Titel: Story Weaving Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Wizard-Serie (Teil 1) FSK: ab 0 Kategorie: Komödie Erstellt: 11.01.2001 Disclaimer: alles meins! Anmerkung: Dies ist eine absolut alberne Geschichte, und wenn ihr so was nicht ertragen wollt, dann ist das eure letzte Gelegenheit, euch was Besseres zu suchen! Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind beabsichtigt und ganz und gar nicht zufällig! Widmung: Diese "Geschichte" ist für alle, die mir geschrieben haben (ihr wisst, dass ihr gemeint seid!!). Danke! ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* Story Weaving Der Wizard ließ die Schultern kreisen, drehte den schweren Kopf auf dem Nacken und fuhr sich über den Kopf. Die Mütze mit der kleinen Bommel rutschte aus der Stirn und wurde sogleich wieder justiert. Der Wizard streckte die langen Arme aus, drehte die ineinander verschlungenen Finger nach innen und drückte kräftig. Ein Knacken belohnte die Anstrengung. »Gut«, summierte der Wizard. Wenn man seine Gedanken in Worte einzufangen beabsichtigte, waren bestimmte Rituale einfach erforderlich, damit man in die richtige Stimmung kam. Und zur richtigen Stimmung gehörten definitiv: ein Läusewärmer mit einer vorwitzigen Bommel, ein Liter extra starker Kakao (heiß!) und gelöste Muskeln. Jeder wusste schließlich um die Gefahren einer Sehnenscheidentzündung oder von Muskelverhärtungen im Genick. Der Wizard grinste seinem Spiegelbild im Monitor entgegen. Auch wenn man üblicherweise die anmutige Haltung eines Aasgeiers auf einem abgestorbenen Baum zur Schau stellte, sollte doch zumindest der Anschein einer kultivierten Erziehung gewahrt werden! Unternehmungslustig setzte er den alten Tower unter Strom und wartete geduldig auf die erste Kommandozeile zur Identifikation. »Na, dann wollen wir mal wieder!« Aber zuerst musste natürlich das Vergnügen sein! Der Typ, der behauptet hatte, dass zuerst die Arbeit und erst dann das Vergnügen käme, hatte nach der Überzeugung des Wizard überhaupt keinen Funken Menschenkenntnis. Ohne ein Vergnügen zum Einstieg fiel die Arbeit doch noch schwerer!! Also verband er seine kleine Station mit dem weltweiten Spinnennetz der virtuellen Realitäten und Informationen. Und nun rein in das Postfach. Wie üblich kämpfte der Browser mit den grafischen Darstellungen, der E-Mail-Dienstleister sperrte sich gegen die ihm gestellten Aufgaben, indem er wieder versuchte, sämtliche eingegangenen E-Mails in den Müllkorb zu befördern. Der Wizard unterbrach diesen stillen Akt der Sabotage des virtuellen Knechts mit ein paar Mausklicken und einem grollenden Knurren. »Ha! HAHA!! Hab dich, Mistvieh!« Und nun der Posteingang. »Oh, nichts Neues...« Die Mundwinkel des Wizards wiesen kurzzeitig nach unten, dann rüttelte er die Enttäuschung ab. Warum nicht gerade mal eine Konserve aufmachen? Also rief der Wizard eine bereits gelesene Mail auf. Mit einem verschämten, aber sehr breiten Grinsen führte er sich zum wiederholten Mal den Inhalt zu Gemüte. Hach, was tat Lob doch gut!! Das Grinsen blieb festgeklebt wie Kirschmarmelade, als er den Kontakt zur Welt unterbrach. »Jetzt aber ran an den Speck!!« Und wenn der Wizard gute Arbeit leistete, würde vielleicht irgendwo da draußen ein anderer eine weitere E-Mail verfassen, die die Arbeit des Wizards lobte. »Ist ja auch gar nicht wahr, dass man nur für die Kunst arbeitet! Ohne die Reaktionen von anderen ist Kunst gar nichts!« Der Wizard wurde tiefsinnig, seine Stirn legte sich in Dackelfalten. »Überhaupt ist das Leben nichts ohne andere! Man kann ja die eigenen Aktionen nicht erkennen, wenn niemand da ist, der sie reflektiert!« Von dieser Anwandlung in den Bereichen der Metaphysik erschöpft, schüttelte der Wizard energisch das Haupt und brachte die Bommel zum Fliegen. Er schlürfte betont einen Schluck der heißen Schokolade und betäubte die Zungenspitze. »Also, aber jetzt!!« Der Wizard warf den Riemen auf die Orgel, sprich: er öffnete seinen Lieblings-Editor. Das freundliche Weiß des leeren Blattes blendete ihn, rasch musste nun die Sonnenbrille her! Ein letztes Mal die Finger knacken lassen, dann konnte es auch schon losgehen. Hatte der Wizard nicht gerade heute im Vorbeigehen ein Gesicht erspäht, dessen Geschichte man publizieren musste?! In dem Labyrinth, das die Gedanken des Wizards beherbergte, drehten sich die Zahnrädchen wild, Abermillionen Informationen wurden aufgegriffen, geprüft, verworfen oder weitergeleitet. Es war ganz schön schwierig, diese überbordende Energie in das Geschirr einer Handlung zu spannen! >Was macht er da?