Titel: Verdorben Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 16 Kategorie: Spannung Erstellt: 04.09.2019 Disclaimer: alles Meins, was nicht anderweitig zitiert wird. - Pikachu ist eine Figur des Computerspiels "Pokemon". - Pachinko sind Automaten mit vielen Spielkugeln, die man als Gewinn vervielfachen und dann gegen Sachpreise eintauschen kann. - Kotatsu ist ein beheizbarer, niedriger Tisch - Love-Hotels sind "Stundenhotels" mit zum Teil phantasievollem Dekor, in Japan verbreitet, da in den Wohnungen kaum Platz oder Privatsphäre vorhanden ist - Bigfoot ist eine mythische Gestalt auf dem amerikanischen Kontinent - Yeti ist ein angeblicher "Schneemensch" im Himalaya, ebenfalls ein Mythos #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* #~* Verdorben Kapitel 1 Es war wie in diesen Spielfilmen über die Zukunft: eine Glaskugel, zumindest durchsichtig wie eine Seifenblase, in einer halbröhrenförmigen Schiene gleitend, perfekt, sauber, hübsch. Solche Fortbewegungsmittel gab es noch nicht, nicht auf der Straße. Ja, es gab aufblasbare Spielvarianten, um über das Wasser zu kugeln. Man befand sich sicher und geschützt im Inneren, abgetrennt. Separiert. Isoliert. Klar, mehr als eine Person müsste ja angebunden werden! Sonst stürzte man vielleicht übereinander, wurde verletzt, deshalb also die Ein-Personen-Kugel, Freiraum drinnen. Wenn sich die Kugel schloss. Eine Zukunftsversion, eigentlich. Eigentlich gab es sie jedoch schon längst, nur war ihre Beschaffenheit noch besser als durchsichtige Wände. Diese hier waren gänzlich unsichtbar. #~* "Das ist eben so", die Standardantwort auf Fragen, wenn er sich traute, aber nach einer Weile kümmerte es ihn nicht mal mehr, sparte er sich die Fragen ganz. Es war eben so. Dass seine einzige Beschäftigung im Lernen bestand, Auswendiglernen. Sinn oder Unsinn, das hatte ihn nicht zu kümmern. Es war eben so, seit Jahrzehnten schon. Wer war er auch, daran zu zweifeln?! Es war so. Punkt. Dass er seinen Vater eigentlich nie zu Gesicht bekam. Arbeiten. Machten alle Männer der Familie so. Die Wohnung war winzig und teuer, aber hier schlief man ohnehin bloß, wenn man es nach Hause schaffte. Keine Geschwister, zu teuer. Seine Mutter arbeitete wieder, wie ihre Mutter, wegen der Wirtschaft, aber auch wegen des Studiums, der Anerkennung, der Abwechslung. Sie sagte, wegen des Geldes, wegen der Eltern und der Rente, damit die Nörgelei ein Ende nahm. So war das eben. Kinder zahlten für ihre Eltern, deshalb mussten Kinder hart arbeiten, und deshalb mussten sie vorher für die Prüfungen pauken. So war das schon immer. #~* Narumichi glaubte nicht an die ehernen Tatsachen, dass "es" (beliebig) so war, immer schon. Konnte nicht so stimmen, denn das Leben bestand ja aus Veränderungen. Zweifel durften jedoch nicht sein, weil sie Sand im Getriebe waren, wie Nägel hervorstanden. Was mit denen zu unternehmen war, wussten alle, deshalb schwieg man besser, lächelte, blieb hinter der Maske. Dem "Gesicht", das keins war, nur eine Fassade. So war das eben. Hinter der Maske, wenn er sich erschöpft auf seinem kalten Bett ausstreckte, dachte Narumichi anders. Dass seine Eltern sich eigentlich längst getrennt hätten, weil sie sich gar nicht mehr sahen oder begegneten. Man ging morgens wegen der langen Anreise frühzeitig los, kam spät oder gar nicht wieder, übernachtete gleich in Kapsel-Hotels oder anderen Einrichtungen, Wechselkleidung im Büro, Wellness, Duschen, Baden in entsprechenden Salons. Niemand musste mehr nach Hause fahren nur wegen des Kindes. Er konnte sich, wenn es Not tat, ja melden. Essen gab es in der Schule, die hatten dafür schließlich Spezialisierte, oder? Pädagogisches Fachpersonal verfügte über Expertise für Erziehung, richtig? Also, warum nach Hause kommen?! Da gab es nichts. Narumichi vermutete, dass es Bequemlichkeit und Gewohnheit waren, die einer Scheidung vorbeugten. Noch war die Ehe einfach nicht lästig genug oder finanziell vorteilhaft. Um ihn kümmerten sich Profis, also konnte man sich diese Last ersparen, und er hatte ja genug zu tun: Pauken. Montag bis Samstag in einer mittelguten Schule, was die Einstufung betraf, sonntags die Paukschule. Hobbys brauchte er nicht, Freunde, die kosteten bloß Zeit. Narumichi war nach dem Umzug und dem Wechsel in die Mittelstufe nicht richtig warm geworden, mit seinen Klassenkameraden. Nicht, dass gemobbt wurde, nein, dafür gab es strenge Regeln im Umgang, keine Aggression, keine Schimpfworte, keine Handgreiflichkeiten. Sie lernten wie die Papageien auswendig, dass Agitation eine unangebrachte Verhaltensweise war. "Ich werde mich immer höflich und zurückhaltend äußern. Ich werde keinen Streit suchen. Ich werde mich für meine Zukunft auf meine Studien konzentrieren." Also blieben sie alle artig und folgsam sachlich. Für Auseinandersetzungen gab es auch wenig Spielraum. Gleiche Uniform, gleiche Auswahl an Speisen, dazu vorgegeben eine maßgebliche Meinung. Aufregung ausgebremst, schließlich drohte quasi der gesellschaftliche Untergang, wenn man sich nicht an die Regeln hielt, dann bestand man keine Prüfung, fand keine Arbeit, kein Obdach, keine Nahrung, keine Existenz. Deshalb, befand Narumichi, bewegte er sich in einer Glaskugel, sicher und beschützt, in einem festen Mono-Gleis. Allein, abgetrennt, isoliert, in einer lähmenden Gleichförmigkeit des Alltags gefangen. #~* Es regnete. Narumichi erwog für einen Augenblick, sich einen Wegwerfschirm zu kaufen für den Weg bis zum Busbahnhof, doch dann, gänzlich unvermutet, verspürte er einen Funken von Rebellion. Was kümmerte es ihn, ob er nass wurde? Musste er denn einigermaßen trocken in den Bus steigen? Niemand erwartete ihn zu Hause, niemanden interessierte es, was er tat oder unterließ. Wie er sich auch entschied, es spielte nicht die geringste Rolle, heute war wie gestern, und morgen würde wie heute sein. Einförmige Tage wie perfekte Perlen an einer endlosen Kette. 88 Stück, vermutlich, oder war das schon Blasphemie? Narumichi streifte sich die genormte Henkeltasche über eine Schulter seiner Uniformjacke, trat in den Regen hinaus. #~* Ohne die festgesteckten Signets an seiner Uniformjacke hätte man ihn für viel jünger gehalten. Jedes Jahr kaufte man sie, gestanzt und emailliert, Jahrgang und Klasse. Für seine dreizehn Lebensjahre war Narumichi zu klein und zu schmächtig, er sah eher aus wie Zehn, als hätte er gerade erst in die Mittelstufe gewechselt. Die Kontrolluntersuchung hielt diese Defizite Jahr für Jahr fest, möglicherweise eine Auswirkung von Nikotin. Der Vater rauchte, wie alle Männer der Familie vor ihm. Vielleicht auch die eingeschränkte Ernährung während der Schwangerschaft? Seiner Mutter war es gar nicht gut gegangen, sie hatte längere Phasen am Tropf verbringen müssen. Eigentlich jedoch spielten die Umstände keine Rolle. Narumichi verfügte über einen Schülerausweis und eine Schulakte, dort waren die Fakten registriert, Geburtsdatum, Schuljahr, Klasse. Alles andere, was sein äußeres Erscheinungsbild betraf, tat nichts zur Sache, selbst wenn ihn Klassenkameraden um mehr als zwei Köpfe überragten. Zahlen logen nicht. Und schließlich entschieden Zahlen ja auch über ihre Zukunft! Testergebnisse, Prüfungsergebnisse, Zensuren, Riten... Solange man sich innerhalb der festgesteckten Zahlenkorridore bewegte, war nichts anderes von Bedeutung. #~* Narumichi stapfte durch den Regen. Die schweren Galoschen füllten sich schon mit Wasser. Alle trugen dies gleichen Schuhe, Slipper, zum Reinschlüpfen, aber steif und klobig, normierte Absätze, gerundete Spitzen, aus Kunstfaser, mattschwarz, ausgesprochen passend für die Existenz als hirnloses Herdentier. Ein Gedanke, den Narumichi nicht mal in der schwärzesten Stunde in der Einsamkeit der leeren Wohnung geflüstert hätte. Die unsichtbare Kugel schirmte ihn nicht von den Tropfen oder den aufkommenden Böen ab, aber von all den anderen Menschen, hastend, drängend, Schirme über Häuptern schwenkend. So viele Existenzen und doch kaum Interaktion, höchstens mal ein ungelenker Ausweichtanz, wenn jemand gegen den Strom der anderen Leute ankämpfte. Selbst wenn man sich touchierte, berührte man sich nicht. Kontakt war nicht erwünscht, deshalb gab es ihn nicht, also fand er nicht statt, selbst wenn es sich tatsächlich anders verhielt. Aber Physik musste sich den gesellschaftlich erforderlichen Normen unterordnen! Wahrnehmung und Wahrheit waren letztendlich Fragen der Perspektive, nicht der Fakten! Narumichi schlappte gesenkten Hauptes weiter. Warum sich beeilen? Nass war er ja schon. Den Bus verpassen? Es kamen noch andere. Das Türprotokoll würde ihn später als sonst registrieren. Aber prüfte das überhaupt noch jemand nach? Narumichi war sich nicht sicher, ob es seine Eltern kümmerte. Er müsste sich natürlich irgendwann schon einloggen, weil, daran glaubte er sich zu erinnern, sonst ein stiller Alarm ausgelöst wurde, Service der öffentlichen Ordnung. Das nächste Koban würde dann Beamte losschicken, die nachsahen, wo er sich befand wegen der Sperrstunden für Minderjährige, Rundumsorglospaket für die berufstätigen Eltern. Als er den Abfahrtspunkt erreichte, warteten dort schon Busse anderer Verbindungen, auf den Straßen staute es sich. Narumichi entschied spontan, weil dieser rebellische Funken keine Ruhe gab, bis zur nächsten Haltestelle zu laufen. Besser als Herumstehen in der böigen Wartehalle. #~* Zwischen der ersten und der zweiten Bushaltestelle sprach Narumichi jemand an, aus einer Limousine heraus, unauffällig, jedoch geräumig, keines der leichten Modelle, die preisgünstig eher an hochformatige Spielzeuge erinnerten. "Verzeihung, mein Junge, ob du mir wohl helfen kannst?", ein etwas fülliger Mann in mittleren Jahren, gepflegt, dreiteiliger Anzug. Narumichi trat höflich an das Seitenfenster heran. "Ich suche dieses Parkhaus hier, privat, unter einem Wohnblock?", der Fahrer auf der rechten Seite reichte ihm ein Mobilgerät, das das gleiche Bild des Bordcomputers präsentierte. Narumichi studierte die Anzeigen. In dem strömenden Regen, der Dunkelheit, den engen Wohnquartieren und Einbahnstraßen konnte man sich durchaus mal verirren, vor allem, wenn es sich nicht um Geschäftsgebäude handelte, die unübersehbar Leuchtreklame in die Nacht strahlten. "Ich weiß, wo das ist", setzte er an. "Wunderbar! Kannst du mich vielleicht lotsen? Wenn es dir nichts ausmacht?" Narumichi blinzelte Regentropfen aus seinen Wimpern. Natürlich wusste er, dass man NIE NIEMALS bei Fremden in den Wagen steigen sollte. Ein braver Junge hielt sich streng an die Regeln. Einerseits. Andererseits kümmerte es ohnehin niemanden, was er tat, man nahm seine Existenz lediglich zur Kenntnis, solange er sich im Mono-Gleis in seiner Glaskugel bewegte. "Selbstverständlich. Allerdings bin ich sehr nass", wies Narumichi höflich auf seine Situation hin. "Oh, mach dir darum keine Gedanken! Die Heizung läuft und ich habe auch eine Decke. Zieh einfach deine Jacke aus und leg sie mit deiner Tasche hinter den Sitz auf die Rückbank." #~* Es ging nicht schnell vorwärts, nachdem sein Gastgeber sich eingefädelt hatte. Der Bordcomputer verkündete Verkehrsnachrichten, die Heizung wärmte Narumichi rasch auf. Er entschlüpfte sogar den hinderlichen Galoschen. "Grässliches Wetter! Hätte mit dem Regen auch warten können, bis wir zu Hause sind, nicht wahr?", lachte der Mann neben ihm jovial. Narumichi lächelte, "ich habe auch nicht damit gerechnet, deshalb liegt mein Schirm auch zu Hause." "Dann wirst du sicher erwartet, hm? Willst du rasch anrufen?" Narumichi zupfte die leichte Decke zurecht, "nein, meine Eltern arbeiten beide. Bei dem Wetter werden sie wahrscheinlich nicht nach Hause kommen." Die Scheibenwischer kämpften gegen die Schlieren. "Das ist sicher einsam, hm? Oder hast du noch Geschwister?" "Ich bin Einzelkind", antwortete Narumichi höflich. "Ach, das ist gar nicht so schlimm, weißt du? Geschwister können manchmal sehr anstrengend sein", lachte der Mann neben ihm, "ah, magst du vielleicht ein Bonbon? Für den Hals? Bei dem Wetter kann man sich leicht verkühlen!", damit offerierte er aus seiner Westentasche eine kleine Schatulle. Es duftete würzig und ein wenig süßlich. "Vielen Dank", Narumichi pickte ein Exemplar heraus, schob es sich in den Mund. Es wäre sehr unhöflich gewesen, diese nette Geste auszuschlagen, auch wenn man von Fremden nichts annehmen sollte, aber dieser Mann hier suchte lediglich das Parkhaus in der Nähe seines Wohnblocks, erzählte ihm beiläufig etwas von seinem Hund und seinen Leibspeisen. Das war nett, so, als bestünde zwischen ihnen ein echter Kontakt, eine tatsächliche Verbindung. #~* Sie erreichten das Parkhaus nach einer Weile. Narumichi fühlte sich schläfrig, fast ein wenig benommen. Sollte er jetzt wirklich diesen warmen Kokon verlassen, im Regen den verbliebenen Heimweg antreten? "Es regnet wohl immer noch", stellte der Mann fest, löste die Gurte, beugte sich zu Narumichi, kämmte ihm Strähnen hinter die Ohren, "vielleicht solltest du dich noch ein wenig ausruhen und aufwärmen, hm? Die nassen Kleider sind auch gefährlich für deine Gesundheit." Narumichi blinzelte. Er registrierte durchaus, dass sein Sitz nach hinten gesenkt wurde, lautlos, geschmeidig, eines so luxuriösen Fahrzeugs würdig. Die Scheiben verdunkelten sich, was angenehm war, denn die Beleuchtung in der Parkbucht kam ihm grell vor. "Ich werde mich einfach ein bisschen um dich kümmern, hm? Als Dank für deine Hilfe." #~* Die Wärme tat gut. Alles fühlte sich so behaglich an, wie in eine Wolke gehüllt. Nichts schien wichtig oder eilig, kein Grund drängte sich auf, sich höflich zu verabschieden. Überhaupt den kleinen Finger zu rühren. Seltsam entrückt registrierte Narumichi, wie ihn sein Gastgeber entkleidete. Natürlich, auch Hosen und Hemd waren durchnässt worden, nicht nur die Uniformjacke. Berührt zu werden, das war angenehm. Niemand verlangte ihm eine Entscheidung ab, nein, der Mann über ihm kümmerte sich schlicht und einfach. Narumichi blinzelte. Es war in Ordnung, für einen Moment nur die Augen auszuruhen, richtig? Nur einen Augenblick... #~* Er konnte sich nicht erinnern, wahrscheinlich, weil er den Weg jeden Tag zurücklegte, ganz automatisch. Richtig? Jedenfalls war er nach Hause gekommen, später als sonst, wegen des Regens. Vermutlich hatte er sich Fieber zugezogen, deshalb blieb alles so vage. Narumichi ließ sich im Bad ausmessen, Gewicht, Körpergröße, dieses Mal mit Blutdruck, Körpertemperatur, Körperfett und Atemluft. Die Diagnose lautete auf fiebrige Erschöpfung und Magen-Darm-Probleme, was Narumichi etwas befremdlich anmutete. Doch die Diagnosesysteme irrten sich nicht, Punkt! Die Fürsorge-Applikation teilte der Schule und seinen Eltern mit, dass er zur Rekonvaleszenz einen Tag im Bett verbringen sollte. #~* Seltsam war, dass er seine Erinnerung einfach nicht greifen konnte. Narumichi glaubte schon, dass er sich nicht darin irrte, einem Mann den Weg gezeigt zu haben. Also, vermutlich ein Mann. Oder? Oder hatte er das nur geträumt? Würde er wirklich über die Regeln treten? Das Bulletin legte Fieber fest, deshalb konnte er sich auch täuschen. Wahrscheinlich, ja, wahrscheinlich brachte er gar nicht den Mut auf, das Mono-Gleis mal zu verlassen. Das sähe ihm auch gar nicht ähnlich, immerhin kannte er ja seine Aufgabe. Pauken. Und nichts weiter. #~* Narumichi kehrte von der Paukschule zurück. Er fragte sich, ob er es wagen sollte, von dem Taschengeld (oder eher Notfallgroschen) etwas abzuzweigen für diese tollen Kekse, von denen die anderen getuschelt hatten. Andererseits bekam er jeden Tag ausgewogene Mahlzeiten, richtig? Und hatte eigentlich gar keinen Bedarf. Appetit verleitete zu übermäßigem Konsum ungesunder oder schädlicher Nahrungsmittel, das hatte er ja artig gelernt (nachgesprochen und mit der Zeit heruntergeleiert). Trotzdem wäre es schon ganz nett. Obwohl er keine Kekse brauchte. Außerdem, wenn er sie kostete, wen kümmerte schon sein Urteil? Man konnte es tun oder lassen, völlig gleichgültig. Ausgenommen das Diagnosesystem. Wenn er es gedankenlos betätigte, würde er wahrscheinlich auf Diät gesetzt. Na ja, Narumichi seufzte innerlich, wachsen würde er wohl nicht! Er betrat den Wohnblock, wartete auf einen Aufzug. Als sich die Türen gerade hinter ihm schließen wollten, drängte sich ein Mann herein, wadenlanger Mantel, großes Fransentuch, Baseballkappe, Mundschutz und getönte Brille, attackierte die Rufleiste mit einem Schlag auf die Geschossebene drei Etagen über Narumichis. "Guten Abend", wisperte Narumichi, auf seine Galoschen blickend, so, wie man es ihm eingetrichtert hatte, höflich, aufmerksam, aber distanziert und zurückgenommen. Der Mann baute sich direkt neben ihm auf, streckte ihm, im Schutz seiner Gestalt, ein Mobilgerät direkt vor die Brust. Narumichi entwich ein Ächzen. #~* Kapitel 2 Das große Zimmer war vollgestopft mit Bildschirmen, offenen Regalen mit Geräten, die blinkten, Kabelstränge wucherten. Vor der Anrichte der Küchenzeile stand ein Bett. Darauf kauerte Narumichi, sah sich selbst, auf drei unterschiedlich großen Bildschirmen im Halbdunkel des Raumes. Nackt, unter einem Mann, von dem man höchstens die Rückseite sah, der ihn anfasste, ableckte, auf ihm abspritzte. Auf zwei weiteren Monitoren liefen, soweit er das identifizieren konnte, Pornos, nacktes Fleisch, Bewegungen, Geräuschkulisse. Narumichi zitterte. "Eingebaute Kameras. Geschnitten, ziemlich geschickt. Dein Gesicht sieht man ja nicht, aber... tada!", der Film stoppte, die Pornos liefen weiter, "da, deine Uniformjacke. Hat mich ein bisschen Zeit gekostet, ist ja nichts Besonderes. Aber dann, Zeit, Ort, man muss nur wissen, wie!", triumphierte der Mann, der ihn mit eisernem Arm um die Schultern in seine Wohnung gedrängt hatte. Er ließ die Aufnahme weiterlaufen, bis sie abbrach, baute sich vor Narumichi auf, zupfte die Maske unters Kinn. "So, und jetzt ist die Frage, wie's weitergeht", stellte er fest, "ganz schön blöd von dir, auf die alte Nummer reinzufallen, Süßer. Kannst niemandem die Schuld geben, ist ja wohl klar. Hast auch keinem was erzählt, richtig?" Narumichi starrte bloß hilflos nach oben. Er war zu betäubt, zu übermannt von der Erkenntnis, dass...! "Bist hübsch. Ist ne feine Belohnung ausgesetzt. Wenn ich dich melde, gibt's richtig viel Schotter!" Narumichi verstand nicht. Er kam halb in die Höhe, wollte einfach gehen, weil all das hier zu absurd... "Hiergeblieben!", stieß ihn der Mann zurück aufs Bett, "mach mir keine Scherereien, sonst muss ich dich anbinden, klar?" "...bitte, ich möchte bitte gehen", wisperte Narumichi konfus. Das hier war surreal, konnte nur ein schlechter Traum sein. "Du gehst nirgendwo hin, bis ich das Geschäftliche geklärt habe", verkündete der Mann unbeeindruckt, schälte sich aus Mantel und Fransentuch, warf die Baseballkappe achtlos in ein Regal, "los, zieh dich aus." Narumichi starrte ihn an. "Los doch! Ich muss schließlich beweisen, dass ich dich aufgestöbert habe." Weil Narumichi sich nicht rührte, einfach nicht begriff, packte ihn der Mann vorne am Hemdkragen, zerrte ihn auf die Füße. "Du kapierst wohl nicht, was los ist, wie?! Also, entweder machst du dich jetzt nackig, oder ich tue es, klar?! Ich werd dich bestimmt nicht wie ne Prinzessin auf der Erbse behandeln!" #~* Man hatte ihm nicht beigebracht, sich zu widersetzen, zu widersprechen, deshalb wusste Narumichi nicht recht, wie er Gegenwehr leisten sollte. Er war an Gehorsam gewöhnt worden, tun, was einem aufgetragen wurde, Autorität, Seniorität nicht zu hinterfragen. Deshalb lag er nun auch nackt rücklings auf dem Bett vor der Anrichte, während der Mann Kameras justierte, auf den Bildschirmen kontrollierte, ihn dirigierte. "So, die Arme locker über den Kopf. Bein leicht anstellen, nein, das andere, perfekt! Passt genau!", stellte er fest, verglich ein Standbild aus dem kurzen Film mit Narumichis aktueller Pose, während die Pornos weiterliefen, eine unterdrückte, aber doch monotone Geräuschkulisse absonderten, "gut, das hätten wir. War schon einer in dir drin?" Narumichi blinzelte. Er begriff nicht, aber er schlang hastig die Arme vor die Brust, als der Mann über ihm aufragte, zwischen seine brav gespreizten Schenkel mit der flachen Hand klopfte. "Hat dich schon mal einer gefickt?!", ein ungeduldiges Schnalzen später wandte sich der Mann halb ab, angelte eine Fernbedienung, so winzig, dass sie in seiner Hand verschwand. Auf einem der Bildschirme wechselte das Programm, winzige Listeneinträge, eine Zeile andersfarbig unterlegt, andere Filmsequenzen, wieder ein Porno, nacktes Fleisch, Dynamik. Narumichi identifizierte Körperpartien, spürte, wie ihm das Blut förmlich aus dem Gesicht wich. "Also?!" Er schüttelte vorsichtig den Kopf. "Gut. Hoffentlich lügst du nicht! Aber egal, wenn du eng genug bist, wird es schon gehen. Bringt vielleicht einen Bonus", damit kehrte ihm der Mann den Rücken zu, bearbeitete Tastaturen, wechselte zwischen Monitoren hin und her, denen, die keine Filme abspielten. Wagemutig setzte Narumichi sich auf, schlang die Arme um die angezogenen Beine. "Wenn du kotzen oder pissen musst, der Lokus ist neben der Tür", der Mann drehte sich nicht mal zu ihm um. Narumichi entfaltete sich verstohlen, erhob sich wacklig. Er schob die Tür zu einem winzigen, fensterlosen Gelass auf, Toilette mit Waschbecken-Spülkasten. Ihm war nicht nach Erbrechen, aber der Drang abzuschlagen, meldete sich. Was tun? Weglaufen? Seine Kleider befanden sich im großen Raum, außerdem wusste der Mann offenkundig, wo er wohnte, welche Schule er besuchte. Flucht war somit zwecklos. Hilfe....Hilfe wäre nötig. Aber. Um Unterstützung zu finden, bei wem auch immer, müsste man, müsste ER die Situation erklären, dabei verstand er selbst seine Lage nicht mal richtig. Narumichi wusch sich folgsam die Hände, trocknete sie ab. Zögerlich betrat er wieder den großen Raum. Auf sein Eintreten reagierte der Mann nicht. Narumichi versuchte also zu verstehen, was sich auf den Monitoren tat, denen mit rasch abspulenden, kurzen Zeileneinträgen, doch ihm erschloss sich deren Bedeutung nicht. "Entschuldigung, was passiert jetzt?", wagte er sich schließlich aus der Deckung. "Die Auktion läuft noch." Das erklärte Narumichi gar nichts, "Auktion...?" Der Mann angelte, in einem großen Bürodrehstuhl residierend, nach einem Riegel, zerrte die Verpackung auf halbe Höhe und biss ein Stück ab, kaute vollmundig. "Zuerst mal", er schluckte, schmatzte kurz, "prüfen sie die Beweise. Man kann ja dein Gesicht nicht sehen, also, Übereinstimmung Körper, dann beginnen die Gebote." "Gebote...für?" "Name, Anschrift, gewöhnlicher Aufenthaltsort." Narumichi starrte auf die Rückseite des gewaltigen Bürodrehstuhls, "...meine...meine Adresse?" "Wessen denn sonst? Steh da nicht rum, setz dich. Ich mag's nicht, wenn man mir auf den Buckel glotzt", wobei es keinen solchen zu bemerken gab. Narumichi kauerte sich mangels Alternativen wieder auf das Bett, "Verzeihung, ich verstehe nicht...?" Nun drehte sich der Mann zu ihm herum. "Bist du so schwer von Begriff?! Der höchste Bieter da", er deutete auf einen Bildschirm mit raschen Zeileneinträgen, "bekommt von mir DEINE Adresse und Kontaktinformationen, dann kann er dich auflesen und seinen Spaß haben. Ist doch wohl logisch, oder?!" Narumichi starrte in das fremde Männergesicht, umschattete Augenpartien, markante Augenbrauen, gerade, schmale Nase, dünne Lippen, etwas spitzes Kinn, Bartschatten. Niemand, den er je zuvor zu Kenntnis genommen hatte. "Das-das kann aber nicht erlaubt sein", stellte Narumichi mit dünner Stimme tapfer eine Behauptung auf. Der Mann vor ihm lachte, "jemandem deine Adresse sagen? Wieso sollte das nicht erlaubt sein?" "Ich-ich meine", stammelte Narumichi hilflos. Unversehens schoss der Mann vor, packte ihn an einem Arm, zerrte ihn zu sich heran, "jetzt hör mal aufmerksam zu, du kleiner Trottel! DU bist zu einem Fremden ins Auto geklettert. DU hast dich, wie man ausführlich sehen kann, von ihm vernaschen lassen. Und DU wirst genau tun, was man dir sagt, verstanden?! Sonst erfahren nämlich alle von diesen Bildern da! Dann fliegst du von der Schule, deine Eltern werden arbeitslos, eure Wohnung wird gekündigt. Hast du JETZT kapiert, was Sache ist?!" Narumichi zitterte in dem hartem Griff um seinen Oberarm. "Ich-ich wollte das nicht", stotterte er verschreckt. "Interessiert keine Sau!", abrupt wurde er zurück aufs Bett gestoßen, konnte sich gerade noch abfangen, "die Leute glauben immer, was sie sehen. Das da SEHEN sie dann, oder eben nicht, und alles ist hübsch weiter in Ordnung. Dafür wirst du schön brav die Beine breit machen, wenn einer kommt und das fordert." Der Mann wandte sich von ihm ab, nahm einen weiteren Bissen vom Riegel, kaute gründlich an der zähen Konsistenz. "Kann-kann man es denn nicht vergessen?", piepste Narumichi kläglich. Er zweifelte keinen Wimpernschlag an der Wahrheit der ihm geschilderten Konsequenzen. "Du spinnst wohl?", versetzte der Mann ohne besonderen Elan oder Gehässigkeit, "was glaubst du, wie oft dein Video schon abgerufen und gespielt wurde? Wie viele Typen sich dabei einen runtergeholt haben? Jeder, der auf kleine Jungs steht und das nötige Kleingeld hat, wird hier mitbieten.'Vergessen'?! Du bist ja wirklich naiv!" Erneut kauerte Narumichi sich zusammen, umklammerte seine angezogenen Beine. Er presste die Stirn auf seine Kniescheiben und kniff die Augen zu, nicht, dass das half. Eine Weile hörte er nur gedämpft die Akustik der Pornos, dann, unerwartet, knurrte der Mann vor sich hin, "jammer bloß nicht rum. Du hast dich reingeritten und jetzt sind das eben die Konsequenzen." Zumindest so weit konnte Narumichi nicht widersprechen. Ja, ER hatte die Regeln übertreten, doch er wollte ja nicht, dass-dass alles kaputt ging, von jetzt auf gleich aus dem Mono-Gleis geriet, er ins Bodenlose stürzte! Und mit ihm seine Eltern....und vielleicht noch andere... Gab es keine Alternative? Vielleicht Geld? Narumichi hob den Kopf, blinzelte das Wasser aus den Augenwinkeln, "wie-wie viel Geld ist denn nötig?" Um sich freizukaufen. Wenn es um eine Versteigerung ging, konnte man ja das letzte Gebot überbieten, richtig? Der Mann grunzte humorlos auf, "viel mehr, als du Taschengeld bekommst, Schnuckel. Auch mehr, als deine Eltern zusammenkratzen können." Er schnaubte, drehte sich halb im Bürosessel zu Narumichi um, "komm mal her." Narumichi klappte die Beine herunter und tappte zögernd näher. Mit dem spitzen Kinn wies der Mann nach oben, auf einen Monitor. Statt des Pornos wechselten dort Einzelbilder, posierende Jugendliche. Ziemlich junge...männliche... "Hübsche Jungs zu bumsen ist angesagt, verboten, aber wo kein Kläger, da kein Richter. Je hübscher, je jünger aussehend, umso höher der Preis. Angebot und Nachfrage, marktwirtschaftliches Prinzip." Narumichi zitterte. Passte er denn wirklich in dieses Schema? Das war scheußlich! Sein Magen krampfte sich zusammen, leider nicht geräuschlos. Der Mann brummte, hielt ihm den angebissenen Riegel hin, "da, beiß ab." Die markanten Augenbrauen drohten gewittrig, weil Narumichi zögerte. Nervös leistete er hastig der Aufforderung Folge, klebriges Karamell, krümelige Keksschicht, Schokolade, Erdnussbutter... Narumichi hatte Mühe, die zähe Masse zu zerkauen. "Das läuft wie bei deinem ersten Regelverstoß", erläuterte ihm der Mann ungerührt, "wahrscheinlich aus einem Auto heraus. Oder ein Passant. Kurze Ansprache, zeigt dir den Film und du gehst brav mit. Wirst dich schon dran gewöhnen. Manche geben sogar Taschengeld, ist ja auch nicht zu verachten. Wenn du Glück hast, wächst du schnell. Na ja, manche reichen dich weiter, aber das muss ja nicht so kommen." Narumichi gruselte es so sehr, dass sich ihm alle Haare am Körper aufstellten. Er umklammerte seinen Oberkörper, unterdrückte ein Zähneklappern. Welchen Ausweg gab es denn jetzt?! Wenn es verboten war, könnte er ja zur Polizei...?! Aber ER hatte ja zuerst gegen die Regeln.... "Gibt-gibt es denn keine andere Möglichkeit? Wenn-wenn ich das Geld in Raten...?" Der Mann lachte, "wie denn, von deinem mickrigen Taschengeld?! Oder willst du für mich arbeiten, jeden Tag, hm?" "Das-das ginge?", platzte Narumichi hoffnungsvoll heraus. Der Mann drehte sich nun schwungvoll zu ihm herum, studierte ihn amüsiert, "Junge, du bist so naiv! Was denkst du denn, was du tun müsstest, hm? So lange, wie du arbeiten müsstest, gäbe es MILLIONEN Bilder von dir! Ich würde dich natürlich auch ficken, ist ja klar." #~* Narumichi kauerte auf dem Bett, ein kompaktes Paket. Die Auktion lief noch, aber er musste eine Entscheidung treffen. Man konnte sie beenden, durch einen "Weißen Ritter". Wenn der dem "Anbieter" ein Angebot unterbreitete, das alles ausschlug, dann konnte der Anbieter Schluss machen, die Informationen nicht dem Meistbietenden (bis zu diesem Moment) verhökern. Was tun? Narumichi war, mit Blick auf einen Bildschirm, durchaus klar geworden, dass er diese Mittel nicht auftreiben konnte. Empörung über diesen Sexsklavenhandel (das Wort hatte ihm der Mann nonchalant beigebracht) half auch nicht. Hilfe konnte er nicht erwarten. Also, sollte er darauf hoffen, dass der Unbekannte sich rasch mit ihm langweilte? Oder....oder... Narumichi ballte die Fäuste, atmete tief durch. Er konnte nicht mehr zurück, nie wieder. Das hatte er nun akzeptiert. Er erhob sich zittrig, zwang sich förmlich zur Tapferkeit, "ich möchte für Sie arbeiten. Bitte." #~* Die Auktion war eingefroren, das gerade höchste Gebot schwindelerregend. "Du wirst so lange arbeiten, bis diese Summe erreicht ist. Weil ich großzügig bin, verlange ich keinen Abzug von Provision. Was wir verdienen, geht von der Summe ohne Abzüge runter. Dafür ficke ich dich, wenn mir danach ist." Narumichi schluckte schwer, verbeugte sich dann förmlich, wie man es ihm eingetrichtert hatte, "vielen Dank." Als er sich aufrichtete, packte ihn der Mann unerwartet an der Kehle, "denk nich, dass du ausbiegen kannst, klar?!" Ohne viel Bewegungsspielraum hatte Narumichi Mühe, den Kopf zu schütteln, "ich-ich werde nicht ausbiegen." Der Mann hielt ihn noch einen sehr langen Augenblick erstickend umklammert, dann gab er ihn frei, "nach der Schule, jeden Tag, kommst du hierher. Und kein Wort zu niemandem. Jetzt pack deinen Kram und geh runter, Naru." #~* Narumichi wusste, dass es nichts half, sich das Hirn zu zermartern. An den Mann im Video konnte er sich einfach nicht erinnern! Deshalb musste wohl jeder glauben, dass er-dass er ES gewollt hatte, ohne Anzeichen von Gegenwehr. Also.... Also. Verstörender Weise verlief der nächste Tag so wie immer. Er sah niemanden, als er das Haus verließ, niemand schenkte ihm besondere Beachtung im Bus, auf dem Weg, in der Schule. Keiner starrte ihn an, erkannte das Ausmaß seiner Verwerflichkeit, identifizierte ihn als Auszustoßenden, als Regelverletzer, als verdorben bis ins Mark. Alles fühlte sich so monoton wie immer an. Die gleichen Leute, das gleiche Essen, die ewige Paukerei. Im Bus nach Hause überkam Narumichi dennoch Nervosität. Was erwartete der Mann von ihm? Was musste er GENAU tun? Es kostete ihn große Beherrschung, drei Stockwerke höher als gewohnt zu fahren. Er atmete tief durch. An der Tür nur eine Nummer, kein Namensschild. Bevor er die Klingel drücken könnte, schnappte das Türschloss auf. Videoüberwachung, aha. Narumichi schlüpfte erst herein, dann aus den Galoschen. "Verzeihung, ich komme herein?", machte er auf sich aufmerksam. "Häng deine Klamotten auf den Bügel hinter der Tür. Mach dich nackig und komm her." #~* Wahrscheinlich waren es die vielen Rechner, sie wärmten den großen Raum auf. Die am Vortag bereits bemerkte Atmosphäre herrschte, Semi-Dunkelheit, zwei Pornos gleichzeitig, andere Inhalte auf weiteren Bildschirmen. Narumichi fragte sich, welchem Beruf der Mann nachging. "Wann hast du das letzte Mal abgespritzt?" Zögerlich wrang Narumichi die Hände, "ich-ich mache das eigentlich nicht?" Der Mann, in Boxershorts und ein altes T-Shirt gekleidet, schraubte sich aus seinem gewaltigen Bürosessel hoch, "na schön, was soll's. Ab heute wirst du die Hände bei dir lassen, klar? Dein Körper gehört jetzt mir." #~* Er fertigte pornographische Aufnahmen an. Narumichi, der mit dieser Realität vor zwei Tagen noch nie in Kontakt gekommen war, verstand gar nichts, vermutete jedoch nervös, dass seine Unkenntnis ihm viele Standpauken eintragen würde. Zu seiner Verwunderung verlor der Mann darüber keine Worte. Sie mussten effizient und rasch arbeiten, schneller sein als die Konkurrenz, Trends erkennen. Außerdem hatte er, Narumichi, ja keine Ahnung, deshalb fingen sie bei Adam und, nun ja, den Kameras an! In keiner Aufnahme würde man sein Gesicht sehen, klare Sache, darum ging es ja auch gar nicht, ob Narumichi das nun verstand oder nicht. Erstmal nackt posieren, wie die Vorbilder aus den Pornos, mit Accessoires, dann wurde der Mann handgreiflich, damit Narumichi auf sich selbst abspritzte. Filmte, kontrollierte die Aufnahmen, passte mal etwas an... Beinahe wäre sich Narumichi wie ein Model vorgekommen, zumindest dem, was er glaubte, dass diese zu tun hätten. Würde das jetzt jeden Tag so gehen? Ohne dass er diese Frage laut stellte, antwortete der Mann ihm kauend, dabei schmatzend, "Pff! Bist zwar hübsch, aber das ist bloß Kleingeld. Nee, Naru-Schnuckel, wir fangen gerade erst an!" Narumichi, der sich eilig den eigenen Erguss vom Leib wischte, zerknitterte nervös das Papiertuch. "Verzeihung, wie-wie soll ich Sie ansprechen?", denn er kannte ja nicht mal den Namen des Mannes, mit dem er jetzt jeden Abend bis in die Nacht verbringen würde! Ihm wurde erneut ein angebissener Riegel hingehalten. Narumichi nagte aus Höflichkeit eine weitere Ecke ab. "Tja, mein Herr und Gebieter würd's treffen, ist aber zu lang", grinste der Mann, rieb sich den Bartschatten, "Hasane. Hasane reicht." Damit wandte er sich von Narumichi ab, wieder auf seine Schreibtischlandschaft konzentriert. Narumichi verbeugte sich knapp, huschte dann zur Tür, um sich anzukleiden und drei Stockwerke tiefer in die abgestandene Luft der leeren Wohnung einzutreten. #~* Es war keineswegs eine Übertreibung, dass sein Körper nun Hasane gehörte, respektive bis zum Hals. Jeden Tag inspizierte Hasane ihn aufmerksam, ob sich etwa Zeichen einer einsetzenden Pubertät fanden, weil das sein "Image" zerstörte. Narumichi musste wie ein Grundschüler erscheinen, ohne merkliche Körperbehaarung, zart, milchweiße Haut ohne Bräunungsstreifen, rosige Brustwarzen. Jeden Tag erprobte Hasane an ihm andere Verkleidungen, Tangas mit