Titel: Die Hoffnung der Nachtigall Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction FSK: ab 16 Kategorie: Spannung Ereignis: Adventskalender 2003 Erstellt: 31.11.2003 Disclaimer: alle Rechte obliegen den Inhabern, Mangaka und Verlagen (siehe Information) ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~ Die Hoffnung der Nachtigall "Luuueeell, schaaaauuuu doch maaaaaall!!" Ein goldblonder Kopf fuhr herum, tiefseegrüne Augen funkelten hinter Brillengläsern in aufgekratzter Stimmung, schenkten ein liebevolles Lächeln in das noch kindlich-runde Gesicht einer 16-jährigen Hexenschülerin mit enormem Temperamentsüberschuss. "Gleich, Nell!", erklärte der 30-jährige Zwilling und seines Zeichens umschwärmter Inhaber des kleinen Ladengeschäfts "Under the glassmoon" besänftigend, während er rasch diverse Flakons und Karaffen in Sicherheit brachte. Er trat vor die Hütte, die sie, wie viele andere Geschäftsleute des verschlafenen Londoner Vororts auch, gemietet hatten, um dort im Rahmen des bescheidenen Markts zur Weihnacht ihre Waren feilzubieten. Mit geröteten Wangen und stolz gerecktem Kinn präsentierte ihm seine innig verehrte und in der letzten Zeit weniger heimlich geliebte Nell die Ergebnisse ihrer künstlerischen Gestaltungsversuche. Eine zernadelte Girlande in fleckigem Rot wand sich, so der Klebstoff Einsicht zeigte, in unregelmäßigem Abstand am schmalen Vordach der Hütte entlang. "Schon sehr gut für den Anfang", lobte Luel unbeeindruckt von dem desaströsen Eindruck. Er reichte sogleich artig die bereits mit schimmerndem Silber besprühten Tannenzweige an, die der Hütte den individuellen Schliff verleihen sollten. "Grauenvoll", brummte derweil Luka, Luels dunkler Zwilling, ohne die Blindheit der Liebe, presste die Lippen zu Strichen um seine aromatisch duftende Kräuterzigarette herum. Seinem attraktiven Gesicht war die Unlust, sich zu ausgerechnet dieser Zeit an diesem Ort aufhalten zu müssen, mehr als deutlich abzulesen. "Noch einen Keks, Luka?", flötete Frau Battorie an seiner Seite, in ein aufwändiges Gewand mit aufbauschenden Unterkleidern gehüllt, die bei der geringsten Bewegung verschwörerisch raschelten. "Danke", grummelte der schwarzhaarige Magier verdrossen und malmte, ohne der Zigarette verlustig zu gehen, auf dem Mürbegebäck in Form kleiner Schneemänner herum. Seine Abneigung gegen seine Mitmenschen potenzierte sich mit jedem verstreichenden Augenblick, in dem er ihre geballte Masse bei scheppernder Karussellmusik und dem Gestank angebackener Schokolade ertragen musste. Ein lächerlicher Markt mit bornierten Kleinstädtern und elendigem Gedudel, das seine Nerven verätzte, bis ihre traurigen Überbleibsel in eine Zwangsjacke gefangen wurden... Wenn er sich nicht spornstreichs verabsentierte!! Allerdings wollte er seinen Bruder auch nicht mit der Arbeit im Stich lassen. Ein unerträgliches Dilemma!! Besagter Bruder, in einen weißen Steppmantel gehüllt, hopste begeistert vor dem sehr eigenwilligen Dekorationsversuch Nells herum, klatschte mit den Händen und strahlte hingerissen. Ein Umstand, den Luka bei aller Anstrengung nicht begreifen konnte. Wie in den Jahren zuvor hatten sich die Hexe Frau Battorie, gleichzeitig auch ihre Vermieterin und Luel als versierter Chemiker und Naturheilkundler entschlossen, die Miete und den Stand zu teilen, da sich ihre Arbeitsprodukte ergänzten. Exquisite Nahrungsmittel auf der einen Seite, allerlei Kosmetika aus eigener Herstellung auf der anderen, dazwischen eine triumphierend feixende Hexenschülerin, die mit Argusaugen überwachte, dass keine der Kundinnen zu lange mit Luel im Gespräch blieb. Obwohl Luka wenig Aussichten sah, seinen Bruder von dieser Amour fou zu befreien, akzeptierte er Nell als einen Garanten für das Wohlbefinden Luels. Luel schien förmlich über den Boden zu schweben, lachte fröhlich und entwickelte jeden Tag wachsendes Selbstbewusstsein. »Was dieses Geturtel nicht erträglicher macht!«, stellte Luka missmutig fest, kehrte dem Stand den Rücken zu und beobachtete die Fortschritte beim Aufbauen der anderen Marktbuden. Die vergangenen Weihnachtstage hatten sie stets zurückgezogen und ruhig verbracht, ohne den Konsumterror, der mit der Rückkehr in die Zivilisation über sie hereinbrach. Es hatte ihn Einiges an Überzeugungskraft und Trotz gekostet, auch Frau Battorie zu vermitteln, dass er die sinnlose Geschenketauscherei nicht unterstützen würde, überhaupt Weihnachten für eine Farce hielt. »Liebe auf Erden, ha! Und Wohlgefallen nur bei Umtausch der Originalverpackung mit Bon! Ha!« Was ihn mit Weihnachten verband, waren enttäuschte Hoffnungen. Die Wünsche, die einem am Herzen lagen, wurden nie Realität. ~*~ Neo, Elementarmeister ohne Diplom und Magie-Schüler im ersten Lehrjahr, beäugte seinen Meister mit gebotener Vorsicht. Mittlerweile konnte er aus der Haltung und den zusammengekniffenen Goldaugen herauslesen, in welcher Stimmung sich Luka Guillaume Reinhard befand. Aus bitterer Erfahrung hielt er bei "Sturmwarnung" Abstand. Den Schal heimlich höher schiebend verdeckte er sein Lächeln scheu, um keinen Unmut auf sich zu lenken, da ihm die Vorbereitungen auf den Verkauf außerordentlich freuten. »Ich mache mich gern nützlich«, rechtfertigte er sich vor sich selbst, »und hier ist es so lebendig und bunt, die Menschen sind fröhlich und voller Erwartung, herrlich!« Natürlich stellte dies die besten Bedingungen dar, um seinen Meister verdrießlich und ungenießbar zu stimmen, grundsätzlich auf Konfrontation mit seiner Umwelt ausgerichtet. Neo zwinkerte seinen Elementargeistern zu, die sich wie gewohnt um ihn scharten, dann huschten Ifrit, Undine und Sylphir zum Dach, um mit Geschick die Spuren der Zeit und Vernachlässigung von Lametta, Glühbirnchen und Zweigen zu tilgen. ~*~ "Und du gehst auch bestimmt mit mir eislaufen?", erkundigte sich Nell zum wiederholten Mal, fest bei Luel untergehakt, der mit geröteten Wangen die Auslagen sortierte, bekräftigend nickte. "Ich habe es versprochen, Nell", verkündete er feierlich, hauchte dann, um sich ein wenig Frieden zu verschaffen, einen Kuss auf die Stirn des Mädchens, in deren Schädel eine Ampel auf Alarm schaltete, so dunkelrot glühte ihr Kopf, und frappierenderweise, es herrschte Ruhe. Ein Umstand, der Luka nicht vergönnt war, da seine mehr als aparte Erscheinung, in eine mit Kunstpelz besetzte Lederkombination gehüllt, die vor Schnallen, Ösen und Haken so strotzte, Anbeterinnen in Scharen herbeilockte, wobei die Damen sein offenkundiges Desinteresse ignorierten. Die durchgestuften Haare mit einem Handschuh grob auffedernd knurrte der Magier Profanitäten, unterließ jede Form eines Flirts, wickelte den langen, figurbetont geschnittenen Mantel enger um sich. Er fühlte eine Rastlosigkeit, die ihn nervös machte, dazu verleitete, sich ständig nach einem Verfolger umzudrehen! »Bin ich nun paranoid, oder habe ich ihn einfach noch nicht entdeckt?!« Dieses dämliche Katz- und Maus-Spiel zehrte an seinen Nerven, nagte an seinem Stolz, da er keine Möglichkeit fand, sich aus dieser Situation zu befreien. Es half seiner abgründigen Stimmung keineswegs, dass sich feuchte Flocken aus grauen Wolken absetzten, dünne Vorhänge in der Luft bildeten. "Noch einen Keks..." "Ich verschwinde!!" Mit einem trotzigen Ausruf schob Luka Frau Battorie samt dekoriertem Tablett beiseite, nickte seinem Zwilling kurz zu, der ihm einen bekümmerten Blick nachsandte und preschte mit ausholenden Schritten davon. Sein Sturmlauf war so beeindruckend, dass sämtliche Flanierende freiwillig den Weg räumten. ~*~ Mit einem feinen Lächeln auf den schmalen Lippen klappte Fuan Naser Ell, derzeit Rechtsbeistand der Maxillion-Unternehmensgruppe, eine Umlaufmappe zu und aktivierte den Anrufbeantworter seines Telefons, als bereits die Tür, durch eine dicke Polsterung nur unwesentlich gemindert, in sein Büro schlug. "Herr Luka Guillaume Reinhard", begrüßte er mit funkelnden Augen den Ankömmling, in dessen Kielwasser eine aufgelöste Vorzimmerdame und der Betriebsschutz hereinstolperten. "Alles in Ordnung." Der schlanke Exot erhob sich mit beruhigendem Lächeln, gestikulierte seinem unangemeldeten