Titel: Verführung Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original FSK: ab 16 Kategorie: Romantik Erstellt: 31.12.2000 Disclaimer: alles Meins. ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ ~&~ Verführung "Nun, kleiner Bruder, seid Ihr soweit?" Der große Jüngling mit dem himmelblauen Kostüm zupfte unruhig an seinen Kniestrümpfen, stapfte dann missmutig dem älteren Bruder hinterher durch den Morast aus Schnee und Schlamm. Sie betraten das zweistöckige Gebäude, das am Rande des Wäldchens lag. Eine dick geschminkte Matrone in bunten Kleidern empfing sie mit einem Kandelaber, leuchtete den Weg in das obere Geschoss, quietschende Holztreppen hinauf. "Werter Herr, in diesem Gemach erwarten Euch die himmlischsten Freuden, bitte, tretet ein!" "Ihr werdet den Kleinen hier entsprechend unseres Gesprächs unterbringen, habt Ihr verstanden?!" "Aber sehr wohl, stets zu Diensten, werter Herr!" Die Matrone brachte unzählige Stoffbahnen in Bewegung, als sie einen Knicks andeutete und enthüllte einen riesigen Busen, der vom Korsett kaum gebändigt werden konnte. "Nun, Ihr, werter Herr, seid dort hinten höchst willkommen. Ich bitte Euch, tretet ein!" ~&~ Der Raum war stockdunkel, der Kandelaber erlosch augenblicklich. "Halt! Was geht hier vor?!!" Starke Hände umfassten die schlanke Gestalt, dann sorgte ein mit Äther versetzter Stoffknebel für eine gnädige Ohnmacht. ~&~ "Na, Jungchen, wieder mal auf den Spuren deines...Großvaters unterwegs?" Der Junge zügelte den Schecken energisch, das Tier stieg auf die Hinterhufe und tänzelte dann unruhig. "Master Llewellyn!" Der schwere Mann mit dem leuchtend roten Bart grinste zahnlückig, griff nach den Zügeln. "Warum kommst du nicht rein, Kleiner? In diesem Schneetreiben wirst du ohnehin nicht rechtzeitig auf euer Gehöft zurückkommen." Der Junge kniff die feinen, schwarzen Augenbrauen zusammen. Die dunklen Augen nahmen für einen Sekundenbruchteil den scharfen Ausdruck eines Raubvogels an, dann lächelte er zögernd. "Ihr seid sehr gastfreundlich, Master Llewellyn." "Nenn mich Tinker, das tun alle. Und nun komm rein, Junge." Elegant schwang sich der Junge vom Rücken des Hengstes, landete leichtfüßig im verharschten Schnee vor dem geduckten Gebäude der Schmiede. Dann tätschelte er vertraulich den schweißnassen Hals des Pferdes. Die feinen Ohren zuckten, als der Junge sich auf die Zehenspitzen stellte und fremde Laute murmelte. Dann folgte der Hengst ruhig seinem jungen Herren. "Wie heißt der Prachtkerl denn?" "Windspiel." Der Tinker rieb sich durch den langen krausen Bart. "Das passt! Ich wette, außer dir kann ihn niemand reiten." Der Junge wandte überrascht den Kopf herum und funkelte den Mann an. "Woher... woher wisst Ihr das?" Der Tinker lachte kehlig, warf den Kopf in den Nacken und hielt sich den gewaltigen Bauch hinter der fleckigen Lederschürze. "Jungchen, du ähnelst deinem... Großvater! Und ich habe ihn gekannt, oh ja, jawoll, Sir, den Alten!" Der Junge rieb mechanisch mit Stroh den Schweiß vom Körper des Pferdes, ließ aber den Mann nicht aus den Augen. "In der Tat?!" "So wahr ich hier stehe! Ein wilder Mann, dein... Großvater! Bist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten! Reitest sicher auch wie der Teufel?!" Wieder brachte das dröhnende Lachen die niedrige Hütte zum Beben. Der Junge streifte das Lammfell, das er über den Oberkörper gebunden hatte, ab und legte es neben die glühende Esse. "Ihr lebt allein, Tinker?" "Das will ich meinen, Jungchen! Meine Esse ist heiß genug, ich brauch kein Weib, das mir Feuer unterm Hintern macht!" Der Tinker stapfte zu einem offenen Feuer, rührte in dem gusseisernen Topf herum. "Ich habe dich über die Schneefelder reiten sehen, Jungchen. Dein... Großvater wäre sicher stolz! Du könntest sicher mit ihm mithalten." Dann lachte er dröhnend und kramte ein paar Tonschalen aus einem wackligen Regal. "Weiß allerdings nicht, ob ihm deine hochgestochene Wortwahl und dieser Fatzkenaufzug gefallen würde!" Der Junge zog die Augenbrauen zusammen und zupfte an der bestickten Weste über den Kniebundhosen. "Ich verstehe Euch nicht, Master... Tinker?!" Der Mann befüllte die Tonschalen mit einem zähflüssigen Brei und stellte sie auf den massiven Holztisch neben der Esse. Dann ließ er sich schwerfällig in einen ungeschlachten Stuhl sinken. "Setz dich, Jungchen. Ich vermute mal, man hat dir nicht besonders viel über deinen... Großvater erzählt?" Der Junge tätschelte den Hengst beruhigend, wechselte dann zum Tisch hinüber und stieg behände über die einfache Holzbank. "Ich weiß nicht viel über ihn, das ist wohl wahr. Wollt Ihr mir etwas über ihn erzählen, Tinker?!" Der Mann lachte und strich wiederholt durch den Bart, löffelte dann Brei in seinen Mund. Er zwinkerte dem Jungen kauend zu, wischte sich dann mit dem Handrücken über den Mund. "Dein.... Großvater, das war ein wirklich wilder Mann! So einen gibt es heute nicht mehr. Dem konnte keiner was, der hat sich von niemandem was sagen lassen. Er hat in den Wäldern gejagt, wann er wollte. Ihn hat kein König interessiert, kein Pfaffe, nichts! Ja, das war ein Mann!!" Der Tinker starrte versonnen lächelnd in die tanzenden Flammen auf dem Herd. "Er war