Titel: Stand By Me Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction FSK: ab 16 Kategorie: Drama Erstellt: 12.05.2002 Disclaimer: Slayers gehört den Autoren/Zeichnern Yoshinaka, Kanzaka und Arazumi (siehe Informationen). "Stand by me" gehört Ben E. King, "Light inside" Tyler, Perry und Frederiksen, alle Rechte vorbehalten. X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X X~X Stand By Me "He, es war doch keine Absiiiiiii..." Zelgadis hob den Kopf, zog die Augenbrauen zusammen und lauschte... Die kleine Explosion, die dem Aufschrei folgte, stand jedoch in keinem adäquaten Verhältnis zu der vorhergehenden Aufregung. Üblicherweise hätte ihn der Lärm auf der Straße unterhalb der breiten Bogenfenster der Magiergilde nicht weiter interessiert, studierte er doch, in nicht zu unterschätzender Hoffnung, einen asbektitischen Ritus. Der ihn möglicherweise von seiner Steingolem-Beschaffenheit befreien konnte. Doch in diesem Fall konnte er sich nicht verschließen. Er kannte diese Stimme. Ohne Eile erhob er sich und trat an die Butzenscheiben, die seine Magiersicht mühelos durchdringen konnten. Kein Krater im schiefgetretenen Pflaster, keine Rauchsäulen, keine Schneise in das Meer der winzigen, sich aneinander schmiegenden Stadthäuschen... das war ungewöhnlich. Lina Inverse in einer Formkrise?! Zelgadis raffte seinen Umhang, justierte die schleierartige Maskierung, die ihn vor neugierigen und argwöhnischen Blicken schützen sollte und verließ die Bibliothek. X~X Ghourry, Schwertkämpfer, selbsternannter Beschützer und Besitzer des legendären Lichtschwerts, rieb sich hastig die Kehrseite, dabei angestrengt auf einer langen honigblonden Strähne kauend. Es war keine Anomalie in seinem Tagesablauf, von seiner Begleiterin, der Magierin und Schwertkämpferin Lina Inverse, misshandelt zu werden, doch wenn sie dies tat, war sie üblicherweise mit Herz und Seele dabei. »Ein magerer Lightning...« "He, Lina...?!" "Halt bloß deine Klappe, klar?!" Eine knabenhaft gebaute, rothaarige wandelnde Herrin der Zerstörung stapfte vor ihm mit zuckenden Schultern und geballten Fäusten auf ein Gasthaus zu. Ghourry sammelte sich hastig und folgte ihr mit großen Schritten. Während sich in seinem Kopf die versprengten Gehirnzellen gruppierten und tollkühn den ersten Anlauf für eine Bewertung der Situation nahmen. Sie waren in derlei Aufgaben nicht sonderlich geschult, zudem in einer bedauerlich geringen Anzahl, jedoch voller Zuversicht. "Pscht, Lina..." Ghourry beugte sich zu seiner Gefährtin herunter, höflich eine Hand zum Sichtschutz vor etwaigen Lippenlesern erhoben. "Sag mal.... sind es DIE TAGE?" Etwas schlug sehr heftig direkt unterhalb seines Brustpanzers in seine Rippen ein und entlockte ihm ein diskretes Ächzen. X~X Ein wenig verunsichert kauerte Ghourry vor der Zimmertür auf dicken Bohlen, drehte dabei müßig Locken in seine hüftlangen Blondhaare. Er war sich sicher gewesen, keineswegs die schickliche Lautstärke überschritten zu haben, andererseits... bewegte man sich bei Lina des Öfteren auf vermintem, aber unfairerweise nicht als solchem deklarierten Boden. "Stützt du den Türbogen ab?" Neckte ihn rau eine vertraute Stimme. Dann materialisierte sich Zelgadis aus dem Nichts. "Zel-chan!" Ghourry sprang flink auf die Beine, verhedderte sich in Schwertgurt samt treuem Anhang. Wickelte sich im Fall in die mottenversehrten Überreste