Titel: Last Child Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 16 Kategorie: Drama Erstellt: 10.06.2002 Disclaimer: der Song "Last Child" gehört seinen Autoren und der Band Aerosmith, wie aufgeführt. Hinweis: dies ist komplett fiktiv, Ähnlichkeiten zu tatsächlichen Vorgängen in Behörden, Institutionen oder Städten sowie geographische Gegebenheiten sind vollkommen zufällig und nicht beabsichtigt. «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» «¢» Last Child Es regnete. Dichte, dünne Fäden, vorhangschwer, endlos. Dampfschwaden wölkten erstickend in der feuchtheißen Luft, der Himmel, unsichtbar unter dem Wasserfilm, dunkelte langsam in die finstere Seite der Nacht. Havoc räkelte sich in Zeitlupe, um nicht noch mehr Schweiß in die subtropische Atmosphäre abzugeben. Er war seit fast fünf Jahren in Florida und befand, dass er sich sehr gut akklimatisiert hatte: keine chemischen Keulen mehr und auch keine sumpffieberartigen Anfälle aufgrund klammer Bekleidung. Hemd und Jackett klebten an seiner Haut, selbst der leichte Kattunstoff der Hose hatte sich fleckig vollgesogen, doch hier bemerkte das niemand. In seinem Walkie-Talkie rauschte es, dann drang die von statischen Entladungen verzerrte Stimme von Hughie an sein Ohr. "Mache.. Schluss...Kamera... morgen...roger?" Havoc wischte sich durch die hellbraunen, sich nass kringelnden Strähnen und antwortete krächzend. Er hatte nichts anderes erwartet. Der US-Marshal am anderen Ende schien die ihnen zugespielte Information als nicht besonders vertrauenswürdig einzuschätzen. Havoc, im Auftrag der Einwanderungsbehörde INS vor Ort, ignorierte die Kompetenzrangeleien. Für diese Nacht spielte es keine Rolle mehr, ob die Kooperation unterschiedlichster Strafbehörden funktionierte oder nicht. Er ließ einen schlammfarbenen Chrysler an und rollte bedächtig auf eine aufgeweichte Piste, die ihn aus dieser armseligen Vorortsiedlung in die Hauptstadt des County Leon, Tallahassee, bringen würde. Zurück in die "alte Stadt", wie die Muscogee sie getauft hatten. «¢» Die Nebenstraße verschwand unter dem wabernden Dunst des unendlichen Regens. Die Sicht betrug trotz der starken Scheinwerfer nur wenige Schritt weit, sodass Havoc sich auf eine längere Tour einrichtete. Eine unheimliche Fahrt, eingekesselt von faulenden Bäumen mit tief hängenden Trauergebinden und dschungelartigen Flechten, übersät von Schmarotzerranken. Zwischen Sumpf, Wolken von Stechmücken und Mangrovenwäldchen nur wenige Meter von der aufgeschütteten Route entfernt. Wie anders war doch Tallahassee, wesentlich stärker im Diesseits verhaftet, eine Stadt des 21. Jahrhunderts, erleuchtet und geordnet. Nicht durchdrungen von diesem allgegenwärtigen Odem der süßlichen Verwesung! Als er sich mit dem klebrigen Bündchen des Ärmels über die Stirn wischte, taumelte der Scheinwerferpegel über eine schlanke, schemenhafte Gestalt neben der Straße. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich hier einiges Gelichter herumtrieb, besoffen oder unter Drogeneinfluss, doch Havoc kannte auch eine dritte Alternative. Er stellte den Wagen quer, der bockend gehorchte und erhob sich, die Waffe entsichert in der feucht-klebrigen Rechten, glitt aus dem Wagen. «¢» Der Mann war stehen geblieben, reglos, die Schultern nach vorn gekrümmt, als könne diese lächerliche Geste die stetige Nässe vom Himmel ablenken. Die Arme um einen überschlanken Leib gekreuzt pendelte er leicht im künstlichen Licht des Wagens. Havoc hob die Linke mit seinem Dienstausweis und der Marke hoch. "US-Einwanderungsbehörde, INS. Wohin gehen Sie?" Der Mann hob den Kopf ein wenig, ohne die eigene Umarmung aufzugeben, und Havoc kategorisierte rasch, automatisiert. »Vermutlich 1,74m groß, ca. 60 Kilo schwer, Seminole oder Muscogee, schwarzbraune Haare, schulterlang, sehniger Körperbau, etwa Mitte Zwanzig. Gekleidet wie ein Gammler.« Der Mann löste vorsichtig, als könne er dessen verlustig gehen durch eine überraschende Beschleunigung im Ablauf, den linken Arm und wies auf die Straße. "...Tallahassee...", wischte der Schnürregen herüber. "Haben Sie keinen Wagen?", erkundigte sich Havoc, achtete aber nicht besonders interessiert auf die Replik, die in einem herabsackenden Schulterzucken resultierte. "Na los, steigen Sie ein. Ich nehme Sie mit bis zur Ortsgrenze." Seine Linke schlug in dumpfem Geräusch auf das mitgenommene Blech der Wagendecke. Zögerlich näherte sich der Fremde und kletterte unbeholfen auf den Beifahrersitz. Havoc aktivierte die Innenbeleuchtung und studierte ungeniert die markanten Gesichtszüge des Gestrandeten. "Seminole?", hakte er vorgeblich jovial nach. Dafür sprachen die Wangenknochen, die tiefe Hautfarbe. "Muscogee oder Miccosukee?", forcierte er eine Reaktion bei seinem Gegenüber, der in stumpfsinnigem Blick zwischen den leise ächzenden Scheibenwischern