Titel: Love Is In The Air Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction FSK: ab 0 Kategorie: Romantik Ereignis: Weißer Tag 2002 Erstellt: 10.03.2002 Disclaimer: Slayers gehört den Autoren/Zeichnern Yoshinaka, Kanzaka und Arazumi (siehe Informationen). "Love is in the air" gehört Paul Young, alle Rechte vorbehalten. Für Koryu, Motti-chan, Miss P. und den Wombat "Hail Elbonia!" ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ ~x~ Love Is In The Air "Mach schneller, du Transuse!" "Aye, aye, Mr. Scrouge, Sir!" Die fröhlich geträllerte Replik stand in krassem Gegensatz zu der quengelnd-quietschenden Stimme des Greises. Der mit mürrisch-verkniffener Miene auf den See hinaus starrte und die mottenzerfressenen Säume seines Hermelinmantels mit Gischtklauen zusammenraffte. Zelgadis zog eine Augenbraue hoch, für einen Steingolem eine bemerkenswerte Anstrengung. Immerhin bewahrten ihn seine versteinerten Gesichtszüge verlässlich vor mimischen Entgleisungen. Er kannte diese beschwingte Stimme, auch wenn er sie nicht unbedingt hier vermutet hätte... doch man wusste ja nie, was Grund genug war, sich zu vergewissern. Auch ohne Magiersicht durchdrangen seine scharfen Augen die morgendlichen Nebelschwaden, die über der grünlichen Wasseroberfläche lagen. Dort bemühte sich ein gutgebauter Recke mit wehendem, hüftlangen Blondhaar, vollkommen unpassend in eine leichte Kampfrüstung gehüllt, auf einem gewaltigen Baumstamm zu balancieren. Was unterdessen in einen hektischen Sturmlauf gegen das widerspenstige Rundholz ausartete, das ungeniert seinen Passagier abzuwerfen beabsichtigte. Zelgadis entschlüpfte ein boshaftes Kichern. Dann hob er sich elegant in die laue Luft und schwebte zu dem seltsamen Baumreiter, der mittlerweile mit beiden ausgestreckten Armen herumruderte, um nicht einen Ausflug in das eisige Nass unternehmen zu müssen. "Morgen, Ghourry." Begrüßte er mit einem kurzen Stupser auf eine gepanzerte Schulter den Freund, der erfreut herumfuhr. "Zel-chaaaaaaa...." Ein Fingerschnippen, und Ghourrys Fußspitzen tanzten auf der Wasseroberfläche. "Woooooow, das ist soooo coooool, dass du hier bist!!" Ohne Zögern warf sich Ghourry trotz magischem Griff auf Zelgadis, der im Schutz der Nebelwand die euphorische Umarmung über sich ergehen ließ. "Was treibst du eigentlich hier?" Erkundigte er sich mit bezeichnendem Grinsen, nachdem er Ghourry auf dem nun handzahmen Rundholz abgesetzt hatte. Sofort trübten sich die üblicherweise blitzblauen und vor Begeisterung funkelnden Augen unglücklich ein. Die breiten Schultern sackten herab, um ein klägliches Bild des Jammers abzugeben. Zelgadis, der nicht zum ersten Mal diese Reaktion kreuzte, schnaubte aufmunternd und wagte eine selbstredend völlig haltlose Vermutung nach der Ursache. "Ärger mit Lina?" Ghourry schniefte trübsinnig und kaute auf einer Haarsträhne herum, was Zelgadis sofort unterband. "Komm schon, Ghourry, lass die furchtbaren Einzelheiten hören!" Die blitzblauen Augen wanderten zu Zelgadis hinüber. Mit einem Tüpfelchen Hoffnung darin, ein Blick, der Zelgadis immer wieder einen glühenden Stich versetzte. "Naaaa guuuut!" Ghourry plätscherte mit den Fersen auf die unbeteiligte Wasserfläche und hielt den Blick auf den fernen Horizont gerichtet, wo ein Anleger auf sie und ihr Gefolge an Baumstämmen wartete. "Also, eigentlich war es gar nicht meine Schuld! Man könnte sogar mit Fug und Dingsda behaupten, dass es quasi ein Unfall war!" Sich selbst bestärkend nickte Ghourry