hart, oh ja, mein Herr, sehr hart! Aber auch gerecht, das muss man zugeben. Er ist geritten wie der Teufel höchstpersönlich, und die Weiber sind vor ihm stiften gegangen!!" Der Tinker schüttete sich vor Lachen aus. "Aber er hat immer bekommen, was er wollte!" Der Junge kostete den Brei und lauschte den Worten aufmerksam. "Dein... Großvater, der war nicht zu bändigen! Nicht mal der Teufel könnte ihn bezwingen, das glaube ich fest! Wahrscheinlich ist er jetzt mit der Wilden Jagd unterwegs und durchstreift ewig die Wälder!" Der Junge bekreuzigte sich automatisch. "Mach das mal lieber nicht, wenn er dir über den Weg läuft, Jungchen! Er konnte das noch nie leiden!" Der Tinker grinste breit über die geröteten Wangen des Jungen, der offensichtlich zwischen seiner Neugier und dem Protest gegen so lästerliche Reden schwankte. Dann beugte er sich vor und blickte dem Jungen in die dunklen Augen. "Oh ja, du bist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten! Die wilden, schwarzen Haare, diese finsteren Augen, die dunkle Haut! Würde mich nicht wundern, wenn viel von seinem Blut in deinen Adern fließt!" Zufrieden lehnte er sich wieder zurück, zwinkerte verschwörerisch über einen geheimen Scherz. Der Junge kämmte eilig lose schwarze Haarsträhnen in ein Lederband und zog es energisch zu. Inzwischen hatte der Tinker sich erhoben und neben die Esse gestellt, in der die Kohle dunkelrot glühte. "Und er hatte einen guten Geschmack, dein Vater. Ich bin mit den Landfahrern durch das ganze Land gezogen, weit weg von meiner Heimat. Aber nie habe ich eine so schöne Frau gesehen wie sie." Diese Gesichtszüge des Tinkers waren plötzlich traurig. "Die beiden waren wie das Höllenfeuer in Menschengestalt. Was für ein Paar!" Dann schüttelte er den Kopf, als wollte er alte Erinnerungen aus seinem Gedächtnis vertreiben. "Du bist nicht oft im Dorf, oder, Jungchen?" Der Junge starrte auf das Feuer, die Flammen tanzten in seinen schwarzen Augen. "Ich... ich bin dort nicht wohlgelitten, Tinker." Der Mann lachte, aber es klang wie ein Knurren. "Ich wette meinen letzten Penny, sie glauben, du seist eine Ausgeburt des Teufels?!" Dann kreuzte er die Finger, das Zeichen zur Abwehr des bösen Blicks. Die Augen des Jungen verdunkelten sich, hasserfüllte Blitze schossen heraus, bevor er sich eilig abwandte. Der Tinker kam herüber, legte die große Pranke auf den glatten Schopf des Jungen. "Vielleicht solltest du in die Welt hinausgehen." Der Junge schüttelte die Hand ab und erhob sich. "Ich bin nicht frei in meiner Entscheidung, mein Vater..." "Dein Vater hat einen Sohn!" Die Replik des Tinker kam sehr scharf und durchschnitt die glühende Luft. ~&~ Der Junge floh über die schneebedeckten Felder, trieb seinen Hengst zu halsbrecherischem Tempo. Sie flogen durch die einsame Landschaft, der Horizont färbte sich vom fahlen Gelb zum tiefen Violett der Nacht. Die eisige Luft ließ ihre Atemwolken kondensieren. Der Junge beugte sich noch tiefer über den Hals des Tiers, flüsterte fremde Laute. Das Tier beschleunigte mit einem triumphierenden Wiehern. ~&~ "Wo hast du dich rumgetrieben?!" Der braunhaarige Mann warf einen missbilligenden Blick auf den Jungen, der den schweißnassen Hengst über den Schneemorast in die Ställe führte. "Man hat nur Ärger mit dir, Wechselbalg!" Der Kopf des Jungen fuhr ruckartig hoch, er ballte die Fäuste. Ein höhnisches Lachen war die Antwort. "Du willst dich doch nicht etwa mit mir anlegen, Satansbraten?!" Der Junge knurrte, enthüllte blendend weiße Zähne. Der Hengst neben ihm tänzelte unruhig, schnaubte in die eisige Luft. Der Junge strich beruhigend über das nasse Fell, murmelte kehlige Laute. "Phh, kein Wunder, dass du mit Viechern so gut kannst, bist ja selbst eins!" Schallend lachend stapfte der Mann über den Hof durch den zertretenen Schnee, betrat das warme Haupthaus. Der Junge führte den Hengst in den Stall, rieb das nasse Fell mit Stroh ab, drückte sich Trost suchend an das Tier. »Selbst mein eigener Bruder hasst mich! Bin ich wie mein Großvater des Teufels? Nicht mal im Kirchen-Register bin ich eingetragen. Ist meine Seele schon verloren?« ~&~ "Hier, mein Sohn, du hast es dir redlich verdient!" Der hellhaarige Mann überreichte seinem Sohn einen Lederbeutel mit Münzen. "Nimm ihn mit, es wird Zeit, dass er erwachsen wird." "Wie Ihr wünscht, Vater." Die beiden Männer sahen zu dem Jungen, der zwischen den Jagdhunden hockte und vertraulich die Zähne starrenden Mäuler streichelte. Sie wechselten einen Blick voller Abscheu. Dann seufzte der ältere Mann. "Es ist unsere Christenpflicht." Leise fügte er dann hinzu. "Und das Erbe meines verdorbenen Vaters, möge er in der tiefsten Hölle schmoren!" Dann bekreuzigte er sich hastig und führte ein silbernes Kruzifix an die Lippen. ~&~ Der Junge verabscheute die seidenen Kniebundhosen und die spitzen Schuhe zutiefst. Der Geruch, der dem teuren Batist anhaftete, war ihm unangenehm. Sehnsüchtig strich er über das noch immer klamme Schafsfell. Die Holztür flog auf, und der ältere Bruder betrat die kleine Kammer. "Na, sehnst du dich nach deinem Schafspelz, Wölfchen?!" Der Junge ballte in dem weichen Fell die Hände zu Fäusten, biss die scharfen Zähne fest aufeinander. »Ich will nichts Böses tun wider meinen Nächsten. Ich will Vater und Mutter ehren. Ich will in Demut mein Schicksal erwarten.» ~&~ Die undurchdringliche Schwärze verlor sich in schattenhaften Brauntönen, dazwischen funkelten helle Glitzer, wie Irrlichter. ~&~ "Wo... wo bin ich?" "Ihr seid bei mir, Romuald." Ein amüsiertes Kichern lenkte Romuald von dem schmalen Kristallleuchter ab, der offensichtlich vom Dach eines Himmelbettes herunterhing. »Wer?