Titel: Himmelsfeuer und Höllenfeuer Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction Serie "Wish" von Clamp Fortsetzung in "Bonds" und "Eine vernünftige Liebe" FSK: ab 0 Kategorie: Komödie Ereignis: Silvester 2000 Erstellt: 31.12.2000 Disclaimer: Die Welt von Wish gehört Clamp und Kadokawa Shoten Publishing (siehe Informationen). Anmerkung: Für Ricci, die geduldig meine zerstückelten Mails zusammenpuzzelt. Danke schön! Personen: # Engel: Ryuki, Feuer-Engel Ransho, Erd-Engel Toki, Wasser-Engel Kohaku, Engel, lebt auf der Erde Hisui, ehemaliger Wind-Engel, lebt auf der Erde # Dämonen: Kokuyo, Sohn Satans, lebt mit Hisui auf der Erde Koryu, Dämon Ruri und Hari, Koryus Begleiterinnen in Katzen-Gestalt # Menschen: Shuishiru Kudo, lebt mit Kohaku zusammen] *************************************************************************************************************** Himmelsfeuer und Höllenfeuer Koryu gähnte hinter vorgehaltener Hand und streckte sich. »Todlangweilig hier!!« Seit Kohaku nach hundert Jahren Schlaf aufgewacht war und mit ihrem Menschen zusammenlebte, machte es gar keinen Spaß mehr, sie zu piesacken. Und Kokuyo hing noch immer mit Hisui auf der Erde herum, also war auch von dieser Seite kein bisschen Zerstreuung zu erwarten. Also lungerte Koryu an der Brücke herum, wartete auf den Beginn der nächsten Konferenz. Neutraler Ort hin oder her, wenn jetzt nicht gleich etwas geschah, das ihn ein wenig aufmunterte, dann würde er ins Koma fallen!! Glücklicherweise näherte sich schon die Gruppe der Haupt-Engel. Ransho glitt elegant von ihrem Flugtier und hob Toki sanft herunter. Auf dem zweiten Flugtier saßen Ryuki und Kasui, der neue Wind-Engel. Ryuki sprang elegant ab, aber Kasui erwischte einen schlechten Start. Von Natur aus pummelig und mit einer Vorliebe für wallende Gewänder, verhedderte sich der neue Engel in seinen Gewändern und plumpste Kopf voran auf den Boden. Die wallenden Gewänder falteten sich ordentlich auf den Boden und enthüllten ein ziemlich breites Hinterteil, das nun ungeschützt in die Höhe ragte. "Ra-ra-ransho-sa-sama?" Geduldig faltete Ransho die Stoffbahnen auseinander und stellte den kleinen Engel wieder auf die Füße. "Vi-vielen Dank!" Toki starrte wie immer mürrisch in die Gegend, ignorierte diesen würdelosen Auftritt, während Ryuki Koryu bereits erspäht hatte und flammende Blicke in seine Richtung warf. Koryu warf sich in Pose und Ryuki eine Kusshand zu, worauf in dessen Gesicht bereits einige Adern anschwollen. Das Signal zum Beginn der Versammlung ertönte. ~+~ Koryu zog eine Nagelfeile heraus und polierte sorgfältig seine langen Fingernägel. "Das dauert heute ja wieder Ewigkeiten! Und ich krieg gar nichts zu sehen!" Prüfend streckte er die schmale Hand aus und inspizierte seine Arbeit. "Wie kannst du es wagen??!!!" Koryu grinste in sich hinein. Vielleicht würde er heute doch noch auf seine Kosten kommen. "Ryuki! Was für ein Vergnügen!", flötete er, ohne den Blick von seinen Nägeln zu heben. "Hör sofort auf damit!!" Koryu hauchte auf die Nägel und rieb sie dann vorsichtig am schwarzen Stoff seines langen Mantels. "Bitte?" Er konnte die Rauchwolken, die Ryuki absonderte, bereits in seinem Nacken spüren. "So eine Unverschämtheit!! Du bist respektlos gegenüber dem HERRN!!" Koryu fuhr sich aufreizend durch die schwarzen Haare und spielte dann lässig mit einem Ohrring. "Ich weiß überhaupt nicht, warum du so außer dir bist, liebster Ryuki. MEIN Herr hat sich nicht beschwert." "Frechheit!! Du weißt genau, was ich meine! Nicht einmal ein Dämon kann sich so dumm stellen!!" "Hey, Moment mal, wen nennst du hier dumm?" "Du hast wohl überhaupt keinen Anstand oder Manieren?!!" "Ach ja? Aber du sehr wohl?! Kann ich etwas dafür, dass du ein spatzenhirniger Federmatz bist, der keinen Wert auf seine äußere Erscheinung legt?!" "Pscht, Ryuki, Koryu, bitte..." "Ich kann das nicht zulassen, Ransho, dass dieser... dieser.... dieser Dämon dem HERRN den schuldigen Respekt versagt!!" "Dieser... dieser... dieser Dämon? Meine Güte, ist das alles, was dir einfällt?! Du Langweiler! Moralapostel! Spießer! Kannst ja nicht mal ein Streichholz in Brand setzen!!" "Was??!! Na warte, du mieser, seelenverschlingender Kotzbrocken, gleich werde ich dir aber..." >RUMMS!!