heftig, die losen, blonden Strähnen flogen anmutig durch die Luft. Zelgadis verschränkte die Arme. Ghourrys Geschichten tendierten dazu, sich vom falschen Ende her aufzurollen und unterwegs noch Einiges einzuwickeln, das sich versehentlich in Ghourrys unbestreitbar hübschem Köpfchen einnistete. Mit krauser Nase setzte Ghourry seinen Ausflug in die Untiefen seines Gedächtnisses fort, das die Tendenz hatte, jedem Sieb den Rang abzulaufen. "Und ich hatte ja auch keine böse Absicht!" Versicherte Ghourry, warf Zelgadis einen derart feuchten Hundeblick zu, dass dieser unwillkürlich die Hand ausstreckte und den blonden Schopf tätschelte. "Sie nimmt immer alles so persönlich..." Ein Stoßseufzer folgte dieser Feststellung, in den Zelgadis einstimmte. Keine Frage, Lina Inverse und ihr cholerisches Temperament waren legendär. Wenn man denn die Wutanfälle überlebte, was einiges an zäher Konstitution erforderte. Da Ghourry jedoch keine Spuren eines Mega Brand oder Fireball aufwies, fragte sich Zelgadis versonnen, was sie ihm wohl dieses Mal als Strafe zugedacht hatte. "Wir waren in dem Zauberladen, wo sie Schätze gegen anderes Zeugs eintauschen wollte." Zelgadis nickte mehrfach aufmunternd, da Ghourry sich offenkundig durch eine seltsame Fügung des Schicksals entschlossen hatte, die Ereignisse in der chronologischen Reihenfolge abzuspulen. Unter dem blonden Pony warf sich die Stirn in tiefe Falten. "Zauberladen." Echote Zelgadis hilfsbereit. "Genau!! Ich habe bei dem getrockneten Zeugs gestanden und mich nicht gerührt. So, wie sie gesagt hat!" Zu Demonstrationszwecken erstarrte Ghourry konzentriert, bis Zelgadis ihm auf die Schulter klopfte und mit einem Bonbon belohnte. Verwirrt betrachtete er seine eigene Handfläche. »Wieso habe ich Karamellbonbons?! Und wieso füttere ich ihn damit an, als sei er ein Hund?!« Möglicherweise, weil Ghourry malmend mit strahlendem Grinsen dem Zahnvernichter den Garaus machte und gleichzeitig die blonde Mähne auf und nieder wippte?! "Alscho, isch schtehe da, tue nischtsch, da schagt der Beschitscher 'Hände weg, du verschogener Bursche!'" Zelgadis verkniff sich mühsam ein breites Grinsen. Er konnte sich bereits vorstellen, wie sich die weitere Handlung entwickelte. Ghourry warf ihm einen verzeihungsheischenden Blick zu, bevor er sich zu einer erneuten sachdienlichen Eingabe entschloss. "Isch konnte nischtsch schehen wegen einer Schäule, alscho habe ich gerufen, schie hat aber Geld... " Seine Stimme verlor sich trübsinnig. Zelgadis nickte gravitätisch. Gleich zwei Fauxpas in vier Worten, das war keine schlechte Quote! Ghourrys Fersen malten deprimierte Kreise in die Wasseroberfläche. "Konnte doch nischt wischen, dasch er jemanden andersch gemeint hat!" Rechtfertigte er sich, aufwellende Tränen über die Fußangeln des Schicksals runterschluckend. "Und dann?" Forcierte Zelgadis den Fortgang der Schilderung ängstlich. Wenn es eine Sache gab, die er als Kimera, Steingolem, Meister der schwarzen Magie und versierter Schwertkämpfer fürchtete, waren das unter Salzwasser gesetzte, blitzblaue Augen eines hochgewachsenen, honigblonden Freundes. Eilig schob er zur Ablenkung ein Bonbon nach, das sofort dankbar hinter dem Haarvorhang verschwand. "Schie hat misch verflucht." Bedenkpause. Eine Möwe ließ sich samt Familienanhang auf ihrem Baumstamm nieder. Ghourry tätschelte den Vogel. Zelgadis zappelte unruhig, auch seine Geduld hatte Grenzen. "Und?" Hakte er nach. "Hu?" Ghourrys Blauaugen blinzelten verwirrt, somit in