Titel: Wild Life Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Pleasure Dome-Challenge, Antwort 1 FSK: ab 16 Kategorie: Phantastik Erstellt: 17.11.2001 Disclaimer: alles meins! ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ ~ö¦~ Pleasure Dome-Challenge - Wild Life - "2030, die Besiedelung des Weltraums von der Erde aus hat sich etabliert. In relativer Nähe zum Jupiter, dem größten Planeten in unserem Sonnensystem, befindet sich die Weltraumstation Palladin, zunächst errichtet, um die Forschenden für die Nutzung des Jupiter zu beherbergen, hat sich im Laufe kürzester Zeit eine lebendige Gesellschaftskultur auf dem fernen künstlichen Trabanten entwickelt. Vor einigen Jahren wurde die Station auch für Zivilpersonen geöffnet, die sich dort auf den Langstrecken-Touren durch den stellaren Raum erholen oder sich einfach nur in den unzähligen unterirdischen Anlagen des Vergnügungsviertels amüsieren wollen. Das bekannteste Haus am Platz ist das Pleasure Dome." ~ö¦~ Mercury strich sich durch sein quecksilberfarbenes, schulterlanges Haar, runzelte die Stirn. Was sich vor dem orange getönten Visier seiner eleganten Schutzbrille darbot, wirkte nicht gerade erfreulich: eine Turbine im Systemkern hatte sich überhitzt, war ausgefallen. Das hatte die übliche, nervenzehrende Kettenreaktion im öffentlichen Transportsystem nach sich gezogen. Die Anti-Schwerkraftlifte liefen viel langsamer als gewohnt. Die Ampelphasen in den Tunneln verzögerten sich. Eng an eng gedrängt murrten die Leute zu Fuß. Die Transporter in den Shuttle-Rohren stauten sich auf. Das gesamte Leben kam aus dem Tritt. Mercury hasste Tage oder auch Nächte wie diese. Mit einem Mitleid heischenden Seufzer begutachtete er seinen goldschimmernden Chronometer. Ja, es musste wohl Tag sein. Nicht, dass das auf der Orbitalstation eine Rolle spielte, auch wenn man den 24-Stunden-Rhythmus der guten, alten, verwüsteten Erde zum Standard gemacht hatte. Er hatte die letzten 18 Standardstunden ohne großartige Pause in den elektronischen Netzsystemen der Energieversorgungsströme herumgebastelt, immer wieder die robuste, aber wenig elegante und spritzige Software verflucht. Vor Jahren mochte das ja mal innovativ und bahnbrechend gewesen sein, aber nun!! Reinste Archäologie! Seine schlanken Finger zuckten unbewusst, als spürten sie noch immer die Tastatur unter sich. Der Voicerecorder hatte seit Langem mit einem letzten, statischen Knacken seine Existenz terminiert. Dieser Part der Arbeit störte Mercury nicht. Er mochte das leise, eifrige Geräusch, das die mechanischen Kontaktpunkte durch seinen Druck auslöste. Nun lungerte er hier, eingepfercht wie eine Sardine in der Büchse, an einem Shuttle-Porter herum, wartete darauf, endlich seine Augen schließen, in die sphärischen Tiefen seiner Anti-Schwerkraftzelle sinken zu können. »Was ist eigentlich eine Sardine?!« Mercury kaute auf einer Haarsträhne herum. Er verfluchte sich leise dafür, dass seine Gedanken wild umherspazierten, während ihn die aufdringlichen Körpergerüche diverser anderer Personen, die um ihn gepackt standen, belästigten. Er konnte nicht einmal den Arm anheben, um eine der Chill-out-Pillen unter seine Zunge zu schieben, verdammt!! "Heute ist einfach nicht mein Tag!" Murmelte er vor sich hin. Siedend heiß brachte sich eine winzige Unterbrechung nach der neunten Stunde in Erinnerung, als er das erste Mal feststellte, dass er den Überblick verloren hatte, was seinen Konsum an Aufputschern betraf. Er musste seinen empfindlichen Kreislauf pünktlich stabilisieren, damit nicht unerwünschte Nebeneffekte auftraten. Mercury versuchte mit wachsender Verzweiflung, seinen rechten Arm anzuheben, stieß dabei gegen eine andere Person, deren Kopf fauchend herumflog. Möglicherweise eine Frau zischte ihn an. "Bengel, nimm deine schmutzigen Wichsgriffel weg!" Mercury zeigte seine Zähne, entgegnete ebenso rüpelhaft. "Reg dich ab, Schwester, ich will bloß hier raus!" "Das wollen wir alle." Mischte sich eine dunklere Stimme hinter ihm ein. Schon bald erregte sich eine Debatte über die Systeme in der Station im besonderen, die Unfähigkeit des Konsortiums, das die Verwaltung innehatte, im weiteren Sinne und grundsätzlich über verschwendete Lebens- und Arbeitszeit vor Shuttle-Fahrten allgemein. Endlich saugte sich lautlos der nächste Shuttle-Zug in die Station. Mit einem Signalton sackten die Barrieren in den Boden. Sogleich drängte sich die blinde, gefühllose Masse Richtung Eingang, eine durch Müdigkeit kaum kontrollierte Stampede. Mercury wurde mitgetragen, im Inneren des Shuttles zusammengequetscht. Mühsam Atem schöpfend kämpfte er gegen den unwiderstehlichen Drang an, bewusstlos zu werden. Schließlich öffnete sich eine Lücke in dem Wall aus Menschenleibern um ihn herum. Er floh keuchend nach draußen, gleichgültig für die Station, die er erreicht hatte. An einem Absperrgitter festgeklammert krümmte er sich zusammen, pumpte wiederaufbereitete Luft in seine Lungen. Als sich sein Herzschlag wieder auf dem normal flackernden Rhythmus eingependelt hatte, richtete er sich ächzend auf, betrachtete besorgt seine Umgebung. Wenige Schritte von der Shuttle-Station aus pulsierte das, was man nostalgisch auf der Erde als das Nachtleben bezeichnet hatte, flanierten Pärchen, torkelten Angetrunkene, suchten Spielsüchtige nach einem anderen Kasino. »Ich bin im Vergnügungsviertel gelandet.« Stellte Mercury mit leichter Resignation fest. Er kannte ein oder zwei der Etablissements hier, hatte dort die Spielhallen aufgesucht, um sich nach der Arbeit bei dem geistlosen Patchinko-Spiel zu entspannen. Heute war er, nein, eigentlich fühlte er sich gar nicht mehr erholungsbedürftig und müde, vielmehr aufgedreht und unruhig! »Diese verdammten Pillen!!!