Titel: Monday Monday Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: http://www.livejournal.com/users/kimerascall/ Original liveD ehT roF yhtapmyS-Serie, Teil 3 FSK: ab 0 Kategorie: Parallelwelt Erstellt: 08.03.2001 Disclaimer: "Monday Monday" by The Mamas & The Papas (J.Phillips); "No woman no cry" by Ford/Marley; "Tie your mother down" by Brian May and Queen; "Highschool hellcats" by Dave Alvin; "Green onions" by Booker, Jackson, Steinberg & Cropper; "Riot in cell block number nine" by Stoller/Leiber ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# ~~~# liveD ehT roF yhtapmyS - Monday Monday - Brrrriiiiiiiinnnnggg!! Tonys Herz setzte mehrere Schläge aus, während seine Hand automatisch nach seinem Kissen tastete, um dem Wecker den finalen Todesschlag zu versetzen. Aber da fand sich kein Kissen. BRRRRIIIIIIIIIIIIINNNNNGGG! Nun ernstlich verstimmt traf der Wecker eine Tonlage, die jedem Wesen mit einigermaßen funktionstüchtigem Gehör ein aufgestelltes Fell und einen ausgewachsenen Tinnitus verschaffen konnte. "WAAAAHHH!!!" Ein Schleppern ertönte und als Tony erschrocken die Augen aufklappte, flog der renitente Wecker in elegantem Bogen über ihn hinweg, bevor er letal mit der Wand kollidierte. Luzifer II, nun Lou, klatschte befriedigt die Klauen ineinander und torkelte dann wieder zu seiner Hängematte zurück. Um sich, Visage voran, platt wieder hineinfallen zu lassen. Tony wischte sich über die Augen und stöhnte leise. Rheumatisch hievte er sich aus dem verdrehten Chaos, das üblicherweise unter der Beschreibung Couch mit dekorativer Tagesdecke fungierte. Er gähnte bis zur Maulsperre und angelte seine Armbanduhr heran. Zeit, sich auf eine ereignisreiche Woche in dem wundervollen Leben von Anton S. vorzubereiten. Gewöhnlich war die Lektüre eines beliebigen Telefonbuches erregender. Tony schleppte sich blinzelnd zur Spüle und ließ Wasser laufen. "MIAAAAUUUU!" "Oh, Tschuldige, Luzie!" Tony rieb sich die Augen, wich vor dem nun getauften und tobenden Ungeheuer zurück. "He, wie hätte ich wissen sollen, dass du in der Spüle nächtigst?!" Wilde Klauenhiebe zersiebten die Luft nur wenige Zentimeter vor seinem T-Shirt. "Äh... ich geh nach draußen..." Tony schlang sich ein Handtuch um die Schultern und hoppelte über das Pflaster zur Viehtränke. "Grumbl, war ja keine Absicht, knurr, die Spüle sieht doch immer so dunkel aus, murr, alles nur, weil wir gestern abgewaschen haben, grummel, hätte sonst ja gar nicht reingepasst, brumm." Er klatschte sich eisiges Wasser ins Gesicht und über die Stoppelhaare, rubbelte dann energisch herum, bis er das Gefühl hatte, die Haut würde sich lösen. Dann schlappte er wieder in die heimischen Gefilde zurück, wo es inzwischen verdächtig ruhig war. "Luzie?" Tony bewegte sich wie ein Marine, auf jede Attacke gefasst. Der Feind konnte überall lauern, auf dem Schrank, unter der Couch, hinter dem Ofen... Als sich nach einigen Sekunden noch immer kein Attentäter todesmutig auf ihn stürzte, rieb er sich irritiert den Nacken. Dann fiel sein misstrauischer Blick auf das leise röchelnde Monster in der Hängematte. Angesichts des Schicksals, dass den Wecker ereilt hatte, der nun seine Eingeweide quer durch die Bude verstreute, war Vorsicht geboten. "Lou?" Das Röcheln nahm einen bedrohlichen Unterton an. Tony knurrte verdrießlich und zuckte mit den Achseln. "Dann eben nicht!" Er kramte den letzten Joghurt aus der Kiste, inspizierte die Kulturen, die bei seinem Anblick alles andere als lebendig waren und stopfte dem Toaster den gierigen Schlund. »Kaffee!!