu dessen Achseln laufen. Ein heftiger Schauer in dem schmalen Körper beantwortete seine Anfrage. Dann legte sich unerwartet erregend Kevins freie Hand auf seine Hüfte, massierte der Daumen die kaum verborgenen Beckenknochen. Mosquito lachte leise, ein wenig aufgeraut, leckte sich die Finger und signalisierte Kevin durch eine Streichbewegung mit der Hand, was er zu tun beabsichtigte. Unbewusst summte er eine leise Melodie mit markantem Rhythmus, passte sich den sanften Bewegungen an, mit denen Kevin sich vorsichtig gegen Micks Torso rieb. Wartete ungeduldig, bis dieser von Kevin geküsst wurde, um sich mit zwei Fingern zugleich Einlass in den erhitzten Leib zu verschaffen. Mick winselte erstickt, beruhigte sich aber sofort, als Kevins Hände sein sich versteifendes Rückgrat liebevoll bestrichen. Mosquito lächelte hungrig. Micks Reaktion gefiel ihm sehr, besonders, dass er sich ohne Widerstand von Kevin die Beine noch weiter auseinanderdrücken ließ. Er fädelte sich zwischen Kevins Knie, stützte die Arme auf der Höhe von dessen Ellenbogen auf die Matratze. Seine langen Haare streiften Micks nacktes Rücken. Er wechselte einen raschen Blick mit Kevin, der seinem leisen Gesang lauschte, die Lippen gerötet durch die Anstrengung. Kevin nahm den Rhythmus auf, versiegelte Micks Lippen zärtlich, wappnete sich für das zusätzliche Gewicht, das sich gleich auf ihn senken würde. Mosquito drang vorsichtig in den schmächtigen Leib ein, angespannt jede Reaktion verfolgend, bereit, sich sofort zurückzuziehen, sollte das entsprechende Signal kommen. Doch nur ein erstickter Seufzer entfuhr Mick, dann setzte er Mosquitos Offerte lustvollen Widerstand entgegen. Dieser folgte begierig der Einladung, tauchte tiefer in Micks Inneres ein, summte atemlos weiter, unterstützt durch Kevins Hände, die verlangend unter seinen Armen durch seine Pobacken massierten. Kevin rieb sich ungeachtet der Körper auf seinem Leib aufreizend an Micks Brust und Unterleib, erregte diesen bis zur Atemlosigkeit, die er selbst mit Küssen stillte. Brannte unter den ekstatischen Zuckungen, die Mosquitos heftige Attacke auf Mick auslöste. Er hörte diesen heiser singen, Vokale, die jeden Stoß untermalten, ihm Signale gaben. Aber auch ohne deutliche Zeichen spürte er durch Mick wie einen Verstärker Mosquitos Bewegungen, seine heftigen Atemzüge, die Anstrengung, die Arme durchzudrücken, um nicht sein Gewicht auf ihm abzulegen. Kevin wehrte sich nicht länger gegen die fiebrige Wirkung ihrer verschlungenen Leiber, trieb Mosquito an, sich dem Höhepunkt zu widmen. Er selbst wollte nicht länger den atemlosen Flehen der fliehenden Seufzer an seinen Lippen widerstehen. Noch bevor Mosquito mit energischen Entladungen Mick über die Erschöpfungsgrenze katapultieren konnte, kam er selbst heiß und klebrig an Micks Unterleib, löste die Kettenreaktion aus, die sie mit erstickten oder kaum verhohlenem Triumph explodieren ließ. Vage registrierte er, wie sich Mosquito aus seinen schlaffen Händen befreite, Mick freigab, den er selbst behutsam von sich schob, um heftig nach Luft zu ringen. Für Augenblicke jagten sich ihre Atemzüge hart in der dunklen Atmosphäre des trüben Lichts, dann stemmte sich Kevin auf die Ellenbogen, suchte die Pupillen schärfend Micks reglosen Leib nach Anzeichen von Kollaps oder Schmerzen ab. "Er... er ist... nur erschöpft", meldete sich Mosquito leise, massierte vorsichtig die eigenen tauben Arme. Kevin rappelte sich auf, sondierte seinen eigenen Zustand und befand, dass er sich problemlos in das angegliederte Badezimmer wagen konnte, was er auch in gemächlichen Schritten tat. Mosquito wischte sich fahrig schwere Strähnen auf den Rücken, bettete Mick dann sanft in eine Seitenlage, bestätigte sich, dass der zarte Mann lediglich vorübergehend außer Gefecht gesetzt worden war. Kevin kehrte zurück, tupfte zuerst mit väterlich anmutender Fürsorge die Spuren der Ejakulation von Mick, dann reinigte er sich