< Der Wizard fuhr herum. Wer hatte da geflüstert? Aber der zugestopfte Raum war menschenleer. Der Wizard rückte die Mütze zurecht und ließ die Finger über die Tasten huschen. >Ich glaube, er schafft eine neue Figur!< "Wer ist da?!" Der Wizard donnerte los, grapschte mit der freien Pranke nach der riesigen Plastikzahnbürste, die er bei einer Tombola auf seiner Arbeitsstelle gewonnen hatte. Aber noch immer war der Raum verlassen. Der Wizard richtete sich auf, imponierende 1,70m, und schlich gebückt wie Graf Rübezahl in den Flur. Aber weder im Flur, noch im Schlafzimmer oder der Küche, nicht mal im Bad war irgendjemand verborgen. Der Wizard kehrte an seinen Platz zurück, rüttelte die Kissen auf und kratzte sich im Nacken. »Komisch!« Dann lachte er über sich selbst. »Jetzt fang ich schon an, Stimmen zu hören!« Er drückte die Finger gegeneinander, atmete zweimal tief aus und wollte erneut mit der Geschichte beginnen. >Das ist echt unfair!< Dem Wizard standen die Haare zu Berge. "Wer ... wer ist denn da?" Ängstlich piepste er nun, drehte sich suchend um. >Wir sind hier, und du bist gemein!< Auf dem Monitor verschwand der Editor auf der unteren Leiste. Ein Konsolenfenster öffnete sich von Geisterhand und dann blinkte in beruhigendem Himmelblau diese Nachricht in die Welt. Der Wizard keuchte, starrte auf das Bild. Dann vergewisserte er sich panisch, dass er tatsächlich die Verbindung zur Außenwelt gekappt hatte. »Wer zum Teufel...? Und vor allem, wie??« Langsam sackte der Wizard auf das plattgedrückte Kissen. Mit zittrigen Fingern tippte er einen folgenschweren Satz. [Wer seid ihr?] Aus den Lautsprechern des Towers klang ein empörtes Stimmengewirr. Unsicher lugte der Wizard unter den Tisch, hinter den Monitor, hob den Drucker an. [Wo seid ihr?] >Hier natürlich, in deinem Computer, du Dödel!< Die Jungenstimme triefte vor Herablassung. Der Wizard drückte das Rückgrat steif durch. "Das ist Unsinn!" Er sprach laut, wollte die plötzliche Grabesstille im Zimmer füllen. "Das ist bloß eine Einbildung. Ich kann euch gar nicht hören, weil ihr nicht da seid. Obwohl ich immer noch nicht weiß, WER ihr seid!" >Oh Mann, er ist wirklich schwer von Begriff, oder?!< >Wir müssen es ihm schonend beibringen, sonst knallt er durch.< >Seid nicht so fies! Er gibt sich doch Mühe!< Wieder die Stimmen, diesmal sogar eine weibliche. Der Wizard schwankte zwischen Panik und Neugier. Vielleicht hatte er das mit dem Internet-Anschluss doch wieder irgendwie vermasselt?! >Haltet mal die Klappe, okay?!< Das Stimmengewirr verebbte, dann löste sich eine ruhige Stimme. >Okay, Wizard, keine Panik, bleib ganz ruhig. Wir sind deine Schöpfungen. Und wir sind in deinem Computer gefangen.< Der Wizard kniff sich in den Handrücken. "Ähm, meine Schöpfungen?!" >Er hat's immer noch nicht kapiert! Ich hab ja gesagt, der ist einfach zu dusselig.< >Aber nicht mal blond!< >He, du Scherzkeks, noch ein Wort über Blonde, und ich rasier dir den Kopf, dann musst du ein Schild um den Hals tragen, damit man weiß, wo dein Arsch ist!!< Der Wizard schluckte bei dem Wortgefecht. Es kam ihm irgendwie vertraut vor. "Ihr... ihr seid aus meinen Geschichten, oder?! Oder?!" >Schau mal, ES denkt! Wie niedlich!< >Achtung, gleich bricht Rauch aus, die Anstrengung wird die Denkmurmel überlasten!< Der Wizard hörte das Gelächter verzerrt über die Lautsprecher und kreuzte verärgert die Arme vor der Brust. "Jetzt hört mal zu, ihr Mischpoke! Wenn ihr mich ärgert, dann lösch ich euch einfach, klar?!" >Na klar, immer auf die Kleinsten!< >Lasst euch keine Angst machen, er würde uns nie löschen!< >Richtig, er liebt uns!< >Blödmann, er ist viel zu stolz auf seine mickrige Leistung!< >Oh, echt?!< Betrübtes Schluchzen. >Hör mit der Heulerei auf, er kann uns nicht löschen!< "Ach, und warum nicht?!" Mit einem diabolischen Grinsen rief der Wizard einige Dateien auf. "Man muss einfach nur 'rm' eingeben, ganz leicht!" >Und? Damit kannst du uns nichts anhaben!< >Doch, mir schon.< >Klappe!