hindurchschielte. "... Creek...", erwiderte jener schließlich, eine ungeübte, dennoch männlich herbe Stimme, die Havoc dem durchaus anziehenden Gesicht nicht zugetraut hätte. "Also Muscogee", entschied Havoc und ließ den Wagen anrollen. "Ich bin Havoc. Und wie ist dein Name?", erkundigte er sich in lauerndem Tonfall. Auch wenn das tropfende Bündel neben ihm nicht den hellsten Eindruck machte, so war sich Havoc doch sicher, dass der Kontakt mit den staatlichen Verfolgungsbehörden kein Neuland für diesen war. So was hatte er im Blut. "Sammy", krächzte sein Fahrgast kaum hörbar, rieb sich über die bloßen Arme. "Okay, Sammy, was treibt einen so lebenslustigen Burschen wie dich bei diesem beschissenen Wetter mitten in der Nacht in diese gottverfluchte Gegend?" Sammy zuckte die Schultern, begann, am Daumennagel zu kauen. Havoc grinste, ohne die Miene zu verziehen. Der kleine Scheißer versuchte doch tatsächlich, den coolen Macker zu geben! "Warst wohl fischen, oder wie?" Beharrliches Schweigen, gepaart mit unbehaglichem Herumrutschen auf dem spröden Ledersitz. "Oder auf Muschijagd?" Havoc bleckte seine starken, teuer überkronten Zähne. Ohne den Blick von der Straße zu wenden, die sich als bleierne Schneise in die dschungelartige Flora hineingefressen hatte, fauchte seine Rechte hoch und packte die nassen, glatten Haare des anderen im Nacken, hart, demonstrativ. "Versuch nicht, mich zu verarschen, Sammy, sonst wirst du den Tag verwünschen, an dem du aus dem räudigen Arsch deiner Mutter gekrochen bist", säuselte er bar jeder Emotion. Sammy erschauerte neben ihm, gab keinen Laut des Schmerzes von sich, bog den Rücken durch, um sich ein wenig des Drucks auf seinem Haaransatz zu entlasten. "Also, amigo, was hast du hier gemacht?", wiederholte Havoc in dem geduldigen Ton eines gütigen Beichtvaters, der sich nicht der Mühe unterziehen musste, mit der Exkommunikation und dem Fegefeuer zu drohen. "... ich wollte... nur ein wenig... rauchen...", wisperte der schlanke Mann hastig, leckte sich über die Lippen, versuchte, mit seinen schwarzen Augen in Havocs wasserblaue zu sehen. "So so", kommentierte dieser gönnerhaft und schleuderte den anderen mit einem Ruck gegen die Beifahrertür. "Du bist also ein beschissener, gehirnamputierter Kiffer, wie?" Sammy senkte den Kopf und zog die Knie vor die Brust, wirkte nun kindlich und hilflos, unverständlicherweise einem Tadel ausgesetzt, den er nicht begreifen konnte. "Das ist gar keine schlechte Wahl", führte Havoc unbeeindruckt aus, als er den Highway erreichte und bald schon die Stadtgrenze mit einem beleuchteten Schild in Sicht kam. "Kiffen und herumliegen und wieder kiffen, so kann man sich eine schöne Zeit machen, nicht wahr, Sammy?" Dieser zuckte mit den Schultern, ratlos, verwirrt. Havoc bremste den Wagen schlingernd ab und stieß an Sammy vorbei den Schlag auf. "Hau schon ab, du verblödeter Junkie!" Hastig rollte sich der überschlanke Mann aus dem Wagen, tauschte die kochende Hitze im Innern mit dem fahlen, Regen geschwängerten Dunst der Morgenstunden. Noch bevor die Scheibenwischer Havoc wieder eine klare Sicht für Wimpernschläge zurückgaben, war sein unwilliger Fahrgast spurlos verschwunden. «¢» "Thibeaudaux, ich haben Ihnen schon mehrfach versichert, dass ich als Sonderermittler für die INS mit dem Büro der US-Marshals in jeder Hinsicht kooperieren werde, also, wo, verdammt, liegt Ihr Problem?" Havoc erkannte die gereizte Langeweile in seiner Stimme, nahm aber keineswegs Abstand davon. Er wollte, dass sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung begriff, wie bürokratisch und hinderlich diese ständigen Abstimmungsrunden und Anweisungen für ihre gemeinsam zu betreibende Sachaufklärung waren. Thibeaudaux, ein wahrer Titane aus Baton Rouge, setzte mit seinem merkwürdigen Akzent nach, gab nicht auf, bis er jedes Detail erneut aufgelistet und bewertet hatte. Havocs Augen drehten sich Richtung Schädeldecke, während er Kringel auf einem sich unter der steten, hohen Luftfeuchtigkeit wellenden Notizblock malte. Endlich ließ ihn Thibeaudaux vom Haken und Havoc entschied sich, das provisorische Büro seines Motelzimmers, einer heruntergekommenen Betoneinheit, mit einer Bar zu tauschen. Er fand bald, was er suchte. Ein dreistöckiges Haus aus der Zeit der Kolonialisierung, errichtet aus langsam verrottenden Hölzern und vielen nun rostenden Ziergittern und Windlichtern aus gedrehtem Eisen. »Südstaaten-Chic, genauso verwelkt und armselig wie der gesamte Rest hier unten!