« Romuald drehte den Kopf, versuchte sich aufzurichten. "Was..?!" Erschrocken bemerkte er, das Hände und Füße seinem Befehl nicht gehorchten. Er zerrte heftig, erkannte dann, dass er mit Stoffbändern festgebunden worden war. Und zu seiner größten Scham war er auch völlig entkleidet worden!! Er blinzelte heftig, versuchte, den Schwindel, der ihn überfiel, abzuschütteln. Als sein Blick sich wieder klärte, blickte er sich vorsichtig um. Er lag auf weißen Laken in einem riesigen Himmelbett, dessen dunkelgrüne Samtvorhänge vollständig zugezogen waren. Auf der Bettkante saß eine zarte Gestalt mit eine Larve im Gesicht und lächelte auf ihn herab. "Wer... wer seid Ihr?" "Ihr könnt mich Louis nennen, mein schöner Freund." Wieder kräuselte ein amüsiertes Lächeln die schmalen Lippen, dann strich der Fremde sich ein paar blonde Locken aus der Stirn. "Wie bin ich hierher gekommen? Was hat das zu bedeuten?!" Louis drehte Romuald sein Profil zu, wippte ungeduldig auf der Matratze. "Ihr seid ja ganz schön neugierig, mein Bester! Warum lasst Ihr Euch nicht überraschen?" Romuald zerrte erneut heftig an den Fesseln. Er hatte dem Bordell-Besuch nicht gerade in Hochstimmung entgegengesehen, aber das gehörte nicht zu den Dingen, die ihm sein älterer Bruder anvertraut hatte!! "Lasst mich auf der Stelle frei, hört Ihr?!!" "Ihr geht, wenn ich den Zeitpunkt für richtig befinde! Und nun benehmt Euch nicht wie eine zimperliche Jungfer, Ihr seid doch sonst nicht so furchtsam!" Romuald starrte verwirrt auf die Larve, erkannte kornblumenblaue Augen. "Ihr kennt mich?" Louis beugte sich über ihn, blonde Locken lösten sich aus dem einfachen Zopf und umrahmten das weiche Gesicht. "In der Tat, ich kenne Euch, Romuald!" Dann lehnte er sich wieder zurück, betrachtete Romuald ungeniert und fuhr sich anzüglich mit der Zunge über die schmalen Lippen. "Hmm, Romuald, Euer Name ist einfach wundervoll! Wie das behagliche Schnurren einer Katze, die gerade von der Sahne genascht hat! Romuald! Wie das auf der Zunge zergeht!" Romuald lief rot an, das Betragen dieses Fremden war in höchstem Maße anstößig! "Was wollt Ihr von mir? Warum habt Ihr mich verschleppt?!" "Nun, wart Ihr nicht aus einem ganz bestimmten Grund in diesem Haus?" Romuald drehte gepeinigt den Kopf weg. "Ihr braucht Euch nicht zu genieren, mein werter Freund! Nun, jetzt seid Ihr bei mir, und ich werde Euch eine Liebe lehren, die Ihr nie wieder vergessen werdet!" Romuald warf den Kopf herum, fauchte. "Ihr wollt was?!! Ihr... Ihr seid ein Mann!!" Wieder ertönte amüsiertes Gelächter. "Aber ein junger, und auch sehr ansehnlich, wie Ihr mir zugestehen müsst!" "Ich... ich will das nicht!! Lasst mich frei!! Auf der Stelle!!" Die Augen hinter der Larve funkelten. "Ihr habt mir wohl nicht aufmerksam zugehört?! Ihr geht, wenn ich das für angebracht halte! Keinen Augenblick früher!" Romuald verlor das stumme Duell der Blicke. "Was... habt Ihr mit mir vor?" Das mokante Lächeln erschien wieder in dem weichen Gesicht. "Ich werde Euch eine Lektion für das Leben erteilen, das sagte ich bereits. Aber Romuald, Ihr seid doch sonst nicht so langsam!" Eine schlanke Hand strich Romuald eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich bin froh, dass Ihr nicht der allgemeinen Hysterie folgt und Eure Haare mit Brennstäben lockt! Das würde Euch diesen exotischen Reiz nehmen, der mich zu Euch zieht." Romualds Gesicht verdüsterte sich. "Was wollt Ihr damit andeuten?! Sprecht frei heraus!!" Ein Finger strich sanft über Romualds Lippen. "So empfindlich? Mich kümmert nicht, wer Euer Vater ist noch Eure Mutter, auch nicht, ob sie verheiratet sind oder nicht. Ich will nur Euch." Romuald starrte die Larve an, schwarzes Samt, in der populären Schmetterlingsform geschnitten. "Ihr... Ihr seid ein Teufel!! Und wagt es nie wieder, Andeutungen solcher Art auf meine Eltern auszusprechen!" Louis warf den Kopf in den Nacken und lachte kehlig. "Ihr amüsiert mich wahrhaftig! Sagt, was würdet Ihr tun, wenn ich es dennoch wagen würde? Befriedigt meine Neugier, seid so gut!" "Ich würde Euch zu einem Duell auffordern, wie es unter Gentlemen üblich ist, allerdings bin ich mir bei Euch nicht so sicher!" Louis hob tadelnd einen Finger. "Vorsicht, Vorsicht, mein schöner Freund, wer zu hoch an die Sonne fliegt, der verbrennt sich leicht die Flügel! Und ich würde es sehr bedauern, Euch stürzen zu sehen." Romuald knirschte vor Wut mit den Zähnen, zerrte der Form halber an den Fesseln. Louis zog die Beine auf die Matratze, entledigte sich des Hemds. Romuald betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den Fremden. Das Hemd war aus erlesenen Stoff gewesen, die dunkelrote Kniehose aus Atlas. Sonst konnte er an dem Mann, der neben