seines Umhangs und warf Zelgadis, der den Fortgang bereits ahnte, aber aus unerklärlichen Gründen nicht auswich, mit sich auf die Bretter. "Ich freu mich auch, dich zu sehen." Keuchte er mit anklagendem Ton, bevor steinerne Finger einen Stepptanz in Ghourrys kurzen Rippen aufführten. Was diesen sogleich veranlasste, sich von Zelgadis herunterzurollen und eine jammervolle Miene aufzusetzen. "Autschie... sniff." Zelgadis lehnte sich bequem gegen die andere Säule des Torbogens und musterte mit schief gelegtem Kopf seinen Gegenüber eingehend. Die zerkaute Strähne, die betrübten, gewöhnlich blitzblauen Augen, die athletische Gestalt. "Nana!" Tadelte er nachsichtig, zauberte aus einer Tasche einige Bonbons und offerierte sie dem Schwertkämpfer. Der mit beglücktem Glucksen einige auswählte, sie sogleich in seinem Mund einsortierte und nunmehr gut gelaunt vor sich hin lutschte. Es war so einfach, Ghourrys Kummer zu vertreiben... dennoch musste es einen wichtigen Grund geben, warum er vor der Tür logierte. "Ghourry, warum sitzt du auf dem Flur? Stimmt was nicht mit Lina?" Die blitzblau funkelnden Augen rundeten sich vollmondartig. Dann wischte eine Hand durch die Luft und legte sich beschwörend auf Zelgadis' Lippen. "Pscht..." Die blonde Mähne flog, als sich, mit geducktem Kopf, Ghourry versicherte, dass das tabuisierte Thema keine erneute Misshandlung im Gefolge hatte. Zelgadis widerstand mannhaft der Versuchung, über die bonbonsüße Handfläche zu lecken. Entschädigt wurde er durch den Umstand, dass Ghourry hautnah an ihn heranrutschte, sich an seine Seite drängte und hastig in sein Ohr hauchte. Eine Brise, die sich angenehm in Zelgadis' putzwolleartigen Haaren verfing, wie eine ersehnte Liebkosung. "Schie ischt schauer auf misch... die... husthust ... Tage....." Zelgadis wandte den Kopf, um sich unerwartet intim Stirn an Stirn mit Ghourry zu finden, der ihn eindringlich lutschend beobachtete. Er schauderte. Dieses Mal aber nicht vor Vergnügen, sondern vor der sich abzeichnenden Grausamkeit, seinem hochgewachsenen aber offenkundig nicht ebenso belichteten Freund erklären zu müssen, was sich hinter dem Mysterium der "Tage" verbarg. "So so." Hüstelte er ablenkend und stopfte eilig weitere Bonbons in den kirschrot verfärbten Mund, ein essbarer Knebel sozusagen. "Und du musst nun hier draußen Wache halten, richtig?" "Humm hummm." Nickte Ghourry Konsens, präsentierte dann mit sichtlicher Begeisterung seine Zunge im Patchworkdesign. Zelgadis grinste, justierte dann seine Maskierung. "Ich werde dann noch mal in die Bibliothek der Zauberergilde gehen." Machte er Anstalten, sich zu verabschieden, als er sich unerwartet gebremst sah, von einem schier tödlichen Duo. Händen an seinem Umhang, die kindlich zupften, und einem Paar Augen, in dessen ozeanblauem Blick ganze Welpen zu ersaufen drohten. Zelgadis seufzte tief. "Ja, Ghourry?" "Hascht du nischt wasch schur Unterhaltung für misch?" Zelgadis zögerte, tätschelte dabei geistesabwesend das blonde Haupthaar und ging im Geiste seine Habseligkeiten durch. Etwas zum Kurzweil, dabei aber selbst für experimentierfreudige Kleinkinder ungefährlich?? Schließlich zog er aus seiner Reisetasche einen kleinen, jedoch reich bebilderten Folianten hervor. "Hier, aber bitte sorgsam behandeln und nicht mit Klebepfoten umblättern, verstanden?" Ghourry nickte so eifrig, dass die schweren Strähnen