Titel: Birdcage Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Vier Jahreszeiten-Challenge von Ydel (siehe Information) FSK: ab 16 Kategorie: Drama Erstellt: 09./10.02.2002 Disclaimer: "I want to be free" gehören Leiber und Stoller, ihre Rechte sollen durch die Wiedergabe hier nicht verletzt werden. Anmerkung: Mir ist bewusst, dass es nicht vier Teile sind und der Übergang in den Jahreszeiten fließend, ich hoffe dennoch, dass geneigte Lesende wohlwollend über dieses Manko hinwegsehen. (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) (X) Birdcage Die Anspannung verdrängten wir wie immer durch hektisches Aufarbeiten trivialen Papierkrams, zu laute, derbe Scherze, das zielgenaue Versenken zerknüllter Einwegbecher im überquellenden Abfallkorb. Durch die großen Fensterscheiben im 20. Stock des Wolkenkratzers, der unserer Agentur Heimat gab, betrachtete ich in den verspiegelten Fenstern der benachbarten Bank die träge am Nachthimmel quellenden Wolken. Auf der rot gepflasterten Plaza, die die himmelstürmenden Türme verband, hatten die Bäume längst der herbstlichen Witterung ihr Laubkleid geopfert. Ihre kahlen Arme ragten wie drohende Stümpfe klagend in die Höhe. Ohne es einzugestehen trugen uns in dieser Nacht die Schritte immer wieder in die Nähe des Faxgeräts, prüften wir in verschämten Seitenblicken die Konsole mit den Weltzeituhren. Der Zuschlag, sofern er uns erteilt werden würde, verkörperte eine siebenstellige Entlohnung, ganz zu schweigen von einem entscheidenden Quantensprung im Bekanntheitsgrad der amerikanischen Topunternehmen. »Es wird schon klappen!« Nickten wir einander zu. Immerhin tagte man sehr früh, eigentlich untypisch in den Gehaltschargen der Verantwortungsträger, das musste doch ein gutes Omen sein! Meine Pläne für den erfolgreichen Abschluss standen, ebenso wie die meiner Kollegen, bereits seit Mitte des Projektzeitraums fest, als wir einen entscheidenden Hinweis herausfilterten. Der uns missliebige Konkurrenz in Nachteil setzen würde. Immer, wenn sich die Nächte in Morgen verwandelten, die Wochentage ineinander übergingen, lediglich die Beilagen der Zeitungen verrieten, dass in anderen Lebensläufen ein Wochenende existierte, dann trieben wir einander mit unseren Phantasien über die Schmerzgrenzen hinaus. Ich zerknüllte eine Schachtel mit starken Kopfschmerzmitteln, in den letzten Tagen zu einem Grundnahrungsmittel umfunktioniert. Tippte eine kurze E-Mail in den Laptop, bat meinen amerikanischen Freund Phil um entsprechenden Nachschub. Nadir brach mit der ganzen Gewalt seiner zwei Zentner in mein winziges Separee. Seine schweißfeuchte Hand umklammerte zitternd ein Blatt Papier. Ich schoss halb in die Höhe, seine dunklen, rotstichigen Augen glitzerten irre. "HEUREKA!!!" Erleichterung brach sich wie eine Woge Bahn, erfasste uns mit Urgewalt. Hysterisches Gelächter hallte wider, dann knallten Korken gegen die abgehängten Doppeldeckenplatten. Ich stürmte um meinen Schreibtisch herum, umarmte Nadir überschwänglich, verbarg das unsichere Schwanken meiner Knie nicht. »Endlich!« Wie ein kollektiver Stoßseufzer entwich uns die wochenlange Anspannung, machte einem überquellenden Lebenshunger Platz. Wir wollten feiern, rücksichtslos nachholen, was uns in dreimonatiger Arbeit versagt blieb, diesen überwältigen Energieschub teilen. Nachdem dem Champagner ein Ende bereitet worden war, versprengten wir uns. Einige strebten dem eigenen Heim zu, während andere sich in das Nachtleben abzusetzen wünschten. Mein eigenes Domizil bestand in einer teuren Eigentumswohnung, die wegen meiner häufigen Abwesenheit eine unübersehbare Ähnlichkeit mit einer Theaterkulisse hatte, ausgestattet, aber unbelebt, steril. "Eine verdammte Gruft, die nicht mal ein Geist betreten würde!" Wie sich meine letzte Lebensabschnittsgefährtin so eloquent ausdrückte. So folgte ich Henning, einem "Macher" aus dem Vertrieb, der mit Leibesfülle und weit schweifendem Gestus jedem Klischee der diesbezüglichen Spezialisierung entsprach. Ohne Zweifel kannte er die besten Kneipen und Lokale, Nachtbars, Diskotheken und Clubs. Seine joviale Natur öffnete ihm den Zugang, versprach doch sein Witz eine Belebung jeder Örtlichkeit. Unser Weg führte uns in größerer Runde in eine griechische Tanzbar, die