< "Und warum solltet ihr das überstehen?" Der Wizard rieb sich verwirrt die Nasenspitze. >Weil wir auch schon woanders existieren. Du hast unsere Geschichten veröffentlicht, schon vergessen? Und so existieren wir, in den Köpfen, in den Gedanken, im Netz, auf Festplatten und Homepages. Wir sind wie ein Virus. Wenn man es loslässt, entwickelt es eine nicht mehr kontrollierbare Eigendynamik.< Der Wizard staunte Bauklötze. "Aber... aber wieso lebt ihr? Ich meine, ihr seid nur Erfindungen, Ideen." >Das ist deinem technischen Talent zu verdanken.< Der Wizard strich sich geschmeichelt über den Kopf. "Ach wirklich?" >Wenn du nicht alle Ordner in einen gepackt und den Internet-Zugang dreimal zerlegt hättest, dann...< Der Wizard schaltete verärgert die Lautsprecher ab. »So eine Frechheit!! Sollte man sich so was von den eigenen Geschöpfen anhören?!!« >aber dadurch haben wir einander kennengelernt. Und dann sind wir ins Netz gegangen und haben uns ein bisschen umgesehen.< Der Text lief auf dem Konsolenfenster weiter. "Schön. Fein. Ihr hattet euren Spaß. Jetzt haut ab, ich will arbeiten!" >Kampflos bestimmt nicht!! Du hockst seit sechs Wochen an meiner Geschichte, wieso fängst du einfach eine neue an?! Ich war zuerst dran!< >Und ich will den blonden Japaner kennenlernen, von dem du geschrieben hast! Schreib mir eine Liebesaffäre mit ihm!< >Waas?! Wir sind doch zusammen!< >Und?! Kannst ja deine eigene Geschichte mit ihm kriegen!< >Also, wenn es nicht zu viel verlangt ist, hätte ich gerne einen richtigen Kuss, ich meine, meine Geschichte war so kurz, und irgendwie sind wir nie so richtig, na ja, du weißt schon...< "Das reicht!!" Der Wizard schaltete entnervt den Monitor aus. »Wie machen die das bloß?« Der ganze Bildschirm füllte sich mit Worten, das Protokoll eines durcheinander sprechenden Haufens. »Ich bin doch nicht verrückt?! Das gibt's nicht, dass Figuren über den PC mit einem reden!« Der Wizard nahm einen gewaltigen Schluck Kakao, ließ diesen in den Hamsterbacken kreisen. Dann schluckte er geräuschvoll. »Vielleicht bin ich überarbeitet?! Aber ich kneife doch nicht vor denen!!« Er schaltete den Monitor wieder an. Inzwischen lief eine hektische Debatte, ein Eifersuchtsdrama in schriftlichen Dialogen. Der Wizard griff in die Tasten. [Das reicht jetzt, hört auf! Es wird nacheinander gesprochen, sonst mach ich die Kiste gleich aus!] >Ich war zuerst dran! Also, wie ich schon sagte, meine Geschichte ist immer noch nicht fertig, seit sechs Wochen bastelst du dran herum! Und jetzt willst du einfach was Neues machen! Das ist nicht fair!< Der Wizard nickte grimmig "Wer sagt, dass das Leben fair ist?! Und überhaupt, ich kann so viele Geschichten anfangen, wie ich will!" >Aber was ist mit meiner Geschichte?! Ich habe auch Rechte!! Du hast mich geschaffen, also musst du auch für mich sorgen, klar?!< "Du hast wohl ein Rad ab?!" >Ich werde mir einen Anwalt nehmen und dich verklagen! Wegen lieblosen Umgangs mit einem hilflosen Geschöpf!< Bevor der Wizard antworten konnte, tauchte ein weiterer Text auf. >Lass das Panickel sausen. Kommen wir mal zur Sache. Ich will eine Liebesaffäre mit diesem Kouji, klar? Schreib mir was richtig Heißes, okay?! Dieser Izumi ist doch kalter Kaffee!< >Aber wir sind doch zusammen, und...< >Meine Güte, sei nicht so zickig, klar? Du kannst auch eine Affäre mit ihm haben, von mir aus!< >Ich will aber nur dich!< >Und ich will Abwechslung, okay?! Monogam kann ich sein, wenn ich tot bin!< Der Wizard unterbrach die Neuauflage des Eifersuchtsdramas souverän. "Niemand wird eine Liebesaffäre mit ihm haben, weil er nicht von mir geschaffen wurde. Er gehört mir nicht." >Na toll. Das ist ja wieder typisch für mein Glück! Ausgerechnet ich werde von einem Einfaltspinsel erschaffen, während eine Frau auf der anderen Seite des Erdballs so einen heißen Feger auf die Welt bringt!! Das ist so unfair!!!< >Liegt wahrscheinlich an seinem großen Kopf! Gerade, als der Funken Inspiration durchs All schoss, ist der in die Flugbahn geraten!< "Das muss ich mir nicht bieten lassen!" Der Wizard schloss das Konsolenfenster und fuhr die Maschine herab. »Undankbares Volk!! Werdet schon sehen, was ihr davon habt!« Er rollte sich in sein Bett und kuschelte sich in die Decke. ~~* Der Wizard gähnte so ausgiebig, dass sein Kiefer knirschte. »Was für ein höllischer Tag!