« Mercury straffte seine schmale Gestalt, strich sich den weißen Ledermantel glatt. Er konnte die nächsten drei Stunden damit totschlagen, die künstliche Energie in seinem Leib abzutöten, bis er in einer Absteige seinem Erschöpfungsschlaf zum Opfer fiel! Mit dem wenig erbauten Gang eines fremd gelenkten Eintänzers steuerte er auf das größte Haus am Platz zu. ~ö¦~ Das "Pleasure-Dome" war technisch auf der absoluten Höhe der Zeit. Der Eingang gähnte menschenleer. Allein die zehn chrom-glänzenden Antischwerkraft-Aufzugschächte blinkten dezent einladend. Über jedem Schacht fand sich eine Kamera. Ein androgynes Hologramm empfing potentielle Kundschaft. War man zum ersten Mal anwesend, spulte sich ein freundliches Begrüßungsprogramm ab, das die persönlichen Vorlieben ergründete. Da Mercury sich bereits mehrfach hier verlustiert hatte, stieg er einfach in die nächstgelegene Ansaugkabine. Er blickte knapp in die Kamera, um sein Gesicht scannen zu lassen, wartete darauf, in die unergründlichen Innereien des Pleasure Dome hinabbefördert zu werden. Den Blick auf seine cremefarbenen Schnallenschuhe gesenkt bemerkte Mercury frustriert, dass sich auf seinem Ledermantel ein schwarzer Schmierstreifen niedergelassen hatte. Mit verbissenem Eifer machte er sich an die Reinigung, rubbelte behutsam über das Leder, das selbstverständlich nicht mehr ausbeuterisch lebenden Wesen abgezogen wurde. Selbst dem widerstandsfähigen Oberflächenschutz der imitierten Struktur waren Grenzen gesetzt. Mercury musste zu seiner großen Verärgerung erkennen, dass er nicht nur den schmierigen Schleier großzügig verteilt, sondern auch einen hässlichen Riss hinzugefügt hatte! Als ein sanftes Schnurren und das behutsame Bremsen ihn darauf aufmerksam machte, dass er das Ziel erreicht hatte, stolperte er mit gesenktem Kopf aus dem Antischwerkraft-Aufzugschacht. Fluchend konzentrierte er sich auf seinen lädierten Mantel, strebte automatisiert geradeaus, wo sich nach seiner Erinnerung bald schon das charakteristische Klicken und Klappern der Patchinko-Geräte in sein Bewusstsein drängen musste. Als sich die bekleidungstechnische Katastrophe nicht mehr abwenden ließ, stoppte Mercury zornig. Um zu stutzen. War der Boden schon immer purpurfarbenes Gras gewesen?! Mercurys Kopf flog hoch. Wild wehten seine quecksilberfarbenen Haare umher, als er sich umblickte. "Das kann doch nicht wahr sein?!!" Mercury drehte sich auf der Stelle, erkannte die nächste Schwierigkeit. Nicht nur, dass er sich auf einer seltsamen Lichtung inmitten von meergrünen, mannshohen Farnwäldern wiederfand, es war auch nirgendwo der Eingang zu einem Aufzug zu sehen! "Was, zum Teufel, ist das hier?" Mercurys Stirn runzelte sich angestrengt, als er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, welche anderen Möglichkeiten das Pleasure Dome noch zu bieten hatte. Warum hatte ihn das Computersystem hierhin, wo auch immer das sein mochte, gesandt?! Er konnte sich auf die seltsam unwirkliche Umgebung keinen Reim machen. "Ich gehe ganz einfach zurück, werde ich mich beschweren!" Trompetete er laut heraus. Sollte ihn die Überwachung ruhig verstehen! "Blöde Software!" Brummte er verstimmt, visierte einen vagen Pfad zwischen den übergroßen Farnwedeln hindurch. "Komisch, dass mir diese dämlichen Dinger nicht vorher aufgefallen sind. Wie kann man sich nur in dieser Umgebung wohlfühlen?!" Mercury konnte mit Natur, virtuell oder real, nicht besonders viel anfangen. Ungebändigt, wild, unvorhersehbar und Allergien auslösend! Besonders die letzte Option trieb eisige Schauder über seinen knochigen Rücken. "Nichts wie raus hier!" Da ertönte ein vibrierendes, gutturales Brüllen hinter ihm. Das Timbre und die schiere Gewalt des tierischen Schreis brachten den Farnwald in Turbulenzen, den Boden zum Beben. Mercurys Blut führte Eisstücke mit sich, als er nun blindlings durch das Dickicht preschte, mit pfeifendem Atem und angstvoll aufgerissenen Augen. Wenn das Biest, was auch immer es war, in einem angemessenen Verhältnis zu seinem Schrei über Masse verfügte... Wo war der Schacht?! Grüne Vegetation schien mit Tausenden gierigen Fingern nach Mercury zu greifen, seine panische Flucht zu behindern. Ein Windstoß drückte die Wedel nieder. Es raschelte und prasselte. Mercury wagte nicht mehr, den Kopf zu drehen, schätzte die Zeit. Der Aufzug musste einfach... musste doch.... ! Verzweifelt jagte er über das purpurfarbene Gras. Etwas Schemenhaftes sauste an seinem Fuß vorbei, warf sich in seinen Lauf, riss ihn von den Beinen, fegte ihn zu Boden. Bevor Mercury auf dem sanft federnden Boden aufschlagen konnte, traf ihn ein Schlag in den Rücken, löschte sein Bewusstsein aus. ~ö¦~ "Uuuuohhhh!" Stöhnte Mercury gequält, als sich seine Sinne widerwillig bereit meldeten. Er konnte seine Glieder spüren, nicht unbedingt eine erfreuliche Erfahrung, doch vor seinen Augen blieb die Welt schwarz. Mercury hob den rechten Arm an, schrie auf, mehr aus Verwirrung als aus Schmerz. Seine Handgelenke waren aneinander gekettet! Vorsichtig tasteten sich seine tauben Finger über sein Gesicht, bis sie des Rätsels Lösung fanden. Statt der eigenen Schutzbrille fand sich ein gewaltiges Visier vor seinen Augen, dem Gefühl nach eine Armee-Ausführung. Deren Zweck war simpel: den Gegner ausschalten. Gegenwehr oder der Versuch, die Brille abzustreifen, löste heftige Stromschläge aus, die das Opfer für ganze Minuten lähmten. Mercury zog die Knie an, drehte sich auf eine Seite, in der Absicht, sich aufzurappeln. "Ähem, hallo? Ist da jemand?" Mercury kam torkelnd auf die Füße, versuchte sich allein durch seine restlichen Sinne zu orientieren. Das stellte sich nicht gerade einfach dar, wenn man gewohnt war, sich lediglich