« Havoc spuckte in den Rinnstein, bevor er die ungleichen Stufen überwand, tückisch durch den sich unregelmäßig absenkenden Boden darunter. Im Schankraum regierte dumpfes Dämmern, die spärlichen Gäste lauschten desinteressiert einer immer gleichen Abfolge von volkstümlichen Liedern. Lösten sich auf in stumpfsinniges Starren auf den Boden ihrer Bier- oder Whiskeygläser. Der gewaltige Spiegel hinter dem hüfthohen Tresen musste alt sein, zersprungen und blind, doch hatte man ihn nicht ersetzt. Ein Relikt aus einer Zeit, wo man von Träumen lebte, sich eine glänzende Zukunft erhoffte. Die wuchtigen Deckenleuchter waren mit winzigen Strahlern verunstaltet worden, von denen nur ein Bruchteil tatsächlich ihren Tribut zollte, den gesamten, hohen Raum in eine Art Semi-Dunkelheit tauchte. Havoc durchquerte ihn wachsam, um sich an der Bar gleich einen Doppelstöckigen zu genehmigen, einen passenden Schein zwischen den Fingern rollend. Die wenigen Gäste hatte er gescannt. Seine trainierten Sinne wiesen sie als Trunkenbolde, Verlierer, Kleinganoven und anderes Geschmeiß aus, die aber über ausreichend Verstand geboten, sich nicht mit ihm anzulegen. Er wusste, dass sie unter seinem Jackett sehr genau die Aufbeulung der Waffe in ihrem Holster bemerkt hatten und ihn einordneten. Sie würden nicht reden, er würde nicht reden, man würde still und stumm gegen die klebrige Unerträglichkeit des Regens antrinken. Über 90% Luftfeuchtigkeit bei etwa 100° Fahrenheit... hier konnte man durchaus an die Hölle denken. Den zweiten Doppelten ließ er in seinem Mund ausrollen, ignorierte die Staubschichten und Spinnweben in jener Art Trance, die rasch über die Menschen fiel, die in diesem Klima beheimatet waren. Wo jede unnötige Bewegung sie ein hohes Maß an Kraft kostete. Der Whiskey war nicht übel, wie Havoc befand, natürlich von der illegalen Sorte, die man umgefüllt hatte und zum Schein einige Flaschen mit namhaften Herstellern deponierte. Doch wenigstens verfügte er über die nötige Anzahl Stockwerke und war nicht mit Eisstücken aufgeweicht worden. Havoc erhob sich und schlenderte zur Tür, durchbrach die winzige Schleuse in Form eines rudimentären Perlenschnurvorhangs und stieß die alte Holztür mit ihrem Fliegengitter nach außen auf. Unter dem Vordach stehend betrachtete er den leisen, alles berauschenden Regen. Wie konnte Stille, das Fehlen des einzelnen Tropfens, der sich aus der Höhe auf die Erde stürzte, so erfüllend sein? In der Tat, die dichten Dampfschwaden schluckten jede Ahnung eines Geräusches. Allein das Ausbleiben versetzte den Zuhörer in Erwartung, sah er doch etwas, was er nicht zu vernehmen vermochte. Aus solcherart tiefsinnigen Betrachtungen riss ihn ein Schatten, der sich im Schutz der vorspringenden Vordächer und überdachten Holzterrassen seinen Weg Richtung Siedlungsgrenze bahnte. Seine Eile ließ Havocs Aufmerksamkeit alarmiert auf dem schlanken Schatten fokussieren, bevor er diesen erkannte. Niemand bewegte sich hier rasch, es sei denn, er hatte ernsthafte Schwierigkeiten direkt auf seinen Fersen. Vage überschlug Havoc die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Seminolen mit schwarzbraunem Haar, einer abgewetzten Lederhose und einer in den bunten Farben der Einheimischen gewebten, ärmellosen Weste im Viertel ihre Runden drehten. Er spähte in eine Gasse hinter dem Gebäude der Bar, erkannte dort keine uneinsehbaren Ecken, Müllcontainer oder andere Verstecke. Bog gemessenen Schritts ein, um an der nächsten Kreuzung, wo Sammy den Schutz der Vordächer verlassen musste, um die Straße zu überqueren, diesen abzufangen. «¢» Sammys Haare waren vom Regen auf seine knochigen Schultern geklatscht worden, rankten sich wie ein ebenholzfarbener Rahmen um seine asketischen, von Entbehrung gezeichneten Züge. Er zuckte zusammen, als sich Havoc wie ein bedrohlicher Schatten um ihn wand, fast einen ganzen Kopf größer und sehr viel schwerer, mit kaum rascher gehenden Atemzügen und säuerlich Schweiß ausdünstend. Dessen harter Handgriff nun seine Linke umklammerte, die ein abgeflachtes Messer hielt, die Rechte seinen freien Arm unbeweglich an seine Seite fesselte. "Was haben wir denn hier?! Wenn das nicht Sammy ist, der kleine Kiffer..." Havocs Stimme tänzelte in falscher Freundlichkeit an seinem Ohr. "Hör zu, du kleiner Wichser, eine falsche Bewegung und ich lasse dich wegen Angriffs auf einen Staatsbeamten einbuchten, verstanden?" Sammy nickte, nur eine minimale Regung, um seinen Angreifer nicht zu voreiligen Schlüssen zu verleiten. Dieser verschmolz, ohne von ihm gehindert zu werden, mit den Schatten, hob Sammy einfach an, um die schlüpfrigen Außentreppen zum zweiten Stock eines Altbaus zu erklimmen. Als sie die Brüstung, die das Gebäude umlief, erreicht hatten, trieb Havoc Sammy auf eine Tür am Ende des offenen Gangs zu. Er entsperrte ein lächerlich anmutendes Schloss und versetzte Sammy einen Stoß in die Dunkelheit dahinter. «¢» Das Appartement bestand lediglich aus einem Zimmer mit einer winzigen Nasszelle. Nicht einmal eine Toilette fand sich. Wer nicht die Gemeinschaftsräume aufsuchen wollte, bediente sich des Lochs im Boden samt eines gammligen