« Er brühte genug auf, um die Thermoskanne bis zur Hutkrempe abzufüllen, in der vagen Hoffnung, den Gott des Glam-Rock von den Untoten zurückzuholen. Ausnahmsweise kotzte der Toaster an diesem Morgen ohne Androhung von physischer Gewalt die angesengten Brotscheiben aus, sodass Tony sie gleich unter zuckersüßer Marmelade begraben konnte. Auf und ab gehend mampfte er und gulpte eilig den Kaffee herunter. So, wie er die Lage einschätzte, müsste er heute noch einkaufen fahren, die Vorräte gingen rapide zur Neige. »Wo ich einkaufen sooo liebe...« Er klaubte ein paar weniger zerlumpte Jeans hervor und suchte ein T-Shirt, das noch nicht die Aufmerksamkeit eines liebestollen Skunks erregen konnte. Dann warf er einen hilflosen Blick auf den Gott des Glam-Rock. »Ich werde ihn hier allein lassen müssen...ob ich ihm Drogen in den Kaffee mischen sollte? Fesseln??« Ein triefendes Auge auf den Eduscho-Chronometer, und er fluchte. Während er sich in Gedanken schon von seinem spärlichen irdischen Besitz verabschiedete, hastete er in die Scheune. Er gab seinem heißgeliebten Mini-Cooper ein zärtliches Küsschen, sperrte die Tür auf, wand sich in das Innere und ließ den Motor an. Der Cooper schnurrte, dann schoss Tony bereits auf die Landstraße hinaus. Hätte er sich neben die Hängematte geschlichen, hätte er das Rätsel um Luzies Verschwinden lösen können. Der Gott des Glam-Rock hatte den kleinen Schreihals traulich in den Arm genommen und eine Klaue in das Mäulchen geschoben. Dass Luzie diese Intimitäten gestattete, lag hauptsächlich daran, dass die bleiche Klaue einen Salami-Mantel trug. ~~~# Der Mini-Cooper zuckelte brav die Landstraße entlang, während Tony vor sich hin brummelte. "monday monday, so good to me" Nun, das würde sich erst herausstellen müssen! "monday morning couldn't guarantee that monday evening you would still be here with me" Diese Aussicht würde garantiert keine schlaflosen Nächte darstellen. "monday monday, you can't trust that day" Tony nickte so heftig, dass ein Brummifahrer auf der Gegenfahrbahn einen Gleichgesinnten vermutete und ein entsprechende Geste erwiderte. Die nächste Viertelstunde sinnierte dieser tiefsinnig über die Tiefschläge des Schicksals, die diesem bemitleidenswerten Jungen die wallende Haupthaarmähne geraubt hatte. »Welch grausame Fügung für einen Metaler!« Tony ahnte nichts von dieser mitfühlenden Seele, sondern listete die Unglücke auf, die Lous Anwesenheit ausgelöst hatte. 1.) Seine Mutter redet nicht mehr mit ihm. Nun gut, das stellte nicht unbedingt eine Katastrophe dar, da ihr getunter Lautstärkeregler dafür sorgte, dass er doch zu hören bekam, was sie ihm mitzuteilen gedachte. 2.) Der Bestand seiner sauberen und tragbaren Klamotten hatte sich erheblich reduziert. Da half nur eins: der Kerl brauchte eigene Kleidung! Was zu 3.) führte, nämlich der Ebbe in seiner Haushaltskasse. Wie üblich war am Ende des Geldes noch ziemlich viel Monat übrig. 