auf die Optik zu verlassen. "Stopp!" Zischte eine Stimme neben ihm, gebieterisch, mit einem drohenden Unterton. Mercury, der mit dem dunklen Timbre und der relativen Höhe einen größeren, kräftigen Mann in Verbindung brachte, bremste sich ruckartig. "Hören Sie, das muss ein Irrtum sein. Ich bin wohl wegen eines technischen Defekts in der falschen Ebene gelandet." Weiter kam Mercury nicht, als ihn ein gereiztes Schnalzen unterbrach. Verunsichert drehte sich Mercury nach links, bereits auf bestem Wege, seine Orientierung zu verlieren. "Ich will keinen Ärger, wirklich! Wenn Sie mich nur einfach zum Lift bringen könnten?!" "Sei still." Schnurrte die Stimme dunkel an seiner Seite, schien um ihn herumzutänzeln, körperlos und doch von erdiger Schwere. "Ich habe dich gefangen. Du gehörst mir." Mercury fuhr herum. Seine glatten Haare klatschen laut an den bruchsicheren Kunststoff der Sichtfessel. "Was soll das?! Ich habe Ihnen doch gesagt, es liegt hier ein Irrtum vor! Warten Sie mal, das ist doch sicher so ein Spiel, Paintball oder so ähnlich?! Hören Sie, ich bin ein Patchinko-Spieler, und...!" Mercurys nahezu hysterischer Wortschwall wurde brutal und effektiv gebremst, als ein Faustschlag in seine Magengrube ihm alle Luft raubte. Während er noch wie ein Taschenmesser zusammenklappte, wickelte sich ein muskulöser Arm um seine Taille, fing seinen Sturz ab. Sein nach Atem lechzend geöffneter Mund wurde mit einem Knebel bestückt, dessen schmales Kunststoffband sich um Mercurys Nacken wand. In Todesangst angesichts dieser Entwicklung begann er, um sich zu schlagen und zu zappeln. Wie konnte jemand an diese Fessel- und Knebelartikel gelangen?! Was für ein Spiel war das hier?! Er hatte von furchtbaren und perversen Dingen in diesem Universum gehört, die man sich für ausreichend Geld verschaffen konnte. War er Teil eines solchen Spiels geworden? ~ö¦~ Mercurys panische Gegenwehr erwies sich als ineffektiv, kraftraubend und sinnlos. Sein Gegner hatte keinerlei Schwierigkeiten, sich Mercury über die rechte Schulter zu werfen, wie ein erlegtes Tier zu transportieren. Mercury blieb nichts anderes, als innerlich zu wüten und zu schreien, dabei rhythmisch die spitzen Ellenbogen in den harten Rücken unter sich zu bohren. Das zeigte keine Wirkung bei dem von Muskelsträngen und Sehnen überzogenen Titanen. Was Mercury zusätzlich aufbrachte. Fieberhaft suchte er einen Ausweg aus seiner Lage, eine Möglichkeit, diesen Fremden zu überzeugen, dass er ihn gehen lassen musste. Allerdings musste sich das ohne Worte, ohne visuelle Kontaktaufnahme oder Gestik bewerkstelligen lassen! Mercurys Entführer bewegte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit durch das offenkundig unwegsame Gelände. An seinem Muskelspiel konnte er erkennen, dass der andere Zweige abwehrte, geschmeidig Höhenunterschiede und Unebenheiten ausglich. Dabei legte er ein fabelhaftes Tempo vor. Zumindest kam es Mercury so vor. Wenn gewalttätiger Widerstand angesichts dieser gigantischen Kraft sinnlos war, musste eine andere Methode gewählt werden. Mercury verharrte reglos, leistete keinen Widerstand mehr, schmiegte sich locker an den bebenden Körper an. Das machte auch den Transport bequemer. Immer wieder drang animalisches Gebrüll an sie heran, aber der niederdrückende Luftwirbel blieb aus. Mercury hatte schon jedes Zeitgefühl verloren, als der andere anhielt, sich nach vorne beugte, scheinbar ohne Mühe seine Last von der Schulter pflückte, auf die eigenen Beine stellte. Mercury torkelte ein wenig, weil sein Kreislauf noch nicht revitalisiert war. Eine kräftige Hand umklammerte Mercurys rechten Ellenbogen, um seinen Stand zu stabilisieren. Er zuckte vorsichtig zurück, um ein wenig Abstand zwischen sich und den Fremden zu bringen. Als sich scheinbar kein Protest regte, atmete Mercury tief durch, in dem Maß, in dem das mit einem Knebel möglich war. Den Geräuschen nach zu urteilen bewegte sich der Fremde in Mercurys Nähe hin und her, fast völlig lautlos. Als schlage er ein Lager auf? Mercury spürte wieder die Präsenz des anderen in seiner unmittelbaren Nähe, eine Aura von Wärme und lebendiger Kraft. "Wir werden rasten. Du wirst nicht schreien." Die Worte, beiläufig und knapp, strotzten vor Selbstsicherheit und Dominanz. Sein Gegenüber war offenkundig gewohnt, dass man ihm Gehorsam erwies. Sofort streifte Mercury eine Hand, verschwand der erstickende Knebel. Hastig füllte er seine Lungen tief mit der feuchten Luft, flehte inständig, sie sei nicht wirklich in technischer Perfektion einer freien Natur angepasst, somit voller Sporen und krankheitserregender Bazillen. Er wartete darauf, dass ihm sein Entführer die übrigen Fesseln abnahm. Stattdessen drückte eine Hand seine Schulter nachdrücklich Richtung Boden, das unmissverständliche Signal, sich niederzulassen. Der Boden federte unter Mercury leicht nach, fühlte sich wie teuerstes Hochflor an. Mercury rief sich die letzten Augenblicke in Erinnerung. Außer den ungewöhnlichen Farnwäldern waren ihm keine Details im Gedächtnis geblieben. Er hatte sich nur auf den verschmutzten Mantel konzentriert. »Tja, diese Sorge ist nun wohl marginal!« Verhöhnte er sich selbst stumm, lauschte auf die Luftzüge, das Vibrieren des nachgiebigen Naturteppichs unter sich, um festzustellen, was der andere da wohl tat. Ein Zischen, es roch stark nach feuchtem Holz, das mit einem chemischen Gemisch in Brand gesteckt wurde. »Ein Survival-Freak?!« "Ent~entschuldigung?" Versuchte Mercury vorgeblich schüchtern, sich bemerkbar zu machen. "Nur ein Feuer. Es wird bald Nacht." Ein helles Summen zischte an Mercury vorbei, kehrte um, kreiste nervtötend um seinen Kopf. Bald stellte sich offenkundig geflügelte Gesellschaft ein. »Mücken?! Moskitos?!