Kunstfell, falsche Tierschwänze, -pfoten, kurze Schulhosen und durchschimmernde Hemden, kindliche Pyjamas und Plüschoveralls, Matrosenanzüge, aber auch Schürzchen, seltsame Konstruktionen aus Schleifen, Bändern und Schnüren, eng sitzende Trikothosen aus glänzendem Material. Ganz zu schweigen von Farben und diversen Lebensmitteln. Alles Dekoration. Dazu waren Choreographien zu erlernen für die kurzen Videosequenzen. Allerdings stellte das lediglich den Einstieg dar, wie ihm Hasane nach zwei Wochen energisch mitteilte, bloße Spielerei, brachte ja auch nicht allzu viel ein, was er Narumichi nachdrücklich demonstrierte. Narumichi verzichtete auf eine Hochrechnung, wie lange er wohl...! Die Pornos, die Hasane ihm vorführte, zeigten ihm ja schließlich die Richtung. Die äußere Deko konnte ihn kaum noch schrecken. Aber die anderen Artikel.... "Ich bin ja kein Arsch", verkündete Hasane, der sich erstaunlicherweise mal rasiert hatte, "wir fangen also klein an. Schmale Dildos, Vibratoren, Stöpsel. Du gewöhnst dich schnell dran, keine große Sache." Narumichi hegte Zweifel. Andererseits, in den Pornos, die Hasane ihm zeigte, schien ES nicht allzu unangenehm zu sein. Allerdings musste er sich ja auch auf die Choreographie konzentrieren! "Halt! Kopf tiefer, Hintern höher! Nee, rutsch näher heran, sonst krieg ich den Finger nicht tief genug rein!", Hasane studierte die Aufnahmen, dirigierte ihn, nicht nur mit dem erwähnten Finger, der Narumichi quälte, weil, irgendwie, war das alles sehr verboten. Schmutzig, verdorben. Und ihm wurde heiß, die kauernde Haltung war unbequem und ... "Okay, das reicht. Da müssen wir noch erheblich dran arbeiten! Na gut, jetzt bin ich dran. Leg dich auf den Rücken, Kissen unter den Kopf! Nee, nimm das da." Narumichi leistete Folge, ächzte erleichtert, seine verspannten Glieder ausstrecken zu können. Hasane neben ihm streifte sich die Hosen ab, kontrollierte, unten ohne, die unterschiedlichen Kameraaugen, setzte sich rittlings über Narumichis Kopf. "So, Beine gespreizt aufstellen, stopp! Deine Hände bleiben von deinem Schwanz weg, klar?! So, jetzt fängst du an, meinen Schwanz zu lecken. Auf den Winkel achten, sonst kann man dein Gesicht erkennen!" Narumichi blickte entgeistert zu Hasane hoch. #~* Kapitel 3 Nichts war einfach, aber... Aber Hasane hatte ihn nicht angelogen. Nach einer Weile gewöhnte man sich daran, und es kam mehr Geld rein. Je aufreizender, je expliziter, umso teurer. Narumichi lernte, ganz anders als zuvor, aber er begriff auch, dass er nicht vollends die Kontrolle ausübte, weil sein Körper hin und wieder einen eigenen Willen offenbarte. Erstaunlich bloß, dass niemand es ihm ansah, die Verdorbenheit. Den Regelübertreter. Alles wirkte ganz normal, eintönig. Bis zum Abend, wenn er sich an der Tür nackt ausgezogen hatte und in den großen Raum trat. Manchmal lagen auf dem Bett schon die Kostüme und Accessoires, manchmal schickte Hasane ihn auch in das kleine Badezimmer. Die wenigsten Dinge waren originär Sex-Artikel, das Meiste fand sich in Billigläden oder über Second-Hand-Plattformen, für Kinderkleidung zum Beispiel. Man durfte gar nicht darüber nachdenken! Narumichi fragte sich, ob es Hasane auch 'antörnte', kleine Jungs zu sehen. Wenn der ihm Beispiele vorführte, waren es meist Pornos mit Erwachsenen. Offenkundig jedoch brachten die nicht so viel ein. Hatte Hasane schon früher andere hier abgelichtet? Narumichi ertappte sich dabei, immer mehr Fragen zu stellen, nicht laut, selbstredend, aber er konnte Hasane nicht einfach so annehmen, wie der sich ihm präsentierte. Vielleicht... Vielleicht, weil er sich in seiner Gegenwart nicht wie in der Glaskugel vorkam. Andererseits konnte er sich auch mal wieder täuschen. Seinem Urteilsvermögen war ja nicht zu trauen! Möglicherweise empfand Hasane rein gar nichts für ihn, war er nichts weiter als eine Einnahmequelle, selbst wenn er ihn darauf trainierte, ihm einen zu blasen! #~* "Und...gut!" Narumichi keuchte, wischte sich fahrig über die Augen. Der schmale Vibrator in seinem After schmerzte zwar nicht, war ihm aber auch nicht sonderlich angenehm. Trotzdem hatte er sich in zuckenden, windenden Bewegungen unter der Kamera auf sich selbst ergossen. "Hmmm, sieh mal an, hier wird mir ne Menge geboten, um dich durchficken zu können." Narumichi drehte sich auf die Seite, zog ein Bein an, so käme er leichter an das pulsierende Gerät. "Hasane, ich schaff das noch nicht", bekannte Narumichi, kam auf die Knie. Wieso klemmte....autsch! "Was du nicht sagst! He, doch nicht so! Meine Güte, man denkt, du hättest noch nie nen Haufen abgedrückt! Nein, lass das, leg dich hin!", Hasane knurrte, weil er seinen Sitzplatz temporär aufgeben musste, drückte Narumichis Beine angewinkelt hoch. "Hände hier, Kniekehlen festhalten. Nicht anspannen! Hab ich gesagt, du sollst die Luft anhalten?! Los, schnaufen! So, da, siehst du? So macht man das!" Narumichi ließ erleichtert seine Beine los, keuchte. "Gott, wenn dich einer ficken wollte, müsste er nen Streichholz-Schniedel haben", stellte Hasane unverblümt fest. "Entschuldigung", murmelte Narumichi, der sich durchaus unzulänglich vorkam, denn eigentlich, laut Hasanes Businessplan, müssten sie schon viel weiter sein! "Hier, Popo abwischen. Sau nicht die Laken ein, hab keine Lust, noch runter zum Münzwäscher zu gehen." Narumichi leistete der groben Aufforderung Folge. Hasane kaute unterdessen mal wieder einen zähen Riegelbrocken, "na ja, nich übel. Abspritzen klappt gut, hast genug Tinte auf m Füller." Das klang beinahe nach einem Lob. "Ich werde mir Mühe geben", versprach Narumichi, musste, wie meistens, ein Stück Riegel abbeißen. "Das will ich dir auch raten! Ich bin ziemlich nachsichtig mit dir, klar? Woanders würde es keine Sau kümmern, was mit deinem Arsch ist." Narumichi zog kläglich die Schultern hoch. Unvermittelt wurde er auf einen Oberschenkel gezogen, "da, sieh dir das an. Das ist gerade angesagt, klar? Wenigstens bis dahin müssen wir es schaffen." Narumichi nickte folgsam, "ist-ist es für Frauen leichter?" Hasane malmte neben ihm den letzten Rest Riegel, "in den Arsch? Glaube kaum. Muschi, das ist was anderes, die ist schon so ausgelegt.Und ich will hier kein Rumgeheule hören, weil du n Kerl bist, klar? Gerade DESHALB geben die Typen so viel Schotter aus." Narumichi unterdrückte einen Seufzer und nickte noch mal artig. "Los jetzt", schob ihn Hasane von sich, "zieh dich an und schieb ab. Morgen nehmen wir den anderen Vibrator." Nicht gerade die Aussicht, die Narumichi erfreute. #~* Es war wirklich nicht leicht nachzuvollziehen, ein wenig wie Halloween oder Karneval. Theater, mit sehr viel weniger Stoff. Material zumindest. Narumichi begriff nicht, warum das erotisch wirken sollte, was er darbot. Andererseits konnte er sich keine Kritik leisten, nicht, wenn man bloß den dünnsten Dildo rektal einführen konnte! "Es tut mir leid", entschuldigte er sich zerknirscht, auf dem Bett kauernd, bei Hasane. "Da! Putz dir die Nase", ein Papiertuchspender drängte sich in seine verklebte Sicht. Narumichi griff zu und trompetete sehr gedämpft. "Wir müssen an deiner Einstellung arbeiten. Du nimmst das hier nicht ernst, so viel ist sicher." Erschrocken blickte Narumichi auf. "...!" Bevor er jedoch hastig Beteuerungen ausstoßen konnte, gebot Hasane ihm Schweigen, "ich meine, du kapierst es einfach nicht. Die Unschuldsnummer zieht zwar, weil die Typen GENAU darauf abfahren, aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt! Komm mal her", wurde Narumichi zu einer weiteren Lektion auf einen nackten Oberschenkel beordert, mit dem spitzen Kinn auf einen Monitor hingewiesen, "und? Macht dich das geil?" Was Narumichi erkannte, war übermäßig viel nacktes Fleisch, kopulierende Personen. Nach so vielen Lektionen bei Hasane wirkte es eher, nun ja, eintönig, nicht anziehend oder erstrebenswert. Hasane seufzte geplagt, "also, der normale Typ wird verlässlich rattig, okay? Über die Augen direkt an den Schwanz, einfache Kommunikationslinie. Und warum? Weil er sich vorstellt, ER werde der Typ an dem Schwanz dort, klar? So, und jetzt kommt die Transferleistung, Mittelschüler! Was wollen die Typen sein, die dich beglotzen?" Narumichi zögerte, "die-die Typen an ihrem Schwanz?" Nach einem kurzen Augenblick prustete Hasane los, "ehrlich, Naru-Schnuckel, ist DAS das Ergebnis deiner glorreichen Schulbildung?!" Verlegen und beschämt senkte Narumichi den Kopf. Zugegeben, es klang doch eher dumm. "Also", Hasane biss einen Riegel an, "erst mal SIND sie die Typen hinter dem Schwanz, und bis zu einem Schwanz in deinem Arsch haben wir's noch nicht geschafft, also müssen wir sie dazu bringen, sich vorzustellen, sie könnten dich ficken. Folglich musst du es WOLLEN, klar? Du musst einen fetten, harten Schwanz in dir WOLLEN." Mit der Beschreibung konnte Narumichi einen Schauder nicht verbergen. "Da, beiß ab", nötigte ihm Hasane einen Teil des klebrigen Riegels auf, "na schön, gehen wir's mal anders an. Was macht dich geil? Was stellst du dir dabei vor?" Narumichi blickte in die umschatteten, dunklen Augen unter den markanten Augenbrauen. Er konnte diese Frage nicht beantworten, weil diese Situation nicht vorkam. "Scheiße, wer hätte das gedacht?!", beklagte sich Hasane ungnädig. "Entschuldigung", wisperte Narumichi, leckte sich verstohlen die Mundwinkel wegen des hartnäckig klebrigen Riegels. Hasane schnaubte vernehmlich. "Okay, okay. Anderer Einfall. Was willst du unbedingt mal haben? Was wünschst du dir total innig?" Nun umklammerte Narumichi den eigenen Oberkörper, "ich glaube nicht..." "Oh. Mann", ätzte Hasane, "gibt es nicht IRGENDWAS, was du gerne haben willst?! Klamotten? Oder was zu essen?! IRGENDWAS?" Aber Narumichi kam einfach nichts in den Sinn. Außerdem hatte er ja auch nichts zu wollen, weil das sein Lernpensum torpedierte! Hasane kaute grimmig auf dem Riegel herum, schluckte wiederholt, "ehrlich, DU bist ne mittlere Katastrophe! Bist wahrscheinlich ein Musterschüler, hm? Total gehirngewaschen." So gut schnitt Narumichi nicht ab, doch er hielt es für unangebracht, dies korrigierend zur Sprache zu bringen. "Also", das klebrige Riegelpapier wurde zerknüllt, "Grundkonzept ist, dass die Leute, die DEINE Schuld hier auslösen, was wollen, sich geil fühlen nämlich. Dafür müssen sie angemacht werden, und um sie anzumachen, müssen wir bestimmte Reize ansprechen, weil Augen-Schwanz-Kommunikationslinie eben was für Glotzer ist, verstanden? Optische Reize! Mit deiner Unschuldsbengelnummer kommen wir an unsere Grenzen, darum trainieren wir jetzt, wie du ficklustig rüberkommst." #~* Narumichi konnte, mit diesen Erläuterungen versorgt, das Konzept nachvollziehen, in groben Zügen, wegen des Angebot-Nachfrage-Schemas. Bloß ließ er wohl als "Angebot" gerade Einiges zu wünschen übrig. Aber wie...?! Wie sollte er WOLLEN, dass...na ja! Schon Hasanes Unterricht zu Oral-Sex gefiel ihm nicht sonderlich, dass der erklärte, es sei eben kein "Zuckerschlecken", machte es nicht besser. Die Sex-Spielzeuge waren jedenfalls nicht geeignet, bei und in ihm Begeisterung auszulösen. "Na schön. Also, Hände immer weg vom Mikro, klar? NIE meinen Namen sagen! Nie! Ansonsten kannst du stöhnen, ächzen, lechzen wie du willst." Narumichi, brav auf einem unifarbenen Strandlaken ausgestreckt, nickte vorsichtig. Das Mikrophon am Kopf störte ihn nicht, andererseits begriff er nicht ganz... Aber das schien auch nicht vonnöten. Für dieses Video nämlich hatte Hasane entschieden, besondere Saiten aufzuziehen: babyblaues, mit silbernem Glitter durchsetztes Massagegel! #~* Narumichi wagte nicht, den Arm von den Augen zu heben. Er fühlte sich atemlos, unglaublich erhitzt und...verdorben. Weil sein Körper sich ganz ungezogen verhalten hatte! "Prima geworden!", Hasane, die Hände bereits abgewischt, studierte die Sequenzen, "so, Naru-Schnuckel, und DAS musst du dir merken, wie gelöst du dich jetzt fühlst. Die Wirkung kann auch ein gut geölter Schwanz beim Ficken haben. Also, DAS willst du, klar?!" Narumichi unterdrückte ein Winseln. "...verstanden", wisperte er, vom Mikrophon ungehörig verstärkt. Gewisse Zweifel blieben ihm dennoch. #~* Das schlichte, aber durchscheinende Hemd wirkte ein bisschen albern. Normale Menschen bedeckten ja wohl eher den Unterleib! Narumichi wagte jedoch keine Kritik, denn Hasane erläuterte ihm konzentriert die Funktionsweise des Vibrators. Der konnte auch ferngesteuert werden, aber besser sah es natürlich manuell aus. "Gut, leg dich hin, Kissen, so! Also, nicht ans Mikro langen, verstanden? Nicht die Beine zusammen, sonst sieht die Kamera nichts. Der Kitzler kommt unten rein, dein Schwanz kuschelt mit dem Dildo. Abspritzen nur über die Vibrationen, verstanden? Keine Handarbeit. Hoher Bogen wäre prima. So, mach dich ran." Narumichi kniff die Augen zusammen und wünschte, er hätte sich gut genug mit Gleitgel vorbereitet, betete, er könnte sich selbst davon überzeugen, den "Kitzler" in sich zu wollen! #~* Im ersten Anlauf klappte so gar nichts richtig. Narumichi schliefen fast die Arme ein, weil er sich so strecken musste, er verkrampfte sich deshalb, die Beine rückten zusammen... Hasane grummelte. Mehr Kissen, halb aufgerichtet, durchschimmernde Zahnseide um beide Fußgelenke, an die Stützen des Betts gebunden, um Narumichi daran zu erinnern, dass die Beine OFFEN bleiben mussten! Der zweite Anlauf klappte beinahe, bis Narumichi der Vibrator entglitt und vom Bett kugelte. Hasane schnaubte. "Es tut mir leid! Ich versuche..." "Stopp! Sonst reißt du noch das Bett um!", verhinderte Hasane weitere Kalamitäten, denn Narumichi war angebunden, aber gleichzeitig auch bestrebt, das Arbeitswerkzeug wieder zu bergen. Geknickt zog Narumichi den Kopf ein, während Hasane hörbar einen Riegel zerkaute. "...okay. Okay, wir machen's anders." #~* Narumichi zitterte leicht. "Entspann dich, okay?", knurrte Hasane hinter ihm, gegen die Kissen gelehnt, "schließlich bleibt die ganze Arbeit an mir hängen!" "...Entschuldigung", wisperte Narumichi beklommen. "Augen zu, Kopf in den Nacken, auf meine Schulter. Obacht mit dem Mikro! So, nicht vergessen, Hände in den Kniekehlen!", damit diese die Position hielten, weil er vor Hasane hockte, in halber Rolle rückwärts und DER mit dem Vibrator arbeiten würde. Irgendwann MUSSTE es ja mal klappen! #~* Beinahe hätte Narumichi es ein drittes Mal vermurkst, in den letzten Augenblicken, als er sich halb vor, halb auf Hasane wand, doch dessen Arme hatten ihn festgehalten, damit die Zuschauer das sahen, was ihre Nachfrage ankurbeln sollte! Narumichi riskierte einen Blick auf Hasane, der nackt vor seinem Schreibtisch arbeitete, die Sequenzen zusammenschnitt. "Beim nächsten Mal schaffst du es ohne Hilfe." Das, dachte Narumichi benommen, konnte nun tatsächlich funktionieren. #~* Ehe Narumichi es sich versah, gehörte es zu seinem festen Tagesablauf, zu Hasane zu kommen, sich hinter der Tür nackt auszuziehen, neue Videos aufzunehmen. Kostüme, Sex-Toys, so langsam begriff er die Faszination, auch wenn ihm selbst diese Auslöser nichts bedeuteten. "Komm her", Hasane winkte ihn heran, auf einem Oberschenkel Platz zu nehmen, "wir müssen die nächste Stufe angehen. Das bedeutet, kein Spielzeug mehr, sondern einen echten Schwanz. Und dann verschiedene Stellungen." Narumichi studierte ungläubig diverse Positionen. "Ich bin nicht sicher", wagte er tollkühn Widerspruch. "Das ist einfach Sport. Wie Radfahren. Wenn du's mal drauf hast, klappt's." "....ähem..." "Wenn du mir JETZT sagst, dass du nicht Radfahren kannst...!!" #~* Theoretisch hätte Narumichi Radfahren können müssen. Längst lernte man das nicht mehr von den Eltern, die hatten schließlich keine Zeit! Sondern von Menschen mit Expertise in der Schule, mit Helm, Schutzpolstern und sehr gut austarierten Fahrrädern, auf die jeweilige Größe und Statur ausgerichtet. Bloß hatte Narumichi schlicht das Pech gehabt, zu einem ungünstigen Zeitpunkt umziehen zu müssen. Er hätte auch um einen Privatkurs bitten können, andererseits strömte in der neuen Grundschulklasse so viel auf ihn ein... Und wer gab danach schon zu, dass er kein Rad benutzen konnte?! "Ich kümmere mich um die Details, verstanden? Du konzentrierst dich darauf, es zu WOLLEN! Stellst dir vor, wie viel geiler das wird als der Dildo!" Narumichi nickte gehorsam, verwünschte sein hastig klopfendes Herz. Es fühlte sich schon ein wenig ungehörig an, Hasane auf allen Vieren die Kehrseite zuzuwenden. Andererseits wollte der das "volle Programm" abspielen! Weshalb Narumichi ein lächerliches Strumpfbändchen an seinen dünnen Oberschenkeln trug, funktionslose Hüfthalter aus billiger Kunststoffspitze, hübsch weiß. "Okay, verlier nicht das Mikro, ja? Und kein Heulen!" Leichter gesagt als getan!, fand Narumichi, andererseits legte Hasane nicht einfach los, sondern strich ihm über Arme und Beine, Rücken und Front, ließ Narumichi subtil spüren, dass da etwas sehr Heißes zwischen seinen Bein rieb, was ihn an den Vibrator mit dem Kitzler erinnerte und Hasanes "Hilfestellung", der ihm gerade die Leisten rieb, über die Brustwarzen streichelte. Narumichi hörte sich selbst keuchen und stöhnen, hell und kindlich, und gleichzeitig obszön und verdorben! Er spürte diese seltsame Hitzewelle, die Spannung, die sich in seiner Magengrube zusammenballte. »Wollen!«, erinnerte er sich mit geschlossenen Augen, »ich muss ihn wollen!« Mit Hasanes Penis hatte er schon mehrfach Bekanntschaft geschlossen. Nichts, vor dem man Angst haben musste! Außerdem bereitete Hasane ihn ja vor, ganz vorschriftsmäßig, mit den Fingern und Gleitgel und...uoh! Narumichi hechelte, denn DAS war kein Finger mehr. Er wusste, dass er sich entspannen sollte, durchschnaufen, wie Hasane ihn ständig anhielt, nicht flach keuchen und zappeln und ganz steif werden und... Hasane strich ihm erst über die Brustpartie, dann den Bauch, in sanften Kreisen. Narumichi atmete tief aus, gegen den ungewohnten Spannungsdruck. »Ich WILL das!«, erinnerte er sich entschlossen. Alles andere wäre viel zu erbärmlich! #~* Kapitel 4 Narumichi verfolgte vom Bett aus, dort ausgestreckt auf dem Rücken liegend, seine eigene Entjungferung, auf ALLEN Monitoren, hörte sich selbst in gedämpfter Lautstärke vor Lust stöhnen und ächzen. Wäre er nicht so erledigt gewesen, hätte ihm wohl die Schamröte im Gesicht gestanden! Was man selbstredend nicht sah, auch von Hasane ahnte man lediglich dessen Anwesenheit, durch Gliedmaßen, und den prächtigen Schwanz natürlich! Man musste dem Publikum ja auch was bieten! "Gut. Ist gut geworden", stellte Hasane schließlich fest. Narumichi seufzte vor Erleichterung hörbar auf. Ihm immer noch den Rücken zukehrend knurrte Hasane, "ab jetzt keine Ausreden mehr, klar? Nun hoch mit der Kiste, ins Bad, wasch dir das Gleitgel ab." #~* Narumichi studierte die Anweisungen, unterdrückte ein mutloses Seufzen. "Wir werden nicht alle abhandeln", stellte Hasane klar, streckte und reckte sich, "exotischere Varianten bringen aber am Meisten ein." Ein gutes Argument angesichts seines gewaltigen Schuldenbergs. Noch schneller reduzierte der sich, würde er... Aber für Narumichi stand außer Frage, sich mit einem anderen Mann zu treffen, denn, wenn man ehrlich war: ohne Hasanes Erfahrung und Voraussicht würde das nur in Katastrophen enden! "Erst mal eine Trockenrunde mit dem Dildo, klar? Konzentrier dich und zappel nicht. Der Saughaken ist zwar groß, hält aber nicht ewig." Damit referierte Hasane auf den "Standfuß", wahlweise auf Fliesen oder Kacheln oder glatten Oberflächen zu nutzen, Boden oder Wand. Für Narumichi eine Premiere, auch wenn ihm schon die Einsatzkombinationen erläutert worden waren. Heute sollte er "reiten" lernen. Oder weniger lernen als erfolgreich absolvieren. Ob das allerdings mit seiner untrainierten Physis funktionierte? #~* "Na schön, mit dem Schemel hat's ja doch noch geklappt", Hasane hatte sich Boxershorts und T-Shirt übergestreift, kaute an einem Riegel. Narumichi kauerte geknickt auf dem Bett. Seine dünnen Beine waren auf derlei Anstrengungen einfach nicht vorbereitet! Seine Kondition eben schwächlich! Weil er ja den ganzen Tag saß und paukte. Sportliche Höchstleistungen konnte man da wohl kaum erwarten. Es erleichterte ihn, dass Hasane ihn nicht ausschimpfte. "Morgen machen wir was anderes." Narumichi atmete erleichtert auf. "Und ab sofort zehn Kniebeugen nach dem Frühstück, klar?" So zerbrach sich Narumichi im Aufzug nach unten den Kopf, wie er dies in der Schule unauffällig absolvieren konnte. #~* Hasane wedelte gewohnt lässig nach ihm, ohne sich umzudrehen. Narumichi, wie stets bereits hinter der Wohnungstür entblättert, nahm auf einem Oberschenkel Platz. "Darum geht's heute. Nostalgie, bisschen Kitsch, Rummelplatz." Vor ihm lagen unvertraute Objekte. Narumichi signalisierte gehorsam Aufmerksamkeit. "Okay, ich fürchte mich fast davor", grummelte Hasane grimmig, "aber du WARST schon mal auf nem Rummel, oder? Vergnügungspark?" Konzentriert durchforstete Narumichi seine Erinnerungen. "Ich habe mal auf einem Karussell gesessen. Auf einem Kaufhausdach", gab er schließlich zurück. Hasane seufzte und ließ demonstrativ verzweifelt den Kopf hängen. "Entschuldigung", murmelte Narumichi kleinlaut. Ja, seit er Hasane kannte, begriff er, wie entsetzlich farblos, öde und monochrom sein Alltag war. Auf einem Monitor verschwand der gewohnte Porno. Fremde Bilder erschienen, hübsch dekorierte Wagen mit Süßigkeiten, kleine Fahrgeschäfte, Hau-den-Lukas, Ketten-Karussell... Hasane erklärte ihm mit ruhiger Stimme, was es zu sehen gab, wie alt die dargestellten Stände und Einrichtungen waren. "Deshalb Nostalgie. So, vor dir, die kleinen Ketten, die kommen um Hand- und Fußgelenke." Artig applizierte Narumichi in bemühter Gelenkigkeit die Objekte, pastellfarbene, kleine Objekte, auf einem Gummi aufgezogen. "Jetzt Obacht! Die Nuckelflasche hier wirst du erst lecken, klar, ich kümmere mich darum, dass man dich nicht erkennt, danach wirst du mit dem Ding vögeln, okay? Dafür werden wir es oben ein bisschen umkleiden, siehst ja, ist dünner Hartplastik." Narumichi nickte artig, wenn auch verwirrt. Eine nachgeahmte Babyflasche mit pastellbunten Kugeln darin, schon albern, oder? Doch er stellte Hasanes Anweisungen nicht in Frage, sondern "labte" sich erst an der Plastikflasche, so, wie er das mit anderen Objekten schon erprobt hatte. Hasane bearbeitete die Aufnahmen dann, ließ in der Nahaufnahme nicht mehr als Zunge und Kieferpartie erkennen. Verpixeln war ihm nicht sicher genug. Nachdem sich Narumichi auch folgsam mit dem falschen Sauger die Brustwarzen gerieben hatte, unterbrach Hasane die Aufzeichnung. "Leg dir schon mal die Kissen zurecht, ja? Schau, dass du mit den Armen bequem zwischen deine Beine langen kannst." Als er sich zu Narumichi aufs Bett setzte, trug die lächerliche Flasche einen zweiten "Hut", einen verkürzten Dildo-Aufsatz. "So, aufgemerkt! Reinschieben nur so weit bis zur Flaschenkante, klar? Ich richte die Kameras so aus, dass man den Pömpel drüber nicht erkennt. Versuch auch, das Mikro nicht abzuknicken. Alles klar? Dann los!" Narumichi schüttelte noch mal die Glieder aus, um die nervöse Anspannung zu vertreiben. Ob es dieses Mal ohne Hasanes Hilfe funktionierte? Wenigstens mussten seine dünnen Beine kein Gewicht tragen! Das stellte sich Augenblicke später nicht mehr als primäres Problem heraus, denn es gelang ihm einfach nicht, die dämliche Flasche... irgendwie musste doch...! "Stopp!", gebot Hasane, der ungelenken Zappelei offenkundig sehr schnell überdrüssig, atmete hörbar durch, "du bist einfach zu steif. Wahrscheinlich von der dauernden Arschhockerei." Eingeschüchtert zog Narumichi den Kopf ein. Unterdessen verteilte Hasane die Kameras um, schraubte Stative fest. "Rutsch mal nach vorne", wies er Narumichi endlich an, kletterte hinter ihn aufs Bett, "so, lehn dich an mich an. Nicht so steif, Menschenskind! Ausrollen, wie ne Katze! Okay, jetzt die Beine aufstellen. Arm-Kontrolle! In Ordnung. So, der Monitor da ist wie ein Spiegel, klar? Damit kontrollierst du, wie du die blöde Flasche reinsteckst. Und jetzt los, sonst hocken wir noch morgen Früh hier herum!" #~* Ohne Hasanes Hände fiel es Narumichi nicht wirklich leicht, dem Drehbuch zu folgen, aber dessen wärmende, stützende, sichernde Gegenwart im Rücken half sehr, sodass es Narumichi gelang, Begeisterung für die Deflorierung mittels Nuckelflasche zu simulieren, brav auf sich abzuspritzen, damit das Publikum sich auch freute. Außer Atem keuchte er auf dem Rücken, wo Hasane ihn abgelegt hatte. "Hör mal!", nach dem obligatorischen Kontrolldurchlauf wandte er sich ihm zu, den Papiertuchspender reichend, "du musst was gegen deine absolut lächerliche Unsportlichkeit tun! Du bist so geschmeidig wie n Stahlbalken!" Narumichi, der sich eilig säuberte, wisperte die gewohnte Entschuldigung. "Ach, spar dir den Käse, wir brauchen Action, nicht Floskel-Sabbelei!", damit zog er Narumichi an den Händen auf die Beine, "ab sofort machst du ein Gymnastikprogramm, verstanden? Ich zeig dir die Übungen. Ist ja echt ein Trauerspiel, so jung und schon so ne Pfeife!" #~* Halbe Liegestütze, Kniebeugen, balancierender Hund, Katzenbuckel, Windmühle... Narumichi konnte sich zwar an Gymnastikübungen der Grundschule entsinnen, doch in der Mittelstufe hielt man das für Zeitverschwendung. Hasanes Anweisungen bestanden in einer kleinen Liste gezeichneter Metaphern plus die Anzahl der Wiederholungen. Während Hasane flink aufzeichnete, knurpste Narumichi begeistert die gepressten Brausekugeln der Zuckerbänder. So etwas hatte er noch nie gekostet! Selbstredend, weil es ungesund, überflüssig und unnötig süß war. Narumichi konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er an diesem Abend in sein Bett kroch. Trotz allem, es hatte Spaß gemacht! #~* Hasane ließ nicht locker. Wenn Narumichi nun nackt in den großem Raum trat, hieß es erst mal Gymnastik und Aufwärmen! Dann Kostüm- oder Fesselaufnahmen. Und erst zwei Tage später der neue Anlauf, sich selbst OHNE Hilfe mit einem Dildo zu vergnügen. Das bereitete Narumichi nicht gerade großes Vergnügen, aber diszipliniert wickelte er die Aufgabe ab, sich vorstellend, dass er ES wollte, wie aufgetragen. "Hm", brummte Hasane, mal wieder einen Riegel köpfend, "glaubst du, du könntest ansatzweise panisch und verschreckt gucken?" Narumichi, auf dem Bett kauernd, warf ihm einen fragenden Blick zu. "Gerade läuft so ne Horror-Grusel-Sado-Welle." Was in Narumichis Ohren nicht gerade erfreulich klang. "Komm", wurde er auf einen Oberschenkel geordert, "da, so n Zeug. Gruseln, Kreischen, Wimmern. Und trotzdem geil mitgehen." Man konnte Hasane anhören, dass er Zweifel hegte. Narumichi beäugte unbehaglich verheulte Gesichter mit viel verschmiertem Make-Up. Irgendwie eklig. Hasane seufzte, "na, du bist so vertrauensselig, das klappt nie! Nich mal, wenn ich mir ne Wolfsmaske überstülpen und den Pumpschwengel schwingen würde." Narumichi zog die Schultern hoch und musste ein Stück Riegel abbeißen. "Auf dein Vorstellungsvermögen können wir auch nicht setzen", konstatierte Hasane vernichtend. "Tut mir leid..." "Schon gut", Hasane klopfte ihm beiläufig auf einen dünnen Schenkel, "werdet ja so herangezüchtet, dass ihr kaum Emotionen habt." Diese Feststellung erstaunte Narumichi. Wenn er jedoch gründlich nachdachte, so bot sein einförmiger Alltag tatsächlich keine Ausreißer. Hielt man sich an die Regeln, lief alles wie immer, dann wurde einem keine große Anteilnahme abverlangt, alles schön moderat und gemäßigt, keine Überraschungen, keine großen Emotionen, keine Instabilität. "Du bist eben noch zu jung", brummte Hasane gerade grummelnd. "Was-was kann ich tun? Ich versuche es, ich strenge mich an!", plädierte Narumichi auf eine Chance. "Hmmm", ein konzentrierter Blick musterte Narumichi, "mir kommt da gerade so eine Idee..." #~* Eklig war gar kein Ausdruck! Überall grüner Schleim! Narumichi hatte keine Vorstellung davon, WIE Hasane dieses glibberige Zeug hergestellt hatte, aber es gab Unmengen davon. Hauptsächlich auf ihm! "Also, das ist Alien-Schleim, außerirdisches Monster? Egal, du tust so, als wolltest du das Zeug loswerden, reibst es aber überall hin, klar? Wie bei der Tussi vorhin, okay? In der Zwischenzeit mach ich die Tentakel fertig." Narumichi schenkte Hasane einen gequälten Blick. Wirklich, das war so eklig! #~* Hasane hatte einen Cockring ummantelt, mit umfunktionierten Schläuchen weitere Tentakel um Narumichis Knöchel simuliert. Jetzt sollte ein verkleideter Vibrator eigentlich das zugeschleimte Opfer in Ekstase versetzen, bloß bekam Narumichi den Hintern nicht hoch genug und schluchzte bereits vor Anstrengung. "Okay, okay!", löste Hasane die Beine aus, streifte sich selbst die Boxershorts ab, justierte die Kameras anders, "deine Beine kommen über meine Schultern, klar? Hier, die Folie auf meine Oberschenkel. So, die Tentakel binden wir um deine Hüften, okay. Jetzt heul nicht mehr, immerhin schleime ich mich jetzt auch voll!", knurrte er vorwurfsvoll, bedeckte den eigenen Unterleib zu Tarnzwecken auch mit der klebrigen Substanz. Narumichi wischte sich mit den Handrücken über die Augen. Wenigstens sein Kopf sollte unbeschleimt bleiben, doch durch Hasanes Aktion, ihn näher an sich selbst zu ziehen, klebte das Zeug nun auch noch in den Haaren! "He, die Arme weiter oben lassen! Du bist gefesselt, klar?! Jetzt entspann dich, tief durchatmen! Du weißt, wie's geht, ich hab dich schon mal gefickt. Alles ganz easy." Narumichi umklammerte überkopf die kurzen Beine des Schemelchens. Hasane funkelte ihn eindringlich an, "wir sind gleich damit durch, okay?" Narumichi nickte kläglich, schnaufte betont. Er hoffte inständig, dass dieser blöde Trend bald abklang! #~* "Schön tief atmen! Die Beine bleiben oben", kommandierte Hasane, während er Narumichi von der Tentakel-Hilfskonstruktion löste. Der bemerkte, dass er wohl etwas verpasst haben musste, denn seine Beine lagen nicht auf Hasanes Schultern, sondern dem Rand der kurzen, hohen Wanne. Und offenbar waren sie mit den Aufnahmen fertig? Obwohl es ihn anwiderte, strich sich Narumichi mit den Handflächen über den Bauch. Heiß, innen drin, so heiß. Hasane beugte sich über ihn, wischte ihm Strähnen aus dem Gesicht, "okay, ist dir schwindlig?" Narumichi schluckte, fühlte sich ausgedörrt. "...nein...", krächzte er bemüht. "Gut, dann werden wir jetzt das grüne Glibberzeug los", Hasane angelte den Duschkopf heran, erprobte die Einstellung, brauste Narumichi vorsichtig ab, erst die Arme und Beine, dann den Leib, half ihm, sich aufzusetzen. "So, jetzt gründliche Reinigung", damit schäumte er Narumichi konzentriert ein. #~* Nachdem Abduschen und Abtrocknen war Narumichi derart erschöpft gewesen, dass Hasane ihn ins Bett schickte. Aber, wie Narumichi am Morgen verblüfft feststellte, er fühlte sich sehr gut! Man konnte jedoch nur hoffen, dass die Aufnahmen einigermaßen verwertbar waren. #~* "Verkauft sich sehr gut", stellte Hasane fest, sich den Bartschatten reibend. Narumichi zog es vor zu schweigen. Das vermeintliche Tentakel-Alien-Schleimmonster hatte es ihm so gründlich besorgt, dass er mit heftigen Kontraktionen ohnmächtig geworden war, was den temporären Gedächtnisverlust und "Systemausfall" des Vorabends erklärte. "Müssen wir so was noch mal machen?", ein Gedanke, der Narumichi nicht gefiel. Hasane neben ihm lachte, "alternativ könnten wir Schlamm-Catchen inszenieren, aber, nee. Ich hatte mit der Nachbearbeitung der Tentakel so viel zu tun, das reicht mir erst mal." Ein verräterisches Ächzen entwich Narumichis angespannter Gestalt. "Lass uns jetzt lieber an deiner Reit-Performance arbeiten. Wir können noch ein paar notgeiler-Grundschüler-Sequenzen drehen." #~* Narumichi spürte, dass sich etwas veränderte. Natürlich, er hatte das Mono-Gleis verlassen, auch wenn es tagsüber nicht den Anschein hatte, aber die Glaskugel verschwand, wenn er bei Hasane war, in der dunklen Wohnung, von der Abwärme der Rechner beheizt. Das war nicht nur Kontakt, sondern Berührung, Nähe, Leben. Narumichi registrierte, dass er sich selbst "spürte". Hier war es kein Weltuntergang, wenn der erste Anlauf misslang, hier kaute und schluckte er tatsächlich die ungesunde, angebissene Speise eines anderen Menschen. Wenn Hasane ihn anfasste, dann gefiel es ihm, selbst wenn er gefesselt wurde. In seinem Kopf, still und heimlich, sagte Narumichi, wenn er die Tür hinter sich schloss, um sich zu entkleiden, »bin daheim!