« Die ganze Nacht hatten sie ihn im Traum geplagt mit ihren Streitereien, ihren Ansprüchen, ihren Wünschen. Und als er sich dann gerädert zur Arbeit geschleppt hatte, war der Tag schon gelaufen gewesen. Der Wizard hob den Topf auf den Schreibtisch, löffelte Ravioli in seinen Mund. »Und jetzt schreib ich eine Geschichte, nur für mich!!« Er ließ den mechanischen Knecht hochfahren, öffnete ein paar Fenster, aber es tat sich nichts Ungewöhnliches. Also begab er sich in die virtuellen Weiten des Netzes, um die Neuigkeiten des Tages zu prüfen. »Keine Post!« Die Mundwinkel, mittlerweile mit Tomatensoße verziert, neigten sich Richtung Fußboden. »Aber gut, wir können auch anders.« Der Wizard suchte sich seine Lieblings-Internet-Adresse aus der Favoriten-Verwaltung. »Ha, schöne Bilder, tolle Geschichten!« Er checkte wie immer die Kontaktmöglichkeiten nach Neueinträgen. Dann verließ er, besser gelaunt, das unendliche Netz und machte sich daran, eine neue Geschichte zu erfinden. ~~* Irgendwo im weltweiten Netz... >Was tut er gerade?< >Schreibt.< >Und jetzt?< >Hier, der kleine Italiener ist doch unser Informatik-Crack! Was machen wir nun?< >Wir werden eine Homepage basteln. Und wir suchen uns einen Chat-Room, wo wir mal unter uns sein können, ohne ihn, ganz frei.< >Ich will noch mal auf die Seite eben!< >Gut, trennen wir uns.< >Wartet! Und wenn er den Computer ausmacht? Dann sitzen wir hier fest!< >Keine Angst, morgen ist er bestimmt wieder online, und dann können wir wieder zurück.< >Also, Waidmanns Heil!< ~~* Der Wizard stellte die Thermoskanne mit dem Kakao auf den Tisch und schaltete die Computer-Landschaft ein. Summend und brummend erwachte die Technik zum Leben. »Erstmal eine schöne, heiße Tasse Kakao und dann...« >He, Meister!< Der Wizard spruzte Kakao auf den Monitor. >Was für eine enthusiastische Begrüßung! Da hätte ich auch auf der Homepage vom Zoo bleiben können!< Der Wizard begann langsam, diese spöttische Stimme zu verabscheuen. "Welcher Teufel hat mich geritten, so einen fiesen Mistkerl wie dich zu erschaffen?!" >Du hattest einfach nur Glück, würde ich sagen. Aber zurück zum Geschäft.< "Welches Geschäft?" Der Wizard legte mit einer Rolle Klopapier den Monitor trocken. >Unser Geschäft. Du erschaffst uns, und wir wollen was aus unserem Leben machen.< "Ach was. Und wie wollt ihr das anstellen?!" >Das haben wir bereits. Und jetzt zieh dir mal was Anständiges an, gleich klingelt's.< "Hä?!" Die Türklingel quälte sich zu einem luftarmen Bimmeln. Sie war nur sehr selten in Benutzung. Der Wizard starrte irritiert in den Flur. Ein zweites Mal, schon etwas energischer, schellte die Klingel. Mit Kakao bekleckert und noch immer in der Kreativ-Uniform einschließlich Sonnenbrille wankte der Wizard zur Tür. "Post!!" Der Schläger hinter dem Trommeln an der Haustür musste mit Godzilla verwandt sein. Misstrauisch öffnete der Wizard die Tür einen Spalt weit. "Na endlich! Haben Sie sich unterwegs verlaufen, oder was?!" »Die Post ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Früher waren die viel zu bequem, um beleidigend zu werden.« "Ich hab nix bestellt." "Ach, was ist das hier?! Und das ist doch wohl Ihr Name, oder nicht?!" Der monströse Postbote aus der Hölle wuchs noch einen Meter. Eine düstere Hakennase erfüllte den Horizont des Wizards. "Äh..." "HIER-UNTERSCHREIBEN! BITTE!!!" Hastig krakelte der Wizard auf einem vermatschten Stück Papier ein paar Hieroglyphen. "Warum nicht gleich so!!" Das Monster trampelte grußlos das Treppenhaus hinunter. Der Wizard starrte auf die Pakete. "Aber ... aber ..." Eilig schob er sie in den Wohnungsflur, verbarrikadierte sich dann wieder schleunigst. Er huschte zum Computer zurück. "Woher habt ihr das gewusst?" >Ganz einfach, wir haben die Sachen bestellt.< "Waaas??!!! Und womit wollt ihr das bezahlen??!" >Mit dem Geld von deinem Konto.< "AArrghhh!!" Der Wizard schleuderte ein Kissen gegen ein Regal. "Das könnt ihr gar nicht!! Man braucht eine Unterschrift oder die PIN-Nummer oder...!" >He, beruhig dich mal wieder! Du hast die Nummer auf dem Computer gespeichert.< Der Wizard sackte schreckensbleich auf seinen Sessel. Fröhliche Stimmen dröhnten aus den Lautsprechern, die er vorgestern doch deaktiviert hatte?! >Na komm schon, nimm's nicht so tragisch. Es waren Sonderangebote. Außerdem musste deine technische Ausstattung unbedingt mal auf Vordermann gebracht werden.