selbst, hielt fordernd die Hand ausgestreckt, beabsichtigte ohne Ekel, das benutzte Kondom zu entsorgen. Der Lead-Gitarrist räkelte sich katzenhaft auf dem zerwühlten Laken, raunte unter halb gesenkten Lidern, es sei nicht notwendig, das Handtuch schon zurückzubringen. Kevin zog eine Augenbraue hoch, warf einen Blick auf Mick, der sich langsam wieder in das Bewusstsein zurückkämpfte. "Vergiss es, das ist zu anstrengend für ihn", beschied er Mosquito unter seinem Atem, "eine Dusche und dann Schlaf." Mosquito leckte sich in obszöner Gelassenheit die Lippen. "Oh, Dusche ist immer gut...was denkst du, hältst du mit?" Seine Provokation war mehr als durchsichtig, sie wussten es beide, belauerten einander, wollten sich nicht voreinander entblößen, den inneren Konflikt offenbaren. Mosquito war sich sicher, dass Kevin sich damit plagte, zu beweisen, dass er nichts eingebüßt hatte, gleichzeitig aber Mick nicht mehr als Fürsorge entgegenbringen wollte. Vielleicht sogar diese Nacht darunter verbuchte? Er selbst focht die beschämende Erkenntnis nieder, dass er Mick zwar gehabt hatte, doch dieser mit seinem Herzen nur Kevin in Erinnerung behalten würde, eine Zurückweisung, die er in keiner Weise umkehren konnte. "Wenn... wenn er es will", überließ Kevin widerwillig Mick die Entscheidung, streichelte unbewusst feuchte, braune Haare aus dem runden Gesicht, lächelte aufmunternd hinab. "Gut!", gurrte Mosquito mit mehr Enthusiasmus, als er verspürte, nahm unbefangen Micks Hand und zog diesen energisch hinter sich her in das Badezimmer. Kevin folgte ihnen langsam, entriegelte auf dem Weg die Verbindungstür. Sie würden sich das kühle, noch unberührte Bett des Nachbarraums teilen. Mosquito hatte Mick unter die bodennahe Dusche geschoben, ließ die durchsichtige Glaswand offen. Der Raum füllte sich bereits mit kondensierendem Wasserdampf. Geübt massierte er Duschgel in schaumigen Wellen in die Haut des Maskenbildners, ließ sich von dessen zittrigen Händen die gleiche Wohltat angedeihen. Aufgedreht kichernd produzierten sie Seifenblasen, neckten einander übermüdet mit kunstvollen Schaumbärten, während Kevin an ihnen vorbeischlüpfte. Sich selbst nüchtern einbalsamierte und gegen die gekachelte Stirnwand lehnte, die Augen geschlossen, entspannt dem endlosen Rauschen des verschwenderisch fließenden Wassers lauschend. An dem leisen Stöhnen, das sich mit der Symphonie der unzähligen Tropfen mischte, erkannte er, dass Mosquito wohl erneut Mick zuleiberückte. Er schlug die Lider auf und erhaschte die unsicher, Hilfe suchend ausgestreckte Hand des kleineren Mannes, umfing behutsam die schlanken Finger. Mosquito, die langen Haare wie nasse Ranken um das klassisch schöne Gesicht voller Ebenmaß gewunden, tat sich auf eine berückend-animalische Weise an Mick gütlich, ließ den zarten Leib zucken und beben allein durch den Einsatz seiner Zunge. Um ihn dann in betäubend langsamer Entsagung freizugeben. Mick flüchtete sich torkelnd in Kevins Arme, schlang die eigenen um dessen Nacken, tänzelte dabei unbeholfen auf den Zehenspitzen. Im Seifenschaum geschmeidig und gleichsam schwer zu fassen entschied sich Kevin dafür, ohne Umstände die Finger tief in Micks Gesäßfalte zu graben, um ihm ausreichend Halt zu geben. Er gab den zarten Küssen nach, die ihn geduldig belagerten, öffnete den Mund und empfing die freudig sich tummelnde Zunge. Mosquito nahm Micks Reaktion als Einladung, stanzte mit den Fingernägeln ein Muster in den sich leicht windenden Rücken, registrierte die Schauer unter dem Seifenfilm. Er schmiegte sich eng an die beiden Männer, wisperte erdig in Micks Ohr, "noch einmal?", rieb die eigene Erektion an den mageren Pobacken. Mick seufzte zur Antwort, suchte Kevins Blick verunsichert. Kevin grub die Fersen in die Bodenfliesen, nickte dann ruhig, was Mosquito ein triumphierendes Fauchen entlockte. In unterschiedlichem Rhythmus schmatzte Seifenschaum an Seifenschaum, als sie sich gegenseitig