Titel: Shabon-dama - Seifenblasen Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Hinagiku-The Eve Of Lust-Serie (siehe Informationen), Teil 5 FSK: ab 16 Kategorie: Drama Erstellt: 23.03.2003 Disclaimer: Hinagiku gehören mit Leib, Seele und jedem Song kimera- eve of pleasure- records, alle Rechte vorbehalten ^_~ Das Bishounencastle gehört meiner Wenigkeit sowie sämtliche Beteiligten dort. ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ ~db~ Shabon-dama (Seifenblasen) I walk my life like a ghost Careful, not to touch Avoiding chances I fear to change Shabon - dama My life's like a Shabon - dama Fragile Transparent Outta time Shabon - dama SHABON - DAMA I want to stay still Time has to avoid me I pretend to be strong But I just can't face it Shabon - dama My life's like a Shabon - dama Fragile Transparent Outta time Shabon - dama SHABON - DAMA I don't want to go on Life's perfect right now No improvement ever more I pray endlessly Shabon - dama My life's like a Shabon - dama Fragile Transparent Outta time Shabon - dama SHABON - DAMA I want to keep you Your love forever Cut the strings of destiny Free our puppet- souls Shabon - dama My life's like a Shabon - dama Fragile Transparent Outta time Shabon - dama SHABON - DAMA Please... please... Spare me Forget me Let me be In my shabon- dama Neverending dream My secret fantasy Shabon - dama Just you and me (by Flea and Hinagiku, copyright of kimera, eve of pleasure- records) ~db~ Mosquitos Finger glitten nachdenklich über die Saiten seiner Akustikgitarre, während er die sorgsam notierten Notenblätter studierte. "Bauen wir noch ein paar Läufe ein?", suchte er in den grünen Augen von Spider nach Zustimmung, der mit gefurchter Stirn aus seiner wirren Mähne einen Bleistift zog. "Warte mal eben" Beschied der knapp, erhob sich aus der mobilen Sitzecke, die in die Mitte des Musikzimmers geschoben worden war und sammelte ein handliches Keyboard ein, das trotz spartanischer Ausmaße ein gewaltiges Spektrum technischer Möglichkeiten beherbergte. Während es Mosquito keinerlei Schwierigkeiten bereitete, einen gelesenen Text sofort zu intonieren und mit der Gitarre zu begleiten, präferierte Spider eine andere Herangehensweise. Er ließ sich mehrere Durchläufe vorspielen, um ein Gefühl für die Dynamik und Sendungskraft eines neuen Songs zu gewinnen, bevor er zu Verbesserungszwecken sein Keyboard bemühte. "Also, ich find's stark", machte sich Weevil bemerkbar, dessen gesamte Beschäftigung an diesem Morgen darin bestanden hatte, Spiders Geduld zu strapazieren, um herauszufinden, ob es die kolorierten Kontaktlinsen auch mit einer Froschsilhouette gab. "Hat Tempo, man kann den Refrain brüllen und am Ende ein richtiges Drama aufziehen", setzte er seine Wertung fort, klopfte auf seine Gitarre. Sie hatten den ersten Anlauf ohne Bug nehmen müssen, der seit ihrer gestrigen Ankunft hinter dem schalldichten Glas der Aufnahmekabine übte. Seine Anstrengungen wurden von Beat, dem Aufnahmeleiter und Verantwortlichen für das Musikstudio im Bishounencastle, wo sie ihren derzeitigen Aufenthalt genommen hatten, aufgezeichnet und über das Internet versandt. Um zeitverzögert mit Kommentaren versehen an diesen zurückgeleitet zu werden. Derzeit dampfte der Drummer unter einem Frotteehandtuch und lauschte, in seine großgewachsene Gestalt zusammengesunken, welche Ausführungen Kevin, seines Zeichens Manager der Hinagikus, verlas. Sein konzentriertes Nicken, durch dunkelroten Stoff verborgen, indizierte, dass er noch ausreichend bei Kräften war, um die Hinweise zu verarbeiten. "Wann kommt er denn nun?", quengelte Weevil und zückte einen Lutscher, den er hinter seinem linken Ohr transportiert hatte, raufte sich die am Oberkopf zusammengebundenen Haare. Ihre derzeitige Farbgebung widersprach den Gesetzen der Natur: die Spitzen orange, angeschlossen eine Handbreit Länge in feurigem Rot, der Ansatz zwischen knalligem Pink und grellem Gelb wechselnd. Mosquito zuckte nichtssagend mit den Schultern und warf einen Blick auf Flea, den schwarzhaarigen Bassgitarristen, der an diesem Morgen überraschend den neuen Song eingebracht hatte. Dieser blieb nahezu unsichtbar unter den langen leicht gelockten Strähnen, die Augen hinter einer silbergefassten Sonnenbrille versteckt. "Was denkst du?", erkundigte er sich mit sanftem Timbre, "vom Text her könnte es eine Ballade sein, aber wenn wir den Grundtakt beschleunigen, könnten wir es dramatisch rausballern..." Vor seinen Augen schwebte bereits eine Vision, die den Bühnenauftritt enthielt. Ein Schulterzucken quittierte seine Anfrage. Bevor der Bandleader jedoch die gewohnte Gleichgültigkeit des Bassisten durch geduldiges Eruieren aufbrechen konnte, drängte sich Weevil in die einseitige Konversation. "Hey, Leute, habt ihr eigentlich schon den Laden in unserem Flügel gesehen? Ich habe da was echt Scharfes...", dröhnte der Rhythm-Gitarrist euphorisch, um abzubrechen, als sich Flea schroff erhob, die Gitarre an die Wand lehnte und den Raum verließ. "...was denn jetzt?", drückte der buntscheckig gekleidete Mann seine Verwunderung ungeschminkt aus, während Mosquito, um dem besorgten Blick Beats Munition zu entziehen, die verlassene Gitarre artig in ihren Koffer platzierte. "Jetlag", gab er gelassen zurück und nahm wieder Platz. "Los, arbeiten wir noch an dem Song, dann sehen wir weiter." ~db~ Flea zog die Schultern höher, als er vom Palas aus Richtung Zugbrücke der inneren Ringmauer strebte. Der blaue Himmel strahlte wolkenfrei, die Sonne lockte Besucher und Gäste ins Freie. Sie saßen vor dem Nord-Ost-Flügel und frühstückten oder genossen die Wärme vor dem Süd-Süd-Flügel, wo sich ein Wintergarten und eine Sonnenterrasse fanden. Für einen Augenblick zögerte er, betrachtete den Flügel, in dem man sie in drei Suiten untergebracht hatte: Süd-Ost, oberhalb einer kleinen Ladengalerie. Er konnte noch immer dort Zuflucht suchen, aber wie lange würde diese dauern?! »Nein.