Besucher, er möge einen der teuren Lederfauteuils wählen und es sich bequem machen. Der hegte allerdings vollkommen andere Vorstellungen vom weiteren Vorgehen. Luka spazierte zielgerichtet auf den Part der Schrankwand zu, der der Aufbewahrung der Garderobe diente, öffnete die Türen und inspizierte den Inhalt. Rasch entledigte er sich des Kleiderbügels, legte sich einen taillierten, purpurroten Mantel mit feiner Seidenstickerei über einen Arm, bevor er mit dem anderen Fuans Handgelenk beschlagnahmte. "Gehen wir", bestimmte Luka aufgeräumt. Die Goldaugen produzierten elektrische Entladungen, die jede gegenteilige Idee pulverisieren würden. Da einer seiner Arbeitsaufgaben darin bestand, den berühmten und berüchtigten Enkel des Magiers Aleister Crowley zu beobachten, leistete Fuan widerstandslos Folge. Schließlich hatte es keine Verlautbarungen über die Nähe der "Beobachtung" gegeben! ~*~ So unauffällig und beiläufig es ihm möglich war, ließ Luka seine Finger vom zarten Handgelenk über den schlanken Handteller zwischen die grazilen Finger des anderen Magiers gleiten, während er gleichzeitig wie unter Dampf dahinschoss, eine Kondenswolke in der knisternd-schneegetränkten Luft hinterlassend. Sie hatten kein Wort gewechselt, lediglich innegehalten, um Fuan das Überstreifen seines Mantels zu gestatten. Dann war Luka davongefegt, ohne Interesse für die glänzenden Halbschuhe seines Begleiters, die keineswegs der Witterung gewachsen waren. Fuan seinerseits beklagte sich nicht. Wie stets war er in Lukas Gesellschaft von einem merkwürdigen Phänomen befallen: obgleich er über gewisse Indizien verfügte, dass man seine Erinnerung und sein Gedächtnis blockierte, spürte er doch, dass Luka ein ungeheuer wichtiger Mensch in seinem Leben war. Gegen dessen grobe Fürsorge hegte er keine Einwände. In seiner Gegenwart konnte sich der Exot nur auf seinen Instinkt und sein Gefühl verlassen, alles andere sendete verwirrende Botschaften, die ihn mit Argwohn erfüllten. "Ich habe dich nicht abgeschleppt, weil ich schon die Lösung für unser Problem habe", informierte ihn Luka knapp über eine Schulter, "sondern, weil der Rest meiner Familie wie verrückt auf einem winzigen Weihnachtsmarkt herumtobt", schnaubte er empört, "einfach unerträglich!" Der Strom der Menschen, der ihnen auf den Einkaufsstraßen entgegenkam, hinderte ihr Fortkommen, sodass sie ihr Tempo milderten, an den ausgeleuchteten Schaufenstern vorbeischlenderten. All die Dinge, die man dort geschickt präsentierte: sie bedeuteten ihnen beiden recht wenig, ließen sie verstummen. Natürlich würden sie einander nichts schenken, die Feiertage nicht gemeinsam verbringen. Zu zerbrechlich war ihre Allianz im Angesicht ihrer Gegner. Luka musterte das feine Profil seines Begleiters aus den Augenwinkeln, spürte das Herabsinken der eigenen Mundwinkel in mutlose Aggression. Er hatte versprochen, alles zu unternehmen, um den Zauberbann, der Fuan bändigte, dessen Gedächtnis löschte und dessen Kräfte möglicherweise reduzierte, zu lösen. Gelungen war ihm dies bisher noch nicht, trotz nicht unerheblicher Anstrengungen. Allerdings, wenn man gerecht sein wollte, so bedurfte es schon einer gewaltigen Macht, um sich mit dem Magier anzulegen, den Luka hinter diesen Verwicklungen vermutete. Seinen eigenen Vater, Robin Guillaume Reinhard. »Das ist alles so frustrierend!!!«, bekannte er innerlich wütend, zog Fuan, der nachdenklich einer Haute-Couture-Gewandung seine Aufmerksamkeit widmete, energisch zu einer Untergrund-Station. Wenige Minuten später traten sie an die freie, von vereinzelten Schneeflocken angereichterte Luft, spazierten von der Enge und Betriebsamkeit befreit langsam durch die in nasse Daunen gehüllte Landschaft des Hyde-Parks. Es dämmerte bereits zur Nachmittagsstunde und nur wenig Besuch verlor sich in dem weitläufigen Gelände. Luka löste sich kurz aus ihrem Verbund, die schweigende Bewunderung Fuans ausnutzend, um einen herabhängenden Ast zu fassen und dessen Ladung schwungvoll in die Richtung seines Gefährten katapultieren zu lassen. Der Exot, nun gezuckert wie ein rot kandierter Apfel, schüttelte sich mit reservierter Würde, bevor er sich bückte, einen Schneeball formte und ihn dank magischer Unterstützung mit perfidem Geschick hinter Luka her sandte. Innerhalb kürzester Zeit hingen ganze Bataillone von Schneebällen in der Luft, die karambolierten, um ein Durchdringen und einen Treffer zu verhindern, während beide Männer einander mit auffordernden Blicken maßen. Getarnt im feuchten Hagel hielt Luka auf Fuan selbst zu, fiel ohne Zögern auf die Seite, um rutschend dessen Wachsamkeit zu unterminieren und den Mann selbst von den Füßen zu holen. Was ihm auch gelang, sodass sie sich, lachend und neckend, unbeschwert über den beflockten Rasen wälzten. Außer Atem nutzte der goldäugige Magier seine überlegende Körperkraft, um Fuan unter sich zu halten, ihn aus direkter Nähe zu studieren, auf dem schlanken Mann ausgestreckt. Fuan lächelte, seine schwarzen, bodenlosen Augen glitzerten vor Vergnügen, um einem subtilen Ernst zu weichen, als sich Luka über ihn beugte, ihn mit steigender Leidenschaft küsste. Er antwortete mit einer Melange aus seiner eigentümlichen Magie-Form. Ein warmes, rotes Glühen umfing sie beide, mischte sich mit der indigoblauen Ausstrahlung des Zwillings. Sanfte Küsse beregneten beide Gesichter, der Kälte trotzend unbekleidete Hände liebkosten Wangen, Haare und Glieder, verwoben eine traumwandlerische Sehnsucht nach Stillstand der Zeit. In der diesigen Dämmerung leuchteten die beiden Magier wie ein verheißungsvolles Licht. ~*~ "Er ist bloß faul!" "Bestimmt ist ihm etwas Wichtiges dazwischengekommen", mühte sich Luel redlich, die Abwesenheit seines Zwillings zu rechtfertigen, während seine geliebte Nell selbstzufrieden die Arme vor der Brust verschränkte. "Von wegen, Luel! Er hat keine Lust und ist ein Miesepeter! Deswegen hält er es hier nicht aus!", führte sie ihre Beweisführung fort, nickte bekräftigend, ohne zu registrieren, wie seltsam es sich für ihre kleine Familie ausnahm, die vollkommene Abkehr zu ihrer früheren, anhänglichen Heldenverehrung zu beobachten. Luel hegte keinerlei Zweifel darüber, dass Luka sich verabschiedet hatte, weil ihn andere Sorgen plagten, und er trug es seinem Bruder nicht nach. Die Dinge lagen nicht so einfach, wie sie Nell erschienen und er wusste aus Erfahrung, welche Bürde auf den anmutigen Schultern seines Bruders lastete. "Wir schaffen es doch auch allein", tröstete er Nell aufmunternd, lächelte dabei Neo zu, der erneut von seinem Meister verlassen Frau Battorie Gesellschaft leistete und mit seinem unverfälschten Enthusiasmus ganze Scharen Kauflustiger anlockte. Luka würde schon wiederkommen. ~*~ Luka kam, das zweite Mal in Folge, während er sich auf Fuan aufbäumte und dessen Namen stöhnte. Es war ungeheuer erregend, mit ihm in seinem eigenen Zimmer zu schlafen, in dem verlassenen Haus, eingeschneit in einem Nirgendwo, fernab des Pulses der Zivilisation. So ungeniert und ungehemmt experimentieren zu können, wie ihm beliebte: gigantisch!! Er sank auf den Exoten hinab, bewältigte eine Rolle, um sich Fuan auf den Leib zu legen, durch die aufgelösten, hüftlangen Haare zu streichen. So wenig er die eigene Haarpracht vermisste, so sehr zog ihn die schwere Glätte dieser Strähnen an. Er konnte nicht umhin, sie sich um die Finger und Handgelenke zu winden, sie zu formen und vernetzen, zu liebkosen und zu schmecken, was Fuan ein tadelndes Schnalzen entlockte. "Ich will dich noch mal", verkündete Luka mit lustrauer Stimme, leckte animalisch über das sanft getönte Gesicht seines Liebhabers, untermalte seinen Anspruch, indem seine Fingerspitzen einen Rhythmus in die Kehrseite des Exoten klopften. Fuan, noch atemlos, schmiegte sich in seine Halsbeuge und wich der Forderung aus, indem er die Arme um Luka schlang, dessen Appetit ohne Vergleich schien, ein unterdrücktes Verlangen, komprimiert, bis die Gewalt nicht mehr reichte, es zu bändigen. Woraufhin Luka regelrecht über ihn herfiel, ohne jedoch rabiat oder verletzend zu werden. Mit einem leichten Lächeln widersprach Fuan dem ersten Eindruck vieler Menschen: auch Luka hatte eine sanfte, zärtliche, scheue Seite. Er verbarg sie lediglich sehr geschickt. »Wenn er mich hält, meinen Namen raunt, dann glaube ich, mich zu erinnern, mich wiederzufinden, den Bann zu sprengen.