normalem Ghourry-Modus. Zelgadis knirschte mit den Granitzähnen, wischte sich ungehalten durch die staubgraue Mähne, die wie Putzwolle abstand. "Wie - ging - es - weiter?" Formulierte er sorgfältig sein Anliegen. Ghourrys ebenmäßiges Gesicht wurde von einer Erleuchtung heimgesucht. "Oh, richtig! Na, sie hat einen Bann auf mich gelegt... für einen ganzen Tag muss ich jedem, der mich um einen Gefallen bittet, diesen widerspruchslos erfüllen." Zelgadis belohnte die wahrhaft kräftezehrende Auskunft mit mehreren Zuckerbomben, die Ghourry fröhlich trällernd mit den Möwen teilte. "Und wie bist du hier gelandet?" Ghourry lutschte hingebungsvoll an seinem Bonbon. "Der fiesche Opa hat misch im Hafen angeschprochen.. ob isch ihm nischt die Bäume rüberschaffe, wegen dem Fescht arbeitet niemand." "Fest? Ah..." Zelgadis erinnerte sich vage daran, Girlanden und Papierlampions gesehen zu haben. "Frühlingschfescht." Erklärte Ghourry bestätigend, mümmelte glücklich vor sich hin. "Nun, wenn wir das Ufer erreicht haben, bist du doch fertig mit deiner Arbeit, oder?" Ghourry zog den Kopf ein, was Zelgadis vermuten ließ, dass der Fluch nicht nur eine Folge gehabt hatte. Wie vielen Leuten war Ghourry wohl seitdem begegnet?! "Ghourry...?" Erschmeichelte er sich sanft die Aufmerksamkeit des honigblonden Schwertkämpfers. "Würdest du mir einen Gefallen tun?" Zelgadis grinste diabolisch in die aufgerissenen blitzblauen Augen. ~x~ Mr. Scrouge war nicht sonderlich erfreut, mit der vermummten Gestalt zu verhandeln. Doch die Drohung, die aus den Granitaugen funkelte, die Baumstämme wieder auf die Mitte des Sees zu befördern, sollte dem blonden Einfaltspinsel nicht der gerechte Lohn ausgehändigt werden, erfüllte ihn mit tiefem Groll. »Verfluchte Hexer!!« Zum Dank fiel ihm nun auch noch ein Zahn aus! Zelgadis zog seinen stummen Begleiter am Arm mit sich fort, ein boshaftes Grinsen unterhalb seiner Maske genießend. Ghourry zockelte artig neben ihm her, mit einem dunkelblauen Tuch um den Hals das mitleiderregende Abbild eines Grippeopfers. Was ihn nicht daran hinderte, die von Zelgadis erworbenen Plätzchen mit sichtlichem Appetit zu vernichten. Was ihn betraf, konnte der Tag nicht besser verlaufen. Sie erreichten einen verwahrlost wirkenden Tempel am Stadtrand, wo Zelgadis seinen "Bann" löste. "Ghourry, tu mir den Gefallen und sprich mit mir." Während das freche Grinsen in den Granitaugen sich diamanten funkelnd verabschiedete, holte Ghourry tief Luft, um Zelgadis dann strahlend zu umarmen. "Sooooo eine tolle Idee!!" Lobte er überschwänglich. "Jaja!" Murmelte dieser verlegen und klopfte eilig auf den Rücken seines Freundes. "Nun lass mich aber wieder los." Energisch löste er sich von Ghourry, paradierte durch die Mischung aus Staub und vertrocknetem Laub. Ein Zeichen, dass der Tempel seit geraumer Zeit nicht mehr besucht und gereinigt worden war. "Wem bist du denn auf dem Weg in den Hafen noch über die Füße gelaufen?" Hegte er zu wissen. Ghourry stützte das Kinn auf eine Handfläche und rekapitulierte sichtbar die Ereignisse, angestrengt eine Strähne wegpustend. "Na?!" Aus Erfahrung wusste Zelgadis, dass es nicht ratsam war, Ghourry zu lange grübeln zu lassen, da dieser die unschöne Veranlagung hatte, zu vergessen, über was genau er eigentlich nachdenken sollte. "Genau!" Blitzartig saß Ghourry aufrecht, eine Faust in die flache Hand schlagend. Dann zählte er mittels der Finger auf. "Ich habe Amelia versprochen, mit ihr auf dem Frühlingsfest Schiffschaukel