Titel: Wizardry Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Original Wizard-Serie (Teil 3) FSK: ab 0 Kategorie: Komödie Erstellt: 07.02.2003 Disclaimer: Alles unser! Abgesehen von einigen Referenzen an Herrn Geheimrat Goethe. ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* ~~* Wizardry Es war ein Freitagmorgen und durch die trübe Winterstimmung kämpfte sich in Begleitung eines spätberufenen, sichelartigen Mondes eine sehr verkaterte Sonne brechbleich aus fahlblauen Laken. Die Dächer trugen Raureif, ebenso die unzähligen Vehikel. Und zweifellos auch einige Gemüter. Mit einem sonnigen, allerdings verschleißbedingt schiefem Grinsen ruhte eine gewaltige Gestalt in einer formidablen Bettgruft, die spärlichen Flokati-Abkömmlinge ungeordnet von einem massiven Schädel abstehend. Dezentes Grunzen verriet dem indignierten Betrachter, dass sich der Eigentümer dieser euphemistisch mit "merkwürdig" klassifizierbaren Chassis noch jenseits von Gut und Böse in dieser Dimension befand. Und offenkundig entschlossen war, jeder anderen Sphäre oder Beschäftigung fernzubleiben. Kurz und gut: der Wizard feierte einen gesamten Mehrarbeitsstundentag ab. Diese ominöse Idylle der intensiven Selbstversenkung währte allerdings nicht übertrieben lange, da ein unangenehmes Knurren einsetzte. In der Folge klappte bügelbrettartig der Zombie eines nahezu menschlichen Wesens senkrecht in die Höhe und blinzelte kurzsichtig in die boshaft feixende Sonne vor dem Balkon. Wenn sie nicht ihren "Hangover" kurieren durfte, sollte jeder andere auch die harten Konsequenzen des mitleidlosen Regiments von Murphy's Law erfahren! Der Wizard kratzte sich mit verkrümmten Klauen durch den ausgedünnten Haarmob und gähnte kieferknackend, was mit einem gewohnten Piepen in der Region der Lauscher geahndet wurde. Mit diversen Grimassierungen, die dem Morgenprogramm der Stooges entsprachen, korrigierte der revitalisierte Hobby-Narkolept die Missstände in visagistischer Hinsicht und schwang die kräftigen Laufwarzen, doppelt besockt, über den Bettrand hinaus. Die Schwerkraft sorgte in Zusammenarbeit mit der Massenträgheit, die den Wizard für seine ausgeprägte Leidenschaft für sie schätzte, für einen kontrollierten Absturz Richtung Teppichdünen, dann knirschte getriebetrocken Gelenk für Gelenk in die vorgesehenen Pfannen. Und der Wizard stand aufrecht. Nun, zumindest annähernd. Wenn man großzügig urteilte. Eingedenk der Tatsache, dass er an diesem Morgen sämtlicher Verpflichtungen ledig war, votierte das wichtigste Organ im Dasein des Schlafzerknautschten, sein geliebter Magen mit der Ausdehnung einer Großraumgarage, für einen ausgiebigen Abstecher in die Küche. Mangels Alternativen erwiesen die restlichen Glieder und Organe den geschuldeten Gehorsam und transportierten die massige Gestalt zielsicher, -sah man von zwei Kollisionen mit Türrahmen und Schrankwänden ab-, in den Hort der Glückseligkeit. Wenige Minuten später balancierte der vom Kaffeegeruch einigermaßen aufgeweckte Wizard sein Frühstück Richtung Bett. Sich in die Bettdecke einmummelnd arbeitete er sich mit vergnügter Konzentration durch sein opulentes Mahl. Eine Aufzählung erspart dem geneigten Leser Magengrimmen. Als er gerade im Begriff stand, die Orgie mittels Mousse au chocolate, das eigentümlicherweise stets sein Gesicht verzierte ungeachtet aller Bemühungen um Sittsamkeit, zu beenden, klopfte es in nachlässiger Referenz an die Obligenheiten der Höflichkeit an seine Zimmertür. Der