selbst in der späten Nacht noch lebendig pulsierte, gutsituiertem Publikum eine Leinwand zur Selbstdarstellung bot. Ich verzichtete eingedenk leidvoller Erfahrungen aus Juniorzeiten auf die berühmt-berüchtigten Cocktails, setzte dem Champagner ein nicht gerade stilvolles Entgegen mit Ouzo. Als man den Kehraus in Angriff nahm, befanden wir uns bereits im Zustand der erschöpfungs- und alkoholbedingten Auflösung, doch konnte sich mein hochfliegender Adrenalinpegel nicht normalisieren. Henning, der sich mittels diverser Errungenschaften der modernen Pharmaindustrie ebenfalls noch in Hochstimmung befand, offerierte mir seine Qualitäten als Guide im kümmerlichen Nachtleben. Wir orderten ein Taxi ungeachtet der relativen Nähe unseres Ziels, denn wir kannten die Gefahren der Nacht, die immer die Zeit der Jäger gewesen ist und bleiben wird. Hennings Vorschlag entsprach seinen Vorlieben, ein Upper-Class-Etablissement in der diskret-noblen Aufmachung eines Hotels. Eine Lounge mit Bar, ein Empfangsbereich, kostspielig gekleidete Hostessen und Galane, gedämpfte Musik zu entsprechend dezenter Beleuchtung. "Das Preis-Leistungsverhältnis ist hier ausgewogen." Raunte mir Henning zu, als wir an der Bar Platz nahmen und orderten. Ich nickte unwillkürlich, obwohl ich dieses Haus noch nie betreten hatte. Fühlte mich aber seltsam beruhigt durch die unaufdringliche Gestaltung, die filmreife Höflichkeit und Aufmerksamkeit, mit der das hohe Niveau unterstrichen wurde. Eine kunstvoll geschminkte Frau in konservativen Cocktailkleid nahm neben mir Platz, nickte dem Maestro hinter dem Tresen zu, lächelte mich dann an. Wir dehnten den Smalltalk nicht übermäßig aus, entboten den guten Umgangsformen unseren kurzen Gruß und kamen dann überein, dass ein intimerer Ort für die Fortsetzung unserer Bekanntschaft vorzuziehen sei. Marisol, wie meine Begleiterin für diese Nacht sich vorstellte, nahm am Empfang eine Schlüsselkarte entgegen. Der vertraulichen Unterhaltung sowie den Sekundenbruchteile gelupften Augenbrauen konnte ich entnehmen, dass etwas Irritation bei ihr hervorgerufen hatte, doch schien jene rasch der Professionalität zu weichen. Ich bot ihr meinen Arm, lächelte ihr im Fahrstuhl zu, bereits in wohliger Vorfreude auf den krönenden Abschluss dieser Nacht. Der Zimmerflur entsprach dem gedämpften Ambiente der Geschäftspolitik. Zusätzlich hielt sich auf jeder Etage ein adrett gekleideter Mann auf einem Posten, den Gästen das Gefühl von Sicherheit vermittelnd. Als wir dem Ende des Flurs zustrebten, befleißigte sich unser Hüter der Hausordnung jedoch damit, einen untersetzten Mittvierziger mit sanfter Gewalt aus einem Zimmer zu entfernen. Dieser flehte in herzzerbrechender Weise. Die tränenüberströmten Hängebacken zitterten, die fahlen Augen quollen aus ihren Höhlen, was mir einen Schauer durch den Leib rieseln ließ. "Bitte!! Ich muss ihn noch einmal hören!! Ich habe doch die Tabletten hier!! Ich zahle noch mehr!! Schicken Sie mich nicht weg!!" Seine Selbsterniedrigung stieß mich ab, der mit blauen Pillen gefüllte Plastiksack in seiner weichen Rechten weckte jedoch meine Aufmerksamkeit. Soweit mir bekannt war, zahlte man hier bar oder mit Karte auf Geheimnummer, aber dass man mit Tabletten...?! Marisol schob mich in das Zimmer, verdeckte den jämmerlichen Liebhaber, als ich einen Blick über ihre Schulter hinweg in den gegenüberliegenden Raum erhaschen konnte. Nur die Umrisse einer Gestalt in einem gewaltigen Bett... dann verschloss das Türblatt jede weitere Indiskretion. Marisol erwies sich als kundige Partnerin, sie erkannte mein Bedürfnis nach körperliche Nähe und Entspannung. Belagerte mich nicht mit unerwünschten Fragen oder Wünschen oder trieb mich gar zu Hochleistungssport in horizontaler Ebene an. Übereinstimmend beendeten wir unsere Zweisamkeit, kleideten uns an. Während sie sich im Badezimmer herrichtete, nutzte ich die Gelegenheit, auf den Flur zu schlüpfen und nach Spuren des Dramas zu suchen, das mich ungewohnter Weise zur Neugier reizte. Tatsächlich fand ich verborgen im Blumenkübel eines dekorativ postierten Blumengestecks die durchsichtige Plastiktüte des unglücklichen Liebhabers, als mich der Aufsichtsführende, aus dem Nichts materialisiert, ansprach. Unauffällig versenkte ich