wie Peitschenhiebe gegen die malträtierten Bohlen schlugen. "Also, brav sein, ich bin in einer Stunde zurück." Kommandierte Zelgadis und erwartete beinahe, einen hechelnden und männchenmachenden Hund vorzufinden. Mit Ghourrys sonnigem Lächeln im Herzen machte er sich auf, sein Schicksal mit Hilfe alter Riten zu verändern. X~X Zerstreut wedelte Zelgadis eine papyrusartige Seite umher, ohne die entsetzte Miene des verstaubten Bibliothekars zu registrieren. Dann ertappte er sich selbst dabei, hörbar zu summen.... was für eine blamable Situation!! Zudem musste bereits eine geschlagene halbe Stunde verstrichen sein, die er mit der lediglich schlicht bebilderten Einführung in das Himbeerweinbrauen verbracht hatte.... Zelgadis' Steinhaut färbte sich unterhalb des Schleiers in bemerkenswert dunkle Töne. Wie ein verliebter Backfisch nicht nur das falsche Buch aus dem Regal gegriffen, sondern auch Löcher in die Luft gestarrt... und mit einem titanharten Nagel Herzchen in die altersdunklen Bohlen des Lesepults gekratzt. Bevor er in eine liebestolle, übergewichtige Putte mit Windelsuspensorium und Stummelflügel mutierte, beschloss er hastig, den Ort dieser persönlichen Schmach zu verlassen. Raffte seinen Umhang eng und huschte geduckt zur Pforte hinaus. Während der staubige Vertreter der Zunft sein misshandeltes Schätzchen wiegte und dolchartige Blicke mit keineswegs freundlicher Absicht hinter dem Kimera her sandte. X~X Um unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden, denn Kimera mit einer Vergangenheit wie der seinen, außerdem noch bewaffnet und maskiert, waren nicht gerade beliebt, wechselte er wie ein Schemen von Dachfirst zu Dachfirst. Schreckte dabei einige übergewichtige Tauben auf, die sogleich für neue Abdichtungen der Dachschindeln sorgten. Als er sich elegant durch einen offenen Fensterbogen in den Flur schwang, in Erwartung, einen Blondschopf mit zuckerwerkverschmiertem Mund und glänzenden Augen vorzufinden, musste er sich herb enttäuscht sehen. Die Türnische war verlassen. Zelgadis massierte verwirrt die Putzwolle schläfenseits, während etwas knapp am unteren Ende seiner Wahrnehmungsgrenze ausgiebig die Krallen an seinem Hosenbein wetzte. "He.... HE!!!" Zelgadis schnappte den heimtückischen Übeltäter im Genick und erstarrte, als ihn dicht bewimperte blitzblaue Augen anblinzelten. Er kannte diese Augen. Allerdings gehörten sie gewöhnlich nicht in das niedliche Frätzchen eines kaum katzengroßen Fabelwesens mit einem langen Schwanz samt Puschel und einer kirschroten klebrigen Zunge. Die sich nun ausgiebig mit seiner steinernen Wange beschäftigte. "Was, bei allen heulenden Teufeln...?!" Das merkwürdige Etwas in respektvoller Entfernung haltend preschte er zum Türbogen. Dort lag, zur Seite gedrückt, sein Foliant... neben einen traurigen Häufchen Bekleidung, einem leichten Panzer und einem unscheinbar wirkenden Schwertgurt samt Inhalt. "Oh nein..." Zelgadis hob das freudig schnaufende Wesen in Augenhöhe, summierte Augenfarbe, klebrige Zunge und honigblondes Fell zu einem alarmierenden Ergebnis. "Ghourry?!" "FiepFiep!" Zappelte das Vieh und fegte Zelgadis vor Begeisterung mit seinem puscheligen Schwanzende wie einem Staubfeudel durch das Gesicht. Zelgadis hustete Fabeltierhaare und knurrte unterdrückt. Wie hatte das nun wieder passieren können?! Und wie sollte er Ghourry die Umstände entlocken, wenn