Titel: Return Of The Wizard Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Wizard-Serie (Teil 2) FSK: ab 0 Kategorie: Komödie Ereignis: Weißer Tag 2002 Erstellt: 10.03.2002 Disclaimer: Die Songs gehören ihren Autoren, die Figuren mir! ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* Return Of The Wizard "Meine Güte, müffelt es hier." "Stimmt, Kleiner. Was auch immer es war, hoffen wir, dass es nicht gelitten hat." Luzifer II, genannt Lou, schlängelte sich unsicher auf seinen Plateausohlen durch das Chaos in dem abgedunkelten Zimmer. Sein Begleiter, ein weißblonder Junge, kletterte über ein gefülltes Sofa und ertastete die Schulter eines vernehmlich schnarchenden Etwas, das lediglich anhand einer eigenartigen Zipfelmütze unter einer zerrupften Decke zu erkennen war. "Wizard." "Wizard!!" Ein weitere Gestalt näherte sich, schüttelte die runden Schultern, was dem Haufen ein unwilliges Grunzen entlockte. "Komm schon, hoch mit dir!" Eine Breitseite auf den gut gepolsterten Allerwertesten ließ den Wizard an die Oberfläche schnellen. "Wassollndas?!", brummte er übellaunig und verbarg die olympischen Augenringe hinter der patentierten Pushkinbrille. "Maaaann", knödelte der Glamrocker, "du siehst verdammt grässlich aus, Kumpel!" Eine große Klaue landete auf der hochgezogenen Schulter des Wizard, der ein rheumatisches Knurren hervorstieß. Indigniert rückte er seinen Läusewärmer in eine einigermaßen kommode Passform und beobachtete triefäugig den Aktionismus in seiner Wohnung. "Ist deiner Aufmerksamkeit eigentlich entgangen, dass wir schon Frühling haben?" Der weißblonde Junge hing wie eine Klette an den schweren Holzrollläden. Als sich die Sonnenstrahlen durch die ersten Ritzen zwängten, winselte der Wizard verunsichert. Zu seiner Linken bemühte sich ein dunkelhaariger Junge, Kissen einzusammeln sowie verstreute Wäsche aufzuklauben. "Keine Panik, nicht mal Vampire zerfallen noch bei Tageslicht zu Staub!", zwinkerte er selbstbewusst, "ich kenne mich aus, wie du dich hoffentlich erinnerst." Der Wizard gab ein unverbindliches Grunzen von sich, was eine junge Frau mit unzähligen Ketten und Leder zu dem nicht unberechtigten Kommentar animierte, dass die Konversation sich auf schier atemberaubenden Niveau bewegte. Der Wizard steckte die Spitze unbewegt ein, konzentrierte er sich doch auf das Panorama eines hellblauen Himmels mit gezupften Wölkchen. »Frühling.« "Müssen wir ihn entlausen?", erkundigte sich Lou neugierig, bevor ihn ein Rippenstoß bremsen konnte. "Erstmal müssen wir ihn für das neue Jahr fit machen", verkündete der Junge, den sie nur Angel nannten. Und kurzerhand, beziehungsweise Klaue, packte man den Wizard von seiner Ruhestatt und hievte ihn in schwindelerregende Höhen des aufrechten Gangs. Flinke Finger schälten ihn ohne Rücksicht auf fiepsende Proteste aus seinem Winterfell, lupften auch die geschmähte Mütze mit dem neckischen Bommel. Der Wizard, seiner kuschligen Panzerung beraubt und aus dem Winterschlaf gerissen, nörgelte über die Undankbarkeit seiner Charas im Allgemeinen und die Unverschämtheit dieser Respektlosigkeit im Besonderen. Was keineswegs zweckdienlich war. Geschweige denn eine Einstellung der Handgreiflichkeiten mit sich brachte. Schweres Augenliderflattern später fand er sich in zerfleddertem T-Shirt und Stoffhosen wieder. "Wir machen einen ganz neuen Mensch aus dir", verkündete Maiko und wirbelte mit mehreren Pfund Metall um den Wizard herum, der diese Offerte mit den gebotenen Zweifeln kommentierte. "Ich will kein neuer Mensch werden", quengelte er ungehalten und nagte an seinem Daumen. Ein Blitzlicht ließ ihn aufquietschen, dann reichte eine Frau in den besten Jahren ein Polaroid in der Runde herum, während sich Angel feixend an ihre Taille klammerte. Der Wizard versuchte, das Bild zu erhaschen und plumpste unsanft auf den zugemüllten Teppich. "Du solltest wirklich mal was riskieren", empfahl Hideo zwinkernd, als Musik an ihre Ohren drang. "Was ist das?! Wer ist da?!" Der Wizard machte Anstalten, seine kubische Figur in den Flur zu schleppen, indem er eine Spur der Verwüstung zog. "Nur kein Stress", beruhigte Lou und entfernte einen nachtschwarzen Stubentiger