Gummischlauchs. Ein mittels Holzkant provisorisch aufgebocktes Bett beherrschte den Raum, die Matratze fleckig und dünn, mehrfach ausgebessert. Ein mottenzerfressenes Laken lümmelte sich zusammengeknüllt am Fußende des schmiedeeisernen Relikts aus besseren Zeiten. Die Wand wurde von einem abschreckenden Muster aus Schimmel und Feuchtigkeit gezeichnet. Der Deckenventilator, im vergeblichen Kampf gegen die drückende Schwüle, rotierte ächzend mit drei verbliebenen Blättern. Havoc beließ es bei dem kärglichen Schimmer einer Leuchtreklame, wies mit dem Kinn auf das Bett, während er sich selbst des einzig vorhandenen Stuhls, einem Kaffeehaushocker, bediente. Sein Jackett abstreifte, das Holster über die kreisrunden Schweißflecken unter den Achseln, im Nacken und Rücken schob. "Setz dich", herrschte er barsch Sammy an, der der Aufforderung in Zeitlupentempo nachkam, offenkundig durch die sich überschlagenden Ereignisse in Verwirrung gestürzt. "Wir sollten uns unterhalten", schnurrte Havoc und erhob sich, das Hemd aufgeknöpft, seine nasse Brust entblößend, wo sich helle Haare feucht kringelten. Er beugte sich zu Sammy herab, beide Arme, dessen schmale Gestalt flankierend, abgestützt, ein humorloses, Zähne starrendes Grinsen in dem erhitzten Gesicht. Sammy wich mit aufgerissenen Augen zurück, nervös zwinkernd, das Messer fahren lassend, das Havoc mit einem Achselzucken von der Matratze beförderte. Bevor er Sammy um die Fußknöchel packte und diese heftig in die Höhe riss. Sammy schlug der Länge lang auf dem Rücken auf, seine Flucht vereitelt, als sich Havoc bereits rittlings auf seinen knochigen Hüften niederließ. In Zeitlupe sank er herab, kreuzte die muskelgestählten, behaarten Unterarme über Sammys flachem Brustkorb, presste diesen förmlich in die muffige Matratze. Ohne die schwarzen Augen nur einen Wimpernschlag aus dem Bann seiner wasserblauen zu entlassen. "Ich kenne solche wie dich", hauchte er provozierend in das angespannte Gesicht mit den aufgebissenen Lippen unter sich. "Ich weiß, was du für einer bist." Während Sammy noch atemlos blinzelte, zog sich Havoc zurück, setzte sich auf, um Sammy ruckartig auf den Bauch zu drehen. Dessen Arme in seine Gewalt zu bringen, die Weste abzustreifen und mit seinem Gürtel die Handgelenke an die Querstreben des Bettes zu fesseln. Reflexartig zerrte Sammy an dem Knebel, was Havoc zu einem mitleidigen Lachen inspirierte. Er beugte sich herunter, die ausgefransten Lederhosen öffnend und von den langen, sehnigen Beinen schälend, hauchte in Sammys Nacken. "Wieso schreist du denn nicht, kleiner Kiffer, hm? Was ist los... habe ich dich etwa richtig eingeschätzt?" Spott troff wie eine ätzende Säure über den leise keuchenden Mann herab, der fahrig mit den Beinen über die grob gewebte Struktur der Matratze glitt, sich auf die Knie zu stemmen versuchte. Er vernahm das Schaben metallischer Reißverschlusszähne, die ratschend von einander getrennt wurden, das leise Klacken von gehärteten Profilsohlen auf dem altersblanken Bohlen. Dann spürte er, ohne sich umkehren zu müssen, endlich auf Knien, die gleißend-klebrige Wärmeausdünstung eines anderen Körpers direkt hinter sich. Havocs Hände umfassten seine hervorstehenden Beckenknochen hart, drückten die Daumen in das sehnige Gewebe, um dann, befehlsgewohnt und rücksichtslos gegen Widerstand, Sammys Beine auseinander zu schieben. Der wehrte sich in der unbeholfenen Art eines Resignierten, zuckte erschauernd zusammen, als sich wie ein pulsierender, gewaltiger Dorn das erhitzte Fleisch von Havocs erigiertem Penis zwischen seine mageren Oberschenkel presste. Wie ein Nachtmahr über Sammy schwebend streiften Havocs Hände aufreizend in groben Schwüngen, mit der schwieligen, feuchten Innenfläche die spärlich behaarte Haut des anderen erkundend. Über dessen flache Brust, die Rippen, die mageren Hüften bis zu den Oberschenkeln. "Was ist, Kleiner... magst du es hart? Hmm?", schnurrte Havoc an Sammys Nacken, der sich vergeblich aufzurichten versuchte. Unter dem dichten Schleier seiner schwarzbraunen Haare abgeschirmt, mit fliehenden Atemzügen ringend. Ohne weitere Vorreden trieb Havoc zwei Finger zugleich in den sich hilflos windenden Körper hinein, bog diese um, dabei Sammys Penis schmerzhaft umklammernd. Sammy stieß ein klägliches Winseln aus, gehorchte dann dem heiseren Befehl, die Beine breit zu machen, und hielt den Atem an, als Havoc sich seiner bemächtigte. Mit beiden Händen die Querstreben in Höhe der Matratze umfassend, die spitzen Knie Halt suchend in die kaum federnde Unterlage gebohrt versuchte er, den raschen Stößen ihre Gewalt zu nehmen. Widerstand zu leisten gegen die Inbesitznahme seines Körpers. Havoc lachte leise, ein wenig kurzatmig, schnurrte dann gefühllos. "Na, was ist... hart... oder... sanft?" Als Sammy sich wortkarg gegen ihn stemmte, knurrte