ihm kniete, nur ein Stoffband um den rechten Oberarm ausmachen. Wenn er sich nicht sehr täuschte, waren sie wohl im selben Alter, zumindest hatte dieser Louis noch keine morgendliche Rasur nötig. "Was meint Ihr, sollten wir nicht beginnen?!" Louis beugte sich kurz unter das Bett, kam dann mit einem Lächeln wieder in Romualds Sichtweite. Mit einem eleganten Satz überwand er Romualds Beine und hockte sich auf seine Oberschenkel. Romuald biss die Zähne zusammen, als der samtige Stoff über seine Haut strich. Wütend versuchte er, sich an den Fesseln hochzuziehen, aber wenn er mit dem Händen die Bänder umfasste, war der Druck an seinen Füßen zu stark. Etwas Zähflüssiges glitt auf seinen Bauch. "Was tut Ihr da?!" Eine Hand verteilte das Gemisch strahlenförmig über Romualds Brust, dann auch über seinen Unterbauch. Ein würziger Geruch stieg zu ihm auf. "Was ist das?!! Los, redet mit mir!!" Louis richtete sich wieder auf, schob provozierend einen Finger in seinen Mund und leckte ihn genüsslich ab. "Ich muss schon sagen, Eure Manieren könnten wirklich besser sein. Aber wenn es Euch so erregt", ein anzügliches Lächeln erschien, "dann werde ich Euch auch nicht im Ungewissen lassen." Louis beugte sich zu Romuald herunter, fuhr mit der Zunge sein Brustbein hoch. Romuald schnappte nach Luft, zappelte unruhig. Louis hob den Kopf an, funkelte hinter der Larve spöttisch. "Honig, mein Schöner. Wilder Honig, passend zu dem würzigen Geschmack Eurer Haut. Wollt Ihr kosten?" Romuald öffnete die dunklen Augen weit, als sich ein Finger auf seine Lippen senkte und schelmisch nach Einlass suchte. "Seid nicht schüchtern, nur zu! Kostet!" Romuald reagierte, riss den Kopf herum und presste die Lippen so fest auf einander, dass es schmerzte. "Tss, tss, Ihr werdet doch kein puritanischer Kostverächter sein?! Ihr lasst Euch hier etwas Köstliches entgehen. Wollt Ihr nicht doch ein wenig Wagemut beweisen?!" Romuald fauchte aufgebracht. "Was hat das mit Wagemut zu tun, Ihr Ungeheuer! Ihr widert mich an!!" Die Hand legte sich mit festem Griff um Romualds Kiefer, dann erschien Louis' Gesicht, vor Ärger verzogen. "Ich will so etwas nicht mehr von Euch hören, habt Ihr verstanden?! Ich dulde keine Unverschämtheiten! Und lasst ab von diesen auswendig gelernten Phrasen, sie schmeicheln Euch nicht!" Dann küsste er Romuald fest auf den Mund. Romuald konnte dem überraschend kräftigen Griff nicht entschlüpfen, er hatte keine Möglichkeit, sich zu widersetzen. Louis lachte leise in sein rechtes Ohr, biss sanft in das Ohrläppchen. "Ihr werdet mich nicht enttäuschen, das weiß ich, wilder Mann!" Dann schob er sich wieder auf Romualds Oberschenkel zurück, liebkoste mit den Lippen Romualds Bauchnabel, leckte den Honig von der warmen Haut. Romuald starrte mit feuchten Augen an das Dach des Himmelbettes, vertiefte sich in das Glitzern des Kronleuchters. »Was geschieht mit mir? Es fühlt sich so seltsam an... Bin ich dem Teufel in die Hände gefallen?!« Louis erreichte Romualds Brustwarze, saugte sanft, um dann zuzubeißen. Romuald schrie erschrocken auf, erwachte aus seiner Trance. Er begann, heftig an den Fesseln zu zerren, sich zu winden. "Beruhigt Euch! Auf der Stelle!" "Ihr Satan!! Was auch immer Ihr tut, meine Seele ist beim Herrn, die werdet Ihr nicht bekommen!!" Romuald erschrak selbst vor dem hysterischen Klang seiner Stimme, aber er wehrte sich verzweifelt gegen die Vision eines Fegefeuers, die in plastischen Farben vor seinen Augen schwebte. "Hört auf!" Eine kräftige Ohrfeige ließ Romuald verstummen. Louis' Gesicht schwebte nun statt der Höllenvision vor ihm, sehr viel blasser als zuvor. "Ihr werdet nicht im Fegefeuer brennen, versteht Ihr mich?!! Und ich bin auch kein Teufel oder Satan, oder sonst irgendein Geschöpf, das Euch Übles will!!" Romuald blinzelte Tränen der ohnmächtigen Wut weg. "Warum...?!" Die schlanke Hand wischte Tränen von seinen Wangen. "Vertraut Euch mir an, Romuald. Zeigt Mut! Ich werde Euch nicht schaden, bei meiner Ehre!" Louis beugte sich tiefer und drückte Romuald einen sanften Kuss auf die Stirn. "Habt keine Furcht, ich bitte Euch. Nichts, was Euch hier geschieht, wird Eurem Seelenheil Schaden zufügen." "Aber... aber es ist eine lässliche Sünde!!" "So?" Louis' Stimme zeigte Schärfe. "Als Ihr kamt, um einem fremdem Weib beizuwohnen, da war das keine Sünde? Oder missverstand ich Eure Absichten?!" Der beißende Spott ließ Romuald erröten. "Ich habe das nicht gewollt!! Mein Vater hielt es für angebracht..." Verlegen verstummte er. Wieso hatte er diesem Fremden dieses peinliche Geständnis gemacht?! Beschämt drehte er den Kopf auf die Seite. "Ich habe doch nicht Böses getan, warum... widerfährt mir so etwas?!" Die Hand streichelte sanft über seine Haare, zwirbelte spielerisch eine Strähne zu einer Locke. "Ihr jammert über ein Unglück, das Euch noch gar nicht widerfahren ist! Und ob es ein Unglück ist, dessen könnt Ihr gar nicht sicher sein!" Romuald starrte stur auf das weiße Laken, da hörte er einen tiefen Seufzer. "Ich habe mich nicht für so furchterregend angesehen, und nun das! Romuald, sagt aufrichtig, ist es denn so grauenerregend für Euch?" Romuald drehte vorsichtig den Kopf und betrachtete