4.) Lou hatte keine Papiere, war ein wanderndes Erdbebengebiet und nicht zurechnungsfähig. Das bedeutete, dass er ständig unter Verschluss gehalten werden musste und keinen Job annehmen konnte, um die Schäden, die er todsicher anrichten würde, zu kompensieren. Tony stöhnte leise und bremste sanft. Er musste bis zum Nachmittag eine Lösung gefunden haben, die sich auch in dieser Dimension umsetzen ließ, ohne das Raum-Zeit-Gefüge zu beeinträchtigen. ~~~# Der Gott des Glam-Rock war gegen 10 Uhr MET geneigt, dem neuen Morgen in das schauerliche Gesicht zu sehen. Er fuhr wie Christopher Lee senkrecht aus der Hängematte und ließ die Puschkin-Brille hervorschnellen. Seine Nase nahm die unverkennbare Witterung von Kaffee auf. "Mjammm!!" Mit ein paar kräftigen Schlucken verschwand der Inhalt der Thermoskanne in den Untiefen seiner Kehle. In diesem Moment brachte ein Tornado mit ohrenbetäubendem Getöse das Dach zum Zittern. "Schon gut!" Tätschelte Lou seinen Magen und erlegte einen blassen Toast. Der wurde erbarmungslos auf eine Klaue gespießt. Dann folgten eine sich windende Salami, ein durchsiebter Käse, Teile des gleichförmigen Puzzles mit dem großen, roten Hahn auf der Packung und als Krönung eine mit Ketchup verwundete Scheibe Schinken. Der Gott des Glam-Rock legte das imposante Haupt in den Nacken und hackte den Kiefer aus, schlang gierig bis zur Maulsperre. Luzie, die nun auch einen linden Anflug von Appetit verspürte, auch wenn das eben gebotene Schauspiel nicht besonders anregend war, harkte ihre Krallen in die nackte Haut von Lou und wanderte Richtung Herzchen-Boxershorts. Lou quiekte empört und zerrte Luzie von seiner kostbaren, totenbleichen Wade. "Schätzchen, so geht das nicht!! Wenn du mich perforierst, läuft der ganze Kaffee aus, klar?!" Luzie gab ein schnippisches Schnauben von sich, das deutlich machte, dass er sich die Löcher selbst zuzuschreiben hatte, wenn er frühstückte, ohne zu teilen. Lou seufzte, grummelte "no woman, no cry", köpfte mit einem Klauenkantenschlag eine Dose Katzenfutter und stellte die Dosenhälften auf den Boden. "Du weißt, dass man ist, was man isst, oder, Süße?!" Luzies Schwanz beschrieb Ausrufezeichen in der Luft. "Stör mich nicht oder lerne, ohne Zehen zu leben." Lou warf im sicheren Schutz der nachtschwarzen Katerwaffe einen gepflegten Blick nach draußen. "Komisch, Streifen im Bild?!" Dann drosch er lange Kabelstränge aus der weißen Fratze und die schwedischen Gardinen verschwanden. »So weit, so gut!« Lou befand, dass es an der Zeit war, die Körperpflege zu betreiben. Er borgte sich Tonys Badeschlappen und schlurfte über den Hof. "Hi Sonne, Hi Viehtränke, Hi Schaf... Schaf?!" Lou bremste abrupt, ging in die Hocke und beäugte kritisch das wandelnde Wollsofa. Eine raue Zunge schlabberte liebevoll über sein Visier. "Hey!!" Der Gott des Glam-Rock zerrte die nutzlose Sonnenbrille vom Nasenrücken und schob sie in den Hosenbund. "Was tust du hier?!" Das Schaf blökte und rammte zärtlich den schweren Schädel in Lous Oberschenkel. "Hey, pass auf, dass du die Kronjuwelen nicht erwischst!!" Eilig brachte er ein bisschen Abstand zwischen sich und das verliebte Schaf. Dieses folgte ihm zutraulich, lautstark blökend. "Hau ab, Wollknäuel, ich bin schon vergeben, klar?!!" Aber man sollte sich nicht mit einem liebestollen Schaf anlegen, das die ganze Nacht die Mondscheinsonate eingeübt hatte, um ihrem Liebsten zu imponieren!! Dem Gott des Glam-Rock rutschte bei dieser hartnäckigen Verfolgung das Herz in die Hosen, wo es sich in guter Gesellschaft aber nicht in Sicherheit befand. Denn die treu-doofen dunklen Augen hatten die beherzten Boxershorts als ein lohnendes Ziel erkannt, ein schnuckeliger Griff an diesem niedlichen Weißkäse. Und so jagten an diesem launigen Montagvormittag ein Gott und ein Schaf durch die Salzwiesen, beide unterwegs in wichtiger Mission... ~~~# Ein empörtes Kreischen ließ Lou herumfahren. War das nicht Luzies lieblicher Sopran?! Er drehte sich auf den nicht vorhandenen Absätzen der Badeschlappen herum. Und rammte frontal seine Verfolgerin mit der Statur einer überdimensionierten, fellbezogenen Fußbank. Lou jaulte, aber seine roten Augen suchten weiterhin den Hof ab. In diesem Moment flog Luzie von einem energischen Besen befördert auf das Kopfsteinpflaster, schlug einen Purzelbaum und floh in den Schutz der Viehtränke. Der Gott des Glam-Rock ballte die Klauen zu imposanten Fäusten. »Wer...?!!