erregten, bis Mosquito ohne Ankündigung in Mick eindrang. Mit einem überraschten Wehlaut warf dieser den Kopf in den Nacken, versteifte sich augenblicklich, was ihm weitere Qual bereitete. "Schsch", tröstete Mosquito zärtlich, leckte Kehle und Halsstränge, doch nur Kevin konnte Mick nun helfen, indem er dem zerbrechlichen Mann Entspannung verschaffte und vorsichtig die Knie anwinkelte. Dass sich dadurch die Belastung auf ihn verstärkte, war ein Risiko, das dieser jedoch ohne weitere Überlegung einging, beruhigend Küsse auf die flatternden Lider verteilte. Erst, als sie beide überzeugt waren, dass Mick nicht mehr litt, setzte Mosquito seinen Akt fort, initiierte den wellenförmigen Rhythmus, der sie nun alle miteinander verband. Mick wand sich zwischen ihnen in Lustqual, gestattete beiden Männern, ihn abwechselnd zu küssen, ergab sich schließlich in vollkommenen Kontrollverlust, kam mit einem kehligen Schrei. Mosquito hielt die Stöße noch aufrecht, bis auch er seinen Höhepunkt erreichte, umklammerte dabei die schlanken Hüften des anderen heftig. Kevin selbst atmete mühsam, von zwei einander rasch folgenden Orgasmen erschüttert, die ihm Gleiches abverlangten, seine Kraftreserven aufzehrten. Mit letzter Anstrengung hielt er sie aufrecht, hoffte, dass Mosquito verstand. Dieser löste sich tatsächlich, umfing Micks Hüften, um Kevin die Gelegenheit zu geben, sich aufzurichten und mit eigener Hand zu vollenden, was kurz vor dem Abschluss stand. Mosquito grinste, leckte provozierend über Micks Wange, der sich mit geschlossenen Augen nur auf das Atmen zu kaprizieren schien. Kevin zwinkerte, eine Geste, die ihn ungewohnt jungenhaft wirken ließ, stellte sich unter den Strahl der Brause und beseitigte so umsichtig, wie er es immer tat, die Spuren von Seife und Körperflüssigkeiten. Übernahm dann Mick, um diesen ebenfalls zu reinigen. Den Maskenbildner in ein großes Handtuch wickelnd trocknete er sich selbst rasch ab, betupfte dann diesen wie ein kleines Kind. Mosquito ließ in der Zwischenzeit den harten Strahl über den tätowierten Körper gleiten, entwirrte die schweren Strähnen mit aufgefächerten Fingern, vergaß seine Umgebung völlig. Erst eine geraume Weile später gesellte er sich zu den beiden anderen Männern in das kühle Bett, schmiegte sich an Micks Rücken in Löffelstellung. Dieser lehnte seitlich an Kevin, den Kopf auf dessen rechte Brustseite gebettet, bereits in tiefem Schlummer. Kevin warf Mosquito einen bezeichnenden Blick zu, schloss ebenfalls die Augen. Das Spiel war zu Ende. Mosquito kräuselte die Lippen zu einem nachsichtigen Lächeln, legte einen Arm über Micks Hüfte, fasste nach Kevins Hand. Und dieser ergriff sie. ~ø~ "Komm schon, Mick-chan, lach mal!" Aufmunternd malte Mosquito sich einen prallen Kussmund mit Erdbeerkonfitüre, klimperte übertrieben mit den Wimpern, erntete jedoch nur ein fahles Zucken. Ungewohnt sanftmütig schob er sich neben Mick, legte tröstend einen Arm um die schmalen Schultern. "Eines Tages wird er zum Frühstück bleiben", hauchte er mitfühlend in die Ohrmuschel des anderen, setzte einen klebrigen Kuss auf das Ohrläppchen als Signatur. Mick lehnte sich schwer an ihn, ignorierte die süße Verzierung. "Wann?" Seine Stimme klang wehmütig, verunsichert. Mosquito schob eine Brötchenhälfte in den müden Mund, auf das Wesentliche konzentriert. "Wir leben im Augenblick auf der Überholspur", dozierte er großspurig, um dann, ernster, zu ergänzen, "doch eines Tages, da halten wir an. Wir sehen uns um, und wir erkennen, was wirklich zählt." ~ø~ ENDE ~ø~ ~~> Fortsetzung in "Rhythm Divine" Danke fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Der erste Auftritt der Gänseblümchen und eine Vorstellung ihres Bandleaders sowie des Managers, auch wenn es nur ein winziger Einblick in das komplizierte Gefühlsleben ist. Gleich der Start mit flottem Dreier (liebe Güte, gar nicht so einfach...) soll einfach Spaß machen, wenn es schon wenig zu hören gibt ^_~