Havoc amüsiert auf, genoss diesen in seinen Augen müßige Widerstand. Machte seine Rechte frei, um Sammys Haare im Nacken zu umklammern und ihn dann mit all seinem Gewicht frontal in die Matratze zu drücken. Er wartete, versetzt mit harten, wenig intensiven Stößen, bis der andere Mann, die gefesselten Handgelenke gegen die Stangen schlagend, zuckte und fahrig unter ihm Reaktion zeigte. Erst dann gestattete er, Sammy noch immer an den Haaren haltend, ihm, mit hochgerissenen Kopf Sauerstoff zu schöpfen. Ächzend und würgend bäumte sich Sammy in Qual auf, was Havoc anreizte, nun ernsthaft zur Sache zu kommen. Die knochigen Hüften zu umklammern und vehement bis zum letzten Widerstand in den mageren Körper zu stoßen. Mit einem heiseren Triumphlaut explodierte er in dem zuckenden Leib, löste sich dann achtlos, gestattete dem Missbrauchten, sich auf die Seite sinken zu lassen und zu Atem zu kommen. "Weißt du, Sammy", er tätschelte das unter verklebten Haarsträhnen verborgene Gesicht beiläufig, "wenn du mich verärgerst, tut dir das nicht gut. Und darum solltest du mir gehorchen." Mit einem Ruck um das umklammerte Kinn drehte er Sammys Gesicht zu sich herum. "Verstehst du?! Gehorche mir. Immer. Und augenblicklich." Die schwarzen Augen blinkten trübe, aber Havoc war sich sicher, dass der kleine Bastard ihn richtig verstanden hatte. Man konnte ja förmlich sehen, über welches Maß an Erfahrung er verfügte. Einen solchen Ritt über sich ergehen zu lassen, ohne zu schreien, da würde er auch eine aufrichtig gemeinte Warnung nicht missinterpretieren. «¢» Nach einem Augenblick der Besinnung drehte er den anderen wieder auf den Bauch. Hieß ihn, in die Knie zu gehen und ihm seine Kehrseite zuzuwenden, hoch in die Luft gereckt, bis die Sehnen in den Beinen sich deutlich abzeichneten. Außer ihren fliehenden Atemzügen, die sich im stillen Rausch des ewigen Regens verloren, begleitete sie nur das morsche Ächzen von Bettrahmen und Federn, als Havoc erneut den schlanken Leib usurpierte. Fahrig die langen Haare aus dem Gesicht zusammenfasste und in den feuchten Nacken seines Partners Anweisungen raunte, wann dieser sich zu entspannen oder anzuspannen hatte. Er gestattete Sammy, seinen Schritt zu weiten, um schneller den für ihn erlösenden Punkt in seinem Unterleib zu treffen. Eine Geste der Freundlichkeit, die Havoc zur Wahrung seines Gesichts mit einer härteren Gangart verschmolz. Nach der vierten Runde hatte Havoc Mühe, seine klebrig-schweißige Haut von der des anderen zu lösen, doch der Gestank, der mittlerweile der von ihrer Körperwärme erhitzten Matratze entwich, trieb ihn hoch. Zudem mischten sich nun ihre Körperflüssigkeiten, die des Kleinen und die achtlos abgestreiften Kondome, Schweiß und Dreck mit den Ausdünstungen der Vergangenheit, sodass Havoc die Lust verlor. Er liebte es gelegentlich, schmutzigen Sex an widerwärtigen Orten zu diktieren, doch der Reiz entschwand, wenn es zu aufdringlich wurde. Havoc betrat, sein Holster samt Waffe über eine Schulter geworfen, die mit gesprungenen Kacheln ausgeflieste Zelle, um sich mit dem spärlichen Rinnsal aus dem gammligen Gummischlauch abzuspritzen. Dann, -die wässrigen Perlen auf seiner Haut verdunsteten bereits-, wieder seine klammen Kleider überzustreifen. Vorwarnungslos verpasste er Sammy einen Hieb in die Bauchhöhle, der ihm den Atem austrieb, um in aller Ruhe den keuchend Zusammengekrümmten auf den Rücken zu drehen, erneut zu fesseln und ihn mit einem Taschentuch zu knebeln. Eine Wange tätschelnd zwinkerte er kalt in die schwarzen Augen. "Sei brav, kleine Hure. Dann komme ich auch wieder." «¢» Havoc hielt sein Versprechen und betrat fast drei Stunden später im fahlen Morgenlicht, das keine Aussichten hatte, die niedrigen, wabernd umhertreibenden Dunstschwaden zu durchdringen, das schäbige Zimmer erneut. Es juckte ihn, an mehreren Stellen gleichzeitig. Sammy beobachtete ihn mit aufgerissenen Augen. Sein flacher Brustkorb wehte in raschem Rhythmus, eine leichte Erregung begrüßte Havoc, der sich auf der Kante niederließ. Seine Rechte wanderte über eine Wange, ohne den Knebel zu entfernen, am Hals entlang, über das filigrane Schlüsselbein unter der warmen Haut hinab bis zu den Brustwarzen. Die er mit kalkulierter Grausamkeit schmerzhaft zwischen Daumen und Zeigefinger massierte. "Ich habe mich schlau gemacht... Sammy..." Sein Atem wehte, nikotinschwanger und säuerlich, in Sammys Gesicht. "Da denke ich, du bist ein kleiner Kiffer..." Havoc versetzte Sammy einen harten Schlag mit der flachen Hand auf die Magengegend, eine nur dem Anschein nach freundschaftliche Geste der Vertrautheit, während er sich bereits langsam entkleidete. "Und dann sehe ich, dass man dich schon mal wegen Prostitution aufgegriffen hat, Mundraub und Herumlungerns in öffentlichen Parks..." Seine breite Hand griff