« "RÄUDIGES, WURMVERSEUCHTES KATZENVIEH!" »Der Mutterdrachen!!!« Er wollte auf die heimische Bruchbude zustürzen, als ein verzweifeltes Knirschen ihn abrupt stoppte. Lou sah an sich herab und blickte in ein verschämtes Grinsen. "Du...DU BLÖDES SCHAF!!!" Das Schaf rieb sanft den wolligen Schädel an Lous Hüften, während es genüsslich auf den Resten der Boxershorts herumkaute. Der Mutterdrachen erschien besenbewehrt in der Tür, und Lou ging zu Boden. Zumindest bis zu den Grashalmen. "Du dämliches Schaf, was soll denn das?! Soll ich dir jetzt deinen Pelz ausziehen, oder was?!" In der Tat war die Situation prekär: - der stocktaube Drachen hatte sein Heim invahiert, - seine Herzensfreundin war mit brutaler Gewalt zur Flucht gezwungen worden und -nun saß er in einer piekenden Wiese, mit nichts weiter bekleidet als einer mit Schafsabber versauten Sonnenbrille. Staubwolken flohen aus dem Eingang. Drinnen mährte die Ein-Frau-Invasion in forte vor sich hin. Lou wechselte einen verschwörerischen Blick mit dem Schaf. "Schaf, du bist ab jetzt Partisan in meiner Guerilla-Truppe, klar? Dein Codename ist... BO und du wirst von der Flanke her angreifen!!" Bo köttelte zustimmend. Lou robbte durch das hohe Gras, was sehr widersprüchliche Gefühle angesichts seines unbekleideten Zustands hervorrief. Sein Plan sah vor, einen Überraschungsangriff durch die Eingangstür zu starten und die Usurpatorin in Grund und Boden zu brüllen. Geduckt huschte er badeschlappend an die offen stehende Eingangstür heran. Er sprang hervor und brüllte in voller Lautstärke. "VERZIEH DICH, DU HEXE!!!!" Der Mutterdrachen kramte wissbegierig in einer Kiste herum, völlig unbeeindruckt. "Die ist wirklich stocktaub!" In diesem Augenblick drehte sich der Mutterdrachen in seiner Erscheinungsform Mutter Stöcker herum. Und sah sich unvermutet einem splitternackten, totenbleichen Mann gegenüber. "UAAAHHHH!!" Dieser Schrei stammte von Lou. "EIN PERVERSER!!! SITTENSTROLCH!!! VERGEWALTIGER!!" Keineswegs entsetzt schwang sie ihre Lieblingswaffe wie einen Morgenstern. Der Besen sauste auf Lous ungebändigte Mähne herab. Dieser war gleich mehrfach im Nachteil. Zum Einen steckten seine Klauen in den Ohren, um einen Hörsturz zu vermeiden, zum Anderen hatte Frau Stöcker einen Schlag wie eine Handramme. Lou ergriff das Hasenpanier und hetzte auf den Hof, während auf Frau Stöcker rachsüchtiger Verputz herabregnete. Mit weißem Staub eingenebelt folgte sie wie ein Rachedämon dem Kerl, der es gewagt hatte, sie sexuell belästigen zu wollen. Und dann so unverrichteter Dinge die Flucht ergriff! Lou hatte sich in die Viehtränke geworfen, zumindest schädeltechnisch. "SITTENSTROLCH!!" Der Besen katapultierte seine ungeschützte Kehrseite über die Viehtränke hinweg. Das grimmige Lachen, das die Pflastersteine zum Schmelzen brachte (auch Steine besaßen Empfindungen), verstummte abrupt, als ein schwarzer Blitz unter der Viehtränke hervorschoss und Stützstrümpfe mortal verwundete. Der Gott des Glam-Rock hielt sich den