« "Bist du müde?", drang es, halb verwundert, halb enttäuscht an sein Ohr, strichen kraftvolle Hände anregend über seinen Rücken, glitten über seine aufgelösten Haare. Mit einem nachsichtigen Lächeln richtete sich Fuan auf, studierte die goldenen Augen in dem attraktiven Gesicht gründlich. Lukas Lebenshunger war überwältigend, beinahe erschreckend. "Noch einmal", gestattete er leise, keinen Wimpernschlag ihren Blickkontakt unterbrechend, "aber ich möchte, dass du sanft bist." Das sollte Luka verdeutlichen, dass seine Leidensfähigkeit ihre Grenzen erreicht hatte. Der fletschte heißblütig die Zähne, besann sich dann aber seiner Manieren und dem Code d'honneur, initiierte seiner erneuten Avancen zärtlich und geduldig. Er liebte dieses Gefühl, Fuans glatte, elfenbeinfarbene Haut zu erkunden, sich in den geheimnisvollen Wellen der lackschwarzen Strähnen zu verlieren, feucht-warme Realität auf porzellanartige Kühle zu applizieren, sei es durch Kuss oder Hautkontakt. Fuan haftete etwas Ätherisches, Unwirkliches an, ein Hauch von Flüchtigkeit, der Luka anzog und verstörte, als könne er jeden Augenblick unvorhergesehen von seinem Liebhaber getrennt werden. Den Beweis anzutreten, dass unter dem puppenhaften Erscheinungsbild des exotischen Magiers ein normaler Mann existierte, mit Lastern, Gelüsten und Sehnsüchten: das machte er sich zur Aufgabe. Zuletzt galt es schließlich, auch Fuan von sich selbst zu überzeugen. »Und irgendwann«, so schwor sich der dunkle Zwilling, »wird er in meine Augen sehen und begreifen, er wird spüren, ungefiltert und direkt: Konkurrent und Geliebter in einer Person!« Das Indigoblau seiner Aura dunkelte zu einem prachtvollen Royal, mischte sich mit dem warmen Bordeaux Fuans, lud sich mit elektrischen Blitzen und Entladungen auf, begleitete mit funkensprühenden Lichterkaskaden ihre erneute Vereinigung. ~*~ "Man kann doch nicht immer nur Tee trinken!", verurteilte Luka kategorisch mit hochgezogenen Augenbrauen Fuans Getränkewunsch, während er ungerührt zwei Becher heißer Schokolade präparierte. "Wenn wir immer nur abwarten würden, fürchterlich!", stöhnte er anzüglich, spielte auf den Volksmund an, zeitgleich die eigene Ungeduld in allen Belangen karikierend. Fuan lächelte, während er sich um eine diplomatische Antwort bemühte. "Geduld ist eine Tugend, die manchem Laster zum Vorteil gereicht." Er erntete eine erbost gebleckte Zunge des dunklen Magiers. Kopfschüttelnd wandte Luka sich ab. Sollte es ihm zum Tadel gereichen, ihre gegenseitige Fusion nicht intensiv zu erkunden? "Du tust ja so, als würde ich wie ein Karnickel rammeln", schnaubte der Magier pikiert, was nur unwesentlich seine Verärgerung über das eigene Verhalten verbarg. Zu verbergen hatte er im Übrigen Einiges, wie Fuan aus den Augenwinkeln goutierte, denn sein Liebhaber werkelte vollkommen unbekleidet in der Küche, ohne Anflüge von Schamgefühl oder Verlegenheit. Er selbst konnte sich derlei Freizügigkeiten nicht gestatten, trug einen pechschwarzen Seidenkimono, um der Schicklichkeit Genüge zu tun. Amüsiert beobachtete er, wie Luka von seiner Tätigkeit absorbiert Marshmellows, die nicht geschmolzen wurden, mit den Zähnen arretierte, sie genüsslich in die Länge zog und lutschend abnagte. "Lass uns was von dem Stollen hinter dir dazu nehmen", wies er Fuan an, deutete mit einer lackierten Fingerspitze auf einen Brotschrank, in dem Frau Battorie die Ergebnisse ungewöhnlicher Rezepturen zu horten pflegte. Fuan neigte anmutig den Kopf, von schwarzen Wellen umschmeichelt, wählte Dessertteller aus der Anrichte, bevor er ein großes, scharfes Messer aus dem Block entführte und ansetzte, den Stollen in Scheiben zu zerteilen. Sie bemerkten beide ohne Zeitverzug die fremde, machtvolle Präsenz, dann zerbiss der exotische Magier einen qualvollen Schrei, die freie Hand flog an seine Schläfe. Von einem Augenblick auf den nächsten tobte dort unerträglicher Schmerz, eine Agonie, die keinen eigenen Gedanken neben sich duldete, von einer dunklen, spottenden Stimme illustriert wurde. »Ich weiß, du hörst mich, mein ungebärdiger Bote. Du dienst deinem Meister schlecht, Fuan Naser Ell. Meinen Bann wird niemand brechen, merk dir das wohl. So lange deine Aufgabe nicht erfüllt ist, werde ich dir keinen Frieden gestatten. Eine Wahl ist dir nicht gegeben.« Verzweifelt schüttelte Fuan im Reflex seinen Kopf, als könne er der Qual entrinnen, wehrte sich mit stummen Protest gegen die Auflage, die ihm erneut eingetrichtert wurde. Luka, der keine Zeit verloren hatte, brüllte zornig in die Luft, die Fäuste geballt. "Lass das, du Feigling!! Hände weg von Fuan!! Wenn du etwas willst, Vater, dann zeige dich und stell dich mir wie ein Mann!!", forderte er hasserfüllt. Ein Lachen hallte in Fuans geplagtem Schädel dröhnend wider, dann, ohne sein eigenes Zutun, bewegte er sich, halb stürzend, halb torkelnd, auf Luka zu, das Messer noch immer in seinem Griff. Der wich zurück, alarmiert, verlegte sich nun darauf, Fuans Aufmerksamkeit zu gewinnen, an dessen Selbstkontrolle zu appellieren. "Fuan! He, hör mir zu! Leg das Messer weg, ja? Fuan?!" Glasklar und außer sich vor Entsetzen verfolgte Fuan, wie seine Glieder zuckten und tanzten in einem teuflischen Reigen, sich zur Wehr setzten, widerstreitenden Anweisungen und Herren folgen sollten, unkontrollierte Spasmen durch seinen Körper rasten. Er wollte Luka nicht verletzen, um keinen Preis, doch der Meister zwang ihn, drohte ihm, folterte ihn, ohne Erbarmen. Er spürte, dass seine Kräfte nicht genügen würden, dieser Manipulation standzuhalten. Letztendlich würde er unterliegen und die Kraft des Meisters durch seinen Körper gleiten, seinen Geliebten treffen. Warnungen zu schreien, sich zu offenbaren, die Zeit fehlte ihm. In völliger Verzweiflung wählte er den einzigen ihm bekannten Ausweg. ~*~ Luka schwankte zwischen ohnmächtigem Zorn und hilfloser Sorge um den schlanken Mann, der von einem fremden Willen zerrissen wurde, den Gewaltakt nicht kompensieren konnte. Er drehte sich im Kreis, strengte seine eigene Angriffsenergie an, bis ihm die Augen tränten, doch es gab kein Entkommen aus dem Bannkreis, den sein Vater gezogen hatte, sie wie Marionetten tanzen ließ. "Ich hasse dich!! Ich HASSE dich, Vater!", spuckte Luka beinahe aus, hielt geringstmöglichen Abstand zu Fuan, befürchtend, dass der bald zusammenbrechen würde. Das Brotmesser mahnte ihn zwar zur Vorsicht, doch seine Zuneigung besiegte jede Vernunft. Er hielt auf Fuan zu, wollte ihm das Werkzeug abringen. Allerdings kam er nicht dazu, denn Fuan traf seine eigene Wahl: er zog sich die Klinge über den linken Unterarm. Blut spritzte pulsgetrieben aus den zerstörten Adern und binnen weniger Augenblicke bildete sich eine Lache auf den Fliesen. Ein geisterhaftes Lächeln zuckte über die fahlweißen Züge, und Fuan verlor das Bewusstsein. ~*~ "Wir könnten auch noch Bratäpfel kosten", schlug Nell vor, deren Magen einem Großtanker Raum zu bieten schien, als plötzlich sowohl Luel als auch Neo stocksteif verharrten. Hoch aufgerichtet in ihrer Aufmerksamkeit dem Echo ferner Ereignisse lauschten. "Nell, mein Liebling", Luel erhob sich eilig, legte beide Hände behutsam auf die Schultern des Mädchens. "Ich muss nach Hause, zu Luka. Bitte sei so gut und vertritt mich eine Weile, ja?" Blinzelnd registrierte Nell die Aufbruchstimmung, die verdunkelnde Sorge in den tiefseegrünen Augen, Neos bleiche Miene. "Was ist denn los?! Ist etwas passiert?", drängte sie erschrocken, ihre egozentrischen Posen vergessend, erbat sich Auskunft. "Mit Luka ist etwas nicht in Ordnung, daher sehe ich besser nach ihm." Luel kopierte sein argloses Lächeln derartig schlecht, dass Nell eine Grimasse zog. "Du liebe Güte!", seufzte sie überzogen, die Arme theatralisch hochwerfend, "dann verschwindet schon, ihr beiden! Ich schaffe das hier auch allein!" "Vielen Dank, Liebes", beugte sich Luel über sie, vergaß sich selbst und ihre Umgebung, küsste seine Angebetete versichernd auf dem Mund, bevor er mit ausgreifenden Schritten davonstürmte, dem vorauseilenden Neo folgte. Mit dem Kleinbus kämen sie hoffentlich zur rechten Zeit. ~*~ Mit der hatte Luka ein ernsthaftes Problem. Sie spulte rasant ab, während er die Blutzirkulation reduzierte, den Arm abband, die Wunde mit einem Handtuch umwickelte, trocknendes Blut am ganzen Körper verteilte, den Bewusstlosen in seine Arme zog und umschlang. "Hilf mir, Fuan, wach auf! Ich brauche deine Magie!", beschwor er seinen leblosen Liebhaber eindringlich. Angriffs- und Verstärkungszauber heilten keine Wunden, die bei einem versierten Magier wie Fuan ohnedies selbsttätig verschwinden sollten. Was sie nicht taten. "Verdammt... verdammt... VERDAMMT!!!", brüllte Luka und sank gegen die Küchenschränke auf den kalten Boden, Fuan an sich gezogen. "Ich hasse dich, Vater!!" Was sollte er nur tun? Fuan allein lassen? Und wenn der zu Bewusstsein kam, während er Hilfe organisierte? Dann würde sein Vater ein leichtes Spiel haben! Aber wenn er nicht bald etwas unternahm, würde Fuan in seinen Armen verbluten! »Wieso nur?!