zwischen Sammys Schenkel, der schützend die Beine angezogen hatte. "Mach sie breit", wisperte Havoc eisig, um dann, als Sammy sofort nachgiebig dem Befehl folgte, wieder in den säuselnden Plauderton zu verfallen, der nicht über seine Aggression hinwegtäuschen konnte. "Du bist also eine kleine Nutte..." Seine flache Hand klatschte unter Sammys Kehrseite, der diese sogleich von der Matratze hob und sich anspannte, als Havocs Fingerspitzen Einlass suchten. "Du hast mir gar nichts davon erzählt, Sammy... Süßer..." Havoc, nun ebenfalls nackt, mit einer klammen Schicht angetrockneten Schweißes glänzend bedeckt, umfasste Sammys Oberschenkel, brachte dessen Hüfte in beinahe waagerechte Höhe. Um dann, in perfider Langsamkeit, Zentimeter für Zentimeter zurückzuweichen, bis sich Sammys Arme schmerzhaft streckten, die Sehnen hervortraten. "Weißt du, ich habe nichts gegen Nutten... Abfall gibt es schließlich überall, und manchmal ist Dreck ja auch von Nutzen... Scheiße zum Beispiel düngt die Felder..." Er fixierte Sammys vor Schmerz beschlagene Augen. "... da stellt sich mir doch die Frage... wo liegt dein Nutzen, hmm?" Es war ihm ein Leichtes, den anderen Mann in der qualvollen Lage zu halten, ungerührt den ächzenden Atemzügen zu lauschen, genießerisch die eigene Erektion wahlweise an beiden Oberschenkeln zu reiben. "Ich mache dir einen Vorschlag... " Er bohrte die Fingerspitzen tief in die mageren Muskeln der Pobacken, "möchtest du ihn hören?" Sammy nickte hastig, so eilig, wie es ihm die Folter erlaubte, ohne sich selbst zu verletzen. "Dann...", Havoc schnurrte wieder selbstgefällig, "erzählst du mir jetzt, warum du gestern Abend in den Sümpfen herumgehangen hast... und zwar ohne irgendwelche Lügen, klar?" Sammy blinzelte. Havocs Rechte strich über seine Seite, beugte dann den Kopf, um drohend die Zähne um Sammys ungeschützten Penis zu legen. Dieser winselte panisch, erstarrte zur Reglosigkeit. Havoc jedoch berührte die empfindliche Haut nicht, sondern grinste diabolisch. "Da du mir aber das alles verschwiegen hast, muss ich dich vorher bestrafen. Du verstehst das sicher." Er ignorierte die weit geöffneten Augen. "Ich will nicht, dass du die Lage falsch einschätzt. Du musst mir ja schließlich glauben, dass ich es ernst meine, oder?" Er lächelte gefühllos auf den völlig verspannten Leib hinab. "Du magst es nicht gern hart, oder? Kleine Hure..." Seine Lippen wisperten in zärtlichem Ton, durchsetzt von der Gier nach Grausamkeiten, nach Demütigung und dem Reiz, Schmerz zu verursachen. Sammy zitterte, bemühte sich, den Stoffknebel zu durchdringen, vielleicht vorab herauszusprudeln, was Havoc fragen könnte, selbst Dinge, die diesem vollkommen gleichgültig waren. "Nein, nein, Süßer..." Havoc tippte ihm mahnend auf die Nasenspitze. "Erst die Strafe und dann erzählst du mir alles. Alles, was ich wissen will." Mit wenigen Handgriffen hatte sich Havoc ein Präservativ übergestreift, den angstvoll bebenden Leib in die Höhe gerissen, sodass Sammy förmlich zu schweben drohte. Ohne Vorankündigung dessen Beine weit auseinander gestemmt und mit einem einzigen Rammstoß das Terrain erobert. Konvulsivische Zuckungen des Schmerzes erschütterten den überschlanken Körper, der, die Beine ohne Kontakt zur Matratze um Havocs Hüften gewunden, mit weiteren eiligen Stößen rücksichtslos in die Höhe katapultiert wurde. Nur gebremst von den bläulich anschwellenden, mit einem Gürtel angebundenen Handgelenken an der Stirnseite des schmiedeeisernen Bettes. Kein Zweifel, Havoc genoss es, sich abzureagieren und in diesem Körper zu wüten, gegen den natürlichen Widerstand anzurennen. Den kleinen Stricher wie ein gespanntes Tau auf und nieder sausen zu lassen, den erstickten Wehlauten zu lauschen, die endlich den Schwermut des ewigen Regen durchbrachen. Er ließ von Sammy ab, als sich die elektrischen Entladungen seines Höhepunkts verliefen, machte es sich bequem und entzündete qualmend eine feuchte Zigarette. Sammy kauerte seitlich neben ihm, keuchend, in fötaler Stellung die zugefügten Schmerzen kompensierend. "Hey." Havoc klopfte auf die Matratze. Sammys Kopf drehte sich langsam, von langen Haarsträhnen beschirmt. "Hey. Ich habe nicht gesagt, dass du es dir bequem machen kannst." Er polterte wie ein fetter Redneck und amüsierte sich selbst über seine gelungene Vorstellung. "Los, mach sie wieder breit." Zögerlich, entgegen aller Instinkte und auch Schmerzen, drehte sich Sammy wieder auf den Rücken, stützte dann die Beine auf, weitete seinen Schritt. Bedacht, nicht mit Havoc zu kollidieren, der seine Kippe in eine schimmlige Zimmerecke schnickte. "So ist schon besser." Havoc tätschelte die mageren Schenkel, schob sich kniend dazwischen. Dann entfernte er mit einem Ruck den Knebel, gewährte Sammy einen Augenblick des Hustens und Krächzens. "Also... wer hat dich gestern