< Ein Blitzschlag spaltete die Erde zwischen Koryu und Ryuki, die sich kampfbereit gegenüberstanden. Ryukis Gesicht hatte den gesunden Rotton eines gekochten Hummers angenommen, während um Koryus Lippen ein freches Grinsen spielte. Langsam drehten beide den Kopf, als sie der Stimme in ihrem Kopf lauschten. "Och nö!!" Koryu verzog das Gesicht zu einem genervten Ausdruck. Ein Blitz verfehlte nur knapp seine blank gewienerten Stiefel. Hastig hob er die Hände hoch. "Schon gut, schon gut! Wenn es denn sein muss." Er heftete den Blick auf die Stiefelspitzen, streckte eine Hand zu Ryuki aus. "Tut mir leid", murmelte Koryu schmollend. Ryuki starrte in die entgegengesetzte Richtung und berührte mit dem gleichen Enthusiasmus Koryus Fingerspitzen. "Tut mir leid", würgte er unter knirschenden Zähnen heraus. Als hätten sie sich verbrannt, zogen beide dann die Hände eilig wieder voneinander zurück. ~+~ Koryu lümmelte auf einem kräftigen Ast bei der Brücke. Ruri und Hari balgten sich derweil um einen Schmetterling, der durch immer neue Kapriolen ihrem Zugriff entkam. »Es ist soooo langweilig hier!!« Koryu kratzte sich an der imposanten Mähne und beugte sich vor, um seine Reflexion im Wasser zu betrachten. »Da bin ich schon so wunderhübsch und atemberaubend, und was habe ich davon? Kokuyo verknallt sich in einen Engel! Einfach unfair! Ob ich mal bei den beiden vorbeischaue? Ich könnte auch Kohaku ein bisschen piesacken.« Koryu schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse. »Und wenn ich mir ein paar leckere Seelen suche?« Schnaufend ließ er sich wieder zurücksinken. »Sooo langweilig!!« Da hörte er ein Geräusch. Rasch versteckte er sich hinter besonders dichtem Geäst und hielt Ausschau nach den Verursachern. "Und du bist sicher, dass du ihn hier verloren hast?!" Na, wer könnte diese genervte, kurz vor der Explosion stehende Stimme vergessen? "De-denke schon, Ry--ryuki!" Ryuki und Kasui näherten sich der Quelle, den Blick immer auf den Boden geheftet. Koryu legte den Kopf auf die verschränkten Arme und grinste. "Ry--ryuki?" "Ja??!!" "Vie--vielleicht li--iegt er auch hi--inten." Ryuki ballte die Fäuste und verdrehte die Augen. "Vielleicht gehst du dann nach hinten und suchst da?!" "O--okay." Hastig watschelte der Wind-Engel in die angegebene Richtung. Ryuki zählte lautlos bis Zehn und hieb dann mit einer Faust gegen den Baumstamm. Koryu ließ sich mit einem eleganten Salto vom Ast fallen und landete federleicht vor Ryuki. "Igitt, du schon wieder! Was suchst du hier?!" "Oh, welch charmante Begrüßung! Zu deiner Information, das ist neutraler Boden. Also darf ich hier so lange und so oft sein, wie es mir gefällt." "Geh mir bloß aus dem Weg, Dämon!" Koryu schlug die Hände vor das Gesicht. "Oh bitte, bitte, du großer mächtiger Engel, tu mir nichts! Wenn du so böse schaust, könnte ich glatt tot umfallen!" Ryuki machte ein verwundertes Gesicht, als Koryu vor ihm in die Knie ging. Der blinzelte zwischen den Fingerspitzen hindurch und griente breit. "Vor Lachen!!" Dann begann er schallend zu lachen und sich vor Ryuki im Gras zu wälzen. "Du blöder...!!" Koryu legte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf eine Hand auf. "Oh, sind wir schon wieder bei kreativen Beschimpfungen? Muss ja furchtbar sein, wenn man nie fluchen darf. Aber das ist für dich sicher von Vorteil, du bist ja nicht gerade ein Schnelldenker!!" "Wuuaaahhh!!" Mit einem Wutschrei stürzte sich Ryuki auf Koryu. Sie krallten die Finger in den Übermantel des anderen und wälzten sich nun über die Grasfläche. Dann wurde das Gelände leicht abschüssig und mit einem Platsch fanden sie sich in der Quelle wieder. Triefend kamen sie aus den Fluten hoch, nun voneinander getrennt. "Du dämlicher Federsack! Sieh dir meine Sachen an!! Und meine Haare!!" "Das ist deine Schuld, du blöder Kerl!!" Koryu bleckte die spitzen Eckzähne, seine Katzenaugen wurden zu Schlitzen. "Ich werd dir dein Fell gerben! Heute gibt es Engel gerupft und am Spieß geröstet!!" "Ha, als ob du ohne Hilfe ein Feuer anzünden könntest!!" Ryuki ballte die Fäuste. Koryu starrte ihm finster ins Gesicht. "Du glaubst, ich kann kein Feuer anzünden?!" "Phh, du bist doch bloß ein oller Dämon, nichts weiter!" Ryuki winkte abwertend mit der Hand ab. "Dann schlage ich eine Wette vor: wer morgen das schönste Feuer entzünden kann!" "Ich wette nicht mit Dämonen!!" "Feiges Huhn!!" "Bin ich nicht!!" "Gack-gack-gack! Legst du auch schon Eier?" "Ich bin nicht feige!!! Also gut, es gilt." "Gut. Gewinne ich, wirst du einen Tag auf der Erde zur Schule gehen." "Aber das geht nicht!! Ich kann nicht ohne Erlaubnis des HERRN auf die Erde gehen!!" "Phh, ein Feigling und ein Wortbrecher! Und uns nennt man Dämonen!" "Hey, pass auf, was du sagst! Also gut, ich bin einverstanden. Gewinne ich, wirst du vier Wochen lang meine Wäsche hier waschen! Mit bloßen Händen!" Ryukis nicht besonders engelhaftes Grinsen verriet, dass er sehr wohl wusste, wie man Koryu ärgern konnte. »Mit bloßen Händen arbeiten! Mit diesen wohlgeformten Fingern, dieser zarten, blütenweißen Haut!« Ein Gedanke, der Koryu normalerweise entsetzt hätte, wäre er nicht so sicher gewesen, diese Wette zu gewinnen. ~+~ "Also gut, Engel, fang an!" Mit selbstsicherem Grinsen hob Ryuki die Hände und murmelte ein paar beschwörende Laute, dann erglühte der Himmel in prächtigem Feuerschein, die Flammen umtanzten einander, leckten in den blauen Himmel, formten immer neue Bilder. Koryu hatte sich auf den Rasen gehockt, ein Bein angewinkelt und gähnte nun demonstrativ. Ryuki fuhr zornig herum. "Was soll das??!!" "Ist das alles? Ich meine, mehr hast du nicht drauf?" Ryuki verschränkte wütend die Arme vor der Brust, eine Ader pochte an seiner linken Schläfe. "Als ob du es besser machen könntest!!" Koryu grinste breit, deutete eine Verbeugung an und zog dann ein paar kleine Raketen aus seinem Mantel. Ein paar hastige Beschwörungen, -ein bisschen Show musste schließlich sein-, und schon zündeten sie, und der Himmel erstrahlte in den Farben des Regenbogens, glitzerte und schimmerte. Ryuki fielen fast die Augen aus dem Kopf. "Aber... aber das ist nicht fair!! Das ist ein Trick! Du hast diese Dinger von den Menschen!!" Koryu fuhr sich grinsend durch die Haare. "Na und? Wir haben darum gewettet, wer von uns das schönste Feuer entzünden kann. Es war keine Rede davon, dass Hilfsmittel ausgeschlossen sind." "Du... DU HINTERHÄLTIGER VERRÄTER!!!" Ryuki machte Anstalten, sich auf Koryu zu stürzen. "Ah-ah-ah! Du willst doch nicht etwa ein schlechter Verlierer sein, oder, Engelchen?" Ryuki keuchte vor Wut und Enttäuschung, stampfte dann zornig neben der Quelle auf und ab. Schließlich drehte er sich abrupt zu Koryu um. "Also gut, ich habe verloren." Koryu grinste und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Jetzt hab dich, du Hitzkopf!