Wizard kräuselte die ungekämmten Augenbrauen und stierte das vibrierende Türblatt an. Seit er sich entschlossen hatte, einen Teil seiner Schimären virtuell zu formen, tummelte sich in seiner Wohnung eine Varianz sehr unterschiedlicher Personen, denen ein Charakterzug gemein war: sie waren seiner Phantasie entsprungen und zum Leben erwacht. Was man nur in sehr eingeschränkter Weise von ihrem Urheber selbst behaupten konnte. "Ja~ha", knurrte dieser nun, in wenig erwartungsvoller Stimmung, trotzig ein weiteres Mal das Mäulchen mit Schokoladencreme befüllend. Mit aufreizendem Hüftschwung stolzierte ein Wesen hinein, das man nur augenscheinlich als schlanken, jungen Mann in einem sehr extravagant geschnittenem Kostüm kategorisieren konnte. "Wasndas?", erkundigte sich der Wizard vollmundig, mit einer Mehrzahl an Kinnbestand auf die Staffage weisend. "Oh", der schwarzlockige Knabe mit der Alabasterhaut und den Obsidianaugen plumpste neben dem Wizard auf die Matratze und kroch ungeniert unter die Decke, "habe ich mir geliehen. Von Mosquito." "Hmpf", kommentierte es neben ihm schluckend. Keine Frage, diese sehr luftige Kreation, die sich dezent der Spinnenweb-Technik bediente, konnte nur aus dem Repertoire der Hinagiku-Jungs stammen. Der Mangel an Leibwäsche im Übrigen auch. "Sie wollten ein Konzert aufziehen, wusstest du das?", erkundigte sich der schlanke Mann, den man gemeinhin unter dem Namen Carnage kannte, in trügerischer Beiläufigkeit. "Is mir nich neu", bestätigte der Wizard kurzangebunden, leckte die letzten Überbleibsel der Schokoladencreme auf. "Wundert mich, dass du heute zu Hause bist" Konversation stellte für Carnage selten eine Herausforderung dar. Allerdings bedurfte es nach seiner reichhaltigen Erfahrung mit dem Wizard einiger Anstrengungen, bis dieser seinem Phlegma den zeitweiligen Laufpass gab. "Freier Tag!", brummte dieser nun, die Glotzmurmeln verengt in einer bedauernswert ärmlichen Kopie von Clint Eastwoods tödlichem Starren, vermutlich in der vagen Hoffnung, er möge einen Tag in eigener Entscheidung nach seinem Gusto gestalten. "Du willst doch nicht etwa antriebslos den gesamten Tag zwischen Schlafen und Essen verbringen, oder?", brachte sein ungeladener Bettgenosse in taktloser Offenheit das beherrschende Thema aufs Tapet. Nicht, dass sich der Wizard in dieser Hinsicht Beherrschung auferlegte. "Ich tue, was mir gefällt!", polterte er ungehalten, "und das Beste am Tag ist eben Schlafen und Essen. Es macht Spaß, ist nicht zu anstrengend, relativ geräuscharm und belästigt niemanden!" Eine elegant geschwungene Augenbraue wanderte grazil nach oben. "Und du bist nicht der Ansicht, dass das langweilig ist? Oder dass du deine Zeit sinnvoller verschwenden könntest?" Der Wizard grunzte, wienerte die runden Gläser seiner Brille an einem Hemdzipfel. "Komm mir nicht mit Zeit, Dion!", bemühte er einen gestrengen und ungewohnt erwachsenen Ton, "Zeit hat für dich doch ganz andere Dimensionen! Und was, zum Teufel, spricht dagegen, dass ich tue, was mir gefällt?! Es ist schließlich mein Leben!" »Genau, und du lebst nach deinen eigenen Maßstäben, nicht wahr?