meinen Schatz in der Jackentasche. Erklärte mich, als bereits Marisol an meine Seite trat und mich vor weiteren Inquisitionen bewahrte, die trotz ihrer höflichen Bemäntelung keinen Hehl aus ihrer Schärfe machten. Sie begleitete mich zum Empfang hinab. Wo ich der freundlichen Dame auftrug, mir doch einen doppelten Espresso auf die Rechnung zu setzen, den ich dann in einem der Clubsessel zu schlürfen beabsichtigte, während mein Taxi herbeigerufen wurde. Ich beglich meine Rechnung per Karte, nahm dann Platz und schloss die Augen. Wartete geduldig, dass mich der belebende Duft frisch gebrauten Kaffees umschmeicheln würde, als ich unerwartet Ohrenzeuge eines kurzen informellen Austausch wurde. "Ärger?" "Nein." "Was macht Bird?" "Ist okay." "Sollen wir den abfangen?" "Ist harmlos. Ich behalte es im Auge." Die kurze Unterredung verstummte abrupt, als ein aufmerksamer Kellner diensteifrig meinen Espresso servierte und offenkundig die Intimität meiner durch eine geflochtene Wand getrennten Nachbarn unterbrach. Nur Wimpernschläge später trat eiligen Schrittes der Sicherheitsmann hervor, der den unglücklichen Dicken hinauskomplimentiert hatte. Versonnen stärkte ich meinen ermatteten Organismus mit dem schwarzen Zaubertrank, sinnierte über das rätselhafte Intermezzo, als man mein Taxi meldete. (X) Der November entwickelte sich zu einer nervenzehrenden Belastung, denn es regnete ununterbrochen, der Himmel schien einstürzen zu wollen. Ich hatte einen Kurzurlaub in der Dominikanischen Republik eingeplant, jedoch noch einen weiteren einsamen Abend vor mir. Ohne die aufreibende Elektrizität der Arbeit, ihren Leistungsdruck, enthielt mein Alltag, so man ihn denn als solchen bezeichnen konnte, keinerlei Anreiz. Ich lenkte mich mit der Konsultation des Fitness-Studios ab, aß in Bistros oder Stammkneipen, besuchte zur Auffrischung meines Geistes Vernissagen und Museen. Doch der schnelle Takt meiner Aktivitäten konnte nicht mehr darüber hinwegtäuschen, dass sie wie Schemen verflogen, bar jeder Substanz in meiner Seele blieben. Also entschloss ich mich aus einer dem Trotz entflohenen Laune heraus, das Rätsel um den verschmähten Dicken und das geheimnisvolle Zimmer mit "Bird" zu lösen. Durch die Sintfluten eines rachsüchtigen Jüngers wurde ich zu meinem Ziel kutschiert, hastete in die Eingangshalle und wandte mich direkt an den Herren am Empfang. Ich nannte die Zimmernummer und den Namen als Schlüsselwort, in der Hoffnung, man würde mir Zugang gestatten. Mein Gegenüber blieb jedoch kühl, bis ich eingedenk der Worte des Dicken die Tüte mit ihrem Inhalt hervorblitzen ließ. Seltsamerweise wurde das Gesicht des korrekten Empfangschefs weich. Verstohlen schob er mir die Schlüsselkarte in die Hand, warf einen prüfenden Blick in meine Augen und ermahnte mich förmlich, "sanft" zu sein. Ich verbarg meine Verwirrung eilig, wandte mich dem Aufzug zu und erreichte die mir bekannte Etage. Der aufmerksame Sicherheitsmann kontrollierte diskret die Schlüsselkarte und die Tabletten, bevor er mir den Weg freigab. Dann konnte ich, mit kaum mehr erträglicher Spannung endlich das geheimnisumwitterte Zimmer betreten. Die Ausstattung wich erheblich von jener des mir bekannten Raums ab. Abgesehen von einer spartanischen Leiste schwächlicher Strahler herrschte Schwarz vor, über Wände und Boden bis zur Bettwäsche. Lediglich Bodenleisten und Konsolen an dem ausladenden Bett hatten eine sonnengelbe, wärmende Kontrastfarbe erhalten. Ich ertastete mir den Weg zum Halbrund der Schlafstätte, streifte den Trenchcoat von meinem Arm, studierte dann die Silhouette des geheimnisvollen Birds. Langsam kam Leben in die fragile Gestalt. Zuerst erschien unter der satinbespannten Decke ein goldblonder Haarschopf, die einzelnen Strähnen in Lockenstränge verfilzt. Schmale Schultern in einem einfachen Baumwollhemd in Naturfarbe schlossen sich an, als sich Bird aufsetzte. Und sich zu mir umdrehte. Mein Herz setzte aus. Plötzlich schien die Welt nur noch aus meinen Augen zu bestehen, die überbordend vor gierigem Verlangen die schmale Gestalt einfingen. Zart bis knochig in der Erscheinung trat doch dies alles hinter den großen, goldenbraun lächelnden Augen zurück, die mich mit Seelenfrieden empfingen, bar jeden irdischen Verlangens, wie