aus seinem gewaltigen Haarschopf, "das sind die Jungs von dieser Band... Gänseblümchen, oder so..." "In meiner Wohnung?!" Der Wizard hatte vage Erinnerungen an das Potential der Combo, was ihn verstärkt um sein Eigentum fürchten ließ. "Was treiben die denn da?", besorgt schielte er auf die geschlossene Tür, die sich standhaft weigerte, durchsichtig zu werden. "Sie räumen die Bude auf", erläuterte mit hochgezogenen Augenbrauen ein Exot. Seine unbewegliche Miene konnte jedoch ein gewisses Abscheu über die vorherrschende Unordnung nicht verbergen. Die Zimmertür explodierte förmlich in den Raum, als ein silberhaariger Junge mit boshaftem Grinsen ein Glas hineinreichte. Der Wizard schob die dunkle Brille hoch. Das war starker Tobak. Oder besser wirklich ein hohes Kaliber. Er erkannte einen Zombie Beebo, wenn er einen sah. Seine Flucht endete jedoch spornstreichs, als er rücklings gegen den Glamrocker taumelte. "Immer runter mit dem Feuerwasser", munterte er den Wizard auf, der seinem Schicksal mit Unwillen in den gelblich-fedrigen Bauch blickte. "Ist das wirklich notwendig?!", nörgelte er missmutig, stürzte dann aber angesichts der vorwurfsvollen Augenpaare, die ihn wie Nadeln spickten, die Kampfmischung hinunter. "Boooahhhh", bekundete er lautstark die Qualität des Endorphin-Cocktails, streckte sich dann knackend. "Also gut", klatschte er aufgeräumt in die Hände, "warum seid ihr alle hier?! Ich habe euch eine ganze Weile nicht mehr gesehen." Angel übernahm unangekündigt die Führung. "Sieh mal, es ist schon ziemlich lange her, dass du eine Komödie geschrieben hast. Und noch immer sind viele Charas in deiner Maschine gefangen..." "Wusstest du, dass du langsam Ähnlichkeiten mit einem Piranha entwickelst?", platzte Lou dazwischen. Die weißblonde Mähne flog tadelnd, "danke Lou, echt diplomatisch!" Der Glamrocker zuckte mit den Schultern. "Wir vermissen dein schiefes Grinsen", samtig raunte eine schlanke Gestalt im Schatten eines Cowboyhutes, bevor sie den weißen Ledermantel aufschlug und einen Hauch von Nichts entbot. "Carnage?!", staunte der Wizard verlegen. "Richtig, mein Hübscher", zwinkerte der Berufene und fischte aus einer Blechdose eine Schere. "Lass uns... ein wenig Spaß haben." ~~* Der Wizard drehte sich vor dem Spiegel ein wenig verlegen, strich über die kahlen Hautpartien, zupfte dann an dem Irokesenschnitt. In seinen Ohren steckten die vergoldeten Sicherheitsnadeln, eine Art verschlungener Möbius, die er längst vergessen hatte. Versuchsweise grinste er sich zu. Unglaublicherweise reagierten seine eingerosteten Gesichtszüge auf die Aufforderung. Nicht, dass das Ergebnis berauschend war, aber es fühlte sich nicht übel an. "Viel besser", lobte Monika stellvertretend und tätschelte den krummen Rücken des Wizards. "Allerdings noch stark ausbaufähig", ließ sie der Exot mit dem finnischen Namen ungefragt wissen, während er mit steinerner Miene der Unordnung zu Leibe rückte. "Licht, Luft und Sonne! Das tut hier Not!", bekräftigte Tony, sammelte dabei Luzifer I ein, die sich gerade an dem verwaisten Gemüse auf der Fensterbank gütlich tun wollte. Der Wizard kratzte sich verstohlen dort, wo Incontinentia Podex ihre Vorzüge hatte und verfolgte mit gemischten Gefühlen, wie man selten einmütig seiner Wohnung ein neues Erscheinungsbild verlieh. Er konnte sich gar nicht mehr an die letzte Begegnung mit dem Teppich erinnern. Oder daran, dass die Tapete einen hellen Pelz aus Wolle trug...? Wie auf das Stichwort rammte ihn eine laufende Sitzbank in Höhe der ungeölten Kniekehlen, die sicherlich niemals ein Loblied auf körperliche Selbstverstümmelung mittels Leibesübungen Marke Dr. Folter anstimmen würden. "Hi, Bo", brummelte der Wizard gedankenverloren und nahm Platz. Wenigstens das Schaf tobte nicht wie angestochen durch seinen "Palast", sondern kaute gründlich und relativ geräuscharm auf seinen alten Socken herum. "Das ist wirklich das Traurigste, was ich seit langem gesehen habe!", bekundete Lou plötzlich dröhnend. Auf seinen Klauen aufgespießt: eine Dose Ravioli. Die freie Klaue präsentierte mit Leidensmiene eine dünne Staubschicht in die Runde. Sämtliche Köpfe nickten gravitätisch und bedeutungsschwanger, was den Wizard unruhig herumrutschen ließ. Er suchte Zuflucht in verkrampfter Boshaftigkeit und piepste, "na, Lou, immer noch nicht rausgefunden, wie man ne Konserve öffnet?" Ein mitleidiges Tätscheln stellte die einzige Reaktion dar, "zu technisch, Kumpel, aber... ist das nicht grausam?!" Der Wizard schluckte schwer. Ja, zugegeben. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass seine Leib- und Magenspeise im Regal Spinnweben ansetzte (gut, die Spinnen waren vor zwei Monaten ausgezogen, weil nicht mal Stubenfliegen die Gruft bevölkern wollten). "Das ist ein verdammtes Indiz dafür, dass du dein Leben mal wieder aufpolieren musst, Kumpel!" Der Wizard nickte einsilbig. Die Beweisführung konnte wegen Stichhaltigkeit nicht zurückgewiesen werden. Kleinlaut ergriff er den dargereichten Dosenöffner, der ebenfalls den Unmut der Vernachlässigten wie eine Diva Parfümschwaden verströmte. Und entdoste die Klaue des Gott des Glamrock. Verschämt spießte er eine triefende Nudel auf und nuckelte testweise. »Mjammmmmmmmmm!! Arschkalt, aber immer verdammt gut!!« Bald waren die Mundwinkel des Wizard nur Millimeter von den Ohren entfernt, so geschäftig stopfte und kleckerte er sich den nicht unerheblichen Wanst mit Soul Food voll. Die umgebundene Plastiktüte hinderte ihn keineswegs in seinem urtümlichen Genuss. Als er nun, mit tomatenrot gesprenkelten Gläsern der frisch importierten Lesebrille einen kontrollierenden Blick auf sein Reich warf, war bereits alles zu spät. Morbide Poster verschwunden, düstere Wäschestücke, die dank monatelanger Verwahrlosung eine untote Existenz angenommen hatten, Stapel deprimierender Musiktitel in diversem Hardware-Format: verschwunden! Dafür traten nun andere Melodien an sein frisch entlüftetes Gehörschneckchen. Der Wizard rollte von Bo herunter, katapultierte seine Kampfmasse in die ungefähre Vertikale und hoppelte Richtung Flur. Die Gänseblümchen improvisierten mit selten genutztem Küchengerät gerade DIE Nummer für gelungene Partys. Und Lou und Tony hielten eine verbogene Gardinenstange über Carnage, der selbst den Limbo zu einer Einladung in rhythmischer Bettgymnastik umfunktionieren konnte. ~~* WOOLY BULLY (Domingo Samudio) (Sam The Sham And The Pharaohs) Uno, dos, one, two, tres, quatro Matty told Hatty about a thing she saw. Had two big horns and a wooly jaw. Wooly bully, wooly bully. Wooly bully, wooly bully, wooly bully. Hatty told Matty, "Let's don't take no chance. Let's not be L-seven, come and learn to dance." Wooly bully, wooly bully Wooly bully, wooly bully, wooly bully. Matty told Hatty, "That's the thing to do. Get you someone really to pull the wool with you." Wooly bully, wooly bully. Wooly bully, wooly bully, wooly bully. ~~* Unter lautstarkem Grölen entwickelte sich nun eine Spontanfeier. Selbst der Wizard konnte nicht anders, als kehlig einzustimmen (der Text war selbst ihm eingängig genug, um nicht die Fisch-Methode anzuwenden) und seinen rottenden Kadaver mit viel Elan unter dem Limbo hindurchzuschlängeln. Die Hände wund geklatscht, die Hamsterbacken glühend und quietschvergnügt plumpste er hechelnd neben Bo auf den Boden. Das... machte Spaß!! Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal so gelacht hatte. Eine nicht gerade erfreuliche Erkenntnis, aber hier, inmitten einer Horde verrückter Charas, die er liebgewonnen hatte, in Sonnenschein und lauer Luft, am helllichten Tag, da war ihm das schnurz. Und so schraubte er sich in die Höhe, reckte eine klobige Faust Richtung Zimmerdecke und verkündete sein neues Credo. "Keine Depri-Musik mehr! Keine albtraumartigen Nächte mehr! Kein Stress mehr! Es herrsche Kakao, Kekse, Ravioli und gute Laune!" "Sehr richtig", akklamierte die illustre Schar, während der Gott des Glamrock die Worte des Kings anbrachte. "Nur kein Schweiß!" Der Wizard grinste feist und stellte die Irokesenstachel hoch. "Zum Teufel mit den Torpedos, volle Kraft voraus!!" ~~* YukYuk ~~* kimera *straight to hell* PRODUKTIONSNOTIZEN Tja, genau ein Jahr später mal ein Lebenszeichen, nachdem sich der jahreszeitübliche Stress wie ein Bleiband über die Arbeit gelegt hatte... Aber wer kann solchen WG-Genossen widerstehen?