« "Tja, dann sehen wir uns morgen Früh hier. Du willst doch nicht zu spät zur Schule kommen!" Ryuki streckte Koryu die Zunge raus, rauschte dann wütend ab. Koryu drehte ihm zu Abschied vergnügt eine lange Nase. »Wie ich mich auf Morgen freue!« ~+~ "So kannst du nicht in die Schule gehen!" Koryu musterte Ryuki streng und schüttelte dann tadelnd den Kopf. Ryuki sah an sich herunter, eine Zornesfalte zeigte sich schon wieder auf seiner Stirn. "Ach ja? Und warum nicht?!!" "Was bist du dumm!! Du musst natürlich eine Uniform tragen!" Ryuki verwandelte sich murrend. "Ähh, das ist viel zu eng am Hals!! Und diese Hose! Außerdem hasse ich Schuhe!!" Koryu grinste hämisch, bleckte alle spitzen Zähne. "Und die Frisur ist natürlich auch falsch! Weißt du denn überhaupt nichts über die Menschen?!" "Bäh!! Ich habe meine Aufgabe im Himmel, ich lungere nicht auf der Erde herum und fresse Seelen!!" "Was hast du schon für eine bedeutende Aufgabe?! Herumsitzen und Wolken zählen, oder was?!" "Phh, das geht dich überhaupt nichts an, Seelenfresser!" "Langweiliger Tugendbold! Schnarchsack!" "Jetzt reicht's aber!! Ich reiß dir deinen hässlichen Kopf ab und steck ihn...!" "Halt! Du hast die Wette verloren, schon vergessen? Also streng dich ein bisschen an, dummer Federmatz!" "Ich strenge mich an, aber du provozierst ja dauernd!" "Weil du nichts richtig machst! Du bist ja noch dümmer als Kohaku! Also los, der Schmuck muss weg! Und die Haare hier vorn müssen ab!" "Was?!" Ryuki wirkte zum ersten Mal wirklich entsetzt. "Ich soll meine Haare schneiden?!!" Koryu verschränkte die Arme, studierte scheinbar desinteressiert seine polierten Fingernägel. "Sicher. Du musst alle Haare auf Ohrläppchenlänge kürzen und einen Mittelscheitel tragen." "Warum?!" "Warum! Warum! Weil es die Schulordnung vorschreibt, darum!! Und jetzt mach endlich!!" Ryuki fischte eine Schere aus der Luft und, ritsch-ratsch, waren die schönen, langen Strähnen abgeschnitten und vom Winde verweht. Koryu grinste zufrieden, er würde diesen aufgeblasenen Engel schon zurechtstutzen! ~+~ "Was...was muss ich eigentlich in dieser Schule tun?" Ryuki stand im Schatten eines Baumes vor einem Schultor und spähte unruhig auf die einströmenden Schülermassen. Koryu lehnte gemütlich am Baumstamm und lächelte. "Weißt du, man nennt das heute die japanische Examenshölle. Du gehst rein und schreibst alle Prüfungen mit!" "Was?! Aber ich weiß doch gar nicht, um was es geht!!" Koryu gab Ryuki einen Stupser und kicherte. "Deswegen nennt man es auch Hölle. Und jetzt ab mit dir!" Mit hängenden Schultern steuerte Ryuki auf das Schulgebäude zu. ~+~ Koryu schrumpfte und machte es sich in einem Baum bequem, von dem aus er einen guten Blick in Ryukis Klassenraum hatte. Für die Menschen wäre Ryuki bloß ein weiterer Mitschüler, der zur Klasse gehörte, sie würden keine Erinnerung daran haben, dass dem nicht so war. Ryuki hockte wie die anderen in einer engen Bank, brütete mit hochrotem Kopf über Prüfungsunterlagen und zerlegte in diesem Augenblick den dritten Bleistift. Koryu grinste breit. So machte das Leben Spaß!! ~+~ Pause. Ein mittlerweile ziemlich abgespannt aussehender Ryuki schlurfte auf dem Hof. Zwei oder drei Mitschüler sahen ihm nach, dann löste sich ein großer, gutaussehender Bursche aus der Gruppe und schloss zu Ryuki auf. "Ryuki-chan, du hast gar kein Bentou dabei? Wollen wir uns meins teilen?" Koryu beobachtete das Ganze mit wachsendem Missfallen. Warum lief dieser appetitliche Mensch ausgerechnet diesem hässlichen Engel hinterher? Und wieso hatte er so rosa Wangen, wenn er mit Ryuki sprach? Heimlich pirschte sich Koryu an die Schüler heran und belauschte ihre Unterhaltung. "Er ist wirklich süß!" "Er ist hübsch wie ein Mädchen, seufz!" "Und Yoji nutzt mal wieder die Gunst der Stunde! Ich wünschte, ich wäre genauso kühn!"" Koryu schoss in seiner Hecke hoch und schreckte ein paar Vögel auf. »Ryuki und süß??!!