« Den Kopf senkend wich er den bunten Gewimmel eifriger Menschen aus. Beschäftigten des Bishounencastles sowie den Gästen und morgendlichen Besuchern, die die berühmte Gastronomie genug schätzten, um in die Einsamkeit der Ausläufer des Purpurgebirges einzudringen. Ihm selbst verursachte diese malerische Umgebung Unbehagen. Obgleich die hohen Zinnen der massiven Wehrburg Ähnlichkeiten mit den Betonsilos seiner Heimatstadt aufwiesen, so prangten sie doch in Blumen- und Fahnenschmuck, wurden aufgelockert durch Grünanlagen und bunt gekieste Wege. Nachdem er aus dem Schatten des Torbogens über die Zugbrücke geschritten war, kehrte er sich scharf um, um die östlich im äußeren Bereich der Ringmauer gelegenen Grünanlagen aufzusuchen. Die Berggipfel lockten in der Ferne, und er senkte den Blick auf den Boden, seine silbern geschmückten Stiefel, die den sandigen Weg markierten. Die Natur kümmerte ihn wenig. Er sehnte sich auch nicht nach dem Duft frisch gesprengten Grüns oder der mannigfaltigen Bepflanzungen. Er wollte allein sein. Verborgen vor der Welt. Am Eingang kreuzte ein Angestellter des Bishounencastles seinen Weg, den verträumten Blick eines konfusen Kaninchens zur Schau stellend, gänzlich in abgenutzten Cord gekleidet. "Entschuldigung", Flea suchte seine Fremdsprachenkenntnisse zusammen, "ich suche die Grotte?" Zweimaliges Blinzeln, dann ein freundschaftliches Lächeln. "Natürlich, halten Sie sich geradeaus und dann auf den künstlichen Hügel innerhalb der Naturlandschaft zu. Es ist ausgeschildert, nicht zu verfehlen. Immer dem Wasser nach." Flea nickte und beschleunigte seine Schritte. Er fühlte sich leicht benommen, was durchaus darin begründet sein konnte, dass er seit ihrem Abflug nicht mehr als Kaffee zu sich genommen hatte. Rasch schlug er sich über die Pfade an einem fröhlich über diverse Höhenstufen hinabsprudelnden Bach entlang, bis er den Hügel erreichte, die so genannte Belvedere. Ihm stand allerdings nicht der Sinn nach einer Aussichtsplattform. Vielmehr strebte er dem Eingang zu Grotte zu, in deren Innerem man eine Wasserorgel vernehmen konnte. Glücklicherweise, wie er erleichtert feststellte, hatte sich niemand eingefunden, um ihrem Klang zu lauschen und sich von der Welt zurückzuziehen, sodass ihm das Refugium allein gehörte. Er ließ sich nieder, stützte den Kopf in die Hände und stöhnte leise. "Shabon-dama... Seifenblase..." ~db~ Spider verteilte artig die auf einem Tablett transportierten Speisen, die er aus der Cantina entführt hatte. "Leute, ihr würdet es kaum glauben", seine Mähne flog wild, "als ob man sie eingeflogen hätte... ein Betrieb wie auf der Ginza!" Beat, der die letzten Aufnahmen von Bugs fortgesetzten Anstrengungen versandt hatte und eingeladen worden war, sich ihrer Runde anzuschließen, grinste. "Wir sind sehr beliebt, und unsere Küche ist preiswürdig. Außerdem ist Feriensaison, wir sind ständig ausgebucht." "Das glaube ich gern", nickte Bug, der heißhungrig Nudelbergen Erosion bereitete, "was gibt's denn heute Nacht Nettes?" "Ich erkundige mich gleich mal", bot Beat an, um von Mosquito mit einer nachdrücklichen Hand auf seinem Oberschenkel gebremst zu werden. "Das hat Zeit, erst wird gegessen", bestimmte der Bandleader lächelnd und glitt über den strapazierten Stoff der Jeans, seinen raubtierhaften Charme ausspielend. Der Tontechniker errötete blinzelnd und verschanzte sich hastig hinter seinem Teller, die Augen auf das Porzellan fokussiert. Kevin, der Mosquito gegenübersaß, schüttelte unmerklich den Kopf und funkelte über die Entfernung warnend. »Wir sind hier zum Arbeiten, keine Tändeleien mit dem Personal.« Mosquitos Mundwinkel zuckten amüsiert, dann hauchte er unbemerkt einen Kuss hinüber. "Dieses Open Air-Kino im Park war wirklich cool", trompetete Weevil mit gefülltem Mund und spülte eilig nach, "ich muss den Film mal sehen, wenn ich nüchtern bin." Spider grunzte knapp. "Dann würdest du vielleicht mal an den passenden Stellen lachen." "Hey, was soll'n das heißen?!", enragiert schnickte der Gitarrist einen Löffel Gemüse über den Tisch. Der Auftakt zu größeren Schlachthandlungen. ~db~ Summend schob Weevil die Schlüsselkarte durch das Lesegerät und betrat die fröhlich-bunte Suite. Wie am Tag zuvor, nachdem sie eingetroffen waren, konnte er nicht widerstehen und ließ sich in die Schaukel sinken, holte Schwung und jauchzte vergnügt, als die Welt ihre Achsen änderte. Er liebte ihre Unterbringung einfach, auch wenn er noch nicht hinter sämtliche Geheimnisse gekommen war. Jetlag und Trunkenheit kombinierten sich selten fördernd für den Forschungstrieb. Er sprang schwungvoll ab und betrat den großen Raum, setzte eine der Zugmaschinen in Gang, die munter schnaufend und blinkend den ausgelegten Gleisen folgte. "Tuuut Tuuuut", stimmte der Gitarrist ein, streifte die Turnschuhe von den Füßen und bestieg das Trampolin, federte energisch ab. "Ge-ni-al!", bekundete er mit jeder Landung, die ihn erneut Richtung Zimmerdecke katapultierte. Genau SO sollte sein Traum-Appartement aussehen!! Nachdem er angesichts einer gewissen Orientierungslosigkeit den massiven Boden wieder betreten hatte, streifte er hinüber zum Schlafzimmer. Wie