«, zitternd presste er das Gesicht in die lackschwarze Mähne, atmete tief ein, um die Beherrschung wiederzufinden. Fuan hatte das Einzige getan, was ihm blieb: er hatte sich selbst als Werkzeug, als Marionette, ausgeschaltet. Er hatte es nicht über sich bringen können, ihm etwas anzutun. "Fuan... Fuan...", wisperte Luka gequält in die langen Strähnen, wiegte sich mit seinem Geliebten hilflos hin und her. ~*~ Luel verkniff sich ermunternde Plattitüden, während er mit Neo in verbotener Geschwindigkeit den Heimweg absolvierte. Lukas Seele schrie in seinem Inneren vor Qual und Schmerz, eine derart verstörende Präsenz des Zwillingsbruders, dass Luel sich auf die Lippen beißen musste, um nicht selbst vor Leid aufzustöhnen. "Ein mächtiger Magier", flüsterte Neo fahlbleich und sehr verschüchtert neben ihm, wirkte jedoch entschlossen, seinem Meister beizustehen. Sie hielten vor dem Haus, und als Luel die Tür aufschloss, hörte er Luka bereits heiser nach ihm rufen. "Ich komme, Luka!", versicherte der goldblonde Chemiker beruhigend, eilte in die Küche und erstarrte. »So viel Blut... das Messer... und Luka...« "Er verblutet, Luel, bitte, er verblutet, hilf mir, Luel..." Luka schluchzte vor Erleichterung, wagte nicht, Fuan loszulassen. "Was-was ist passiert?" Mit Notlagen durchaus vertraut angesichts diverser gescheiterter Experimente sandte Luel Neo nach dem Erste Hilfe-Koffer in seinem Labor, kniete neben dem Bruder und wickelte ihm die eigene Jacke um die ausgekühlten Schultern. "Vater... wollte ihn dazu bringen.. mit dem Messer auf mich... loszugehen...", zischte Luka zwischen zusammenschlagenden Zähnen, assistierte Luel, der behutsam den Handtuchverband löste. "Das muss genäht werden", protokollierte Luel gezwungen ruhig, winkte Neo, der in der Tür verharrt hatte, heran, ihm zur Hand zu gehen. Eine Unzahl von Fragen brannten ihm auf der Seele, doch sie standen hinter Lukas Verzweiflung hintan. "Bring bitte meinen Bademantel und einige Decken, Neo, dann werden wir Fuan einpacken und in die Notaufnahme fahren. Luka, brause dich bitte kurz ab und zieh dir etwas über", erteilte er konzentrierte Anweisungen, erhob sich, wechselte zum Telefon. Sie würden es schon schaffen, darauf vertraute er fest. ~*~ "Ich begreife nicht, warum Robin so etwas tun sollte! Er liebt euch!" Starrsinnig beharrte Frau Battorie in ihrer Weigerung zu glauben, der Verursacher sei ihr alter Bekannter und der Vater der Zwillinge. "Ich kenne seine verfluchte Magie, UND er war es!", schnaubte Luka, in seinen ältesten Lederdress wie eine gepanzerte Zweithaut geschlüpft, starrend vor Nieten, Nägeln und anderem Metall, das jede Annäherung zum Verletzungsrisiko machte. "Wieso könnte er wollen, dass du mit Fuan kämpfst?", brachte Luel versonnen Ruhe in den Disput, nippte an einer heißen Schokolade, während er besänftigend durch Nells Haare streichelte, die der Unterhaltung nur mit Unbehagen beiwohnte. "Vielleicht will er nur meine Kräfte testen?! Vielleicht macht es ihm Spaß, mich leiden zu sehen, weil er ein verfluchter Feigling ist, der niemandem Glück gönnt!", fauchte Luka hasserfüllt, ballte die Fäuste. "Er hat sicher wichtige Gründe", wechselte Frau Battorie die Fronten, "es gibt bestimmt eine Erklärung. Außerdem, kann man diesem Fuan überhaupt trauen?" "...eine gute Frage...", wisperte es schwach von der Couch, hieß die Anwesenden zusammenzucken. "Fuan!" Schon wechselte Luka hinüber, ließ sich auf der Polsterkante nieder, strich mit bebenden Fingerspitzen über das bleiche Gesicht des anderen Magiers. Der ignorierte die Liebkosung, dozierte leise. "Ein Faktum ist, dass man mir nicht trauen kann", bestätigte er und ertrug den wütenden Blick der goldenen Augen. "Was soll dieser Unsinn, Fuan?! Ich vertraue dir!!", bellte Luka ungehalten, die Finger in die Überdecke gebohrt. "Aber wie können Sie das rechtfertigen, Herr Luka?", säuselte der Exot mit einem puppenhaften Lächeln, "immerhin habe ich schon einmal meine Liebe verraten." ~*~ Allein Lukas heftige Atemzüge, die von seiner Anstrengung kündeten, nicht vollends die Beherrschung zu verlieren, durchmaßen die bleierne Stille. "Was-zur-Hölle-hat-das-zu-bedeuten?", bemühte Luka sich, zähneknirschend jedes Wort separat akribisch zu artikulieren. "Ich werde mich nun verabschieden", ignorierte Fuan seine Frage, versuchte, die Decke zurückzuschlagen, allein, Lukas Position und Gewicht hinderten ihn nachdrücklich daran. "Du wirst nicht gehen! Und rede nicht mit mir, als wäre ich irgend ein Klient, klar?!", explodierte der dunkle Magier in markerschütterndem Wutgeschrei, den schlanken Mann fest an den Schultern in die Polsterung der Couch pressend. "Ich möchte gehen", verkündete Fuan angestrengt, bemühte sich, seine Magie einzusetzen, doch Luka hielt dagegen, allerdings nicht besonders vehement, da es sich als unnötig erwies. "Du bleibst. Ich werde dich nicht an ihn verlieren, Fuan", verkündete Luka düster seinen Entschluss, unterdrückte seine Bestürzung über die Schwäche des Exoten. "Sie wissen nicht, was Sie da sagen", tadelte ihn Fuan bemüht, "wollen Sie wirklich für diese Marionette Ihrem eigenen Vater die Stirn bieten? Was ist mit Ihrem Bruder, Ihren Freunden? Soll Herr Luel auch zwischen Ihnen und Ihrem Vater wählen? Wollen Sie Ihren ungeübten Schüler einer solchen Gefahr aussetzen?" Luka ballte die Fäuste. Er wollte sich nicht verrennen, andererseits konnte man diese Kampfansage seines Vaters nicht übergehen. Luels Wehmut und Schmerz wehten in ihm auf, die Verwirrung und Sorge von Neo blendete dazwischen. "Ich überlasse dich ihm nicht", wiederholte Luka angestrengt, die Finger in die schmale Schulterpartie des Exoten bohrend. "Aber es wäre nur gerecht", hielt ihm Fuan matt entgegen, "ein Meister zerstört ein misslungenes Werk, so ist der Lauf der Dinge." "DU bist aber nicht sein Werk!! Du bist du selbst!", hielt Luka kategorisch dagegen, die goldenen Augen funkelten agitiert. "Sie verstehen nicht", müde schloss der halb-chinesische Magier die tiefgründigen Augen. "Es war einmal", ein lebloses Lächeln zuckte über seine maskenhaften Züge, "ein Handwerksmeister, der mechanisches Spielzeug erschuf, jedes Jahr ein anderes, und jedes Mal erhoffte er sich einen größeren Erfolg, dass seine Werke beseelt wurden, ihr Vorbild übertrafen. Dass ein lebendiges Licht in sie fahren möge. Eines Tages stellte er eine mechanische Nachtigall her, und das Wunder geschah: das Licht der Erkenntnis verirrte sich in den künstlichen Vogel. Zunächst genoss der Handwerksmeister seinen Erfolg, den herrlichen Gesang der Nachtigall, die ihre natürlichen Vorbilder bald übertraf. Doch nicht nur das: sie erkannte sich selbst und begann, Fragen zu stellen. Weil sie eine Maschine war, wo ein Zahnrad in ein anderes griff, glaubte sie, dass die Welt ebenso auf jede Frage eine Antwort haben müsste und so ließ sie nicht locker, ihren Erbauer zu konsultieren. Welchen Sinn hatte ihre Existenz? Was bewog die Menschen, sich einander zu nähern? Warum baute man einen mechanischen Vogel, wenn es doch ein natürliches Exemplar gab? Bald fürchtete der Handwerksmeister seine Nachtigall, die ihn meisterte, mehr wurde, als er selbst war, sodass er einen großen Hammer wählte und die Nachtigall zerschlug. 