die Gestalt, die zusammengesunken auf seinen Beinen hockte. Er war vollkommen verwirrt, sein fester Vorsatz, diese Angelegenheit rasch hinter sich zu bringen und wieder auf Windspiel der Enge seines Alltags zu entkommen, war dahin. Außerdem spürte er mit seinem Entführer eine seltsame Verbundenheit, wie er sie sonst nur von Tieren kannte, die ihresgleichen instinktiv annahmen. Hilflos versuchte er sich an Worten, die ihn von seinen Instinkten trennten, ihn zu dem Menschen machten, den er zu sein vorgeben musste. "Aber...aber es kann sich doch nicht ... gut anfühlen, wenn es eine Sünde ist?!" "Was habt Ihr bloß immer mit Eurer Sünde?!!" Das weiche Gesicht war nun gerötet, aus den blauen Augen blitzte es. "Könnt Ihr nicht mal selbst für Euch entscheiden?! Oder habt Ihr da drin einen Pfaffen versteckt?!" Romuald runzelte ratlos die Stirn. Wie konnte dieser Louis bloß so von einem Diener Gottes sprechen? War er denn nicht gottesfürchtig, wie es sich gehörte?! "Was ist?! Wartet Ihr auf den Blitz, der mich erschlägt?!" Romuald schoss düstere Blicke in das wütende Gesicht über ihm. Louis schüttelte den Kopf so heftig, dass die blonden Locken wild umherflogen. "Sagt, mein gottesfürchtiger Freund, glaubt Ihr, dass Gott uns verlassen hat?" "Nein, niemals!" "Und glaubt Ihr, dass Gottes Werke alle gut sind? Alle einem Zweck dienen, den nur er in seiner Allmacht kennt?" "Ja!" "Und seid Ihr nicht auch überzeugt, dass der Mensch in seiner Einfalt niemals Gottes Absichten deuten kann?" Romuald zögerte, diese Frage kam nicht in den sonntäglichen Traktaten vor. "Was ist? Haltet Ihr die Pfaffen denn nicht für fehlbare Menschen?" "Ich weiß nicht..." "Oh, Romuald, seid ehrlich! Oder kennt Ihr keinen Pfaffen?" "Doch, natürlich, aber..." "Kein aber! Ein Mensch ist er doch wohl?!" "Ja, aber..." Louis legte befehlend einen Finger auf Romualds Lippen. "Kein aber, sagte ich! Jeder Mensch ist fehlbar! Und ein Mensch kann nicht Gottes Absichten erkennen. Und wenn wir seiner Schöpfung nicht huldigen, indem wir Gutes tun, so ist das lästerlich!" Romuald nickte verwirrt, er hatte mittlerweile den Faden verloren. Louis lächelte ihn warm an. "Und, Romuald, wenn wir nicht unseren Nächsten lieben, ist das nicht auch lästerlich?" Romuald schwieg sprachlos. Louis tippte sanft auf Romualds Nasenspitze. "Und Ihr, mein Bester, seid mein Nächster, so wie ich Euer Nächster bin! Und Ihr wollt doch nicht gegen ein solches Gebot verstoßen, oder?!" Romuald krächzte. Er wollte etwas hervorbringen, aber seine Kehle war ausgedörrt. "Schweigt, geduldet Euch einen Augenblick! Ich werde Euch Linderung verschaffen!" Louis schwang sich geschmeidig von Romualds Beinen, tauchte aus seinem Gesichtsfeld ab. Er hörte das Entkorken einer Flasche, dann das Gluckern von Flüssigkeit. Einen breiten Kelch schwenkend erschien Louis wieder. "Ein herbstlicher Weißwein, der Geschmack herb, passend zu Eurem süßen Geruch!" Romuald lief wieder rot an, drehte den Kopf weg. "Was ist mit Euch? Habt Ihr keinen Durst?" Romuald schüttelte wie ein trotziges Kind den Kopf, starrte wütend auf den Kronleuchter. Louis lächelte amüsiert, nahm einen Schluck und fuhr sich demonstrativ über die Lippen. "Ihr könnt Euch diesen erlesenen Tropfen nicht entgehen lassen, mein Bester! Wollt Ihr nicht doch einen Schluck nehmen?" "Nein!!" "Nun, wie Ihr wünscht. Fahren wir also fort." Louis senkte leise lachend den Kopf wieder auf Romualds Brust, leckte Honig von der linken Brustwarze. Romuald keuchte, eine unbekannte Hitze strömte durch seinen Körper, rötete seine Wangen. »Ich werde diesem Treiben keinen Vorschub leisten, niemals!« Er kniff die Augen zusammen und versteifte sich völlig. Louis schien von dieser Reaktion wenig beeindruckt, er liebkoste Romuald zärtlich, näherte sich langsam wieder dessen Unterbauch. Romuald fand es immer schwerer, nicht dieser Hitze nachzugeben und sich zu entspannen. Vor seinen Augen tanzten die bunten Lichter des Kronleuchters und hielten ihn zum Narren. Louis' Hand umfasste behutsam seinen Penis. "Was... was tut Ihr da?!!" Entsetzt versuchte Romuald, zu Louis zu sehen, aber die Fesseln hielten ihn auf der Matratze fest. "Scht, keine Angst, ich werde ganz sanft sein." "Ich will das nicht, hört Ihr?!!" Die Hand verteilte Honig auf der empfindlichen Haut. "Hört auf!!" Romuald zappelte erfolglos, bleckte die weißen Zähne, schnappte in die Luft und ließ den Kiefer laut knackend zuklappen. Aber er erkannte rasch, dass seine rasende Wut ihn nicht befreien konnte. »Ich muss wie ein Mensch sein, nicht wie ein gefangenes Tier!« Also bemühte er eine andere Taktik, die er verabscheute. Er bettelte. "Bitte! Bitte, hört auf!" "Romuald, vertraut mir, es wird Euch gefallen." ~&~ Romuald verfolgte blicklos die funkelnden Glitzer des Kronleuchters, die sich sanft in einem Lufthauch bewegten. »Ich bin verflucht. Jetzt komme ich ins Fegefeuer. Ich habe das nicht gewollt, wirklich nicht, aber...« Verschiedene Phrasen der Sonntagspredigten trieben durch seine Gedanken. »Vergossener Samen...Sünde... unkeusches Begehren... Höllenfeuer...Lust zu empfinden...teuflische Verlockung... hütet Euch... der Teufel erscheint in einer verführerischen Maske...