erwartet unter einer quietschbunten Tagesdecke vergraben indizierten lange, schwarze Strähnen, dass sich Flea vor der Sommerhitze versteckte und hoffentlich, wie Weevil befand, seine ungewöhnlich miese Laune vergaß. Das Zimmer musste dem Bassisten, wie Weevil Kiefer sprengend grinsend bemerkte, ein purer Horror sein. Explodierend vor Farbe, dazu Schleiflackmöbel, allerlei kitschiger Schnickschnack und eine Persiflage zu Walt Disney-Unterhaltungsfilmen für die adrette Familie. Er kroch über die Matratze, seine Bermudas in Hawaii-Optik raffend und blies über die Schädelseite, die er in vorsichtiger Präzision von der Decke freilegte. Ein heiseres Stöhnen beantwortete sein Entree. Ungerührt von dieser Missfallensbekundung strich Weevil lange Strähnen aus dem bleichen Gesicht, studierte den zusammengerollten Leib abwartend. "Flea?", verschaffte er sich Gehör. Grummeln und engeres Zusammenballen. "Hey, Flea", Weevil kniete sich breitbeinig auf die Matratze, zupfte unablässig an schwarzen Haaren, "ich brauch deine Hilfe, Kumpel." "Hau ab", fauchte es guttural unterhalb der zerzausten Mähne, schoben sich die Schultern noch höher, formten einen unsichtbaren Panzer. "Ich hab doch von dem Laden unten erzählt, Lingerie Lounge", plapperte der Gitarrist unbeeindruckt weiter, drehte Strähnen um seine Finger und wippte auf die Fersen, "da gibt's verdammt coole Sachen, wirklich!" Mit glänzenden Augen beugte er sich über seinen unwilligen Kollegen, rüttelte an einer bloßen, bleichen Schulter. "Ich habe mir dieses T-Shirt gekauft, ist es nicht klasse??!" Weevil drehte und wand sich präsentierend, blieb allerdings ohne Echo, da Flea lediglich die Arme über den Kopf zog. "Aber ich verstehe die Aufschrift nicht." Weevil verlor keine Zeit, schlug die Tagesdecke zurück und drehte den Bassisten an den Hüften auf den Rücken. "Du musst mir helfen und sie übersetzen", drängte er und hakte die Finger in die leeren Gürtelschlaufen der schwarzen Lederhose. Flea, die Augen unter gekreuzten Unterarmen abgeschirmt, stöhnte leise. "Verzieh dich, verdammt", krächzte es heiser und drohend. "Nun guck doch wenigstens mal!" Beleidigter Vorwurf in kindlicher Intonation versorgte Weevil erfahrungsgemäß mit der gewünschten Aufmerksamkeit, sodass er nicht zögerte, zu diesem Mittel zu greifen. Er zog am Saum seiner Neuerwerbung, drehte sich auf die Seite, um die Pracht der Verzierungen zu demonstrieren. Auf der Rückseite des weißen Stoffs prangten zwei angedeutete Schwingen, während sich vorn ein Schriftzug in Brusthöhe entrollte. Zwei griechische Symbole der männlichen Geschlechtszugehörigkeit ineinander verschlungen bildeten das Initial des Begriffs "B-engel", den der Gitarrist in seine Muttersprache zu transferieren wünschte. Flea ließ sich nicht erweichen. Lediglich die angespannten Atemzüge, die die bleiche Gestalt durchliefen, kündeten von einem gewissen Stadium des Bewusstseins. "Komm schon, Flea, es ist echt cool!", quengelte Weevil grinsend weiter, grub die Finger in den Bund der Lederhose und zog neckend. Einen Schrei später prallte er, von der Matratze abgefangen, auf den Rücken, einen wutschnaubenden Bassisten mit wild fliegenden Strähnen über sich. "Was, verdammt noch mal, ist mit dir los, Kazu?! Bist du einfach nur bescheuert oder schon stocktaub?! Ich hab dir gesagt, du sollst mich, verfluchte Scheiße, in Ruhe lassen!!" Der Gitarrist stemmte sich auf die Ellenbogen, blinzelte ungläubig, verzog dann die Lippen zu einem Schmollmund. "Du sollst dir mein T-Shirt ansehen", buchstabierte er stur, ein breites Grinsen hinterher sendend. "Interessiert mich einen Scheißdreck!", fauchte Flea bösartig, streckte sich wieder aus, ein Kopfkissen über seinen Kopf ziehend. Weevil kratzte sich im Nacken und studierte irritiert den bleichen Mann, der keinerlei Anzeichen offenbarte, die Spannung, die seine Sehnen deutlich hervorhob, zu reduzieren. Es sah Mamoru nicht ähnlich, zu explodieren oder gar mit Schimpfworten um sich zu werfen. »Vielleicht ist es der Jetlag...« Der Gitarrist wickelte sich aus seinem verschmähten T-Shirt und lächelte nachsichtig, da las man ja grässliche Dinge drüber. Und ein Freund half einem Freund. Er pirschte sich auf allen Vieren an, nestelte an der Verschnürung der Lederhose, die den gewohnt scharfen Kontrast zu der sonnenabstinenten Haut bot. Wie sie alle wussten, konnte Mamoru zu viel Hitze und direkte Sonneneinstrahlung nicht vertragen, was seine Laune angesichts des Sommerwetters wohl noch verschlechtert hatte, wie Weevil vermutete. Für körperliche Unzulänglichkeiten verfügte er über eine hohe Toleranzschwelle, angesichts eigener Ausfälle nur gerechtfertigt. "Verdammt, was machst du?!" Heiser brachte sich Flea in Erinnerung, seine klammen Handflächen auf Weevils warmen Händen, der die enge Hose von den Hüften schabte. "Ich sorge für Entspannung?", flachste dieser wild grinsend, als habe er die Erleuchtung gefunden. Flea starrte ihn an, unleserlich, doch neuerlicher Protest blieb aus, sodass sich Weevil berechtigt sah, in seinem Unterfangen fortzufahren. Als er sich selbst, um die Nächstenliebe zu verwirklichen, aus seinen schrillen Bermudas wickelte, kommandierte Flea scharf, "Gummis" und knurrte, als er die Ausbeute der Konsole feixend präsentiert bekam. »Regenbogenfarben. Grauenvoll. Fehlen nur noch Bambi und Klopfer.