« Mercury zog die Schultern hoch, zappelte unruhig. "Haut ab, ihr Biester!" Fluchte er schließlich enerviert, schleuderte die quecksilberfarbenen Haare wild durch die Luft. Ein verärgerter Grunzer an seiner Seite verriet ihm, dass er seinen Entführer gereizt hatte. Mercury wurde unter den Achseln gepackt, unsanft auf die Beine gestellt. Der andere riss rücksichtslos die raffiniert angebrachten Druckknöpfe auf, die die einzelnen Teile des weißen Ledermantels zusammenhielten. Die nutzlosen Ärmel rollten sich um Mercurys Handgelenke, während er die feuchte Dschungelatmosphäre auf seinem nackten Oberkörper spürte. Ein anerkennendes Schnalzen. Der Entführer fetzte ohne viel Federlesens die durchscheinenden Hosenbeine von den Hotpants ab. "Hey!" Protestierte Mercury zornig, vergaß für Sekunden seine Situation. "Die verdammten Hosen waren teuer, du Kretin!" Ein Beinschwung fegte ihn sofort von den Beinen. Der größere Mann kniete über ihm. "Ruhe." Mercury drehte den Kopf in seine Richtung, verunsichert durch den gleichmütigen Ton. Kräftige Hände glitten über seinen fast nackten Körper, verteilten eine nussig-scharf riechende Flüssigkeit auf Mercurys Haut. "Was~was ist das?" Wisperte er besorgt, in Gedanken schon bei unzähligen Allergien und Hautausschlägen. "Gegen die Insekten." Versetzte sein Entführer beiläufig, rollte Mercury auf den Bauch, was dem wegen der gegen die Brust gepressten gefesselten Hände ein Ächzen entlockte. Hatte der andere zuvor seine Beine nur oberflächlich bestrichen, so massierten die starken Hände nun scheinbar jeden Muskelstrang, glitten immer wieder an den Innenseiten von Mercurys Oberschenkeln bis zu seinem Schritt hoch. Mercury erzitterte leicht. Seltsame, unerwünschte Empfindungen ballten sich in seinem Magen zusammen, warteten brodelnd auf eine Gelegenheit zur Explosion. Inzwischen bearbeitete der andere Mercurys Rücken, strich behutsam die schulterlangen Haare beiseite, um ebenso kraftvoll jeden Rippenbogen und Wirbel nachzuzeichnen. Mercury biss sich auf die Unterlippe, um kein lustvolles Stöhnen entweichen zu lassen, als die Reibungsintensität zunahm, sich verspannte Muskelpartien erhitzten und lockerten. Viel zu rasch wurde er wieder unter den Achseln gepackt und aufgerichtet. An dem leicht schmatzenden Geräuschen erkannte Mercury, dass der andere sich selbst mit der unbekannten Flüssigkeit einrieb. Es raschelte ein paar Mal, etwas wurde scheinbar splitternd abgeschält. Das Feuer zischte, als tropfe Brennbares in die Flammen. Kurz darauf stieg ein würziger Geruch Mercury in die Nase, während der Rauch des vermuteten Lagerfeuers ihm trotz der Sichtfessel Tränen in die Augen trieb. "Ist~ist es nicht gefährlich, das Feuer? Ich meine wegen der Tiere?" Wagte Mercury einen weiteren Konversationsversuch. Ein undefinierbares Grummeln beschied ihm, dass er sich darüber nicht weiter auszulassen hatte. Etwas Heißes berührte seine Lippen, kräftig duftend und fetttriefend. Mercury wandte sich automatisch ab. Sein Magen rebellierte bereits. Gleichzeitig vermischte sich das aufsteigende Adrenalin mit den schubweise wirkenden Aufputschern, die er eingenommen hatte, bevor er beschlossen hatte, von der Arbeit endlich nach Hause zu gehen. »Nur für den Weg wach genug sein, ein paar Downer einwerfen...« Die fehlenden Gegenmaßnahmen machten sich bemerkbar. Nicht nur sein Magen spielte sich auf, auch sein Kreislauf flackerte wie ein Motor, der auf Hochtouren laufen wollte, aber im niedrigsten Gang ausgebremst wurde. Bald konnte Mercury das unruhige Zappeln nicht mehr unterdrücken. Seine Glieder zitterten nervös. Er wollte am Liebsten aufstehen und davonrennen, sich austoben, bis dieser erregende Drang verklungen war. Das geröstete Stück Was-auch-immer war kommentarlos von seinen Lippen zurückgezogen worden. Er hörte leise Kaugeräusche, als müsse sein Entführer zähes Fleisch zerreißen und malmen. »Speck oder so etwas Widerliches... tierisches Eiweiß...« Mercury wippte hektisch auf seine Fersen und wieder zurück. Das veranlasste den anderen, ihm eine Hand schwer auf die Schulter zu legen. Das innerliche Zittern, das lodernde Feuer chemischer Verbrennungsprozesse in Mercurys Adern ließ sich nicht einfach ersticken. Schließlich hielt es ihn nicht länger auf dem Boden. Mercury sprang unerwartet gelenkig auf die Füße, tapste blindlings ein paar Schritte, bis ihn die unmittelbare Nähe zum Feuer zurücktaumeln ließ. Sofort war der andere hinter ihm, schlang besitzergreifend einen muskulösen, wie Mercury bemerkte, mit Flaum bedeckten Arm um seine Taille. "Hiergeblieben." Eine Spur von Ungeduld schwang in der dunklen Stimme, Bariton mit rauem Vokal. "Ich muss mich bewegen!" Kreischte Mercury bar jeder Hemmung, von dem unverdaulichen Cocktail angeheizt, wand sich wie ein Aal in der Umklammerung, auch wenn sein Verstand verloren darauf hinwies, dass ihm sein Gebaren nur schaden konnte. Allein, die manipulierten Triebe waren mächtiger. "So?!" Grollte die Stimme, fast befriedigt, schien es. "Du willst also Bewegung?! Sehr gut." Irgendetwas in diesem letzten Wort jagte Mercury durch ein heiß-kaltes Wechselbad, ließ ihn gleichsam angstvoll und wohlig-erregt erschauern. Ohne Mühe wurde er vollends vom Boden gehoben, einige Schritte transportiert, dort auf federndes Moos geworfen. Während Mercury sich noch hoch drückte, auf Knien, die gefesselten Hände aufgestützt, verspürte er menschliche Wärme direkt hinter sich. Sinnlos ob der Fessel den Kopf wendend suchte er zu erkunden, was... Mercury schrie hysterisch, als er begriff, was das leise Ratschen zuvor bedeutete, als sich die kräftigen Hände seiner Hüften bemächtigten, auch die Hotpants mittels Druckknöpfen von seinem Leib rissen. Augenblicklich drängten