« Waren die verrückt?? »Die Prüfungen müssen doch härter sein, als ich angenommen habe«, dachte Koryu und kaute nervös auf einem Fingernagel. Inzwischen hatte der Junge, Yoji, Ryuki am Arm genommen und sanft zu einer Bank hindirigiert. Dann packte er sein Bentou aus und nötigte Ryuki Reisbällchen auf. Der hob zwar abwehrend die Hände, aber Yoji war schneller und stopfte ungeachtet aller Proteste ein Bällchen in Ryukis Mund. »Au weia!« Koryu zerknitterte die Schöße seines Übermantels. Ryuki verschluckte das Reisbällchen. »Oh, oh!« Koryu spielte nervös an einem Ohrring und beobachtete angespannt die weitere Entwicklung. ~+~ Zunächst schien alles wie am Vormittag zu verlaufen, Ryuki quälte sich sichtlich durch die nicht enden wollende Papierflut. Als das Unterrichtsende erreicht war, stürzte er wachsbleich und mit bebenden Lippen vor die Tür, die Hände fest auf den Unterleib gepresst. Immer im Schlepptau der Mensch, der ihn gefüttert hatte. Ryuki sackte auf dem Hof zusammen, das Gesicht schmerzverzerrt. "Ryuki-chan!! Halte durch, ich bring dich nach Hause!" Koryu verzog wütend das Gesicht, »so war das nicht geplant!!« Hastig folgte er den Beiden. ~+~ Der Mensch schaffte Ryuki in ein Wohnhaus an einem kleinen Park. Er bettete Ryuki auf einen Futon, deckte ihn sanft zu. Dann hockte er sich daneben und streichelte Ryuki ununterbrochen über das Gesicht, die Haare. Koryu platzte mittlerweile fast vor Wut. »Dieser dämliche Engel!! Weiß doch genau, dass er nichts essen darf!! Und lässt sich dann von diesem Menschen begrapschen!! Ekelhaft!! Ich sollte ihn hier alleine hängen lassen!« Dann sah er Ryukis Tränen und verspürte Mitleid mit der zusammengekrümmten Gestalt. »Hoffentlich weiß er, dass ich ihn so sehe!!« Aber irgendwie fühlte sich dieser Triumph schal und leer an. ~+~ "Kokuyo? Kokuyo? Wo steckst du?" Koryu betrat das alte Haus und sah sich suchend um. "Wenn das jetzt nicht verdammt wichtig ist, dann gnade dir der HERR, Koryu!" Ein nur spärlich bekleideter Kokuyo tauchte hinter einer Schiebetür auf. "Was willst du? Kannst du nicht anrufen?!" Koryu wurde zu seinem großen Missfallen rot. "Kann ich wissen, dass du ausgerechnet jetzt ein Schäferstündchen abhältst? Ich brauche deine Hilfe!" "Liebster, wer ist es?" Hisui erschien hinter Kokuyos Rücken, das Kleid zurechtzupfend, warf Koryu dann ein warmes Lächeln zu. "Na so eine Überraschung! Kohaku ist aber leider nicht da." "Ich bin nicht wegen dem hier! Ich brauche Hilfe!" "Worum geht es? Was hast du wieder angestellt?!" Kokuyo zog Koryu an einem Ohr. "Autsch! Lass das doch, das tut weh!" "Dann rede, aber schnell!" "Versuch ich doch! Lass los!" "Liebster, lass ihn los, bitte, hm?" Koryu zog eine Grimasse und rieb sich das malträtierte, spitze Ohr. Ein zuckersüßer Blick von dem Engel, und Satans Sohn schmolz wie Butter in der Sonne! Kokuyo schien Gedanken lesen zu können, denn er drohte Koryu mit der Faust, der eilig in Deckung ging. "Also gut. Es geht um Ryuki. Er hat menschliches Essen gegessen!" "Menschliches Essen? Aber warum?" Hisui wirkte besorgt. "Lass mich raten: Koryu, du hast ihn gepiesackt und auf die Erde gelockt, was?! Ich hab dir doch gesagt, lass die Engel in Ruhe!!" Kokuyo erwischte das andere Ohr und zog kräftig daran. "Au, au, au!! Hör doch auf, ich gebe es ja zu!!" "Liebling, lass das bitte. Koryu, was ist mit Ryuki?" Koryu presste beide Hände auf seine nunmehr roten Ohren und warf Kokuyo hasserfüllte Blicke zu. »Und in den war ich mal verknallt!! Brutalo!!