'Du musst verstehen', sagte er, 'du bist nur erschaffen worden, um meinen Zwecken zu dienen. Eine eigene Existenz sollst du nicht haben. Und da ich dich geschaffen habe und nun nicht mehr benötige, werde ich dich auch zerstören.' Die Nachtigall hörte die Worte des Handwerksmeisters, während er das Licht der Erkenntnis zertrümmerte und sang ihr schönstes Lied. Auf diese Weise diente sie ein letztes Mal ihrem Meister und befreite ihn von seinen Sorgen." "Soll ich mich etwa einem solch bornierten Unverstand beugen?!" Luka musterte Fuan ungerührt. "Hinnehmen, dass du dich opferst? Was ist mit den Menschen, die der Nachtigall zuhörten? Was ist mit mir? Ich lasse dich nicht gehen! Mir ist egal, ob er deine Zuneigung enttäuscht hat, es kümmert mich keinen Deut, ob du glaubst, ihm etwas schuldig zu sein. Du gehörst mir. Wenn du dich eher verstümmelst, als mich zu verletzen, dann weiß ich, dass meine Entscheidung richtig ist!" Er beendete sein Plädoyer, mit dem arroganten, unbeeindruckten Air des Egozentrikers, der seinen schlechten Ruf begründete. "Sie können nicht über mein Leben entscheiden!", begehrte Fuan erschöpft auf, "ich entscheide selbst, welches Opfer ich zulasse! Ich will nicht die Ursache für einen Familienkrieg sein!" "Tsk", schnarrte Luka ungerührt, die Arme unter Decke und Magier schiebend, um ihn auf seine Arme zu heben. "Das ist eine uralte Geschichte, Süßer, bilde dir bloß nichts ein. Und jetzt werden wir nach oben gehen, in mein Bett, und du wirst schlafen, an meiner Seite." Fuan verlegte sich nun auf fruchtloses Zappeln, was Luka, nach einem Augenblick des Wettstreits zwischen geduldiger Nachsicht und profunder Verärgerung, mit einem harten Kuss unterband, der ausreichend andauerte, Fuan schwer in seine Arme sinken zu lassen. "Gute Nacht", verabschiedete sich dunkle Magier in der Runde, als sei es keineswegs bemerkenswert, dass er einen anderen Mann, einen ehemaligen Gegner, in sein Schlafzimmer transportierte und mit ihm die Nacht zu verbringen gedachte. ~*~ Fuan hielt die Augen fest geschlossen, atmete langsam und tief, markierte Schlaf, den er nicht finden konnte, weil er sich bemühte, mit erzwungener Ruhe seine Situation objektiv zu überdenken. Nach allem, was er wusste, und dies war gering, konnte er wirklich nur ein unbeseeltes Ding sein, dem sein Meister, Robin Guillaume Reinhard, mit seiner gewaltigen Magie Leben eingehaucht hatte, ein Konstrukt, ein Homunculus, erschaffen, um den Sohn auf eine ungeheure Aufgabe vorzubereiten, sein Potential herauszulocken. Zweifellos verfügte Luka über enormes Talent, doch es war niemals ernsthaft unter dem Eindruck einer existentiellen Bedrohung erprobt worden. Luka war ein auf sich selbst bezogener, verschrobener Mensch mit einer Leidenschaft für die Magie geworden. Er bedurfte der Hilfe und Unterstützung eines Partners, eines ihn liebenden Menschen. »Und ich?« Ein wehmütiges Seufzen erstickend spannte Fuan seine Glieder an, um sich zu beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. »Ganz gleich, was ich auch wage, ich kann ihm nicht sein, was ich gerne wäre. Meine Magie ist offenkundig nur eine Leihgabe zur Aufgabenerfüllung, ich bin ein Sklave meines Meisters. Und ein Verräter. Durch ein wankelmütiges, stolzes Herz. Aber«, durchzuckte ihn ein furchtbarer Gedanke, »vielleicht sind es nicht einmal meine eigenen Gefühle, die mich martern, möglicherweise ist es die Liebe des Meisters zu seinem Sohn, und die Abneigung gegen sich selbst. Dann bin ich wirklich nicht mehr als eine Hülle. Ein Spielzeug, dessen Gebrauchsdauer abgelaufen ist.« Er schlug die Augen auf, wandte den Kopf sehr behutsam, um nicht etwa Luka aufzuschrecken, der eng neben ihm lag, einen Arm besitzergreifend über seinen Brustkorb ausgebreitet. Lange studierte er im Zwielicht die vertrauten Züge, die Schönheit des Mannes an seiner Seite, dessen Wesen sich in seiner Miene ausdrückte. Ein Lächeln zuckte über seine schmalen Lippen. »Ich wünschte, ich könnte dir versichern, dass ich dich liebe, aber ich weiß nicht einmal, ob es dieses "Ich" überhaupt gibt. Ob es nicht nur eine Projektion ist, das Zerrbild eines anderen.« Sanft tupfte seine unversehrte Rechte über Lukas Stirn, löste die Narbe auf, die sich dort seit ihrem letzten Kampf um Neo befunden hatte. »Alles, was ich tun kann, ist, dich deinem Schüler anzuvertrauen, den Platz an deiner Seite zu räumen. Und mein Urteil zu erwarten.« ~*~ Neo kauerte mit angezogenen Beinen auf dem Kopfende seines Bettes, in verstörende Erwägungen versunken. Ihm mangelte das Verständnis für die letzten Ereignisse, auch wenn er zumindest ein Faktum herausgefiltert hatte: sein Meister, Herr Luka, mochte ihren ehemaligen Gegner, Herrn Naser Ell, wirklich sehr gern. Irgendeine große Macht wiederum lenkte Herrn Naser Ell gegen Herrn Luka. "Bist du traurig, Neo?", erkundigte sich Sylphir mitfühlend, hauchte einen Kuss auf Neos konzentriert gefurchte Stirn. "Ein wenig", bekannte er, denn es versetzte ihm durchaus einen Stich, Lukas ausweichende Distanz hinnehmen zu müssen, während Fuan mühelos die liebevolle Seite des schwarzhaarigen Magiers erfuhr. »Bin ich eifersüchtig?« "Luka ist ein Ekel", verkündete Ifrit kategorisch, kleine Flammen entzündend, "ich kann ihn nicht ausstehen!" "Was überhaupt nicht zur Debatte steht", legte Undine fest, die es sich auf Neos Schulter bequem gemacht hatte und sorgenvollen Blicks zur Seite spähte. "Wenn ich doch nur helfen könnte", beklagte Neo die eigene Ratlosigkeit unglücklich, zog die Schultern noch ein wenig höher, als sei er eine Schildkröte mit schützender Panzerung. "Was die Magie betrifft: auf alle Fälle. Luka ist bei Elementarmagie eine Null", mischte sich Ifrit ungerührt ein, "obwohl der Kerl eine Lektion verdient hat!" "Welche Form von Magie ist das wohl, die gegen uns gewirkt hat?" Neo warf einen suchenden Blick in die Runde seiner Elementargeister. Als Autodidakt verfügte er noch über einen großen Nachholbedarf. Die Elementare beäugten sich ratsuchend. Die Spuren des Eklats waren so gründlich getilgt worden, dass sie keine Einschätzung abgeben wollten. "Ich habe eine Idee!" Undine flitzte davon, winkte Neo eilig, ihr zu folgen. Ihre Jagd endete vor Lukas Arbeitszimmer, was Neo innehalten ließ. "Der Meister mag es nicht, wenn es ich ohne seine Erlaubnis betrete", erinnerte er bekümmert. "Unwichtig, der horcht doch sicher die Matratze ab!", schnaubte Ifrit, während Sylphir bereits durch das Schlüsselloch hineinwischte. Sie hatte eine vage Vorstellung davon, was Undine zu tun beabsichtigte. Neo, der die Chancen erwog, längere Zeit unschlüssig im Stichflur zu stehen und damit die Gefahr zu erhöhen, entdeckt zu werden oder sich eilig Zutritt zu verschaffen, wählte die zweite Option und leistete seinen Elementargeistern Gesellschaft. Undine studierte das gewaltige Becken in der Raummitte kritisch, dann glitt sie hinein. "Den Zauberspruch", mahnte Sylphir und nach einem kurzen Repetitorium vermochte Neo, diesen fehlerfrei zu intonieren. Das Becken füllte sich, die Vergangenheit zu enthüllen. ~*~ "Wow", murmelte Ifrit, während die Elementargeister sich hüteten, einen Blick auf Neo zu werfen. Welcherlei Illusionen er sich auch über die Beziehung der beiden Magier hingegeben haben mochte, nun wusste er um die tatsächliche Natur. "Das ist eine wirklich merkwürdige Aura", wisperte Neo, zu ihrer Überraschung sehr gelassen, wischte sich mit einem überlangen Ärmel über die großen Augen. "Ach, Neo-lein!" Sylphir hielt es nicht länger aus, sie kuschelte sich an die Wange des Schülers, dicke Tränen des Mitgefühls perlten über ihr Gesicht. Sie alle waren freiwillig zu Neo gekommen, weil sie sein reines Herz, seine hoffnungsfrohe, lichte Seele liebten. Den Jungen in dieser Qual zu sehen, seine zarten Gefühle durch diese profane Realität zertrampelt, das war mehr, als sie kommentarlos bewältigen