« #~* Kapitel 5 Feiertagsgrüße. Auf Hasanes Frage hin, der mit einer Unterbrechung rechnete, antwortete Narumichi beinahe erstaunt, "nein, ich fahre nicht weg. Die Schule bietet eine Ferienbetreuung an, da muss ich hin. Meine Eltern sind beschäftigt." Weshalb man nicht die Verwandten besuchte, zu Neujahr in Tempel ging, zumindest nicht zusammen. Seit der Grundschule spielten sich Ferien für Narumichi wie Werktage ab, weiterlernen, selbe Zeit. Den Vorsprung gegenüber den anderen nutzen! Außerdem würde freie Zeit ohne Anleitung ohnehin nur verplempert. Zielgerichtete, zukunftsorientierte Beschäftigung, die, welche Überraschung, nur im Lernen bestehen konnte. "Oh, soll ich vielleicht nicht kommen?", schaltete Narumichi verspätet. Möglicherweise wollte Hasane ja verreisen? "Nein. Wir können ausnutzen, dass manche die Spendierhosen anhaben", brummte Hasane, seinem Blick ausweichend, "da, schau dir die Sachen auf dem Bett an. Der Pulli ist zwar gewaschen, aber wir cremen dich besser ein." Narumichi studierte die Auswahl: Tanga mit Pörzel, mutmaßlich passend zum Halsband mit Glöckchen für ein Rentier. Ein improvisiertes Geschirr gab es dazu auch und einen abstoßenden Vertreter der "hässlichste X-Mas-Pullover aller Zeiten"-Serie. Plus ein komisches, grünes Kostümfetzchen... "Weihnachts-Elfen", erklärte Hasane, was Narumichi nicht gerade weiterhalf, weshalb sich eine Kurzlektion über die kommerziellen Märchen der Weihnachtstage anschloss. Narumichi unterdrückte ein Ächzen, als er den verkleideten Dildo erblickte, grün-weiß geringelt, eine Art Zuckerstange. Noch immer gelang es ihm nicht besonders gut, auf Dildos oder Vibratoren "zu reiten". Ohne Hasanes Unterstützung endete das stets in einem Fehlschlag. Da ahnte er noch nichts von dem nachgemachten "Weihnachtsbaum"-Überzieher und dem Cockring mit Glöckchen. #~* Hasane streckte das "Programm", mutmaßlich um seinetwillen, konstatierte Narumichi. Zuerst kam das "Rentier-Kostüm" dran, "Feierliches zum Fest", nämlich Narumichi im Geschirr, auf allen Vieren, hinter sich, angedeutet durch eine rote Hose, Santa Claus, der das Glöckchen zum Schwingen brachte. Das klappte ziemlich gut, wie Narumichi befand. Wenn er dann erschöpft japsend, innerlich aufgeheizt auf der Seite lag, bereitete Hasane den zweiten Teil vor, die dämliche "Zuckerstange". Ohne Kostüm sollte Narumichi sich selbst damit verwöhnen. Durch die vorangegangene Kopulation geschmeidig und aufgewärmt gelang das besser als zuvor. Hasane grummelte beifällig und mümmelte an einem Riegel, zog Narumichi auf seinen gewohnten Sitzplatz und ließ die Rohaufnahmen durchlaufen, "schon ziemlich gut." Narumichi nagte eine Ecke des hingestreckten Riegels ab. "Am Besten behalten wir die Reihenfolge bei. Morgen der Weihnachts-Elf, danach die Pullover-Nummer. Nur das Feinste für die Festtage!" Narumichi kicherte sehr leise. Hasane hatte schon einen bissigen Sinn für Humor! #~* Narumichi kniete zwischen Hasanes Beinen, leckte artig über das rot-golden geringelte Kondom, noch so eine "festliche" Entgleisung, aber als unartiger Weihnachts-Elf musste er qua Drehbuch zuerst die "Rute" verwöhnen, bevor es hieß "Knüppel aus dem Sack"! Vorgebeugt und brav keuchend nahm Narumichi ihn in sich auf, dann jedoch wurde es extrem artistisch, denn der Weihnachtsmann aka Hasane sollte sich niederlassen, mit Narumichi intim verbunden auf dem Schoß, dessen gespreizte Beine hochhaltend, wippend und federnd. Ohne große Körperbeherrschung und Training eine nicht zu meisternde Herausforderung! Narumichi stöhnte, keuchte, winselte, auch wenn er sich fest vornahm, es zu WOLLEN, denn angenehm hatte er es nun wirklich nicht gerade! Konnte sich auch nicht richtig festhalten, sonst wäre das Mikro ja perdu! Und dann beschleunigte Hasane plötzlich! #~* "...das ist die notgeilste Elfe bis jetzt", stellte Hasane fest. Narumichi, auf dem Bett vor der Anrichte ausgestreckt, beäugte sich selbst peinlich berührt auf drei Monitoren. "Irre Verkaufszahlen", ergänzte Hasane, wischte sich durch die wirren Haare. Narumichi hegte heimlich den Verdacht, dass Hasane sie aufs Geratewohl selbst stutzte, halblange, leicht gelockte, dicke Strähnen, die immer unsortiert um seinen Kopf hingen. "Kannst du wieder?", wandte er sich Narumichi zu. Der war sehr dankbar, dass keine einzige Aufnahme je sein Gesicht zeigte. Er wollte gar nicht wissen, wie er in diesen Augenblicken aussah! "Ja, vielleicht trinke ich kurz etwas?", krächzte er heiser, setzte sich auf. Himmel, Himmel, da zwackte sein verlängertes Rückgrat aber! "Hier, zwar abgekühlt, aber trotzdem Tee", offerierte Hasane ihm einen Keramikbecher. Eine ungewöhnliche Formulierung, aber Narumichi bedankte sich rasch, nippte. "Die Lotion liegt hinter dir, auf der Anrichte. Ich mach den Weihnachtsbaum fertig." Das war der Überzieher für den Vibrator in naturalistischer Dimension. Der Überzieher, eher einer Socke als einem Kondom ähnlich aufgrund der Stärke, prangte in grünem Nadelkleid mit bunten Kugeln, also nicht gerade eine glatte, ebenmäßige Oberfläche. "Massage-Vergnügen" zu den Feiertagen! Narumichi hegte eine gewisse Skepsis ob des Einsatzes, aber Hasane hatte ihm freigestellt, mit dem Vibrator auch auf allen Vieren zu operieren, was sehr viel besser funktionierte als die "Reiterei" in der Hocke, deshalb durfte er kein Anzeichen von Unmut ahnen lassen! Nachdem Narumichi sich gründlich einbalsamiert hatte, streifte er den grässlichsten aller X-Mas-Pullover-Scheußlichkeiten über. Nicht nur grauenvoll anzusehen, sondern auch sehr unbequem, trotz der Übergröße. Brav nahm er auf Hasanes Signal hin seine Position ein, belutschte den getarnten Vibrator, aber dann wurde ihm unerwartet die Luft knapp. Seine Haut juckte und brannte wie Feuer! Narumichi schmiss erst die Aufnahme, dann sich selbst hin, wand sich in asthmatischen Krämpfen. #~* Die Tüte war neu. Narumichi blinzelte, doch seine Sicht wurde nicht besser, die Augen blieben verklebt. Er schniefte hektisch. "He, he! Alles in Ordnung, Naru! SchSch, schön ruhig atmen. Alles okay." Hasane. Eine warme Hand, die kreisrund seinen Bauch massierte, während die andere über sein Gesicht, seine Haare strich. "Schön aufs Atmen konzentrieren. Und entspannen. Gleich geht's dir wieder gut." Narumichi hätte "sofort" bevorzugt, aber er vertraute Hasane. #~* "Na, deine Hautfarbe ist wieder normal. So weit, so gut." Narumichi, der auf Hasanes Oberschenkel saß, betrachtete seine Oberarme, die blanke Brust. Die feuerrote Färbung hatte sich verabschiedet. Erneut musste er von einem Riegel abbeißen. "Dabei hatte ich das Scheiß-Ding gründlich gewaschen!", knurrte Hasane. Nun befand sich der Pullover in einer verknoteten Abfalltüte, "Kontakt-Allergie, was ein Mist!" Narumichi erwog, sich zu entschuldigen. Er hatte noch nie mit einer allergischen Reaktion zu kämpfen gehabt und fühlte sich unangenehm enttäuscht ob der eigenen Physis, doch die Entscheidung fiel auf eine Alternative, "was tun wir jetzt?" Hasane schnaubte, "erst mal sehen WIR zu, dass du gleich ins Bett kommst. Morgen ist auch noch ein Tag." Narumichi seufzte lautlos, woraufhin Hasane ihm noch ein Stück Riegel aufnötigte. #~* "Das ist... ist...!", Narumichi fehlten die passenden Worte. "Obszön? Pervers? Ober-geil?", half Hasane aus, der sich ebenfalls präparierte, auf seinem nackten Brustkorb bunte Kugeln und Sternchen als Klebebilder applizierte. Narumichi seufzte und widerstand der Versuchung, den Überzieher zu touchieren. Lauter winzige Glöckchen! "Wir können gern tauschen", knurrte Hasane, wedelte mit dem Weihnachtsbaum-Überzieher. "Lieber-lieber nicht", murmelte Narumichi erschrocken. Ohnehin war er sich nicht sicher, wie erträglich es ihm sein würde, mit diesen Noppen-Kugeln und der stilisierten Sternspitze und dem blöden "Nadel-Fransenbesatz" unten. "Dreh dich zu mir rum. Wenn wir nicht ordentlich schmieren, wird das keine Gaudi", drohte Hasane an. Brav ging Narumichi auf dem Bett auf alle Viere, kehrte ihm den Hintern zu, manuelle Vorbereitung, bevor sie "die Glocken zum Klingen" brachten. "Entspann dich, Naru. Katzenbuckel! Gut. Wir haben das schon mal gemacht, also kein Problem." Narumichi warf ein zögerliches Lächeln über die Schulter. Hasane streckte sich zuversichtlich rücklings aus, "so, jetzt mach die Rakete scharf!" #~* Nachdem Narumichi, durchaus unbequem, heruntergebeugt zum zweiten Mal den Weihnachtsbaum-Überzieher mit der Zunge abgeledert hatte, richtete er sich auf. Hasanes Baum stand stramm, also musste er sich jetzt in die Hocke begeben und einlochen. Nach vorne auf der Matratze abgestützt ließ sich Narumichi gepresst atmend herunter, löste die Rechte und griff zwischen seine Beine, damit die blöde Sternspitze in seinen After Eingang fand... Hasane löste die Arme, legte die Hände um seine Hüftknochen, eigentlich verboten, denn zwei Kameras hatten so keine perfekte Aufnahme in der Linse! Doch Narumichi keuchte dankbar vor Erleichterung über die Hilfe. In seinem Rücken stellte Hasane die eigenen Beine angewinkelt auf. Jetzt sollte Narumichi anfangen, sich zu bewegen. Sich aufrichten und wie beim Fahrstuhl...! Aber der verdammte Überzieher füllte ihn bis an die Schmerzgrenze aus, trotz des vielen Gleitgels! Richtig atmen, das ging gar nicht, sein Zwerchfell schien eingeklemmt. Hasane kam ihm entgegen. Narumichi ächzte, stützte sich auf dessen Bauchmuskeln ab. Die vertrauten Hände um seine Ellenbogen munterten ihn auf. Er blinzelte durch einen Tränenfilm zu Hasane hinunter. »Ich kann das! Und ich WILL das!«, Narumichi strengte seine bescheidenen Muskelkräfte an, wippte artig, ließ den dämlichen Weihnachtsbaum-Überzieher zur Hälfte heraus, nahm ihn wieder in sich auf. Bald, mit jedem Zusammenziehen des Muskelrings, bewegte er sich leichter, schwungvoller, hörte zwischen seinem eigenen Keuchen und Stöhnen das Klingeln der Glöckchen um seine eigene Erektion. Narumichi schloss die Augen und ließ sich von den Kontraktionen mitreißen. #~* Narumichi bemerkte, dass er auf Hasane lag, der ihm sanft auf den Rücken klopfte, mit der anderen Hand über den mageren Po streichelte. "Na, ICH bin beeindruckt! Hoffentlich sind die Aufnahmen ebenso aufreizend", grinste Hasane ihn an. Narumichi wollte rasch von ihm heruntergleiten, wäre dabei aber fast vom Bett gekugelt. "Langsam, mein wilder Reiter!", lachte Hasane, der ihn nicht nur abfischte, sondern mühelos in die andere Richtung rollte, "bleib erst mal liegen, Naru", damit schob er sich selbst vorbei, angelte nach dem Papiertuchspender und wischte sich unverkennbare Spuren samt Klebestickern ab. Narumichi streckte sich brav aus. Er zweifelte auch daran, dass er sich sehr bald würde erheben können. In seinem Unterleib, ja, sogar runter bis zu den Zehen, rumorte es! Nachwehen der Ekstase, die ihn ungefragt erobert hatte. Zum ersten Mal fragte sich Narumichi, ob Hasane dies auch so empfand. #~* Etwas hatte sich verändert, schleichend, unmerklich. Bis einem dann plötzlich ein Licht aufging! Narumichi stellte fest, dass er sich an Hasanes Nähe gewöhnte. Die "Trockenübungen" allein wurden ihm fast schon lästig. Viel besser war es mit Hasane als Partner! Da konnte er sogar mit Chaps als Cowboy einen aufgeklebten Dildo auf einem schmalen Schemel begnügen! Wenn Hasane ihn zuvor mit Fischschwanz (und gefesselten Knien) auf der Seite liegend so richtig verwöhnt hatte. Immer neue Verkleidungen, anderes Spielzeug, langweilig wurde es ihm nicht! Selbst die notgeiler-Grundschüler-Sequenzen, inhaltlich sehr fade, störten ihn nicht dabei, weil Hasane ihm die Situationen erläuterte, hin und wieder der bissige Humor aufblitzte, Narumichi spüren ließ, dass er nicht mehr länger "gehirngewaschen" auf Sparflamme existierte, sondern lebte! #~* Wie gewohnt ließ sich Narumichi herein, streifte die Sommeruniform ab. Es ging schon auf den Herbst zu, aber Regeln waren Regeln, ob man nun fror oder nicht. Hasane saß in seinem gewaltigen Bürodrehstuhl, Headset auf, die obligatorischen Pornos, zwei Bildschirme mit Textzeilen und einer mit Bildsuche. Narumichi erstarrte hinter ihm. Die Aufnahmen stammten alle von einem Jungen. Acht oder zehn Jahre vielleicht? Heimliche Schnappschüsse, so schien es, im Bad, in einem schlichten Zimmer, schlafend in einem Bett. "Was tust du da?", erkundigte er sich leise, obwohl er eine hässliche Vermutung hatte. Hasane brummte bloß. "Das-das ist noch ein Kind!" "Eben", konterte Hasane so kurz angebunden wie lakonisch. "Aber-aber er hat nichts getan!", protestierte Narumichi entgeistert. Hasane ging nicht darauf ein. "Bitte!", fasste Narumichi den Sessel an der Lehne, "bitte, kannst du ihn nicht warnen?! Er hat nichts angestellt!" Nicht wie er selbst, der die Regeln so eindeutig übertreten hatte. Aber dieser Junge da, der war unschuldig! "Geschäft ist Geschäft. Sieh dir mal die Gebote an! Wenn man ihn findet..." "Nicht! Bitte!", blockierte Narumichi Hasanes Blickachse, baute sich vor ihm auf, "tu das nicht! Wenn du ihn findest, hilf ihm bitte!" Hasanes markante Augenbrauen zogen sich gewittrig zusammen. "Das hier geht dich nichts an", versetzte er eisig. "Bitte! Bitte, das ist doch noch ein Kind!" Abrupt stieß sich Hasane in die Höhe, das Headset beiseite schleudernd, "sagt mir das andere Kind hier! Misch dich nicht ein, verstanden?!" Narumichi schluckte heftig, schüttelte dann den Kopf. Unerwartet grob packte ihn Hasane am Oberarm, zerrte ihn zur Tür, "zieh dich an und verschwinde! Hau ab!" #~* Es kostete Narumichi Überwindung, nicht das inzwischen vertraute Stockwerk anzusteuern, kurz vor der Tür ohne Namen innezuhalten, auf das leise Klicken der Entriegelung zu lauschen, einzutreten, sich eilig zu entkleiden. Zu Hasane zu gehen, zu erfahren, was sie heute tun würden. Aber-aber er war rausgeworfen worden, unmissverständlich. Es tat weh, die Ablehnung, die Kälte der leeren Wohnung, die Einsamkeit der Monotonie des Alltags. #~* Kapitel 6 Narumichi starrte gewohnt auf die Galoschen herunter, zog die Schultern noch höher, umklammerte die normierte Umhängetasche. Ihn fror und er fühlte sich elend. Man sollte nicht meinen, dass es trotz des äußeren Anscheins kein Zurück mehr gab, obwohl man die Maske trug, die Fassade wie bei allen anderen wirkte. Narumichi fand es beschwerlicher als vorher, sich zu tarnen, brav konform den Erwartungen zu entsprechen. Sicher, wenn man pauken musste, trat alles andere in den Hintergrund, musste man NICHT nachdenken. Das sah dieser Erziehungs- und Lernansatz nicht vor. Später vielleicht, beim Studium, wenn man einigermaßen Sachkenntnisse vorweisen konnte. Wie hieß es so schön? 'Wir stehen auf den Schultern von Riesen.' Aber erst mal musste Riesengröße erreicht werden. Ganz sicher nicht damit, dass man bis zum Scheitel jeden Höhenzentimeter hinterfragte! Narumichi steuerte den Aufzug an. Hätte er sich nicht äußern sollen? Schweigen? Vermutlich wäre das klug gewesen, weil er ja nun doch keine Ahnung... Doch selbst jetzt widerstrebte es ihm. Nein, auch wenn es ein Fehler war, er sich nicht auskannte: das Kind hatte nichts getan. Diese Dinge waren nicht für Kinder gedacht, das war einfach nicht richtig. Etwas anderes vermochte er sich nicht einzureden. Als die Türen sich öffneten, wurde er unvermittelt hineingezogen, an einen soliden Brustkorb gepresst, die Arme eingekesselt. In sein Blickfeld zipfelte ein Dreiecktuch. Hasane! Narumichi spürte, wie sein Herzschlag sich förmlich überschlug. Er begann unwillkürlich zu zittern, was den Druck der Arme um seine Schultern verstärkte. Sollte er sich befreien? Vielleicht. Aber-aber er wollte nicht. Weil es in diesen Armen warm war! Weil es diesen Mann kümmerte, wie es ihm ging, hinter der Maske. #~* Hasane zog ihn einfach mit. Die Tür öffnete sich gewohnt, dann schob er ihn hinein. "...es war zu spät." Die gewohnte Abwärme heizte das Appartement auf. Gedämpfte Geräuschkulisse der beiden konkurrierenden Porno-Stationen. "Die Bilder waren etwas älter." Hasane, schon beinahe auf Höhe der Anrichte, wandte sich zu ihm herum, "alte Geschichte. Missbrauch in der erweiterten Familie. Erst der ältere Cousin, dann der Junge. Keine Ahnung, ob es besser ist, jetzt in einem Heim der Jugendfürsorge zu sein." Narumichi verharrte im Eingang. Also hatte Hasane doch etwas unternommen. Der schälte sich aus dem langen Mantel, stopfte die Baseballkappe ins Regal, "komm jetzt her. Du willst doch dein Wort halten, nicht wahr?" Narumichi nickte zögerlich, streifte sich die Kleider vom Leib, hängte sie auf den präparierten Kleiderbügel. "Komm", Hasane hatte die Hosen ausgezogen, bot das gewohnte Bild aus Boxershorts und T-Shirt. "...Hasane...", hastig schlug Narumichi beide Hände vor den Mund, zog die Schultern hoch, doch das verräterische Kippen seiner Stimme konnte er damit nicht ungehört machen. #~* Das ausgestellte Bein wartete auf einen Sitzgast. Narumichi gab sich einen Ruck, konnte jedoch nicht den Blick von seinen nackten Füßen heben, setzte sich auf den vertrauten Oberschenkel, spürte Hasanes sezierenden Blick. "Wie geht noch mal der Liedtext deiner Schulhymne?" Narumichi ballte die Fäuste, holte tief Luft, doch schon nach den ersten, stockend hervorgebrachten Silben konnte er nichts mehr verbergen. "Na ja, du wirst bald 15", stellte Hasane fest, "hast du wie immer die Gymnastik absolviert?" Stumm nickte Narumichi. Jedes Mal, wenn er jetzt den Mund aufmachte, fürchtete er sich vor dem, was er hörte. Seine Stimme kippte, schwankte unstet, mal hell, mal rau, mal dunkel, grauenvoll! "Dann schauen wir besser nach, ob irgendwo über Nacht ein Urwald gewachsen ist!" #~* Narumichi keuchte und presste eilig wieder die Zunge an den Gaumen. Nun, es war kein explosionsartiger Anstieg sichtbarer Körperbehaarung zu verzeichnen, aber Hasane hatte darauf bestanden, ihn mit Massageöl zu bearbeiten, von Kopf bis Fuß. Selbstverständlich vor den Kameras. Narumichi fühlte sich hilflos. Er wollte so wie immer, wie vorher mitgehen! Aber wenn er das tat und ihm dann etwas entschlüpfte, mit dieser entstellten Stimme?! Vielleicht konnte Hasane ihn knebeln? Bevor er diesen Vorschlag unterbreiten konnte, wischte Hasane sich die Hände trocken, "jetzt will ich dich ficken." "Aber", setzte Narumichi an, denn die Fairness gebot, sein Manko hinreichend deutlich in Erinnerung zu rufen. Hasane klemmte ihn ungewohnt vertraulich die Nasenspitze zwischen zwei Fingern ein, "denkste, ich kann dir das Maul nicht stopfen?" Dabei grinste er spöttisch und blickte kurz auf seinen Penis. Vor Erleichterung ächzte Narumichi, lächelte dankbar. Genau, wenn er sich dort unten tummelte...!! #~* Es kam nicht so häufig vor, Sex ohne Spielzeug, Verkleidung, irgendwelche Szenarien, dass Hasane ihn einfach aufs Bett zog, auf den Rücken drehte, nach einem Polster für das verlängerte Rückgrat griff. Narumichi grub die Finger in das straff gespannte Laken, drehte den Kopf zur Seite und verkeilte förmlich die Zähne ineinander. Trotzdem entrang sich ihm ein vernehmliches Stöhnen, als Hasane in ihn eindrang, vertraute, ersehnte, vermisste Hitze, die kraftvollen Arme um seine Hüften. Sich einzureden, dass er DAS wollte, das musste Narumichi schon lange nicht mehr. Bloß-bloß! Vor Anstrengung sickerten ihm Tränen aus den Augenwinkeln. Sonst durfte er alles rauslassen, ausgenommen Hasanes Namen. Aber jetzt...! Narumichi löste die verkrampften Finger aus dem Stoff, grub sie in Hasanes Schultern. WIE sollte er sich kontrollieren, um nichts Grässliches herausschlüpfen zu lassen?! Tränenverklebt visierte er Hasane an. Hörte er da tatsächlich ein leises Auflachen?! Oder spielte ihm sein von Lust umnebelter Verstand einen Streich? Er zuckte heftig, trotz der rhythmischen Kontraktionen zusammen, als etwas Feuchtes, Heißes seine zusammengepressten Lippen bestrich, schnappte, aus dem Takt gekommen, nach Luft. Riss panisch die verschmierten Augen auf, denn JETZT würde man gleich hören...!! Was die Zuschauer hörten, war kein verräterisches Kolken des Stimmbruchs, weil Hasane, ganz gegen alle Regeln, aber außer Sichtweite, Narumichi mit den ekstatischen Wonnen von versierten Zungenküssen bekannt machte. #~* Narumichi saß auf einem Oberschenkel und mümmelte eine abgebissene Ecke Riegel. Hasane kontrollierte die Aufnahmen. "...sehen sich...Leute das an?", wagte Narumichi trotz seiner ungebärdigen Stimme eine Frage, immerhin waren das nur zwei Körper (ohne Köpfe) beim ganz unspektakulären Sex. Nicht mal kunstvolle Spritzfontänen von seiner Seite! Hasane schmunzelte. "Wenn-wenn ich Knebel trage?", traute sich Narumichi, die gegenwärtig miserable Akustik zu thematisieren. "Tja, hin und wieder wäre das eine Lösung", gestattete Hasane einen Argumentationspunkt, "aber vermutlich wirst du jetzt auch in Wachstum förmlich detonieren! Na ja, wird ne Abwechslung sein zur Wichtgröße bis jetzt." Ganz schön gemein, wenn auch leider zutreffend. "Entschuldigung", murmelte Narumichi geknickt. Wenn er jetzt nicht mehr nach Kind aussah...?! "Werden wir wohl die Kostüme aussortieren müssen", Hasane stieß einen ironischen Seufzer aus. "Es tut mir leid", murmelte Narumichi leise, aber er konnte keine Lösung anbieten. "Das Gute ist", Hasane stopfte ihm einfach einen Bissen Banane in den Mund, "dass es jede Menge Kerle gibt, die gern sehen, wie n Mittelschüler gefickt wird. Also kannst du deine Schulden schon noch ein wenig reduzieren." Narumichi kaute, richtete sich ein wenig auf, "wirklich? Oh, ich werde mir Mühe geben, bestimmt! Und-und das mit der Stimme, das geht ja auch weg, richtig?", schöpfte er wieder Hoffnung. "Besser wär's", knurrte Hasane, "übrigens warst du vorhin arschkalt durchgefroren! Verdammt unpraktisch! Zieh dich gefälligst wärmer an." Narumichi seufzte, "ja, weißt du, es ist wegen der Schulregel, da ist noch Sommer." "Aha", grollte Hasane grimmig, die markanten Augenbrauen zusammengezogen, "selbstverständlich würde eine ausgewachsene Grippe deine Paukkarriere nicht gefährden. Oder die Tatsache, dass du diese hässliche Sommeruniform UNTER einer Jacke oder einem Pulli trägst. Wie konnte mir das entgehen?!" Wenn Hasane so gallig formulierte, wusste Narumichi keine gute Antwort. "Hast du nicht zu Hause diese Gesundheitsfürsorge-Applikation? Für treusorgende Eltern und diensteifrige Schulträger?" Narumichi zögerte, "schon, aber wenn ich sie einschalte", dann musste er sich dauernd anhören, dass er für sein Alter zu klein und zu schmächtig und überhaupt...war! "Benutz das Scheiß-Ding gefälligst!", polterte Hasane ungnädig, "oder willst du mich hier hängen lassen, hm?!" "Nein! Nein, bestimmt nicht!", versicherte Narumichi eilig, aufgeschreckt. Beschämt blickte er auf seine nackten, dünnen Oberschenkel, "ich halte mein Wort, versprochen. Und...danke. Danke, dass du dem Jungen geholfen hast." Immerhin, das konnte man nicht leugnen, hatte es Hasane bestimmt einen großen Verlust beschert! Wenn er an seine eigene Auktion dachte...!! "Geh jetzt runter. Morgen will ich dich hier geschmeidig, fit und fickbar antanzen sehen, klar?!" Artig nickte Narumichi, lächelte zögernd. Es fühlte sich so an, als hätte Hasane ihm vergeben! #~* Auch wenn es ihn keineswegs mit Freude erfüllte, stand Narumichi zu seinem Wort, konfrontierte morgens grimassierend die Gesundheitskontrolle, Gewicht, Körpergröße, Temperatur, Atemluftanalyse, Körperfettanteil, Urin... Das Bulletin verblüffte ihn jedoch. Nachdrücklich wurde eine Umstellung seines Speiseplans angeordnet, direkt an die Schule versandt, damit die Kantine seine Menüs anpasste. Außerdem musste er sich adäquat bekleiden. Die Zustimmung seiner Eltern kam quasi in Echtzeit, sanktionierte alle Änderungen. Erstaunlich! Aber ob er jetzt noch schneller wachsen würde? #~* Tatsächlich setzte Hasane einen Knebel ein, hin und wieder, der die Mundwinkel nicht aufrieb, den Mund nicht austrocknete. Oder Narumichi betätigte sich oral, bei Hasane oder den zahlreichen Imitationen, aber nicht allzu häufig, das musste man schon konstatieren, weil es ja diese andere, sehr effektive Methode gab, verräterische Laute zu modifizieren. Sie sagte Narumichi jedenfalls am meisten zu. Hasane besorgte auch typische (fade, gleichförmige) Schulbekleidung für Mittelschüler. Die Szenarien unterschieden sich nicht sonderlich von der geilen-Grundschüler-Variante. Statt der niedlichen Pyjama-Plüschoverall-Kostüme gab es nun Yukata oder (ziemlich alberne) Reizwäsche mit Tierfell-Optik, mehr Lack, Leder oder Punk-Rock-Underground-Accessoires. Narumichi hatte dagegen nichts einzuwenden, denn er konnte ja nicht leugnen, dass er größer wurde. Eine Haarexplosion setzte zwar nicht gerade ein, aber er sah nun wirklich trotz der unverändert milchweißen Haut nicht mehr nach Kind aus! Glücklicherweise behielt Hasane recht und es kam zu keinem Einbruch bei den Erlösen. Dafür zeichneten sich nun andere Probleme ab, von denen Narumichi nicht wusste, wie er ihnen begegnen sollte. #~* "Was ist los?", Hasane warf ihm einen prüfenden Blick zu, als Narumichi zögerte, wie gewohnt auf seinem Oberschenkel zwecks Einsatzbesprechung Platz zu nehmen, "Naru?" "Ich...es tut mir leid! Morgen-morgen komme ich später. Aber ich beeile mich, versprochen!", Narumichi zögerte, blickte Hasane ins Gesicht, unglücklich. "Und was ist so bedeutend, dich aufzuhalten, für dein Wort einzustehen?", erkundigte sich Hasane in giftiger Höflichkeit. "Ich-ich habe einen Tadel bekommen wegen der Haare", Narumichi seufzte, "weißt du, sonst gehe ich schnell unten beim Friseur vorbei, dauert nur zehn Minuten, Trockenschnitt", erläuterte er leise, "aber er hat vor einem Monat zugesperrt, deshalb soll ich morgen den Salon bei der Schule aufsuchen. Bloß dauert das länger, wegen der Wartezeiten. Da verpasse ich mindestens drei Busse!" Verzweifelt atmete Narumichi durch. "Ich wusste mir nicht zu helfen", bekannte er gequält, mit hängenden Schultern. "Aha", kommentierte Hasane kühl, "zieh dir die Uniform da über und geh ins Bad. Ich hab den Dildo schon montiert." Narumichi nickte folgsam. Wenigstens hielt Hasane ihm keine Standpauke, die er sich durchaus verdient hätte. Warum hatte er auch nicht nach einer Alternative für den alten Friseur gesucht, sondern stumpfsinnig darauf gehofft, es werde schon ein Nachfolger einziehen? Im Bad erprobte Narumichi geübt die Höhe des montierten, sehr naturalistischen Dildos. Wenn er sich auf alle Viere begab, musste es passend wirken, so, als bediene er einen Menschen, nicht etwa ein Stativ, während Hasane ihn penetrierte. Daran hatte er sich schon gewöhnt, nicht wie früher, als er sich überwinden musste. Weil Hasane mit ihm Sex hatte, er nicht nur das Plastikding belutschen musste, was ihm nach wie vor gar nicht erstrebenswert oder lustfördernd ankam. Narumichi präparierte sich mit Gleitgel und hoffte, dass Hasane ihm nicht allzu böse war, weil ihm einfach keine Lösung eingefallen war, die zu erwartende Verspätung zu vermeiden. #~* Narumichi massierte sich verstohlen den Unterkiefer, lutschte abwechselnd ein Elektrolyt-Gel aus einer Tube. Üblicherweise durfte er sich danach auf dem Bett ausstrecken, ausruhen, aber Hasane hatte ihm knapp geboten, sich auf den Wannenrand zu hocken und dort zu bleiben. Vielleicht waren die Aufnahmen nicht so gut geworden? Fürchtete Narumichi, immerhin befand sich Hasanes "Verkleidung" noch an Ort und Stelle, verschiedene Unterwäschemodelle. Uniformhosen, die Schulschlappen und Socken sahen ja üblicherweise gleich aus. Mehrere "Personen" mussten daher für den Detail-Kenner anderweitig simuliert werden. Narumichi bewunderte diesbezüglich Hasanes Geschick, andere Unterwäsche, farbiger Körperpuder oder unterschiedlich getönte Kondome. Außerdem gelang es ihm wirklich verblüffend, aus ihren quasi drei Drehorten unzählige zu potenzieren! Narumichi seufzte leise und ließ die Schultern hängen. Er wollte Hasane wirklich nicht versetzen, und eigentlich spielten seine Haare, quasi alles oberhalb des Kiefers, ja auch gar keine Rolle! Deshalb verschwendete er keine großen Gedanken an sein Aussehen. Dumm, dumm, dumm! Er hörte Hasane kommen, blickte nervös auf. "Fertig?", schon wurde ihm die Tube entzogen, aber zu seiner Erleichterung trug Hasane schon wieder Boxershorts. "So, Augen zu, Klappe zu und stillhalten!", bellte der. Artig folgte Narumichi dieser Anweisung, richtete sich auch lotrecht auf, als eine flache Hand auf seinem Rückgrat dies einforderte. Erst, als ein Kamm beständig durch seine langen, glatten Strähnen fuhr, begriff er. #~* Ungläubig starrte sich Narumichi im Spiegel an. Lange hatte die Aktion nicht gedauert, deshalb hatte er zunächst trügerisch vertrauensvoll angenommen, es gehe nur um die Spitzen, dann war es zu spät, Protest oder Einwände zu erheben. Wenn er sich überhaupt getraut hätte! "Oje! Wie sehe ich bloß aus?! Ich werde der einzige Schüler der Klasse, nein, der gesamten Schule sein, der so eine Frisur trägt!", ätzte Hasane hinter ihm mit galliger Empörung. Automatisch zog Narumichi die Schultern bis zu den Ohrläppchen. "Weh mir, kein Ungarischer-Hirtenhund-Gedächtnisschnitt! O tempora, o mores!" DAS konnte Narumichi sich nicht übersetzen, aber der Vergleich mit dem Hund, nun ja, gewissermaßen schon begreiflich. Die meisten trugen mehr oder weniger eine Art Topfschnitt mit Seitenscheitel, für glatte, schwere Strähnen adaptiert. Blöd natürlich, wenn die Haare lockiger, feiner oder nicht von Natur aus schwarz waren. Dann kam man nicht mit einem flotten Trockenhaarschnitt aus, sondern musste sich einer angleichenden Behandlung unterziehen. Oder den Kopf kahl scheren. Das zumindest widersprach nicht den Regeln, außer bei Mädchen. Hasane zückte derweil ein elastisches Maßband, leierte in triefender Gehässigkeit die Passagen zum äußeren Erscheinungsbild aus der Schulordnung herunter. Keine Frage, dass er NICHT gegen eine einzige davon verstoßen hatte. Zumindest nicht direkt, eher subversiv, ganz sicher nicht subtil. Narumichi bestaunte sich unterdessen selbst. Ganz sicher würde er auffallen. Durch die adaptierten Lesegeräte benötigten die wenigsten Kinder und Jugendlichen nach der "Kurzsichtigkeitsepidemie" noch Brillen oder Kontaktlinsen. Ansonsten wirkten sie in ihren Uniformen wie Ameisen, ohne Blick für Details schlicht gleichförmig und genormt. Narumichi wusste, dass er Hasane Dank schuldete. Den er jetzt besser eilig formulierte! Wahrscheinlich bot Hasane eine zitronensaure Miene, weil er selbst sich so ungezogen und undankbar präsentierte! Langsam schraubte Narumichi sich hoch, konnte den Blick noch nicht von seinem Spiegelzwilling abwenden. Pixie-Cut, hatte Hasane ihm belehrend zugeknurrt. Die besonders gekürzten Partien betonten seinen Nacken, Hals- und Kinnpartie, die längeren Haare am Oberkopf waren fein durchgestuft worden, bildeten einen fast herzförmigen Rahmen um sein Gesicht. Er sah fast, nun, hübsch aus. Nicht wie ein Mädchen, natürlich nicht, aber auf eine geschlechtsunspezifische Art hübsch. Wie hieß das Wort? Androgyn? Sich dieses Anflugs von Eitelkeit schämend, streckte Narumichi sich tollkühn die Zunge raus. Pah! Dann wechselte er eilig zum großen Wohnraum hinüber, um bei Hasane Gut-Wetter zu machen. #~* Narumichi hatte eine zweigleisige Taktik bedient. Selbstredend fiel seine neue Frisur auf, wurde tatsächlich nachgemessen! Dabei hatte er Taktik 1 angewandt: über den Friseur zu lügen, einfach zu behaupten, im Wohnblock sei ein anderer Friseur tätig gewesen. Wer würde das schon nachprüfen? Er habe diesem selbstverständlich die Passagen der Schulordnung mitgeteilt. Außerdem, das hatte Narumichi auch verblüfft, hielt ihn das Bulletin an, wegen der Witterung Schal und Mütze nicht zu vergessen. Um Spliss und Haarbruch zu vermeiden, sei angeraten, regelmäßig die Haare entsprechend schneiden zu lassen. Somit hatte er sich keines Regelverstoßes schuldig gemacht. Bei Hasane operierte er mit Taktik 2: besonders aufmerksam und willig zu agieren. Wenn er keinen Anlass zur Klage bot, sich die Aufnahmen verkauften, dann hoffte er, dass die Missstimmung sich auflösen würde. Allerdings hatte Hasane seinerseits ein anspruchsvolles Programm angesetzt, was sich, mit Narumichis Körpergröße, nun besser umsetzen ließ. Die "48 Hände", ein legendäres, historisches Dokument der fortgeschrittenen "Paar-Gymnastik." Nicht alle Positionen waren für gleichgeschlechtliche Akteure geeignet, zudem musste man sich einer bedeutenden Gelenkigkeit erfreuen. Aufwärmprogramm mit Gymnastik Pflicht! Um die Kür zu absolvieren, erweiterte Narumichi heimlich seine Übungseinheiten, nicht nur vor der Schule, sondern auch in den kurzen Pausen. Was Taktik 1 erneut erforderte: über die Beweggründe lügen, immerhin sorgte die Schule ja für "aktive" Sitzgelegenheiten, nicht wie früher starre Bank-Stuhl-Kombinationen! Doch etwas Gymnastik zur Muskellockerung abseits der anderen Schüler widersprach NICHT der Schulordnung. Narumichi staunte bisweilen über sich selbst. So mutig, fast aufrührerisch hatte er sich nicht eingeschätzt. Andererseits genoss er das kurz gebellte Lob von Hasane, wenn er, in in Auflösung begriffene Yukata (für den Anflug von Historie) keuchend nach erfolgreich absolvierter Stellung weniger als gehüllt, seine Sinne erholte! Zur Abwechslung gab es auch "Visual-Kei-Rock"-Auftritte in (falschem) Leder und Lack, mit allerlei Zierrat, falschen Piercings und aufgesprühten Tätowierungen. Diese Versionen waren "verflixte Fummelarbeit!", wie sich Hasane augenrollend beklagte. Was Narumichi ein kaum zu unterdrückendes Kichern entlockte. Es erleichterte ihn ungemein, dass Hasane nicht nachtragend war! Außerdem, so hatte Narumichi zumindest das Gefühl, begriff er langsam, wie er sich sinnlich bewegen sollte, nicht mehr nur entweder "unschuldig" oder gespielt widerwillig oder eingeschüchtert, eben, wie die Stereotypen es vorsahen. Er konnte "es wollen", offensiver, manchmal fast demonstrativ. Zumindest für die Kameralinsen. Dann nahm es sich gar nicht so furchtbar aus, dass er wuchs, den Vorsprung der Altersgenossen langsam einholte! #~* Kapitel 7 "Was ist los?" Narumichi fällte sich fast beim Ablegen der Hose. Er zitterte, nicht nur wegen des bösartigen Schauers auf den letzten Metern zum Haus. Ihm war bis in die Knochen elend zumute und er zürnte sich selbst. Weil er Taktik 1 nicht hatte anbringen können! Als er aufblickte, schwankend, endlich unfallfrei den Hosenbeinen entstiegen, dezent schniefend, stand Hasane vor ihm. Hastig schluckte Narumichi ein klägliches Schluchzen herunter. "Nun?!", ungeduldig fauchte Hasane ihn an, die Arme vor der Brust gekreuzt. "Es tut mir leid. Es... es...ich...Entschuldigung...", stammelte Narumichi unglücklich, zog die Schultern hoch. "Na, DAS hilft mir ja gewaltig! Wo bist du gewesen?! Hättest du wohl die Güte, mir die Einzelheiten deiner Verspätung zu erklären?!" Gift und Galle. Narumichi schluckte schwer, schrumpfte noch stärker in sich zusammen, verabscheute das unkontrollierte Zittern und Beben seines nackten Körpers. "Und SIEH mich an!", herrschte Hasane in unwesentlich gebremster Verärgerung. Es kostete Narumichi ungeheure Energie, den Blick von seinen nackten Füßen, den eingekrümmten Zehen, zu heben, "Entschuldigung." Die markanten Augenbrauen bildeten eine gewittrige Linie des Unmuts. Durch die gewohnt wirren Strähnen funkelten die dunklen Augen zornig, "DAS hatten wir schon! Komm zur Sache!" Bevor Narumichi etwas erwidern konnte, packte Hasane ihn schon am Oberarm, zerrte ihn hinter sich her, stieß ihn auf das Bett, hockte sich auf dessen schmale Hüften, "jetzt rede schon!" Narumichi grub die Fingerspitzen in das widerstandsfähige Spannbetttuch. "Ich-ich wurde aufgehalten. Da war der Bus schon weg, obwohl ich gerannt bin. Wegen-wegen des Menüs und der Gymnastik..." Er presste die Zunge unter den Gaumen, um nicht aufzuschluchzen. Hasane funkelte auf ihn herunter, angelte dann von der Anrichte eine Flasche mit Massagegel, "erklär mir den letzten Satz. Präzise und chronologisch. Wer, wann, was, wo und wie." #~* Narumichi fühlte sich partiell besser, um nicht zu sagen wohl. Die energische Massage hatte ihn aufgewärmt, das psychisch bedingte Zittern und Beben verjagt. "Also, verstehe ich das richtig?", Hasane wischte sich die eigenen Handflächen an seinem Brustkorb ab, "du hast Gymnastikübungen in der Schule während der Pausen gemacht. Dein Menü-Plan für die Mahlzeiten sieht mehr Eiweiß und Proteine vor, woraufhin du zur Rede gestellt worden bist, weil du ganz sicher trotz aller Anstrengungen niemals Muskeln entwickeln wirst, dich, statt für deine Schulkarriere alles zu geben, persönlicher Eitelkeit widmest." Narumichi seufzte, setzte sich auf. Im Wesentlichen gab diese knappe Schilderung seine Erzählung wieder. "Deshalb wirst