«, schnurrte eine samtige Stimme aus dem Nichts. Der Wizard zog die Beine an und mutierte zu einer sehr massigen Kugel. Auch Carnage an seiner Seite spannte die anmutige Gestalt an. Dann materialisierte sich ein unbekleideter Mann, -nun, man konnte ihn dafür halten-, vor der Lagerstatt, schwang sehr lange mitternachtsschwarze Haare auf den Rücken und kletterte zu ihnen in das bereits ächzende Bett. "Das ist unheimlich", beschwerte sich der Wizard und referierte schmollend auf den Leib des Neuankömmlings, der in durchscheinender Fasson sein Innenleben enthüllte. Eine Lektion in Biologie, auf die er gern verzichtete. "Oh, pardon", lachte es nachsichtig und das Wesen verwandelte sich erneut. Eine sanft sonnengebräunte Haut verhüllte den Stein des Anstoßes, die Haare wechselten in ein augenfreundliches Wuschelbraun in nackenkurzem Schnitt. "Mein Bett ist keine Bahnhofswartehalle!", beschwerte sich der Wizard grummelig eingedenk der Wahrscheinlichkeit, dass sich in Kürze noch weitere ungebetene Besucher einfinden konnten. Ohne diesen Ausdruck persönlichen Missbehagens zu beachten, beäugten sich die beiden unterschiedlichen Wesen aufmerksam. "Bist du hier, um das", ein beringter Daumen wies auf den Wizard, "Problem anzusprechen?" "Problem?! PROBLEM?!", blökte der Wizard und wechselte blitzartig, gleichzeitig aber flackernd, seine Gestalt. "Uhhhh...und du findest IHN gruselig?!", kommentierte Carnage diese Veränderung und entsagte dem gemeinsamen Bett. "Sorry, Jungs... äh...", eine elegante Handbewegung wischte die Unsicherheiten über die jeweilige Identität der Anwesenden weg, "ich habe heute noch was vor", und mit einem anzüglichen Grinsen verabschiedete sich der Berufene hüftschwenkend. Der Wizard bemühte sich, sich auf seine Gestalt zu konzentrieren und gleichzeitig seinem Gast auszuweichen, der in spielerischer Anmut auf Tuchfühlung heranrobbte. "Öh... tu nichts, was ich nicht auch tun würde!", drohte er und wurde mit einem hingerissenem Lächeln belohnt. »Ohhhh«, schnurrte das Wesen, »du tust so viele Dinge...« IIEKKKKKSSS!! POFF! ~~* Der Oberbishounen räkelte sich bequem und studierte das Monster, das sich neben ihm materialisiert hatte, interessiert. "Na toll", knurrte dieses nun übellaunig und im Drei-Kanal, bzw. Kehl-Verfahren. "Du hast meine Tarnung ruiniert, Knackarsch", krächzte das Monster missmutig und Schädel zwei und drei funkelten verärgert Konsens. »Ein neues Jahr, ein neues Spiel«, entgegnete der Oberbishounen leichthin und wechselte ebenfalls die Gestalt, grinste wölfisch. "Scheiß drauf!", knurrte das Monster und kratzte einen Schädel, während Nummer Drei mit gespaltener Zunge zischelte. »Na na«, der Oberbishounen tätschelte ein Haupt, während er das Züngeln erwiderte, »sei nett, Kleiner«. "ICH BIN KEIN KLEINER!", explodierte das Ungetüm lautstark, "und für jeden Kosenamen und jede Verniedlichung rasier ich dir den Arsch!" »Tsstsss«, der Oberbishounen kicherte amüsiert, »du bist so liebenswert, wenn du dich enragierst!« Statt einer erneuten Detonation sackten die gemeinsamen Schultern und alle drei Schädel auf Halbmast. "Ich will nicht liebenswert sein", erläuterte das Monster und fischte nach einer vorausschauend in Armlänge deponierten Tüte Lakritz, "und versuch nicht, mich auf die Manipulative zur Arbeit zu nötigen, okay? Ich habe kein Gewissen, an das man appellieren könnte." Der Oberbishounen lauschte diesen Ausführungen nur in reduzierter Aufmerksamkeit, da er sich gleichzeitig bemühte, ein mehr als intimes Duell mit der Zunge des dritten Schädels auszufechten. Schädel eins und zwei starrten in ungläubigem Entsetzen. "Kannst du das vielleicht mal lassen?!", fauchte Nummer zwei, während Nummer eins zielte und Schädel drei mit einem wuchtigen Schlag in Morpheus' Schoß katapultierte. »Du weißt einfach nicht, wie