« "Was beschäftigt Euch, mein Liebster?" Romuald schloss die Augen und kämpfte gegen Tränen der Hilflosigkeit an. Eine warme Gestalt schmiegte sich sanft an seine Seite, die Stimme hauchte leise in sein Ohr. "Warum so unglücklich, mein Schöner? Habe ich Euch verletzt?" Romuald liefen Tränen über das Gesicht. Sanfte Lippen küssten die Tränen fort. "Oder habt Ihr Gewissensbisse, weil es Euch gefallen hat? Das ist es, nicht wahr?" "Warum... ich?" Louis lachte wieder leise, legte eine warme Hand auf Romualds Brust. "Ihr habt mir gefallen." "Und dann nehmt Ihr Euch einfach, was Euch gefällt." Romuald verzog verbittert den Mund. Louis stemmte sich verärgert neben ihm in die Höhe. "Wenn Ihr nicht so ein ängstlicher Puritaner wärt, wäre diese Farce nicht vonnöten!!" Romuald wurde nun auch wieder lebendig. "Ich habe Euch nicht um dieses...Unaussprechliche gebeten!! Also macht mir keine Vorhaltungen, wenn es mir nicht behagt!!" "Lügner!!! Ihr seid ein feiger Lügner! Gebt doch ehrlich zu, dass es Euch keinesfalls missfallen hat!! Warum habt Ihr sonst ständig meinen Namen gerufen?!" Romuald wurde bleich unter der braunen Haut. "Ich... ich wollte, dass Ihr aufhört, selbstverständlich!" "Selbstverständlich! Ihr wolltet mich großmütig vor dem Fegefeuer bewahren, ist es nicht so?!" Romuald biss sich auf die Lippen, schloss gepeinigt die Augen, verfluchte die eigene Unfähigkeit, sich mit Worten aus der Affäre zu ziehen. »Nicht mal eine Ausflucht will mir einfallen!!« "Nein. Nein, Ihr habt Recht. Es... es hat mir gefallen, und dafür muss ich nun ins Höllenfeuer." "Seid nicht so kleinmütig! Die Kirche droht das Fegefeuer an, nicht Gott! Und über die Fehlbarkeit des Menschen haben wir bereits gesprochen, erinnert Euch!!" "Ihr.. Ihr glaubt nicht an die Hölle?!" "Selbstverständlich nicht!! Liebe Güte, Romuald, lebt Ihr noch im Mittelalter?!" Romuald starrte Louis mit großen Augen an, blinzelte Tränen weg. "Ihr... Ihr seid doch kein Ketzer, oder?" Louis warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. "Romuald, Ihr seid köstlich!! Nein, ich bin kein Ketzer, wenn Euch das beruhigt. Sagen wir einfach, ich bin an der Wahrheit der Kirchenfürsten ein bisschen näher dran als Ihr." "Ich kann Euch nicht folgen." Ratlos schüttelte Romuald den Kopf. "Das ist auch gar nicht erforderlich, mein Geliebter. Und jetzt werdet Ihr endlich Eure Kehle anfeuchten." Entschlossen schob Louis eine Hand hinter Romualds Kopf, die andere drückte ihm den Kelch an die Lippen. Romuald schluckte hastig, sein Hals brannte wie Feuer. Keuchend sackte er wieder auf die Laken zurück. "Romuald, ich versprach Euch doch, Euch die Liebe zu lehren, nicht wahr?" Romuald nickte stumm. "Wie Ihr... einer Frau beiwohnen könnt?" Romuald nickte zögerlich, runzelte die Stirn. Louis' Gesicht blieb rätselhaft. "Nun, dann werde ich Euch jetzt die versprochene Lektion erteilen." Romuald wollte die offenkundige Frage aufwerfen, als Louis sich überraschend auf ihn sinken ließ und ihn fest küsste. "Öffnet Eure Lippen!" In fast hypnotisiertem Gehorsam folgte Romuald dem Befehl, erschrak dann, als sich Louis' Zunge zwischen seine Lippen schob. Sein Herz setzte einen Schlag aus, um dann mit erhöhtem Tempo den verlorenen Schlag aufzuholen. Er spürte das unbekannte Verlangen, das ihn vor nicht ein paar Augenblicken dazu getrieben hatte, einen fremden Namen hinauszuschreien. Vorsichtig begrüßte er Louis' Zunge mit einem sanften Stupser seiner eigenen. ~&~ "Ihr... Ihr seid ein guter Schüler!" Keuchend setzte sich Louis neben Romuald auf, strich sich ein paar verschwitzte Locken aus der Stirn. Romuald lächelte schüchtern, von diesem Lob überrascht. Louis kehrte ihm den Rücken zu, bewegte sich außerhalb seiner Sichtweite auf dem Bett. Dann spürte Romuald Zerren an seinen Fußgelenken, plötzlich waren seine Knöchel frei. Louis tauchte wieder neben ihm auf. "Das ist die letzte Lektion. Tut, wie ich Euch rate, und Ihr habt bestanden!" Romuald verfolgte verwirrt, wie die Decke von seinem Unterleib gezogen wurde. Dann fühlte er wieder Louis Hand über seine Oberschenkel wandern und zwischen ihnen verschwinden. ~&~ Romuald schnappte nach Luft. Er hatte die Bewegungsfreiheit seiner Beine genutzt und sich langsam an den Handfesseln nach oben gezogen. Louis hockte auf seinen Beinen, ebenso atemlos. »Was... hat er vor?« Louis warf ihm einen glühenden Blick zu, griff dann mit einer Hand nach einer Lederschlaufe, die vom Dach des Himmelbettes herabhing. "Ihr... Ihr werdet... jetzt... zustoßen,... wenn ich Euch... das sage!" Romuald keuchte verwirrt, verfolgte, wie Louis sich auf seinen Unterleib setzte. Die freie, warme Hand umfing Romualds erigierten Penis. Er schnappte nach Luft und umklammerte die Stoffbänder fester. Die Hand leitete ihn zwischen Louis' Schenkel hindurch, dann spürte er einen Widerstand. Louis' Gesicht war vor Anstrengung gerötet, seine Brust hob sich unter schweren Atemzügen hektisch. "Jetzt! Stoßt zu!!" Romuald zuckte unwillkürlich nach oben und erntete einen erstickten Schrei. "Was..?!" "Weiter!! Macht weiter!!" Romuald biss sich auf die Lippen und wiederholte die ruckartige Bewegung. Er passte den folgenden Stoß seinen eigenen Atemzügen an, hörte Louis stöhnen. Dieser umklammerte mit der Hand die Lederschlaufe, den Kopf in den Nacken geworfen. Romuald fühlte sich berauscht von der plötzlichen Macht, die er über diesen Jungen hatte. »Jetzt bezahlst du für die Angst, die du mir gemacht hast!!