Kopf, zwischen seinen Klauen sickerte blaues Blut. Seine roten Augen glühten unheilig. Jetzt war die Alte fällig!! Und er hatte schon eine Idee!! ~~~# Luzie wich geschmeidig dem Besen aus und erspähte Verstärkung. Bo trottete heimlich, still und lautlos, mal abgesehen von ein paar nervösen Kötteln, hinter das tobende Muttertier. Luzie verzog das niedliche Katzenfrätzchen zu einem diabolischen Maunzen, nahm Anlauf und landete auf den schwer gepanzerten Spoilern der junoesken Frau Stöcker. Diese kreischte welterschütternd, ließ den Besen fallen, drosch auf die längst verwaisten Schweizer Alpen, verlor das Gleichgewicht und plumpste über Bo, die ihre Aufgabe als Rammbock vorbildlich erfüllte. Während Frau Stöcker wie eine Schildkröte auf der Panzerung hilflos und zornbebend ruderte, ertönte eine schmeichelnde Stimme, nur einen winzigen Hauch maliziös. "tie your mother down tie your mother down lock your daddy out of doors I don't need him nosing around tie your mother down tie your mother down give me all your love tonight" Er spannte einen mit bunten Birnchen bestückten Kabelstrang in seinen Klauen. "you're such a dirty louse go get outta my house that's all I ever got from your family ties, in fact I never heard a single little civil word from those guys" Bo zerlegte fach-schafisch das geblümte Kittelkleid, eine Wohltat für die Menschheit. Und Lous diabolisch spitze Zähne blitzen in die Mittagssonne. "but you know I don't give a light I'm gonna make out all right I've got a sweetheart hand to put a stop to all that grousin' an' snipin (all night)" Er schlang mit einem breiten Grinsen die bunten Birnen um den Mutterdrachen, der in fleischfarbenen Liebestötern und einem Korsett, das jedem Panzer Respekt abgenötigt hätte, gegen die Schwerkraft ankämpfte. Dabei kreischte sie in höchsten Tönen, aber der Gott des Glam-Rock hatte den Krieg erklärt und dann war er nicht mehr zu bremsen. Außerdem steckten zwei dicke Büschel Bo-Fell, sozusagen der Ausgleich für die Shorts, in seinen Lauschern. "tie your mother down tie your mother down take your little brother swimmin' with a brick (that's all right) tie your mother down tie your mother down or you ain't no friend of mine" Grinsend betrachtete er das hübsch verschnürte Paket. Er hatte eingedenk des Songs mehr als ein Licht beigesteuert, aber das Resultat war zufriedenstellend. "your mamma and your daddy gonna plague me 'til I die why can't they understand I'm just a Peace lovin' guy" Lou stieß einen Triumphschrei aus, hob den Rollmops auf die Laufwarzen und schnappte sich den Besen. "And when the saints come marshing in.." Ein freundlicher Puff auf der breiten Sitzfläche. Das folgende Protestgeschrei wurde erfreulich durch ein Opfer der letzten Begegnung mit dem Mutterdrachen gedämpft, letzte Heldentat des tödlich verletzten Bettlakens. Nach drei weiteren Ermunterungen fand das weihnachtlich vertüdelte Paket den Heimweg selbständig. Lou lehnte sich grinsend auf den Besen, Bo köttelte neben ihm zustimmend, während Luzie sich die Krallen leckte. Sieg auf der ganzen Linie!! ~~~# Tony gähnte unterdrückt und befüllte mit schmerzenden Schultern die Müllcontainer. Er hatte geglaubt, nach einer Ewigkeit in der Küche wäre der Mülldienst eine kleine Entspannung. Aber so etwas konnte nur jemand annehmen, der sein Riechorgan in Timbuktu verbuddelt hatte und ein eineiiger Zwilling von Herkules war. Aus dem geöffneten Fenster des Gemeinschaftsraums jodelte die Stimme der Moderatorin