dessen momentaner Wortschatz sich zwischen "Fiep", "Wuff" und "Schleck" erstreckte?! "Ghourry!!!" Zelgadis' Nackenhaare stellten sich auf. Er kannte diese harsche, befehlsgewohnte Stimme, konzentrierte Säure für jedes Nervenkostüm. "GHOURRY, WAS TREIBST DU DA?!" "Wiesollmandawastreiben,beidemGekreischevergehteinemdochalles." Murmelte Zelgadis düster. Realisierte aber sogleich, dass eine ausbleibende Antwort die Besitzerin der lieblichen Kreissäge vor die Tür führen würde. Keine wünschenswerte Option! Hastig raunte er einen Zauber, rief eine Illusion, die ihn in Ghourrys Zwilling verwandelte, ausgestattet mit der gleichen, fröhlich-sanften Stimme, die nun selbsttätig antwortete. "Ich spiele mit Wollmäusen! Willst du auch mal?!" "IDIOT!" Folgte die barsche Replik. Dann erklang das gequälte Ächzen einer stark beanspruchten Federkernmatratze. Zelgadis atmete auf. Auch dem Ghourrymon entwich ein fiepender Seufzer. Geistesabwesend kraulte er dem Fabelwesen den plüschig weichen Nacken, nahm dann im Türbogen Platz, Ghourrys Bekleidung und seine Habseligkeiten studierend. Allen Anzeichen nach hatte dieser sich nicht selbst entkleidet... und er würde auch niemals sein Schwert zurücklassen... Das hechelnde Ghourrymon zerrte unter entschlossenem Klöppeln mit den vier staksig dünnen Beinchen Zelgadis' Folianten heran. Dieser runzelte unmerklich die Stirn, eine ungewöhnliche Anwandlung für einen Steingolem. Dann fasste er das Ghourrymon behutsam um die empfindlichen Seiten, fokussierte den blitzblauen Blick. Es war nicht sonderlich schwer, in den Geist des Wesens einzudringen, und tatsächlich fühlte er sich sogleich zu Hause. Nicht zum ersten Mal suchte er mentalen Kontakt mit Ghourry. Durch seine Augen verfolgte er angespannt, wie dieser blätterte. Dabei in Referenz an Zelgadis' Ermahnung bei jeder neuen Seite zuvor sorgsam die Fingerspitzen ableckte, schließlich durfte doch kein bonbonklebriger Rückstand hinterlassen werden. Zelgadis seufzte auf. »Verdammt...« Ghourrys Eifer, seine Anweisung buchstabengetreu zu befolgen, hatte einen speziellen Zauber ausgelöst... eigentlich ein amüsanter Trick für unachtsame Leser... und vollkommen ungefährlich für einen Steingolem. Er schlug sich hart mit der flachen Handkante gegen die Stirn, es rieselte sanfter Steinstaub. Das Ghourrymon leckte tröstend, die kirschrote Zunge färbte sich grau. Dann folgte eine wahre Kanonade an Niesern, die den winzigen Körper förmlich in die Höhe katapultierten. Zelgadis angelte das Wesen aus der Luft, streichelte im Schutz der abendlichen Dämmerung behutsam über die Flanken und genoss selbstsüchtig die feuchte Nasenspitze, die sich an seiner Kehle rieb. Anschließend aber wurde er wieder jeder Zoll ein Schwertkämpfer, Meistermagier und furchteinflößender Kimera. "Okay, das reicht jetzt." Tiefes Luftholen. "Es war mein Fehler. Das Gute an dem blöden Zauber ist, er löst sich bald auf. Das Dumme ist... ich werde wohl deine Rolle hier übernehmen müssen, bis du wieder auf dem Posten bist." Das Ghourrymon kläffte zustimmend und begann ungeniert und wenig beeindruckt, Zelgadis' Finger zu lutschen. "Äh... Ghourry, aufhören!" Krächzte dieser heiser, ein verwünschtes Kribbeln jenseits des Äquators verspürend. Unschuldiger Augenaufschlag der anderen Partei. Zelgadis entschied ritterlich, dass es nicht akzeptabel für einen Großmeister war, ein kaum katzengroßes