konnten. "Wir müssen ihm helfen", blinzelte Neo einen feuchten Film von seinen Augen, "der Meister hat Herrn Naser Ell wirklich ins Herz geschlossen und er ist so glücklich in seiner Gegenwart!" "Glücklich?! Geil, würde ich sagen", fauchte Ifrit ablehnend, "ich kann den Kerl nicht ausstehen!" "Ifrit", der angesprochene Elementargeist duckte sich prophylaktisch, obwohl Sylphir ihn selten attackierte, beäugte sie vorsichtig. "Sag mal, war es nicht Lukas Vater, der dich in das Schwert gebannt hat?", rieb sie Salz in eine offene Wunde. Ihr nachdenklicher Tonfall implizierte allerdings, dass diese Feststellung erst den Anfang einer Argumentationskette darstellte. "Humbgrbmbl", bestätigte der Feuergeist ungehalten, wohlweislich jeden Blickkontakt meidend. "Dann", deduzierte Sylphir in die Stille weiter, "hast du ihn bereits einmal getroffen. Hat er denn wirklich eine Schwäche, was Elementargeister betrifft? Eine nützliche Schwäche?" Kleine Dampfwolken tummelten sich um Ifrits prächtigen Kopfschmuck, während er über seine Antwort sinnierte. "Nun ja", er fasste Neo ins Auge, der ebenso gespannt wie die anderen das abschließende Urteil erwartete, "damals war noch die Mutter der beiden Jungs da. Und sie war ein Naturgeist, eine Elfe." ~*~ Man hätte eine Stecknadel wie eine Detonation aufschlagen hören: die Atmosphäre war ohne jedes Geräusch. Dann schnaubte Neo vor Überraschung, brach den lähmenden Bann. "Wirklich, eine Elfe?? Ich dachte, die gibt es gar nicht!" Neugierig bestürmte er Ifrit, der verlegen mit den kleinen Armen ruderte und sich wünschte, seine übliche, imponierende Gestalt annehmen zu können, hätten die anderen Elementare ihn nicht verspottet. "Hmm, eine Elfe", brummte er sparsam, woraufhin Undine den Faden bedächtig weiter spann, "die ihm half, seine Schwäche zu verbergen. Das könnte natürlich bedeuten" "dass er noch immer eine Schwäche gegen Elementarmagie hat. Unsere Chance", in Sylphirs Augen funkelte es zuversichtlich. "Schön, und weiter?", spielte Ifrit mit verschränkten Armen Advocatus diaboli, "wie sollte uns das nützen? Neo ist noch kein Elementarmagier, Robin Reinhard dagegen ist ein Meister mit einer Magie, die nicht einmal wir eindeutig bestimmen können! Außerdem haben wir keine Ahnung, was genau er vorhat! Diesen komischen Fuan zu retten ist vielleicht gar nicht möglich, habt ihr mal darüber nachgedacht? Was, wenn er wirklich nur die mechanische Nachtigall ist? Kein Mensch, sondern nur eine leere Puppe?!" ~*~ Kurz vor dem Morgengrauen erhob sich Fuan, schlüpfte aus der Umarmung, die Luka selbst in tiefem Schlaf nicht löste, wisperte einen kurzen Bannspruch, um den Geliebten nicht zu wecken. Er spürte, dass seine Energie, oder war es die des Meisters?, zurückkehrte, ihn zu einem Risiko machte. Zu der Marionette, die in die Schlacht geführt wurde, um den eigenen Sohn zu stählen, auf etwas vorzubereiten, das noch schlimmer sein würde, als einen Geliebten eigenhändig zu töten. Fuan wollte sich abwenden, seine Kleider zusammensuchen, konnte sich aber nicht von dem Anblick des schlafenden Magiers losreißen. »Vielleicht fehlen mir deshalb die Erinnerungen. Möglicherweise gab es nie eine andere Zeit als die, die uns beide betrifft, sind alle anderen Dinge, deren ich mich entsinne, nur Fälschungen, um mich lebensechter wirken zu lassen.« Sein Handgelenk betrachtend, das bar jeder Wunde war, pressten sich seine Lippen in stummer Qual zusammen. »Nicht einmal, wenn ich mein Innerstes nach außen kehren würde, könnte ich der Antwort sicher sein«, stellte er resigniert fest. Wenn man einmal anfing zu zweifeln, dann gab es kein Ende mehr. Eine kleine Nachtigall, die nur zum Zweck erschaffen wurde, den geliebten Sohn auf Furchtbares vorzubereiten. Er ließ sich auf die Bettkante nieder, streichelte im Schutz des Zauberbannes behutsam über die wirren, glatten Strähnen. »Wenn ich sicher wäre, ein Herz zu besitzen, würde ich es aus meiner Brust reißen und dir als Pfand überreichen, dass nicht alles ein Trug war, dass ich dich wirklich liebe.« Eine solche Aktion würde aber vermutlich den Meister auf den Plan rufen, ihn aufmerksam machen, und Fuan wollte auf keinen Fall bereits jetzt das letzte Gefecht bestreiten müssen. »Aber«, rasch erhob er sich, wechselte in das angegliederte Badezimmer, entnahm eine Schere aus dem Alibert, fasste seine hüftlangen Haare zusammen, bevor er sie in Höhe seines Kinns mit erzwungener Geduld abtrennte. Er wagte nicht, in den Spiegel zu schauen, verbot sich jede Eitelkeit, sondern band das schwere, seidig-glatte Bündel fest, um es auf seinem Kopfkissen zu hinterlassen. Dann floh er in die froststarrende, stille Welt hinaus. ~*~ Luel seufzte leise und klopfte Neo aufmunternd auf die Schulter, der erneut mit einem unberührten Tablett und gesenktem Haupt die Treppe hinabstieg. Den zweiten Tag hintereinander verweigerte sich Luka sowohl der Nahrung als auch menschlicher Gesellschaft, verschanzte sich in seinem Zimmer. Abgesehen von seinem panischen Schrei nach Fuan hatten sie kein Wort mehr von ihm vernommen. Der goldblonde Chemiker klopfte der Form halber an das Türblatt, bevor er energisch die Stimme hob, eine ihm ungewohnte Erfahrung. "Luka, bitte lass mich eintreten, oder ich werde die Tür aufbrechen! Wir müssen uns unterhalten!" Zunächst blieb es still, ja, schien das gesamte Haus die Luft anzuhalten, dann, eine kleine Ewigkeit später, drehte sich der Schlüssel im Schloss, und Luka öffnete die Tür einen Spalt, überließ es seinem Zwilling einzutreten. Luel schauderte. Der Raum war ausgekühlt, das Bett ungemacht, Luka selbst nahezu unbekleidet, aschgrau in seinem von Linien des Kummers und verzweifelten Zorns gezeichneten Gesicht. Ohne einen Tadel aktivierte Luel die Heizung, schüttelte das Bett aus, betrachtete stumm den gewaltigen Zopf, der dort wie ein Heiligtum ruhte. Er wechselte in das angegliederte Badezimmer, pflückte den Frotteebademantel vom Haken, der dort eher ungenutzt ein missachtetes Dasein fristete, wickelte den apathischen Bruder in den flauschigen Stoff, bevor er ihn auf ein kleines Sofa manövrierte, ihn in seine Arme zog, durch die ungewaschenen Haare streichelte. "Luka, so kann es nicht weitergehen und das weißt du auch, deshalb werde ich es damit belassen", bemerkte er sanft, liebkoste das ausgezehrte Gesicht zärtlich. "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir vorgehen werden, meinst du nicht? Wir sind ja nicht allein hier, Nell, Neo und Frau Battorie sind auch betroffen." Als keine Reaktion erfolgte, raunte er in vertraulichem Ton, sehr viel besorgter, "bist du sicher, dass es wirklich Vater ist?" Ein Blitz barst zu Funken in den goldenen Augen. Luka erhob sich schwankend, zog Luel an einem Handgelenk hinter sich her, um ihn auf das Fensterbrett hinzuweisen, wo sich unzählige, rabenschwarze Federn tummelten, die frostigen Schneeablagerungen mit düsteren Schatten kontrastierten. Luel schlang die Arme um seinen Zwilling und massierte nachdenklich dessen verkrümmte Rückenpartie, während sich seine tiefseegrünen Augen verdunkelten. "Gott, Luel", wisperte es heiser, kaum vernehmlich, an seinem Ohr, "ich halte es nicht aus! Mir tut alles weh, so sehr..." Ein merkliches Zittern durchlief den athletischen Körper und der blonde Zwilling hatte alle Mühe, den Bruder in seinen Armen auszubalancieren. "So sehr fehlt dir Fuan", beendete er Lukas Satz, wiegte ihn besänftigend. Er schob Luka behutsam von sich, zwang die goldenen Augen, seinen zu begegnen, schenkte dem Bruder ein munteres Lächeln. "Luka, wir arbeiten alle daran, einen Weg zu finden, um dir zu helfen. Neo und Frau Battorie wälzen sämtliche Bücher, Nell verkauft ganz allein an unserem Stand. In zwei Tagen ist Heiligabend, das Fest der Hoffnung. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, vertrau auf uns und dich selbst." Luka blinzelte. Für wenige Augenblicke glaubte er, andere, ebenso tiefseegrüne Augen zu sehen, ein schmaleres, exotisches Gesicht, lange, spitze Ohren. Langsam nickte er. Wenn er aufgab, wäre das nicht eine feige Flucht? Selbst wenn seine Chancen aussichtslos standen... Entschlossen straffte er die schmerzenden Schultern, fasste Luels Hand. "Ich brauche eine dreistöckige, heiße Schokolade! Und Schokoflakes", verkündete er mit wachsendem Trotz. »Ich habe mir immer genommen, was ich wollte, und ich will Fuan. Ich werde ihn nicht aufgeben.