mir schien. Ohne einen Anflug von Koketterie kämmte Bird eine Strähne hinter das Ohr, schenkte mir ein abwesendes, befremdlich unschuldiges Schmunzeln. Erhob sich dann in Zeitlupe, als habe er vergessen, wie er die eigenen Körperglieder zu benutzen hatte. Er. Mit erschreckender Klarheit, mit jedem Schritt, den er in meine Richtung setzte, wurde mir klar, dass ich unaufmerksam gewesen war...eine Frau erwartet hatte. Dennoch kam mir in keiner Sekunde der Gedanke, diese Augen, diese seelenvolle Aura zu verlassen. Nein, es schien mir sogar unmöglich, jemals wieder einen Atemzug zu tun ohne diese beruhigende Wärme, die ihm ungesehen entströmte. In kindlicher Gestik streckte er die offene Hand aus, keineswegs fordernd, vielmehr nachsichtig. Ich blinzelte, bewältigte in beschämender Unbeholfenheit die simple Weitergabe der Plastiktüte. Ohne meine Ungeschicklichkeit zu kommentieren wählte der zartknochige Junge vier Tabletten, platzierte sie auf der Zunge und schluckte sie trocken nacheinander. Meiner eigenen Ratlosigkeit in voller Pein bewusst nestelte ich unbeholfen an meiner Weste, gejagt von abertausenden Fragen und Unsicherheiten bezüglich des weiteren Vorgehens. Bird jedoch nahm mir die Entscheidung ab, kniete sich in dem knappen, gerade das magere Hinterteil bedeckenden Hemd vor mir auf den Boden, entknöpfte mit meditativer Ruhe und Übersicht meine Bekleidung. Was mir ausreichend Gelegenheit gab, ihn zu betrachten. Mich zu entsetzen bei dem Gedanken, dass er vielleicht minderjährig war, gezwungen, sein Leben hier mit wollüstigen, alten Männern zu fristen. Wobei ich mich selbstredend und in Hybris von dieser Kategorie ausnahm. Von seiner puren Präsenz gefangen verlor ich jedes Zeitgefühl, verdrängte den Umstand, dass er mich ohne Zögern entkleidete. In spielerischer Leichtigkeit meine gelähmten Glieder willig bog, um mich von der Last der Stoffbanden zu befreien. Die feinknochigen Finger betasteten ohne Scheu meine Genitalien durch die geöffnete Hose, eine dezente Aufforderung, mich zu erheben, um auch den unteren Körperpartien die Freiheit zu schenken. Unsicher kam ich auf die Beine, umklammerte meinen Hosenbund krampfhaft, von akuter Panik gebannt, kopfscheu wie ein Debütant, der ich gewissermaßen auch war. Zu meinen Füßen kniete Bird, entknotete mit Geschick die Schnürsenkel meiner Straßenschuhe, rollte in wie mir schien kindlichem Vergnügen meine wadenhohen Socken hinunter. Dann richtete er sich auf, enthüllte mir erneut seine kaum muskelumspielten knochigen Glieder. Wirkte auf mich wie ein Vogeljunges, schutzlos und hauchzart, obwohl er nur um wenige Zentimeter meine Körpergröße verfehlte. Seine Finger tanzten über meine mit verspannten Sehnen verzerrten Handrücken, bis ich dem prickelnden Gefühl nachgab, die Hose herabließ. Direkt in seine überwältigenden Augen blickend, hypnotisiert von diesem übermenschlich gelassenen Lächeln ohne jeden Arg registrierte ich, wie sein einfaches Baumwollhemd über den mageren Leib gestreift wurde. Die seltsam verfilzten, goldblonden Locken wieder zum Vorschein kamen. Ihn schön zu nennen wäre wohl unangemessen, es träfe nicht den Kern seines Wesens. Nein, tatsächlich war er zu knochig, zu mager, zu bleich und doch, seine Ausstrahlung war von überirdischer Qualität durch das seelenvolle Lächeln, das aus jeder Pore wie gelassene Zuversicht verschwenderisch strömte. Ohne weitere Umschweife wies er mit einem sanften Nicken auf das Bett, entnahm der winzigen Konsole ein verpacktes Kondom, passenderweise in Pechschwarz gehalten. Kniete sich dann vor mich und dirigierte mich ohne Widerstand meinerseits auf das noch körperwarme Laken. Seine langen Finger entledigten mich meines letzten Feigenblatts, dann tanzte der wilde Schopf über meinen Lenden. Wärmte mit seinem Atem mein empfindsames Genital, neckte es mit Zungenschlag, trieb elektrisierende Impulse durch meinen Leib. Die Hände um das Kopfkissen in meinem Nacken schlingend bewegte sich mein Körper in eigener Maßgabe. Drängte sich liebesbedürftig dem vogelhaften Zaubermeister entgegen, der in einer erregenden Melange diffuse Gefühle in meinem Unterleib zu glühendem Reigen anfachte. Als sein Schopf sich hob, die großen Augen meinen lustverschleierten Blick ins Visier nahmen, erschrak