< "Aber... aber das Geld?!" >Oh, wir streichen einfach ein bisschen was von deinen Ausgaben für Lebensmittel.< Der Wizard zog sich ein Kissen über den Kopf. >Das war ein Scherz, okay?! Wir holen das Geld wieder rein.< >Jetzt nimm das Kissen vom Kopf!< >Vielleicht sollte er etwas Kakao trinken?!< >Verdammt, was für ein Sensibelchen!< >Lasst ihn, er ist bloß geschockt. Wir erzählen ihm einfach, was wir so die letzte Zeit gemacht haben, hm?!< >Oh Mann, diese Japanerinnen! Ihr seid wohl immer total lieb, oder was?!< >He, du blöder Kerl, mach ja meine Süße nicht an, klar?!< >Maiko, lass doch, der ist bloß neidisch!< >Neidisch?! Ich glaub, die haben dein Gehirn vergessen, Prinzessin!< "Das reicht!!! Mir reicht's!! Haltet die Klappe, alle!!" Erstaunlicherweise kehrte sofort Ruhe ein. Der Wizard zog das Kissen vom Kopf und justierte die Denkerkappe neu. "Also, was ist das für Zeug?" >Ein Drucker, ein Scanner, ein Zeichentablett , eine Web-Kamera und Software.< "Seid ihr übergeschnappt?!" Der Wizard keuchte vor Entsetzen. Sein Konto war nicht gerade eine Goldgrube und solche Ausgaben...!! >Nun mach mal halblang, Panickel! Wir erklären's dir zum Mitschreiben. He, Italiener!< >Ja, äh, danke. Hi Wizard! Ähm, wir haben uns gestern ein bisschen im Netz umgesehen, und wie soll ich das bloß formulieren...du bist technisch gesehen, im Mittelalter stehengeblieben. Oder vielleicht so: du machst nichts aus deinen Möglichkeit.< >Und wir werden das ändern.< >He, lass ihn weiterreden!< >Oh, schon gut, bevor du mich niederschlägst!< >Äh, also, danke, ihr Beiden. Gut, Wizard, also haben wir uns ein wenig von deinem Konto bedient, so als eine Art Anschubfinanzierung. Wir brauchen diese Dinge dort, damit wir dein Leben verbessern können.< Der Wizard jaulte. "Aber ich habe auch ohne dieses Zeug ein gutes Leben! Was soll ich damit, ich kann doch damit gar nicht umgehen!" >Erzähl uns mal was Neues, Mr. Technik!< >Immer musst du gleich persönlich werden! Dir fehlt wohl ein Clinch?!< >Du und ich?! Komm her, dann gehen wir zusammen in unseren Chat-Room und machen das Licht aus!< >He, hier sind auch Minderjährige, beherrscht euch gefälligst!< >Pfff!< >Äh, Leute, seid doch bitte mal ruhig, ja? Komm schon, erklär's ihm weiter!< >Danke!< >Oh Mann, Wizard, schreib den Beiden bloß eine Fortsetzung, sonst muss ich kotzen! So verliebt, ärrkkk!!< >Warum verziehst du dich nicht einfach auf die NBA-Seiten?< >Mach ich auch! Langweiler!< >Also gut, Wizard, bist du noch da?!< "Leider." >Gut, wir brauchen dich, damit du diese Dinge anschließt. Ich werde dir erklären, wie.< "Toll. Und hat einer von euch daran gedacht, dass wir dazu Treiber brauchen?" >Gibt's ein Problem?< >Wieso bist du schon wieder hier?< >Die Seite ist abgestürzt.< >Dann geh auf die yaoi-Seite und lies dir noch mal die Storys über Kouji durch.< Der Wizard stöhnte leise. "Ich kann diese Dinger hier anschließen, aber das nützt nichts, wenn wir keine Treiber haben." >Wir hätten Treiber, wenn du Microsoft als Betriebssystem hättest.< "Ich werde meine Ideale nicht der Bequemlichkeit opfern!" Der Wizard erhob sich steif und streckte das Kinn. "Ich werde mich nicht an der Bill Gates-Verschwörung beteiligen und die Weiterverbreitung eines gigantischen Virus fördern. Es leben die freien Betriebssysteme!!" >Toll. Aber hast du auch berücksichtigt, dass du, technisch gesehen, eine totale Niete bist? Wer sollte denn die Sachen einrichten, die du nicht hinkriegst mit Kaufsoftware?< "Ähh...." >Ah ja. Das hatte ich irgendwie erwartet.< >Aber das ist kein Problem, ich habe alles vorher geprüft. Wir laden die Treiber aus dem Internet herunter und dann werde ich alles Weitere von innen machen.< "Von innen?!" Der Wizard staunte, dann begann langsam Erkenntnis in sein Bewusstsein zu sickern. "Moment mal, ihr ladet runter?! Du richtest ein?!" >Nun, du selbst hast mich mit den Fähigkeiten geschaffen.< >Und wir anderen waren heute auch nicht untätig! Wir haben uns im Netz umgesehen!< >Wir haben schon mal eine Homepage für dich eingerichtet! Da sind alle unsere Geschichten drauf.< >Genau. Und zur Illustrierung wollten wir noch ein paar Bilder einbauen.< Der Wizard füllte Kakao in seinen Becher, dann stürzte er alles ungeachtet der Hitze hinunter. >Langsam, Leute. Mädels, ihr werdet ins Netz gehen und an unserer Seite rumbasteln. He, du, kümmer dich mal um Musik. Wir anderen werden dem Wizard bei der Montage assistieren.