einer Talk-Show, knapp am nervenzehrenden Klang einer Kreissäge vorbei. Tony stöhnte leise und fragte sich, ob es schlimmer war, hier leben zu müssen oder das Privileg der Mülltonnenbefüllung zu haben. Dann fiel ihm bedauerlicherweise ein, dass er immer noch keine Lösung für das Luzifer-Problem gefunden hatte. Nun, zumindest keine legale. Er lehnte sich an den Container und bemitleidete sich selbst. ~~~# Lou hatte nach einiger Zeit der Suche endlich eine andere Unterhose gefunden, kroch dann in Jeans und T-Shirt vom Vortag. "Tss tss, so eine schlamperte Person!" Grummelte er und beförderte mit der Kehrschaufel Putz vor die Tür. Die Decke wurde offensichtlich nur noch von Spucke und guten Wünschen zusammengehalten. Dann fand er die grünschlammigen Überreste seines Paillettenanzugs. Bo streckte neugierig den Kopf zur Tür herein. "Hier!" Lou warf ihr mit trauerumflorten Blick den Anzug zu. "Ist für dich gestorben!!" Bo blökte kurz, schnappte die sterblichen Reste und zerkaute sie gründlich. "Von wegen Grasfresser!" Lou drehte sich einmal um die Achse und beschloss spontan, dass er nun mal die Gegend erkunden wolle. Er feuerte mit Bedauern die versauten Plateaustiefel neben den Ofen, füllte einen Rucksack mit Fressalien und setzte sich Luzie auf die Schulter. "Komm Süße, lass uns ein Picknick machen!" Er schubste Bo von der Türschwelle, tüdelte das Vorhängeschloss sorgfältig mit einem Stück Draht fest, damit man auf den ersten Blick nicht erkannte, dass Tony den Schlüssel einfach mitgenommen hatte. Er klappte die Puschkin-Brille, nun sauber, herunter und marschierte durch die Salzwiese Richtung Meer. Bo zockelte treu hinter ihnen her, eine Spur von zerkauten Pailletten hinterlassend. "we are high school hellcats on our own high school hellcats almost strong I love being bad 'cause it sure feels good!!" ~~~# Eine halbe Stunde später fuhr ein Streifenwagen vor. Zwei Polizisten stiegen aus. Ihre Miene zeigten nur zu deutlich, dass sie sich ernsthaft fragten, ob ihre Berufswahl die richtige gewesen war, oder ob sie nur für die Sünden eines vorigen Lebens büßten. Auf dem Rücksitz thronte Mutter Stöcker, die ohne die Zuhilfenahme eines Megaphons erneut die unglaublich mörderische Attacke eines Sexualseriensittenstrolchs abspulte. Auf ein lautloses Signal hin schlossen beide Beamte die Türen und beäugten vorsichtig das Vorhängeschloss. Sie trennten sich und inspizierten das Innere der Scheune. Spähten durch die staubigen Fenster in das Heim unserer Protagonisten. "Tja, Frau Stöcker, hier ist niemand mehr. Die Person muss geflüchtet sein..." "ICH VERLANGE POLIZEISCHUTZ!! EINEN BODYGUARD!!!" "Da wird wohl einer nicht reichen..." Murmelte einer der Beamten gequält. Angesichts des bevorstehenden Schichtwechsels beschlossen sie einstimmig, dass das Problem am Besten auf dem Revier geklärt werden könnte. Von anderen Kollegen. ~~~# Lou war mit seiner charmanten, weiblichen Begleitung etwa eine Stunde durch die Gegend gezockelt, als er endlich das leichte Rauschen von Wasser vernahm. Gemeinsam erklommen sie einen letzten Schutzwall, dann bestaunten sie die riesige Pfütze, die sich bis zum Horizont ausbreitete. Kein Strand, nur veralgte Steine, aber man konnte schließlich nicht alles haben. Lou plumpste auf die Wiese, Bo klappte neben ihm die Streichholzbeinchen zusammen und Luzie begann eine ausgiebige Katzenwäsche. Dann plünderten sie die Schätze aus dem Rucksack. Und schoben ein gemeinsames Nickerchen ein, Bo, das wollige Kopfkissen und Luzie als sanfter Massagemotor auf Lous breiter Brust. ~~~# Tony gab seinem Mini-Cooper ein liebevolles Tätscheln, dann näherte er sich unschlüssig seinem trauten Heim. »Das Vorhängeschloss...?! Scheiße, ich hatte ja den Schlüssel...