Etwas zu knebeln. Daher ließ er das Ghourrymon unter seinem Hemd verschwinden und bemühte sich, den Illusionszauber aufrechtzuerhalten, während auf seinen Wangen Steinrosen erblühten. X~X Den Kopf in den Nacken gelegt lauschte Zelgadis den Tönen der Nacht. Doch weitaus intensiver dem sanften Schnurren an seiner Brust. Der bleiche, ausgehungerte Mond blinzelte durch den Fensterbogen und Zelgadis unterdrückte ein Gähnen... Er hatte für einige Münzen ein Zimmer gemietet, und nun kroch er hier auf den kalten Bohlen im Flur herum... dennoch bereute er die Entwicklung keine Sekunde. Was sich rasch ändern sollte. X~X Sie mussten zu den Nachtläufern gehören, zweifellos die Besten des düstersten Clans der Dämonenanbeter. Bevor ihn seine Sinne warnen konnten, zuckten Schemen lautlos über den Flur, trafen ihn harte Schläge, kombiniert mit einem Giftstaub, der einen normalen Menschen in gefährliche Lähmungszustände versetzte. Zelgadis, in Ghourrys Illusion verhaftet, verschwendete keine Zeit, sich zu wappnen, doch seine Gegenwehr blieb lückenhaft. Zu viele Treffer musste er einstecken, dann, wie von einem eiskalten Hauch gestreift, blieb er allein mit schwirrendem Schädel zurück. Einen nicht zitierfähigen aber mehr als blumigen Fluch fauchend kroch er taumelnd auf allen Vieren zum Türbogen.. hatte die Attacke Lina gegolten?! Ein klägliches Winseln erreichte seine kreiselnden Sinne, wie ein elektrischer Schlag. Das Ghourrymon lag auf der Seite, der winzige Brustkorb eingedrückt, blutiger Schaum troff von dem niedlichen Frätzchen, verklebte das honigblonde Fell, auf dem sich nur zu deutlich die Spuren der Peiniger abzeichneten. Zelgadis zerknirschte einen hysterischen Schrei zwischen seinen diamantenharten Zähnen, hob das unregelmäßig ächzende Fellbündel auf seinen Schoß. Er musste nicht weiter nach dem Motiv der Angreifer suchen. Das Lichtschwert fehlte. X~X Lediglich die Fingerspitzen behutsam in das Fell schiebend konzentrierte Zelgadis sich auf das blütenweiße Licht der Heilung. Wie konnten sie nur?! Seine Zähne malmten glitzernden Staub. Das winzige Wesen hatte nicht den Hauch einer Chance und dennoch hatten sie es erbarmungslos misshandelt... Während sie ihn selbst vermutlich wegen seiner potentiell gefährlicheren Gegenwehr nur betäubt hatten. Eine Bande von Feiglingen. Zelgadis' Augen funkelten tiefrot. Eine tote Bande von Feiglingen. X~X Zelgadis erhob sich schwankend, das nun wieder kräftiger atmende Ghourrymon an die Brust gebettet wie einen kostbaren Schatz. Er murmelte einen Bannfluch, der Linas Tür blockieren sollte, zumindest ausreichend lang, bis er zur Hilfe eilen konnte. Sein Gepäck, vervollständigt um Ghourrys Habseligkeiten, hinter sich her ziehend, tastete er sich an der unverputzten Wand zu seinem bisher ungenutzten Zimmer. Der Boden schien unter seinen Füßen ein Eigenleben zu entwickeln. Offenbar war er doch nicht ganz unempfänglich für den giftigen Puder, der noch immer die Atmosphäre verunreinigte. Die Zimmertür hinter sich schließend schleppte er sich bis zum Fenster. Erreichte nach beschämenden drei Anläufen, dass die schweren Läden nach außen aufschwangen und die kühle Nachtluft seinen Umhang blähte. Langsam platzierte er das Ghourrymon auf die federprallen Kissen, liebkoste mit einem zitternden Finger das klebrige Fell. "Ich hole es dir zurück, versprochen, mein Freund." Mit beträchtlicher