« Weevil hatte sich unterdessen neben ihm ausgestreckt und wischte behutsam schwarze Strähnen von dem blassen Gesicht, als seine Hand brüsk beiseitegeschoben wurde und sich der Bassist aufsetzte. Die Kondomverpackungen mit den Zähnen aufriss, was eine verunsichert gewölbte Augenbraue bei seinem Kollegen bewirkte und dann energisch die unschlüssige Erektion verpackte, mit den rationellen Handgriffen eines Fließbandartisten. Der Gitarrist unterdrückte Protest. Flea stand offenkundig unter großem Druck, und im Augenblick lösten seine Handreichungen keinen Schmerz aus, auch wenn ihm die geschäftsmäßige Herangehensweise missfiel. Er streckte die Hand aus und streichelte eine Wange, unter der sichtbar Sehnen arbeiteten, schickte ein verschwörerisches Grinsen aus. Es blieb unbeantwortet, im Gegenteil, Fleas Miene verschloss sich, brach die nonverbale Kommunikation ab. Hinter dem dichten Haarvorhang verborgen massierte er Weevils Erektion hart und fordernd, entlockte dem Partner überraschte Laute, schwankend zwischen Lust und Verärgerung. Die Lider senkend tastete sich Weevil vor, um seinen Part zu übernehmen, zwischen Fleas Oberschenkel zu greifen, dieser jedoch rammte ein Knie in seine Seite, ein brutaler Tadel. "Flea, was...?!", drang Protest über Weevils Lippen, als er verstummte, von einem Faustschlag auf seine Wange überrumpelt. Die Haut platzte auf, Spuren der schweren Silberringe an Fleas rechter Hand markierten ihren Landepunkt. Weevil starrte fassungslos nach oben, wo unter dem Dachhimmel Sternchen mit Schäfchen tanzten und ein schwarzhaariger Freund sich als unbekannter Dämon entpuppte. Er fühlte den schwachen Drang, den Freund von sich zu schieben und Türen schlagend ihre Suite zu verlassen. Die überwiegenden Anteile seines Bewusstseins kreiselten aber umeinander, konnten nicht glauben, dass dies geschah, lähmten sich zur Handlungsunfähigkeit. Flea jedoch verlor keine Sekunde, er hockte über Weevils Lenden, hinter seinen langen Strähnen vor den verwundeten Blicken geschützt. Die Hand, die soeben noch den Kollegen gemaßregelt hatte, fest um dessen Erektion gewunden, während die andere seine anale Körperöffnung weitete, um das Einführen zu erleichtern. Wellen von minimalen Erschütterungen durchliefen ihn, von überlasteten Nerven ausgesandt, die Erlösung forderten. Mit zusammengebissenen Zähnen bemächtigte er sich Weevils Penis, hielt inne, versuchte, Verkrampfungen mit tiefen Atemzügen zu lockern. Startete die ersten rollenden Bewegungen seines Unterleibs, schwankend, haltlos. Von Weevil blieb jede Mithilfe aus, lediglich die schweren Atemzüge verwirbelten über seinem Unterleib, prickelten, justierten seine eigene, unbeachtete Erektion. Fleas Hand klatschte flach auf die Brust des Gitarristen, der die Fingernägel tief in die bunt gemusterte Tagesdecke gegraben hatte. "Mach schon, verdammt!", folgte eine kehlige Aufforderung. Der Gitarrist schüttelte den Kopf, stumm, in einer hilflosen Verweigerungshaltung, die aus Unglauben und Schmerz resultierte. Der schwarzhaarige Mann über ihm spürte die Ausläufer der Reaktion, fluchte guttural und behalf sich selbst, forcierte Muskelkontraktionen, zischte zwischen verkeilten Zähnen hindurch. Die ersten ungeschickten Stöße reduzierten zwar die Gewalt, mit der er Befriedigung suchte, kündigten jedoch an, dass noch mehr zu erwarten stand, wie Weevil fürchtete. Nicht zu Unrecht, denn Flea beugte sich über ihn, den schlanken Leib einer Bogensehne gleich gekrümmt, grub die Zehen in die Matratze und dirigierte den von ihm einseitig angehobenen Unterleib des Kollegen in die Höhe. Um dann einen Fuß unterzuschieben, die Fersen hart in die Muskelmasse von Weevils Kehrseite bohrend. Atemzüge später folgte die andere Körperhälfte, bis er die vollständige Kontrolle über seinen Partner hatte, von Erschütterungen durchlaufen über diesem schwankte wie ein Grashalm in einem Orkan. Weevil leistete keine Gegenwehr mehr. Seine aufgerissenen Augen fingen das Bild des schwarzhaarigen Mannes ein, der sich über ihm aufbäumte und mit verzerrtem Gesicht Ekstase einforderte. ~db~ Er zählte Herzschläge ab, still und stumm. Die ächzenden Atemzüge neben ihm, schweißfeuchte Strähnen auf seinem Torso, der verdichtete Geruch von männlicher Samenflüssigkeit. Der Gitarrist schluckte an Tränen der Frustration. Dann, vorsichtig, löste er sich von den zerwühlten Laken, pickte schwarze Haare von seiner klebrigen Haut und kroch hastig an das Ende des Himmelbetts, glitt von diesem auf den Boden. Wartete auf eine Reaktion, die ausblieb. Langsam, schlafwandlerisch, richtete er sich an dem Bettpfosten auf, starrte auf die zusammengerollte Gestalt. Nagte an seiner Unterlippe, wandte sich endlich ab. Nicht nur seine aufgerissene Wange brannte vor Schmerz. ~db~ "Hey, Weevil, lass uns runtergehen in den Aqua-Bereich! Ne Runde kraulen!" Bug, dem man mittlerweile die Anstrengungen ablesen konnte, kreiste seine mächtigen Schultern, massierte sich die Oberarme. "Sicher doch, Kumpel." Der Gitarrist kämmte selbstvergessen mit schiefem Grinsen seine bunten Haare hinter ein Ohr. "Mann, was hast du angestellt?" Spider, der die Hälfte eines Wasserkastens bereits verinnerlicht hatte, beäugte kritisch die Schürfwunden auf der sonnengebräunten Haut des Gitarristen. "Üh... ich bin ungeschickt vom Trampolin abgestiegen", gab Weevil zurück und parodierte Verlegenheitsgesten, während die beiden anderen Männer gafften. "Du hast ein Trampolin im Zimmer? Wirklich?", drang es simultan an sein Ohr. "Klar. Ihr könnt es anschauen. Wenn es Flea besser geht", korrigierte er sich hastig. In diesem Moment betrat Kevin, der einen Sitzungsraum im Verwaltungstrakt belegt hatte, das Aufnahmestudio, ein Band für die Laufwerke der gewaltigen Computeranlage apportierend. Bug seufzte. "Komm