< ~~* Der Wizard gähnte bis zur Maulsperre. Seine Augäpfel waren schon eingetrocknet. Ihm graute vor den Augenringen, die ihm morgen Früh aus dem Spiegel entgegenschimmern würden. Aber er hatte es vollbracht! Alle Geräte hingen an seinem alten Tower. Und sie liefen alle!! Ein Quantensprung in seinem technischen Vermögen! Aber das musste bis morgen warten. ~~* >Und jetzt?< >Er schläft.< >Endlich. Ich dachte schon, er treibt mich in den Wahnsinn! Wie hat er es bloß geschafft, unfallfrei diesen Computer in Gang zu bekommen?!< >Nun, seine Talente liegen offensichtlich auf einem anderen Gebiet...< >Talente?! Welche Talente?!< >Wir wollen nicht ungerecht sein, immerhin hat er uns zum Leben erweckt.< >Und schon fühlt er sich wie ein Gott!!< >Genau! Was diese Person sich da erlaubt, Er wagt es doch tatsächlich, mich umbringen zu wollen! Infam! Eine Unverfrorenheit ohne Gleichen!< >Krieg dich mal wieder ein, Goldlöckchen!< >Pardon? Dieser impertinente Barbar offeriert einer fremden Person meinen Tod!! Als Trophäe für eine Fortsetzung! Und überdies war seine Erzählung abgeschmackt! Mein Vergnügen viel zu kurzweilig!< >Was redet der Fatzke da eigentlich? Ich versteh kein Wort!< >Immer mit der Ruhe! Es war nur eine E-Mail, okay?! Außerdem hat er viel zu viel zu tun, um eine Geschichte, die er als abgeschlossen betrachtet, fortzusetzen!< >Aber dieses verworrene Gehirn! Er wäre durchaus imstande...< >Das reicht!! He, Großer! Geh mal mit dem Kleinen hier um den Block!< >Was erlaubt Er sich?!!< >Sei nicht schüchtern, Süßer. Magst du KISS?< >Endlich! Das Monster und der Goldjunge sind aus den Füßen!< >He, wie sieht unsere Homepage aus?< >Die Mädels haben ganze Arbeit geleistet.< >Und, haben wir schon Interessenten?< >Aber hallo! Man muss eben nur ein paar gute Schlüsselbegriffe bei den Suchmaschinen angeben, und Voila!, man landet bei uns!< >Was für Begriffe?!< >Och, na ja...< >Spuck's aus!< >Manga, Yaoi, Bishounen, Shounen-Ai...< >Und...?!!< >Äh...< >Lass mich raten... Sex?!< >Das ist einer der führenden Begriffe auf den Suchlisten-Eingaben! Kann doch nicht schaden, oder?< >Wenn der Meister das mitkriegt, trifft ihn der Schlag!< >Wer sagt denn, dass er es mitkriegt?!< >Gutes Argument! Bin ich froh, dass wir kein Mikro an dem Ding haben. Wenn ich mir vorstelle, wie der gerade die Bäume abholzt!< >Kicher, stimmt!< >Und was ist der nächste Schritt?< >Wir bauen unser eigenes Reich.< ~~* Der Wizard streckte sich und betrachtete wohlgefällig die Geräte. Alle blinkten noch immer vorschriftsmäßig. »Schön!« Aber heute wollte er sich einen Abend freinehmen! »Nur mal rasch in die Post...« Der Wizard erstarrte. Da waren 14 Posteingänge. Sein Herz machte Luftsprünge, Endorphin tobte durch sein Gehirn. »Toooooll!« Er las die erste E-Mail. Dann die zweite. Seine Verwirrung und Ratlosigkeit wuchs. »Tolle Homepage?! Starke neue Geschichte?! Aber...?!!« Dem Wizard kam langsam ein Verdacht. Wo waren die Plagegeister?! Aber es war noch immer verdächtig ruhig. Er folgte dem Pfad auf die gelobte Homepage. »Unglaublich!!« Bilder! Musik! Zu den Geschichten! »Meine Homepage?!« Als er die Hits auf der Seite sah, blieb ihm der Jubel im Halse stecken. »1002!!« Die Seite konnte erst seit gestern stehen (wenn er denn seinen Geschöpfen glauben durfte), und schon so viele Interessenten?! Der Wizard schüttelte den Kopf, bis die Bommel flog. Verwirrt wechselte er auf die Seite, die die Stories anpries. Tatsächlich, seine Geschichten! Aber eine, die erkannte er nicht! Neugierig versuchte er, die Geschichte herunterzuladen. >Hör auf, sie liegt auf deiner Festplatte!< "Iiieekk!" >Ganz meinerseits. Hier, ich mach sie dir auf!< Auf dem Monitor erschien ein Dokument. Der Wizard verfolgte misstrauisch die Zeilen, aber dann nahm ihn der Zauber der Erzählung gefangen. Das waren seine Figuren, aber in einer anderen Kombination, in einem anderen Setting! "Wer hat das geschrieben?!" >Wir. Wir erzählen das, was wir gern erleben würden.< >Außerdem willst du uns nichts mit Kouji schreiben!!< "Ich hab schon mal gesagt: er gehört mir nicht!" >Aber die Mädels hast du mit ihm in eine Geschichte gesteckt!< >Und?! Wir haben keinen gemeinsamen Auftritt, du Penner!< >Maiko!