zu fahren. Sylfir erwartet mich gleichzeitig zu Picknick und Tanz. Eine Oma braucht mich beim Tauch-nach-dem-Apfel-Stand als Hilfe. Ein komischer Kerl hat mich eingespannt, den dummen August abzugeben..." Ghourry lief nun zu Zelgadis' Überraschung dunkelrot an. Natürlich war der dumme August eine Gemeinheit! Wer mochte es schon, wenn man mit Eiern nach einem warf und man bei einem Volltreffer in einem Bottich zappelnder Aale landete?! Dass Ghourry deswegen aber Ähnlichkeiten mit einer überreifen Tomate aufwies, war nun doch ungewöhnlich. Immerhin begleitete er Lina seit geraumer Zeit und war sadistische Grausamkeiten gewöhnt.... "..mmrbllngrummpsbmlld." "Wie bitte?" Erkundigte sich Zelgadis höflich, wischte dabei die blonden Strähnen beidseitig auf die Schulterpanzer, um Ghourry den Rückzug zu erschweren. Dieser murmelte erneut, kaum verständlicher. "Ghourry, sei doch so nett und sprich deutlich, erweise mir den Gefallen." Flötete Zelgadis gnadenlos, ging vor Ghourry in die Hocke, um dessen Blick auf sich zu fokussieren. Sicherlich war es eine Gemeinheit, seine intimen Kenntnisse über Ghourrys Fluch derart auszunutzen, aber geschah es nicht zu dessen Bestem?! Ghourry holte tief Luft. Die tiefe Färbung seiner Wangen erinnerte Zelgadis an magische Momente, die ihn selbst in der finstersten Stimmung immer wieder mit Wärme durchglühten. "Ghourry?" Wisperte er erstaunlich sanft. "Bolan führt mich zum Essen im Gasthaus 'Zum güldenen Herzen' aus!" Stieß dieser hervor und schniefte verzweifelt. Ein arktischer Schauer rieselte über Zelgadis' steinernem Rücken, seine Granitaugen verdüsterten sich merklich. "Wer..." Betonte Neutralität konnte nicht über die Eifersucht in seiner Stimme hinwegtäuschen. "...ist dieser Bolan?!" Ghourry kaute auf einer Haarsträhne, wrang verlegen die Hände. "Ghooouurrrrryyyy?!" Dieser schlug die Arme überkreuz auf den Kopf, rollte sich zusammen, als erwarte er Prügel, was das leise Winseln noch unterstrich, das ihm entschlüpfte. "Das ist alles Linas Idee gewesen!" Jammerte er kläglich. Zelgadis verdrehte die Augen. Das war nun wirklich eine bahnbrechende Neuigkeit. "Also?!" Fauchte er ungehalten. "Sie hat mich gezwungen!! Mit Fireballs bedroht!" Ghourrys Augen schimmerten feucht, suchten Gnade in Zelgadis' steinernem Gesicht. Zelgadis seufzte lautlos und registrierte die ungewohnte Panik in dem anmutigen Gesicht des Freundes. Verstohlen hob er die Hand, die entstellenden Male des Kimera mit halbfingrigen Handschuhen verbergend, streichelte tröstend über die zarte helle Haut. "Was ist denn so erschreckend an diesem Bolan, hmmm? Bedroht er dich etwa?!" Ghourry schniefte geräuschvoll und bemühte sich um ein zittriges Lächeln. Zelgadis zwinkerte, streifte sich Maske und Kapuze ab, die er gewohnheitsmäßig in der Stadt trug, lehnte vertraulich die Stirn an Ghourrys, der sich arglos und vertrauensvoll ihm öffnete. Und durch Ghourrys Augen konnte Zelgadis die Geschehnisse verfolgen, die sich auf der letzten Flucht ereignet hatten, als die Hexe Elis mit gefälschten Fahndungsplakaten Ghourry und Lina verfolgen ließ. Ein unverhoffter Blick in einen Spiegel löste ein amüsiertes Kichern bei Zelgadis aus. Ghourry als "Lala", in pastellfarbenem Kleid mit Rüschen und hochgesteckten Zöpfen! Keine Frage, Ghourry war auch als Frau attraktiv, nichts, was Zelgadis nicht bereits bekannt war. Dann aber knurrte er unwillkürlich, als er durch die blitzblauen Augen die liebestolle Gestalt des mächtigen Bolan erkannte. Der