du jetzt täglich nach dem Unterricht kontrolliert, um zu belegen, dass deine Eitelkeit ohne Sinn und Verstand ist." Was Narumichi schlimm ankam. "Weil du immer bleich, schmächtig und knochig sein wirst." Nicht nur die demonstrative Demütigung, sondern, dass er sich entkleiden musste. Zwar hinterließ Hasane nun wirklich keine offenkundigen Spuren, aber... Aber wenn nun doch mal?! "Wer, sagtest du, hat diese Anweisung erteilt?", Hasane zerbiss einen Riegel, funkelte auf Narumichi herunter. "Das ist der Moderne-Sprachen-Lehrer", wisperte Narumichi unglücklich, "ich-ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Entschuldigung!" Über ihm hörte er zur gewohnten Porno-Geräuschkulisse (sehr gedämpft) nur dezentes Malmen. "In der Schule", Narumichi grub die Finger in das strapazierfähige Laken, "die Lehrer haben die Autorität der Eltern übertragen bekommen, deshalb..." Hasane schwieg, vertilgte gründlich und wortlos seinen Riegel komplett. "Ich wollte fit sein, fickbar, darum habe ich in der Schule ein bisschen trainiert, nicht viel, nur wenige Wiederholungen", flüsterte Narumichi schuldbewusst, "ich hab mir nicht eingebildet, dass ich athletisch oder knackig werde." Was möglicherweise durchaus das Interesse erhöht hätte, an ihren Aufnahmen, oder? "Knackig", wiederholte Hasane, "interessante Wortwahl." Unterdessen zog Narumichi die Knie vor den Leib und umarmte sie. "Dieser Lehrer", Hasane saß in seinem Bürodrehstuhl, kehrte ihm den Rücken zu, kein ausgestellter Oberschenkel lud ein, darauf wie gewohnt Platz zu nehmen, "wie stehst du zu ihm? Ist er dir sympathisch?" Narumichi seufzte lautlos ob der demonstrativ kalten Schulter. "Nicht unbedingt. In der Schule pflegen wir einen höflichen und sachlichen Umgang miteinander", zitierte er die Schulordnung zum besseren Verständnis. "Tatsächlich", zischte Hasane verächtlich, "allerliebst." "Entschuldigung", murmelte Narumichi leise. "Also wirst du jetzt jeden Abend vor ihm blank ziehen? Muss ja Vorfreude auslösen!", schnaubte Hasane angewidert. "Ich-ich will das auch nicht", wisperte Narumichi, entfaltete sich, kam auf die Beine, "eigentlich mag ich ihn nicht." Zögerlich näherte er sich dem Bürodrehstuhl. "Er ist mir widerlich", Narumichi atmete tief durch. SO etwas zu denken galt schon als Regelverstoß. Es aber gar auszusprechen: in der Schule hätte ihm das nicht nur einen Tadel eingebracht! "So", kommentierte Hasane kühl, "widerlich also. Irgendwelche Argumente für dieses Urteil?" Narumichi schlang die Arme um sich selbst, "also, es ist so, dass-dass er die Regeln benutzt, um-um zu demütigen. Ich-ich finde nicht, dass er sachlich bleibt. Und-und ich kann nichts für meine Gestalt!" "Hm", knurrte Hasane bloß. Taktik 2.... Taktik 2...! "Ich werde mich beeilen, jeden Tag! Ich halte mein Wort, ich tue alles, ja? Was-was drehen wir heute? Soll ich vielleicht den Großen benutzen?" "Auf einmal? Hast du mir nicht gesagt, dass das nichts wird?" Narumichi löste die Arme und ballte die Fäuste. Wenn er Hasane damit versöhnlich stimmte, war er bereit, mehr als Unwohlsein zu ertragen, "ich mach's! Der war sicher teuer und-und ich bin jetzt aufgewärmt. Vielen Dank für die Massage!", verbeugte er sich hastig. Hasane wandte sich nicht zu ihm herum. Nach einigen nervösen Augenblicken zog sich Narumichi zum Bett zurück. Außerhalb der Aufnahmegeräte befanden sich durchscheinende Kisten mit Material und Kostümen. Er hob den gewaltigen Vibrator heraus. Hätte Narumichi einschlägige Comics gekannt, wäre ihm das Ungetüm als Karikatur eines Monster-Schwengels vorgekommen. So behangen war bestimmt kein Mensch! Aber-aber es half nichts. Ob er nun nachvollziehen konnte oder nicht, was manche Personen reizvoll fanden... Narumichi schluckte schwer. Wenn dieses Ding der Preis war, Hasane aufzumuntern, dann war er bereit! #~* Narumichi hatte sich nach den Vorgaben der Pornos an dem Vibrator geschubbert, brav alle neuralgischen Stellen äußerer Anwendung abgeklappert. Jetzt sollte er wohl...zur Tat... Nun, schreiten selbstverständlich nicht, auch wenn er den Schritt weitete, das dämliche Ding verkeilt hatte, um hockend... zumindest einen Teil.... "Hör auf", brach Hasane das anhaltende Schweigen. Narumichi kippte zitternd nach vorne, zog verstohlen die Nase hoch und verwünschte seine vor Anstrengung tränenden Augen. "Du wirkst UNÜBERSEHBAR ungeil." Narumichi biss sich auf die Lippe. Er konnte, nicht mal wenn er den Mut gehabt hätte, diese Tatsache wohl kaum bestreiten. Hasane schnaubte, "los, leck schon meinen Schwanz!" Dazu musste sich Narumichi zusammenkauern über Hasanes Schoß, der ihn nicht vor dem Bett knien ließ, zwischen gespreizten Beinen. Das Ungemütliche bestand nicht nur in der etwas nackenbelastenden Haltung, sondern auch dem Umstand, dass Narumichi die eigene, sich wieder aufrichtende Erektion als hinderlich empfand. Weil sie ja irgendwo hin musste, aber er kaum über die Matratze damit rubbeln konnte! Hasane zeigte Nachsicht, fasste Narumichi an den Schultern und kugelte ihn einfach auf den Rücken, fischte ein Kondom heran, mit fischschuppenartigem Muster! Eines dieser Massage-Dinger. Ohne viel Federlesens pumpte er noch eine Ladung Gleitgel in Narumichis Rektum. Davon würde man, aufgrund verschiedener geschickter Zusammenschnitte und unterschiedlicher Kameraperspektiven, später nichts sehen. Narumichi atmete erleichtert durch, wagte sogar ein scheues Lächeln der Zuversicht. Hasane, eine prachtvolle Erektion geübt in dem Spezialkondom verstauend, nickte mit dem spitzen Kinn zum Mikro. Eilig verpasste sich Narumichi die kleine Aufnahmeeinheit. "Jetzt will ich aber anständig was hören", forderte Hasane ihn unmissverständlich auf. Wenn er denn schon Gnade vor Recht ergehen ließ! #~* Am nächsten Tag erschien Narumichi pünktlich, hochgestimmt, sehr erleichtert und ein wenig verwirrt. Es erstaunte ihn, dass seine Eltern (die von der Schule wohl kontaktiert worden sein mussten) kategorisch einer Leibesinspektion widersprachen. Diesen Einsatz zu seinen Gunsten hatte er wirklich nicht erwartet. Zudem hieß es, dass ihr Lehrer in Kürze an eine andere Schule versetzt werden würde. Hin und wieder kam das durchaus vor, aber selten im Schuljahr. Nun, Lehrermangel herrschte überall und möglicherweise war Kagoshima ja eine Beförderung? "Ich bin da", verkündete Narumichi..und stutzte über sich selbst. Das war nicht sein Zuhause, zumindest nicht offiziell. Wieso war ihm nun das, was er heimlich dachte, laut herausgerutscht?! Offenkundig verleiteten Freude und Erleichterung zu leichtsinnigem Verhalten! Hasane winkte, scheinbar ungeduldig, nicht sonderlich überrascht, aber wahrscheinlich warf der auch keinen Blick auf die Uhrzeit. Narumichi entkleidete sich flugs und nahm auf dem Oberschenkel Platz. "Erinnerst du dich an den falschen Fischschwanz? Ich hab diese bedruckten Nylons und ein paar alte Obstnetze aufgetan. Sogar ein paar Seestern-Aufkleber für deine Nippel, da! Kleiner, maritimer Fick zur Abwechslung." Narumichi, der noch an seinem Anteil Riegel kaute, nickte brav. Hasane wirkte zufrieden und gut gelaunt. "Soll ich mich erst wehren oder gleich eine Sirene geben?", erkundigte sich Narumichi, nachdem er geschluckt hatte, spürte einen prüfenden Blick aus den schwarzen Augen. "Soll ich das so verstehen, als fühlst du dich in der Lage, mich zu verführen?" Da er eigentlich nur einen Beitrag zur Dramaturgie leisten wollte und Hasanes Erfahrungsschatz als nahezu unerschöpflich einschätzte, stieg Narumichi das Blut in die Wangen. "Das-das könnte ich sicher nicht! Aber ich bemühe mich, ich meine, für die Zuschauer", haspelte er verlegen. Hasane grinste sardonisch, "na, auf die Sirene bin ich jetzt WIRKLICH neugierig!" #~* Selbstbewusstsein hatte man oder nicht. Vortäuschen klappte nicht. In den bedruckten Nylons, vom "Fischernetz" (den Obstnetzen) eingeschnürt (den Fischschwanz simulierend) war Bewegungsfreiheit Mangelware. Auf dem Satinlaken Herumwinden musste auch überlegt sein, sonst ähnelte alles eher einer Roulade in verklumpter Bratensoße! Narumichi bemühte seine Phantasie, die man eigentlich abtrainierte, da sie nur vom Lernpensum ablenkte. Er stellte sich Hasane als Fischer vor, ein bisschen hemdsärmelig, ein abenteuerlustiger Geselle, mit dem eine Sirene durchaus ihren Spaß haben konnte! Die Pornodarstellerinnen in den "Fantasy-Settings" gurrten und säuselten, senkten die geschminkten Lider auf Halbmast, reckten ihre (zumeist überdimensionierten) Brüste noch weiter in die Kamera und leckten sich die Lippen. Nichts, was Narumichi ins Feld führen konnte. Oberhalb des Kiefers fand er gar nicht "statt" und seine magere Brustpartie (mit den neckischen Aufklebern) lud eher zu gar nichts ein. Aber er konnte sich anschmiegsam präsentieren, geschmeidig räkeln, leise seufzen, begehrlich über Hasanes Front streichen! Das Angebot handgreiflich bewundern! Narumichi gab sich alle Mühe, rollte sich herum, schmiegte sich auch mit der Rückenpartie an Hasane. Selbst dem Fischer ins Netz gegangen wollte er sich als frei und selbstbestimmt darstellen! Hasane half ihm aus, zog ihn schließlich auf seinen Schoß, intim verbunden, legte einen Arm unter Narumichis gefesselte Kniekehlen, justierte den richtigen Winkel, denn so ungeheuer angenehm war es nicht, diese Position zu halten! Narumichi schlang nach hinten die Arme um Hasanes Schultern, gab ungeniert den Lustlauten nach, die ihn überkamen. Die Sirene kannte keine Zurückhaltung, warum auch?! Angesichts der letzten zwei Tage fühlte sich Narumichi auch nicht bemüßigt, sich zu bremsen! #~* Narumichi nahm auf Hasanes Oberschenkel Platz. Die obligatorischen Pornos liefen, die drei anderen Monitore zeigten Listen, Chats, das Übliche. "Darf ich etwas fragen?", wagte Narumichi einen Vorstoß, weil Hasane konzentriert wirkte, auf was auch immer. "Frag." Narumichi holte tief Luft, "sieht-sieht man es mir an? Dass ich rebellisch sein könnte? Mich nicht anpasse?" Hasane wandte ihm den Kopf zu. "Ist das so? Bist du ein Aufrührer? Ein unangepasster Regelübertreter?", es klang spöttisch. "Ich halte mich an die Schulordnung", wagte Narumichi eine Korrektur. Hasane angelte nach einem Riegel, pellte ihn, "das hast du auch genau so formuliert, nehme ich an." Narumichi ersparte sich einen verblüfften Seitenblick. Nein, Hasane konnte wohl gar nichts überraschen! "Stimmt", bestätigte er kleinlaut. "Na ja", Hasane kaute vollmundig, "wär ohnehin egal, was du gesagt hast. Man sieht's dir an." Nervös ballte Narumichi die Hände, "wegen der Frisur? Aber...!" Bevor er Widerspruch wagen konnte, weil sie nun doch BUCHSTABENGETREU den Regeln entsprach, stopfte Hasane ihm den angebissenen Riegel in den Mund, "Naru, mein Schnuckelchen, stell dich den Tatsachen. Du wirst gern gefickt. Es stört dich nicht, dabei gefilmt zu werden. Es gibt in deinem Leben auch was anderes als Pauken. Folglich durchgefallen!" Narumichi schluckte den großen Bissen herunter. "Aber Sex ist kein Hindernis fürs Lernen! Meine Ergebnisse sind nicht schlechter geworden!", brach es aus ihm heraus, bevor er sich erschrocken den Mund zuhalten konnte. Hasane lächelte, diabolisch, "Und du widersprichst einem Erwachsenen, stellst das gesellschaftliche Vorgehen in Frage, erlaubst dir einfach ein Urteil." Narumichi blinzelte wiederholt, wollte keine Tränen zulassen, denn es fühlte sich ungerecht an! Er hatte es doch nicht darauf angelegt, andere zu stören, hielt sich doch an die Regeln! Im Wesentlichen. Wenn sie nicht so-so unsinnig wären! Hasane musterte ihn amüsiert, "küss mich. Mit Zunge." Narumichi unterdrückte ein Schniefen, wandte sich Hasane richtig zu, kam seiner Aufforderung nach. Vielleicht ein wenig aufgebracht, jedenfalls engagiert. Bis der sich ihm entzog, sich aufreizend die Lippen leckte und ihn süffisant anfunkelte. "Jetzt sieh sich das einer an! Hockst breitbeinig auf meinem Schoß, reibst deinen Schwanz an mir, der steif wie ne Eins ist. Wirst so riemig vom Küssen, dass ich das Zucken in deinem Arsch spüren kann." Narumichi, der sich seiner Aktionen nicht bewusst gewesen war, errötete, trotz hastigen Atemzügen und trommelndem Pulsschlag. Wirklich, das musste instinktiv...! Hasane grinste, "na, dann muss ich dich wohl mal richtig durchnehmen, hm? Bevor du irgendeinen unschuldigen Bürger anfällst." #~* "Also?", Hasane rieb ihm über das Rückgrat, besonders die Knorpel, was Narumichi durchaus genoss, "wer hat dich dieses Mal auf dem Kieker?" Narumichi schmuste noch einige Herzschläge länger. Das gehörte nicht zum Drehbuch, selbstredend, aber er liebte es, wenn Hasane ihn in den Armen hielt, ihre Beine noch ineinander verschlungen. Es war so warm! Er fühlte sich in diesen Momenten geborgen und angenommen. "Der Präsident des Disziplinarkomitees der Schule", antwortete er auf Hasanes Frage. "Hm", brummte Hasane, kraulte ihm den Nacken, "müssten wieder gestutzt werden." Ah, deshalb, klar! Die Kontrolle seiner äußeren Erscheinung war unverändert von großer Bedeutung. "Ich glaube, er missbilligt mich. Als Person. Dabei sagen die Schulregeln doch, dass wir nach unseren Handlungen beurteilt werden sollen", beklagte sich Narumichi tollkühn. Er war sich jedenfalls keines Regelverstoßes bewusst! "Hm", Hasane initiierte eine Rolle, setzte sich neben Narumichi auf. Der bedauerte schweigend das Ende der Kuscheleinheit, andererseits musste er sich ja auch reinigen, die Aufnahmen waren zu bearbeiten... Hasane rieb ihm kreisend über den Bauch, die Leisten. Tapfer wagte sich Narumichi aus der Deckung. "Sieht-sieht man mir vielleicht an, dass ich Sex habe?", das könnte eventuell erklären, warum er unterschwellig Abneigung provozierte. Ahnten andere etwas? Dass er verdorben war? Hasanes dunkle Augen studierten ihn eingehend, dann beugte er sich herunter, eine Hand um Narumichis Nacken gelegt, küsste ihn so versiert und hingebungsvoll, dass Narumichi zu einem weiteren Erguss kam! #~* Hasane säbelte und schnippelte ohne Zögern oder Zweifel, geübt und flüssig. Narumichi hielt brav still und hoffte, man sähe es ihm nicht an, die unerlaubte Verärgerung. "Also, spuck es schon aus", raunzte Hasane, Schnittgut zusammenfegend. Erst nach drei tiefen Atemzügen sah sich Narumichi dazu in der Lage, "Entschuldigung. Ich bin nur ein bisschen verstimmt." "H-Moll oder Es-Dur?", gGrummelte Hasane ungnädig, löste bei Narumichi erst Verwirrung, dann ein Glucksen aus. "Ich möchte nicht lästig sein..." "Kommt n bisschen spät, oder? Aber die Auktion ist rum, ein Wort ist ein Wort", die Phrasen waren schärfer formuliert, als Hasane sie rauspfefferte, eine Provokation, erkannte Narumichi. Wollte Hasane ihm etwa ein Ventil zur Erleichterung bieten? Wie fürsorglich? "Heute hat er noch länger gestarrt." "Och nee, geht's um diesen Disziplin-Vogel? Hat der keine anderen Hobbys als dich optisch zu sezieren?!", nörgelte Hasane, sortierte Höschen. Narumichi runzelte die Stirn, "eher im Gegenteil, er hat jede Menge Ehrenämter, glaube ich. Ich weiß einfach nicht, welchen Anlass ich ihm gegeben habe, mich so abzuwerten!" Hasane seufzte theatralisch. "Und warum muss dich jucken, wo der Depp hinglotzt?", er kramte dabei in einer Kiste. Narumichi strich sich über den sorgfältig gestutzten Nacken. "Wenn er einen Grund findet", begann er konzentriert, denn Hasanes Frage erschien bei näherer Betrachtung keineswegs trivial, "dann kann er disziplinarische Maßnahmen empfehlen. Nachsitzen oder Putzen oder..." "Zufällig unter seiner höchstpersönlichen Aufsicht?", schnarrte Hasane giftig. "Vermutlich. Und dann fände er neue Gründe...", obwohl man es ihnen abtrainierte, konnte sich Narumichi lebhaft vorstellen, wie unerfreulich das werden würde, quasi ein perpetuum mobile, aus einer Strafe erwüchsen sich immer neue Anlässe für weitere Strafen! Ein blau-weiß gestreiftes Fetzchen Stoff wurde ihm gereicht, ein Tanga, in einer sehr rudimentären Form. "Soll das eine Badehose sein?", erkundigte Narumichi sich, aus dem Konzept gebracht. Hasane grinste, "möchtest du den dazugehörigen Rettungsring sehen?" #~* Manches war wirklich albern, fand Narumichi, aber Hasane hatte ihn süffisant an ein Vorbild erinnert. Die Darstellerin gab sich so debil-notgeil. Rattig und übertrieben scharf, lautete die Anweisung, weshalb Narumichi seinen Ärger verdrängte, sich konzentrieren musste. Hingebungsvoll geil zu sein, und zwar aktiv! Sein "bester" Freund war ein Delfin-Dildo! Wurde der Tanga verabschiedet, durfte der Rettungs- aka Cockring zum Einsatz kommen. Und all diese geschmeidig-getriebenen Aktionen unter einer leichten Deckschicht Massageöl, Feuchtigkeit imitierend. Fehlte bloß noch eine Plastikpalme... Doch da wusste Narumichi noch nicht, dass Hasane als Macho mit dickem Kettenschmuck und Hawaii-gemusterten Bermudas mitmischte. Und ein Flamingo-Kondom benutzte! #~* "Erzähl mir was zu dem Disziplin-Jockey." Narumichi, der sich nach den Verrenkungen im Bad auf dem Bett vor der Anrichte ausstrecken durfte, zögerte, "nun, er ist ein Musterbeispiel für vorbildliches Verhalten..." "Nicht so was! Was für ein Typ ist der? Wie sieht er aus?", brummte Hasane, nagte anschließend an einem Riegel herum. Narumichi musste erst mal seine Gedanken sortieren, denn so viel Gewicht auf Äußerlichkeiten zu legen, das galt als Untugend, weshalb er sich entsprechende Einschätzungen selbst abgewöhnt hatte, zumindest bei bewusster Betrachtung! "Also, er ist eher grobknochig gebaut. Größer als ich. Nicht unbedingt einnehmend, aber niemand kann ja etwas für sein Gesicht", ergänzte Narumichi schon automatisch relativierend das zwingende Veto. "Ah, also einer, mit dem man freiwillig nix zu tun haben will. Nur mit ner Tüte überm Kopf erträglich." Das schien Narumichi nun doch zu harsch im Urteil, "so würde ich das nicht sagen. Er ist bloß ständig darauf fixiert, korrekt zu sein! Unfehlbar, ohne Tadel. Regeln sind wichtig, ja, aber in seiner Gegenwart wird es..." "Zwanghaft?! Obsessiv?! Eine Manie?!", schlug Hasane gehässig vor. Narumichi rollte sich unbehaglich auf die Seite, setzte sich auf, "ich würde es einfach begrüßen, wenn er mich nicht mehr so röntgen würde! Es ist einfach ungezogen, mich als Person so abzuqualifizieren, nur, weil ich nicht so ein Klon bin!!" "Genau! Ein rebellischer, Unruhe stiftender Regelübertreter", pflichtete ihm Hasane in sardonischem Amüsement unaufgefordert bei. Sehr dezent wagte Narumichi ein empörtes Schnauben. Sich halb herumdrehend schnurrte Hasane, "weißt du, das ist das Problem. Die einen sind fickbar und die anderen würden's gerne tun." #~* Obwohl es weit hergeholt schien, konnte Narumichi diesen aufrührerischen Gedanken nicht einfach aus dem Gedächtnis streichen. Sollte der Präsident des Disziplinarkomitees wirklich niedere Gelüste haben? Das schien unvorstellbar, bei der Teflon-Fassade unfehlbarer Korrektheit. Aber falls doch ein winziges Körnchen Wahrheit in der Behauptung lag? Dann blähte es sich gewaltig auf, da Narumichi sich als gestärkt empfand. ER hatte schließlich jeden Tag Sex! Und es gab noch mehr im Leben als eine steile Schul- und Berufskarriere! Auch wenn Hasane ihm aufgegeben hatte, sich Gedanken über die Festtagsfilmchen zu machen... #~* Kapitel 8 "Also", Narumichi nahm auf Hasanes Oberschenkel Platz und memorierte brav, immerhin konnte er sich wohl kaum in der Schule Notizen machen, "Weihnachtsmann, Weihnachtselfe, Rentier oder Elche, Weihnachtsengel, Schneemänner mit, na ja, Karottennasen, Verpackungsspielchen, Kaminfeuer, Fell, Mistelzweige, Yetis und Bigfoot, Ski-Hüttenzauber, Weihnachtstorte, Kotatsu-Spielchen, Glöckchen und Tannen, Kerzen. Ach ja, diese blöden Schlittengeschirre..." Narumichi wagte einen nervösen Seitenblick. ER mochte diese korsettierenden Replika nicht besonders, weil sie häufig einschnürten und das Material nicht gerade hautfreundlich war. "So, so", Hasane musterte ihn prüfend, "aber trotz dieses großen Themenspektrums bist du der Meinung, es müsste was anderes her?" Prompt geriet Narumichi in Bedrängnis, "ich möchte das gar nicht kritisieren! Ganz sicher nicht! Nur haben wir das ja schon alles mal gemacht, richtig? Und möglicherweise könnte etwas anderes mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen", stammelte er eingeschüchtert. "Oho, also alles im Kundeninteresse, verstehe! Obwohl, wenn ich mich recht entsinne, warst du über den Zombie-Fick nicht erfreut!" DAS konnte Narumichi nicht bestreiten. Schon zog er reflexartig die Schultern hoch und den Kopf ein, Schildkröten-Taktik. Ohne Panzer jedoch selten von Erfolg gekrönt. Hasane bleckte die Zähne. "Dabei habe ich mir mit den Details solche Mühe gegeben!", triezte er Narumichi betont vergrätzt ob der vorgeblichen Undankbarkeit. "Das stimmt, und es sah sehr echt aus! Sehr überzeugend!", haspelte Narumichi eilends, um die Wogen zu glätten. Ja, das musste er eingestehen, IHM erschloss sich der Reiz gar nicht, halb verwesende, gammelnde Fleischpartien, igitt! Auch unlogisch, wie das funktionieren sollte, wenn doch die Weichteile...?! Aber ihm hatte auch die Vampirerei missfallen, nachgemachte Bisswunden an diversen Stellen, obwohl sich das primäre Interesse ja nun wirklich nicht mit einem Koitus befasste! "Dir fehlt absolut der Sinn für dunkle Poesie!", hatte Hasane ihn feixend getadelt. Klar, zu viel logisches Denken und nackte, faktenbasierte Vernunft, das sorgte für sterile Gefühlswelten, klinisch rein und zweckoptimiert. Narumichi starrte auf seine bloßen Füße und schrumpfte noch ein wenig mehr. "Entschuldigung", murmelte er kleinlaut. "Nun, wenn bei dir der Kunde König ist", versetzte Hasane gedehnt, legte eine Hand auf Narumichis Nacken und dirigierte dessen Blick hoch auf einen der Bildschirme mit Konversationsdynamik in Zeilenform. Blinzelnd las Narumichi folgsam und schauderte unwillkürlich. "Reizvolles Gebot. Ne Menge Schotter, hm?" Entsetzt wandte Narumichi sich herum, suchte bange in Hasanes Gesicht nach dessen Entschluss. Der würde doch nicht...?! "Hmmm, ich will deinen Eifer im Sinne unserer geschätzten Kundschaft nicht bremsen, mein Schnuckel! Also hole ich mal einen verdammt harten Prügel und nehme deine Pussy durch, nicht wahr?!" #~* Hin und wieder kamen Gebote, sich zu verkaufen. Ein kleiner Anteil davon erfüllte Narumichi mit Grausen. Gewaltpornophantasien. Beklommen streifte er sich den von Hasane gereichten Tanga über, vorne ein feuerrotes, mit langem, plüschigen Fell besetztes Dreieck. Die Stoffschnüre trugen falsche Perlen, nicht so angenehm, weshalb sich Narumichi verstohlen mit Sonnencreme balsamierte, um Striemen zu verhindern. Hasane würde doch nicht... oder?! Angeblich machte es trainierten, flexiblen Muskeln nichts aus, mal gefordert zu werden... Aber schon bei der Vorstellung, ein gepolsterter Schlagstock werde...! Unwillkürlich zitterten Narumichi die Glieder. Er musste sich mit beiden Händen energisch über die eigenen Arme streichen, sich wieder zu fassen. "Und, ist das Rohr geölt?", brachte sich Hasane in Erinnerung, nur eine verwaschene Jeans übergestreift, quasi als Szeneneinstieg. Narumichi schluckte unbehaglich und nickte zögernd. "Na schön, für die Kameras, leck meinen Schwanz, hm? Bring mich dazu, dich so richtig aufspießen zu wollen!" Folgsam kniete sich Narumichi zwischen Hasanes Füße, knöpfte die Jeans auf und machte sich bekannt. Die Kameras fingen selbstredend auch seinen Unterleib ein, wo sich das Felldreieck schon beulte. Hasane strich ihm mit den Fingerspitzen von Zeige- und Mittelfinger über den unteren Nackenwirbel. Das bedeutete "Cut". Rasch sackte Narumichi auf seine Fersen. Würde....jetzt...? Hasane kehrte ihm den Rücken zu, prüfte knapp und routiniert die Ausrichtung der unterschiedlichen Kameras, fischte aus einer der Kisten etwas. Narumichi registrierte ein Würgen in der Kehle. Dildos und Vibratoren, das ging, in reduzierten Varianten. Extrem-Prügel oder gar echte Rüben, SO WAS schied aus! Zumindest bis jetzt... Hasane kehrte zu ihm zurück, ließ die Jeans einfach um die Knöchel sinken. Seine Erektion flaggte stolz und war in einen gemeingefährlich aussehendes Kondom verpackt. Oder eher Überzieher?! Es schien vor matt schimmernden Dornen nur so zu strotzen. Panisch warf Narumichi einen Blick hoch, da streckte Hasane ihm die Hand hin. Bange schob Narumichi seine hinein. Ein diabolisches Lächeln huschte über Hasanes Züge, als er Narumichis Hand zu seinem "Prügel" dirigierte, "fass schön an, mein Süßer." Das tat Narumichi gezwungenermaßen und stutzte, fing Hasanes boshaftes Grinsen auf. "Jetzt dreh dich und halt dich gut fest, Schnuckel, weil der Knüppel vor dem Sack richtig tief und hart in die Grube einfahren will!" #~* Narumichi saß wieder auf Hasanes Oberschenkel, kaute ein Stück Riegel. "Feine Sache, hm? Für deine Fremdsprachenkenntnisse: trompe l'oeil, täusche das Auge. Hat mir gleich gefallen." Ein Lächeln wagend nickte Narumichi beifällig. "Auch wenn bei DIR der Kunde König ist", Hasane stippte Narumichi tadelnd in die Seite, "ICH lasse mir nicht von irgend nem durchgeknallten Wichser vorschreiben, wie ich dich ficke." Wofür Narumichi sehr dankbar war, aber zögerte, dies zu äußern. "Trotzdem sind wir noch nicht weiter", erinnerte Hasane, wischte sich durch die wirren Strähnen, "wenn du dir nicht was Dolles einfallen lässt, bestimme ich, wie das Programm aussieht." Narumichi nickte und sackte ein wenig in sich zusammen, "ja, das wäre wohl besser. Ich dachte, es gäbe vielleicht noch andere Vorstellungen..." "Weil bloßes Vögeln zu fad ist", pflichtete Hasane ihm trügerisch beflissen bei. Darauf wusste Narumichi keine Erwiderung zu formulieren. Es wirkte ja so, als suche er Streit oder wolle um jeden Preis das letzte Wort haben! "Wieso jammerst du mir heute eigentlich nichts von diesem Disziplins-Frosch vor? Ist er eingegangen? Geplatzt? An der eigenen Wichtigkeit erstickt?" Der Themenwechsel verblüffte Narumichi. Ließ Hasane tatsächlich eine Gelegenheit aus, ihn aufzuziehen? "Er lässt mich in Ruhe, allerdings benimmt er sich schon komisch. Er hat einen Fall vorgetragen, wo versehentlich ein Schüler über Nacht in den Schultoiletten eingeschlossen war. Jetzt hat er als zusätzliche Ehrenamtsaufgabe übernommen, nach Unterrichtsende alle Duschen und Toiletten zu kontrollieren", was Narumichi etwas seltsam vorkam, denn bei ihnen war noch nie jemand versehentlich eingesperrt worden. "Sieh an", kommentierte Hasane leise, erklärte sich jedoch nicht. #~* Narumichi verbrachte die Feiertage wie jedes Jahr, nämlich tagsüber in der Schule und dann, an schulfreien Tagen, in der Paukschule. Selbst der Jahreswechsel wäre keine Unterbrechung wert, ließen ihn seine Eltern wissen, die getrennte Aktivitäten außerhalb der verlassenen Wohnung verfolgten. Selbst, dachte Narumichi distanziert, die Kleider in den Wandschränken schienen reduziert zu sein. Das war kein Heim, sondern lediglich ein Außenlager, deshalb war er froh und dankbar, jeden Abend bei Hasane sein zu können, ungeachtet der Befremdlichkeit dieser Feststellung. Auch, wenn er eingestehen musste, keine überzeugende, neue Idee aufgetan zu haben. "Tja, dann muss es mindestens ein neckisches Rentier sein!", grinste Hasane ihn spöttisch an, wedelte mit einem Haarreif plus Geweih. Narumichi seufzte leise, gestand die Niederlage ein. "Können wir das Geschirr nicht weglassen?", wagte er tollkühn eine Verhandlung. Hasane feixte, "ich AHNTE, dass du das sagen würdest. Schau mal, was ich Feines für dich habe, Rudolf-chan!" #~* Narumichi pellte artig Mandarinen, während Hasane die Nachkontrolle durchführte, dabei die Schnitze kaute. Zugegeben, es sah niedlich aus, gestand Narumichi ein, der ebenfalls Mandarinenschnitze mümmelte und die Gastfreundlichkeit des Oberschenkels nutzte, Rentier-Puschen, Rentier-Puschel an Tanga, Glöckchen am Band um den Hals und bedruckte Stoffgeschenkbänder lose um Arme, Beine und Oberkörper gewickelt! Dazu hatte Hasane sich nicht selbst als Weihnachtsmann ausstaffiert, sondern als namenloser Liebhaber mit lächerlichen X-Mas-Boxershorts, ebensolchen geschmacklosen Socken..und einem festlichen Kondom. Alles so albern, übertrieben kitschig, dass Narumichi Mühe gehabt hatte, ein aufgedrehtes Kichern zu unterdrücken. Dazu hatte Hasane ihn auch noch ganz klassisch auf dem Bett vernascht, mit fürsorglichem Kissen unter der Kehrseite. Mit ihm deutlich hörbar geknutscht! Aufgenommen wirkte es wie ein total verknalltes Liebespärchen! Hasane reichte Narumichi unterdessen einen als gebogene Zuckerstange verkleideten Dildo, "jetzt noch was Traditionelles, mein Wundertier! Bist ja geschmeidig im Schwung, richtig?" Narumichi errötete dezent und erhob sich eilig. Trotzdem hatte er das trügerische Gefühl, Hasane hätte diese Variante auch Vergnügen bereitet! #~* Ermattet, durchgefroren von eisigen Regenschauern und ein wenig melancholisch stapfte Narumichi in den Vorraum. "Geh gleich unter die Dusche, Naru!", mahnte ihn Hasane von seinem Arbeitsplatz aus. Erleichtert nutzte Narumichi die Gelegenheit, sich aufzuwärmen, dehnte und streckte sich. Was hatte Hasane für heute vorgesehen? Als er den großen Raum betrat, fiel sein Blick unwillkürlich auf die ungewohnte Leuchtinstallation. "Na, gefällt's?", feixte Hasane, erstaunlicherweise rasiert. Narumichi lächelte schief: um den großen Vibrator, den er einfach nicht benutzen konnte, hatte Hasane bunte Leuchtketten drapiert. "Sehr festlich", versuchte sich Narumichi an einem wohlwollenden Urteil, fasste hastig zu, als Hasane ihm etwas zukommen ließ, durch die Luft! "Und das ist für dich, mein Schnuckel! Spiel schön damit!" Nachdem Narumichi den winzigen Schalter gefunden hatte, glimmte und glitzerte der Vibrator von innen heraus, quasi durchscheinend mit farbenprächtigem Innenleben! "Meine Güte", stellte Narumichi fest, bändigte die eindeutige Rappelei mit energischem Griff. "Spielt sogar Musik ab", grinsend verschränkte Hasane die Hände im Nacken, "dein Einsatz, Naru-chan!" #~* "Ich denke, da stimmt was nicht", machte Narumichi seiner Sorge Luft. Artig hatte er die üblichen Masturbationsspielereien absolviert, aber mittlerweile sengte ihm der Vibrator fast die Handflächen an! Hasane entschlüpfte seinem Bürodrehstuhl, stoppte die Aufzeichnungen beiläufig und nahm das Utensil entgegen. "Tsk!", knurrte er, "ist wohl n umgebauter Grillanzünder." Ohne Zögern zerlegte er das Gerät in Einzelteile, sprengte erschreckend mühelos die Hülle. Narumichi erhob sich langsam. Was nun? Zum Absch(l)uss war er nicht gekommen, das Gerät definitiv außer Gefecht. Alles umsonst? "Tja, schätze, wir müssen deinem Publikum was ganz Besonderes bieten", wandte sich Hasane Narumichi zu, "ist ja Weihnachten, nicht wahr?" #~* Das Szenario sah vor, dass Narumichi beim Selbstverwöhnen durch einen Kurierdienst gestört wurde, sich gerade mal ein Hemd überstreifte (keine Hosen), trotz Standarte öffnete und dann vom knackigen Boten vernascht wurde, der den unübersehbaren Notstand nicht unbehandelt lassen wollte! Statt auf dem Bett ging es im Bad weiter, das Hemd wurde angenässt unter der Dusche, der Bote schubberte sich wollüstig an seinem Gastgeber. Sehr chic so weit. Narumichi agierte geübt trotz der Enge, genoss die Wärme des älteren Mannes, denn im nassen Hemd herumkaspern, das ließ sich weniger angenehm an, als es aussah! Als Hasane sich unerwartet von ihm löste, glaubte Narumichi, schon aufgepeitscht und hormongeflutet, der wolle nun das "Dreibein" angehen, aber an einer Drehung wurde er nachdrücklich gehindert, seine Lippen mit einer Hand versiegelt. Dann drang Hasane erneut in ihn ein, initiierte eine rasche Stanzbewegung, und die fühlte sich anders an! Als Narumichi begriff, was sich geändert hatte, regierten seine Reflexe längst über den aufkreischenden Verstand. Zu spät. Ihm ging die Luft aus, als Hasane kurz nach seinem Höhepunkt heiß und ungebremst in ihm abspritzte. #~* Am liebsten hätte Narumichi sich irgendwo zusammengerollt, aber er durfte nicht. Konnte nicht mal weg! Weil Hasane ihm einen blies, damit die Kameras einfangen konnten, wie sich die Samenflüssigkeit aus seinem After löste. So blieb ihm nur, entsetzlich beschämt, die Finger in Hasanes Schultern zu graben, gegen den Kollaps anzukämpfen. #~* Hasane hatte ihn nicht nur in ein gewaltiges Handtuch gewickelt, sondern noch eine Wärmflasche für den Bauch gereicht und eine Auszeit auf dem Bett verordnet. So langsam ließen auch die spasmischen Kontraktionen nach. Seltsam, welch einen Unterschied ein winziges Detail machen konnte! Aber es HATTE sich ganz anders angefühlt, diese glühende Hitze, die ihn invahiert hatte, noch tiefer bzw. höher geschossen war! Der Gedanke, von Hasane vollends erfüllt und erobert zu werden, oral und anal, ohne Bremsen, ohne Skrupel, ohne Scheu und Scham. Und sich darob fallen zu lassen. Narumichi wollte gar nicht wissen, wie er unbewusst, reflexartig reagiert hatte. Er glaubte jedoch peinlich berührt sich zu erinnern, dass er sich im Rausch ausgeliefert hatte, keine Kontrolle mehr ausgeübt hatte. Hasane wieselte an ihm vorbei, kehrte wieder um, umrundete die Anrichte. Schließlich nötigte er Narumichi, die Augen aufzuschlagen, indem er ihn an den Schultern aufrichtete, "los jetzt, genug gelegen!" Zwangsläufig, mit Handtuch und Wärmflasche, musste Narumichi auf Hasanes Schoß umziehen, der eine kleine, geschmückte, zweifellos teure Torte auf einem Teller balancierte, die erste Gabel voll in Narumichis Mund löschte. "Sieht echt scharf aus, muss ich zugeben", kommentierte er dabei das zugeschnittene Video. Narumichi kauerte sich ein wenig zusammen. "Was ist, Naru? Tut dir was weh, oder fühlst du dich bloß von mir widerlich besudelt?", schnappte Hasane, kaute auf der Gabel herum. Die dunklen Augen funkelten herausfordernd. "Es geht wieder, danke. Und ich war lediglich überrascht", verlegte Narumichi sich auf Diplomatie, was nicht half, wie er sofort feststellte, da Hasane ihn im Nacken packte und auf den Mund küsste. Als gäbe es dort noch Torte abzuluchsen! Japsend sackte Narumichi schließlich gegen Hasanes nackten Oberkörper. "Ich fick dich so, wie's mir gefällt. Ich hab NULL Problem damit, dich von innen und außen total zu versauen, klar?! Juckt mich keinen Meter, ob du dir beschmutzt vorkommst." Narumichi löste die Hand von der Wärmflasche und wickelte sie aus dem Handtuch, legte sie behutsam auf die Hand, die von seinem Nacken um seine Taille gewandert war. "Ich finde mich nicht schmutzig", stellte er tollkühn richtig. Ja, anfangs hatte er durchaus diesen Gedanken gehegt, doch nach dieser Zeit, all den Erfahrungen, kam ihm diese Idee hohl und fremdbestimmt vor, wie eine