« Er steigerte den Rhythmus und bewegte sich noch heftiger. ~&~ Romuald keuchte und fuhr zusammen, als er Louis' heiseren Schrei hörte. Er richtete sich so weit auf, wie es ging. Louis hing schlaff in der Lederschlaufe, der blonde Schopf war nach vorne gesunken. "Louis?" Schüchtern bewegte er einen Oberschenkel. Louis stöhnte leise und schüttelte langsam den Kopf, als erwache er aus einem tiefen Schlaf. Schwer atmend befreite er sich von der Lederschlaufe und sackte über Romuald zusammen. Der konnte Louis' heißen Atem über seine Brust streifen fühlen. "Louis?" Eine zittrige Hand tastete sich zu Romualds Wange hinauf, blieb dann darauf liegen. Romuald betrachtete die zusammengesunkene Gestalt nervös. »Und wenn ich ihn jetzt verletzt habe?! Vielleicht habe ich ihn sogar umgebracht?!!« "Ihr.. Ihr sterbt doch nicht, oder?!" Zu seiner Erleichterung hörte Romuald Louis kichern, dann rollte sich dieser neben ihn. "Man sagt zwar, es sei der kleine Tod, aber nein, ich bin noch sehr lebendig, mein ungestümer Freund!" Louis stützte den Kopf auf einen Arm und betrachtete Romuald. "Was... was ist?" "Ich möchte Euch gar nicht gehen lassen." Louis streichelte durch Romualds verschwitzte Haare. "Aber ich muss." Seufzend richtete er sich auf und begann, die Fesseln von Romualds Handgelenken zu lösen. Romuald richtete sich ebenfalls auf und rieb sich die Wundstellen. Louis kniete neben ihm mit gesenktem Kopf, die blonden Locken verbargen sein Gesicht. Romuald warf einen Seitenblick auf den schlanken Jungen, der so zusammengefallen neben ihm saß. Alle Autorität, der ganze hochfahrende Mutwillen schien ihn verlassen zu haben. Obwohl er doch bekommen hat, was er sich wünschte?! Als habe er sich selbst besiegt. "Seid... seid Ihr unglücklich?" Romuald strich behutsam einige Locken beiseite, empfand Mitgefühl. Unter der Larve glitzerten Tränen. Louis hob den Kopf und sah Romuald verloren an. "Gestattet... gestattet mir noch einen letzten Kuss, Romuald." Romuald war über den bittenden Ton überrascht, lächelte dann freundlich. »Wenn eine so geringe Geste ihn tröstet...« "Küsst mich." Sie versanken förmlich ineinander, die Zeit schien sich ohne sie weiterzubewegen. Schließlich löste sich Louis, wischte energisch Tränen von seinen Wangen. "Eure Kleider liegen vor dem Bett. Man wird Euch die Augen verbinden und Euch nach Hause geleiten." Romuald stieg langsam vom Bett und schob einen schweren Vorhang beiseite, dann drehte er sich noch einmal um, aber Louis kehrte ihm den Rücken zu. Hastig schlüpfte er in dem völlig abgedunkelten Raum in seine Kleider, als auch schon aus der Dunkelheit Maskierte erschienen, die ihm die Augen verbanden und ihn fortführten. ~&~ Romuald trieb Windspiel, seinen Hengst, zu noch waghalsigerem Tempo an. Er wollte dem Spott seines Bruders und der anderen Männer entkommen, die lachend bemerkten, er habe wohl immer noch nicht genug. »Ich verabscheue ihre Anspielungen!« Nachdenklich drosselte er das Tempo, klopfte dem schweißnassen Tier auf den Hals. »Vielleicht habe ich nicht gut genug gelogen, als sie mich ausgefragt haben?!« Allein schon der Zwang zu lügen, trieb ihm wieder die Zornesröte auf die Wangen. »Über solche Dinge spricht man nicht!!« ~&~ Die Damen kicherten hinter den Fächern aus Elfenbein oder Seide, spazierten plaudernd in dem großen Saal auf und ab. Der Kamin verströmte eine erstickende Wärme, die der allgegenwärtigen Zugluft einen heftigen Kampf lieferte. Die Herren disputierten über die letzte Jagd, strichen über die extravaganten Schleifen, spielten aufreizend mit den Locken. Am Spinett trällerte eine vollbeleibte Dame ein "Ave Maria". Eine einsame Gestalt stand an den Glastüren zum Park, versuchte, durch die Eiskristalle auf dem Glas in die Nacht zu spähen. Aber sie konnte keinen Stern in der Finsternis erblicken. ~&~ Erschöpft kehrte Romuald zum väterlichen Gehöft zurück, ein dunkler Fleck in der schneebedeckten Landschaft. »Selbst der Sternenhimmel strahlte mehr Wärme aus in diesen eisigen Winterstunden!« Überrascht bemerkte er die Aufregung der Knechte und Mägde, die in dem Morast umherliefen. Da eilte ihm schon sein Vater entgegen. "Romuald, endlich! Rumtreiber! Rasch, ein frisches Pferd und frische Kleider!!" "Vater, was ist geschehen?" "Du Tölpel bist an den königlichen Hof geladen!! Beeilt Euch, ihr Weiber, gaffen könnt ihr später!!" ~&~ Romuald fühlte sich unwohl in dem riesigen, Spiegel verkleideten Saal. Lauter adelige Damen und Herren in ihren besten Gewändern gingen plaudernd auf und ab, bewegten die stickige Luft mit Fächern. Romuald kam sich wie ein Eindringling vor, er war weder mit einer dicken Puderschicht geschminkt, noch hatte er ein Halstuch zu einem mondänen Knoten geschwungen. Obwohl er die Kniebundhosen, das gestärkte Hemd und die Weste bereits getragen hatte, hing diesen noch immer der Odeur an, den er verabscheute. »Menschengeruch!