ich wohlig über die fremdartige Nachsicht in seinem ungetrübten, bodenlos abgründigen Gesicht, das ihm etwas Zeitloses verlieh. Er beugte sich, auf meinen Hüften schwebend, kaum mehr Gewicht als ein halbwüchsiges Kind, zu mir, zog meine Linke unter ihrem Kissenversteck hervor. Platzierte bedeutungsvoll meine Fingerspitzen auf den hervortretenden Knochen direkt über seinem Herzen. Eine Geste von Importanz, das wurde auch meinem hormongefluteten Gehirn klar. Sodass ich den Arm gestreckt behielt, als er sich flügellahm auf meinen Hüften drehte, mir den Rücken zuwandte, der erbarmungswürdig verknorpelt und schwächlich schien. Die Knie nach außen wendend, die dünnen Arme fest in die Matratze gestützt, ließ er sich ohne Vorwarnung auf meinem erregten Glied nieder. Sandte mir einen einzigen Impuls, der mich hastig assistieren hieß. Lediglich mein eigenes Keuchen verriet die plötzliche Veränderung unserer Situation, das Gefängnis, das mich nun hielt und ihm doch ohne Zweifel Schmerzen bereiten musste. Meine Fingerspitzen fingen den schwachen, trommelnden Schlag seines Herzens gegen die Streben seines Brustkorbs ein, die zarten Sehnen über den hervorquellenden Schulterblättern. Zischend entwich mir angehaltener Atem, als vor meinem inneren Auge die derbe Masse meines eigenen, gierigen Fleisches in seinem verletzlich zerbrechlichen Körper erschien, in obszöner Weise erregend und widerwärtig zugleich. Mein Unterleib jedoch überrannte mich beschämend dominant, jagte brutale Rammstöße in Bird hinein, der Sieg des animalischen Triebs über Zartgefühl und Verehrung. Er schien jedoch nicht beeindruckt, legte den Kopf in den Nacken, weitete seinen Schritt, um mich noch tiefer in seinem fragilen Leib zu fangen, dann sang er. Vokale nur, verschlungene Melodien, ungehindert des fliegenden Atems, seines trommelnden Herzens, das gegen die Knochen stürmte, meine Fingerspitzen verbrannte in seinem rauschhaften Stakkato. Bird wand sich über mir, verschlungen von der eigenen Hingabe zu seinem sirenenhaften Gesang, der dem Leben huldigte. In meinem Kopf Farben und Eindrücke mischte, mein Verlangen entzündete wie eine verzehrende Leidenschaft. Im Zwiespalt körperlicher Befriedigung und Sehnsucht der Seele zerriss es mich, drängte mir quälende Schluchzer auf. Die Angst vor dem drohenden Ende, der Einsamkeit ohne die Gesellschaft dieses fremdartigen, vogelknochigen Geschöpfs auf meinen Hüften. Das mit jedem stimmhaften Vokal das Fundament meines Selbstbildes zerbrach, einen Splitterregen auf mein entblößtes Herz regnen ließ. Ich gab auf, entlud mich animalisch in seinem Körper, ganz niedrigster Instinkt, von allen Geistern, seien sie böse oder wohlmeinend, verlassen. Beobachtete tränenbild und aufgewühlt, wie sich Bird von mir löste, einen letzten Seufzer in die Schwärze des abgedunkelten Zimmers entsandte. Das angegliederte Bad in seinem unsicheren Schritt aufsuchte, um sich von den Spuren meiner Leidenschaft zu reinigen. Die wenigen Augenblicke, die mir die Endgültigkeit der Trennung mit aller Deutlichkeit aufzeigten, gereichten für Entsetzen und wilden Schmerz, dann aber siegte meine antrainierte Vernunft. Die Augen wischend setzte ich mich auf, entschlossen, mich wieder in repräsentative Form zu bringen, um nicht etwa mit dem beschämenden Auftritt des Dicken zu konkurrieren. Mein analytischer Verstand drängte sich in den Vordergrund, subsumierte mir besänftigend, dass ich einige Vorteile für meine Sache ins Feld führen konnte. Ich besaß noch einen ausreichenden Vorrat an Tabletten und genügend finanzielle Mittel, um Bird erneut aufsuchen zu können. Zusätzlich mahnte ich mich auch, nicht den überwältigenden Gefühlen, die mich durchliefen, nachzugeben, sondern mich einzig auf den bevorstehenden Urlaub zu konzentrieren. Als Bird wieder aus dem Badezimmer trat, mied ich seinen Blick, huschte in hastiger Verlegenheit, die mich nur selten überkam in Gegenwart von Dritten, in das sichere Asyl. Um mit kaltem Wasser und Atemübungen zu meiner gewohnten Verfassung zurückzufinden. Bird hatte sich scheinbar unbeeindruckt wieder in der Decke zusammengerollt, schenkte mir den herzbrechend gelassenen, seelenvollen Blick, der ihn wie eine Ikone erstrahlen ließ. So unpersönlich, als seien wir nicht Momente