schon, Kev, gib mir ne Pause", flehte er matt. Da wurde ihm mit verschmitztem Grinsen schon Demission gestattet. "Raus mit euch, Jungs, ich werde mit Beat die Änderungswünsche durchgehen", teilte der Manager der Hinagikus mit, trotz sommerlicher Hitze in dreiteiligem Anzug stets korrekt und reserviert. Beat nickte freundlich und bot Kevin den Platz an seiner Seite an, reichte Kopfhörer und legte das Band ein. ~db~ Cyril, seines Zeichens Manager des Bishounencastle, reichte das aktuellste Fax aus Japan an Kevin weiter, studierte die Reaktion des anderen Mannes und ging gleichzeitig die Planungen für die Ankunft ihres prominenten Gastes durch. Es stand nicht zu erwarten, dass es bereits der morgige Tag sein würde, angesichts der Anreisedauer, doch dann musste man mit ihm rechnen, was eine gewisse Umstellung der Routine bedeutete, die er jedoch geübt zu meistern wusste. Alternativen sahen einen längeren Aufenthalt in einer der persönlichen Höllen der Besitzerin des Bishounencastles vor, die ein besonderes Interesse an der Anwesenheit dieses V.I.P. pflegte. Und eine entsprechende Rücksichtslosigkeit an den Tag legte, wenn ihre Wünsche nicht spornstreichs erfüllt wurden. Definitiv keine Erfahrung, die er erleben wollte, hielt sich doch noch immer hartnäckig das Gerücht, dass sein Vorgänger ein beständiger Bestandteil des Fundaments des Bergfrieds war. In diesem Augenblick drang das dezente Signal der internen Kommunikation an sein Ohr, und er entschuldigte sich knapp. "Cyril hier." "Ja, ich höre", seine Augenbrauen bogen sich in die gefürchtete Dreiecksform, die ihm etwas entschieden Diabolisches verlieh. "Ham, ich werde Kim informieren. Bring unseren Gast in den medizinischen Trakt." Kevin sah auf, da ihm ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit gewidmet wurde. "Gibt es Probleme?", erkundigte er sich höflich. Cyril beugte sich über die Tischplatte, die Hände zu einer Pyramide geformt. "Einem Mitglied Ihrer Band scheint unsere Witterung nicht zu bekommen. Ein Mitarbeiter fand ihn mit Anzeichen von Desorientierung und Kreislaufproblemen bei der Zugbrücke. Ich lasse ihn nun zu unserer Krankenstation eskortieren. Bitte begleiten Sie mich." Kevin erhob sich, das Fax sorgfältig faltend und in seiner Brusttasche deponierend, während Cyril über das InterCom den Arzt des Bishounencastle alarmierte. "Kim, vermutete Kreislaufbeschwerden, in etwa fünf Minuten bei dir. Ich komme ebenfalls." Der schmächtige Mann bestätigte und unterbrach die Verbindung, um zweifelsohne bereits die Vorbereitungen zu treffen, die erforderlich werden würden. Die verschlüsselte Botschaft sorgte für Eile, denn nur bei besonderen Gästen erschien der Manager in persona, um sich ein Bild über den Gesundheitszustand zu verschaffen. ~db~ Kevin wartete geduldig, bis man ihm den Zugang in das gut ausgestattete Krankenzimmer avisierte. Er hatte die Bekanntschaft des ruhigen und wieselflinken Mediziners gemacht, der die erste Annahme des Managers bestätigt hatte. Eine temporäre Kreislaufschwäche, hervorgerufen durch Dehydrierung und einem Mangel an substantieller Nahrung. "Mehr Kaffee als Blut in den Adern", lautete seine eigene Diagnose, und Fleas fahles, eingefallenes Gesicht bestätigte ihn. Er nahm Platz und fasste eine kalte Hand, ignorierte die Drainage, die Nährflüssigkeit und ein mildes Beruhigungsmittel tropfenweise in den Organismus einschleuste. "Was ist los?", erkundigte er sich ruhig, die Augen fest auf das Profil gerichtet. Wenn die schwarzen Haare zusammengefasst wurden, die Unmenge des silbernen Schmucks entfernt, dann blieb ein überschlanker, bleicher Mann, der zu viel Schatten und zu wenig Licht in seiner Aura barg. "Mamoru, ich erwarte eine Erklärung." Die kalten Finger, lange, schwarz lackierte Nägel, zuckten in seinem Zugriff, Trotz zog über die angespannte Miene. "Ich muss hier weg", wisperte der Bassist endlich heiser. Kevin enthielt sich des Seufzers, der das akustische Äquivalent zu "ich hab's gewusst" manifestierte. "Das hat wohl mit dem Schmiss auf Weevils Wange zu tun, nicht wahr?", plauderte er in gelassenem Tonfall, "ich habe ihn selten so ruhig erlebt. Habt ihr euch gestritten?" "Ha", schnaubte es rau, "streiten wir nicht ständig?", floh Flea in ätzende Ironie. Die klamme Hand sorgsam auf der Bettdecke ablegend erhob sich der Manager langsam. "Du hast mit ihm geschlafen", stellte er kühl fest. Die geballten Fäuste waren ihm Antwort genug. Er umrundete das Krankenbett und nahm die umschatteten Augen ins Visier. "Diese Band ist deine einzige Zuflucht. Du kannst nirgendwo hingehen." Flea schloss die Augen, grub die Zähne in die Unterlippe. Kevin wandte sich der Tür zu, hielt im Rahmen inne. "Ich werde mit Weevil reden", gab er im gewohnt moderaten Ton bekannt, "dafür erwarte ich Disziplin von dir." Erst als sich das Schloss hörbar einfügte, brachte Flea verständliche Laute über die zerbissenen Lippen. "Danke." ~db~ Es war wenig nach Mitternacht, doch die laue Luft und die bunten Lampions und Gartenlichter lockten die Gäste des Bishounencastle in die Grünanlagen oder auf die Zinnen der Wehrburg. Weevil lehnte auf einer solchen, das Kinn auf den gekreuzten Unterarmen aufgelegt und schnupperte in die Nacht, lauschte auf verwehtes Gelächter. Kevin stand hochaufgerichtet neben ihm, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Seit seiner Eröffnung, dass sich Flea im Krankenquartier befand, war ihre Konversation verstummt. "Es ist wegen mir, nicht wahr?", brachte der Gitarrist endlich über die Lippen, raufte sich die bunt gefärbten