Anstrengung gelang es ihm, sich zu entkleiden. Er zerriss mit den spitzen Zähnen eines der mottenzerfressenen Laken, um einen Fetzen in das trübe Regenwasser zu tunken, das man gastfreundlicherweise zur Reinigung in einem gewaltigen, irdenen Krug offerierte. Die leisen, gequälten Laute, die dem Ghourrymon entflohen, als er sich daran gab, das honigblonde Fell zu reinigen, brannten sich ihm lichterloh in die Seele, fraßen sich blutrot in sein schlackeummanteltes Herz. Kaum dass er sicher war, den Freund von der giftigen Morgengabe der mörderischen Nachtläufer befreit zu haben, schrubbte er mit kalter, sich konzentrierender Wut den eigenen steinernen Leib, achtlos Wasser auf die Bohlen versprengend. Es kostete Zelgadis erhebliche Kraft, nicht in das scharlachrote Meer aus Berserkerwahnsinn zu verfallen. Doch durfte er seinen aufheulenden Instinkten nicht die Zügel schießen lassen, wollte er seinem Freund das gegebene Versprechen erfüllen. Unerwartet schlossen sich muskulöse Arme um seine Taille, grub sich ein markantes Kinn in seine linke Schulterbeuge. Schwang dicht ein honigblonder Haarvorhang um seinen Körper, während sich Wärme suchend Ghourrys vertraute Gestalt an seinem Rücken anschmiegte. Unsichtbare Vibrationen des Unglücks strahlten von der unsicher schwankenden Figur durch Zelgadis' Leib und Seele. Leise gewisperte Worte jagten eisig kalte Schauer über seinen marmornen Körper. "Noch niemals... hat man... in meiner Familie... das Schwert... verloren..." X~X Gesenkten Hauptes hielt Zelgadis dem Taumel des Freundes stand, der nicht einmal einen einzigen Vorwurf aussprach. Lediglich Trost in seiner Gesellschaft suchte. Vorsichtig umfasste er die Unterarme, die sich eng an seine gefühllose Haut schmiegten. Wandte dann den Kopf, passte einen Augenblick des Schwindels ab, um Ghourrys Lippen zärtlich zu küssen. Er spürte die aufflackernde Freude wie einen wärmenden Halo in der Dunkelheit. Dann jedoch erlosch das Licht ebenso rasch, wie der Körper in magischem Schlaf versank und seinem entschlossenen Griff entgegenstürzte. Seinen Berserkerkräften war es keinerlei Anstrengung, Ghourry auf das Bett zu heben, mit den Überresten des Lakens zu bedecken. Einen Fetzen aussparend, den er selbst als Zugeständnis an die Schicklichkeit um seine Hüfte wand, beugte er sich über die reglose Gestalt. "Sei mein Leuchtfeuer aus der Hölle." Ein arktischer Kuss besiegelte den einseitigen Pakt. X~X Stand by Me (- Ben E. King) When the night has come And the land is dark And the moon is the only light we'll see, No, I won't be afraid, No, I won't be afraid, Just as long as you stand, Stand by me. So darling, darling, Stand by me. Oh, stand by me. Oh, stand, Stand by me, Stand by me. If the sky that we look upon Should tumble and fall Or the mountains should crumble in the sea, I won't cry, I won't cry, No, I won't shed a tear, Just as long as you stand, Stand by me. So darling, darling, Stand by me. Oh, stand by me. Oh, stand, Stand by me, Stand by me. So darling, darling, Stand by me. Oh, stand by me. Oh, stand, Stand by me, Stand by me. X~X Zelgadis reckte sich auf dem Dachfirst. Nachtluft streifte seine gebleckten Lefzen, der ausgebleichte Mond floh das Gleißen seiner Raubtierfänge. Granatrot glühten die Augen in der wolkenschweren Finsternis. Ein kehliger Schrei initiierte die Hetzjagd. X~X Vögelgezwitscher. Ein rosiger