man sich amüsiert«, beklagte sich der Oberbishounen lächelnd und rollte sich auf den Bauch, stützte das aparte Kinn auf die Hände, mit gefährlich großäugigem Blick die Schädel fixierend. "Ha, erzähl mir was, was ich noch nicht weiß", grunzte Schädel zwei und geriet in bedrohliche Nähe eines Knockouts. "Also, raus mit der Sprache", riss Schädel Nummer eins, der die Ratio beherbergte, die Führung wieder an sich, während Nummer zwei mittels Katzenpfoten zum Schweigen gebracht wurde, "du bist doch nicht hier, um die Staubmilben zu besuchen! Was willst du?" Der Oberbishounen zeichnete mit einer Hand müßig Figuren in das abgeschabte Bettlaken und trommelte melodisch mit den Füßen auf die Matratze. »Da du für das Vorspiel keine Geduld hast«, das boshafte Grinsen nötigte zähneknirschende Beherrschung beim Gegenüber ab, "komme ich besser gleich zur Sache. Ich will wissen, wie es weitergeht.« "Was weitergeht?", echote Schädel eins wachsam und misstrauisch, Schädel drei, der sehnsüchtig zum Objekt des Speichelaustauschs linste, erneut in Narkose versetzend. Sich auf den Rücken drehend und in glorioser Unbekleidetheit darbietend zwinkerte der Oberbishounen mit seinen ungewöhnlichen Augen. »Mit allem. Mit den Geschichten. Mit der mainada und allen aus Saint Argo. Mit Lou und Bo. Mit Hinagiku und den Trickstern. Und mit der Crew aus dem Bishounencastle. Deinen Schurken. Der Website...« "Jaja, schongut", reduzierte das Monster den Wortschwall ungeduldig, "die Botschaft ist angekommen." Schädel eins nagte an der eigenen Unterlippe und sinnierte. "Also schön, neues Jahr, neues Spiel..." ~~* Das Monster lungerte bequem auf dem überaus mächtigem Bett und ließ die drei Augenpaare über die Zimmerdecke schweifen. Diese und im Übrigen auch der Rest des ungewöhnlichen Gemachs schimmerte in sanften Blau-, Grün und Korallentonfarben, lieferte doch eine raffinierte Maschine lautlos die Impression einer Südsee-Unterwasserlandschaft. Eifrig tummelte sich Getier zwischen farbenfroher Subterranflora, und das Monster stopfte in gleichermaßen friedlicher Stimmung schokoladengefüllte Frühstücksflocken in den Schlund von Schädel Nummer zwei, der begeistert schmatzte. Der Oberbishounen räkelte sich in lasziver Pose unweit des Monsters und studierte diese Darbietung einer Pastorale nachsichtig, während er Schädel drei kraulte und sorgfältig Formulierungen erwog, die nicht zu beleidigend das Ersuchen transportierten, die Technik der gespaltenen Zunge zu verbessern. "Nett hier, oder?", erkundigte sich Schädel eins grinsend, um dann mit einem heimtückischen Genickschlag Schädel drei aus dem Rennen zu nehmen. "Oh, wie trügerisch sind Monsterherzen", ätzte er eine gnadenlose Persiflage und stopfte den narkotisierten Pendant fest unterhalb des zirkusartigen Gewandes, "tschuldige, aber der Dödel weiß einfach nicht, wann Schluss ist." »Oh«, der Gott aller Bishounen lächelte souverän, »es stört mich nicht, aber ein wenig mehr... Übung...«, eine beredete Geste mit der schlanken Hand überspielte die wenig erbaulichen Details des Unvermögens. Schädel eins bis zwei ächzten unisono. "Maaann, dein Wort in unseren Gehörgängen! Und du musst ihm nicht mal die Beißer reinigen...uärks...", zwei nicht gespaltene Zungen, die eine belegt, die andere behaart, ragten in die freie Atmosphäre. Der Oberbishounen, nur vage mit den Geheimnissen der Dentalhygiene vertraut, da er dieser nicht bedurfte, -ein Vorteil des Gottstatus-, nickte nichtssagend und beobachtete die Krabben. »Also«, brachte er den Ball wieder ins Spiel, »ich bin noch immer gespannt, was du für dieses Jahr im Sinn hast.