Haare nervös. Richtete sich dann hastig auf, dem Gegenüber zugewandt, die Hände ringend. "Ich wollte das nicht, ehrlich! Ich meine, er ist mein Freund, mein Kumpel, ich wollte ihn nicht verletzen, wirklich...", sprudelte er bekümmert hervor, flehte förmlich um eine Unterbrechung, die ihm Kevin stoisch gewährte. "Er hat eine Kreislaufschwäche, nichts, was mit dir im Zusammenhang steht." Weevils Kiefer hing tief, von ungläubigem Blinzeln begleitet. Dann färbten sich seine Wangen dunkel. "Oh Scheiße", kommentierte er knapp, vergrub die Hände in der Mähne an seinem Hinterkopf und beschattete sich mit den Ellenbogen. "Hör mal, ich weiß, was du denkst, nicht mit Kollegen rummachen und so, ich unterstütze das auch, und es tut mir leid, Mann, Kevin, es ist irgendwie außer Kontrolle geraten...", seine Gestik konkurrierte mit einer emsigen Windmühle. Mildes Amüsement zuckte um die Mundwinkel des Managers, gepaart mit Mitgefühl angesichts der Verzweiflung des Gitarristen. "Ich bin überzeugt, dass du nicht die treibende Kraft hinter den Ereignissen bist", stellte er klar, berührte mit einer Fingerspitze die versehrte Wange. "Das...", Weevil sammelte sich sichtbar, "das war keine Absicht. Ich wusste nicht, dass es ihm so dreckig ging und habe ihn ziemlich genervt." Er wandte sich der Brüstung zu, legte wieder den Kopf auf seine gekreuzten Unterarme. "Ich bin total durcheinander", gab er unverhohlen zu, von wehendem Haar umschmeichelt. Kevin trat an seine Seite. "Willst du wissen, wie ich Mamoru kennengelernt habe?", erkundigte er sich sanft. "Sicher", überrascht blickte ihn der Gitarrist an. Der Manager nahm seine Brille ab und schob sie in seine Brusttasche, fokussierte seinen Blick auf die lebendige Nacht. "Mosquito hatte mich auf eine eurer wilden Partys eingeladen", er referierte auf die gemeinsame Schulzeit des Gitarristen und des Sängers. "Und da ich entschlossen war, ihn für eine Band zu gewinnen, ebenso, wie er überzeugt war, dass ich seine Prüfungen nicht bestehen würde, traf ich ebenfalls am Veranstaltungsort ein. Ich muss nicht erwähnen, dass mir gerüchtweise bereits bekannt war, wie die Elite dieser gestrengen Schule sich von ihrem Druck zu befreien pflegte, sodass ich mit dem Schlimmsten rechnete." Ein amüsiertes Zwinkern warb um verschwörerische Gemeinschaft. "Ich durchlief also die Räume und Geschosse und lernte in direktem Kontakt die Entspannungsmethoden kennen", ein wissendes Grinsen schmuggelte sich in Weevils Gesicht, der aufmerksam lauschte. "Nun ja, mehr oder weniger Drogen, Alkohol und Orgien", fasste Kevin zusammen. "Glücklicherweise war der Geräuschpegel dessen, was man in Ermangelung anderer Begrifflichkeiten wohl als Musik bezeichnen musste, so ohrenbetäubend, dass man von den unappetitlichen Details verschont blieb. Wie dem auch sei, als ich das Kellergeschoss durchwanderte, um nach Mosquito Ausschau zu halten, wurde auf eine Wand eine Art Homevideo projiziert. Normalerweise hätte ich keinen Gedanken darauf verschwendet, wenn nicht in jenem Augenblick das künstlich körnig gehaltene Bild erstaunlich scharf geworden wäre. Es währte nur lange genug, um einen Eindruck von langen, schmalen Fingern zu zeigen, an einem eine kleine Narbe. Was mich jedoch in den Bann schlug, waren die Fingerkuppen, eindeutig die eines Musikers. Ich blieb also stehen und sah dem Fortgang zu. Auf den ersten Blick ein harter Pornostreifen, zwei Männer, die Unterricht darin erteilten, wie viele Variationen zum Abschuss es geben konnte", Kevin räusperte sich. "Allerdings wirkte es nicht so inszeniert, wie es käufliche Ausgaben zu sein pflegten... nun, einige Tage nach diesem Ausflug in die Subkultur stieß ich auf dem Flur mit Mamoru zusammen. Ich hatte seine Bekanntschaft bis dato noch nicht gemacht, da er sich von allen fernhielt und keine Freunde hatte. Er half mir, meine Kopien aufzulesen, und ich starrte auf die Hände, die ich an jener Wand gesehen hatte." Weevil blinzelte, bestaunte Kevin ungehemmt. "Ich erkundigte mich natürlich nicht, ob er seine Freizeitbetätigungen auf Film festgehalten hatte, sondern sprach ihn auf die Spuren auf seinen Fingerkuppen an, wollte erfahren, welches Instrument er spielte." "Dann... war er es wirklich?", suchte Weevil Bestätigung, von Irritationen gezeichnet. Kevin faltete die Hände auf dem Rücken und schritt gemächlich auf der Befestigungsanlage aus. "Ja. Allerdings erfuhr ich das erst einige Zeit später, denn wir standen gerade vor den Prüfungen, und nachdem er mich grob abgewiesen hatte, ließ ich die Angelegenheit erst mal auf sich beruhen. Kurz nach den Prüfungen fehlte er, und ich belagerte das Lehrerzimmer, bis eine Sekretärin sich erbarmte und mir seine Adresse gab. Er befand sich allerdings nicht in dem winzigen Loch, das sein Appartement bildete, sondern im Krankenhaus, weil er den zweiten Selbstmordversuch unternommen hatte, der in den Akten vermerkt worden war." Weevil blieb hinter ihm zurück, und der Manager wartete rücksichtsvoll, bis der Gitarrist wieder auf seiner Höhe war. "Der zweite...", echote er bekümmert. "Ja. Pünktlich nach den Prüfungen, die er mit Erfolg absolvierte, versuchte er, seinem Leben ein Ende zu setzen." Sein Begleiter tauchte in eigene Betrachtungen ab. Erinnerte sich an die schmale, lange Narbe, die in dem schmucken, von ihm bewunderten Bauch-Piercing endete. "Ich besuchte ihn", holte ihn Kevins ruhiges Timbre wieder in die Gegenwart zurück, "und bat ihn, in der Band, die ich zusammenstellen wollte, mitzuspielen. Er lachte verbittert und wies mich daraufhin, dass