der Phrasen, die der ach so perfekte Präsident des Disziplinarkomitees absonderte. Eine Anweisung, etwas zu unterdrücken, was die totale Kontrolle unterminierte, bewies, dass es viel mehr zu erleben und zu empfinden gab, als die engen Kreise der Ordnung erlauben wollten. Hasane grummelte Unverständliches, fütterte ihn mit einer weiteren Ladung süßer Torte. "Übrigens bleibst du heute Nacht hier. Keine Widerrede." #~* War das Trotz? Mutwille? Pubertäres Aufbegehren? Wie man es auch einordnete: es entsprach NICHT den Regeln, denn die hätten verlangt, dass er Hasane darauf hinwies, dass das Sicherheitsprotokoll vielleicht seine Abwesenheit als Alarm einstufte. Aber Narumichi äußerte keine Silbe, mümmelte die sehr leckere Torte, kaute einen Zahnpflegekaugummi und kroch brav unter die Decke, kommentierte nicht mal einen ziemlich abgeknuddelt wirkenden Pikachu als Bettgesellen. Hasane arbeitete weiter. Irgendwann glaubte Narumichi, dass er sich zu ihm schob, vertraute Wärme, besser als Decken oder Stofftiere oder flauschig weiche Pyjamas! #~* Narumichi leerte artig den großen Becher, ein aufgeschäumtes Pulvergemisch zur optimalen Nährstoffversorgung, mit einer Ahnung von Pfefferminz und Erdbeeren im Geschmack. Hasane hatte seine Schuluniform mit dem alten Wasserdampfverfahren hergerichtet, versorgte ihn mit dem nächsten Zahnpflegekaugummi, stattete ihn mit einer frischen Unterhose aus, respektive einem lilafarbenen Tanga mit silbernen Totenköpfen. Narumichi reckte trotzig das Kinn. In der Paukschule gab es zu Unterwäsche keine Regeln, also ging diese Extravaganz niemanden was an! "Abmarsch!", kommandierte Hasane aufgeräumt, klapste Narumichi auf die magere Kehrseite, "heute Abend, selber Ort, selbe Zeit! Ich hab hier n Bananenblattröckchen, das auf deinen Einsatz wartet!" Im Aufzug bemühte Narumichi sich hilflos, sein Prusten endlich abzustellen. Er konnte kaum erwarten, DIESE verrückte Variante auszuprobieren! #~* Kapitel 9 Der Jahreswechsel stellte sie auch vor Herausforderungen. Was sollte man bieten, das nicht schon zig-mal so vorgeführt worden war? Hasane votierte für einen Klassiker, Futon, prächtig anzusehende Yukata, das traditionelle Lendentuch, eine Perücke mit langen, tiefschwarzen Haaren. Mit dem nachgeahmten Reispuder musste nicht viel abgedeckt werden, da zeigte sich der Vorteil von Narumichis milchweißem Teint. "Also, das ist das Programm! Einmal Ritt um den Park, lehn dich schön nach vorne auf meine aufgestellten Knie. Dann machen wir die Berg-Wasserfall-Variante." Ein durchaus anspruchsvolles, da artistisches Vorgehen! Doch Narumichi traute sich den Erfolg zu, weil er auf Hasanes Unterstützung bauen konnte. Und nach den endlosen Paukstunden in stickiger Luft den Sex wollte, ganz gleich, wie schamlos und ungezogen sich das ausnahm! Die Hoppe-Reiter-Version verlief dynamisch und begeisterte ihn, weil Hasane sich nicht lumpen ließ, mitwippte, obwohl es seinem Kreuz sicher Einiges abverlangte! Beim zweiten Durchgang klemmte er sich Narumichis Beine vor die Brust mit gekreuzten Armen ein, auf den Knien aufgerichtet, damit er sich ganz nach unten versenken konnte. Narumichi umklammerte unwillkürlich Hasanes Knie, gerade noch mit den Schulterblättern den Boden berührend. Ihm wurde die Luft bald knapp, aber er wollte auch, dass Hasane beschleunigte, wand sich, die langen Strähnen verwirrend, die Yukata längst zerknittert, fast abgestreift, auf der Futon-Matratze, feuerte Hasane mit seinem Lustlauten an, ihn endlich in Ekstase zu erlösen! #~* "Nicht übel", lautete Hasanes ausschweifendes Urteil. Narumichi pellte Mandarinen, teilte die Fruchtspalten artig auf. "Morgen Paukschule?", erkundigte Hasane sich beiläufig, Textbeiträge hochgeschwind abspulend. "Ja, leider", was Narumichi durchaus verdross. Sicher, er konnte nicht ins Feld führen, sich mit seiner Familie auf den Jahreswechsel vorzubereiten, dennoch...! Seine Eltern zogen es vor, getrennt diverse Veranstaltungen aufzusuchen. Sollten sie etwa in der kalten, ungastlichen Wohnung den alljährlichen Glotz-Marathon mit Gesangswettbewerben absolvieren?! Kam nicht in Frage, deshalb gab es auch keine aufwändigen Speisen vorzubereiten oder angereiste Verwandte zu unterhalten. Narumichi war fürsorglich aufgehoben, keine Zeit für seine erfolgreiche Zukunft bei banalen Beschäftigungen zu vertrödeln. Lernen, frühzeitig ins Bett und am ersten Tag des neuen Jahres einen Leistungstest absolvieren! So musste man sich auch wie gewohnt nicht um die Frage der Ernährung kümmern, keinesfalls unüblich, da ein gewisser Prozentsatz von Mittel- und Oberschülern nicht bei der Familie lebte, sondern in Pensionen, Wohnheimen oder Internaten. Alles eine Frage der Organisation und des Geldbeutels! Narumichi tröstete sich mit der Aussicht, dass Hasane ihn wie jeden Abend empfangen würde. Ganz gleich, wie fad und monoton der Schulalltag verlaufen würde, bei Hasane verspürte er menschliche Anteilnahme und Wärme. Außerdem, mit wem würde er wohl lieber aufs neue Jahr zusteuern?! #~* Narumichi streifte sich an der Wohnungstür rasch die Kleider vom Leib. Als er den großen Raum betrat, lief nur auf einem der Monitore ein Porno, der andere übertrug die Show, vermutlich Hintergrundgeräusch bei unzähligen Haushalten! Hasane federte elastisch aus seinem Bürodrehstuhl, "ah, perfekt! Komm, Schnuckel, jetzt machen wir uns so richtig dreckig!" #~* Glücklicherweise folgte dieser Ankündigung keine Wiederholung des "Schleim"-Experiments, stattdessen hatte Hasane tatsächlich Körpermalfarben für Kinder besorgt! Die lösten sich selbstredend im Wasser auf, präparierte Lebensmittelfarbe mit Gerinnungsbeimischungen. Narumichi betrachtete ihn verwirrt. Was genau wollten sie denn mit den Farben im Badezimmer veranstalten? Hasane feixte ihn an, "hab ich dir eigentlich schon das fluoreszierende Kondom präsentiert?" #~* Narumichi konnte nicht anders, er quietschte förmlich vor Vergnügen! Obwohl er sich eigentlich kein Urteil über Hasane anmaßen wollte: der war schon ein verrückter Vogel! Weil sie hier herumalberten, sich mit der selbstleuchtenden Farbe gegenseitig einschmierten, glucksend und prustend wie Kindergartenkinder! Und Hasane küsste ihn aufreizend, ging immer wieder in den Infight, was Narumichi, aufgedreht und köstlich amüsiert, nicht schreckte. Ja, üblicherweise war das "Dreibein" nicht sein Favorit, vor allem nicht Front zu Front. Man konnte sich verrenken, er musste irgendwie auf Hüfthöhe gelupft werden... Eher beiläufig registrierte Narumichi, die Arme um Hasanes Nacken geschlungen, dass es erstaunlich komplikationsfrei funktionierte! Oje, war er etwa schon wieder gewachsen?! Natürlich musste Hasane ihn weiter gegen die Wandfliesen drücken, die Knie beugen, aber nicht mehr so extrem wie früher! Bevor Narumichi sich in Sorgen verstrickte, was sein unbotmäßiges Wachstum betraf, versenkte Hasane das "Leuchtschwert", was im Schwarzlicht für eine merkliche Verdunklung sorgte. #~* Es wurde heruntergezählt und Narumichi ritt auf Hasanes Oberschenkel, ausgestattet mit einem Glas Sekt, nicht alkoholfrei, obwohl er definitiv minderjährig war! Doch Hasane wischte schüchterne Einwände brüsk beiseite, "ja, klar kenne ich die Regel! Wenn's ne Regel ist, braucht es logischerweise ne Ausnahme. Alles klar?!" Zum Sekt gab es Schokolinsen und Knabbergebäck, nicht gerade die gelungenste Kombination, aber sprechend wie die Aktion im Badezimmer: albern und spaßig und ausgelassen! Die Fernsehshow spulte sich wie zu jedem Jahreswechsel ab, doch Narumichis Aufmerksamkeit galt Hasane. Der präsentierte den fix geschnittenen Clips ihrer jüngsten Aktion. "Übrigens pennst du heute hier", sein Tonfall indizierte, dass Verhandlungen diesbezüglich ausgeschlossen waren. Narumichi lehnte sich leicht herüber, durch den ungewohnten Alkohol freimütig geworden. "Danke, Hasane", wisperte er leise, von zärtlicher Wärme bis in die Haarspitzen erfüllt. #~* Narumichi konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal mit seinen Eltern am Neujahrstag einen Tempel aufgesucht hatte. Eines der unwidersprochenen Rituale. Hier war er sich gar nicht sicher, welcher Tempel aufgesucht werden sollte, nach dem Umzug. Hasane weckte Narumichi am späten Vormittag, "lass uns frühstücken, ich hab Hunger!" Narumichi leerte also artig eine aufgelöste Pulvermischung im Glas, kaute den Zahnpflegekaugummi. Nachdem er in seine Kleider geschlüpft war, mit einer Unterhose im Leopardenprint ausgestattet, beäugte Hasane ihn kritisch. "ÖDE!", lautete sein Urteil, vernichtend und kompromisslos. Wenige Augenblicke später trug Narumichi über einer durchscheinenden Hemdbluse einen farbenprächtigen Mantel, im Schnitt ein wenig an die Modelle von Motorradgangs erinnernd, eine Woll-Boa, die struppigen, dicken Fäden Vogelfedern imitierend, um den Hals und einen Cowboy-Hut auf dem Schädel! Narumichi erkannte sich selbst im Spiegel nicht wieder. "Hier, gegen Hynpotiker!", musste er eine Sonnenbrille mit violett gefärbten Rundgläsern aufschrauben! Hasane verpackte sich in seine gewohnte Aufmachung aus Trenchcoat, Baseballkappe, Dreieckstuch, darunter ein Hawaiihemd. Sie fielen definitiv auf, nicht nur, weil Hasane ihn stur an der Hand nahm und darauf bestand, im größten Tempel des Bezirks das Neujahrsgebet zu grummeln! #~* Nicht allzu viele Geschäfte hatten geöffnet, doch rund um dem Tempel gab es ein großes Angebot, Glücksbringer, Talismane, Erinnerungsstücke und Speis und Trank jenseits von Automaten! Narumichi lächelte beseelt vor sich hin. Wie lange war es her, dass er am helllichten Tag einfach so spazieren ging? Es ihn nicht juckte, dass Hasane eine Magen-Darm-Verstimmung erfunden und weitergeleitet hatte, sie quasi in Komplizenschaft schwänzten? Schon eine ganze Weile vermutete Narumichi, dass Hasane es vermochte, sich sowohl der Sicherheitssoftware zu bedienen als auch skrupellos seine Gesundheitsfürsorge zu überlisten, aber er zog es vor, dieses Thema nicht anzusprechen, dazu genoss er es viel zu sehr, mit Hasane die Arme wild schwingend durch den Nieselregen zu flanieren, auf einem Kinderspielplatz die Schaukeln zum Kettenkreischen zu bringen, ausgelassen zu sein, nicht unter Zeitdruck zu stehen, sich den Schädel mit Fakten vollzuprügeln. Es war der schönste Neujahrstag seines Lebens, hielt er für seine Memoiren fest. #~* "Wenn es wieder so n blöder Tadel is, will ich's nich hören", stellte Hasane kategorisch fest, als Narumichi mit sehr gebremsten Elan seinen Kleidern an der Appartementtür entstieg. Narumichi klappte also resigniert den Mund zu, bevor ihm noch eine Silbe entschlüpfen konnte. Er fühlte sich ein wenig beeinträchtigt, durch den endlosen Regen und die sehr frischen Böen. Auf Hasanes Oberschenkel Platz nehmend grübelte er, wie er die schlechte Nachricht anbringen sollte. "Erzähl mir nich, du kommst morgen später", ließ der ihn wissen, spielte Sexszenen ab, offenkundig Inspiration für das heutige Szenario. Narumichi seufzte lautlos. Möglicherweise konnte er über eine Umleitung doch noch auf den Kurs einschwenken? "Wenn du mir jetzt noch vorjammerst, dass du gewachsen bist und sich das keiner mehr angucken will!", drohte Hasane giftig. "Entschuldigung", wisperte Narumichi vollends ausgekontert. "Banane, rechts von dir. Strippen", bellte Hasane unterdessen. Mittlerweile geübt in der Übersetzung der kurzen, häufig betont ungehobelten Anweisungen, fischte Narumichi das Obst ab, pellte die Schale auf Griffhöhe herunter, hielt sie auch brav vor Hasanes Mund, der zuschnappte wie ein Piranha. Herrje, so schlechte Laune?! Musste ein ganzes Heer von Läusen gewesen sein, dass Hasanes Leber überquert hatte! Der kaute Banane, grimmig, die Strähnen wirr im Gesicht. "Los, du auch abbeißen", grollte er Narumichi zu. Der folgte dem Befehl, schickte sich drein. Dann, die Banane gerecht verteilt und vertilgt, rollte Hasane die Schultern, untrügliches Zeichen, dass er sich zu erheben wünschte, weshalb Narumichi rasch auf die nackten Füße kam, Aufmerksamkeit signalisierte. "Ins Bad", gab Hasane die Richtung an, marschierte voraus. Narumichi folgte brav. Dort erwartete ihn an einem schlichten Kleiderbügel aus gedrehtem Metall eine Art Body, lackschwarz. Hilflos pflückte Narumichi das winzige Etwas ab. Da waren Ösen und Schnüre und, nie und nimmer passte er da rein! Ganz zu schweigen davon, dass das Ding irgendwie obszön wirkte. Hasane verteilte unterdessen Babyöl auf seinen Händen, "machen wir dich mal glitschig..." #~* Erstaunlicherweise konnte Narumichi tatsächlich in dem Ding noch atmen, auch wenn er sich wirklich pervers vorkam, mit den Schnüren, diesem vorgeschnallten "Schwanzcontainer" und dem stilisierten "Einfüllstutzen" an seiner Kehrseite unten. Ohne Hasanes Hilfe wäre er niemals in dieses Ungetüm reingekommen. Der studierte ihn kritisch von allen Seiten, drehte ihn an den Schultern um die eigene Achse, lupfte dann gebieterisch mit der Fingerspitze Narumichis Kinn, "Schnuckel, Valentinstag ist für einige eher ne spezielle Veranstaltung, klar? Bisschen Bondage und S/M haben wir schon gehabt, also is das hier n Klacks." Gehorsam nickte Narumichi. "Und noch was!", packte Hasane ihn plötzlich im Nacken, zog ihn eng heran, "ICH bin der Boss. ICH entscheide über die Wirtschaftlichkeit. Dein Job ist, fickbar zu sein. Klar so weit?!" Narumichi erschauerte unter der bissigen Ansprache. "Jawohl", flüsterte er beklommen. Hasane studierte ihn grimmig, ohne Blinzeln, gnadenlos unzensiert. Mit einem Ruck zog er Narumichi an sich heran und küsste ihn ebenso heftig wie leidenschaftlich, sodass Narumichi taumelte, als Hasane ihn endlich freigab. "Hast nen Ständer, hm? Dann will ich keinen Scheiß mehr zu dem Thema hören!" Narumichi keuchte, die Wangen gerötet. "Gut, dass der Wurmfortsatz vorne elastisch ist", stellte Hasane aufgeräumt fest, zog Narumichi an der Hand ins große Zimmer, "muss mir noch n paar Piercings und Ketten antackern, dann kannst du auf meinem Schwanz reiten!" #~* Eigentlich hatte Narumichi keine Muße, sich selbst zu betrachten. Das wurde ihm jedoch durch die Umstände nun aufgezwungen, weil die Hosenbeine eindeutig "Hochwasser" hatten. Zuvor konnte er das mit den halbhohen Gummigaloschen tarnen, die die Collegeslipper wegen der Witterung ersetzten, nun half alles nichts, er MUSSTE pronto passende Schuluniformhosen beschaffen! Rauslassen ging nicht mehr, das hatte er bis an die Umlaufnaht bereits erprobt. Die Uniformhosen konnte man zwar von einem auf den anderen Tag ordern, aber Anprobe und Zahlung nach dem Unterricht kosteten Zeit. Zudem musste man sich selbst auch der Tatsache stellen, dass das Wachstum nicht aufhörte! Narumichi fand, nach einem scheuen Blick in den Spiegel, dass er nicht mehr besonders kindlich aussah von der Statur her, schmächtig, mit langen, dünnen Gliedern, fast knochig, aber nicht mehr nach Kind, auch ohne die sorgfältig abrasierte, ohnehin spärliche Körperbehaarung an neuralgischen Stellen. Jetzt war er bedauerlicherweise nicht der Einzige, der hier auf Abfertigung wartete! Narumichi ballte nervös die Hände zu Fäusten. Hasane würde so was von aufgebracht sein! #~* "Beeil dich!", bellte Hasane ihm entgegen, als sich Narumichi durch die Tür schob, nicht mal eine Entschuldigung für seine Verspätung anbringen konnte. Hastig entkleidete er sich, hätte sich dabei in seinem Eifer fast selbst gefällt. "Anziehen, fix!", auf dem Bett vor der Anrichtete wartete ein Zweiteiler in Bordeauxrot, enge Shorts und ein gerade bis auf die Rippen reichendes Oberteil. Aus Teddyplüsch. DAS konnten wirklich nur wenige tragen! Hasane hatte zudem das Bett entsprechend bezogen, schwarze und bordeauxrote Kissenhüllen, das Laken, der leuchtende Vibrator. Er selbst präsentierte eine hautenge schwarze Hose, die an Arbeitsutensilien von Strippern erinnerte. "So, Romantik pur! Werd dich richtig durchnehmen, damit die Leute was für ihr Geld bekommen!", rieb sich Hasane die Hände. #~* Narumichi atmete schwer. Drei Runden Vollkontakt, erst der beliebte "Löwentanz", dann konventionell auf allen Vieren und schließlich, der Romantik geschuldet, die Missionarsstellung, ein heftiges Programm. Ob Hasane über seine Verspätung verärgert war und deshalb...? Aber die leidenschaftlichen Küsse sprachen für Narumichi dagegen. Oder er bildete sich das bloß ein, weil das Ohr ja auch mithörte... "Komm her", Hasane arbeitete schon wieder, trug die gewohnten Boxershorts und ein T-Shirt. Narumichi setzte sich auf, wollte auf die Beine kommen und kippte ungelenk wieder zurück. Nicht einen Moment später war Hasane an seiner Seite, wischte ihm klebrige Strähnen aus dem Gesicht. Eine Entschuldigung schien angebracht, doch Narumichi röchelte an zu viel Speichel, zitterte unkontrolliert, warf einen panischen Blick hoch zu Hasane. "SchSch", raunte der mit bezwingendem Blick, beugte sich über ihn und küsste ihn gründlich. #~* Wie befohlen die Arme um Hasanes Schultern schlingend fühlte sich Narumichi beschleunigt und aufgerichtet, saß, noch immer leicht bebend, aufrecht, gestützt von Hasane. "Schwindlig?" Narumichi schüttelte vorsichtig den Kopf. "Sehstörungen? Schwarze Punkte?" "...nein..." Die dunklen Augen studierten ihn akribisch. Ein Daumen tilgte Speichelspuren aus seinen Mundwinkeln. "Okay", stellte Hasane fest, legte die Hand in Narumichis Nacken, "was ist los?" Der kämpfte hilflos mit Mutmaßungen. "Hast du schlecht geschlafen?", half Hasane bei der Indikation. Narumichi senkte beschämt den Blick. "Nein, Naru, Augen auf mich!", wurde er streng getadelt, "hattest du heute Stress?" Unwillkürlich presste Narumichi die Lippen aufeinander. Hasane knurrte vernehmlich, "sag's mir", ein Befehl und eine Drohung zugleich. Die Schultern herabsackend gab Narumichi nach, "ich wollte mich beeilen, aber im Geschäft waren so viele andere Kunden, und es dauerte mit der Anprobe, und ich war zu spät..." Narumichi spürte, wie ihm die Augen beschlugen, "es tut mir leid, wirklich! Irgendwie wachse ich immer weiter, und ich mache mir Sorgen, wegen des Auktionspreises, ich hatte ja versprochen..." Hasane hob ihn ansatzlos unter den Achseln auf seinen Schoß wie ein Kind, musterte ihn streng. "Obwohl ich dir AUSDRÜCKLICH gesagt hatte, dass es MEINE Sache ist", stellte er grimmig fest. Narumichi schniefte, weil die Tränen ihm auch noch die Nase verstopften. "Und selbstverständlich ist mein erster Gedanke, dir den Kopf abzureißen, weil man den ja nicht für die Aufnahmen braucht", ergänzte Hasane gallig, zog Narumichi enger an sich heran und flüsterte in dessen Ohr, "wenn du JETZT auch noch die Frechheit besitzt, das Essen und Trinken zu verschmähen, um nicht zu wachsen, DANN werde ich dir die Tracht Prügel deines Lebens verabreichen. Als Einstieg." Nun schluchzte Narumichi wirklich, "das tue ich nicht! Versprochen!" Aber er fühlte sich so elend, denn er stand im Wort, wollte Hasane nicht enttäuschen und die Missbilligung der Lehrer und...! Die kraftvollen Arme umschlangen ihn wie eiserne Bande. Hasane küsste ihn, nicht nur auf den Mund. Obwohl es ihm entsetzlich unangenehm war, dauerte es eine ganze Weile, bis Narumichi sich beruhigt hatte. "Setz dich jetzt in den Sessel. Ich mache dir meine Spezialmischung", wies Hasane ihn an. Tatsächlich kam Narumichi auf die Beine, ohne zu taumeln, ließ sich scheu nieder, denn das hier war schließlich Hasanes Thron! "Du bleibst heute Nacht hier. Weiß nich, ob das Zeug dir nich auf den Magen schlägt. Morgen machen wir Runde drei für den Valentinstag", verkündete Hasane geschäftig. So, als hätte er nicht die Zeit davor damit verbracht, ihn fürsorglich zu betreuen! #~* Kapitel 10 Es war gefährlich, dass er flüssiges Frühstück bekam, den obligatorischen Zahnpflegekaugummi, dass ein eigenes Deo für ihn bereit stand, dass die gerade gestern erstandene Hose dampfbenebelt tragfrisch auf ihn wartete. "Ab mit dir und alles wegspachteln!", verdonnerte Hasane ihn energiegeladen. Narumichi galoppierte folgsam los. Nein, kein Zweifel. Wenn er die ihm am nächsten stehende Person benennen müsste...! #~* Selbstverständlich fand für Minderjährige der Valentinstag nicht statt. Oder Weihnachten. Das waren Anknüpfpunkte für Erwachsene auf ihrem lauteren Pfad der gesellschaftlichen Akzeptanz! Erst Schule, dann Studium! Dann Arbeitsplatz, dann Familie. Narumichi fragte sich hin und wieder, ob seine Klassenkameraden auch....? Zum Beispiel so viel über Sex wussten. Der offizielle Aufklärungsunterricht war nämlich eingestampft worden, kein Thema in der Schule. Man wollte die Jugend nicht auf überflüssige Gedanken bringen! Narumichi konnte sich hingegen gar nicht mehr vorstellen, nicht täglich an Sex zu denken! Nicht nur seiner Verpflichtung geschuldet, sondern auch... Nun ja, weil es sich gut anfühlte! Manchmal geradezu atemberaubend grandios! Besser als Sport! Zumindest die Sparvarianten, die man gezwungenermaßen in seiner Schule exerzieren musste. Obwohl körperliche Bewegung Zeitverschwendung darstellte, die man auf dem Hintern hockend besser vor Bildschirmen...! Zugegeben, der Valentinstag als Epitom verliebter Romantik, das konnte Narumichi auch nicht für sich reklamieren. In der Schule waren sie quasi Neutren, Geschenke untersagt. Das führte nur zu unangenehmen Gefühlsanwandlungen! Wenn keiner was bekam, wurde auch keiner benachteiligt oder ausgegrenzt. In gewisser Weise logisch und konsequent, lediglich fernab der menschlichen Natur. Sympathie und Antipathie konnte man ja schließlich auch nicht so einfach ausknipsen! Für Hasane musste der Valentinstag Hochkonjunktur im Geschäft markieren, noch mehr Absatzmöglichkeiten! Neben den Stammkunden die Enttäuschten, die Einsamen, die Frustrierten, die Ideenarmen.... Für jede Nuance und jeden Geschmack etwas in petto, wenn man auf "junges Gemüse" stand. Das konnte Narumichi noch immer nicht nachvollziehen. Er fand Hasane viel erotischer! Er- und ausgewachsen, zupackend, real, lebendig, erfahren...! Wer wollte sich denn so kleine, dürre oder babyspeckige Gören anschauen?! Da kam bei IHM aber ganz und gar KEINE sexuelle Spannung auf! Tja, aber über Geschmack...! Ohnehin stand ihm Streit nicht zu, dräute ja seine weiterhin enorme Schuldenlast. Ob er wohl schneller als sein vermaledeites Wachstum sein würde? Denn Narumichi wollte nicht gezwungen sein, auf die anderen Offerten eingehen zu müssen. #~* "Na endlich! Dachte schon, du wärst zur Feier des Tages fremdgebumst worden!", empfing Hasane ihn, nur in Boxershorts. Narumichi entkleidete sich eilig nach einem Moment kompletten Verdattertseins. "Entschuldigung, aber es gab einen Stau wegen eines Auffahrunfalls", sie hatten zur eigenen Sicherheit nicht den Bus verlassen dürfen. "Ich hoffe, du schwächelst heute nicht!", sezierten ihn Hasanes dunkle Augen förmlich in bloße Atome. Narumichi errötete beschämt und schüttelte hastig den Kopf. "Na, wir werden sehen!", verkündete Hasane aufreizend, zog Narumichi an der Hand mit sich. Vor der Anrichte, das Bett fort und an die Wand gelehnt, wartete eine gewaltige Picknickdecke. Blütenblätter, Schüsselchen mit Konfiserie, Pralinen, Krem, Waffeln, bezuckerten Früchten... "Wenn du kotzt, hau ich dich windelweich." #~* Narumichi hatte bereits verschiedene Sequenzen mit Nahrungsmitteleinsatz gesehen, war über die subtile Erotik einer schlichten Nudelsuppe aufgeklärt worden, hatte als Dekorationsunterlage gedient. Dieses Picknick hier verlief anders. Er musste eine durchscheinende, ungefärbte Yukata überstreifen, nur nachlässig gebunden. Sich dann niederlassen und ...Wie bei einem frisch verliebten, völlig auf einander fixierten Liebespaar von den Angebot der süßen Sünden naschen. Natürlich gab es auch Sex, aber eigentlich eher wie eine Fußnote. Bei zweien, die einander gar nicht loslassen wollten, immer Kontakt hielten, sich küssten, fütterten, neckten, streichelten... "Ist das wirklich genug?", wagte Narumichi tollkühn eine Frage. Als Hasane gerade mit Gerstentee nachspülte, sogar gurgelte! Eine markante Augenbraue lupfte sich in den Ansatz der wirren Strähnen, "nun, du kannst noch mehr Pralinen und Eiskonfekt haben..." Narumichi schüttelte hastig den Kopf, "danke, nein, sehr nett, aber ich meine, wird das reichen? Es wirkt so-so normal verliebt", stotterte er schließlich hochnotpeinlich berührt heraus, blickte angestrengt auf seine Hände, die hier und da noch Schokospuren aufwiesen! Hasane lachte leise, "es gibt auch Leute, die nicht nur auf akrobatische Höchstleistungen schielen", neckte er Narumichi spöttisch, "wenn du nicht ausgelastet bist..." Narumichi erwartete, dass ihm förmlich der Kopf explodieren würde, weil sich dort alles Blut sammelte, er sich schämte. "Komm her." Gesenkten Hauptes rutschte Narumichi heran, wurde ansatzlos in die starken Arme gezogen. "Was soll ich mit dir anstellen, hm? Verrat es mir", raunte ihm Hasane sonor ins Ohr, ein aufreizendes, erregendes Wispern in Basstönen. Zu seiner Verlegenheit fiel Narumichis Begehr äußerst konventionell aus... #~* Hasane setzte sich auf, wischte sich wirre Strähnen aus dem Gesicht. Narumichi mahnte sich, nicht mehr hier herumzuliegen, in postkoitaler Seligkeit, sondern auch flugs...! "Wer hätte das gedacht?", zupfte Hasane ihn neckend an der Nasenspitze, grinste, "ob das der bevorstehende Zuckerschock ist? Dann bringe ich mein bestes Stück lieber in Sicherheit..." War eine Entschuldigung angezeigt? Ein Kuss landete prickelnd auf Narumichis Stirn, die Ponyfransen wirr nach hinten gewühlt. "Bring erst mal deinen Puls wieder auf Normaltempo", empfahl ihm Hasane fast schnurrend vor Amüsement, federte elastisch vom Bett und schwirrte summend ins Bad, sich zu reinigen. Narumichi legte sich eilig einen Unterarm über die Augen. Er hatte gewollt, dass Hasane mit ihm schlief, bequem auf dem Bett, ihm zugewandt, ohne Sperenzchen, gut, mit Schokoschnurrbart dank Pralinen-Intermezzo. Wie ein Liebespaar, sich in den Armen haltend, auf einander lauschend, keine Rammler-Taktik, keine blöden Sprüche, keine Rollenspielchen. Obwohl, nichts davon hatte er aussprechen müssen. Hasane hatte es einfach getan. Narumichi seufzte. WIE um alles in der Welt sollte er sich NICHT etwas einbilden?! #~* Narumichi verließ das Badezimmer zögerlich, in einem Baumwoll-Pyjama mit Chrysanthemen. "Und? Musst du speien?", Hasane winkte ihn heran, einen Oberschenkel offerierend, eine frische Kanne Tee in Reichweite dampfend. "Nein, vielen Dank, es geht mir gut..." Obwohl er bestimmt sein Quantum an Süßigkeiten für die nächste Dekade intus hatte! "Wer weiß wie lange noch!", grinste Hasane munter. Artig ließ sich Narumichi auf seinem Bein nieder. "Ich würde dir ja nen Kräuterschnaps anbieten", Hasane schien bestens gelaunt, "bloß hält sich der Alkohol zu lange und außerdem hilft es nicht bei der Verdauung. Aber der Aberglaube schmeckt wenigstens!" Mangels Erfahrung konnte Narumichi nichts zu diesem Thema beitragen. "Tja, da braucht es wohl eine Alternative, damit dir wenigstens farbenprächtig übel wird", gluckste Hasane, schmatzte ihn auf die Wange!, "reiß mal die Chipstüte da auf, ja? Ich brauche jetzt Salz und Essig als Antidot!" Unwillkürlich lief Narumichi ein Schauer über den Leib, was Hasane keineswegs entging. Ob er nicht sogar darauf gelauert hatte? "Was uns nicht umbringt!", Narumichi richtete sich kämpferisch auf, erlegte die Tüte und griff entschieden in die Vollen. So einfach würde er Hasane nicht gewinnen lassen! #~* Zu seinem heimlichen Stolz überstand Narumichi diese Orgie unbeschadet, auch wenn er in weiser Voraussicht die Gesundheitskontrolle ausließ. Das Hochgefühl dieses besonderen Valentinstags hielt auch eine merkliche Weile vor, weil es ihn Freiheit spüren ließ, Ungezwungenheit. Ausgelassen und fröhlich und albern und überschwänglich zu sein, über die Stränge zu schlagen, ohne jemandem zu schaden, Spaß zu haben, in Gemeinschaft, im Vertrauen. Da konnte ihn auch der Marathon auf die Schuljahresabschlussprüfungen nicht schrecken! #~* Heimlich hatte Narumichi an einem Plan gestrickt. Selbst wenn es verwegen, selbstherrlich, unverschämt und anmaßend war! Trotzdem! Hasane hatte ihn, Aufnahmen hin oder her, am Valentinstag verwöhnt. Zugegeben, die Regeln besagten, dass der Jüngere, der Verliebte, der Unterlegene... Aber das focht Narumichi nicht an, weil es unvernünftig starre Vorgaben waren, bürokratisch und schlicht überflüssig! Eine Hierarchie, ein Machtgefälle, eine Abstufung in einer Partnerschaft, das nahm sich doch lächerlich aus! Entweder man mochte sich und stand auf Augenhöhe, oder aber... Oder es war nicht mehr als ein unerquickliches Abhängigkeitsverhältnis, das irgendwann gesprengt werden würde, ließ sich Narumichi zu einem Urteil hinreißen, deshalb entschied er für sich selbst, dass Hasane ihm seine Gunst gewährt hatte. Was es am Weißen Tag zu erwidern galt. Nicht aus Pflichtbewusstsein oder gesellschaftlichem Zwang! Sondern, weil er es wollte, Gleiches mit gleichem vergelten, Hasane ebenso erfreuen und verwöhnen! Die Absicht stand demnach. Lediglich die Ausführung....! Narumichi zweifelte an seinen haushälterischen Fähigkeiten. SO einfach konnte es doch nicht sein, ohne jede Erfahrung "weiße" Pralinen zu kreieren?! Oder einen Kuchen, eine Torte, oder... oder?! Herrje, die Farbe "weiß" als zwingende Komponente stellte ihn schon vor Schwierigkeiten! Außerdem, das musste man einrechnen, konnte er wohl kaum die heimische Küchenzeile nutzen, weil das niemand tat und sie quasi im Zustand ihres Einzugs lediglich abgestaubt wurde. Man aß auswärts, bei Leuten, die Ernährung professionell betrieben. Wäre ja noch schöner, das Appartement mit Essensgerüchen zu vermiefen! Kaufen also... Doch, da konnte Narumichi sich nicht täuschen, der Notgroschen war winzig, die blöden Schulhosen schon ein Schlag ins Kontor... Was tun? Er zermarterte sich den Kopf, etwas zu finden, das Hasane gefallen würde. #~* "Nanu? Haben sie dich rausgeschmissen?" Narumichi lehnte an der Tür. Er sollte sich rasch entkleiden, auf Hasanes überraschte Frage antworten, aber ihm klebte der Notschweiß ekelerregend auf der Haut, vor seinen Augen flimmerte es und sein Puls raste. Wenn er sich jetzt zu schnell bewegte...! "Festhalten", kommandierte Hasane vor seinem flackernden Blick, legte sich Narumichis steife Arme um den Nacken, ging leicht in die Knie, hob ihn an, marschierte elastisch, mit konzentrierten Atemzügen, ins Bad, wo er Narumichi behutsam auf dem Rand der hohen Wanne absetzte. "Ah! Ah!", tadelte er streng, lenkte Narumichis Kopf in den Nacken mit einem festen Griff um dessen Kinn, "ist dir übel?" Narumichi gurgelte unverständliche Silben. Prompt begann er wieder zu zittern, unkontrolliert, arhythmisch. "Kalt?" Blinzeln, gegen den schrumpfenden Horizont... "Nein, Augen auf! Sieh mich an, Naru!", der harsche Befehl hieß Narumichi zusammenzucken, vertrieb die Dunkelheit für einen Augenblick. "Ruhig atmen, schön langsam! Tief ein... und gemäääächlich aus... Und noch mal!" Graduell verbesserte sich Narumichis Befinden. Zumindest das Beben verabschiedete sich, das warnende Prickeln in Finger- und Zehenspitzen verschwand. "So ist gut. Du atmest brav weiter. Ich bin gleich zurück", damit machte Hasane auf dem Absatz kehrt. Narumichi konzentrierte sich folgsam auf seine Atemzüge, fühlte sich klebrig und widerlich und schwach und verängstigt und erschrocken und... Autsch! Unversehens hatte Hasane eine Hand gekapert und den Ringfinger blutig angestochen! "Geht gleich vorbei. Ist nur ein kleiner Piekser." Nicht zu bestreiten, trotzdem schüttelte es Narumichi schon wieder durch. Hasane ging vor ihm in die Hocke, beäugte ihn konzentriert, "ist das heute das erste Mal?" Sehr vorsichtig drehte Narumichi den Kopf nach rechts und links. "Einige Zeit nach dem Mittagessen?", hasardierte Hasane. Dieses Mal ruckte Narumichi sehr behutsam nach vorne und hinten. "Okay", entschied Hasane, federte aus den Knien hoch, streite sich Boxershorts und T-Shirt ab, pellte auch Narumichi aus den klammen Kleidern, der sich entsetzlich schämte. Weil er furchtbar stinken musste, nach Schweiß und Panik und...! "Setz dich auf meinen Schoß", forderte Hasane ihn auf, den niedrigen Schemel okkupierend, "gut. Arme um meinen Nacken. So, halt dich fest. Alles ist gut, Naru. Du bist hier sicher. Einfach schön atmen. Alles okay." Mit diesem leisen Mantra begann Hasane, ihn sanft abzuduschen. #~* Narumichi, eingewickelt in die warme Bettdecke, fühlte sich elend, weil er Hasane solche Umstände machte, nicht einsatzfähig war und...Und fürchterliche Angst vor der nächsten Panikattacke hatte, nämlich erneut das Gefühl zu verspüren, ohnmächtig zu werden und umzukippen. "Hier, langsam trinken", reichte Hasane ihm einen Becher an, ließ sich dann neben ihm nieder, betrachtete ihn aufmerksam, "ja, schmeckt komisch, ich weiß. Das ist eine Spezialmischung. Die wird deinen Kreislauf in Kürze heftig ankurbeln." Narumichi nippte folgsam, verwünschte die Tränen, die seine Sicht beschlagen ließen. JETZT musste er sich aber schleunigst entschuldigen! Und bedanken und sich erklären! Hasane strich ihm beruhigend immer wieder über den Schopf, "ich mache dir eine Notfallmischung für morgen zurecht. Die musst du aber verstecken, am besten unter deiner Fußsohle im Socken." Narumichi blinzelte die Wimpern frei und signalisierte Sorge. Ein spöttisches Feixen prägte Hasanes Züge, "keine Angst, mein Schnuckel, das ist keine Droge! Aber das Pülverchen würde Fragen aufwerfen, was wir nicht wollen." Narumichi schniefte verlegen. "...es tut mir leid...", würgte er versuchsweise. Ein kräftiger, warmer Arm legte sich um seine verspannten, eingerollten Schultern, "ja, ich find's auch extrem beschissen! Ich meine, was soll das?! Du bist 16 Jahre alt, mitten in der Pubertät, und wucherst förmlich vor dich hin! Wo soll das bloß enden?!", lamentierte er in fast bösartiger Theatralik. Getroffen blickte Narumichi unter sich, empfand sich selbst als eine einzige, bodenlose Enttäuschung. "Hey. Augen auf mich", raunte Hasane an seinem Ohr. Die lästigen Tränen verwünschend setzte sich Narumichi mit einem Ruck aufrecht. "Was habe ich dir gesagt, hm? Wie unsere Aufgabenverteilung ist?", Hasane klemmte ihm die Nasenspitze tadelnd ein, "wir kriegen dich schon hin. Du hältst dich daran, was ich dir sage. Kann nichts schiefgehen", beschwor Hasane ihn selbstbewusst. "Versprochen", versicherte Narumichi erstickt, dezent mit verstopfter Nase schnüffelnd, wünschte, dass Hasane noch ein winziges Weilchen länger bei ihm saß, um ihn zu trösten und aufzumuntern. #~* Obwohl Narumichi sich durchaus sorgte, verstaute er das winzige