sich in seiner Leidenschaft keinen Deut darum scherte, dass Ghourry sich als Mann entpuppte. Ein Rivale?! Hastig zuckte Zelgadis zurück, hoffte, dass Ghourry nichts bemerkt hatte. Zu beschämend wäre das nachsichtige und sanfte Lächeln auf dessen offenem Gesicht. "Was soll ich denn jetzt machen?" Brach Ghourry ungeahnt diplomatisch die intensive Spannung zwischen ihnen. "Ich habe jedem mein Wort gegeben... " Er blinzelte hilfesuchend in Zelgadis' Granitaugen. Dieser stützte sich auf Ghourrys Knien ab und dachte fieberhaft nach. Es gab selbstredend eine Lösung. Ob er aber Ghourry würde überreden können...?! Seine eigene Vergangenheit bereitete ihm dabei weniger Kopfzerbrechen. Er legte den Kopf in den Nacken und studierte eindringlich die gleichmäßigen Züge des Freundes. "Vertraust du mir?" Rau verloren sich die wenigen Worte im verwahrlosten Tempel. Ghourry lächelte rätselhaft, umfasste Zelgadis' Handgelenke behutsam. "Mit Leib und Seele." Wisperte er sanft. ~x~ Ghourry zupfte unsicher an der nun sehr kurzen Strähne, schmiegte sich dann, vermeintlich unauffällig, an Zelgadis' Seite. Der konzentriert in ein wahres Gewirr an Glasröhren und Zylinder starrte. Es war lange her... und er hatte sich gewünscht, dies alles vergessen zu können. Aber nun stellte er fest, dass, an der Seite seines Freundes, das Gewicht, das mühlsteingleich noch immer seine Kehle einschnürte, wenn er sich im blutroten Nebel des Berserkers verlor, nicht mehr so erdrückend wog. Die Rachsucht verwässerte. Und jetzt war er hier, um aus dem diabolischen Machwerk der Vergangenheit zauberhafte Garanten für ein fröhliches Frühlingsfest zu schaffen... verrückte Welt. "Das letzte Mal waren sie nur so groß." Ghourrys Finger beschrieben eine etwa zehn Zentimeter hohe Gestalt. "Mach dir keine Gedanken." Beruhigte Zelgadis. "Ich kenne mich damit aus... zwangsweise..." Knurrte er abschließend. "Du bist so ein Schatz!" Strahlte Ghourry unbeeindruckt von dem brütenden Gesichtsausdruck und umarmte Zelgadis, um sich dann zu räkeln. "Sag mal, Zel, kann ich uns was zu essen holen?" Ein grollendes Knurren unterstützte die Bitte, sodass Zelgadis seine Zustimmung schlechterdings nicht verweigern konnte. "Ghourry? Tu mir einen Gefallen, und erfüll keine Gefallen, außer ich bitte dich darum!" Stellte Zelgadis zur Sicherheit klar. Ghourry nickte artig und zottelte davon, in Gedanken bereits bei den Leckereien, mit denen er seinen ewig hungrigen Magen füllen konnte. ~x~ Im Schutz der alten Zauberwerkstatt konnte Zelgadis sich frei und unbeobachtet bewegen. Was ihn mit dem heimlichen Vergnügen versorgte, Ghourrys honigblonde Haare mit den steinernen Fingern zu durchforschen. Ungeniert hatte dieser nach üppigem Mahl auf Zelgadis' Schoß ein bequemes Kopfkissen gefunden und schlief nun bar aller Sorgen in den Nachmittag, ein friedliches Grinsen auf den Lippen. Zelgadis behielt die rauchenden und rappelnden Rohrlabyrinthe im Auge. Er war nun zuversichtlich, dass sein Plan gelingen würde. Ja, er war fest entschlossen, dieses Frühlingsfest zu genießen! ~x~ "Das ist unheimlich..." Ghourry hockte wie ein verlorener Welpe eingeschüchtert im Schatten, während Zelgadis sich bemühte, seine Befehle unmissverständlich an den Mann, beziehungsweise die Männer, zu bringen. Vor ihm, aufgereiht, sich gleichend wie ein Ei dem anderen, standen fünf Ghourry-Klone. Homunkuli, mit der Magie der Kimera erschaffen. Sie hatten alle Eigenschaften des Originals. Was zu Zelgadis' gelinder Verzweiflung