ich keine Ahnung hatte, ob er überhaupt einen Akkord greifen konnte. Daraufhin legte ich eine Kopie des Videos auf seine Bettdecke, und erklärte ihm, dass er nun viel Freizeit haben würde, um sich zu verbessern, wenn ich diese Liäson unterbinden würde." Ein gutturales Grunzen drückte Weevils Erstaunen eloquent aus. Der Manager der Hinagikus gestattete sich ein boshaftes Lächeln. "Was hast du gemacht?" Der Gitarrist klebte förmlich an seinen Lippen, vor Verehrung zappelnd. "Nun ja", sie folgten der Feuertreppe bis auf den Innenhof hinab, "ich hatte die Zeit genutzt und mich ein wenig umgehört, nachdem ich mit Mosquitos Hilfe eine Kopie des Films auftreiben konnte. Mamoru war bis dahin ein so genannter 'Phantom-Schüler', anwesend, aber ohne Spuren zu hinterlassen, weder bei außerschulischen Aktivitäten beteiligt, noch in Paukschulen oder herausragend beim Sport. Der letzte Aspekt führte mich dann zur Identität seines Sexualpartners. Ein Sportlehrer." Er verzog das Gesicht minimal. "Ich hegte keine Sympathie für ihn, sodass mir diese Gelegenheit, ihm einen anderen Wirkungskreis zu verschaffen, ein persönliches Vergnügen war." Er hielt an einer blumengeschmückten Zierrabatte inne, wandte sich Weevil zu, der ihn aufmerksam betrachtete. "Langer Rede kurzer Sinn: Flea hat gewisse Bedürfnisse, die sich gelegentlich seiner Kontrolle entziehen. Die Musik war immer die Zuflucht, die ihn in der Balance gehalten hat." "Und ich habe nun alles versaut." Weevils Kopf sank tief zwischen seine Schultern. Kevin schmunzelte, klopfte beruhigend auf den wirren Schopf. "Nein. Im Gegenteil", er umfasste beide Oberarme bedeutungsvoll, "ich vertraue dir Mamoru an, Kazuhito. Pass auf ihn auf." Der Gitarrist nickte heftig, zu allem entschlossen, seine buntscheckige Mähne flog durch die Luft. "Roger, Kevin", salutierte er ernsthaft. Und flog mit wehenden Schößen seiner Yukata davon, die Krankenstation aufzusuchen. ~db~ "Er schläft", beruhigte ihn der Arzt freundlich, hatte aber keine Einwände, dass der unruhig auf den Beinen hoppelnde Musiker das Krankenzimmer betrat und es sich neben seinem Patienten gemütlich machte. Und Weevil legte das Kinn auf die Bettkante, eine Hand umfassend, deren Ringfinger die verräterische Narbe ohne den Schutz ihrer gewohnten Ringe entblößte. ~db~ "Also", Weevil plapperte einem Wasserfall gleich, Ausdruck seiner Nervosität, "man kann unterschiedliche Züge einsetzen und die Loren beladen. Und in dem Schrank sind die drei neuesten Spielekonsolen!" Flea, der hinter ihm hertrottete, hinter seiner Sonnenbrille verschanzt, lauschte den Ausführung über die geheimen Vorteile ihrer Suite nur mit halbem Ohr. Wie Kevin ihm knapp zu verstehen gegeben hatte, nachdem man ihn von der Krankenstation abgeholt hatte, wusste der wirrig vor ihm her wieselnde Mann über Ereignisse aus seiner Vergangenheit Bescheid, die ihren Schatten über seine Existenz warfen. »Dabei lief alles so gut...«, verfluchte er sich selbst stumm. "Also", er prallte auf Weevil, der unerwartet vor ihm stehen geblieben war, dies aber nicht ahndete, "bist du noch sauer auf mich?" Flea stutzte, die Plastiktüte, die seinen zahlreichen Silberschmuck enthielt, schlug an seinen Oberschenkel. Weevil studierte ihn mit ungewohnter Eindringlichkeit, auf einer zotteligen Strähne kauend, was seinen Anblick konterkarierte. "Blödsinn", beschied ihm der Bassist knapp, drängte sich vorbei, um vor der Schlafzimmertür innezuhalten. Er konnte sich nicht überwinden, dieses Schlaraffenland für Nippesbesessene erneut zu betreten. Eine warme Hand entzog ihm seinen Beutel, deponierte diesen auf einem Plastikkasten, der zu Kinderzimmerausstattungen kommodierte. Weevil streifte ihm das lose, nachtschwarze Hemd von den Schultern, barg es auf der Anrichte. "Was soll das werden?", schnauzte der schwarzhaarige Mann, fuhr sich Abstand wahrend durch die noch duschfeuchten Strähnen. "Was schon?", summte der Gitarrist unbekümmert, ließ seine eigene spärliche Bekleidung zu solitären Haufen auf den Teppich fallen, "ich ziehe dich aus und mache es mir mit dir gemütlich." Flea entfernte brüsk die ungeduldig zupfenden Hände von seinem Hosenbund. "Lass das, Idiot", fauchte er, die Schultern hochziehend. Weevil lachte ihm ins Gesicht, keineswegs beeindruckt, "was ist los, Mamoru-chan, hat der Onkel Doktor dir verboten, was Schweres zu heben?", krähte er zotig. "Verdammt", Flea hakte die Zähne ineinander, "ich versuche, keinen Mist zu machen, und du bist mir absolut keine Hilfe!" Weevil hielt auf das große Rechteck in der Zimmermitte zu, wo sich hinter einer gepolsterten Umrandung ein Kissenmeer in Farbenpracht zum Toben anbot. "Ich will dir helfen, deshalb bin ich hier, also komm rüber." Dann schlug er sich mit dem Handballen an die Stirn, machte kehrt, um aus seinen Hosentaschen schwarze Kondome zu bergen, triumphierend zur Schau gestellt. "Du kapierst es nicht!", grollte Flea unwillig, hielt auf die Kissenburg zu. "Na, dann zeig's mir doch, ich bin praktisch bildbar", provozierte der Gitarrist feixend, grub sich in die lose Masse ein. "Du Depp", dem Bassisten blieb keine Alternative, als das Territorium zu entern und über die gewaltige Polsterung zu schwanken, "hast du Kevin nicht zugehört, oder was?" Ein tückischer Fußhebel brachte ihn zum Straucheln und Wimpernschläge später unter den grinsenden Gitarristen. "Wovor hast du Angst?" Farbenprächtige Zotteln umschmeichelten Weevils Lächeln, als er sich reizvoll an Flea anschmiegte. "Idiot", setzte dieser die Beleidigungen fort, atmete sichtbar beschleunigt, "du