« ~*~ Fuan starrte zur gleichen Zeit blicklos aus dem Panoramafenster, wälzte müßige Gedanken, wer sein Büro bekommen würde, wenn er nicht mehr existierte, was wohl in Bälde eintreten würde. Er war sich sicher, dass der Meister ihm seine Magie nur geliehen hatte, um ihn auf den Kampf vorzubereiten, einen harten, versierten Gegner für seinen Sohn zu kreieren, der bis zum Äußersten gehen würde. »Was ich auch getan hätte, für SEINE Liebe, bevor ich Luka traf. Hätte ich gewusst, wer und was ich möglicherweise bin, hätte ich niemals zugelassen...« Die Schläfen massierend seufzte Fuan leise. »Das Warten ist wohl ein Teil meiner Strafe«, stellte er ironisch fest, »Ausdauer zu beweisen, bis das Schafott errichtet ist, nicht wahr, Meister?« Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe.... In den beiden Tagen, die verstrichen waren, hatte er getrauert und sein Schicksal beklagt, sich gesehnt, Abschied genommen, und nun... Fuan studierte sein Gesicht im Spiegel der Fensterscheibe. Die gekürzten Haare endeten in einem scharfen Winkel in Höhe seines spitzen Kinns. Die von Kummer und Schmerz gezeichneten Züge waren zu einer makellosen Maske eines Kriegers verschmolzen. Verborgene Runen seines ungewöhnlichen Zaubers markierten die pointierten, hohen Wangenknochen und seine Stirn. Nun, da nichts mehr blieb, wollte er kämpfen, aufrecht und stolz, so, wie er für seinen Meister alles gegeben hätte, wollte er für Luka das, was ihn ausmachte, in die Schlacht werfen. Wenn es notwendig war, dass Luka zu einem gewaltigen Magier heranwuchs, dann wollte er der beste Gegner sein, den es jemals gegeben hatte. Und wenn eine Möglichkeit existierte, seinem Meister zu trotzen, dann würde er sie wahrnehmen. Zu seinem Schreibtisch wechselnd hob er die feine Teetasse an, erwog, den längst erkalteten Tee in den Ausguss zu schütten, als ihm die Spiegelung der Verzierung in der polierten Platte ins Auge fiel. Er starrte sie einige Minuten an. Dann vergaß er sein Vorhaben, griff eilends nach seinem Telefonhörer, ein grimmiges Funkeln in den abgründigen Augen. ~*~ "Ich mag Heiligabend nicht", brummte Luka, die Fäuste tief in seinen wie Leopardenfell gemusterten Mantel grabend, während er mürrisch hinter seinem Bruder her marschierte, an dessen Arm Nell hing und strahlte wie ein Honigkuchenpferd, was in eben diesem Gebäck begründet war, das sie nicht sonderlich manierlich verschlungen hatte. Frau Battorie folgte den beiden, in angeregtes Geplauder mit einer Kollegin vertieft, die sich mehr als einmal umkehrte, um schmachtende Blicke auf Luka zu werfen, dessen Wutpegel anstieg. Neo stapfte, in einen weißen Skianzug warm verpackt, neben ihm, verunsichert sein Profil studierend. "Was denn?", schnaufte Luka schicksalsergeben, wandte sich Neo zu, "hast du Hunger?" "Nein, nein", schon errötete der Nachwuchsmagier beschämt, starrte auf seine Moonboots, als sich ein lackierter Finger unter sein noch kindlich gerundetes Kinn legte und ihm Augenkontakt aufzwang. "Hör mal", Luka wischte durch Neos weiche Strähnen, "ich weiß, dass es nicht gerade ein Zuckerschlecken ist, mein Schüler zu sein, und", er würgte die Worte zerknirscht heraus, "es tut mir leid, Neo." "Nicht doch, Meister", hastig flogen Neos Arme in Replik hoch, wedelte er jede Schuldanerkennung weg, "ich dachte nur, ich meine, ich wollte", schon verlor sich seine Courage, färbten sich seine Wangen dunkel. "Was wolltest du?" Luka ging vor ihm in die Hocke, lächelte nachsichtig, von sich selbst überrascht, fasste behutsam nach den kleinen Händen seines Schülers. Manchmal ähnelte Neo seinem Zwilling frappierend, auch wenn Luka den Gedanken verabscheute, dass ihn sein kleiner Schüler verehrte. "Ich", tief durchatmend wagte Neo, die goldenen Augen zu betrachten, "ich möchte, dass Ihr wisst, dass ich an Eurer Seite kämpfen werde, Meister. Mit meiner Elementarmagie werde ich Euch beschützen, ganz gleich, wer unser Gegner ist." "Warum?", verwirrte ihn Lukas knappe Reaktion, blinzelte er auf die gefurchte Stirn des Magiers, von einigen Strähnen bedeckt, die ihrem Verbannungsort hinter den Ohren entkommen waren. Neos Mund öffnete sich ein paar Mal, um unverrichteter Dinge wieder zuzufallen, da bemerkte er Sylphir, die auf Lukas Schulter saß, Undine, die eine verirrte Schneeflocke von der Wange des Magiers leckte. Und natürlich der notorische Ifrit, der Grimassen schnitt, während er sich bemühte, einen Knoten in eine Kordel zu zerren, die die extravagante Lederkreation an der Brust zusammenhielt. Der Schüler lächelte und sprudelte heraus, was sein Herz ihm diktierte. "Weil Ihr ein guter Mensch seid, Meister, und ich Euch sehr gern habe. Ich möchte, dass Ihr glücklich seid, auch Herr Fuan!", fügte er artig hinzu, rieb sich verlegen den Nacken angesichts der kurzen Einblicke, die er in die Beziehung der beiden Männer gehabt hatte. Nein, eine solche Hingabe in körperlicher Hinsicht, das konnte er definitiv nicht bieten. Diesem Aspekt einer Liebesbeziehung fühlte er sich nicht gewachsen. Luka musterte ihn, zwischen Scham und Sorge schwankend. Üblicherweise hätte er jeden Anflug von Sentiment grob abgeschmettert, doch hier und jetzt gab es nichts mehr, was er zu verbergen hatte, kein Gesicht, das zu wahren galt. Sie hatten alle gesehen, wie sehr er an Fuan hing. "Danke", erwiderte er aufrichtig, umarmte Neo herzlich, schenkte ihm das erste Lächeln, das allein Neo galt, ohne Hintergedanken war. "Kommt ihr?", drang Nells nörgelnder Ruf an ihr Ohr, und beide wandten den Kopf, um nahezu synchron die Augen zu verdrehen, dann, verblüfft in jungenhaftes Lachen auszubrechen. ~*~ Lukas gute Laune hielt nicht sonderlich lange an, weil es ihm bald an die Substanz ging, allen aus dem neugierigen Bekanntenkreis von Frau Battorie mit Höflichkeit zu begegnen, die ihn wie einen Popstar umschwärmten. "Lästig wie Schmeißfliegen", knurrte er missmutig, um urplötzlich zu erstarren. Neo schoss direkt an seine Seite, überließ eine irritierte Kundin einfach Nell. Nur wenige Meter von ihrem Stand entfernt, inmitten der fröhlichen Menschen, am Heiligabend, zur Mittagszeit, stand Fuan Naser Ell. ~*~ Einen Teil der Schläfenhaare auf den Oberkopf gebunden trug er eine grüne Kombination, die entfernt an eine mittelalterliche Rüstung aus dem Reich der Mitte erinnerte, Lederpanzerungen mit Lederschnüren um Schienbeine, Unterarme, Brust und Unterleib, ausgestellte Platten auf den schmalen Schultern. Die zweiteilige Uniform saß so eng, dass man seine anmutig-überschlanke Gestalt nicht umhin konnte zu bemerken, was aufgrund eines Zaubers jedoch niemand außer den Kundigen vermochte. "Fuan!", ächzte Lukas heiserer Schrei an sein Ohr und er bemerkte den Schüler, der vor seinem Meister stand, in Blitzschnelle einen Bannkreis errichtete, von seinen Elementargeistern umgeben. Luka allerdings löste sich aus der Gruppe, stampfte durch die Menge direkt auf Fuan zu, blind für jede potentielle Gefahr oder das Publikum. "Was fällt dir ein, hier aufzutauchen?! Du hast mich hängen lassen!! Warum hast du nicht gleich mein Herz mit einem stumpfen Löffel herausgerissen, hm?! Denkst du etwa, ich lasse mich von dem Alten unterbuttern?! Hast du mir nicht selbst gesagt, dass ich egoistisch und besitzergreifend bin?! Wie kannst du es wagen, dann vor mir abzuhauen, wenn ich dir bereits erklärt habe, dass du mir gehörst?!" Nun stand er direkt vor Fuan, kleine Dampfwolken ausstoßend, die goldenen Augen Blitze schleudernd. Die bloßen Hände mit ihren schweren Ringen ballten sich zu Fäusten, als könnte dies seine Emotionen kontrollieren. "Du hast mir auch gefehlt", wisperte Fuan, gegen seinen Willen und die martialische Erscheinung lächelnd. Da flog Lukas Hand bereits in seinen Nacken, presste der ihn eng an sich, küsste ihn wie ein Ertrinkender. Fuan umschlang den Nacken seines Geliebten, legte in seine Antwort all seine Zuversicht und seine