« Das Monster seinerseits erwog mit Schädel eins, der Kollege Nummer zwei mittels Endorphinbomben zum Schweigen verführte, eine Ausführung zu dem Thema "Sinn" einzubringen, da er angesichts der Ungerechtigkeit, stets in der Schnittmenge mit den beiden anderen agieren zu müssen, summa summarum diese Bezeichnung für äußerst schmeichelhaft hielt. Sinn... tssstsss... Schwachsinn wohl zutreffender. Nichtsdestotrotz kam er der Aufforderung nach, ein wenig aus dem Monsterkästchen zu plaudern. "Tja, wir haben zwar weder das Jahr der Fruchtfliege, noch laufen wir nach dem chinesischen Kalender", ein Handkantenschlag versetzte Schädel drei, der langsam eine Migräne entwickelte, wieder auf die Strafbank, "dennoch gibt's ein Motto." Sich herumdrehend in katzenhafter Eleganz lagerte der Oberbishounen das Haupt in einer Handfläche, während die andere den schuppigen Schädel Nummer drei in seiner Narkose liebkoste. »So?«, versetzte er rhetorisch und löste per Wimpernschlag einen Windstoß aus. Schädel eins blieb unbeeindruckt, wie stets, während Nummer zwei sich Krümel aus der Mähne wischte. "Alles begann mit einem winzigen Versuch", Schädel eins, der sich gern reden hörte und Selbstgespräche bevorzugte, zog eine Hand von der Nahrungsaufnahme bzw. Misshandlung seiner Genossen ab und bemühte eine nonchalante Geste der Weitläufigkeit, "nämlich der Digitalisierung unseres jahrelangen Hauptwerks für Nachschlagefreunde." Der Oberbishounen nickte couragierend. Er hatte die sehr seltsame Herangehensweise von Schädel eins an ein Problem bereits kennengelernt und hielt sie für eine ausgesprochen eigenwillige Idee, sich eine Brücke in eine unbekannte Schriftsprache zu konstruieren. Andererseits entsprach sie genau dem Charakter des gehörnten Gegenüber, der jede andere Form, sprich den konventionellen Weg, verwirrend fand. "Das ging extrem schief", fasste das Monster in bitteren Worten lakonisch zwei Monate täglichen Desasters zusammen und stierte düster in das virtuelle Ganz-Raum-Bassin, das sofort die Farbe wechselte. "Und kaum war der Schaden behoben und wir in einer neuen Dimension unfreiwillig eingetreten, da drängte sich der Gedanke an einem partiellen Umzug auf...", Schädel eins verdrehte die Glubscher in Agonie, während Nummer zwei unterstreichend Krümel prustete. »Das ist wohl nicht so gut gelaufen«, voluntierte der Oberbishounen und kraulte das Löwenbärtchen, um weiterem Krumenregen auszuweichen. "Tschaa", schnarrte das Monster unwillig, "das kann man wohl so sagen... auch wenn ich mich einiger anderer Formulierungen bedient habe". (Welche selbstredend hier nicht abgedruckt werden, da sie jedem Brauereikutscher die Farbe aus dem Gesicht treiben würden) »Und nun?«, interessierte sich der Oberbishounen für den Fortgang der Ereignisse. Das Monster zuckte mit den Schultern, mümmelte Frühstücksflocken. "Noch mal Umzug und noch mal Renovierung. Allerdings wird ein Teil der Sektionen erst mal offline bleiben." »Kreative Pause?«, mutmaßte der sich anmutig streckende Oberbishounen und blinzelte flirtend einem Hammerhai zu. Schädel eins grinste boshaft, "wo denkst du hin, oh Schnuckliger! Wie Dion eingangs erwähnte, haben wir eine Menge Zeug hier herumliegen...", die kleinen, gemeinen und extrem schlechtsichtigen Augen funkelten, "aber wann wir das publizieren, entscheiden wir nach Gutdünken." Der Oberbishounen lupfte zweifelnd eine Augenbraue. »Wir halten uns wohl für was Besonderes, was?! Wir glauben wohl, wir haben den Durchblick und wissen, wie der Hase läuft, wie?