Papiertütchen unter seiner linken Fußsohle im Socken. Wenn er richtig vermutete (und sein Verstand schien sich wieder auf normalen Touren einzufinden), hatte Hasane ihm ein Aufputschmittel verordnet. Nicht illegal, aber ganz sicher nicht für Minderjährige gedacht. Oder in Schulen erlaubt. Obwohl es dort keine "Doping"-Regeln als solche gab... Für Narumichi bedeutete das winzige Papiertütchen einen Talisman, eine Notfallversorgung. Wenn er wieder seine Kreislaufschwäche bemerkte, müsste er nur auf die Toilette gehen, das Tütchen hervorholen, sich das Pulver auf die Zunge streuen... Würde nicht hilflos den eigenen Zusammenbruch bemerken, sondern blieb Herr der Lage! Selbstverständlich hielt er sich auch von der Gesundheitskontrolle fern. Ihm ging es ja auch schon besser! Wenn jetzt noch Prüfungsstress und die Frage nach dem Weißen Tag abgehakt wären...! #~* Nein, man konnte sich nichts vormachen: aus unerklärlichen Gründen änderte sich sein Menüplan und die Gesundheitskontrolle orderte für ihn Nahrungsergänzungsmittel. Narumichi zweifelte nicht daran, dass Hasane die Ergebnisse der Blutprobenanalyse irgendwie eingespeist hatte, obwohl das Protokoll gar nicht wissen konnte, dass es ihm zwischenzeitlich so schlecht ergangen war. Zwei Tage waren mit dem verborgenen Pulvertütchen zu überstehen, dann stand seine neue Versorgung! Hasane triumphierte jedoch nicht, sondern zeigte sich grummelig, weil das Wetter unleidlich war. Und er den Geruch klammer Schuluniform-Klamotten nicht ausstehen konnte! #~* Narumichi balancierte, kämpfte mit den Schwierigkeiten einhändigen Entkleidens. "Bist spät dran", brummte Hasane vor seinem Arbeitsplatz, wandte sich nicht zu ihm herum. "Entschuldigung!", machte Narumichi sich pro forma bemerkbar, erleichtert, den Herausforderungen erfolgreich getrotzt zu haben. Er nahm jedoch nicht auf dem wartend ausgestellten Oberschenkel Platz, sondern verneigte sich tief neben Hasane, "vielen Dank für den Valentinstag. Ich habe mir erlaubt, im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten, die Gunst zu erwidern." Damit streckte er linkisch und verlegen einen blütenweißen Strauß aus feinen Kosmetiktüchern hin, überreichte mit der anderen Hand seine jüngste Erwerbung. Hasane lupfte die Augenbrauen kritisch, "der Strauß ist ja wirklich sehr praktisch, erst Origami, dann Rüssel, aber willst du mich umbringen?!" Narumichi presste nervös die Lippen zusammen. "Das sind TRILLIONEN an Kohlehydraten! Und Fett! Jede Menge Zucker! Rettungsringe und Speck in spe!", donnerte Hasane diabolisch. "Es sind auch Bananenscheiben dabei", erläuterte Narumichi tollkühn bis suizidal, spürte den Sezierblick der dunklen Augen. "Hinsetzen!", bellte Hasane schließlich. Artig nahm Narumichi Platz, zollstockgerade. "Also wirklich!", grollte Hasane demonstrativ und nahm einen großen Bissen von dem eingewickelten Crêpe mit Innenleben, Banane, weiße Schokoladensplitter, Vanille-Soße, Marshmallows... "Und noch Krokant!", konstatierte er theatralisch. Narumichi blickte brav unter sich, sollte sich schuldig fühlen, hatte jedoch Mühe, ein Grinsen zu verstecken. "Ich werd das nich allein vernichten!", drohte ihm Hasane grimmig, hielt ihm den gebackenen Teigfladen ebenfalls vor den Mund, "denk bloß nich, du kämst so leicht davon!" #~* Zugegeben, diese sehr kalorienhaltige Mahlzeit bedurfte einer gewissen Gewöhnung, war sündig, ausschweifend, extravagant, ja, geradezu dekadent! Andererseits hatte Hasane ihm den Mund sauber geleckt! Selbstverständlich nur die Ouvertüre zu orgiastischem Paar-Training. Dazu musste sich Narumichi in eine Art feuchten Dessous-Traum zwängen, zumindest für Damen entworfen, in bestimmten Teilen, weiß, mit Rüschen, Spitzen, winzigen Schnallen, Netzeinsätzen im stilisierten Rosendekor, Strumpfband, Hüfthalter, Mini-Slip, eine Art Korsage, Dekorbändchen um Hand- und Fußgelenke. Nicht zwingend hinderlich, aber definitiv Dekor. Oder Zuckerguss-Verzierungen bei einer Torte! Hasane ließ sich nicht lumpen, denn es war ja der Weiße Tag! Da musste der "Herr" was bieten, z. B. ein Kondom in der Ahnung einer Spritzgusstüte für Konfiserie! "Ich hab jede Menge Energie", raunte er Narumichi zu, der mit dem Mikro rang, "sei bloß auf alles gefasst!" #~* Narumichi schwindelte, er rang nach Luft. Zunächst hatte Hasane ihn ganz klassisch auf allen Vieren von hinten genommen, damit die Kamera die besten Bilder entlang der Fluchtlinie zwischen ihren Beinen präsentieren konnte. Von der Dynamik durchaus mitgerissen hatte sich Narumichi auch auf den Rücken gedreht, Um auf Hasanes gekreuzte Beine gezogen zu werden, allerdings in der perfiden "Tee mahlenden Mühle"-Stellung. Die verlangte Narumichi nämlich ab, sich mit dem ganzen Gewicht auf die eigenen Arme zu stützen, selbst den Unterleib zu schwingen, weil Hasane seine Oberschenkel in festem Griff hatte, nicht zuließ, dass Narumichi die Füße aufsetzen konnte, dessen Hüftschwung mit kreisendem Becken begegnete. Die Arme unkontrolliert zitternd war Narumichi für seinen heftigen Erguss dankbar. Nur, dass Hasane ihn nicht vom Haken ließ! Zugegeben, eine zotige Umschreibung und für den Wechsel des benutzten Kondoms durfte Narumichi auch durchschnaufen, dann, voll im Saft (schon wieder!) packte Hasane einfach Narumichis Beine vor seiner Brust, klemmte sie dort fest und löste sich in kniender Position von den eigenen Fersen, nutzte die Höhendifferenz für den "Tiefen Berg"! Die Finger in das strapazierte Laken bohrend erlebte Narumichi Fahrstuhlgefühle, allerdings mit dem Kopf nach unten und rasant wie bei einem Schlagbohrer! Das... Das nächste Mal... Weniger... Weniger Kalorien! #~* "Sehr energiegeladene Vorstellung", zog Hasane ein Fazit, als Narumichi vollkommen erschlagen aus dem kleinen Bad zockelte. Außer seinen Haarspitzen schien alles Klage bezüglich Überbeanspruchung zu führen! "Leg dich hin, Zuckerschnute", grinste Hasane ihn teuflisch an, "hab ich eigentlich mal erwähnt, dass zu viel Zucker mich extrem riemig macht?" Narumichi ächzte bloß und zog sich die Decke über den Kopf. #~* Kapitel 11 Er war viel zu früh dran, deshalb ließ die Tür ihn nicht bloß mit einem leisen Knacken ein, sondern Hasane empfing ihn selbst, einen kritischen Blick in den dunklen Augen hinter den wirren Strähnen. Das Taschentuch vor den Mund gepresst blinzelte sich Narumichi Schlieren in die verschmierte Sicht. "Wenn du noch mal speien musst, mach's gleich", pellte ihn Hasane aus den klammen Kleidern, erstaunlich komplikationsfrei. Narumichi schluchzte erstickt, während sein Magen sich in einer Kolik verkrampfte. Aber es gab nichts mehr zu erbrechen! "Herrje", kommentierte Hasane, streifte sich achtlos Boxershorts und T-Shirt vom Leib, zog Narumichi energisch hinter sich her ins Bad, entführte das völlig zerfledderte Papiertaschentuch ungnädig, stellte eine leichte, lauwarme Brause an, drapierte sich Narumichis Arme um den Nacken, um ihn und sich selbst einzuschäumen, in einem intimen Tanz auf der Stelle. Narumichi wollte sich erklären, presste aber verzweifelt die Lippen aufeinander. Er STANK bestimmt unerträglich aus dem Mund! Hasane bewies keine Eile, brauste ihn in kreisenden Bewegungen ab und wickelte ihn in ein großes Handtuch, frottierte sich selbst sehr viel geschäftsmäßiger. "Ich mach dir ein Mundwasser. Gurgeln, aber die Nase zuhalten, verstanden?!" Beschämt auf seine nackten Zehen blickend nickte Narumichi minimal. Das Handtuch entglitt ihm, als er wie befohlen das Mundwasser einsetzte. Hasane legte es ihm nicht nur um die Schultern, sondern umschlang ihn auch stützend von hinten, studierte ihn im Spiegel, was Narumichi plötzlich bewusst machte, dass er schon wieder gewachsen sein musste! "Erzähl mir, was los ist." Prompt füllten sich Narumichis Augen mit Tränen. #~* "Aha", kommentierte Hasane abschließend. Narumichi schnüffelte verhalten und wünschte, Hasane würde sich nicht brüsk von ihm abwenden, ihm Stütze und Wärme und Nähe entziehen. Obwohl er ja...versagt hatte. "Ich will mein Wort halten, bestimmt!", beteuerte er unglücklich, verzweifelt, "ich weiß nur nicht... Wenn es nur nicht so weit...!" Hasane drehte ihn um die eigene Achse, klemmte ihm die Nasenspitze ein, "hör auf mit der Heulerei, sonst endest du noch als Trockenpflaume. Kommen deine Eltern heute in die Wohnung?" Narumichi wischte sich eilig mit dem Handrücken über die entzündeten Augen, "nein, sie sind zu beschäftigt." Viel war ja auch nicht mehr da, das konnte auch in einer halben Stunde in Umzugskisten befördert werden, wenn sie es der Mühe für wert befanden. Hasane schob Narumichi aus dem Bad auf das Bett vor der Anrichte, "ich mach dir ne Wärmflasche. Leg dich lang." Narumichi schickte sich drein, rollte sich fötal zusammen. Unzulänglich! Genau das Urteil verdiente sein Rettungsversuch! Natürlich wollte er die Wohnung hier nicht aufgeben, nur welches schlagende Argument hätte er anführen können? Hasane konnte er nicht erwähnen, nicht ihre Vereinbarung! Ausgerechnet in kürzester Zeit, zum Beginn des nächsten Schuljahres...! Nicht mal eine Woche blieb ihm! Aber die Wohnung war für eine Person zu groß, grundsätzlich zu teuer, und er benötigte ja gerade mal einen Schlafplatz, also...! Wenn er jedoch in eines der "Boarding-Houses" für Schüler und Studenten kam, in genau entgegengesetzter Richtung, dann... Dann hätte er schlicht zwischen Unterrichtsende und Zapfenstreich keine Zeit, zu Hasane zu kommen. Hasane beugte sich zu ihm, stopfte die Wärmflasche unter die Decke und den zerrupften Pikachu. #~* "Ausleeren! Und dann ab mit dir!" Narumichi schluckte matt und lächelte gequält. Hasane hatte ihn aufgescheucht, wie gewohnt versorgt und mahnte nun zur Eile an, damit er den Bus erwischte, Lebenszeit mit Pauken vergeudete und nicht wusste, wie er dieses existentielle Problem lösen sollte! Kümmerte es Hasane? Oder hatte der ihn schon abgeschrieben? Weil er längst nicht mehr kindlich, klein, puppig, zart aussah? Narumichi schniefte unglücklich, da packte Hasane ihn unerwartet im Nacken, küsste ihn ausdauernd, feucht und nachdrücklich. "Mach deinen Job, Naru!" #~* Dieses Mal wartete Hasane nicht an der Tür und dieses Mal schüttelte Narumichi bloß die Schulgaloschen herunter, dann stürzte er in den großen Raum, ging auf dem Boden in den formalen Sitz und verneigte sich, bis seine Stirn fast den Boden berührte. "Was treibst du bloß", brummelte Hasane nach einem Augenblick, "steh schon auf und langweil mich bloß nich mit Floskeln." Hastig kam Narumichi hoch, zögerte einen Moment und schlang Hasane dann die Arme um den Nacken, "vielen, VIELEN DANK! Ich bin so froh, so FROH...!" "Jajajaja", klapste ihm Hasane wie einem aufstoßenden Kleinkind auf den Rücken, "jetz mach dich nackig. Du bist doch fit, oder? Ich will nich abbrechen müssen, weil du das Mittagessen recyclst oder dein Magenknurren den Ton sabotiert!", bemerkte er betont mäkelig. Narumichi entblätterte sich in Blitzgeschwindigkeit, nahm dann aufgedreht und sich mühsam beherrschend auf dem Oberschenkel Platz. Hasane grummelte vor sich hin, fledderte auf einem Monitor in Höchstgeschwindigkeit Bilder durch. "Ich hab schon Zweifel", bekundete er nach einer spannungsreichen Weile, woraufhin Narumichi ihn erschrocken ansah, doch Hasane bot weiterhin sein Profil. "Deine Erzeuger wollten mich runterhandeln. Nutzt ja nur eine Matratze ab, quasi. Kannst dafür alle Hausarbeiten übernehmen", nun funkelte ihn Hasane tatsächlich an, "ich hab bloß nich den Eindruck, dass du als Hausmann was taugst." Narumichi errötete beschämt und zog die Schultern hoch. Wie konnten seine Eltern bloß derart ungezogen reagieren?! Mit Hasane feilschen?! "Ich werde mir die größte Mühe geben! Ich werde alles lernen, versprochen! Also, Wäsche machen kann ich schon, und...und den Müll trennen..." Hasane lupfte sehr sparsam auf eine ungeheuer pointierte Weise eine Augenbraue. Mehr Skepsis konnte man gar nicht in eine Regung legen! "Ich, wirklich, ich mache alles, was mir aufgetragen wird!", plädierte Narumichi verzweifelt, der sein Gewicht in der Waagschale wegschmelzen sah wie das Packeis bei der Klimaerwärmung. "Nun, EINES haben deine Eltern verbindlich verfügt: du unterstehst jetzt MEINER Aufsicht", die Zähne bleckten diabolisch auf, "das bedeutet, du gehörst mir, rund um die Uhr, jeden Augenblick." Vermutlich sollte Narumichi dies alarmieren und erschrecken, doch er atmete vielmehr erleichtert durch, sackte ein wenig in sich zusammen, als die nervöse Anspannung nachließ, lächelte Hasane an, "danke schön." Der schnaubte grollend und grummelnd, "na schön, it takes two to Tango! Irgendwie werde ich das schon mit dir aushalten." #~* Auch wenn sich Narumichi immer ein wenig albern vorkam, hielt er energisch mit. Zumindest den passenden Teint für einen Vampir-Rockstar-Wasauchimmer hatte er ja! Schwarze Spitze, Ketten, Anhänger, Riemen, Schnüre, eine Mischung aus S/M mit Punk-Underground-Gotik-Horror. Hasane dekorierte ihn entsprechend, putzte sich auch selbst heraus und inszenierte "satanische Beschwörungen". Eher ein Reklame-Etikett, denn tatsächlich wurde rhythmischer Sportgymnastik gefrönt, Aufsitzen, Andocken und dergleichen. Das Ergebnis der Anstrengung sollte dabei eher elysischen Gefilden gewidmet sein, was in gewisser Weise genau die entgegengesetzte Richtung darstellte... Aber es war eben Show!, grummelte Hasane. Träume waren schließlich auch nicht logisch, oder?! Narumichi ersparte sich Argumente oder Diskussionen. Dafür war er noch viel zu euphorisch von der unerwarteten Nachricht zur Mittagspause, genau genommen zwei getrennte Kurzmitteilungen mit dem gemeinsamen Tenor. Dass der offenbar gut situierte Unternehmer im Haus gewillt sei, den hoffnungsvollen Eleven aufzunehmen! Er sollte sich bloß anstrengen, dann springe vielleicht sogar später ein Stipendium heraus! Wichtige Verbindungen müsse man nutzen! Weniger wohlwollende Lesende hätten wohl angenommen, dass seine Eltern sich möglichst weiträumig aus der finanziellen Verantwortung stehlen wollten. Sie, die getrennt und erstaunlich synchron ihren Karriereweg mit einem weiteren Schritt nach oben verfolgten, erwiesen sich als recht unkritisch. Oder erschreckend gutgläubig? Narumichi, ausgesprochen durchgewärmt und geschmeidig, streifte sich letzte Accessoires ab, verstaute sie ordentlich, äugte zu Hasane hinüber, der bereits die Aufnahmen bearbeitete. Ob er es wagen sollte zu fragen? "Du HAUSMANN könntest den Reis aus dem Kocher servieren. Im Kühlschrank ist noch ein Glas mit eingelegtem Gemüse", es klang spöttisch. Narumichi kümmerte sich rasch um das Servieren. Er konnte Hasane ja nicht vorlügen, dass er sich in Haushaltsarbeiten auskannte! Dazu hatte er mit ihnen viel zu wenig zu tun, weil er nur zum Schlafen zu "Hause" war. "Hock dich." In vertrauter Gemeinschaft stippten und pickten sie den dampfenden Reis mit Gemüseeinlage aus Keramikschalen. Hasane schien offenkundig beim Geschirr eine profunde Abneigung gegen Kunststoff oder Plastik zu haben, denn selbst die Stäbchen bestanden ungewöhnlicher Weise aus rostfreiem Edelstahl. "Wollen deine Altvorderen mal hier aufschlagen?", erkundigte Hasane sich beiläufig, wie immer unbeeindruckt von den zwei Porno-Endlosstreifen oder der rasch abspulenden Textzeilen-Konversation. "Das glaube ich nicht", hasardierte Narumichi verblüfft. "Gut. Hab zwar darauf hingewiesen, dass der Grundriss gleich ist, aber... Hätte n bisschen aufräumen müssen." Narumichi blickte sich reflexartig im Raum um. BISSCHEN? Hasane knurrte vernehmlich, "denk nich, ich könnte hier keine Leute empfangen!" Auch wenn es bisher nicht den Eindruck machte, als kämen Fremde... "Das glaube ich auch gar nicht, im Gegenteil, Sie können so geschickt Kulissen arrangieren", hegte Narumichi brav Vorwürfe ein, bevor sie zu Verdruss führen konnten. "He!", donnerte Hasane, drehte ihm den Kopf zu, bot nicht wie gewöhnlich in seinem Spott das Profil, "ab jetzt lass den ganzen formellen Schmus, klar?! Ich bin zwar dein persönlicher Gott und Allein-Ficker, aber du kannst mich duzen." Glücklicherweise hatte Narumichi schon seine Schale geleert, sonst wären wohl Reiskörner durch die Peripherie kanoniert worden! Hasane feixte diabolisch. "Sieh an, hast ja doch noch Blut an anderen Körperstellen", kommentierte er Narumichis dunkelrot getönte Wangen. Gnädigerweise verzichtete er auf eine weitere Attacke. "Hast du viel Kram? Morgen wird gepackt und dein Zeug hergeschafft. Weiß ja nich, ob deine Erzeuger ne Umzugsfirma für ihren Krempel bestellen und dann ist Tohuwabohu." Narumichi konnte dazu auch nicht viel mutmaßen, "ich werde mich beschränken! So viel habe ich auch gar nicht. Das andere klärt sich noch." "Hoffst du", kommentierte Hasane treffsicher. Da konnte Narumichi nur leise seufzen. Es beschämte ihn, wie ungeniert seine Eltern Hasanes Großzügigkeit schon ausgenutzt hatten. Sie würden es doch nicht noch schlimmer machen und ihn bitten, auch die Wohnungsübergabe zu regeln?! "Es tut mir leid", wisperte er geknickt, "manchmal merken sie nicht, dass andere Menschen keine Dienstleister sind." Hasane neben ihm prustete heraus, "sehr charmante Deutungsweise, Schnuckelchen! Ich hätte ja auf ausufernden Egoismus getippt, weil ich mich damit höchstpersönlich besonders gut auskenne", schnurrte er herausfordernd. Narumichi lächelte leicht, wagte nun doch den Schritt, "Darf ich fragen, also, die Universitätsabschlüsse...?" "Oho!", deklamierte Hasane theatralisch, "höre ich da etwa Zweifel? Hast du die Vermutung, ich hätte deine aufopferungsfreudigen, treusorgenden Eltern beschwindelt?! Gemogelt, angeführt, betuppt, verladen, getäuscht, in die Irre geführt?!" Ihm ins Gesicht zu blicken traute sich Narumichi zwar nicht, aber er konnte auch nicht leugnen, dass ihm dieser Gedanke durchaus gekommen war. "Tsktsk!", schnalzte Hasane tadelnd mit der Zunge. Narumichi presste die Lippen fest aufeinander. Bloß, da machte er sich selbst nichts vor, überzeugend lügen?! Gar keine Königsdisziplin, und von seiner Erziehung her nicht im Geringsten gefördert! "Zwei Abschlüsse, Mathematik und Informatik", erläuterte Hasane gelassen, um spöttisch zu ergänzen, "die Dynamik von Körpern im Raum und ihr Spannungsverhältnis ist mir deshalb hinreichend vertraut." Ungezogen! Aber Narumichi konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Hasanes gemeingefährlich schräger Sinn für Humor und unpassende Metaphern schlug mal wieder durch. "Na ja, eigentlich hatte ich sie bereits bei 'gutsituiert und unabhängig' im Sack. Schon seltsam, was Leuten genügt, ihren 16-jährigen Sohn einem doppelt so alten Single-Knacker anzuvertrauen." Erschrocken studierte Narumichi Hasanes Profil. Dessen Worte waren mit Gift und Bitterkeit getränkt. Hilflos erwog Narumichi eilig Optionen, doch zwischenmenschliche Aktivitäten waren in seinem Leben nicht gerade mit hoher Priorität und Vielfalt gefördert worden. "Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich bei dir sein darf. Ich kann jetzt nach Hause kommen", wisperte er schließlich nervös. Jetzt hatte er einen Ort, der ein "Heim" bot, eine Person, die ihn erwartete, Nähe, Wärme, Zugewandtheit. "Nicht zu vergessen tägliches Ficken inklusive", schnarrte Hasane düster, "nennt sich übrigens 'Stockholm-Syndrom'. Sich mit seinen Peinigern zu solidarisieren, die eigene Lage zu verklären und umzudeuten." Narumichi starrte ihn bestürzt an. Über Hasanes angespanntes Profil irrlichterte ein zornig-gequälter Ausdruck, dann schnaubte er, reckte das Kinn, schüttelte die wirren Strähnen ins Gesicht, "denk nich, dass ich Reue empfinde oder Skrupel hab. Alles nur ein Geschäft, Deals, immer den eigenen Vorteil im Visier." Er stupste Narumichi, "zieh dich jetz an, is spät. Morgen bewegen wir deinen Krempel." #~* Weil er nicht einschlafen konnte, hatte Narumichi rasch seine Besitztümer zusammengesammelt. So viele waren es gar nicht, wenn man endlich all das weggab, das man nicht brauchte, hauptsächlich abgelegte, zu kleine Kleidung. Spielsachen gehörten nicht zu seinem Habe. Zu Hause brauchte er ja nicht mehr als ein Bett, obgleich er sehr froh war, dass Hasane ihm keinen Futon zugewiesen hatte. Die Behauptung seiner Eltern, er könne überall nächtigen, traf nämlich nicht zu. Im Badezimmer rettete er ein paar neuere Artikel, Bettzeug, persönliche Unterlagen, die noch haptisch ausgestellt worden waren. Narumichi seufzte ernüchtert. Zog man die Möbel und Einbauschränke ab, wirkte es ärmlich. So hauste manch einer in Kapsel-Hotels oder Internet-Cafés. Wenig Besitz, da man ihn gar nicht nutzen konnte! Er fragte sich, ob seine Eltern doch kommen würden, ein paar wenige Kleider abholen. Oder ob er alles entsorgen sollte, die kleinen Küchengeräte dazu, die benutzten Matratzen? Dennoch hinderten diese Fragen ihn nicht, sich über Hasane den Kopf zu zerbrechen, der sich bisher kaum in die Karten hatte blicken lassen. Warum half er? Wegen des Geldes, ihrer Abmachung? Narumichi seufzte. Er zweifelte immer stärker daran, seine Außenstände jemals ausgleichen zu können. Der Jugendliche, der ihm im Spiegel begegnete, konnte nicht mit dem schmächtigen Knaben von vor drei Jahren konkurrieren. Gab es wirklich noch Abnehmer? Hasane hatte ihm NIE Pornos oder Bilder mit Kindern oder Jugendlichen als Anschauungsobjekte präsentiert. So fehlte ihm schlichtweg das Urteilsvermögen! Andererseits wollte er auch lieber nicht an die Text-Diskussionen denken, wo Offerten geboten wurden, die ihn zum Teil grausten oder gleich abstießen. Ob Hasane ihn vermitteln würde, wenn sein "Geschäftswert" sich nicht mehr rentierte? Alles war ja nur ein Deal. Narumichi schnitt sich selbst eine Grimasse, »das glaubst du doch selbst nicht!« #~* Zu Narumichis Überraschung erwartete Hasane ihn bereits im Hauseingang, damit sie gemeinsam den Lift nutzen konnten. "Hoffentlich brauchen wir keine Horde Möbelpacker", grollte Hasane, getarnt mit Dreiecktuch und Baseballkappe sowie Kapuzenpullover. "Nein, ich habe nicht so viel", Narumichi zögerte, strich dann mit einem Zeigefinger über Hasanes Handrücken, "bitte entschuldige, wenn ich dir gestern zu nahe getreten bin", wagte er leise einen Vorstoß. Einige Augenblicke verstrichen, dann wandte Hasane ihm das Gesicht zu, ein schiefes, spöttisches Grinsen um die Mundwinkel spielend, "so, so. Wo ist bloß das naive Dummerchen, dass mir seine eigenen Eltern überlassen haben, hm?" Narumichi lächelte verlegen, hielt dem sezierenden Blick tapfer stand. Hasane kaperte seine Hand mit einem festen Griff, beugte sich zu ihm und zischte, "was ich hab, hab ich. Gewöhn dich besser dran!" #~* Hasane agierte planvoll und konzentriert, sortierte, was sie mitnehmen würden, was entsorgt wurde und wann es abgeholt werden konnte, nicht nur betreffs Narumichis Anteil! Der sich ein wenig überfahren fühlte, denn seine Eltern hatten ihm gar nicht mitgeteilt, dass Hasane...?! Der stupste ihn auffordernd an, "los, los, Bewegung, sonst wächst dir noch Efeu um die Hufe!" Wie es schien, beauftragte der sich nämlich gerade selbst, die Wohnung aufzulösen! #~* "Grässliche Klamotten. Meine Güte, ist das ein verdammtes Museum für defekte Geräte?! Schrott, Schrott, Schrott...uh, ganz furchtbarer Kitsch!" Narumichi apportierte Säcke und Pappkartons, wagte nicht, sich in Hasanes umtriebigen Schaffensdrang einzumischen, der noch einmal durch alle Räume hetzte, jeden Schrank prüfte. "Fertig! Etiketten drauf, Abholung, zack zack, geschafft", stellte er grimmig fest, stapelte zwei Kisten mit Narumichis Habe übereinander, "so, gehen wir." Narumichi nahm artig eine Kiste und erforschte im Aufzug, ob er Abschiedsschmerz verspürte, doch das war keineswegs der Fall. Vielmehr registrierte er eine profunde Erleichterung. Jetzt konnte er nicht mehr zurück! "Erst Pfoten waschen!", gebot Hasane unterdessen, stellte die Kisten am Eingang aufeinander. Nachdem Narumichi brav dieser Aufforderung gefolgt war, packte ihn Hasane bei einer dezent feuchten Hand, führte ihn in das Zimmer, was es eigentlich nur theoretisch gab, neben dem großen Raum, das er noch nie betreten hatte. Ein Semi-Doppelbett, ein Wandschrank, davor eine Art Trainingsgerät für den Wohnungssportler, alles in geschmackvolles Silbergrau gehalten. Keine Uhr, kein Bildschirm, nur eine indirekte Leuchtzeile. "Ist alles hier abgeschirmt, weitestgehend. Deine Alten haben zwar behauptet, du könntest gut auf dem Boden pennen, aber aus Erfahrung wissen WIR ja, dass Futons nich dein Ding sin!", schnodderte Hasane spöttisch, schob mit der freien Hand die Schranktüren beiseite, "Klamotten können hier rein", verwies er auf freie Ebenen. Narumichi spürte, wie sein Herz aufgaloppierte. Hasane hatte für ihn eigens Platz in seinem Reich geschaffen, duldete ihn nicht bloß, sondern er durfte sogar in diesem großen Bett nächtigen! "Bei genauer Betrachtung", riss ihn Hasanes Stimme aus seliger Begeisterung, "nee, Korrektur! Dein Schuluniform-Murks bleibt an der Tür, klar?! Ich kann diese grässlichen Klamotten nich ausstehen! Die werden mein Heiligtum hier nich entweihen", stellte Hasane kategorisch fest. Da Narumichi sich daran gewöhnt hatte, hinter der Wohnungstür zu strippen und dort seine Bekleidung zu deponieren, nickte er brav. "Gut, gut, dann mal zackig!", wurde er entlassen, raus gescheucht, damit die Kisten geleert werden konnten. Die würde man ja zurückgeben. Und überhaupt, was für grauenhafte Klamotten! Narumichi seufzte, denn tatsächlich war er für Freizeitaktivitäten (die es nicht gab), so gar nicht gerüstet! "So gehst du nich mit mir spachteln! Und ich hab Kohldampf, bis unter beide Arme!", fauchte Hasane theatralisch empört, fischte aus seinem eigenen Depot Hemd, Hose, Pullover, "anziehen, flott! Ehrlich, Schnuckelchen, wir müssen dringend an deiner Reallife-Appearance arbeiten!" Narumichi prustete ungehemmt los. #~* Kapitel 12 Hasane lebte nicht nur, entgegen dem Anschein, von Pulvermischgetränken oder Riegeln. Er hielt Ordnung und besonders sein Schlafzimmer war nahezu klinisch rein. Narumichi wurde impromptu eingewiesen, wie man ohne großen Aufwand die eigenen vier Wände adrett hielt, dann musste mal eingekauft werden. Draußen. Wo man sich traf. Fast wie shoppen, bloß zielgerichtet und systematisch. Narumichi kannte derartige Aktivitäten gar nicht, Hasane hingegen keine Gnade. Was interessierte ihn die depperte Paukschule am Sonntag, wenn er nun mal nicht ewig auf die Entlassung zu warten wünschte?! "Fingerübung", lautete das Gebot, nicht nach Details ungezogen zu forschen, sondern schlichtweg zu akzeptieren, dass Hasane nicht nur Gesundheitskontrollen infiltrieren und manipulieren konnte. So kam Narumichi zu einer Unterrichtsbefreiung, fühlte sich schon recht dekadent und überglücklich, weil er nicht nur ordentlich, aber in variabler Kombination eingekleidet wurde, sondern tatsächlich UNFASSBARERWEISE den ersten Burger seines Lebens verdrücken durfte! Zugegeben, Hasane verlangte ein rein pflanzliches Exemplar. "Was in den anderen Dingern an Medikamenten drin ist, ekelhaft!", knurrte er, schob Narumichi eine enorme Portion Pommes frites zu. Mit Essig und Öl, nicht mit übersüßtem Tomatenmatsch! Narumichi strahlte mit prallen Backen. Endlich kam er sich wie ein ganz normaler Jugendlicher vor! Nicht wie ein Androide mit biologischen Komponenten, darauf getrimmt, nur Schul- und Studiumskarriere zu absolvieren. #~* Wenn man mal angefangen hatte... Narumichi ertappte sich bei unbotmäßiger Neugierde. Wovon lebte Hasane eigentlich? Was tat er tagsüber, wenn er "sturmfreie" Bude hatte? Und, gab es da noch andere? Freunde, Familie? Sicher, er sollte sein Glück nicht überstrapazieren! Immerhin handelte es sich um ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, nach Hasanes strenger Erklärung. Trotzdem. Unbeeindruckt und desinteressiert sein bei jemandem, an den man sich im Bett ankuscheln konnte? Der kein Wort darüber verlor, dass das magere "Übernachtungsgeld" der Eltern nur einen Bruchteil der zusätzlichen Aufwendungen deckte? Der sich tatsächlich nach Lernstoff und dem Tagesgeschehen erkundigte? Der einem den Pikachu borgte, wenn man sich ein wenig einsam fühlte? Hasane war ihm ein Rätsel und doch der Mensch, der ihm am Nächsten stand. #~* "Der passt mir nicht!", schnaubte Hasane enragiert. Narumichi studierte ihn aufmerksam, gewohnt nackt auf dem Oberschenkel präsidierend. Das Sujet der Empörung war der neue Präsident des Disziplinarkomitees. Dem missfiel Narumichis Frisur, selbstredend auch die Frechheit, ihn darauf hinzuweisen, dass sie nicht gegen die Regularien verstieß. Offenbar erwartete er kleinmütige, eingeschüchterte Unterwürfigkeit, devotes Gebaren. "Ich mag ihn auch nicht", gab Narumichi unumwunden zu. Er fragte sich etwas beunruhigt, ob Hasane gewillt war, Maßnahmen zu ergreifen wie beim Vorgänger, der, bei genauer Betrachtung, verblüffend prompt eine Kehrtwende eingeleitet und sogar einige der Ehrenämter aufgegeben hatte. Bis auf die merkwürdige Anwandlung, alle Toiletten kontrollieren zu müssen... "Wenn der dich noch mal schikaniert, ist er fällig", verkündete Hasane finster. "Ich werde mich mustergültig verhalten", betonte Narumichi besorgt, denn ohne Anlass verleitete er Hasane auch nicht zu drastischen Mitteln. Hasane schnaubte neben ihm, aber er ließ sich keine weitere Einlassung entlocken, weshalb Narumichi entschied, das Spielfeld zu wechseln, "wollen wir vielleicht diese Fantasy-Variante durchziehen? Das Kostüm ist ziemlich warm, und wenn der Sommer durchstartet...", würde er vielleicht unkleidsam ins Schwitzen kommen. "Hm", brummte Hasane, schmatzte ihn dann überfallartig auf die Wange, "na schön, mach mich an und bring mich auf Touren, Schnuckel! Irgendwie hat mich diese Hackfresse runtergezogen..." Narumichi erhob sich rasch, "ich bin fast sicher, ich hab mehr zu bieten als der!", behauptete er mit geliehener Courage. "So, so.", schnurrte Hasane, blickte zu ihm hoch, "hmmm, dann schmeiß ich mich mal in die Fellhosen für den Satyr, mein Elfchen!" #~* "Du bist krank." Narumichi blickte überrascht von seiner kleinen Portion Reisbrei auf. Bei Hasane musste er nicht nüchtern zur Schule schwanken, um erst dort etwas zu essen zu bekommen. "Schon seit gestern. Damit fällt Schule aus", verkündete Hasane, raufte sich die wirren Strähnen. "Was fehlt mir denn?", erkundigte sich Narumichi vorsichtig. "Urlaub. Ferien. Ne Auszeit. Außerdem is mir heiß und ich will mal raus, Tapetenwechsel", Hasane apportierte einen Rucksack, verschwand im Schlafzimmer, "Unterhosen, Socken, hm, Zahnpflegekaugummi..hm", hörte Narumichi ihn murmeln. Bedeutete das, dass Hasane ihm mal wieder mit einer seiner "Fingerübungen" einen freien Tag bescherte? Hastig leerte er das Schälchen und tapste zum Schlafzimmer, "kann ich helfen?" "Yupp. Gesicht polieren, Beißer abschmirgeln, das da anziehen. Zack, zack, der frühe Vogel fickt am Meisten!" Narumichi machte kehrt, längst nicht mehr schockiert von Hasanes flapsigen Zoten, die regelmäßig in Erscheinung zu treten schienen, wenn der vermeintlich über die Notwendigkeiten des "Deals" hinaus agierte. Lächelnd komplettierte Narumichi seine Erscheinung, bekam noch eine Sonnenbrille gereicht. Hasane wirkte nicht ganz so schräg wie gewohnt. Natürlich verhinderten auch die hohen Temperaturen eine Maskerade in üblicher Ausführung. Die Baseballkappe blieb, auch die Sonnenbrille, sonst aber hieß es leichte Baumwollhose und lockeres Hemd, beide ungefärbt, mit langen Ärmeln und Beinen, der Sonne ein Schnippchen zu schlagen. Narumichi lächelte in Vorfreude. Mit einer schlichten Jeans und altweißem T-Shirt war er zwar underdressed, aber eben im Klassiker-Modus. "Hut!", bellte Hasane und topfte ihm auch eine seiner Baseballkappen auf, "Abflug!" #~* Hasane bestand darauf, aus der Stadt raus zu fahren, dass sie im Zug frühstückten. Selbstverständlich übernachten würden! Und auf keinen Fall würde er in irgendwelche Achterbahnen steigen! Narumichi fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Achterbahnen? Beabsichtigte Hasane etwa, mit ihm einen Vergnügungspark zu besuchen?! "Mag diese verdammten Dinger nicht. Fällt einem nachher noch n Gebiss auf die Rübe. Oder die Scheißgurte sitzen nich richtig! Alles schon dagewesen", polterte Hasane, während er Narumichi an der Hand mit sich zog. Die Kleinstadt lag höher als die flache Metropolebene, verfügte über einige heiße Quellen, Hotels unterschiedlicher Preisklassen, Hostels und Jugendherbergen. Als zusätzlichen Anziehungspunkt hatte man einen kleinen Vergnügungspark eingerichtet. Narumichi hatte noch nie im Leben einen betreten. Dass dieser hier eine verklärte Version sehr alter Kirmes-Attraktionen als Thema gewählt hatte, war ihm nur vage bewusst: Riesenrad (nicht sonderlich riesig), Kettenkarussell, Schiffschaukeln, dazu allerlei kleine Stände und Wagen mit Speisen, Hau-den-Lukas, Bratz-die-Ratte... Er staunte fasziniert über eine Welt, die ihm als Zeit- und Geldverschwendung katalogisiert worden war, wo sich nur Verlierer herumtrieben, die keine Ziele im Leben hatten, Energie vergeudeten... "Riesenrad und Karussell mach ich mit. Aber ich hock mich nich auf die Viecher oder in diese doofen Scooter! Und das alles nur VOR dem Futtern, klar?" Narumichi nickte begeistert, hingerissen. Selbst in eine Schiffschaukel wagte Hasane sich, um mathematisch-physikalische Grundprinzipien zu demonstrieren! Zuckerwatte, Waffeln, Eis, Pommes, Gemüsespieße mariniert vom Grill, eine wilde Mischung, doch Narumichi ließ nichts aus, stolperte mit Hasane durchs Spiegelkabinett und ließ sich im Grusellabyrinth von Papierstreifen, Gummispinnen und hochklappenden Pappkameraden erschrecken. Er war sehr dankbar, dass Hasane ihn am Abend bei der Hand nahm. "Jetz ein schönes Bad", verkündete der aufgeräumt, "dass du aber nich denkst, der Tag wär schon rum!" Narumichi stutzte, denn was konnte Hasane noch aufbieten? Der grinste spöttisch, "du wirst lauter Sternchen sehen." #~* Narumichi rutschte ein wenig näher heran und wagte tollkühn, an Hasanes Schulter zu dösen. Wenn man mit einer Laterne einen schmalen Pfad in felsige Höhen absolvierte, konnte man zwischen den Bäumen tatsächlich Sterne am Nachthimmel erblicken, überstrahlte nicht die allgegenwärtige Lichtverschmutzung den Eindruck von bescheidener Winzigkeit im Angesicht eines expandieren Weltalls. Eine ergreifende Erfahrung, deshalb hatte Narumichi Hasanes Hand auch nicht loslassen können, weil man sich recht allein, unbedeutend, isoliert vorkam. Dann waren sie vorsichtig, langsam und schweigsam in die Herberge zurückgekehrt. Klar, hier konnte man nicht