auch die Unfähigkeit einschloss, sich einfache Anweisungen zu merken und mit den Gedanken nicht permanent abzuschweifen. Eben ganz wie das Original. "Du wirst mit Amelia Schiffschaukeln, klar?!" Der erste Ghourry spazierte fröhlich trällernd davon, während Zelgadis sich bemühte, die übrigen vier festzuhalten. "Nicht ihr, ihr Idioten!!" Mit einem einfachen Zauber verschloss er allen die Ohren, um dann nacheinander die Order auszugeben, damit jedes einzelne seiner Versprechen erfüllt werden konnte. "Ist das nicht... ein bisschen fies?" Erkundigte sich Ghourry schüchtern. "Immerhin war es mein Wort, und nun müssen sie schuften..." Zelgadis knurrte unwillig und packte Ghourry bei den Schultern. "Hör mal, Ghourry, sie sind wie du. Also ist es auch dein Ehrenwort, was erfüllt wird. Und alle bekommen, was sie wollen. Das ist doch gut, oder?" Beschwor er eindringlich die Zustimmung des blonden Schwertkämpfers. "Und was machen wir nun?" Ghourry kaute erneut auf einer Strähne. "Wir gehen auf das Frühlingsfest, wenn du möchtest." Bot Zelgadis hoffnungsvoll an. Es war schon so lange her, dass er auf einem Fest gewesen war... und ungewohnterweise verspürte er das Verlangen, sich sorglos zu amüsieren und den Frühling zu begrüßen... »Das muss wohl am Wetter liegen!« Verdrängte er beschämt die Ursachenforschung. "Klar, gute Idee!!" Ghourry schnappte Zelgadis' Hand, noch bevor dieser seinen spontanen Vorschlag bereuen konnte und zog diesen aufgeregt plappernd aus der Ruine Richtung Stadtmitte. ~x~ Zelgadis war sich nur zu stark jedes einzelnen Blicks bewusst, der missbilligend seiner Gestalt folgte, obwohl er sich wie üblich bis zur Unkenntlichkeit vermummt hatte. Unbewusst rückte er näher an Ghourry heran, der es erstaunlicherweise vermied, einem seiner Klone über den Weg zu laufen. Ghourry feilschte mit charmantem Spott um ein paar kandierte Äpfel, reichte dann einen an Zelgadis weiter, der mittlerweile keinerlei Freude mehr verspürte. Diese verfluchte Gestalt... seine Augen funkelten granatfarben. Ein sanfter Kuss auf seine Nase schreckte ihn auf, bevor der Berserkerzorn von ihm Besitz ergreifen konnte. Ungläubig starrte er in die blitzblauen Augen, keinen Wimpernschlag von seinen entfernt. Wie konnte er nur... in aller Öffentlichkeit...?! Ghourry hakte ihn unter und spazierte ungeniert weiter. "Zel-chan, sag mal... kannst du mir einen Gefallen tun?" Zu perplex, um zu reagieren, nickte Zelgadis automatisch, dann weiteten sich seine Augen erneut, als Ghourry sanft in seine Ohren wisperte. ~x~ In der lauen Luft funkelten Sterne am Frühlingshimmel. Ein becircender Geruch von Süßigkeiten und Geröstetem schwebte wie ein unsichtbares Band durch die Atmosphäre. In Zelgadis' Ohren hallte Ghourrys glucksendes Gelächter wider. Dieser umschlang Zelgadis' Taille und wippte vergnügt hinter ihm hin und her. Unter ihnen breitete sich die mit unzähligen Lampions erleuchtete Stadt aus, selbst auf dem Wasser des Sees funkelten schwimmende Laternen. "Sieh nur!" Krähte Ghourry, während seine honigblonde Mähne wie ein Kometenschweif hinter ihnen herzog. Seine freie Hand wies auf Amelia, die mit einem Ghourry über der Hafenmole hing und Neptun opferte. Angesichts der ungesunden grünen Tönung ihrer Gesichter, nicht gerade eine freiwillige Gabe. Drei Straßenzüge weiter himmelte Sylfir unverfroren Ghourry an, der sich mit prallen Backen an ihrem Picknick gütlich tat. Zelgadis riskierte einen Seitenblick. Bereute Ghourry, nicht an der Stelle dieses Klons