sich warme, mit Flaum bedeckte Oberschenkel an seine eigenen, schmiegsam durch das Insektenöl. Sie trieben aufreizende Muskelspiele, als sie den Torso in seinem Bemühen unterstützten, sich auf dem nachgiebigen Boden einzupendeln. Mercury versuchte panisch weg zu kriechen. Sein Entführer hatte diese Reaktion erwartet, umschlang Mercurys Hüften, griff beherzt in dessen Schritt nach der empfindlichsten Körperpartie. Mercury entfuhr ein heiseres Stöhnen, als der Druck für Sekundenbruchteile überwältigend wurde, ein Warnsignal. Seine Glieder zitterten so stark, dass er sich von dem anderen auffangen lassen musste, bis das Gänsehaut-trächtige Prickeln seiner Körpermitte auch seine Nervenenden erreicht und passiert hatte. "Nicht, bitte!! Das ist alles ein Missverständnis!! Ich habe mich nur in der Ebene geirrt!! Ich gehöre gar nicht hierher!! Bitte!" Mercurys angstvolles Flehen wurde von dem Knebel erstickt, den sein Entführer mit der freien Hand aktiviert hatte. Sein Herz überschlug sich förmlich in Hysterie. Sein Brustkorb brannte vor heftigen Atemzügen, die seine Rippen bersten lassen wollten. Das schien den Titanen hinter ihm jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken. Während die Rechte zielstrebig fordernd Mercurys unschlüssige Erektion massierte, glitt die Linke zwischen Mercurys Schenkeln auf und nieder, um diesen Spielplatz zu verlassen, den bebenden Brustkorb mit grobem Schwung zu erkunden. Mercury wimmerte erstickt gegen den Knebel. Er konnte eine pulsierende Muskelpartie zwischen seinen Beinen spüren, die eine schier glühende Hitze verströmte, ein Eigenleben zu führen schien. »Er will doch nicht..?! Dieses riesige Ding...?!« Mercury versteifte sich panisch. Das veranlasste den anderen lediglich, mit Kneifen und Zwicken in Sehnen seine Muskeln wieder zu lockern. Unterdessen verzierte er Mercurys schutzlosen Nacken mit Bissen, leckte mit der Zunge über die mit Gänsehaut schauernden Schulterpartien. Mercury schluckte unhörbar. Tränen rannen unter der Sichtfessel über seine Wangen. Verstört registrierte er, wie sein Körper ihn verriet, sich gegen den anderen drängte, an der behaarten Haut rieb, sich an die muskulöse Brust schmiegte, nach Kontakt lechzte. Die Linke verließ ihren Posten, drückte Mercurys Rückgrat nach unten, sodass der auf seine Ellenbogen fiel, weitete Mercurys Schritt. Mercury hustete qualvoll, als sein eigener Speichel ihn zu ersticken drohte. Der Knebel jedoch hinderte ihn, da drängte sich nachdrücklich etwas gegen den Muskelring, zwängte sich Schmerz reizend hindurch. Mercurys Mund flutete über, während er den Rücken durchdrückte, nicht schreien konnte, Tränen aus seinen Augen quollen. »Er bringt mich um!! Oh Gott, mach schnell!!« Mercury wühlte mit den Fingernägeln blind im Boden, würgte, als die Linke seine Wange streifte, den Knebel deaktivierte. Sofort spuckte Mercury Speichel aus. Rinnsale wanden sich aus seinen Mundwinkeln. Sein ganzer Leib zuckte, als er kurzatmig nach Luft schnappte, den Schmerz in seinem Unterleib vergaß. Als er erneut tief Luft holte, bewegte sich gleichzeitig der andere tiefer in ihn hinein. Mercury verschluckte sich an seinem Schrei, röchelte gequält. Verunsichert zuckten die haarigen Schenkel hinter seinen eigenen, strich die Linke ziellos über Mercurys Beine, während die Rechte erlahmte. Ein fast schüchterner Stupser folgte, der Mercury erneut das Wasser in die Augen trieb. »Idiot, du kannst das nicht!« Für Sekundenbruchteile erfüllte sich Mercurys Kopf mit hitzigem Zorn über die Halbherzigkeit des anderen, der ihm mit seinem Zögern unnötige Qualen verursachte. Die Finger tief in den Boden gegraben stemmte sich Mercury mit einem entschlossenen Ruck gegen den glühenden Unterleib, trieb den anderen tief in den eigenen Leib. Ein überraschtes Keuchen mischte sich mit Mercurys Aufschrei. Sie atmeten unisono hastig, verharrten in dieser Position, bis sich die Wogen der Erregung ein wenig beruhigt hatten. Mercury schob seine Beine ein wenig weiter auseinander, zwang seinen Entführer, ihm zu folgen. »Da!« Mercury sprühte Speichel auf seine eigenen Unterarme. »Wenn er doch nur....!!« Sich dem langsamen, wellenförmigen Rhythmus entgegen werfend, in einer kontrovers verlaufenden Bewegung sah Mercury Sterne, als der andere endlich mit Hilfestellung den Punkt berührte, an dem qualvoller Schmerz sich in Sinne raubende Lust verwandelte. Als habe der nun begriffen, was er zu tun habe, steigerte der Entführer den Rhythmus. Seine Rechte legte zielstrebig zu, bis Mercury mit einem animalischen Schrei in dessen Hand explodierte. Augenblicke später jagten auch unzählige glühend heiße Feuerlanzen in Mercurys Unterleib, bis er asthmatisch ächzend einer Ohnmacht erlag, begleitet von dem triumphierenden Schluchzen des anderen. ~ö¦~ Mercury kam wieder zu sich, noch immer auf Knien, tief gebeugt . Es konnten nur Sekunden vergangen sein, seit der Riese in ihm gekommen war, zumindest schätzte er das. Warme Hände trieben zittrig über seine Haut, liebkosten streichelnd seinen Körper. Der andere löste sich behutsam aus Mercurys Mitte, was ihm ein heiseres Stöhnen entlockte. Mercury fühlte sich plötzlich leer, ausgelaugt, missbraucht und alt. Er war nicht sicher, ob das die übliche Post-Koitale-Depression war oder aber eine Nebenwirkung der Pillen, die sämtliches Adrenalin und Testosteron in seinem Leib aufgefressen hatten. Als er vor Erschöpfung und Unwillen schluchzen wollte, schlangen sich kräftige Arme um seinen Oberkörper, pressten ihn eng an den behaarten Brustkorb. Auf den Knien seines Entführers kauernd wurde Mercurys Kopf von dessen Linker in den Nacken gebogen. Eine erhitzte Zunge schob sich in Mercurys Mund, um gierig seinen Speichel aufzufangen, das