zur Sache kommen! Weshalb nach einer langen Zeit kein Sex in Narumichis Tagewerk vorkam, sondern eine kurze Nacht allein in einem schmalen Etagenbett in einer gemusterten Yukata, mit einem kleinen, plüschigen Schlüsselanhänger mit großen Kulleraugen. Den Hasane für ihn beim Dosenwerfen gewonnen hatte! #~* Narumichi kniete vor Hasane auf dem Boden, den Kopf gesenkt. "...und...und ich habe es abgelehnt, mich zu entschuldigen", wisperte Narumichi gepresst, weil er nichts Unrechtes getan zu haben glaubte, auch wenn es taktisch klug gewesen wäre... Hasane beugte sich vor, hob sein Kinn an, betrachtete die noch immer eingefärbte Wange. "Solltest dich ausziehen, hm? Wegen Aufklebern mit Aufputschmitteln?", repetierte er knapp. Narumichi nickte minimal. Er hatte bis zu diesem Moment nicht mal gewusst, dass es so was gab. Quasi Nikotinpflaster, bloß mit anderen Inhalten! Doch selbst wenn....! Es stand nicht dem Präsidenten des Disziplinarkomitees zu, ihn zu inspizieren! "Und der hat dir schon eine Weile hinterher gemacht?" Für einen Moment schloss Narumichi schuldbewusst die Augen, "ich hab ihn erst spät bemerkt. Es konnte ja auch Zufall sein. Ich wusste nicht, dass er in einem Studentenwohnheim logiert", das ganz sicher nicht in diese Richtung zu erreichen war. "Deine Leistungen haben also nachgelassen?" Eine winzige Falte des Unmuts prägte sich zwischen Narumichis Augenbrauen, "das hat er behauptet, stimmt aber nicht! Es waren nur zwei unwichtige Tests, am Nachmittag! Total stickig und heiß und ich war müde und deshalb nicht so schnell. Gerade mal zehn Punkte weniger, weil ich nicht zeitig fertig wurde!", begehrte er auf, funkelte tollkühn in Hasanes dunkle Augen. "Also hat er sich einen Vorwand gesucht, dich zu stalken, erwartet, dass du brav vor ihm strippen würdest. Natürlich, wegen Schlechtleistung, folgsam in sein Studentenwohnheim umziehst, wo er dich nach Belieben schikanieren und ficken kann", fasste Hasane frostig zusammen. Narumichi hängte sich kurz die Kinnlade aus. Warum sollte...?! Auf Hasanes Miene zeichnete sich eine spöttische Grimasse ab, "Naru, mein Schnuckel, du bist so erschütternd naiv! Tsktsk, kein Wunder, dass er dir ne Maulschelle verpasst hat. Wo du dich doch einfach bloß vorbeugen solltest, hm?" Fassungslos starrte Narumichi hoch. Hasanes Fingerspitzen touchierten die malträtierte Wange, "ich hab dir gesagt, der Kerl passt mir nicht", stellte er ruhig fest. Eilig kam Narumichi auf die Beine, umklammerte Hasanes Hände, "ich bin ihm aus dem Weg gegangen! Hab mich an alle Regeln gehalten, wie versprochen! Aber... aber!" Er konnte sich nicht überwinden, eine Entschuldigung hervorzubringen. Und jetzt, nach Hasanes Fazit, schon gar nicht! Auch wenn er sicher nicht vermutet hatte, dass...also... NIE IM LEBEN! Hasane bleckte die Zähne, zog Narumichi mit heftigem Ruck auf seinen Schoß. Mit gespreizten Beinen, leise ächzend, schlang Narumichi Hasane die Arme um den Nacken. "Entschuldige bitte den Ärger", plädierte er geknickt, denn Hasane wollte er sicherlich keine Scherereien einbrocken! Der schloss die Hände um Narumichis magere Pobacken, grub die Fingerkuppen in empfindliche Partien. "Ich bin der, der dich fickt. Und das werde ich tun, die ganzen zwei Tage, die du suspendiert wirst", raunte er guttural, "ich werde dich so bumsen, dass man dir auf 100 Metern Entfernung ansieht, wie gründlich dir's besorgt wurde." Narumichi schluckte, nickte dann heftig, "ja. Ja, bitte, tu das! Ich möchte es!" Weil es Narumichi besser erschien, als Hasane darüber nachsinnen zu lassen, wie er sich revanchierte, deshalb schnellte er auch vor, küsste Hasane ausgiebig, stöhnte begehrlich, weil die Massage seiner Kehrseite einen treibenden Rhythmus aufnahm. Ganz sicher würde er an keinen außer Hasane einen Gedanken verschwenden! #~* Die Gelegenheit war günstig. Noch im Halbschlaf zuckelte Narumichi hinter Hasane in den großen Raum, blieb überrascht stehen, denn die obligatorischen Sichtblenden und Vorhänge waren zurückgezogen, sodass rötliches Morgensonnenlicht den Raum in eine verblüffende Atmosphäre tauchte. "Schürze, Söckchen, Schlappen", kommandierte Hasane, küsste ihn kurz auf den verblüfft geöffneten Mund, "Sex am frühen Morgen, ganz ungeniert und notgeil." Am helllichten Tag... Narumichi fühlte einen heftigen Adrenalinstoß. An einem Werktag morgens, quasi unter aller Augen, öffentlich Sex zu haben...Du liebe Güte! Mehr als sündig, absolut unanständig und unmoralisch! Aber er präparierte sich eilig, lächelte Hasane vorfreudig an. "Macht ne Menge Appetit aufs Frühstück", schnurrte der ihm zu, zwinkerte frivol, räumte die Anrichte frei und stellte auch einen Tisch auf, richtete die Kameras aus. Narumichi ließ sich auf die Knie sinken, legte die Hände auf Hasanes Hüften, küsste und leckte über die besonders aufgeheizten Lendenpartien. Hasane reagierte rasch auf die konzentrierten Aufmerksamkeiten, half Narumichi hoch, dessen Schürze vorne merklich in Asymmetrie geraten war. Sich vorbeugend, die Auflage der Anrichte umklammernd, wartete Narumichi ungeduldig auf einen stürmischen Gast, stöhnte und keuchte hingerissen, weil Hasanes Dynamik exakt seinen Hoffnungen entsprach! Ihm knickten sogar beinahe die Beine ein! Mühsam drehte er sich auf den kleinen Tisch, während Hasane das Kondom wechselte. Der jedoch ließ sich Zeit, durch den Stoff der Schürze Narumichis Begeisterung für Runde zwei zu entfachen, knurrte nur kurz, als sich dessen Beine um seine Hüften schlossen wie Schraubzwingen, doch Narumichi wollte jetzt mehr! In das rötliche Licht gegossen, alles seltsam entrückt wirkend, fühlte er sich frei, ungezügelt und im Recht. Das hier war nicht falsch, nicht verboten, nicht unmoralisch, unproduktiv oder abstoßend! Egoistisch, sicher, aber wenn man den Nächsten lieben sollte, dann stellte das hier die beste Gelegenheit dar! Praktisch göttlich sanktioniert! Er lächelte atemlos zu Hasane hoch, der ihm einen irritierten Blick schenkte, "frecher Bengel." Narumichi drehte leicht den Kopf, um den spottenden Mund engagiert zu verschließen. #~* Duschen, gemeinsam. Anziehen. Räuberzivil. Dann zog Hasane ihn einfach an der Hand nach draußen, gleichgültig für irritierte Blicke, denn auch ohne Schuluniform hatte ein Jugendlicher am Vormittag gefälligst in der Schule zu sein! Aber Hasane, hinter der obligatorischen Sonnenbrille verschanzt, ignorierte alles und jeden. Frühstück musste sein! Ausgiebig. Immerhin hatten sie sich ja ausgetobt, im rötlich-goldenen Schimmer des Morgens, bevor Dunst und Schwüle alles eindampften. Narumichi hielt mit, er hatte ebenfalls Hunger und registrierte eine sehr bedenkliche innere Rebellion. Nein, er fühlte sich NICHT dekadent, unproduktiv oder als Schädling der Gesellschaft, weil er nicht wie eine Drohne in der Paukanstalt sein Hirn mit Dingen flutete, die nach dem Schulabschluss sofort in Vergessenheit gerieten! Das hier war Leben im Moment, Freiheit, Innehalten und sich auf das Wesentliche besinnen. Hasane schien ebenfalls eine ausgesprochen ungebärdige Laune zu pflegen. Oder wollte er Narumichi vielleicht nicht erkennen lassen, was er in dessen täglicher Abwesenheit so unternahm? Ganz gleich, er kaperte Narumichis Hand kompromisslos, lotste ihn in ein Vergnügungsviertel, wo noch nicht so viel los war. Aber für Narumichi tat sich eine ganz unbekannte, verbotene, sündhafte, lästerliche Welt auf, Spielhöllen mit allerlei Gerätschaften, Tanzmatten, VR-Brillen! Karaoke! Automaten für Gewinne, Geschicklichkeit, altertümliches Pachinko! Schnelles Futter auf die Hand, fettig, stark gewürzt, auf keinem Ernährungsplan zu finden! Narumichi strahlte aus jedem nicht vorhandenen Knopfloch. Manche Attraktion entsprach nicht den fast mythischen Ausmaßen, die ihr Verbot rechtfertigte, aber er hatte solchen Spaß, konnte sich selbst ein Bild machen. So schlimm war es ja auch nicht, Zeit und Geld auf das eigene Vergnügen zu verwenden! Nicht jede Erfahrung diesbezüglich musste grundsätzlich als verdammenswerte Verschwendung gebrandmarkt werden! Hasane dirigierte ihn am Nachmittag zurück, ein amüsiert-spöttisches Grinsen in den Mundwinkeln ob der Begeisterung seines Begleiters. Der ihn sogar noch ungläubig anstarrte, als er eine späte Siesta vorschlug! Gemeinsam! Am helllichten Tag! Einfach schlafen! #~* Ja, ein pflichtbewusster Schüler hätte den ganzen Tag gepaukt, den Kopf tief eingezogen alles darangesetzt, bloß keine große Lücke reißen zu lassen. Wie leicht geriet man ins Hintertreffen, und dann war quasi das Leben vorbei! Narumichi konstatierte für sich selbst trotzig, dass DAS eine lächerliche Schauermär war, die er nicht mehr gewillt war zu glauben. Er mixte für Hasane einen cremigen Beeren-Bananen-Shake und nahm auf dessen Oberschenkel Platz. Jeder nippte am eigenen hohen, eisgekühlten Getränk, wischte sich Kondensspuren ins Gesicht. Unterdessen arbeitete Hasane routiniert. Die Monitore mit den Pornos blieben schwarz. Der seltsame, geheimnisvolle Mann mit dem wirren Schopf, der zwei Universitätsabschlüsse vorzuweisen hatte, arbeitete per Video als Dozent und Tutor, konzipierte maßgeschneiderte Test- und Lernpläne, korrigierte Prüfungen. Narumichi war äußerst beeindruckt, denn hier wurde erwartet, dass man jenseits von Standards Wissen anwandte! "Das ist wirklich toll! Ich kann das gar nicht. Meine Eltern werden ziemlich sauer sein, wenn sie rausfinden, dass ich eher dumm bin", bekannte er schließlich leise. Wenn das hier Anforderungen an Studierende waren, dann konnte er sich gleich aus dem Rennen verabschieden. Hasane schnaubte, "woher du nur so gut weißt, was du alles nicht kannst?! Dabei hast du doch kaum über den Rand der Eierschale geschaut, Kaulquappe. Dunkelgrün hinter den Ohren, aber schon ne felsenfeste Meinung!" Narumichi wandte ihm den Kopf zu, seufzte, "stimmt, ich habe von nichts eine Ahnung, immer nur auswendig gelernt, was mir vorgekaut wird, ohne Maßstab zum eigenen Urteil. Über Talente oder Begabungen verfüge ich auch nicht, somit bin ich ziemlich lebensuntüchtig." Mit großen Schlucken leerte Hasane sein Glas und wischte sich demonstrativ mit dem Handrücken über den Mund, "herrje, glaub doch nicht den Mist, mit dem dieser Schulquatsch verkauft wird! Denkst du ernsthaft, die blöde Paukerei bringt dich garantiert an eine hochklassige Uni, wo andere mit großen Portemonnaies nachhelfen?! Wenn du nicht sofort an die beste Uni kommst, dann ist dein Leben gelaufen?!", fauchte er giftig. Narumichi konterte tapfer, "nun, soweit ich mich entsinne, lauten die beiden Universitätsabschlüsse...!" "Das tut nichts zur Sache!", bellte Hasane zurück, "es gibt unzählige Dinge, die man jenseits der Uni, einem Studium oder einem Titel beherrschen kann, die bedeutend und wichtig sind. Ich zum Beispiel finde den Gedanken grauenhaft, nicht einfach mehr um die Ecke marschieren und ausgiebig frühstücken zu können, weil es keinen mehr gibt, der so ein leckeres Büfett morgens zusammenstellt. Hast du den Eindruck, dass diese Beschäftigten dort ihr Leben versauern? Sind sie dumm und untauglich?" Narumichi schüttelte den Kopf, mit herabgesackten Schultern, "ganz sicher nicht. Bloß, ich könnte mich nicht zu ihnen gesellen, fürchte ich", denn irgendein Anzeichen praktischer Begabung war ihm an sich selbst bis dato nicht aufgefallen. Und wenn er an die Hypotheken dachte, die er jetzt schon schulterte...! Nicht nur die "Auktionsschuld" bei Hasane, sondern auch die Rückzahlung der Investition seiner Eltern in seine Bildung plus Zinseszinsen.... Hasane kniff ihn grimmig in die Nasenspitze, "tatsächlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, sonst wäre er Fallobst und damit Matsch, klar?! Es wird sich schon was finden, was dir liegt und du gern machst. Im Moment bist du ja erst mal noch mit der Paukschule befasst. Wenn dein Hirn dann von dem ganzen Quatsch freigepustet ist, findet sich auch wieder Platz für wichtige Dinge." Etwas getröstet lächelte Narumichi, "danke schön. Es hilft mir sehr, diese Gedanken aussprechen zu dürfen. Dann komme ich mir nicht mehr ganz so merkwürdig und komisch vor." Theatralisch ächzte Hasane, die dunklen Augen rollend, "solltest du mal irgendwas KOMISCHES anstellen, werde ich es dich umgehend wissen lassen. Aber große Hoffnungen hege ich nicht..." Narumichi kicherte unterdrückt, schmatzte Hasane tollkühn auf die Wange. So fühlte er sich gleich viel besser und nichts trübte mehr den Glanz dieses gloriosen Tages! #~* Kapitel 13 Hasane schleuderte einfach die Decke mit einem Ruck beiseite. Narumichi schreckte im Halbschlaf hoch, blinzelte orientierungslos. "Morgenstund und hoch mit dir!" Ohne die richtige Betriebstemperatur benötigte Narumichi eine feste Hand an einem kraftvollen Arm, stolperte derart beschleunigt vom Schlafzimmer ins große Zimmer hinein. Von Frühnebel mit Dunstschleiern in unzählige Spektren zerbrochen empfing dieser Morgen mit goldenem Schimmer, wie ein natürlicher Weichzeichner, verträumt und schwärmerisch. Hasane glänzte hingegen mit Tatendurst, "griechisch-römisch! Da, die Tunika ist doch fein! Und schicke Bänder um die Fußgelenke!" Narumichi fand sich gedreht, gewendet, gewickelt und durchgeschüttelt. "Perfekt!", testierte Hasane sich selbst, der ebenfalls eine Tunika trug, jedoch gewagt in einem Ochsenblut-Farbton! Seine makellose Haut ermöglichte ihm diese Extravaganz, wirkte wie Marmor ohne Äderchen. "...und ich tue was?", erkundigte Narumichi sich, noch immer ein wenig schlaftrunken. "Du bist mein Lustknabe, selbstredend! Zureiten, dann leg ich dich flach", lautete Hasanes Programm. "Uh", murmelte Narumichi, denn wach sollte man sein, sonst kugelte man noch vor dem Aufsitzen vom Kanapee! Hasane grinste, zog sich Narumichi breitbeinig auf den Schoß. "Wie wär's mit Hoppereiter zum Einstieg, du Murmeltier?", neckte er ihn, erstickte Einwände mit engagierten Küssen, "sieh an! Statt Latte macchiato...!" Narumichi löste eine Hand von Hasanes Schulter, blockierte das spottende Schandmaul. "Ich hab kein Mikro", stellte er tadelnd fest, von der Zote ablenkend, aber in DIESER exponierten Lage konnte er kaum noch zum Regal eiern... "Und ich spreche weder Altgriechisch noch Latein!", lästerte Hasane frech. Also kümmerte ihn nicht, ob es eine Original-Tonspur gab? Während Narumichi noch verblüfft dieses Rätsel zu beurteilen suchte, bediente sich Hasane schlicht selbst, Ross und Reiter mussten schließlich gekoppelt werden! #~* Die Tuniken lagen zerknittert, wegen des gewebten Naturstoffs, auf der Seite. Narumichi ächzte leise und wischte sich die Wimpern frei. In Runde zwei benötigte der Lustknabe kein Feigenblatt mehr. Hasane hatte...! Der rührte bereits in Reichweite an der Anrichte Flüssignahrung zusammen, bestens gelaunt. Goldenes Zeitalter hin oder her, Narumichi stemmte sich mühsam hoch, Hasane hatte ganz und gar nicht wie die Typen agiert, die er aus den Fantasy-Pornos mit diesem "Setting" kannte, sondern ihn geküsst und gestreichelt und verführt und das Tempo variiert und... und... sich wie ein Part eines Liebespaars verhalten. Zugegeben, Romanzen boten sie ja auch hin und wieder, bloß... Narumichi blickte hoch, als ein Glas vor seinen Augen vorgestellt wurde. Er nahm es mit einem heiseren Dank entgegen. Wenn er sich der Auseinandersetzung des Abends entsann, dann-dann schien ihm doch, dass Hasane ihn akzeptierte, aber ganz und gar nicht für voll nahm, was keineswegs zu kritisieren war, denn Narumichi schätzte sich genauso ein. Was veranlasste Hasane jedoch, ihn quietschvergnügt und ausgiebig zu vernaschen, quasi für den Privatgebrauch? "Runter damit, dann Dusche, dann raus!", kommandierte Hasane, wuschelte ihm auffordernd durch den verwirrten Schopf. "Sicher. Was soll ich anziehen?", Narumichi bemühte sich eilig, auf der Höhe der Entwicklung mitzustolpern. "Ich leg dir schon was raus, mein Adonis!", schnurrte Hasane frech und spazierte tänzerisch ins Schlafzimmer. #~* Hasane machte keine Gefangenen, wenn er einen Plan hatte und sich amüsieren wollte. Narumichi stand zögerlich am Beckenrand. "Was, kannst du etwa nicht schwimmen?", mit Leih-Badehose und obligatorischer Leih-Badekappe bestückt stemmte Hasane die Hände in die schmalen Hüften. "Das verlernt man nicht, oder?", druckste Narumichi zögerlich. Das letzte Mal in einem Schwimmbecken, das war in der Grundschule gewesen. Die weiteren Schulen auf seinem bisherigen Lebensweg verfügten über keine Pools mehr, zu teuer, darum abgerissen und möglichst den Platz anderweitig genutzt. "Zur Not leihen wir diese Schwimmärmchen, die man aufblasen kann", machte Hasane kurzen Prozess, glitt mühelos die kurze Leiter herunter ins Wasser. Um diese Uhrzeit traf man keine Werktätigen an oder Schüler, also eher Rentner und Hausfrauen, wobei Angehörige beider Gruppen Hasane beäugten, der, ohne die übliche Dekoration und den wirren Strähnenvorhang, einen sehr appetitlichen Anblick bot. Zaghaft gab Narumichi endlich die Leiter frei, adaptierte eine Art Hundepaddeln. "Na, na, was ist das denn?!", Hasane schnalzte mit der Zunge, "roll dich auf den Rücken!" Leichter gesagt als getan, weil Wasser ja nun nicht gerade flach wie ein Brett... Ungeduldig bediente Hasane sich einfach selbst. "Und jetzt steif! Toter Mann!", bellte er gezischte Anweisungen. Todesmutig verkrampfte sich Narumichi gehorsam und trieb auf der Wasserlinie! Vor Verblüffung entfuhr ihm ein schrilles Kichern. "So, als Treibholz kannst du schon mal fungieren. Jetzt stoß dich mit Armen und Beinen synchron langsam weg. An der Decke siehst du die Bahnen, klar? Ich mach die Vorhut und pass auf", damit, Narumichi sah es an der Spiegelfläche über sich, kraulte Hasane in lässigem Tempo voran. Tja, jetzt hieß es wohl, sich anstrengen! #~* Narumichi liebte die Salzwassergrotte. Da schwebte man schwerelos vor sich hin! Aber auch die Sprudler und die Druckduschen zur Massage waren klasse! Und dann der sehr heiße Mini-Pool, oooohhhh.... Er wusste durchaus, dass man seine Landsleute als Badebegeisterte weltweit einstufte, nur bot sich in SEINEM Alltag kaum die Gelegenheit, da gab es keine natürliche heiße Quelle in der Nähe. Oder Zeit, die man in einem Badehaus vertrödeln konnte! Nein, eine Dusche musste reichen, hin und wieder mal ein Sitzbad.... Wenn man aber so müde war und das Aufheizen vergessen hatte und niemand dauernd schrubben wollte... Als sie das Erlebnisbad verließen, war Narumichi durchgewalkt, aber vollkommen erledigt. Ohne Hasanes festen Handgriff wäre er bestimmt mit den Pflanzkübeln, die dekorativ Spalier standen, kollidiert! Doch auch Hasane schien mächtig Appetit zu haben, denn gleich ein Haus weiter zog er Narumichi die Stiegen hoch. Es roch nach würzigem Frittierfett. Damit war auch schon die Methode vollumfänglich beschrieben. Hier landete alles in kochend heißen Tiegeln, was verspeist werden konnte! Ganz sicher kein Aufenthaltsort für Gesundheitsbewusste. Hasane zwinkerte ihm durch die noch feuchten, wirren Strähnen zu, "lass uns ne kleine Orgie machen, wie bei den Römern!" #~* Möglicherweise hatte er es ein wenig übertrieben, doch Hasane schien sein ausgiebiges Schläfchen nicht zu stören. Unglaublich dekadent, wie er den Tag verbracht hatte! Narumichi ließ sich auf Hasanes Oberschenkel nieder, "vielen Dank! Das heute war so wunderbar...!", rang er um Worte. "Yepp", triezte Hasane ungeniert, gleichzeitig in Höchstgeschwindigkeit tippend, "was glaubst du, wie du das morgen vermissen wirst!" Stimmt. Zurück zu Schule. Ein Schauder jagte über Narumichis Rücken. Vernünftiger Weise konnte man sich solche außergewöhnlichen Tage nur leisten, wenn man im Alltag funktionierte, die Mittel bereitstellte, den Wunsch verspürte, aus der Routine und dem Einerlei kurz auszuscheren. Narumichi lächelte. Wie kostbar wäre ihm dann die Erinnerung an diese beiden Tage! Er registrierte Hasanes konzentrierten Blick auf sich, setzte sich etwas aufrechter, "wenn ich etwas für dich tun kann, bitte lass es mich wissen, ja? Ich habe diese beiden Tage wirklich sehr genossen." Hasane schnalzte mit der Zunge, "so, so, willst was für mich tun, tatsächlich..." #~* Narumichi mochte diese Variante nicht so gerne, weil man extrem gut vorbereitet und geschmeidig agieren musste: der "lebende Stuhl", aber Hasane hatte es vorgeschlagen und ER stand im Wort. Außerdem, wenn nicht nach so intensivem Training am Vormittag, wann sollte er es sonst mühelos meistern?! Sprach sich Narumichi Zuversicht zu. Außerdem würde Hasane ihn nicht quälen. Der kniffligste Teil bestand darin, selbst einzufädeln, weil man die Beinmuskeln ja anspannen musste, sich auf halbem Weg zu hocken, gleichzeitig aber sollte der Muskelring einigermaßen entspannt sein, weil sonst das Aufhocken nicht gelang! Technisch höchst anspruchsvoll! Narumichi konzentrierte sich keuchend auf diese eine Übung, spürte unmerklich Hasanes Hilfe, der ihm fast unsichtbar entgegenkam, dann thronte Narumichi, die Hände auf Hasanes Knie gestützt, wie ein Dampfkessel pfeifend. Gravitation konnte selbst bei dieser geringen Höhe mörderisch sein! Da hatte Hasane noch nicht seine Beine in den Kniekehlen gefasst und die Füße vom Boden entfernt! #~* Nein, für einen Zufall passte es zu treffend. Narumichi hatte erwartet, dass man ihm mit Vorsicht begegnen, eine neue Distanz wahren würde. Was er nicht vermutete: der Präsident des Disziplinarkomitees hatte überraschend die Schule gewechselt, familiäre Gründe. Hmm. In der knapp bemessenen Mittagspause opferte Narumichi kostbare Augenblicke. Börsen- und Handelsnachrichten der letzten drei Tage, nicht mehr als eine Randnotiz, Fragen an den CEO einer Wohnungsvermietungsgesellschaft. Der gleiche Nachname. Narumichi seufzte leise. Wenn das so weiter ging, würde sich niemand mehr in seine Nähe trauen. Er durfte Hasane einfach nicht in solche Situationen bringen! Wo der seinen Rachegelüsten nachgab. #~* So merkwürdig sich das auch anließ: Hasane blieb, was seine private Vergangenheit betraf, ein Mysterium. Keine Bilder, kein Altar, keine Alben, kein Nichts. Er hatte studiert und zwei Abschlüsse. Womit GENAU er seinen Lebensunterhalt verdiente, war nicht vollständig zu ermitteln, ebenso wenig die Motivation, sein Hobby zu verfolgen. Narumichi akzeptierte dieses Rätsel, weil er Hasane einfach mochte. Und auch, weil er sich durchaus vor dem fürchtete, was er im toten Winkel vermutete. Zwei Mitschüler, die ihn drangsaliert hatten, verhielten sich merkwürdig oder verließen die Schule prompt, das konnte man nicht ignorieren. Es gab einen Abgrund in Hasanes Persönlichkeit, jenseits des täglichen Sex mit einem minderjährigen Jugendlichen, der nach Kind aussehen sollte, vor Kameras. Trotzdem. Trotzdem wagte Narumichi den Akt auf dem Drahtseil. Zunächst mal wäre die Alternative nicht einladend gewesen, dann war er überzeugt, nicht mehr auf das Mono-Gleis zurück zu können, ein "ganz normaler" Schüler zu sein, auf einem vorgefertigten Weg durchs Leben. Müsste er in ein Wohnheim, fiele diese Tatsache durchaus auch anderen auf, glaubte er. Er konnte auch nicht vergessen, dass Hasane sich um ihn kümmerte, mit ihm rausging, ihn frisierte, etwas unternahm, ihn nicht wie ein Produkt behandelte, nicht schlicht erwartete, dass er brav sein vorgezeichnetes Leben akzeptierte. Möglicherweise konnte man aufs "Stockholm-Syndrom" schließen, doch Narumichi bezweifelte, dass es sich so verhielt, da klammerte schließlich nur einer. In ihrem Fall, entschied Narumichi, hing Hasane ebenso hartnäckig an ihm wie umgekehrt. #~* Es gab so Tage, wo einfach alles zusammenkam, was man nicht wollte, was einen aus der Bahn warf, alles ruinierte. Narumichi hatte schlecht geschlafen, weil ihm seine Eltern mal wieder "Neuigkeiten" mitgeteilt hatten und er nicht gewagt hatte, mit Hasane darüber zu sprechen, dessen Verärgerung nur zu gut in Erinnerung. Narumichi wusste ungefähr die "Hausnummer", die Höhe der Aufwendungen seiner Eltern für diese Schule, entsprechende Bekleidung und Lehrmaterial. Nicht, weil sie ihn damit piesacken wollten, sondern um nachzuweisen, wie dünn die Decke war, weil sie je noch ein Paar Eltern zu versorgen hatten, andere ältliche Verwandte. Immer weniger Mitglieder der jüngeren Generation mussten für die steigenden Kosten der Versorgung der Älteren aufkommen. Dann galt es schließlich, auch für sich selbst Vorsorge zu treffen, denn die Einzelkinder konnten unmöglich die ganze umgekehrte Pyramide ihrer Vorfahren finanzieren! Immer weniger Schultern, die sich immer häufiger in die Haare bekamen. Deshalb die Buchhaltung. Narumichi konnte es ihnen nicht verdenken. Ihm wurde jedes Mal schwindlig, wenn er die Zahlenkolonnen betrachtete. Ja, unbedingt sollten sie so viel wie möglich für sich beiseite legen, denn wie sollte er, das Einzelkind, sie jemals unterstützen? In Anbetracht der Erkenntnis, dass er einfach nicht besonders schlau war?! Klar, im Pauken gut, aber was half das?! Nun baten sie ihn, sich darauf einzustellen, dass er fürs Studium keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten würde. Der letzte für ihn aufgestellte Sparplan endete mit seinem Schulabschluss, mehr war nicht drin. Sie hofften selbstredend, er würde für sich ein Stipendium auftun oder eine Firma finden, die sein Studium finanzierte, um ihn später zur Arbeit zu verpflichten. Es wäre genehm, wenn er dann seinerseits ihre Aufwendungen für seinen Unterricht refinanzierte. Narumichi hatte darob nicht schlafen können, nur unbehaglich gedöst. Wie sollte er die Wahrheit übermitteln, dass er so gar kein Vertrauen in den eigenen Intellekt hatte? Dass er bereits jetzt vor den "Schulden" kapitulierte und dabei noch nicht mal die Verpflichtung gegenüber Hasane eingerechnet hatte? Überhaupt, wenn sie nach dem Schulabschluss kein Geld mehr zahlen würden, dann säße er auch auf der Straße. Lösungen mussten her, bloß welche? Natürlich gab es Stipendien und andere Studierende mussten auch ohne fremde Mittel auskommen, nur schienen die, glaubte Narumichi, auch dafür geeignet, schon im Leben erfahren, tüchtig und begabt zu sein. Hasane gegenüber wäre es jedoch unklug, auch nur eine Unze seiner Sorgen auszusprechen, weil der ja beim letzten Versuch schon ungehalten bis arktisch reagiert hatte. Den Kopf voller Gedanken ohne Ausweg passierte dann das nächste Unglück, nicht absichtlich. Was nichts daran änderte, dass er das feine Leibchen förmlich sprengte, es zu klein, er selbst zu breit, längst nicht mehr ein Kind, sondern ein Jugendlicher mit kantigen Gesichtszügen, der nicht nur in die Höhe expandierte! Hasane knurrte bloß, sortierte dann grimmig in den Kisten herum. Narumichi rollte sich auf dem Bürodrehstuhl zusammen, studierte, vielleicht kein cleverer Impuls, auf einem Bildschirm die Fieberkurve der Einnahmen. Deprimierend genug, und die Tendenz, fröhlich gepunktet, wies unmissverständlich darauf hin, dass er bei der Entwicklung nicht mit einem Auslösen rechnen konnte. Die Quasselfunktion, nur Textzeilen in raschem Tempo, bot nicht viel Erheiterndes. Auf dem Schwarzen Brett Offerten. Narumichi las sie mit Missbehagen, aber konzentriert. Das also bot man als Entlohnung, wenn... "Was soll das werden?!", zischte Hasane, drehte den Bürodrehstuhl grimmig um die eigene Achse. Narumichi fuhr erschrocken zusammen und begriff, dass er allzu lange, verräterisch lange, auf die Anzeigen gestarrt hatte. "Denkst du wieder Unsinn? Haben wir nicht vereinbart, wie die Job-Aufteilung ist?!", schnarrte Hasane ihn an, beugte sich wie ein Greifvogel über ihn, die dunklen Augen hinter den wirren Strähnen zornig funkelnd. "Ich wollte gar nicht", setzte Narumichi tollkühn an. "Was nicht, hm?! Mal den Markt testen? Anschaffen gehen? Aber, mein Schnuckelchen, so einfach ist das heutzutage nicht! In ein Hotel lassen sie dich nicht rein, mein Süßer. Du musst es also draußen treiben, wo es keine Kameras gibt, wo du abhauen kannst, wenn der Typ seine Kumpels dazu holt, um für sein Geld eine richtige Show zu bekommen. Du musst sichergehen, dass die Bullen dich nicht abgreifen, mein Prinzchen. Was denkst du, hm, wo deine Grenzen sind? Weil sie viel, verdammt viel weiter sein werden, wenn du damit angefangen hast! Denkst du naives Dummerchen wirklich, du könntest IRGENDWAS davon bringen?! Dir geht's nur gut, weil ICH dich ficke! Das da, was du dafür brauchst, das bringst du NIEMALS zustande! Du kannst ja nicht mal Gummis einkaufen, ohne aufzufallen. Wie willst du dein Puderdöschen denn verhökern, hm?" Narumichi würgte. Hasanes giftige, gallige, boshafte und bitterböse Ansage drehte ihm den Magen um. Er stieß ihn beiseite, taumelte schwankend aus dem Stuhl und stürzte hastig zur Toilette. Viel gab es nicht zu erbrechen, aber in seinem Elend kümmerte die magere Ausbeute den Würgreiz kein Bisschen. Als es ihm endlich gelang, sich auf die Hacken sinken zu lassen, vollkommen ausgekühlt, war er allein. Hasane hatte die Wohnung verlassen. #~* Narumichi lauschte im Bett auf die Tür, zusammengekauert, döste immer wieder ein und schreckte dann hoch, doch Hasane kehrte nicht zurück. Am Morgen, zerschlagen, erschöpft und unglücklich, musste Narumichi schließlich zur Schule aufbrechen. Er hinterließ Hasane eine Botschaft: [Ich wollte Dich nicht verletzen oder beleidigen. Es tut mir sehr leid. Ich will nur mit Dir zusammen sein. Bitte lass uns zusammen bleiben.] #~* Kapitel 14 Beklommen und nervös eilte Narumichi nach dem endlosen Unterricht nach Hause. Genau, nach Hause! Bei Hasane war sein Heim, seine Zuflucht, seine sichere Burg. Was, wenn der nicht wiedergekommen war? Oder ihn an die Luft setzte? Bevor er den Zweitschlüssel mit zitternden Fingern aus der Tasche ziehen konnte, öffnete sich die Tür. Narumichi schlüpfte nur aus den Galoschen, zog sich nicht wie sonst aus, stürzte zu Hasane, warf sich neben ihm auf den Boden, in die traditionelle Pose der Unterwerfung, wurde jedoch sofort an den Armen hochgerissen. "Zieh diese Scheiß-hässliche Uniform aus!", zischte Hasane ihn an, zerrte ihn jedoch auf seinen Schoß und umklammerte ihn fast erstickend, "du gehörst mir, klar?! Ersteigert, von deinen Eltern überlassen! Gekauft wie gesehen! Ich fick dich, sonst keiner!" Vor Erleichterung schluchzend schlang Narumichi ihm die Arme um den Nacken, stotterte seine Entschuldigung heraus, die Hasane brüsk abwürgte, "will ich nich hören!" Grundsätzlich schien er für Wortbeiträge gar nicht empfänglich, sondern erhob sich, Narumichi nicht freigebend, zerrte dem die verhasste Uniform vom Leib, schleuderte ihre Bestandteile weg, dirigierte ihn auf das Bett vor der Anrichte, attackierte mit gierigen Küssen. Wie im Fiebertaumel hielt Narumichi mit, verwandelte die brodelnde Wut in übermächtige Lust. Hasane schien keinen Gedanken zu verschwenden auf Kameras, eine Aufnahme oder irgendwas. Ein heftiger, recht hastiger Akt schloss sich an, eher animalisch als von Zuneigung geprägt, aber Narumichi verspürte nicht einen Anflug von Widerwillen, weil er in sich selbst den gleichen, intensiven, aggressiven Drang verspürte, sich zu versichern, dass ihr Pakt sich nicht geändert hatte. #~* "...und ich hab das Leibchen ruiniert", schloss Narumichi seine Zusammenfassung der Kalamitäten ab. Er saß rittlings auf Hasanes Schoß, die Arme locker um dessen Nacken gelegt, auf die dunklen Augen hinter den noch feuchten, wirren Strähnen konzentriert. Hasane hatte ihn unter der Dusche ein zweites Mal gevögelt, von hinten im Stehen nicht unbedingt ein Favorit, aber nach dem Eindringen so fest umschlungen zu werden, als sei es lebensnotwendig. Es hatte Narumichi gerührt, dass Hasane ihn einfach nicht freigeben wollte, den Körperkontakt nicht mal unter der Dusche entbehren konnte. Wie ein trotziges, verletztes, aufbrausendes Kind! Nun schien zumindest der tiefe, explosionsartig ausbrechende Groll gemildert. "Ich bin froh, dass meine Eltern mich einweihen", wiederholte Narumichi entschieden. So konnte er seine Situation wenigstens ordentlich einschätzen. Sie hatten es ja auch nicht leicht, und er verstand durchaus die Umstände. "Also was?! Soll ich dich freikaufen wie ne Hure vom Zuhälter?", fauchte Hasane bockbeinig. Narumichi seufzte nachsichtig. "Nein, ganz sicher nicht", versetzte er streng und sachlich, "ich habe bloß selbst meine Antwort noch nicht gefunden, wie ich mein Leben führen will, weil es nicht die Variante sein wird, von der meine Eltern so zuversichtlich ausgehen. Die wissen ja nicht, dass ich praktisch gesehen ein Dummkopf bin", erläuterte er unaufgeregt. Hasane verdrehte schnaubend die Augen, "die alte Leier schon wieder! Nun krieg nich ständig Zustände wegen meiner Tutorien hier, ja?! Alle kochen nur mit Wasser, laufen nich drüber!" Damit packte er Narumichi im Nacken, wo sich schon wieder in gefährlich tadelnswerter Länge die Haare kringelten, "außerdem gehörst du so lange mir, wie dein Preis steht, klar?! Ich sage, was du nach der Penne tust!" Narumichi seufzte leise, lehnte sich vor, ihre Frontpartien in Kontakt zu bringen, "ich möchte dir keine Last sein, verstehst du das, Hasane?" Unverschämt, diese Ansprache, ganz sicher, bloß hatte Narumichi Einiges über Hasane gelernt, ganz gleich, wie sehr der sich um die verschlossene Auster bemühte. Sie brauchten einander, ganz sicher nicht nur körperlich. #~* Narumichi war froh, diese Klippe umschifft zu haben, auch wenn er seine Zukunft noch immer nicht skizzieren konnte, sich quasi ein Schwarzes Loch jenseits des Alltags auftat. Hätte es nicht festgelegte Rangfolgen bei den Universitäten und ihren Prüfungen gegeben, nicht mal da hätte er sich entscheiden können. Man konnte jedoch nicht behaupten, dass Hasane diese Auseinandersetzung spurlos aus dem Gedächtnis getilgt hatte. Vorgewarnt achtete Narumichi auf die Details. Tatsächlich änderte sich der Fundus der Utensilien, als ob Hasane sie rasch durchgesehen und alles entsorgt hatte, was nicht mehr passen konnte. Ohnehin konnte Narumichi das eigene Spiegelbild nicht verleugnen. Mit seinen nunmehr 17 Jahren sah er nicht mehr nach Kind aus, schmal und dünn, ja, aber keine rundlichen Züge mehr im Gesicht oder an Hüften und Po, nichts Niedliches. Hätte man sein Gesicht eingefangen, so verrieten ihn längst seine Augen! Die letzten, intensiven vier Jahre seit dem schicksalhaften Zustieg in das fremde Auto hatten ihn geprägt, in eine Welt eingeführt, die kein Zurück mehr bot. Allerdings musste er sich ja nicht allein zurecht finden! Hasane war an seiner Seite. Dessen "Regie" sich veränderte, subtil, aber profund. Rollenspiele, Fantasien, die gab es weiterhin, doch Narumichi empfand sie als einen Dialog nur zwischen ihnen beiden, ein