« "Er hat Schmerzen. Liegt in einem Haus auf nem Futon flach." "Und was tut er dort?!" Kokuyo schien gewillt, Koryu eine Tracht Prügel zu verabreichen. "Ich sag's ja schon! Es war eine Wette, er hat verloren und muss nun einen Tag als Schüler auf der Erde bleiben." "Und er hat etwas gegessen?! Oje!" "Hast du ihm das etwa angetan??!!" "Nein, nein, so ein Mensch hat ihn gefüttert!" Hastig ging Koryu hinter Hisui in Deckung. "Hände weg von Hisui!!" Koryu riss seine Hände zurück und duckte sich. "Das ist kein guter Zeitpunkt für einen Streit. Wenn Ryuki etwas gegessen hat, dann kann er sich so lange nicht mehr in einen Engel verwandeln, bis sein Körper alles abgebaut hat. Und ich fürchte, das dauert zwei Tage." "Und so lange wirst du auf ihn aufpassen, klar?!!" Koryu schmollte zwar, aber Kokuyo war nicht umzustimmen. ~+~ Koryu landete vor dem Fenster der kleinen Wohnung und öffnete mit einem Fingerschnippen den Verschluss. Innen angekommen verwandelte er sich wieder in seine große Gestalt. Behutsam schlich er zum Futon hin. »Ähh!!« Nicht nur Ryuki lag auf dem Futon, daneben lag dieser Mensch, eng an ihn gekuschelt. Koryu wollte schon laut pfeifen, um beide zu erschrecken, überlegte es sich dann aber anders. Langsam ging er neben dem Futon in die Hocke und studierte Ryukis Gesicht. »Komisch, ich habe diesen doofen Engel noch nie so friedlich gesehen! Wusste gar nicht, dass der auch eine andere Gesichtsfarbe außer zornrot hat!« Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen die silbrig blonden Haare. »Dummer Kerl! Warum isst du auch etwas! Hast du jetzt davon!« »Stichwort Essen!« Koryu beschloss, sich eine Seele zum Abendessen zu besorgen. ~+~ Mit knurrendem Magen und schlecht gelaunt kehrte Koryu zurück. Nicht nur, dass er keine geeignete Seele gefunden hatte, zu allem Überfluss hatte es auch noch angefangen zu regnen! Hastig schlüpfte er, diesmal durch die Tür, in die kleine Wohnung. "Brr, was für ein Mistwetter!" Koryu schleuderte die nassen Stiefel von den Füßen, ließ den Mantel einfach im Flur liegen und flitzte in das Badezimmer. Schwungvoll riss er die Tür auf und erstarrte. In dem Badebecken hockten der Mensch und Ryuki, splitternackt!! "Was zur Hölle...?" Ryuki sah immer noch sehr mitgenommen aus, schien aber auf dem Weg der Besserung zu sein. Zumindest, wenn ein Anzeichen darin bestand, sich gegenseitig kräftig zu bespritzen!! Der Mensch hingegen starrte Koryu an wie einen Geist, schluckte dabei ganz schön viel Spritzwasser. "Entschuldige, Koryu, aber das Bad ist besetzt, wie du siehst. Könntest du wohl draußen warten?" Ryukis hämisches Grinsen stachelte Koryu zu einem Wutausbruch an. "Du dämlicher Mistkerl! Ich mache mir doch tatsächlich Sorgen um dich, und du treibst hier Wasserspiele mit einem Menschen! Na warte, wenn sich das im Himmel herumspricht!!" "Wie??! Warte!!" Koryu schlug die Tür hinter sich zu und stapfte noch immer klamm vom Regen in den Flur, grapschte den feuchten Mantel und angelte die Stiefel. Nasse Füße klatschen auf einfachen Boden. "Warte!! Du kannst das nicht weitererzählen!!" Ryuki erreichte Koryu und packte ihn bei der Schulter. Wütend schüttelte Koryu Ryukis Hand ab. "Ach, und warum nicht?!" Er kniff die Katzenaugen zusammen und zischte durch die Zähne. "Weil... weil... weil ich dich sonst verhaue!!" Koryu musterte den splitternackten Ryuki, der die Fäuste schwang. Dann lächelte er plötzlich, ließ die spitzen Zähne blitzen. "Sag mal, Ryuki, weißt du, warum der Mensch mit dir in diese Wanne gestiegen ist?" "Zum Baden natürlich!" Koryu grinste noch breiter, seine Stimme wurde trügerisch sanft und warm. "Und warum hat er mit dir in einem Bett gelegen?" "Mir war kalt, er wollte mich warmhalten." "Und das glaubst DU?!" "Wieso nicht?" Ryuki schien ernsthaft verwirrt, so sehr, dass er nicht mal