zuvor intim verbunden gewesen. Nur filzige, goldblonde Strähnen ragten aus der schwarzen Decke, die ich behutsam mit den Fingerspitzen streichelte, ihm leise einen Abschiedsgruß zuhauchte. Und in wehmütiger Trance das Zimmer hinter mir ließ, allein aufrecht gehalten von der Gewissheit, den Schlüssel zu diesem Vogelkäfig in Reichweite zu haben. (X) Kaum hatte ich die Dominikanische Republik erreicht, verließ ich das sichere Reservoir der Hotelanlage. Um mich mittels eines Kontakts, den der Hotelmanager hergestellt hatte, einem örtlichen Labor anzuvertrauen. Mit der Maßgabe, gegen eine großzügige Entlohnung eine Analyse der geheimnisvollen, blauen Tabletten vorzunehmen. Das Ergebnis war ernüchternd und erklärend zugleich, hinderte mich aber nicht daran, meine Bekanntschaft mit Bird zu vertiefen. Während es draußen von herbstlichen Stürmen in winterliche Kälte wechselte, wärmte mich die Aussicht an jedem Abend, mich trotz anstehender Projekte nach Mitternacht zu empfehlen, um meinem Vogel einen Besuch abzustatten. Lebenswichtig war dieser Kontakt geworden, unaufhörlich kreisten seine Melodien in meinen Ohren. Trieb das Pulsieren seines flatternden Herzschlags gegen meine Fingerspitzen mir die sehnsüchtige Röte in die Wangen, wenn ich diese unbewusst an die Lippen legte. Ich verzehrte mich nach ihm, konnte nicht mehr von ihm lassen. All die Arbeit, der Ehrgeiz, die Karriere, das Prestige: nur noch Staffage, ein Mittel zum Zweck, um die kostspieligen Präparate aus Amerika einführen zu können. Und die Angst zu verdrängen, diese könnten ihre lebensbewahrende Wirkung auf Bird verlieren, sein schwaches Herz verstummen lassen. Zerbrechlich und kostbar, und doch unangreifbar in seiner ätherischen Ausstrahlung, friedvoll und überirdisch in seinem Wesen. Bald schon war ich als Stammgast wohlgelitten, erfuhr unter dem Mantel der Verschwiegenheit einige spärliche Informationen über Bird. Sein bürgerlicher Name ein Hohn seinem wahren Selbst, profan und gewöhnlich, seine Vergangenheit ein Mysterium. Allein eins wurde deutlich: Bird sprach niemals, verließ nie das Zimmer, lebte von dem, was man ihm brachte und er mit wenig Appetit verzehrte. Sein Leben erhielten die starken Medikamente aufrecht. Er war erschienen, in einem verschlissenen Overall, nur mit einem zerknitterten Rezept ohne die Angabe des behandelnden Arztes. Hatte gleichsam durch seine unwirklich strahlende Wesensart die Betreiber für sich gewonnen und lebte seither unter dem Schutz des Etablissements. Und erfreute sich der Aufmerksamkeit eines zahlungskräftigen Klientels, das eifersüchtig seinen Namen hütete. Mit jedem neuen Tag, der in der winterlichen Endlosdunkelheit seinen Lauf nahm, bemühte ich mich, in Birds Wesen Spuren meiner Gegenwart zu hinterlassen, doch ohne Erfolg. Gleichmäßig freundlich und gelassen empfing er mich, entkleidete mich ohne Kommentar ungeachtet meiner Bemühungen, für ihn reizvoll und anziehend zu wirken. Nahm auf meinen Hüften Platz, um bis zu gegenseitiger Ekstase seine sanften Melodien zu singen, um mir jede Nacht auf das Neue das Herz zu brechen, die Seele zu rauben. Ich entwickelte Überlebensstrategien, um mit meiner wachsenden Sucht und Fixierung auf sein nicht zu domestizierendes Wesen Schritt halten zu können. Ließ einen Rekorder laufen, der seine Lieder mitschnitt, beschenkte ihn mit kostbaren Seidenhemden und Kosmetika, Pralinen und allerlei anderen Dingen. Er akzeptierte meine Gaben gleichmütig freundlich, bediente sich ihrer aber nicht. Was mich zunächst kränkte, dann aber auf seinen ungewöhnlichen Charakter hinwies. Alles, was sein Universum ausmachte, war dieses Zimmer, das warme Bett, der Schlaf, den er nur selten unterbrach und sein wundervoller, aufwühlender Gesang. Bald erreichte meine Besessenheit diabolische Züge. Eifersüchtig liefen seine wortlosen Lieder, die mir wie Sphärenmusik erschienen, bei der Arbeit, im Auto, in jeder wachen Minute ohne seine Gegenwart. Hüllte mich seine unsichtbare Präsenz wie ein warmer schwerer Schleier ein. Mit dem Frühling und den Sonnenstrahlen kehrte auch mein Lebensmut zurück. Ich ersann immer verrücktere Gesten meiner Hingabe, befleißigte mich der Lektüre indischer Liebestechniken, dehnte meinen Aufenthalt in seinem dunklen Zimmer bis an die Schmerzgrenzen aus, unbeachtlich der Kosten. Brachte wie ein verliebter Jüngling Blumengrüße in die Gruft seines Käfigs, bezog sein Bett mit bunter Wäsche, massierte duftende Öle in seine Glieder. Entwirrte sogar die verfilzten Locken, um sie zu glänzenden Zöpfen zu flechten. Bird begegnete meinen hektischen, hormongesteuerten Aktivitäten mit freundlichem Langmut, stumm, ohne Widerrede. Ebenso gelassen, wie ich akzeptierte, dass sein schwaches Vogelherz ihn immer wieder in Schlaf sinken ließ, den er vertrauensvoll, -oder gleichmütig?