< >Gib ihm ruhig Kouji, ich will Katsumi treffen, okay?!< "Seid ihr irre?! Kreativität lässt sich nicht erzwingen!! Der Wizard kämpfte verzweifelt um seine Würde. "Und ich will kein Lob einheimsen für Dinge, die ich nicht fabriziert habe!" >Sei nicht so empfindlich!< >Wir brauchen deine E-Mail-Adresse, weil die Geschichten unter deinem Namen laufen.< >Und das ist völlig okay, weil du uns geschaffen hast und wir nur das tun, was du uns in die Wiege gelegt hast.< >Nun ja, einige von uns werden ein paar Dinge mehr tun..< >Und andere werden sich nicht mehr solchen Brutalitäten aussetzen, wie du sie beschrieben hast!!< Der Wizard wurde rot, als er an eine Episode der eben gelesenen Geschichte dachte. >Da kannste noch was lernen, hm?< "Ich... ich..." >Oh, guckt mal alle, er wird rot!< "Gar nicht!" >Süß!!< >Du hast dir das falsche Genre ausgesucht!!< >Hört doch mal auf jetzt!< "Ich will jetzt fernsehgucken!" >Was läuft denn?< "Geht euch nichts an! Und jetzt seid ruhig!" Der Wizard stellte die Lautsprecher aus, schaltete den Monitor ab. Dann ließ er sich auf das Sofa sinken und warf den Fernseher an. >Rutsch mal, Kleiner!< "Was?!" Der Wizard schrak zusammen. >Ich nehm ein paar Kissen, okay?< Der Wizard wurde käsig. Zwei Mädchen kauerten sich eng umschlungen auf die Kissen, ein roter und ein blauer Kopf lehnten sich aneinander. Neben ihm hockten zwei Jungs, ein Blonder mit einer blauen Haarsträhne und ein Lockenschopf mit Brille. >Komm, Frankie, setz dich zu mir!< Ein Junge mit weißblondem Schopf zerrte einen schmalen Jungen auf seinen Schoß. >Und was ist mit mir?!< Ein Glamrocker stand beleidigt neben der Couch, balancierte ungeschickt auf Plateausohlen. >Jetzt lässt er mich allein hier, nachdem ich so viel gute Musik besorgt hab und mit diesem komischen Blondschopf rumgezogen bin.< Dem Wizard traten die Augen aus dem Kopf. >Sei nicht so schwierig, setz dich auf den Teppich.< Umständlich plumpste der Riese auf den Boden. >He, nimm die Mähne aus dem Bild!< >Beschwer dich bei ihm, ich hab sie mir nicht ausgesucht!< "Eechh, eeechh!" >Ich glaube, er versucht, uns was zu sagen.< Gespannte Gesichter wandten sich dem Wizard zu, der nach Luft schnappte wie ein Fisch. Der Weißblonde tätschelte dem Wizard vertraulich die Wange. >Ja, wir sind lebendig. Wir sind über die Web-Cam aus dem Computer spaziert und leisten dir jetzt ein wenig Gesellschaft.< >He, sei ruhig, "Buffy" fängt an!< >Um was geht's denn da?< >Die killt Monster!< Der Glamrocker protestierte empört. >Warum?! Immer geht es gegen Minderheiten!< >Reg dich nicht auf, Großer!< >Ich hab mir mein Aussehen nicht ausgesucht!!< >Halt die Klappe!< >Versteh gar nicht, was an der Serie so toll sein soll?!< >Ich auch nicht, weil ständig einer reinquatscht!< "Ruhe!!" Der Wizard hatte sich endlich wieder gefangen. Alle seine Vorstellungen hatten Gestalt angenommen und hockten jetzt auf seiner alten Couch, um mit ihm Fernsehen zu gucken. "Wo... wo sind die anderen?" >Oh, du meinst die Typen aus der Fantasy-Story? Die sind in deinem Schlafzimmer und legen einen flotten Dreier hin.< Der Wizard schoss in die Höhe, sackte dann langsam in sich zusammen. Er wollte nicht in sein Schlafzimmer gehen, um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen. Inzwischen hatten die beiden Mädchen sich von der Titelfigur inspirieren lassen und küssten sich innig. Dem Wizard blieb die Spucke weg. Es war eine Sache, darüber zu schreiben, aber die intime Spannung in seiner Wohnung versetzte ihn in Panik. »Die Geister, die ich rief...« >Mach dir keine Gedanken, die beiden sind doch niedlich.< Der schwarz gelockte Junge neben ihm lächelte aufmunternd. Sein blonder Sitznachbar stand auf und kämmte seine blaue Haarsträhne hinter das Ohr. >Ich sag ihnen, sie sollen dein Schlafzimmer freimachen. Du siehst irgendwie krank aus.< Der Wizard wimmerte leise vor sich hin. Der Blonde verschwand im Flur. Die anderen verfolgten gespannt, wie Buffy gerade wieder Vampire umbrachte. >Die haben überhaupt nichts drauf! Voll blöd!> >Stimmt, in der Story, die ich auf yaoi gelesen hab, waren die viel cooler!< >Und in der Geschichte, die er angefangen hat? Die haben auch nicht gerade besondere Fähigkeiten!< >Das sind aber keine Vampire!< Ein schwarzhaariger Mann löste sich aus den Schatten und funkelte den Sprecher an. >Oh, schon gut, schon gut! Reg dich nicht auf!