Hoffnung. Die Hoffnung der Nachtigall. ~*~ Nach einer weiteren Viertelstunde zerstreute sich endlich die neugierige Menge, die sich mühte, hinter den Stand zu schauen, um einen Blick auf die beiden seltsamen Männer zu erhaschen, die sich mitten auf dem Weihnachtsmarkt eines Londoner Vororts so schamlos aufgeführt hatten. Wo Familien mit Kindern einkauften!! Luka und Fuan ließ derlei kleingeistige Empörung kalt. Sie stillten ihren Hunger mit Zuckerwatte und Plätzchen, fütterten einander, leckten sich gegenseitig die Fingerspitzen und kicherten überdreht, dankbar, der furchtbaren Anspannung auf diese Weise Luft zu machen. Dann und wann hielten sie inne, sahen in die ungewöhnlichen Augen des anderen, versicherten sich, dass nichts ihre starke Bindung geändert hatte, sie einander liebten, sich nicht trennen lassen wollten. "Gib deinen Job bei der Blutsaugerin auf und zieh zu mir!" Luka streichelte durch die kurzen Strähnen, liebkoste mit dem Handrücken Fuans Gesicht. "Bist du sicher?" Fuan zwinkerte. "Du könntest mit einem Ding enden, das nicht mal ein richtiger Mensch ist und weder Erinnerungen hat, noch eigene Magie." "Blödsinn!", schnaubte der dunkle Magier mit zusammengekniffenen Augen, "du fühlst dich für mich absolut wie ein richtiger Mensch an, und das habe ich schließlich oft genug erprobt!" Ein anzügliches Grinsen schlich sich in seine Züge. "Außerdem kann ich für Erinnerungen sorgen", er feixte nun definitiv nicht mehr jugendfrei, "und abschließend, Magie steht allen offen." Damit umfasste er Fuans schmales Gesicht beschwörend. "Ich liebe dich so, wie du bist, und daran wird sich nichts, durch niemanden, ändern." Fuan beugte sich vor, seine Antwort auf Lukas verlockende Lippen zu bannen, dann war es an ihm, die Wangen des Geliebten in seinen Handflächen zu bergen, zuversichtlich zu lächeln. "Ich liebe dich, Luka Guillaume Reinhard, und ich denke, wir werden die Welt aus den Angeln heben." ~*~ »Eine durchaus realistische Option«, dachte er, und beobachtete die beiden Männer, die so selbstabsorbiert ihre Zuneigung zelebrierten, drehte dann den Kopf, um den Stand zu inspizieren, wo ein goldblonder Mann mit einem strahlenden Mädchen Händchen hielt, an deren Handgelenk eine brandneue Kette mit glückbringenden Anhängern baumelte, eine Hexenmeisterin, die munter mit einem rotwangigen Kunden plauderte, während ein schmaler, zierlicher Junge, von seiner Aufgabe temporär befreit, nur von zweien seiner Elementargeister begleitet, über den Markt schlenderte. »Sieh an....« ~*~ Neo wurde nicht müde, sich die kleinen Stände anzusehen, dann betrat er das alte Spiegelkabinett, lächelte über die Grimassen, die Sylphir und Gaia zogen, vertraute darauf, dass Undine und Ifrit die beiden Magier beschützen würden. Obwohl er erleichtert war, dass das Liebespaar vereint und glücklich die gegenseitige Gesellschaft genoss, spürte er einen leichten Verlust. Zweifellos würde Luka ein wenig umgänglicher werden, doch die Freundlichkeit war Fuan geschuldet. Er selbst hatte wenig dazu beigetragen, sie sich zu verdienen. "Noch immer traurig?", erkundigte sich Sylphir, als sie das Kabinett verließen, und Neo zauberte reflexartig ein besänftigendes Lächeln auf seine Züge. "Ein wenig. Ich frage mich, ob ich ihm nicht zur Last falle..." "Ach was!", schnaubte Gaia, der Erdgeist, während er genüsslich an einem Keks nagte, "du bist und bleibst sein Schüler, er braucht dich, nicht nur wegen uns, sondern auch, um wieder mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Du bist sehr wichtig für ihn", Krümel verteilten sich auf Neos Anzug, der sie abwischen wollte, als eine andere Hand mit seiner kollidierte. "Oh, Verzeih-..." Neo erstarrte, blickte in ein ovales Gesicht mit mandelförmigen Augen, deren Pupillen merkwürdigerweise geschlitzt waren, oder bildete er sich das ein? Ein karamellfarbener Hautton verriet die Herkunft seines ebenso zierlichen Gegenüber aus einem sehr sonnigen Land, dann neigte der entschuldigend den Kopf. "Ich bitte um Nachsicht, ich war ungeschickt." Neo blinzelte, dann taute sein Gehirn endlich auf, lächelte dem fremden Jungen zu. "Aber nicht doch, ich war in Gedanken verloren, und hier ist es auch so eng..." Sein Gegenüber erwiderte Neos Strahlen, schob sich die Kapuze von krausen, schwarzen Locken, streckte eine Hand aus. "Ich möchte mich vorstellen, mein Name ist Saphir." "Neo", machte er sich bekannt, reichte dann seine Kekstüte, um ihre Begegnung angemessen zu versüßen. "Sag mal, wenn es dir keine Ungelegenheiten bereitet, würdest du mich zum Kettenkarussell begleiten?" Rasch schob Neo die Tüte in seine Hosentasche, nickte begeistert. Jemand, der die Zeit mit ihm hier verbringen wollte, ebenfalls, urteilte man nach dem leichten Akzent in der sanften, weichen Stimme, fremd war, gleichaltrig und so freundlich... ~*~ Während wir im Kreis fliegen, Kinder und Erwachsene um uns vor Vergnügen jauchzen, fasse ich nach seiner schmalen, hellen Hand, halte sie fest. Er lacht, die beiden Elementargeister auf seinen Schultern strahlen, weil ihr Meister glücklich ist, wie eine Sonne strahlt an diesem kalten Wintertag in diesem alten Land. Es ist einfach, ihn zu bitten, mich zum Zelt der Wahrsagerin zu begleiten, von der ich weiß, dass sie es gerade verlassen hat, eine Pause einlegt. Seine Hand nicht freizugeben, über den zarten Handteller zu streichen und ihn zu fragen, ob er einen Blick in seine Zukunft werfen will. Schon färben sich seine Wangen rosig, doch er lässt mich gewähren. Ich erzähle ihm von der gewaltigen Veränderung, die sein Leben nehmen wird, wenn er den Mut hat, eine ungewöhnliche Offerte anzunehmen. Von Liebe und Leidenschaft, von Erfüllung. Während seine Elementargeister mich beäugen, ratlos, misstrauisch, biete ich ihm an, was er sich, vielleicht, ersehnt, ohne es zu wissen. "Neo, wollen wir Freundschaft schließen?" ~*~ Mit einem befreiten Lächeln ergriff Neo die ausgestreckte Hand, schüttelte sie bekräftigend. "Ja, ich will dein Freund sein." Dann blinzelte er verwirrt, ohne jedoch loszulassen. Schimmerten da Klauen statt Finger, war die karamellfarbene Haut schuppig, die Pupillen doch geschlitzt, glitzerten gedrechselte Hörner auf dem Kopf seines neuen Freundes?? "Wer-wer bist du, Saphir?", echote aus gleich drei Mündern die Frage. Saphir lächelte, blitzte spitze Zähne auf. "Ich bin der, den die kleine Nachtigall um Hilfe bat, um einen mächtigen Magier in Schach zu halten. Sagt, ihr Elementare, erkennt ihr einen Drache nicht, wenn ihr ihn seht?" Er amüsierte sich königlich, zwinkerte und nutzte Neos Überraschung, ihn heranzuziehen und ihm den ersten Kuss zu schenken, ihren Pakt zu besiegeln. "Lass uns erkunden, ob dein Meister nicht einen weiteren Schüler annimmt", zog der Drache Neo auf die Beine, streichelte mit der freien Hand dessen glühende Wange. "Ja!", strahlte Neo begeistert, küsste Saphirs Wange schüchtern. Er fühlte sich, als wären Mühlsteine von seinem Herzen geräumt worden. ~*~ An diesem Abend konnte Luka nicht von Fuan lassen, der einen mächtigen Verbündeten und neuen Freund für Neo gefunden hatte, hielt den zartgliedrigen Mann in seinen Armen, als sie den Schneeflocken beim Tanz vor ihrem Fenster zusahen. Er wisperte Liebesschwüre und Komplimente wahlweise rechts und links in Fuans Ohren, leckte über dessen Wangen und seinen Hals. "Sieh nur", Fuan, der Lukas Hingabe genoss, wies auf ein Objekt, das zwischen den Flocken tanzte. Es war eine Rabenfeder, doch die Enden glänzten schneeweiß. Vom Licht der Hoffnung geläutert. ~*~ ENDE ~*~ (Fortsetzung in "Die große Stille") Danke fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Nach der Lektüre von mittlerweile Band 2 der Serie und unter dem Druck, auch in diesem Jahr einen Weihnachtskalender zu bieten (gnahh, dabei bin ich ein Feiertagsmuffel 1. Klasse summa cum laude), veranlasste mich die anhaltende Faszination für die Entwicklung zu einer sehr freien Fortsetzung, die häppchenweise angeboten wurde.... jupp, Luka und Fuan gehören definitiv zusammen! Und für Neo sollte es was Besonderes sein, also ein richtig uralter Drache, damit der Kampf Vater-Sohn feurig wird ^_~