Hauch. Zelgadis starrte trüben Blicks durch die dürren, blattlosen Äste einer verkohlten Erle in einen schwach erleuchteten Himmel. Morgendämmerung. Seine Sinne kehrten zurück. Kein erfreulicher Gedanke. Er hasste das Aufwachen. Jeden Augenblick. Die Spanne, die sich dehnte, bis in die Unerträglichkeit. Bis er das Grauen sah. X~X Langsam, schweren, stolpernden Schritts schleppte er sich durch das Wäldchen Richtung Stadt, die wie eine Fata Morgana boshaft täuschend vor ihm zu schweben schien. Fluchtpunkt aller seiner Gedanken. Und das einzige Feuer, das noch in seinem Leib brannte. X~X Schmerzen. Stille. Blitzartige Einbrüche grauenvoller Bilder. Wenn er zum Berserker wurde, vergaß er sich selbst. Eine Mordmaschine, die sich aller seiner Künste bediente, ein triebgesteuertes Tier mit den Fertigkeiten eines Großmeisters. Unbeeindruckt von Anzahl oder Kraft der Gegner, unempfänglich für Gnade, ohne Angst vor Leid und Tod. Rücksichtlos, nur dem Blutrausch zugewandt. Er konnte nicht sagen, wie viele der Nachtläufer er förmlich in Stücke gerissen, zerfetzt, aufgeschlitzt, verbrannt und verstümmelt hatte. Auf dem Schlachtfeld, das seiner Todesorgie Gastgeber gewesen war, watete er knöchelhoch in Blut, Gedärm und Fleisch. Eine ebensolche Schicht bedeckte auch seinen nackten steinernen Leib. Sie hatten offenkundig mit einem Verfolger gerechnet, doch nicht erwartet, dass es sich dabei um einen Kimera handelte. Oder einen Berserker. Aber niemand, der um diesen Umstand wusste, sein schmutziges Geheimnis, überlebte diese Erkenntnis lange genug, um sie weiter zu verbreiten. Mit einer Ausnahme. Zelgadis fasste sich an die Seite. In dem Dunst vor seinen Augen glitzerte der Lichtpunkt. Ghourry. X~X Zelgadis verließen just in dem Moment die Kräfte, als er sich durch das weit geöffnete Fenster in sein Zimmer hangeln wollte. Mit schwerem Poltern brach er auf den Boden, ein ersticktes Stöhnen ausstoßend. Jemand sprang an seine Seite, umfing seinen Oberkörper. Zelgadis spuckte dickflüssige Schlacke. Jemand rief seinen Namen, seltsam sanft streichelte duftendes Haar seine kalte Haut. "Ich... habe... das.. Schwert." Würgte er mühsam hervor, lockerte den Griff um den Schwertknauf. Die Klinge steckte tief in seinem Leib. Das einzigartige Lichtschwert. Nichts konnte seiner Klinge standhalten. Auch nicht der steinerne Kokon eines Kimera. Sauber brannte es die glühende Lava seines Körpers weg. Die Nachtläufer waren nicht dumm gewesen. Doch ein von der Liebe verwundeter Berserker fürchtete nur eines. Den Geliebten zu enttäuschen. X~X Zelgadis trieb auf einem ungewöhnlich tiefblauen Ozean dahin, umschmeichelt von zärtlichen Wogen, geborgen und gewärmt, auch wenn es ihm seltsam erschien, dies spüren zu können. Keine Albträume zerrissen die Idylle seiner Vision. Es war ihm, als hörte er ein sanftes, perlendes Lachen, liebkosend bis in den Kern seiner Seele. Er fand sich selbst glückselig lächelnd. X~X "Nun mach schon, du lahmer Esel!!" Zelgadis lehnte an einer Säule, steif und bemüht, keinerlei Emotionen zu enthüllen. Der rothaarige Handfeger, der bereits fluchend die kopfsteingepflasterte Gasse hinaufstapfte, war in beängstigend energischer Stimmung. Eine Hand strich behutsam über den Verband aus Mörtel, den die geschickten Hände eines Schwertkämpfers über das Loch in seinem Leib gefugt hatten. Eine absurde Idee, vollkommen hanebüchen... und