Ausloten und Ausbalancieren. Er kannte mittlerweile die Stellungen und Posen, die Dramaturgie der "Drehbücher". Nun begegneten sie einander als Ebenbürtige, auf Augenhöhe, manchmal wild und trotzig und leidenschaftlich, dann forschend, abwägend, einander beobachtend, langsam, zärtlich. Aufnahmen wurden Narumichi zunehmend gleichgültig. Ohnehin, wenn er das richtig verstanden hatte, brachten Pornos mit zwei Männern nicht allzu viel ein, zumindest im Vergleich. Er zweifelte auch daran, JEMALS sein Konto ausgleichen zu können. Hasane würde das nicht zulassen. Narumichi selbst fand auch keinen einzigen Grund, gehen zu wollen, weil er Hasane mochte, mehr als jeden Menschen, dem er bisher begegnet war. #~* "Gibt keine Regel dagegen", stellte Hasane fest, kompromisslos und entschlossen. Narumichi biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie saßen nackt, mit untergeschlagenen Beinen, auf dem Bett vor der Anrichte. Diese selbst war festlich zugestellt mit Leckerbissen und einer "Weihnachtstorte". Vor die Kür war jedoch die Pflicht gesetzt. "Ich fang am Besten an, dann siehst du, dass es ganz einfach geht", bestimmte Hasane. Narumichi streckte sich zwar brav rücklings aus, grub aber die Finger angespannt in die Matratze. Hasane betrachtete ihn einen langen Moment, beugte sich dann herunter, um ihn zu küssen, mit Verve und einer eindeutigen Botschaft: ich hör nich auf, bis du locker wirst! Zumindest in gewissen Regionen. Andere reckten sich bereits unmissverständlich der Zimmerdecke entgegen. Keuchend schickte sich Narumichi schließlich drein, ächzte kurz, als der Eisbeutel seinen Nabel und die umliegenden Partien tiefkühlte. "Okay", sogar die wirren Strähnen aus dem Gesicht verbannt konzentrierte sich Hasane, fing die Hautpartie ein, und...! Eine Entladung später saß der Stecker direkt unter Narumichis Bauchnabel. "Na, ging doch ganz leicht!" Nur eine winzige Blutspur zeigte sich, aber die Kühlung bewies ihren Wert. Vor Erleichterung keuchte Narumichi hörbar. "So, nun rutsch, Naru, ich bin dran!", verlangte Hasane, was für Narumichi den kniffligen Teil bedeutete, nämlich seinem Liebhaber denselben Dienst zu erweisen. #~* Der Stecker wich einem Schmuckring, nicht allzu groß, nicht hinderlich bei der Bekleidung oder täglichen Hygiene, aber eine Besitzmarke. Narumichi liebte sie. Hasane hatte das betont selbstherrlich beschlossen. Er wollte ein Piercing, es sollte ein Ring sein und im Doppel waren die günstiger! Sich aber den Schwanz löchern lassen kam nicht in Frage! Darum musste ja wohl, absolut logisch, Naru das zweite Exemplar tragen! Was Narumichi tat, ein Talisman für die Tests und Prüfungen, ein Unterpfand ihres Pakts, und, selbst wenn Hasane das kategorisch abstreiten würde: ein Liebesbeweis. #~* Das war nicht zu erwarten gewesen, doch Hasane, gewohnt getarnt mit Dreieckstuch, Sonnenbrille, Baseballkappe und Mantel, begleitete ihn zu den großen Massenprüfungen. Drei Universitäten hatte man Narumichi vorgeschlagen, dort sollte er sein Glück versuchen, wobei es selbstverständlich mit GLÜCK gar nichts zu tun hatte, sondern mit entsprechenden Testergebnissen! Hasane schnaubte bloß. Narumichi verspürte Panik, eine einzige, blanke Leere in seinem Kopf. "He", zerrte Hasane ihn beiseite, küsste ihn unmissverständlich und zungenfertig, "mach dir keinen Kopp, Naru. Das is bloß ein Tag, nich das Ende des Lebens oder sonst was", schnodderte er grimmig. Narumichi, sich sehr bewusst, dass er in aller Öffentlichkeit unzüchtig geküsst worden war, grinste, weil ihm ohnehin die Gesichtszüge nicht gehorchen wollten, er mit den Nerven zu Fuß war. "Ab mit dir, Schnuckel. Heute Abend besorg ich's dir besonders gründlich als Belohnung." Artig setzte sich Narumichi in Bewegung, bemüht, das Feixen einzustellen. Herrje, war Hasane mit seiner pseudo-groben Art süß! #~* Natürlich war es ein Verbrechen, andererseits kümmerte es Hasane keinen Deut. Er verspürte weder Reue noch Skrupel. Vielleicht die schlimmste Tat, die er jemals umgesetzt hatte, von denen es so einige gab. Man konnte sie nicht hinter sich lassen, kein "neuer" Mensch werden. Das war schlichtweg Blödsinn! Hasane wollte es auch nicht, oh nein! Er WAR ein einigermaßen ordentliches Exemplar gewesen, und dann... Ein Teil seiner Selbst blieb elf Jahre alt, verzweifelt-zornig, hilflos, aber entschlossen, mit einem herausragenden Intellekt gesegnet/gestraft. Sich darauf einschwörend, Vergeltung zu üben, Rache zu nehmen, wenn er die Mittel dazu hatte. Der Junge konnte es nicht, nur diesen Zorn in sich nähren, sich alles einzuprägen und geduldig auf seine Chance zu warten. Sie würde kommen. Sie war gekommen. Er hatte sie alle ruiniert, systematisch, kompromisslos und ohne Nachsicht. Alle ihre kleinen und großen Geheimnisse aufgedeckt, ihre Finanzen ausgeforscht und jede Quelle trockengelegt, sie ausgebootet und vertrieben, den Familiensitz, dreihundert Jahre, abreißen lassen, jede Spur tilgen lassen, das Gelände verkauft, damit ein weiteres, gesichtsloses Appartementhaus dort entstand. Nichts erinnerte mehr an sie. Natürlich musste man einen Preis zahlen, ständige Wachsamkeit, Isolation, gesichtslos werden, zu einem Phantom, unangreifbar bleiben, den Preis so hoch treiben, dass sie nicht mitbieten konnten. Hasane hatte sich gründlich und gnadenlos gerächt, für Demütigungen, Schmerzen, Angst, Qual und Pein. Er war lange allein gewesen, abgestoßen von den Menschen, bis er sich entschlossen hatte, dass es genug sei, Gesellschaft vielleicht doch angenehm wäre, wenn man gewisse Vorkehrungen traf. Was konnte niederträchtiger sein, als ein Kind ganz auf sich selbst zu prägen?! Verwerflicher, verdorbener, verabscheuungswürdiger? Eine interessante Frage, vermutlich. Hasane akzeptierte, dass ihn eines Tages die Antwort erreichen würde, trotzdem hinderte es ihn nicht daran, den zarten Jungen ausfindig zu machen, für sich zu reklamieren, nie mehr freilassen zu wollen. #~* "Ich glaub nicht, dass ich es geschafft habe", resümierte Narumichi den Prüfungsmarathon. Ja, den Abschluss der Paukschule würde er erreichen, sogar mit anständigem Ergebnis. Bloß auf eine der drei Universitäten...?! Er konnte sich ja nicht mal mehr an Details erinnern, lediglich die profunde Erleichterung, wenn das Signal zur Abgabe ertönte! Überhaupt schien man alle Prüfungsfragen so angelegt zu haben, dass sie in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen waren. Demoralisierung gehörte wohl zum Programm. Hasane grummelte bloß beiläufig. "Ich könnte dir helfen, wenn du magst", bot Narumichi an. Weitere Voraussetzung wäre auch einen Hinweis darauf, was Hasane eigentlich zu bewerkstelligen beabsichtigte. "Halt mal den Monitor", brummte Hasane schließlich, an dem Regal operierend. Brav assistierte Narumichi beim Ausbau der beiden Einheiten, die die Pornos abspielten. Warum baute Hasane sie aus? Zugegeben, Anleitungen gemischter Paarungen benötigten sie wirklich nicht mehr... "Hmm", kommentierte Hasane, schlug beide Monitore in leichte Packdecken ein. "Übrigens fällt morgen Schule aus", informierte er beiläufig, während er sich eine Hose überzog. "Aha?", staunte Narumichi zivilisiert, den diese Neuigkeit noch nicht erreicht hatte. "Bin gleich wieder da. Mach inzwischen den Reis warm", erteilte Hasane Anweisungen, klemmte sich mühsam beide Pakete unter je einen Arm. Narumichi warf den Reiskocher artig an und erblickte im Kühlschrank Proviant-Boxen. Was hatte Hasane denn vor? Während der Reis duftend durchzog, lederte er rasch die Staub- und Schmutzspuren ab, die der Ausbau hinterlassen hatte. Zwar war ihm bewusst, dass es keinen Sinn hatte, bei Hasane über seine Zukunftsängste zu klagen, doch... Nun, ein gelindes bisschen Mehr an Anteilnahme hätte ihn bestimmt nicht geärgert! Hasane kehrte nach einigen Minuten zurück, legte das Räuberzivil ab und ließ sich gewohnt in Boxershorts und T-Shirt auf das Bett vor der Anrichte sinken, "da, Pudding als Nachtisch. Ist der Reis fertig?" Narumichi servierte, nahm neben ihm Platz, kaute gründlich, bevor der Pudding ihre schweigende Mahlzeit abschloss. "Also, was tun wir morgen?", hakte er nach. "Früh aufstehen", brummte Hasane, federte hoch, "deshalb ist jetzt eine Runde Ficken, dann Matratze abhorchen angesagt." Narumichi unterdrückte einen Seufzer. Nein, Hasane schien wirklich nicht gewillt, ihn einzuweihen! #~* Der Abend war schon verrückt genug gewesen, weil Narumichi sich ziemlich sicher war, dass die Kameras, also, nun, nichts aufgezeichnet hatten. Außerdem hatte Hasane ihn gründlich vernascht, aber eher konventionell, keine Artistik, keine Accessoires, kein Nix! Völlig erschlagen konnte Narumichi sich nicht mal entsinnen, ob er es noch unter die Dusche geschafft hatte. Jetzt, früh, geradezu erschreckend unzeitig standen sie am Bahnsteig, mit Proviant im Rucksack, in Zivil, Hasane mit festem Handgriff, wie üblich vermummt hinter Dreieckstuch und Sonnenbrille, die wirren Strähnen im Gesicht, die Baseballkappe tief gezogen. "Schnabel halten", lautete die Anweisung, nachdem sie das Appartement verlassen hatten. Narumichi befolgte sie, mit einer merkwürdigen Leichtigkeit erfüllt. Schule schwänzen, in ein unbekanntes Abenteuer aufbrechen? Nein, wenn eins in seinem so seltsamen Leben feststand, dann dies: zurück ins Mono-Gleis der unsichtbaren Kugel konnte er nicht, doch Reue wollte einfach nicht aufkommen. #~* "Sind wir alle vollzählig? Ja, dann heiße ich Sie alle hier willkommen in unserem kleinen Institut. Der heutige Tag dient für uns alle, also nicht nur für Sie, zum Kennenlernen und Testen, ob wir drei Jahre miteinander auskommen können, deshalb führe ich Sie heute alle durch die praktischen Anforderungen eines Studiums hier. Unsere erste Station sind die Ställe. Bitte ziehen Sie da vorne Mundschutz, den Overall und Galoschen an, nur zur Sicherheit. Dann mache ich Sie auch gleich mit Rosinchen bekannt..." Narumichi riskierte einen Schulterblick, doch von Hasane keine Spur. #~* Autos fuhren langsam vom Gelände, die Sonne stand schon tief. Hasane präsidierte auf einer niedrigen Mauer, ein Bein übergeschlagen, die Pose des sehr selbstzufriedenen Streiche-Ausheckers! Aber Narumichi konnte ihm gar nicht zürnen. Der Tag hatte ihm so viel Spaß gemacht, obwohl er schmutzig, verschwitzt, erschöpft und aufgedreht war. Und "Rosinchen" wollte ihm gar nicht mehr von den Hacken weichen, was bei einem ausgewachsenen Hängebauchschwein schon etwas hieß! Er strahlte Hasane an, der sich lässig erhob, "und?" "Es war so...so toll! Wirklich, danke! Danke schön!", im Überschwang fiel Narumichi Hasane einfach um den Hals. Sein Herz raste noch immer, das Endorphin tobte sich aus. Er konnte gar nicht anders als fröhlich herauslachen und Hasane dankbar drücken. Der klopfte ihn übertrieben ab. "Will bloß sicher gehen, dass du kein Viech raus schmuggelst", grummelte er bärbeißig. Narumichi prustete und strahlte Hasane ins Gesicht, "ich danke dir sehr, Hasane." Der grimassierte, "Abmarsch, müssen den Bus bekommen!", kaperte Narumichis Rechte und zog ihn mit sich, ließ keinen Tadel verlauten, dass Narumichi übermütig ihre Arme schwang. #~* Während der Zugfahrt nistete sich boshaft die triste Realität ein, denn Narumichi konnte nicht anders als hoffen und abwägen, logisch und konsequent denken, was unerfreuliche Erkenntnisse mit sich brachte. Der bescheidene Ort, an dem sich das Institut angesiedelt hatte, bot kaum Arbeitsmöglichkeiten, zumindest nicht für Studierende. Anders als in der Großstadt, wo es Supermärkte, Promotion-Aktionen, Aushilfstätigkeiten en masse gab! Und viel mehr offene Optionen als Bewerber. Aber wenn er nicht arbeiten konnte, wie sollte er dann ein Studium finanzieren? Von der Unterkunft und den Lebenshaltungskosten ganz zu schweigen. Narumichi rollte sich tiefer in den Sitz, dankbar, dass er nicht wie die letzten Zugestiegenen stehen musste. Ja, es hatte ihm gefallen, sehr sogar. Er kam sich gar nicht so schrecklich unbrauchbar und ungeschickt vor, obwohl er nicht wie das Gros der anderen Interessenten Verbindungen zum Landleben vorweisen konnte. Doch wie sollte er diese Chance, so er die Möglichkeit erhielt, bloß wahrnehmen?! Wenn ihn keine Universität nahm, dann hatte er im Moloch Tokio immer noch Überlebensoptionen, prekäre, sicherlich, keinesfalls geeignet, die Hoffnungen und Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen, aber... Hasane zog ihn nachdrücklich auf die Beine, schmuggelte ihn vor sich her in den Strom der Aussteigenden, dirigierte ihn, gewohnt kompromisslos, in ein Familienrestaurant, orderte ganz grässlich auffällig dekorierte, flüssig gefüllte Krapfen und dazu statt Tee Trinkschokolade! Narumichi langte zu, kümmerte sich nicht um Schokobart und Zuckerstreusel-Sprenkel. Dieser Tag war viel zu schön gewesen, um ihn sich durch Sorgen verderben zu lassen! Vor allem, weil Hasane sich genauso beferkelte und keinen Deut Scham darüber zeigte. #~* Kapitel 15 Es half nicht, dass seine Eltern sich regelmäßig meldeten, wann denn nun endlich die Ergebnisse...?! Eigentlich ein Unding in der modernen Zeit, sie nicht digital zu veröffentlichen, doch die Nummern-Kolonnen, die die glücklichen Aspirierenden auf einen Studienplatz repräsentierten, wurden nur und ausschließlich öffentlich an einem Ort angeschlagen, um Manipulationen, Gerüchte und Fälschungen auszuschließen. Narumichi vertröstete, wies auf die offiziellen Termine hin, besuchte weiter die Paukschule, die diese Ablaufzeit nutzte, auf Recherche-Taktiken und Vorstellungsgespräche zu schulen. Wer keinen Platz erhielt, hatte ohnehin das Schulziel verfehlt, trotz aller Bemühungen! Zu dieser Gruppe fühlte sich Narumichi gehörig, weil er nicht daran glaubte, es an einer Universität zu schaffen. Ein Studienplatz half ja nicht, wenn man nicht wusste, was, wie und warum! Ohnehin hatte er, auch jenseits des Drängens seiner Eltern, keine Ahnung, wie er seinen Lebensunterhalt bestreiten sollte, weshalb er sich nach Aushilfstätigkeiten umsah, nebenher, auf dem Heimweg zu Hasane. Empfehlungen konnte er nicht vorweisen, praktische Erfahrungen auch nicht. Die Zukunft ein Schwarzes Loch. Folglich schlief er schlecht, wälzte Sorgen, die er nicht aussprechen wollte. Hasanes Auffassung kannte er ja. Außer Frage stand auch, sich zu prostituieren. Wenn Narumichi sich dieses unsäglichen Abends erinnerte, schauderte ihn bis ins Mark. Er wollte gar nicht daran denken, was.... Was Hasanes Reaktion bedeutete. Die Folgen seiner permanenten Unruhe zeigten sich bald. Vom Wecker hochgeschreckt, ausgelaugt, nicht durch Schlaf erholt, taumelte Narumichi aus dem Schlafzimmer Richtung Bad, zumindest war, auf Autopilot, dies seine Absicht. Sein Kreislauf jedoch war unleidlich, seine Glieder steif, verkrampft, weshalb er strauchelte, stürzte und sich trotz eines wackeren Auffangversuchs am Schreibtisch die Stirn blutig schlug. #~* Hasane fegte aus dem Badezimmer heran, unbekleidet, gerade frisch feucht abgerieben. Narumichi schluchzte vor Schock auf, wischte sich über die Stirn, registrierte die blutigen Handflächen und würgte prompt. "Nein!", bellte Hasane laut, ging neben ihm in die Hocke und hielt ihm den Mund zu, "durch die Nase!", bog Narumichis Kopf vorsichtig nach hinten, dem das Blut in Rinnsalen übers Gesicht lief, nun auch die Haare tränkte. "SchSchSch! Nicht weinen, atmen!", entschlossen federte er hoch, entführte Getränkedosen aus dem Kühlschrank, schlug sie in ein Tuch ein, kühlte damit Narumichis blutverschmiertes Gesicht. "SchSch, Naru, Augen zu und durch die Nase atmen!", mit einer eilig aufgeschnittenen Limette bewaffnet gab er Narumichis Unterkiefer frei. Der lutschte, während sich Tränen in das eintrocknende Blut mischten. "So, ich schau mal, ob wir das klammern lassen müssen", Hasane blieb hypnotisch gefasst, überprüfte die Wirkung des eisigen Wickels, tupfte mit einem feuchten Lappen störende Spuren ab. "Hat die Augenbraue erwischt, ist aber nicht schlimm. Ich werde eine Kompresse aufkleben. Wenn ne Narbe bleibt, tackern wir dir nen feschen Knopf rein", die letzte Bemerkung diente der Auflockerung der Situation, zweifellos. Narumichi zitterte, weil das Adrenalin nachließ, keine Nahrung fand. Wenigstens saß er am Boden, gegen die Anrichte gelehnt, konnte nicht mehr tief umkippen, aber Hasane traf auch diesbezüglich Vorkehrungen, wickelte eine Decke um Narumichi, während er die Kompresse befestigte, dann die blutigen Spuren tilgte, sodass Narumichi auch die Augen öffnen konnte, tränenpoliert. "So, mein Prinzchen, lautet der Plan: du rührst dich nicht, bis ich wieder hier bin. Atmen, Kopf ruhig halten." Was sich nach wenig anhörte, tatsächlich eine Herausforderung darstellte, denn Narumichi hatte den Drang, sich zu übergeben, obwohl ihm nicht schwindlig war. Das musste wohl dem eintretenden Schock und seiner Erschöpfung zuzuschreiben sein. Hasane, noch immer nackt, kehrte zu ihm zurück, zog die abgelutschte Limettenscheibe ab und fütterte Narumichi wie einen Säugling mit Reisbrei, den er eilig mit Ketchup (!) versetzt hatte. Vor Mattigkeit begannen Narumichi wieder die Tränen zu laufen. "Ist ja gut, Naru, alles okay. So, leg die Arme um meinen Nacken. Festhalten, wir stehen auf", was erst im zweiten Anlauf gelang. Hasane dirigierte Narumichi wieder zurück ins Schlafzimmer, deckte ihn zu, streichelte ihm über die nassen Wangen. "Ich hab dir was gesagt, nicht wahr? Wie die Job-Aufteilung ist. Ich kann meinen Job nicht erledigen, wenn du dich nicht an den Plan hältst", ließ er Narumichi nicht nur tadelnd wissen, sondern kniff ihn auch noch in die Nasenspitze, "deshalb wirst du jetzt hier bleiben und dich nicht rühren, klar?" Mangels Alternativen nickte Narumichi unglücklich. "Brav. Also, Bett hüten", gebot Hasane und federte elastisch hoch. Sich elend und eine Zumutung fühlend schrumpfte Narumichi in sich zusammen. #~* "Aber...?!" Hasane, im Bürodrehstuhl, wandte sich halb herum, "der Ketchup ist alle. Du wirst wie alle vernachlässigten Teenager mit Tütencurry auskommen müssen." Narumichi ignorierte diese Bemerkung, denn es war bereits nach neun Uhr! Am Abend! Er konnte doch unmöglich so lange geschlafen....?! Hasane klopfte demonstrativ auf den aufgestellten Oberschenkel. Wacklig auf den Beinen steuerte Narumichi das Ziel an und bemühte sich, nicht zu plumpsen. "Wieso?", setzte er an, doch Hasane studierte seine Stirn, "sehe nichts an der Kompresse vorbei", brummte er konzentriert, drückte damit aus, dass die Wunde nicht weiter geblutet hatte. "Es tut mir leid", versuchte Narumichi ein anderes Entree. "Schön, dann mach das nicht wieder. Überhaupt hab ich keinen Sinn für solche Stunts. Wusstest du übrigens, dass der Zugang zu eurem Schulnetz neuerdings doppelt abgesichert ist?", Hasane schnaubte, "hat mich fünf Minuten gekostet, um deine Anwesenheit einzuspeisen. Das ist länger, als der Kocher für mein Ei benötigt! Deshalb musste der Rest Ketchup dran glauben", grollte er konsterniert über diese Zumutung. Narumichi lehnte sich an ihn an. "Entschuldige bitte", verzichtete er schlicht auf weitere Erkundigungen. Vermutlich hatte Hasane ihm ein Schlafmittel verpasst und die beiläufige Erwähnung hinsichtlich der Schule... Nun ja, das erklärte so Einiges. "He", Hasane umfasste sein Gesicht, blickte betont grimmig, "du gehörst mir. Absolut. Also lass den Scheiß", tippte er mit einem Finger gegen Narumichis Schläfe. Der lächelte zerknittert, "ich gebe mein Bestes..." "Ha! Überall rote Soße!", schnaubte Hasane und umarmte ihn erstickend. Narumichi unterließ fruchtlose Bitten um Nachsicht. Besser schien es ihm, etwas zu essen und dann im Bett Hasanes Nähe zu suchen, ihm auf diese Weise zu versichern, dass er nicht daran dachte, ihre Verbindung zu lösen. #~* Verblüffender Weise bemerkte niemand Narumichis Abwesenheit, weil der Computer ihn ja als anwesend führte. Zugegeben, das winzige Pflaster entsprach nicht der gepflegten Optik, jedoch, im letzten Jahrgang nach den Aufnahmeprüfungen, wen juckte das noch groß? Narumichi zog aus diesem Lapsus auch eine Lehre, nämlich, sich der Wahrheit zu stellen. Hasane würde ihn nicht gehen lassen. Wenn er keine der Aufnahmeprüfungen erfolgreich absolviert hatte, bedeutete es nicht, auf der Straße zu landen, sondern weiterhin bei Hasane zu leben, der darüber entscheiden würde, was er für Zugeständnisse machte. Und seinen Eltern würde er einfach die Wahrheit gestehen müssen, dass er als Nassauer bei Hasane lebte. Möglicherweise würden sie nicht nach Gegenleistungen fragen, was Peinlichkeiten ersparen konnte. Nicht gerade eine noble Entscheidung, denn eigentlich hätte Narumichi es bevorzugt, Hasane auf Augenhöhe, als Ebenbürtiger zu begegnen, damit der nicht glaubte, er bleibe nur bei ihm, weil... Nicht aus Eigennutz, Bequemlichkeit und mangelnden Alternativen, sondern aus Zuneigung, Verbundenheit und freier Willensentscheidung. DAS würde er wohl noch eine Weile aufschieben müssen! Überhaupt schien Hasane gerade mit der Situation durchaus zufrieden zu sein, was sich auch im Sex widerspiegelte. Kaum Showeinlagen oder Phantasien, wenig Accessoires, vielmehr Dynamik, gute Laune, Herausforderung, Neckereien und Entspannung nach Entladung. SO würde sich Narumichis Schuldenberg nie reduzieren... #~* Eine koordinierte Veröffentlichung bedeutete für Narumichi, brav die Paukschule abzusitzen und dann nacheinander am Abend die Anschlagstafeln aufzusuchen, wo sich selbstverständlich viele andere Jugendliche tummelten, aber auch aufgedrehte Eltern und andere Personen, ein lebhaftes Gewimmel und Gedränge. Der Zettel mit seinen jeweiligen Nummern wies Knitter und feuchte Flecken auf. Sein Telefon hatte Narumichi bereits deaktiviert. Minütliche Nachfragen machten ihn bloß noch nervöser. Langsam schob er sich im Gedränge mit, schubweise kam man den Tafeln näher. Und noch zwei solcher Stationen...! Hinter sich hörte er Raunen, wandte sich um, denn es ging ja gerade nicht weiter, und ausgerechnet die bereits vorne Stehenden drängten sich an ihm vorbei zurück, was sein Vorwärtskommen noch stärker abbremste. Abwartend, in der Zuschauergruppe, stand ein sehr eleganter, athletischer Mann, der durchaus Aufmerksamkeit auf sich zog, dreiteiliger Anzug, perfekt angepasst, kantige, jedoch harmonische Gesichtszüge, eine gepflegte Kurzhaarfrisur, dunkle, bezwingende Augen, ein mokantes Lächeln auf den Lippen. Narumichi erstarrte, machte kehrt. Hasane lupfte eine Augenbraue. "Gar nicht an den Ergebnissen interessiert?", neckte er. Narumichi blinzelte, schluckte mehrfach, weil ihm der Mund ausgetrocknet schien. Um ihn herum schienen die anderen Menschen einfach zu verschwinden, aus seiner Wahrnehmung getilgt zu werden, nicht mehr als Kulisse zu sein. Lieber Himmel. Hasane erwiderte seinen Blick, nicht mal mehr einen halben Kopf größer. In all dieser Zeit... Narumichi musste sich an den Handgelenken festhalten, um nicht zu schwanken. Ein bitteres Lächeln zuckte um Hasanes Lippen. Er wusste durchaus um seine äußerst attraktive Erscheinung, oh ja! Seufzte, "na schön, mein Süßer, willst du lieber in den Umschlag gucken, der heute gekommen ist?" Narumichi presste die Lippen zusammen. Ob sie ihn wohl doch...? Hasane rollte mit den Augen, "gut, ich hab ihn geöffnet. Also, was ist? Ziehen wir hier Leine?" Narumichi blinzelte, weil seine Sicht sich verschleierte. "So nicht, Kamerad! Kopf hoch und Brust raus!", kommandierte Hasane zischend, "wir haben viel zu tun." Damit befreite er ein Handgelenk, machte geschmeidig kehrt, zog Narumichi einfach hinter sich her. "Erst mal zum Friseur, damit du anständig aussiehst! Dann verbrennen wir diese grässliche Schuluniform, und, MANN, wird mir das ein Fest sein! Außerdem brauchst du ordentliche Kleider, Overalls zum Wechseln und einen Sonnenhut. Zunächst aber einen Anzug, weil wir in einer Stunde einen reservierten Tisch für uns haben. Also, Hufe schwingen!" Narumichi schluchzte vor Glück und Erleichterung auf. #~* Narumichi apportierte brav die Tüten, konnte nicht umhin, im letzten Zug sein Spiegelbild zu betrachten. Gar nicht mal übel, auch wenn er sich selbst als zu dünn empfand, doch der nagelneue Anzug ließ ihn schneidig wirken. Im Restaurant hatte man sich die Hälse verrenkt. Zwei vornehme Männer auf einmal, ohne weibliche Begleitung... Hasane laserte mit schwefligem Blick alles weg, was auch nur andeutungsweise Neugierde transportierte. Sie hatten fürstlich gespeist, dann die vorbestellten Kleider anprobiert.... Narumichi bemerkte Hasanes prüfenden Blick, formte lautlos "ich liebe dich". Eine Augenbraue lupfte sich kritisch in die Höhe, aber Narumichi war zu selig, um sich daran zu stören. Da kümmerte es ihn auch gar nicht, dass er nicht mal wusste, ob er nicht doch bei einer der drei Universitäten die Hürde genommen hatte. #~* "Auf, auf!" Narumichi schreckte hoch, denn es schien ihm, als habe er sich gerade erst hingelegt. Hasane zupfte schon die Decke weg. "Wir haben viel vor", verkündete er geschäftig. "Aha?", rieb sich Narumichi die am Vorabend gestutzte Mähne. "Nun, wir müssen packen, selbstredend, damit die Umzugsfirma alles mitnehmen kann, schließlich wollen die Nachmieter hier pünktlich rein." Narumichi, der Hasane nackt in den Wohnraum gefolgt war, bremste abrupt, "wie bitte?" Hasane, in Boxershorts, bereits an der Anrichte operierend, schnalzte ungeduldig mit der Zunge, "Herzchen, ist doch sonnenklar! Wir ziehen in das Kaff, wo dein Institut residiert, und ich kann doch meine Wohnung hier nicht leerstehen lassen, oder?! Also los, mach dich frisch, dann Frühstück fassen, dann packen." Narumichi plumpste auf das abgezogene Bett vor der Anrichte. Ihm fehlten die Worte. Hasane feixte ob des gelungenen Coups auf ihn herunter, "wenn du nich rasch in Wallung kommst, lass ich dich hier!", drohte er diabolisch amüsiert. Zittrig kämpfte Narumichi sich hoch in die Senkrechte, warf sich dann Hasane an den Hals. "Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr!", wiederholte er schluchzend vor Freude und Erleichterung. "Selbstverständlich tust du das", schnurrte Hasane herausfordernd, "immerhin bin ich der prächtigste Typ überhaupt!" #~* "Bin wieder da!", verkündete Narumichi am Eingang, sich bereits entkleidend. Die Winde, die er gepflanzt hatte, bot ausreichend Sichtschutz, und falls nicht, kümmerte es ihn auch wenig, als er in knappen Unterhosen die Yukata überstreifte, nur nachlässig kordelte, "Hasane, darf ich...?" "Nein, und dabei bleibt es! Pflanzen ja, Viecher nein!", bellte es ihm vom anderen Ende des flachen Wohncontainers entgegen. Narumichi schmunzelte, denn danach wollte er gar nicht fragen, doch Hasane nutzte diesen Aufhänger immer mal wieder, wenn er ihn zanken wollte, um besänftigt zu werden. Direkt nach persönlicher Aufmerksamkeit zu fragen schien ihm offenbar indiskutabel... "Oh, was seh ich da, Reis mit roten Bohnen? Haben wir was zu feiern?", Narumichi runzelte grübelnd die Stirn, sammelte gleichzeitig Teebecher ein. "Oh ja!", Hasane, die Zwillings-Yukata präsentierend, werkelte am Abendessen, verblüffend opulent, "heute vor fünf Jahren hat ein SEHR naives Elternpaar ihren 16-jährigen Sohn einem doppelt so alten Kerl ohne Weiteres überlassen. Ha! HA!", donnerte Hasane theatralisch heraus, um zu unterstreichen, dass IHM NIEMALS ein derartiger Fehler unterlaufen würde. Teewasser aufsetzend grinste Narumichi nachsichtig. Es hatte durchaus einige Zeit gebraucht, bis seine Eltern sich mit der Situation abgefunden hatten, dass er hier studierte, seinen Abschluss machte, nicht zu erwarten stand, Ruhm, Reichtum und Ehre anzuhäufen. Dabei hätte er ja durchaus....! "Das sieht ungeheuer prachtvoll aus, Hasane! Wunderschön! Vielen Dank dafür. Und natürlich fürs Wegschnappen und Nichtmehrhergeben", neckte er ihn, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Nicht wahr, sehr gelungen, oder?", bekräftigte Hasane grimmig, funkelte ihn kriegerisch an, "von wegen unfähiger Professor, HA! Überhaupt, den persönlichen Einsatz, den es mich gekostet hat!" Nun hielt es Narumichi für angezeigt, eilig den Tee zu taufen und dann vollendete Aufmerksamkeit zu signalisieren, weil Hasane schnaubte, ihn anvisierte, "Ich war den Reis besorgen. Und da-da GLOTZTE mir diese alte Schreckschraube auf den Hintern! Ungeniert!", seine Miene knitterte vor Empörung zitronensauer. Mannhaft wahrte Narumichi ein mitfühlendes Gesicht, "du liebe Güte. Allerdings, das haben schon eine Menge Leute, wie ich mich entsinne, und es ist ein ausgesprochen appetitlicher Anblick." "Pah!", explodierte Hasane gegen das Fell gebürstet, "das ist ja wohl was ganz anderes! Die ist mindestens 100 und fast scheintot und trotzdem!" "Hat aber eine neue Brille, glaube ich", goss Narumichi ungehemmt Öl ins Feuer. "Exakt! Stiert mich da mit ihrem Spekuliereisen an!! Wenn ich so was täte...!", brauste Hasane auf, schüttelte sich, "bei näherer Betrachtung, brrrr!", schüttelte er sich demonstrativ. Narumichi grinste und zwinkerte, "dann gehen wir das nächste Mal zusammen, ja? Vielleicht fallen ihr dann die Knöppe aus dem Kopp?" Die Idee begeisterte Hasane nur einige Augenblicke, dann knurrte er abschätzig, "klar, dann fällt die alte Schachtel um und wir müssen sie auch noch aufklauben!" Solch eine Zumutung hielt er für durchaus realistisch, aus reiner Bosheit der überreifen Trockenpflaume! Narumichi schenkte unterdessen Tee aus und beugte sich über den schlichten Klapptisch, küsste Hasane zärtlich auf den beleidigt verzogenen Mund, "vielen Dank für deine selbstlose Mühe. Ich werde sehr andächtig genießen", ergänzte er wenig subtil, denn so ein Tag machte Appetit! Weil er nicht nur brav Papier wälzte, sondern sich ständig bewegte, Labor, Ställe, Gewächshaus, Garten... Er fragte sich schon, wie es nach dem Abschluss weiterginge. Anders als die meisten seiner Kommilitonen wartete kein ländlicher Betrieb auf ihn. Hasane ließ sich ohnehin nie in die Karten gucken, pachtete einfach dieses Fleckchen hier, um einen Container absetzen zu lassen! Üblicherweise eine Notunterkunft, doch ihm missfiel das Angebot an Einfach-Häusern schlichtweg. Außerdem wollte er ordentlich arbeiten können, nicht auf einer blöden Stiege hausen! Hier gab es die Anschlüsse an die öffentliche Versorgung und ein altes Badehaus, nun, nicht gerade gepflegt, aber das Badebecken, gemauert, die Quelle heiß, einfach superb! Dass der Zulauf sich explosionsartig steigerte, kümmerte ihn wenig. Oder das sämtliche weiblichen Wesen in der Umgebung ihm schmachtend nachsahen. Narumichi amüsierte sich königlich über diese Umstände. Schließlich legte er die Stäbchen beiseite und seufzte betont auf. "Dann hilft es wohl alles nichts", stellte er fest. Hasane warf ihm einen kritischen Blick zu. "Ich muss dich heiraten", verkündete Narumichi entschieden. "Pardon?!", zischelte Hasane, setzte seinen Teebecher ab und richtete sich stocksteif auf. "Sieh mal, alle denken, du wärst noch zu haben. Nur deshalb strippt man dich mit den Augen! Also, wenn du meinen Ring trägst", triezte Narumichi spitzbübisch, wartete auf die nächste Detonation. "Unerhört! Warum soll ich mir ein Fangeisen zulegen, um nicht belästigt zu werden?! Infam! Ungerecht!" "Nö", schnurrte Narumichi frech, "ich würde ja auch eins tragen, nicht wahr?" "Du kannst ein Halsband bekommen!", polterte Hasane. "Okay, welche Farbe?", Narumichi konnte diese Drohung nicht schrecken, immerhin hatte er schon ganz andere Accessoires getragen, wenn auch nicht in aller Öffentlichkeit. Zu seiner Verblüffung stellte Hasane sämtliche theatralischen Aktionen ein, lächelte nur schief. "Das Problem", dozierte er leise, ein wenig spöttisch, "besteht darin, dass wir DAS noch nicht legal können. Ich will dich nicht unter meinem Namen adoptieren, während deine Leute mich nicht adoptieren wollen." Narumichi biss sich auf die Unterlippe und bedauerte sofort seine kecken Herausforderungen. Hastig fasste er zu, als Hasane ihm die Rechte reichte. "Wenn es möglich wäre, hätte ich das Band längst geknüpft, mein vorlauter Stadt-Flüchter, selbst mit Brimborium und Tamtam und Pipapo", zwinkerte er, um die Wehmut zu verscheuchen. Narumichi schloss auch die andere Hand um Hasanes. "Es ist mir auch so ernst wie dir", wisperte er gepresst, "ich liebe dich und ich werde dich nicht verlassen. Wir gehören zusammen, auch ohne Ring am Finger und Feier und Papiere." Hasane lächelte, "heißt das auch, dass du demnächst einkaufen gehst und mir die Glotzerei ersparst?" Narumichi schnaubte, prustete dann aber über die perfide Taktik, "abgemacht! Ich will schließlich der Einzige sein, der dich ungestraft sexuell belagern darf." In den dunklen Augen tanzte ein abgründiges Funkeln, "dessen kannst du absolut unbesorgt sein." #~* Hasane saß auf der winzigen Terrasse, eher dem verlängerten Plateau des Wohncontainers, hatte die Arme um Narumichi geschlungen, der vor ihm saß und an ihn gelehnt döste. Obwohl seine Anlagen ihn nicht gerade dafür prädestinierten, gab der Bursche alles! Tobte mit diesen verrückten Viechern herum, starrte vor Schmutz, lachte über das ganze Gesicht, wirkte nicht wie einer, der Jahre sexuell ausgebeutet und zur Schau gestellt worden war, sondern wie ein ganz normaler junger Mann, der in seinem Studium aufging und Spaß am Leben mit der Natur hatte. Nun, ganz normal natürlich nicht. Sehr attraktiv, anschmiegsam, langmütig, geduldig, auf ihn geeicht... Unwillkürlich verstärkte Hasane seine Umarmung. Niemals würde er Narumichi ziehen lassen, ganz gleich, wie verdorben und abstoßend ihn selbst das machte! "...Hasane?" "Hm?" "Lass uns rein gehen, ja?" Etwas widerwillig ließ er Narumichi entschlüpfen, der sich die Augen rieb, ihm die Hand hinstreckte, um ihm Assistenz beim Aufstehen anzubieten, dabei friedlich lächelte. Hasane fasste die Stoffborten der Yukata vorne, zog Narumichi ruckartig heran, küsste ihn definitiv nicht zivil, sondern leidenschaftlich und aufbrausend, wohl wissend, dass er nicht getadelt werden würde, dass Narumichi verstand, ohne auf Antworten zu bestehen. Der lachte leise, rieb ihre Nasenspitzen, "eine Runde schaffe ich, aber dann...", gestand er amüsiert. "Recht knauserig!", kommentierte Hasane, zog Narumichi hinter sich her in das langgestreckte, schmale Innere des Wohncontainers. Natürlich kam es darauf nicht an, nur auf die Intensität ihrer Verbindung, auf Narumichis unverbrüchliche Zuneigung, die die eiternde, brandige Wunde in seinem Inneren versorgte, langsam heilte, vernarben ließ. "...Naru..." "Hm?" "....die Ringe suchen wir nach deinem Abschluss gemeinsam aus." #~* ENDE #~* Vielen Dank fürs Lesen! kimera