« Ein Hofmarschall erschien im prächtigen Ornat, schlug mit seinen Insignien kräftig auf das Parkett. "Der Prinz!" Hastig bildete man ein Gasse und verbeugte sich oder knickste tief. Romuald verbeugte sich ebenfalls nach einem suchenden Blick auf die Umstehenden, richtete den Blick auf das Parkett. Ein paar dunkelblaue Lackschuhe hielten vor seinen Füßen inne. "Romuald, welch ein Vergnügen, Euch hier zu sehen." Überraschtes Getuschel setzte ein, während Romuald der kalte Schweiß ausbrach. Ein Arm schob sich unter seinen, dann wurde er sanft durch den Raum gezogen. "Wir müssen ein wenig plaudern und unsere Bekanntschaft auffrischen, mein Bester." ~&~ Romuald hatte nicht gewagt, den Kopf zu heben, er war steif wie eine Gliederpuppe gefolgt. Nun saßen sie in einem kleinen Nachbarraum auf einer Chaiselongue, vor sich Obst und Kelche mit Wein. "Ihr seid so schweigsam, mein Bester?! Und Ihr habt keinen Blick für Euren Prinzen!" Spott tanzte in der sanften Stimme. Endlich hob Romuald den Kopf. »Blonde Locken, kornblumenblaue Augen, darunter schmale Lippen in einem weichen Gesicht...Louis!!« Louis lächelte. "Ihr seid entsetzt, als sei Euch der Leibhaftige begegnet." Romuald begann zu zittern. Louis' Gesicht verdüsterte sich vor Sorge. "Romuald, mein Liebster! Was bekümmert dich?!" Ohne eine Antwort abzuwarten legte Louis die Hände auf Romualds bleiche Wangen und küsste ihn sanft auf den Mund. "Ist es jetzt besser?" "Was... was habt Ihr mit mir vor?" Louis seufzte, fuhr Romuald ungeduldig durch die Haare. "Warum bist du nur so ängstlich, wenn du mit mir zusammen bist? Ich habe dir doch versprochen, dass dir nichts Übles geschehen wird!" Romuald senkte den Blick, er fühlte sich hilflos ausgeliefert, eingesperrt. "Ihr... Ihr seid der Prinz." Louis kicherte, umarmte Romuald kurz. "Das ist mir nicht entgangen. Sag, Romuald, möchtest du bei mir bleiben?" Romuald blickte überrascht hoch, vergaß seine Beklemmung. "Hier? Bei Euch? Am Hofe?" Louis zwinkerte ihm zu. "Ja, bei mir." "Aber... aber das ist nicht möglich. Ich bin bloß ein Landadliger." Ungeduldig schob Louis eine Hand unter Romualds Kinn und zwang diesen, ihm in die Augen zu sehen. "ICH bin der Prinz! Mir ist alles möglich! Und ich will dich bei mir haben." Romuald befreite sich aus dem Griff, sprudelte unbedacht hervor. "Ich werde nicht Euer Spielzeug sein, ein verlachter Hofnarr!! Eher sterbe ich!" "Lass die albernen Phrasen und setz dich wieder! Ich möchte, dass du mein Leibwächter und mein Vertrauter bist. Hast du eine leserliche Handschrift?" Romuald war aus dem Konzept gebracht. "Ich... ich denke schon." "Hervorragend, dann kannst du auch noch meine private Korrespondenz übernehmen!" Romuald starrte Louis entgeistert an. "Das... das geht doch nicht!" Louis stand nun auch auf, nachdem er Romuald nicht wieder auf den Sitz ziehen konnte. "Was hast du zu verlieren, Romuald?" Romuald sah in die blauen Augen, in denen für einen Augenblick die Verlorenheit aufblitzte, die er bei ihrem Abschied entdeckt hatte. "Ihr seid einsam, nicht wahr?" Louis stieß ein heiseres Lachen aus. "Mit so viel Entourage? Der Prinz?" Dann umarmte er Romuald eng. "Ich bin manchmal so einsam, dass ich wie ein Wolf den Mond anheulen möchte." Romuald strich schüchtern über Louis' Rücken, mitfühlend, wehmütig. "Habt Ihr deshalb diese... Angelegenheit eingefädelt?" Louis schon Romuald ein wenig zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Ich hatte von dir gehört, dem unerschrockenen Reiter, dem wilden Sohn, dem Exoten. Ich wollte dich kennenlernen, habe extra einen Maskenball veranstaltet, aber du bist nicht gekommen." Romuald zog fragend die Augenbrauen hoch, seine dunklen Augen schweiften ziellos durch den Raum. "Ich kann mich an keine Einladung erinnern. Mein Bruder... war auf einem Fest." Langsam dämmerte Romuald, dass sein Bruder möglicherweise die Einladung, die ihm gegolten hatte, als seine eigene missverstanden hatte. "Bleib bei mir, bitte!" Louis schmiegte sich an Romuald, schloss die Augen. Romuald sah auf den blonden Schopf herunter, spürte die Hoffnung, die Louis ausstrahlte, das Vertrauen in ihn, den Wechselbalg. »Wie das erste Kalb, dem ich auf die Welt geholfen habe, so neu, so direkt, ohne Furcht, ohne Vorurteile...« "Ich werde bei Euch bleiben." Louis lächelte mit geschlossenen Augen. "Ich habe dir ein Zimmer einrichten lassen direkt neben meinen Gemächern. Und einen großen Verschlag in unserem Stall für dein Pferd." "Ihr wart Euch wohl sicher, dass ich zusagen werde?" Ein wenig verärgert wuschelte Romuald durch die blonden Locken. "Wir sind miteinander verbunden, mein Liebster, fühlst du das nicht?" Romuald schloss ebenfalls die Augen und lauschte auf den Schlag ihrer Herzen. Sie schlugen im Gleichtakt. ~&~ ENDE ~&~ Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Ein Frühwerk, das zunächst eher eine holzschnittartige Struktur hatte, was Elfy bemerkte, die es zur Überarbeitung empfahl, um die Bilder, die in meinem Kopf abliefern, dichter zu schneiden. Die Geschichte erfreut sich, wohl aufgrund ihrer Helden, noch immer einer erstaunlichen Beliebtheit, eine Fortsetzung würde aber, wie mehrfach angedroht, einen Todesfall produzieren, und daher habe ich davon abgesehen ^-^