doch lebte er. Zelgadis blinzelte durch die dichten Stahlwollesträhnen seiner granitgrauen Mähne. Ghourry, die zerzausten, honigblonden Strähnen zu einem losen Zopf gebunden, lächelte ihn offen an, die blitzblauen Augen wetteiferten mit dem wolkenlosen Himmel. "Tja, man sieht sich wohl." Floh Zelgadis lakonisch in Gleichgültigkeit. Er befand sich nicht in einem reisefertigen Zustand, musste Abschied nehmen. Arme legten sich vertraulich um seine Schultern, während eine vorwitzige Nasenspitze seine eigene reizte. "Weißt du, Zel-chan, ich bin wirklich froh, dass du bist wie du bist." Zwinkerte Ghourry vieldeutig. Zelgadis' Wangen färbten sich dunkel, doch der bannende Blick der Himmelsaugen ließ ihn nicht entkommen. "Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Ich werde nach dir Ausschau halten." Zelgadis schluckte. Das war doch nur der dumme Ghourry, nur einer seiner naiven Sprüche, kein Grund, seinen eigenen Herzschlag verlustig zu melden... Der Kuss, der sich an Ghourrys Versprechen anschloss, war allerdings mehr als Grund genug. Als sich Ghourry, widerstrebend, wie es Zelgadis schien, von ihm löste, leuchtete ein gleißender Funken zwischen ihnen. Ungläubig starrte Zelgadis auf seine Brust, zerrte schließlich das einfache Hemd an der Verschnürung auseinander. Da... da brannte... etwas... in ihm.... ein bläulichweißes Licht. Wie das des Lichtschwerts. Als er aufsah, hatte Ghourry sich bereits um Einiges von ihm entfernt. Sein Umhang bauschte im Laufschritt auf und enthüllte eine Kehrseite, die von unkundiger Hand, jedoch mit erstaunlichem Einfallsreichtum, gestopft worden war. In einer Farbe, die nur knabenhaft gebaute, cholerische und verfressene Magierinnen bevorzugen konnten. Zelgadis fing einen hastigen Handkuss auf und grinste breit. Wenn es ihm besser ginge, dann würde er ihrer Spur folgen. Und nun musste er nicht einmal mehr die Hölle in sich fürchten. ~+~ Light inside (Aerosmith, Tyler/Perry/Frederiksen) boo-ya there's a place in the way outis sphere do ya want to burn the midnight oil? does it fool ya when you think there's no way out of here let it pull ya from the outside to within the light inside is burning bright the light makes everything alright the light inside is burning bright the light inside oh yeah alright may i introduce to you my point of view? me, i wanna get under your skin i wanna thank you for the pleasure that i get from you i wanna drag you from the outside to within the light inside is burning bright the light makes everything alright the light inside is burning bright the light inside oh yeah alright the light inside is burning bright the light makes everything alright the light inside is burning bright the light inside oh yeah alright ~+~ ENDE ~+~ Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Zuerst hatte ich die Vision eines puscheligen Zaubertierchens, das Ghourry unglaublich ähnlich sah. Dann wandelte sich die Atmosphäre jedoch in eine sehr viel intensivere Düsternis, welche ich durch Ben E. Kings Klassiker noch unterstreichen wollte. Es ist die dunkelste Fan Fiction bisher, auch wenn sie durchaus komische Momente hat, andererseits sind die beiden Burschen nun "alt" genug, existentiellere Probleme zu lösen ^_~ Ob ich Fans der Serie nun endgültig vergrätzt habe, kann ich nicht sagen, ich liebe sie nach wie vor, vor allem wegen der unausgesprochenen Dinge o.O