« "Luzie?! Lou?!" Außer ein paar dämlichen Grillen fühlte sich niemand angesprochen. Kopfschüttelnd musterte Tony den stetig wachsenden Berg an abgebrochenen Putz, dann entfernte er den Draht und betrat die heiligen Hallen. Auch hier war niemand, außerdem waren seine Vorratskisten leergefegt. »Nur eine Spur von Pailletten....« Tony seufzte genervt auf. "Na toll, ich muss mit diesem Spinner einkaufen und er verschwindet einfach." Irgendwie hatte er so etwas befürchtet, schließlich war Montag!!! ~~~# Lou pflanzte sich Luzie auf den Kopf und schubste Bo die Böschung hinunter. Sie hatten den ganzen Nachmittag vertrödelt und vermutlich würde Tony sie schon schmerzlich vermissen. Vor ihnen breitete sich endlos eine Salzwiese aus. "Äh...?!" Luzie hieb eine Kralle auf die Puschkin-Brille, sodass diese auf die Nasenspitze rutschte. "Oh!!" Lou griente, schwenkte die Hüften und folgte der Paillettenspur. Für das dämlichste Schaf der Welt gar nicht so dumm!! ~~~# Tony trabte mit sorgenzerfurchter Stirn der Spur aus Kötteln und Pailletten hinterher. "Juhuuu!! Tony-Schatz!!" Tony zuckte zusammen und ging unwillkürlich in Deckung. Ein schwarzer Schatten raste an seiner Jeans hoch und jaulte herzzerreißend. Er knuddelte Luzie tröstend und warf einen flammenden Blick auf Lou, der ihm entgegen stelzte. Gefolgt von einer Sitzbank auf Beinen. "Was hast du mit Luzie gemacht?!!" "Ich?!" Der feuerrote Mund verzog sich zu einem beleidigten Schnütchen. "Nur zu deiner Information, wir wurden von einem äußerst brutalen, ohrenbetäubend kreischenden Ungeheuer überfallen!!" Lou präsentierte Mitleid heischend die blaue Scharte an seiner Schläfe. "Ich könnte tot sein!!" "Dann würde dein Zustand endlich mal zu deinem Auftreten passen!" Erwiderte Tony patzig und starrte Bo an. "Du hast das Schaf geklaut." "Nein!!" Lou kreuzte beleidigt die Arme vor der Brust. "Bo läuft mir ständig nach. Sie weiß meine Gesellschaft zu schätzen!!" Tony kuschelte mit Luzie und seufzte laut. Er hatte keine Lust mehr, sich in das Abenteuer Einkaufen zu stürzen. "Euch kann man nicht mal einen Tag lang allein lassen!" Meckerte er übellaunig. Lou knurrte etwas, stampfte wütend an ihm vorbei. Bo rammte Tonys Kniekehlen im Vorbeitrotten, köttelte vorwurfsvoll. Und Luzie entwand sich seiner Umarmung und schloss mit peitschendem Schwanz zu Lou auf. Tony blieb nichts anderes übrig, als ihnen murrend zu folgen. "Toll!! Danke!! Ihr habt euch wohl alle gegen mich verschworen!! Dabei schuffte ich mich krummbucklig für euch!!" Lou knotete seine Mähne zusammen, ohne sich nach ihm umzusehen. "Und wir haben unter Einsatz unseres Lebens dein Haus verteidigt!!" "Das ist doch bloß eine Lügengeschichte!" Lou stoppte abrupt, fuhr fuchsteufelswild herum und preschte auf Tony zu. "Ach ja?!! Verdammt, und ich hab mir natürlich aus Spaß den Schädel eingedellt, oder wie?!" Tony schrumpfte unter dem feurigen Blick und verfluchte stumm seine Unbeherrschtheit. Dann besah er sich die dunkle Wunde genauer. "Wieso ist sie blau?" Misstrauen schwang in seiner Stimme. "Weil ich blaublütig bin, du Einfaltspinsel!!" Tony schluckte eine heftige Erwiderung herunter und strich zart über die Kruste. "Autsch." Murmelte er betroffen. Lou drehte eine