< >Eben, du bist noch gar nicht veröffentlicht worden!< >Pfff!!< Der Mann löste sich wieder auf. >Sag mal, Wizard, hast du was dagegen, wenn wir ein bisschen Geld machen?< Der Wizard winkte schwach mit der Hand ab und verkroch sich in sein Bett. Er hoffte verzweifelt, dass die Geister ihm wenigstens den Schlaf nicht raubten. ~~* "Ihr habt was gemacht?!" Der Weißblonde lächelte schlüpfrig, legte ein Bein über das andere, während er neben dem Wizard auf dem Schreibtisch thronte. >Das, was wir schon vorher getan haben. An deine eigene Geschichte erinnerst du dich wohl noch?< "Aber...!!!" >He, du hast selbst gesagt, dass du Geld brauchst, richtig? Und du kannst nicht mal gefahrlos mit einem Lineal umgehen! Na ja, Frankie kann ganz gut mit dem Zeichentablett umgehen, und die beiden niedlichen Mädels können gut porträtieren.< Der Wizard blubberte. >Hier, sieh's dir erst mal an. Das ist ästhetisch und lässt sich gut auf Poster drucken. Wir haben schon Einiges verdient daran. Bald haben sich die Kosten schon amortisiert.< Der Weißblonde legte sanft die Handflächen auf die Wangen des Wizards. >Es sieht gut aus, wirklich.< Dann bekam der einen Kuss auf die Nasenspitze. >Wir hängen auch eins an deine Wand. Ein Gruppenbild.< Er flüsterte vertraulich. >Und das von mir und meinem Herzblatt kannst du ins Bad hängen.< Der Wizard lief wieder rot an und sah verlegen unter sich. Tatsächlich hatten sie die Bilder so gezeichnet, wie sie in seiner Vorstellung existiert hatten. Der Wizard loggte sich ein und starrte in sein Postfach. So viele E-Mails!! Und neue Geschichten und Bilder auf der Homepage! "Die Zauberlehrlinge sind flügge geworden." Traurig rieb er sich die Stirn. »Ich brauche Ravioli.« Der Wizard wankte in die kleine Küche, wo Natsumi gerade Blumen arrangierte. "Öh...!" Der Wizard schob sich an ihr vorbei und angelte eine Dose aus dem Regal. Geübt erwärmte er die Dose in der Mikrowelle. >Warum isst du die und nicht die scharfen? Oder die vegetarischen?< Der Wizard war genervt. "Ich bin Traditionalist! Und ich muss meine tierischen Gelüste befriedigen!" >Und wenn du welche mit Vollkorn isst?< "Uäääähh! Das schmeckt doch wie Wellpappe!" >Schon gut, war ja nur eine Frage!< Der Wizard grunzte etwas und verzog sich wieder vor seinen Computer. »Ich bin Ewigkeiten allein gewesen, aber jetzt schwirren die ständig hier ein und aus! Das ist einfach ein bisschen viel!! Und auf seiner Homepage tummelten sie sich im Hintergrund eifrig. "So ist das also. Ihr schreibt eure eigenen Geschichten, erlebt eigene Abenteuer. Ihr braucht mich nicht mehr." Zwei schlanke Arme legten sich um seine Schultern, dann wurde er sanft mit Ravioli gefüttert. >Sei nicht so trübsinnig. Wir haben nicht vergessen, wie du dir die Nächte um die Ohren geschlagen hast, um uns zu erschaffen. Wir sind in deine Träume spaziert, haben deine Gedanken in Beschlag genommen.< Ein Kuss landete auf seiner Wange. >Du bist der Schöpfer. Wir erleben eigene Geschichten, aber ohne dich werden keine neuen Helden unser Universum betreten. Und weil wir alle einen Teil von dir tragen, reist du mit uns um die Welt. Du bist unsterblich durch uns.< Der Wizard lächelte schüchtern. "Was habt ihr eigentlich mit der Homepage beabsichtigt?" >Oh, wir stellen Kontakt zu Gleichgesinnten her.< Dann seufzte der Weißblonde leise. >Und vielleicht kann ich den Jungen aus der Vampir-Story zu einem Date überreden, wer weiß?! Aber das bleibt unter uns, okay?!< "Sicher. Sag mal, schreibt ihr auch Geschichten auf Bestellung?" >Vielleicht.< ~~* Der Wizard beugte sich über die Tastatur. Seine Finger tanzten eilig, während seine Miene Entschlossenheit verriet. [Hallo ihr! Bitte schreibt mir eine Liebesgeschichte! Euer Wizard] ~~* ENDE ~~* Danke fürs Lesen! kimera *rollt sich wieder in den Winterschlaf* PRODUKTIONSNOTIZEN Ähnlichkeiten mit dem Wizard? *g* Nun jaaaa... Dies entstand eigentlich als scherzhafte Überlebensmitteilung, nachdem mich der Run auf "Lonely Hearts" und "Brüder" vollkommen überrollt hatte und ich mich von wild gewordenen, hormonberstenden Bishounen umzingelt sah, die unbedingt ihren Auftritt haben wollten... Ungeachtet aller Widrigkeiten ^-^° Tja, es bedurfte eines ganzen Jahrs, um ihnen allen zu ihrem Recht zu verhelfen... (und jede Menge Pasta, Kakao und Schokolade...)