da draußen gefickt und warum bist du abgehauen?" Sammy blinzelte, dann, als er erste Anzeichen der Ungeduld in Havocs Miene wahrnahm, ächzte hastig Bruchstücke heraus, die ihm Aufschub verleihen sollten. "Ein Mann. Eine Party. Eine alte Siedlung bei den Sümpfen, so eine Villa. Er hat telefoniert. Koks. Geschäfte. Spanisch gesprochen." "So so..." Havoc streichelte scheinbar gedankenverloren über Sammys Brustkorb, kreiste um die aufgeschürften Brustwarzen. "Weißt du, kleine Nutte, ich könnte dir was Gutes tun... gegen die Schmerzen... du hast doch Schmerzen?" Sammy nickte, zog kindlich die Nase hoch. "Gut, mein kleiner Arschwärmer... dann wollen wir doch mal nachdenken, wer das wohl gewesen ist, in der Villa. Der so auf dich abfuhr." Sammy atmete deutlich schneller. Es wirkte so, als versuche er, ohne über die geistigen Voraussetzungen zu verfügen, eine komplizierte Gleichung zu lösen, doch er scheiterte kläglich und hilflos. "Wer?", setzte Havoc nach, schob einen Finger in Sammys Anus, was ihm ein angstvolles Winseln entlockte. "Möchtest du, dass ich dir helfe?", triezte er säuselnd. "Hilf mir", krächzte der schlanke Mann flehend, nagte verunsichert an seiner Unterlippe. "Du bist wirklich nichts weiter als ein Dummfick, hmmm?", bemerkte Havoc mit gönnerischer Nachsicht. "Hieß der Mann Paolo Catonais??" Ein klägliches Nicken entlockte ihm ein selbstgefälliges Grinsen. "Ist er noch da? Für einen Deal??" Sammy zitterte, was Havoc veranlasste, die schwieligen Handflächen über dessen Leib gleiten zu lassen. "Komm schon, Kleiner... eine einfache Frage... wenn du mir hilfst, dann sorge ich dafür, dass du geschützt wirst", lockte er in schmeichelndem Ton. Der vibrierende Leib unter seinen Händen spannte sich an, dann räusperte sich Sammy mühsam. "Ich bringe dich hin, wenn du mir von hier weghilfst." Havoc lachte, klatschte auf Sammys Bauchdecke und erhob sich geschmeidig. Er drehte sich seiner Bekleidung zu, zerriss die Verpackung eines weiteren Kondoms, streifte dieses über, um, Sammys panisches Ächzen ignorierend, aus einer Tube durchsichtiges Gel zu verteilen. "So, damit du siehst, dass ich mein Wort halte, Sammy", schnurrte er, "hier nun etwas Feines gegen die Schmerzen." Er drang in Sammys Unterleib ein, wo die Flüssigkeit ein glühendes Brennen auslöste, das sich nach wenigen schluchzenden Atemzügen in eine beruhigende Kühlung lindernd wandelte. Sie musterten einander während der Wirkungszeit stumm. «¢» Sammy, nun mit einer Pentiti, neuen Identität des WITSEC, des Zeugenschutzprogrammes, ausgerüstet, schleppte die prallen Müllbeutel hinter das kleine Restaurant in einem Vorort von Houston, Texas. Es roch nach stark gewürzten Hühnerteilen, Dressing und dem süßlich faulenden Geruch von altem Salat mit Fleischeinlagen. "Sammy", raunte eine Stimme an seinem Ohr, als er sich sehr langsam herumdrehte. "Sie?!" In Sammys Gesicht zeichnete sich Überraschung ab, dann wandte er dem Mann sorglos den Rücken zu und verteilte die Mülltüten im Container, zog den schweren Deckel darüber. "Wir sollten uns unterhalten, Sammy", säuselte Havoc und umklammerte Sammys Oberarm. Dieser lächelte arglos, nickte dann und machte sich frei. "Sicher, einen Moment noch, ich muss noch abschließen. Warten Sie vorne, Gonzales lässt mich raus." «¢» Sammys Unterkunft, durch staatliche Vermittlung aufgetan, entpuppte sich als spartanisch eingerichtete und umgebaute Garage eines Mehrfamilienhauses. Er bot Havoc einen Tee an, doch dieser lehnte ab, verwandelte sich vorankündigungslos in eine Zähne bleckende Bestie. Zerrte Sammy auf die Schlafcouch und presste die Mündung einer Pistole an dessen Schläfe. "Reden wir Klartext, du kleiner Wichser. Wo ist der Stoff??" "Stoff?", echote Sammy in panischer Verwirrung, die schwarzen Augen irrten hilflos in Havocs Gesicht umher, suchten einen Zufluchtspunkt. Dieser umklammerte seine Waffe angespannt, offenkundig am Rande der Beherrschung, um nicht auf Sammy mit bloßen Fäusten los zu gehen. "Der beschissene Stoff, den dieses mexikanische Schwein geschmuggelt hat! Rede!!" "Ich weiß es nicht, ich habe Ihnen alles gesagt", schluchzte Sammy ängstlich, tastete mit den Händen nach Havocs Schritt. "Bitte, bitte lass mich leben!", flehte er winselnd, über die Ausbuchtung streichelnd. Havoc rammte ihm die Faust in die Seite, schleuderte den Ächzenden von der Couch auf den Boden und trat ihn erneut in die bereits malträtierte Seite. "Hör zu, du Stück Dreck, ich will wissen, wo der Stoff ist, klar?? Also rede, sonst spieß ich dich auf und brenne dir mit Kippen die Augen aus." Zusammengerollt zitterte Sammy zu seinen Füßen. "Ich habe nicht all diese Scheiße auf mich genommen, um leer auszugehen!" "Aber..." Sammys Augen wurden groß, als er hoch starrte. "... du gehörst zu ihnen?", erkundigte er sich fassungslos. "Du blöde Nutte, natürlich! Was