zu sein? Doch dieser strahlte nur mit geröteten Wangen neugierig in das Gewühl unter ihren Füßen, suchte nach den anderen Klonen, die ihre Aufgaben erfüllten. Beim Anblick des liebestollen Bolan, der wie eine Klette an einem Mast hing, auf den sich Klon Nummer fünf geflüchtet hatte, umklammerte er Zelgadis schutzsuchend. "Ist der Kerl nicht eine Plage?!" Murmelte er eingeschüchtert. Was Zelgadis veranlasste, mit ausgestrecktem Finger einen Funken auf Bolans ungeschützte Kehrseite abzufeuern. Sodass dieser um sich schlagend auf eine Viehtränke zustürmte und sich dort rittlings niederließ. Ghourry, das Original, kicherte und rieb seine Wange an Zelgadis', legte das Kinn vertraulich auf dessen Schulter. "Es ist schön mit dir hier." Flüsterte er beschwingt, während Zelgadis in einen wilden Spiralflug überging, um Ghourry begeistertes Jauchzen zu entlocken. Als sie eine weitere Runde über der Stadt drehten, streichelten Zelgadis' steinerne Finger behutsam den Besen, um dessen Ritt Ghoury mit verschämten Grinsen gebeten hatte. Dann kam ihm eine Idee. ~x~ "Ghourry?" "Hmmm?" Schmiegte sich dieser vertrauensvoll an ihn. "Festhalten." Wisperte Zelgadis und genoss ungeniert Körperwärme und Duft des blonden Recken. ~x~ Niemand wusste zu sagen, woher die Abermillionen weißer Apfelblüten stammten, die in einem sanften Reigen durch die Luft tanzten und in kreiselnden Wirbeln über der Stadt einer endlosen Symphonie frönten. Schlag Mitternacht verpufften die Klone in einer kleinen Wolke Wohlgefallens, während am Himmel der ungewöhnliche Blütenzauber sich noch intensivierte, die Nacht vertrieb. Auf einem alten Besen saßen zwei Freunde, die unterschiedlicher nicht sein konnten, in einen Hauch von Weiß gehüllt. Sie folgten dem beschwingten Rhythmus, den ihr Fluggerät auch ohne Aufsicht einhielt. Denn sie hielten sich eng umschlungen und wärmten einander mit fruchtigen Küssen. ~x~ Love is in the air, everywhere I look around Love is in the air, every sight and every sound And I don't know if I'm being foolish, don't know if I'm being wise But is something that I must believe in And it's there when I look in your eyes Love is in the air, in the whisper of the trees Love is in the air, in the thunder of the sea And I don't know if I'm just dreaming, don't know if I feel sane But it's something that I must believe in And it's there when you call out my name Love is in the air, love is in the air, oh oh Love is in the air, in the rising of the sun Love is in the air, when the day is nearly done And I don't know if you are illusion, don't know if see it true But you're something that I must believe in And you're there when I reach out for you Love is in the air,everywhere I look around Love is in the air, every sight and every sound And I don't know if I'm being foolish, don't know if I'm being wise But it's something that I must believe in And it's there when I look in your eyes Love is in the air, love is in the air, oh oh Love is in the air, love is in the air, oh oh Love is in the air, love is in the air, oh oh Love is in the air, love is in the air, oh oh ~x~ ENDE ~x~ (Fortsetzung in "Stand By Me") Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Inspiriert durch den titelgebenden Song, der einen mitreißenden Swing hat, dazu der wiederholte Konsum der Slayers TV-Serie, auf die ich auch inhaltlich verweise. Zudem bot sich das japanische Kirschblütenfest an, auch ein besonderes Pärchen feiern zu lassen und den Frühling zu begrüßen ^_^