wütend wurde. "Soll ich dir was verraten, du Unschuldslamm? Dieser Mensch dort ist total verknallt in dich." Ryuki lief feuerrot an, aber ausnahmsweise nicht vor Wut. "Ach was! Das erfindest du doch bloß, um mich zu ärgern!" Koryu wandte Ryuki den Rücken zu. "Wenn du meinst." "Warte doch! Woher...woher weißt du das?" "Weil seine Freunde es vorhin auf dem Schulhof gesagt haben. Weil man es ihm ansehen kann." "Oh." "Oh? Wirklich geistreich, das muss ich schon sagen! Du poussierst hier mit einem Menschen herum, und das ist die Erklärung?!" Ryuki schlang die Arme um sich und schnatterte mit den Zähnen. "Ich poussiere nicht! Außerdem kümmert er sich wenigstens um mich!" "Er hat dich ja auch gefüttert!" "Er hat es nicht gewusst!" "He, warte mal, wieso hast du es überhaupt hinuntergeschluckt? Vielleicht willst du ja von dem Mensch verführt werden!" "Was redest du denn da?!! Natürlich nicht!! Mir war furchtbar schlecht, denkst du, das macht Spaß?!!" "Ent--entschuldigung?!" Ryuki und Koryu fuhren beide herum. "Ich... ich geh dann mal. Bis morgen, Ryuki!" Hastig verschwand der Junge im Treppenhaus. "Das ist nur deine Schuld!!" Ryuki drehte sich herum und verschwand im Bad. "Wieso meine Schuld??!" "He, was willst du hier?!" "Baden. Jetzt ist ja ein Platz frei." "Niemals!! Hau ab, ich bade nicht mit einem Seelenfresser!" "Ich habe heute keine Seele gefressen, und mir ist kalt! Also mach Platz, oder ich tunke dich mal kräftig unter!!" ~+~ Eine Viertelstunde später stand das Badezimmer gründlich unter Wasser. Nach einigem Murren beschlossen sie, gemeinsam das Bad wieder aufzuräumen. "Ich brauch etwas Trockenes zum Anziehen!" "Hier!" "Was ist das denn?!!" "Ein Schlafanzug. Aus dem Schrank da. Ich zieh auch einen an. Ist aus Flanell, schön weich." "Woher weißt du denn das?" "Ich habe das Etikett gelesen. Außerdem fallen mir nur so Sachen ein. Ist vermutlich eine Schutzfunktion, wenn man als Mensch hier ist." Koryu zog die Schultern hoch, sah dann an sich herunter. »Rosa Flanell!« "Ich seh aus wie ein Plüsch-Osterhase!!" Ryuki schlüpfte rasch in das blaue Modell. "Es ist warm! Sei nicht so eitel!" "Ich schlaf auf der linken Seite. Hoffentlich schnarchst du nicht!" "He, mach dich nicht so breit!! Der Einzige, der schnarcht, bist du!!" "Blöder Engel!!" "Dämlicher Dämon!" Mit diesen frommen Wünschen schliefen sie ein. ~+~ "Los, aufstehen! Du musst in die Schule!" "UÄÄÄh, geh weg! Ich will nicht aufstehen. In der Schule war ich gestern schon." "Steh auf!! Dein doofer Mensch wartet schon unten!" Ryuki gähnte und streckte sich dann ächzend. "Ich mag nicht." Grummelnd rieb er sich mit einer Faust den Schlaf aus den Augen. Seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab. "Mach jetzt!" "Nein!! Du gehst ja auch nicht in die Schule!!" "Das ist was ganz anderes! Ich bin ständig auf der Erde, ich kann mich ganz locker unter die Menschen mischen und mich amüsieren. Du dagegen weißt nicht mal, wie man 'amüsieren' überhaupt schreibt!" "Ist nicht wahr!!" "Wohl wahr, ätsch-bätsch!!" Koryu streckte Ryuki provozierend die Zunge heraus. "Na los, gib dir einen Ruck, dein Schätzchen wartet!!" "Hör auf, so was zu sagen!! Du bist ja bloß neidisch!!" "Neidisch??! Du hast wohl gestern zu viel Wasser geschluckt! Ich kann jeden haben, den ich will!" "Aber Kokuyo nicht!" Koryu starrte Ryuki an. "So wie du Hisui nicht bekommst." "Hisui ist etwas ganz anderes! Wir haben keine so schmutzigen Beziehungen wie ihr Dämonen!!" "Ach ja? Und was denkst du tut Hisui mit Kokuyo?! Kartenspielen?!" "Sei still!!" Ryuki presste die Hände auf die Ohren und kniff die Augen fest zusammen. "Du bist nur neidisch! Weil es jemanden gibt, der mich mag!!" "Idiot!! Er mag deine Menschengestalt, nichts