unbekannte Terrain zu erobern. Behaarte Arme reizten Mercurys Brust in ihrem Bestreben, ihn zärtlich zu zeichnen, während der andere ihm einen wahrhaft atemraubenden Kussmarathon aufzwang. Mercury, zu erschlagen, um Gegenwehr zu leisten oder per se zu protestieren, ließ sich treiben in diesem Strudel aus erregender Lust und glühender Leidenschaft. Von Ferne drang das Kreischen eines mächtigen Brustkorbs zu ihnen herüber, markerschütternd und dumpf vibrierend. Sofort beendete Mercurys Entführer den Kuss, erstarrte, lauschte angespannt. Mercury lehnte sich schwer an ihn. "Verdammt!" Wisperte der andere, schob Mercury von seinem Schoß. Hastige Bewegungen verrieten Mercury, dass etwas vor sich ging. Er wurde unsanft auf die Beine gerissen, notdürftig mit seinen Hotpants bekleidet. "Wir müssen weg! Ich habe deine Sachen. Lass mich auf keinen Fall los!" In der Stimme des anderen schwang Konzentration und kontrollierte Panik mit. Mercury ließ sich am Handgelenk ziehen, stolperte über den Boden, kam bald außer Atem, als der andere das Tempo erhöhte. Im Zickzack jagten sie durch Unterholz und Dickicht, immer wieder erstarrend, lauschend. Das Brüllen kam näher. Der andere fluchte unterdrückt. Mercury fand sich gegen die raue Rinde eines Baums gepresst. "Da hoch. Ich sage an." Ohne Federlesens hieb ihm sein Entführer unter den Hintern, fauchte knapp Befehle, wohin Mercury seine Hände und Füße zu setzen hatte. Als der Aufstieg im Blindflug absolviert war, klammerte sich Mercury in die rissige Borke, rang wimmernd um Atem. "Okay, ich werde mich auf den Ast setzen und dich auf mich ziehen, klar?" »Der erste längere Satz!« Fuhr es Mercury durch den Kopf, als sich der Leib des anderen an ihm vorbei schob, der Baum leicht erzitterte. Die kräftigen Hände legten sich um Mercurys Taille, dirigierten ihn auf den Ast, der sich hart zwischen seine Beine stemmte. Seine gefesselten Hände zog sich der andere über den Kopf in den Nacken, atmete so tief durch, dass seine Brust und die Bauchdecke Mercurys berührte. "Rutsch an mich heran. So kannst du schlafen." Mercury robbte näher heran, legte den Kopf auf die Halsbeuge des anderen, bemerkte eine rasierte Kopfpartie. In diesem Augenblick erzitterte der Baum vage, immer stärker, als etwas Gigantisches und Tonnenschweres sich im Sturmschritt näherte. Mercury wimmerte, als sich die Umklammerung des anderen verstärkte. Ein Windhauch streifte sie. Danach erzitterte der Baum. Luft wurde offenkundig durch gewaltige Nüstern eingezogen, ein gurgelnd-schnaufendes Geräusch, das nach einem Lungenzug in ohrenbetäubendes Röhren mündete. Mercury schrie in Panik auf, als sich ein ungeheures Gewicht ungehemmt gegen den Baum warf, ihn in starke Turbulenzen versetzte. Während sich ein Arm eisenhart um Mercury wickelte, krallte sich der andere muskelanspannend rückwärtig in die Baumrinde. Mercury spürte die Brustmuskeln unter der flaumigen Behaarung sich schmerzhaft dehnen. Wieder warf sich das Monster scheinbar wutschäumend gegen den Baum. Bevor Mercury seine Angst herausbrüllen konnte, verschloss ihm der andere mit einem beschwörenden Kuss den Mund, trieb die Zunge in Mercurys Rachen, so intensiv und gierig, als sollte die Ekstase Mercury ablenken von dem gefräßigen Verhängnis unter ihnen. Mercury wusste nicht zu sagen, wie lange der Kampf des Ungeheuers gegen den Baum andauerte, wie oft sich die Muskeln anspannten und dehnten unter seiner Brust, wie vehement er geküsst wurde. Endlich stampfte Erdbeben auslösend das Biest davon. Mercurys Entführer keuchte ermattet auf, barg das rasierte Haupt in Mercurys Halsbeuge. Etwas Glattes, Schweres schwang sich über Mercurys Rücken, das ihn erschrocken zusammenzucken ließ, obwohl er vollkommen ausgelaugt und nervlich am Ende war. Der andere pflückte mit einer Kopfbewegung den Strang weg, streichelte beruhigend über Mercurys zuckende Wirbelsäule, murmelte unartikulierte Laute, die ihn wohl einlullen sollten. Mercury schluchzte vor Erschöpfung leise wie ein Kind, versank in komatösen Schlaf. ~ö¦~ Irgendein aufdringlich gutgelaunter Federmatz riss Mercury aus bleischwerem, traumlosen Schlaf. Als er sich blinzelnd aufrichtete, blieb die Welt schwarz. Die letzten Ereignisse stürzten wie eine Kaskade auf ihn ein. Die Jagd durch den Dschungel, die Fesseln, der Sex und das Monster! Mühsam versuchte Mercury seinen Kreislauf anzukurbeln, der mit lähmendem Prickeln antwortete. Kräftige Hände strichen unaufgefordert über seine nackte Haut, rieben seine Arme ab, bevor sie über den Kopf des Entführers gehoben wurden. "Halt still, sonst fallen wir!" Warnte der mit belegter Stimme, offenkundig auch mitgenommen. Der Abstieg mit tauben Gliedern und Sichtknebel erwies sich jedoch als unerwartet einfach, da das Monster einen Gutteil der Äste heruntergerissen hatte, deren Stümpfe nun als Tritt dienten. "Komm." Mercury wurde um die Schultern gefasst, erstaunlich sanft durch ein Dickicht geführt. Er registrierte durch eine leichte Brise, dass sie einen freien Raum, etwa eine Lichtung, erreicht hatten. Eine Hand legte sich in seinen Nacken, die andere löste die Sichtfessel. Mercury quietschte auf, als das scheinbar grelle Licht seine Augen reizte, blinzelte heftig und rieb herum. Tatsächlich standen sie am Ufer eines Teichs inmitten seltsamer, überdimensionierter Büsche, in unwirklich rosigen Schimmer getaucht, der von einem Sonnenaufgang herrühren konnte. Mercury erstarrte. Großer Gott, hatte er einen Tag hier verloren?! Ruckartig wandte er sich herum, sah zum ersten Mal den Mann, der ihn gefangen genommen hatte. Der war in der Tat ein gutes Stück größer, gebaut wie ein Bodybuilder, von der sehnigen Qualität, die verriet, dass ihr Besitzer diese Muskeln regelmäßig gebrauchte. Die Haut hatte einen satten Olivton mit braunen Sprenkeln, eine sehr ausgefallene Färbung. Das Gesicht, das sich ihm offen darbot, war markant geformt, hohe Wangenknochen, schräg stehende Augen mit Schlupflidern, in kohleartiger Schwärze. Ebenso der dicke, fast taillenlange Zopf am Oberkopf, der aus einem dicken Streifen über dem Schädel geflochten war. Die übrigen Partien waren rasiert worden, zeigten sich mit dem leichten Flaum, der auch Arme, Beine und die breite Brustpartie bedeckte. Abgesehen von Shorts aus Armeebeständen und einem Munitionsgürtel mit vielen Taschen trug der andere nur Wanderstiefel. »Wie ein moderner Tarzan!