sollst nicht mit mir rummachen, klar? Such dir ne Freundin, mach ihr ein paar Gören und werde glücklich." Auf der Stirn des Gitarristen warfen sich Falten in Unmut. "Klar doch, und warum tust du das nicht auch?" Der schwarzhaarige Mann knurrte verächtlich. "Weil ich nur high werde, wenn mir einer seinen Schwanz reinschiebt", blaffte er hitzig. "Prima, ich habe einen", trat Weevil grinsend die Demonstration an, was ihm einen Schlag vor die Brust einbrachte. Enragiert setzte er sich auf. "Weißt du, was mir wirklich stinkt?! Dass du glaubst, nur, weil ich ein Idiot bin, kannst du meine Gefühle verletzen und mich beleidigen!" Er lehnte sich tief über Flea, dessen Schultern in die Polsterung pressend. "Es macht mir weniger aus, dass du mich schlägst und als lebenden Vibrator missbrauchst, als dass du mir ernsthafte Absichten absprichst." Fleas ohnehin bleiches Gesicht erblasste, hastig wandte er den Kopf zur Seite. "Ich will nur, dass du nicht dein Leben versaust", zog er sich in klägliche Verteidigungshaltung zurück. "Hey, Mamoru, ich bin keine 15 mehr, ich treffe meine Entscheidungen selbst." Weevil nutzte die Gelegenheit, die Hose über Fleas schmale Hüften zu schieben, "und im Augenblick bin ich beschäftigt." Fleas kalte Hände legten sich auf seine, lenkten seine Aufmerksamkeit auf die umschatteten Augen. "Ich kann's nicht ausstehen, wenn das passiert... wenn ich alles aufgebe, nur, um...", er beendete den Satz nicht. Weevil lächelte beruhigend, streifte eine bleiche Wange. "Kumpel, keine Tiefenpsychologie bei mir, sonst raucht es unter meiner Perücke", kalauerte er grimassierend, "lass uns die hübschen Dinger, die ich in diesem coolen Laden exakt für diesen Anlass erstanden habe, einweihen." ~db~ Es kostete Weevil einiges an Beherrschung, Fleas Verlangen in die Bahnen zu lenken, die ihm vorschwebten. Ein Vorspiel sollte seiner Auffassung nach eruptive Feldforschung umfassen, bis man mit geschlossenen Augen auf fremden Gefilden spazieren konnte. Zudem liebte er es, seine Begeisterung mit neckendem Kichern und Kitzeln zu teilen. Fleas Herangehensweise, die er in zwei sehr unterschiedlichen Varianten kennengelernt hatte, diente der Erleichterung, eine ernsthafte Angelegenheit, keine Spielerei. Was für eine Verschwendung! Er wühlte sich durch Kissen, bedeckte den hellen Leib mit Küssen, entwischte dem Zugriff, balgte sich und ließ sich einfangen, um erneut auszubrechen. Flea knurrte frustriert, drohte unwillig mit Selbstbefriedigung angesichts dieser fortgesetzten Grausamkeiten, bis Weevil nachgab, sich hinter den Freund schob und dessen ungeduldigen Fingern die Initiation überließ. Von dem ungeschminkten, animalisch anmutenden Hunger des Bassisten angesteckt setzte Weevil seine gesamte Kraft in ihre Vereinigung ein. Ließ sich nicht irritieren, als er unerwartet zurückgestoßen wurde und Flea sich auf den Rücken wand, um ihre nonverbale Kommunikation dort fortzusetzen. Gemeinschaftlich die gepolsterte Randeinfassung umklammernd unterbrach Weevil mit einem schelmischen Lächeln ein weiteres Mal die dynamische Verbindung ihrer lustgetriebenen Körper. Intonierte ein Kinderlied, mit dem Abzählreime eingeprägt wurden, und hielt so lange still, bis Flea nachgab und atemlos einstimmte. Zufriedengestellt und lächelnd schmirgelten sie einander hauteng ab, bis statische Entladungen ihre Körper in konvulsivische Zuckungen versetzten. ~db~ Mit einem Kiefer sprengenden Gähnen krabbelte Weevil in dem kaum erleuchteten Dunkel über die Umrandung der Kuschelburg und hielt auf ein transparentes Telefon zu, dessen poppig-quengelnder Jingle ihn aus bunten Träumen gerissen hatte. "Hö?", meldete er sich schläfrig. "Hmmm", er erhob sich von allen Vieren, kratzte sich eine blanke Kehrseite und knotete seine langen Haare lose zusammen, hielt auf das Kissenmeer zu. Ein Lächeln überzog seine Miene. "Er schläft", teilte er sanft mit. "Nein, ich glaube nicht, dass wir morgen nicht in Form sein werden", bekundete er feixend, verabschiedete sich mit einem leisen Gruß zur Nacht. Stellte das Telefon wieder ab und wanderte zu der Wunderkiste hinüber, die die wertvollen Spielekonsolen barg, zählte eine aus und barg den Schatz an seiner nackten Brust. Verband diese mit der gewaltigen Projektionswand und machte es sich wieder neben seinem Liebhaber bequem. Strich lange, schwarze Strähnen von einer Wange, bewunderte die helle Gestalt, die ausgestreckt auf dem Bauch ruhte und in heilsamen Schlaf versunken war. »Wenn ich ihn nun noch dazu bringe, mit mir zu spielen, ist mein Leben perfekt«, befand der Gitarrist hingerissen. Er beugte sich hinunter und hauchte einen Kuss auf eine freigelegte Schulter, von einer wohligen Wärme durchmessen, die nicht nur auf dem regen Austausch von Körperflüssigkeiten und Energiestößen rührte, sondern seinem Herz entsprang. »Was soll ich mit einer Freundin?«, schmunzelte er amüsiert. »Ich habe die real life-Version von Vincent aus Final Fantasy in meinem Bett.« ~db~ ENDE ~db~ ~~> Fortsetzung in "Moviestar" Danke fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Wieder ein Beitrag zum Bishounencastle und aus der Reihe der Hinagikus, ein paar Infos über Weevils und Fleas Beziehung. Wer sich fragt, wer der V.I.P. ist, auf den die Hinagikus warten und was dahintersteckt: das wird zu einem späteren Zeitpunkt enthüllt ^_~ Shabon-dama ist, für die linguistisch interessierten, aus dem Japanischen entlehnt, Shabon für "savon", "dama" Perle oder Kugel (tama). Warum nicht auf Englisch, wie der Song? *g* es hört sich besser an als soap-bubble ^_^