-, in meinen Armen fand. Ich wusste, dass ich ihn liebte. Mehr, als ich es jemals für möglich gehalten hatte. Gleichzeitig plagte mich das grünäugig-giftige Gespenst der Eifersucht. Trieb mich dazu, seinen fragilen Leib, das Zimmer, einfach alles nach Spuren anderer Personen in seinem Leben abzusuchen, mich mit vagen Vermutungen und Hassparolen gegen anonyme Konkurrenten zu quälen. Immer wieder ertappte ich mich bei der kühlen Bilanz, wer wohl ein größeres Anrecht auf Bird haben konnte. Dieses Etablissement, das ihm auferlegte, seinen Körper, seinen Gesang, sein bezauberndes Wesen Fremden zu verkaufen, sich zu offenbaren vor fragwürdigen Gestalten? Während ich ihm meine ganze Liebe und Fürsorge zu schenken bereit war! Endlich stand mein Entschluss fest, den ich mit perfider Akkuratesse vorantrieb. Bird sollte mir allein gehören. Von nun an entwickelte ich zwei Fassaden. Der freundliche Verehrer mit dem unerschöpflichen Geldreservoir, hinter ihm jedoch der rücksichtslose Jäger, der seine Beute nicht mehr entkommen lassen wollte. Ich zapfte jede mir zur Verfügung stehende Quelle an, um keine Unwägbarkeit zu übersehen, plante sorgfältig meinen Feldzug, der tollkühn mir allein den Besitz des wundersamen Geschöpfs verschaffen sollte. Mit Frühsommer dann stand mein selbst gesteckter Termin fest. Mir kam zupass, dass wir einen weltumspannenden Werbefeldzug für ein amerikanisches Automobilunternehmen zu planen hatten. Mit der Botschaft, dass sich Abenteuer und Romantik nur in diesem Gefährt erfolgversprechend bewältigen ließen. Ich ließ es mir nicht nehmen, auf jedem Set zu erscheinen und die Dreharbeiten zu verfolgen, um mit Technikern und Handwerkern ins Gespräch zu kommen, sie auszuhorchen. Und nun, eine bereits laue Frühsommernacht, duellierte ich mich mit dem Schicksal, zu allem entschlossen, um Bird für mich zu gewinnen. In mühevoller Kleinarbeit konstruierte Brandsätze mit Zeitverzögerung, handelsübliche Zutaten aus dem Supermarkt. Die Beschaffung von Bauplänen, das Ausspähen der Lage, Zeitfenster und Fluchtwege: ich hatte an alles gedacht. Die perfekte Entführung. Und um ganz sicher zu gehen, noch eine anonyme Anzeige in Bezug auf die Versteuerung der Umsätze des Liebeshotels an die zuständige Finanzbehörde, was mir den Rücken freihalten sollte. Pünktlich wie jede Nacht besuchte ich Bird, liebte ihn mit erwartungsvoller Hingabe, lauschte verzückt seinem zärtlichen Gesang. Euphorisch in Vorfreude auf das Vergnügen, ihn in wenigen Stunden für immer bei mir zu wissen. Und so verließ ich ihn ohne den üblichen, stechenden Schmerz in Herz und Unterleib, der meine Glieder normalerweise noch Stunden danach quälend peinigte. Erwartet pünktlich lösten meine Brandsätze den Hausalarm aus, scheinbar die Folge von drückender Hitze und hochentzündlichen Reinigungsmitteln. Man evakuierte eilig die Räume. Was mir Gelegenheit gab, die vorsorglich eingeplante Mittagspause als Alibi nutzend, in einer maskierenden Uniform aus dem Kostümfundus eines Theaters als Feuerwehrmann Bird in eine dünne Decke gehüllt zu einem gemieteten Wagen zu tragen und direkt zu meiner Wohnung zu fahren. Bird leistete weder Widerstand, noch schien er das Geschehen zu bemerken. Er rollte sich in meinem Bett, das ich fürsorglich in einer ihm bereits vertrauten Wäsche bezogen hatte, zusammen und fiel in betäubenden Schlaf. Ich kehrte zu meiner Arbeit zurück, in unruhiger Anspannung, was wohl geschehen mochte, sollte Bird unerwartet erwachen und vielleicht in Panik geraten, wenn er sich eingeschlossen fand. Dennoch zwang ich mich, die gewohnte Stundenzahl anwesend zu sein, konstruktiv zu arbeiten, um nicht etwa einen unwahrscheinlichen, wenn nicht ganz auszuschließenden Verdacht auf