« Blinkte Mercurys Assoziationszentrum auf. »Nur wäre das ein Tarzan mit sehr exotischen Vorfahren.« "Waschen wir uns erst mal." Der andere trat auf Mercury zu, der unwillkürlich zurückwich. Als habe er es nicht bemerkt, legte der Entführer sanft eine Hand auf die Fesseln, die Mercurys Handgelenke aneinander ketteten. "Ich heiße Saya." Er zog Mercury hinter sich her, an den Rand des Teichs, streifte sich Schuhe und Shorts ab, um splitternackt in das Wasser zu waten. Mercury starrte erst ihn an, wandte sich um, bemerkte seinen Mantel, zu einem ordentlichen Bündel verschnürt neben einer dünnen Decke und einer kurzen Machete. Die Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen. Wäre da nicht die unerfreuliche Erfahrung gewesen, die Mercurys Nervenenden an sein Gehirn funkten. Seine Haut juckte zum Verrücktwerden und er konnte sich nicht kratzen! Mercury fluchte, stürmte in den Teich, verschwendete keinen Gedanken an Schuhe oder Hotpants. Er ging mehrfach in die Knie, schüttelte sich wild, um abzustreifen, was scheinbar seine Haut attackierte. Saya stand wieder vor ihm, ein Bild von geschmeidiger Kraft. Ein reserviertes Lächeln spielte um die schmalen Lippen. Mercury torkelte zurück, wurde an einem ungeschickten Fall durch einen beherzten Griff unter den Ellenbogen bewahrt. Saya sah ihn einfach an, ohne zu blinzeln, direkt und intensiv. Er drehte Mercury herum, um mit beiden Händen dessen Muskeln und Sehnen durchzuwalken, die hartnäckige Mischung aus Schmutz und Öl zu entfernen. Mercury erzitterte unter der schieren Gewalt dieser Berührungen, erinnerten sie ihn doch nur zu gut an die letzte Nacht. Er konnte nicht verhindern, einen suchenden Blick auf Sayas Schritt zu werfen. Das quittierte der mit einem unverhohlenen Grinsen. Mercury lief zu seiner großen Verärgerung rot an, stapfte auf das Ufer zu. Er hörte Saya hinter sich, spürte die Verdrängung durch winzige Wellen, als sein Auge auf einen Stein fiel, der im flachen Wasser lag. "Ich will nach Hause!" Quengelte er. "Wer es fängt, darf es behalten." Entgegnete Saya ihm fast beschwingt. Er überholte Mercury, schleuderte den schweren Zopf herum, für Augenblicke abgelenkt. Mercury sah die Gelegenheit wie in kristalliner Schärfe. Ferngesteuert beobachtete er seine Hände, die gefesselt den Stein umklammerten, seinen Körper, der sich hinter Saya stellte, der die Schnürsenkel band. Den Stein auf die rasierte Schädelhälfte schmetterte. ~ö¦~ Mercury erwachte aus der seltsamen Trance, als Saya mit einem leisen Seufzer zu seinen Füßen zusammenbrach, eine sich rasch ausbreitende Lache dunklen Blutes auf dem sandigen Ufer hinterließ. Mit einem panischen Kreischen schleuderte Mercury den Stein fort, wich hektisch zurück. "Ich~ich wollte das nicht, hörst du?! Ich muss nach Hause!! Und~und ich hatte dir gesagt, dass ich hier falsch bin!!" Wie ein verängstigtes Tier pirschte er sich heran, zerrte ungeschickt den Kontakt heraus, der die Handfessel öffnete. "Ich wollte das nicht!! Nichts davon, klar?! Das hast du dir selbst zuzuschreiben!!" Er hoppelte zögernd von einem Bein auf das andere, wich endlich zurück, betrachte unschlüssig den Dahingestreckten. Mit einem gequälten Wimmern machte er kehrt, sammelte seinen Mantel auf, floh durch das Dickicht. ~ö¦~ Mercury rannte, bis seine Lungen protestierten. Er rastete keuchend, knöpfte die Einzelteile seines Mantels zusammen, schlüpfte hinein, fühlte sich leidlich sicherer. "Wie gut, dass ich mich regelmäßig immunisieren lasse!" Konstatierte er zusammenhanglos, um sich klebrige Strähnen aus den Augen zu wischen. Irgendwo blökte ein Tier. Mercurys Herz begann zu rasen. Wenn~wenn das Blut wilde Tiere anlockte?! Sollte er umkehren? »Nein!« Das hatte sich dieser Saya selbst zuzuschreiben! Er musste hier raus und zur Arbeit!! Mercury schlug sich weiter durch einen mannshohen Farnwald. »Ich kann mich nicht orientieren. Wenn ich ihn gebeten hätte...« »Na klar, Idiot, er hat doch gesagt, dass du ihm gehörst! Klar hätte er dich zum Aufzug gebracht!« »Schwachsinniger Träumer!« Tadelte er sich selbst vernichtend. Außerdem war es nun ohnehin zu spät. Wenn Saya zu sich kam, bevor ihn ein Tier anfiel, würde er sicher nicht erfreut sein, Mercury zu sehen. Mit Angst gesteuerten Adrenalinstößen jagte Mercury weiter. ~ö¦~ Mercury fand ein metallisches Blinken am Horizont eines weiteren der unzähligen Dickichte. »Der Aufzug!!« Er musste es sein!! Mercury hielt mit neuem Elan direkt darauf zu, verließ den Farnwald, als sich plötzlich ein großer Schatten daraus löste. Ein mannshohes Tier, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Strauss hatte, verstellte ihm den Weg. Es riss den langen Schnabel auf, entblößte rasiermesserscharfe Zahnreihen. Mercury erstarrte. Das Tier setzte eine gebogene Klaue vor die andere, pirschte sich mit diabolischem Schnäbeln an. Mercury rannte los. Der Boden federte unter den kraftvollen Stößen, mit denen sich das Tier in Bewegung hielt. Mercury konnte am Fauchen der Luft erkennen, dass es ihm genau auf den Fersen war. Er wünschte sich verzweifelt, wenigstens schreien zu können. Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Das ist die Strafe, weil du Saya den Bestien ausgeliefert hast!!« Etwas warf sich zwischen seine Beine, fällte ihn, was den Schnabel ins Leere haschen ließ. Mercury rollte sich auf die Seite, als Saya im Laufschritt heran preschte, gleichzeitig seine Machete an dem Seil heranzog, das er wie einen Morgenstern benutzt hatte. Ohne zu zögern baute er sich vor Mercury auf, fixierte mit finsterem Blick das Tier. Das krächzte triumphierend. »Zwei zum Preis von einem!« Stand wohl in seinem Kopf. Saya war kein gewöhnlicher Gegner, wie Mercury schaudernd entdeckte. Mit einem animalischen Knurren wich er den todbringenden Klauen aus, rollte sich ab, zerfetzte mit der Machete einen Lauf des Hühnervogels. Das Biest brach ein, richtete sich mit Hilfe der kurzen Flügel wieder auf, schnappte aggressiv und blindwütig nach Saya. Der warf sich blitzschnell außer Reichweite. Erneut schnellte der Kopf vor. Saya bog sich weit zurück, um mit geschickter Drehung die Faust wuchtig gegen den Schädel zu schmettern. Das Biest wankte kurz. Diese Gelegenheit nutzte Saya, um einen Arm hart um den Schnabel zu schlingen. Ein zähes Ringen begann. Saya musste den mörderischen Klauen an den Läufen ausweichen, während die Stummelflügel auf und ab flatterten, die winzigen Krallen seinen Rücken aufrissen. Er rammte mehrfach die Machete in die federbesetzte Brust des Biestes, rutschte an den kräftigen Knochen ab. Als seine Kräfte zu erlahmen drohten, schöpfte das Tier wieder Hoffnung. Das trieb Saya zu einer letzten Attacke. Er schraubte sich in die Höhe, warf sich, noch immer den Schnabel umklammernd, hart auf den Rumpf des Biestes. Ein hässliches Knacken ertönte. Saya brach zusammen, rollte sich keuchend auf die Knie, um mit blutüberströmten Rücken wie wahnsinnig auf das Biest einzuprügeln, unempfänglich für die Federn und Fleisch- und Knochentrümmer, die seine Haut benetzten. Als er schließlich erschöpft zusammenbrach, war er schwarz vor Blut und Schmutz, kaum noch als Mensch zu erkennen. Mercury, der sich angstvoll zusammengekauert hatte, richtete sich langsam auf. Der Weg zum Lift war frei und Saya außerstande, ihm zu folgen. »Dennoch...« "Ich.... es tut mir Leid... ich... ich will hier weg... Saya..." Flüsterte er tonlos, wagte sich nicht näher heran. Saya hob den Kopf an, sah Mercury in die Augen, undurchdringlich. Mercury hielt Schutz suchend die Frontpartie seines Mantels zu, ballte die freie Faust. "Ich habe das nicht gewollt." Betonte er erneut trotzig. Saya kämpfte sich mühevoll in die Höhe, wischte den Zopf von seiner Schulter. "Da solltest du wohl gehen, Mercury." Mercury zögerte, tapste unsicher einige Schritte zurück. "Ich habe ja gesagt, ich war zum Patchinko hier, nicht für Jagdspiele!" Focht er ein weiteres Rückzugsgefecht aus. Saya wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. "Ist gut." Er schnallte sich die Machete an den Gürtel, an dem die Fesseln baumelten. Mercury runzelte die Stirn. »Irgendetwas...« Wie aufgezogen trat er auf Saya zu, baute sich kindlich-trotzend vor ihm auf, unwillkürlich die Unterlippe vorgeschoben. Saya lächelte müde. "Zeit, das Spiel zu beenden." Er beugte sich vor, küsste Mercury sanft auf die Lippen, so hauchzart, dass Mercury kaum den Anflug von Berührung verspürte. "Danke." Mercury knurrte wütend, verwirrt und aufgewühlt zugleich, machte kehrt, stampfte zum Lift, der sich sofort aus der Landschaft löste und öffnete. Er warf, die Arme um sich selbst geschlungen, einen letzten Blick auf Saya, der vor dem zerschmetterten Kadaver stand, aufrecht und doch müde. "Raus hier!" Fauchte Mercury tonlos. Gehorsam schloss sich der Antischwerkraftlift, sauste sanft summend in die Höhe. Plötzlich erkannte Mercury, was ihn irritiert hatte. "Stopp!! Zurück!" ~ö¦~ Saya tastete über die Wunde an seinem Schädel, zuckte zusammen. Den stinkenden Kadaver betrachtend seufzte er leise. "Woher wusstest du meinen Namen??!!" Tobte hinter ihm ein schmutzig-weißer Wirbelsturm mit quecksilberfarbenen Haar heran. Saya drehte sich langsam um. Mercury hatte die Hände in die Hüften gestemmt, bebte vor Zorn. "Wieso hast du überhaupt keine Paintball-Dingsda-Kanone?! Wo sind die anderen Mitspieler?!" Saya schwieg einfach. Mercury rauchte förmlich vor Wut. "Das war gar kein beschissener Defekt, oder?! Du hast mich hierher gelockt!!" Saya streckte die Hand aus, strich langsam durch die glatten Haare in der ungewöhnlichen Farbe. "Und ich weiß auch, dass du Höhenangst hast." Versetzte er fast träumerisch ruhig. Vor Entrüstung schienen Mercury die Worte ausgegangen zu sein. Er ballte nur die Fäuste drohend, wobei sein Mantel wieder aufschwang. "Das zahl ich dir heim!! Ich komme wieder mit riesigen Kanonen und Elektroschockern und dem ganzen Zeug und dann bist du fällig!!" Saya lachte leise, nickte. "Damit würdest du mir einen unschätzbaren Gefallen erweisen." Flüsterte er samtig. Mercury fauchte guttural, machte kehrt. Über die Schulter behielt er das letzte Wort. "Ich bringe dir bei, wie man jemanden richtig flachlegt, du Möchtegern-Casanova!" Sayas aufreizend-fröhliches Lachen überhörte Mercury kurzerhand, weil er sich schon die Bestandteile seiner Rache bildlich vorstellte und diabolisch-hungrig grinste. ~ö¦~ ENDE ~ö¦~ Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Ein Beitrag zu meiner eigenen Challenge "Pleasure Dome" (was im Yaoiwebring erlaubt war ^_~) Eine Idee, die nach einem langen Arbeitstag entstand und meine Vorliebe für unterschiedliche Welten aufzeigt. Saya und Mercury sind ein widerspenstiges, konkurrierendes Pärchen, deren Auseinandersetzung mir beim Schreiben viel Vergnügen bereitete. Ich hatte ihr Abenteuer direkt vor Augen ^_^