Spirale in eine entflohene Strähne. "Ist das die Kurzform von 'es tut mir furchtbar leid, dass ich ein unbelehrbarer Sturkopf bin'?" "Grumblmumbelkönnteseinbrummelgrummel!" Lou griente breit und enthüllte sein imponierendes Kauwerkzeug. "Hey, Kleiner, ich liebe dich auch!" Tony quietschte entsetzt und hetzte von heulenden Höllenhunden gehetzt nach Hause. ~~~# "Was machst du da?" Lou drehte sich auf der alten Strandmatte nach Tony um, der sich aufsetzte und etwas Schimmerndes an seiner Hose polierte. Tony lächelte verlegen, dann barg er das Objekt des Interesses in seinen gewölbten Händen, führte es an die Lippen. Die Melodie von "Green Onions" ertönte. Lous Kinnlade fiel auf Halbmast. "Hey Tony, du kannst eine Blues-Mundharmonika spielen?!!" Tony errötete und nickte verschämt. "Genial!!" "Lou, was war das für eine Sache mit dem Ungeheuer?" Lou bereitete rupftechnisch unbeteiligten Grashalmen ein kopfloses Ende. "Ähem..." Murmelte er. "Du weißt, dass du mich nicht beschwindeln kannst!" Erinnerte Tony streng. "Verdammt unpraktisch." Grummelte der Gott des Glam-Rock. "Also?!" Bohrte Tony weiter und stippte Lou in die Seite. "Dein geliebter Mutterdrachen mit dem verreckten Tuner ist aufgetaucht, hat Luzie mit dem Besen vermöbelt und in unserer Bude herumgeschnüffelt. Leider war ich gerade technisch im Nachteil, sozusagen..." "Röchel..." Röchelte Tony und machte mit tellergroßen Augen dem aufgehenden Mond Konkurrenz. "Na ja, weißt du, Bo hat echt was für mich übrig, und da..." Der Gott des Glam-Rock errötete sanft und flüsterte. "...hat sie meine Unterhosen gefressen." Für einen Moment herrschte atemloses Schweigen, dann brach Tony in ein schrilles Kichern aus. "Du warst splitternackt?!" "Moment, ich hatte eine Sonnenbrille und Badeschlappen!" Korrigierte Lou für das Protokoll. "Was hast du gemacht?" Prustete Tony und wischte sich Lachtränen aus den Augen. "Einen vorweihnachtlichen Rollmops! Wusstest du eigentlich, dass deine Mutter in fleischfarbenem Unterzeug zum Gruseln aussieht?" Tony verschluckte sich und konnte nur nach ein paar kräftigen Schlägen auf den Rücken wieder die Sprache finden. "Du--du hast ihr doch nichts getan, oder?!!" "Pfff, ich hab sie bloß in eine Kette mit Lämpchen eingerollt, mehr nicht!" "Und wieso war sie in Unterwäsche?!!" Tony ballte die Fäuste, seine Augen glühten. Lou hob abwehrend die Klauen. "He, he, Kleiner, den Duschvorhang mit den grässlichen Farben hat Bo gefressen, da konnte ich ab-so-lut nichts machen!!" Tony starrte auf seine Fäuste und seufzte tief. "Sie wird mich umbringen. Ich bin eine Leiche auf Urlaub." Lou tätschelte ihm liebevoll-aufmunternd den stoppeligen Schädel. "Ich stell dir jeden Tag ein paar Blümchen aufs Grab!" "Herzlichen Dank!" Tony versank in kummervollem Selbstmitleid. Seine Zukunft unter den Wesen zehn Fuß über dem Rasen war Geschichte. "Hey, kennst du das?" Fragte Lou und summte unbekümmert die Melodie von "riot in cell block number nine". "Sicher." Grummelte Tony als alter Blues Brother und setzte die Mundorgel an. Lou grinste leicht und legte sich auf den Rücken, um Sternchen zu zählen. »Heute becirce ich dich... und morgen die Welt!!« ~~~# ENDE? ~~~# just a flicker of a smile for me? kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Der Alltag kehrt ein... aber nicht, wenn ein Schaf, der Gott des Glam Rock, eine teuflische Mieze und ein Mutterdrachen sich eine Kampfhandlung nach der anderen liefern. Und das ist wirklich erst der Anfang... ^_^