weiter!!" "Oh." Ryuki wurde sehr still, wickelte die Decke um sich und kauerte sich auf dem Futon zusammen. Koryu stemmte eine Hand in die Hüfte und starrte ihn abwartend an. "Du meinst, er mag nur das Trugbild?" Ryukis Stimme war leise und traurig, etwas, was Koryu sich bis zu diesem Augenblick nicht hatte vorstellen können. Langsam ließ er sich neben dem Engel auf dem Futon nieder. "Er könnte gar nicht begreifen, was deine wirkliche Gestalt ist. Engelchen, vergiss nicht, in ein paar Stunden ist alles vorbei." Ryuki senkte die Stirn auf die angezogenen Beine und seufzte. "Bist... bist du krank?" Koryu musterte ihn vorsichtig. "Warum? Weil ich traurig bin? Bist du denn nie traurig?" Koryu wurde verlegen und spielte mit einem Ohrring. "Na ja, manchmal schon. Wenn ich allein bin." "Allein?" Ryuki hob den Kopf an und sah Koryu fragend an. "Allein. Bei uns gibt es viele Dämonen, aber die gehen mir aus dem Weg. Ich bin zu nahe mit Satan verwandt, da sind sie alle immer unterwürfig. Und Kokuyo..." Koryu seufzte schwermütig und wickelte gedankenverloren eine Strähne um den Finger. Dann erhellte sich seine Miene. "Weißt du was? Wir gehen auf den Rummel! Das ist echt lustig!" "Rummel?" "Na los, zieh dich um!" ~+~ Koryu schleppte Ryuki auf den Rummel. Sie probierten alles aus, was ihnen in den Weg kam. Koryu stellte überrascht fest, dass Ryuki ein sehr nettes Lächeln hatte und liebend gern Karussell fuhr. »Eigentlich ist er ziemlich nett, für einen Engel!« Er bemerkte natürlich auch, dass sie in ihrer Menschen-Verkleidung jede Menge Blicke auf sich zogen. Die Passanten bewunderten die beiden schönen Jungs. "Koryu?" "Ja?" "Ich glaube, ich kann mich wieder zurückverwandeln." "Oh." Sie sahen sich für einen Moment unschlüssig an. "Lass uns noch mal mit dem Riesenrad fahren." Entschlossen zog Koryu Ryuki an der Hand weiter. ~+~ Die kleine Kabine schaukelte langsam auf die höchste Position des Riesenrades. "Eine schöne Welt, findest du nicht?" "Hmm, stimmt. Wenn man jemanden hat, mit dem man sie teilen kann." Sie schwiegen beide, ein wenig verunsichert. "Koryu?" "Ja?" "Denkst du,...dass wir uns sehen können? Ich meine, auf der Brücke?" "Warum nicht? Ist ja ein neutraler Ort." "Ich könnte dich wieder ins Wasser schubsen." "Dann werde ich dich durch den Wald jagen!!" Sie kicherten beide. "Ryuki?" "Hm?" "Tut mir leid wegen deiner Haare." "Sieht es denn sehr schlimm aus?" "Nein, gar nicht." Zum Beweis lehnte sich Koryu herüber und streichelte sanft über Ryukis hellen Schopf. "Du siehst sehr niedlich aus." "Du meinst, für einen Engel." "Na ja, du kannst ja nichts dafür, dass du kein Dämon bist." "Bäh!" Ryuki streckte Koryu grinsend die Zunge raus. "Echt, niedlich?" "Ja." Koryu rutschte noch näher an Ryuki heran und sah lange in die großen Augen, in denen Flammen brannten. "Soll ich dir verraten, was ich als erstes bei den Menschen gelernt habe?" Ryuki nickte und warf Koryu einen Blick zu, der zwischen Neugier und Unsicherheit schwankte. "Mach die Augen zu." Gehorsam schloss Ryuki die Augen. Koryu betrachtete einen Moment das entspannte Gesicht, in dem noch immer der Anflug eines Lächelns ruhte. Dann beugte er sich langsam vor und küsste Ryuki auf den Mund. "Ich hab dich lieb." ~+~ ENDE ~+~ Vielen Dank fürs Lesen! ^-^ kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Die Erzählung entstand als bescheidenes Dankeschön an Ricci bei dem damaligen yaoiger, da sie immer wieder meine Einsendungen und Beiträge zusammenstückeln musste und sich als Fan der Serie outete ^_~ Ich mag Ryuki sehr gern ungeachtet meiner Engel-Phobie, und Koryu ist natürlich der perfekte Partner für den temperamentvollen Feuerengel, schließlich neckt sich, was sich liebt *g*