hast du denn gedacht, wer diesem mexikanischen Dreckfresser hilft, die Illegalen einzuschmuggeln?! Der heilige Geist?!" In Sammys Augen funkelte die Reflektion der Waffe, die, entsichert, direkt auf ihn gerichtet wurde. Dann lächelte er kalt. «¢» "Richie, schau mal!" Der schlanke Mann mit dem einfachen Zopf und dem aparten Gesicht lächelte seinem Partner zu, der mit Cowboyhut und Lederhosen auf einem gewaltigen Strauß ritt. Wenige Meter zwar, doch der Sturz in den mit spärlichem Gras übersäten Staub entlockte ihm nur ein begeistertes Lachen. "Klasse, Cody!!", komplimentierte er den jungen Mann, der nun zu ihm lief und sich ein feuchtes Tuch reichen ließ, um den Schmutz aus dem Gesicht zu waschen. "Willst du auch mal?", erkundigte sich Cody grinsend, um dann, verstohlen, eine Strähne hinter Richies Ohr zu wischen. "Du musst keine Angst haben", versicherte er eifrig, das gutmütige Strahlen eines typischen Ex-Footballers auf den Lippen. Der es nun auf dem ländlichen Gehöft seines Vaters mit einem neuen Plan zu eigenem bescheidenen Wohlstand bringen wollte. Richie stützte sich unnötigerweise auf Codys Schulter ab, als er den schweren Naturholzzaun überstieg. Er hatte keine Angst. Niemand, der in den Bajous aufgewachsen war, das Erbe der Creek in sich trug und später in den Sümpfen nach den aufgeschwemmten Leichen der Illegalen suchte, die als Drogenkuriere missbraucht wurden, um noch höheren Profit zu machen, fürchtete sich vor einem Strauß. Krokodile und Schlangen, Untiefen, Treibsand und Strudel.... er hatte sie alle gemeistert. Der beste V-Mann, den die US-Marshals jemals in eine Organisation einschleusen konnten und der auch ohne Wimpernzucken die schwarzen Schafe in der Bundesbehörde ans Messer geliefert hatte. Wobei INS-Ermittler Havoc bedauerlicherweise bei einem Mordversuch verblutete, nachdem er sich unerlaubt Informationen des WITSEC verschafft hatte. Richie schenkte Cody einen aufmunternden Klaps auf die staubige Kehrseite, der den jungen Mann wie bei einem Viehauftrieb johlen ließ. Er hatte sein Geld investiert, um ein besseres Leben zu finden. Einen vernichtenden Schlag gegen die Menschenhändler und Drogenbarone eingeleitet, die dafür gesorgt hatten, dass er als ausgestoßene Vollwaise mit neun Jahren in staatliche Obhut kam. Und nun war er endlich frei. In Gesellschaft eines Partners, der schüchtern und ein wenig unbeholfen versuchte, ihm den Hof zu machen. »Er wird sanft sein. Mich gut behandeln. Weil seine Momma ihn gelehrt hat, seine Liebste zu ehren. Auch wenn, wie in unserem Fall, die Liebste ein Liebster ist.« Richie lächelte schmunzelnd in sich hinein. «¢» "Richie?" Cody stakste breitbeinig neben ihm her, bedachte ihn mit der Aufmerksamkeit eines neugierigen Welpen, der noch immer nicht ganz begreifen kann, welche glückliche Fügung sein Schicksal genommen hatte. "Hmmm?" Richie visierte die Herde Strauße an, die sich von ihrer Annäherung nicht beeindrucken ließ. "Sag mal", schüchtern blickte der Cowboy auf den Boden, "hast du eigentlich auch einen... Cajun-Namen?" In der Stimme lag die übervorsichtige Besorgnis, etwas Beleidigendes anzusprechen oder ihn gar zu verärgern. Richie streckte knackend die Arme hoch über den Kopf und vertiefte das geheimnisvolle Lächeln auf seinen Lippen. "Ja, Cody, den habe ich. Man nannte mich Sangfroid. Kaltes Blut." «¢» Last Child (Steven Tyler, Brad Whitford - Aerosmith 1976) I'm dreaming tonight I'm leaving back home Right! Yight-yeah! Take me back to a south Tallahassee Down 'cross the bridge to my sweet sassafrassy Can't stand up on my feet in the city Got to get back to the real nitty gritty Yes sir, No sir Don't come close to my Home sweet home Can't catch no dose of my hot tail poon-tang sweatheart sweathog ready to make a silk purse from a J Paul Getty and his ear with a face in a beer Home Sweet Home Get out in the field, Put the mule in the stable Ma, she's A cookin' Put the eats on the table Hate's in the City and My love's in the meadow Hand's on the plow and my feets in the ghetto Stand up, sit down Don't do nothin' It ain't no good when boss man's stuffin' it Down their throats with paper notes as babies cry while cities lie at their feet When you're rockin' the street Home Sweet Home Mamma take me home sweet home I was the last Child, just a punk in the street... «¢» ENDE «¢« Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Sommerhitze und ein sehr inspirierender Song von Aerosmith, dazu einige Reisefilme über Louisiana und natürlich "Big Easy", und fertig war ein sehr herausforderndes Werk, insbesondere, was die rape/lemon-Szenen betraf. Ich mag Cody für seine sanfte Höflichkeit und Sangfroid für die zähe Zuversicht, mit der er sein Schicksal gemeistert hat und trotzdem noch ein mitfühlendes Herz besitzt. Da musste einfach ein Happy End hin ^_^