mich zu lenken. Ungeduldig trommelte ich auf das Lenkrad, bedachte die anderen Verkehrsteilnehmer mit düsteren Blicken, bis ich endlich atemlos und euphorisch zugleich meine Wohnung erreichte. Mit zitternden Fingern die Tür entriegelnd stürzte ich hinein, direkt in mein Schlafzimmer, wo ich Bird fand. Andächtig, meine verzehrende Liebe mühsam unterdrückend, nahm ich neben ihm Platz, streichelte durch die unzähligen Zöpfe, die sein schmales Gesicht umfingen. Blinzelnd hoben sich träge seine durchscheinenden Lider, streifte mich sein seelenwärmender Blick. Ich umarmte seine zerbrechliche Gestalt, hob ihn hoch, um ihm eine erste Führung durch seinen neuen Käfig angedeihen zu lassen. Die letzten Wochen hatte ich nicht untätig verbracht. Meine ehemals kalte Wohnung war mit Blumen und Pflanzen dekoriert, strahlte in lebendigen Farben, alles kalte Chrom oder funktionelle Weiß war verschwunden. Ohne Neugier spiegelte sich in seinen großen Augen mein Interieur. Als ich ihn absetzte, löste er sich von mir, trat an eine Schale, die offen die blauen Tabletten hütete, entnahm ihrer bauchigen Mitte die abgezählte Anzahl und schluckte sie trocken. Sich mir zuwendend streifte er sich das dünne Hemd über den Kopf, stand im Schein der feuerrot verlöschenden Sonne vor dem Panoramafenster, eine zerbrechliche Silhouette, in Brand gesteckt von der Glut des Sommers. Mit wollüstiger Gier zerbrach ich den zarten Moment der Ewigkeit, der diese Szene barg. Bemächtigte mich seines Körpers, um ihn voller Inbrunst und mit wachsender Verzweiflung zu lieben. Sein Gesang jedoch blieb frisch, frei von drängendem Lebenshunger, schwebte sinfonisch an die Zimmerdecke. Die großen, goldbraunen Augen fanden wie stets ihren eigenen Horizont, huldvoll über der Mühsal des Alltags ruhend. Ich brach schluchzend zusammen, geschlagen, besiegt, benetzte ihn mit bitteren Tränen, umklammerte seinen knochigen Leib gewaltsam. Was auch immer geschah, wie sehr ich mich anstrengte, -ich würde ihn nicht erreichen. Zu jenseitig waren seine Gedanken. Seine machtvollen Gesänge signalisierten, was seinen Zauber ausmachte. Seine Seele war frei. (X) Ich kann mich nicht erinnern, was sich genau ereignete. Man fragte mich dies wiederholt, Anwälte, Richter, Psychologen, ihre Gesichter ein einziger Brei vor meinen Augen. Als sich die Polizei zu meinem Appartement gewaltsam Zutritt verschaffte, hielt ich Bird in meinen Armen, seine Lieder verstummt, das schwache Vogelherz in seinem Käfig zum ewigen Schlaf gebettet. Doch in meinem Kopf kreiste sein Triumphgesang unaufhörlich. Auch jetzt bildet er die Untermalung jedes einförmigen Tages. Es war menschenunmöglich, ihn zu erreichen, sein Wesen unter uns gefangen, erniedrigt. Wie hätte ich in meiner alles wagenden Liebe ein anderes tun können, als ihn in die Freiheit zu entlassen? (X) I Want To Be Free There's no joy in my heart, only sorrow And I'm sad as a man can be I sit alone in the darkness of my lonely room And this room is a prison to me I look out my window and what do I see I see a bird way up in a tree I want to be free free Free - ee - ee - ee I want to be free like a bird in a tree What good are my eyes, they can't see you And my arms, they can't hold you so tight I have two lips that are yearning, but they're no good to me Cause I know I can't kiss you tonight I look out my window and what do I see I see a bird way up in a tree I want to be free free Free - ee - ee - ee I want to be free like a bird in a tree I want to be free like a bird in a tree Written by Leiber and Stoller, performed by Elvis Presley in >Jailhouse Rock> (X) ENDE (X) Danke fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Mein einziger Beitrag zu Ydels Jahreszeiten-Challenge, lose basierend auf dem Song "I want to be free", von Elvis Presley gesungen. Was ich mit diesem Kurzbeitrag einfangen wollte, ist der bittersüße Schmerz, wenn man einem Menschen begegnet, der wirklich frei von dieser Welt ist, dessen Seele sich selbst genug ist. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, ein solches Wesen nicht erreichen zu können, was sich unter Umständen in derartigen Tragödien entladen kann. Freiheit ist eine sehr gefährliche Angelegenheit, wenn man sie erlangt. Ohne Grenzen verliert man sich.