«, schnarrte er in der täuschend echten Kopie eines Schleifers. Die drei Schädel bestaunten ihn hingerissen und feixten dann ohrenbreit. "Jupp!", bestätigte Nummer eins würdevoll, " wir wissen, wie der Hase läuft", Schädel drei konnte ein albernes Kichern nicht bezwingen und kassierte eine Kopfnuss, "und selbstverständlich bilden wir uns was auf uns ein... immerhin sind wir die Verkörperung von Illusion, Täuschung... Einbildung eben." Noch breiteres Blecken sämtlicher Gebisse. "Also", kehrte Schädel Nummer eins wieder artig auf den sehr angenehmen Matratzenboden zurück, "wir waren im letzten Jahr sehr fleißig, immerhin haben wir eine ganze Landschaft geschaffen, ein richtiges Schloss gebaut und ausgestattet, jede Menge Personal engagiert..." "...eine Menge Zombie Beebos runtergekippt", Schädel zwei entging nur knapp einem Schwinger für die Unterbrechung, "das ist erst der Anfang gewesen!" Der Oberbishounen dachte an seine Suite und die sehr interessante "versteckte Sektion", die den wahren Schurken Heimat bieten sollte. »Mhhmmmm«, schnurrte er wohlgefällig, Potential konnte man dem Monster an seiner Seite nicht absprechen. »Nun denn, was hat es mit den neuen Seiten auf sich?«, ungezwungen bediente er sich an den Frühstücksflocken. Schädel eins ließ die spärliche Ansammlung Gehirnzellen rotieren. "Seite 1", repetierte er, "hält verirrte Besucher davon ab, sich in Mutmaßungen hinsichtlich der Motive und Hintergründe zu versteigen. Außerdem müssen wir uns nicht ständig an Dinge aus der grauen Vorzeit erinnern." Ein süffisantes Grinsen schmeichelte sich in die Züge des Oberbishounen. Selbst ihm war nicht entgangen, dass das Monster einen sehr eigenwilligen Zugang zu den Dimensionen pflegte und es für ein Privileg der reduziert-einsatzfreudigen (aka faulen) Geschöpfe hielt, den privaten Speicher stets angenehm leer zu halten. Im Kontrast zum Lebensmittellager. "Seite 2", brabbelte Schädel eins unterdessen unverdrossen und selbsteingenommen, "limitiert die tägliche Korrespondenz erheblich. Und wir müssen sehr viel seltener auf Wizard-Mode", einhelliges Schnaufen der Erleichterung. »Und ich dachte, du magst ihn?«, der Gott der Bishounen wechselte die Haarfarbe und drehte Locken in die langen, weizenblonden Strähnen. "Na jaaaa...", dehnte Schädel zwei hilfreich, während Schädel drei eifrig nickte und Schädel eins die Glubscher verdrehte. "Er is ganz nett, aber eben Camouflage", beendete er knapp die Ausflüchte. »Und das hier«, eine nunmehr mit floralen Henna-Motiven verzierte Hand fing die sehr umfangreiche Gestalt des Monsters ein, »ist näher dran an des Monsters Kern?« "Definitiv", bestätigte sein Gegenüber und entwand Schädel drei energisch der Haarflut. "No more Mr. Nice Guy", proklamierte Schädel zwei hilfreich, was durch eine Kanonade rudimentärer Cerealien unterstrichen wurde. »Und das bedeutet?«, der Oberbishounen setzte sich auf, konzentriert, weil in seiner Wahrnehmung interessantes Geschehen lockte. Allein die Höflichkeit gebot, sich nicht gleich zu verabschieden. Die drei Schädel thronten gewaltig auf dem massigen Leib, ein boshaftes Lächeln knitterte die unzweifelhaft hässlichen Züge unisono. "Es wird wieder, wie es ehedem war." "Legion sind wir, und eins zugleich." "Ungebunden, ungezwungen." "Egozentrisch, gewissenlos." "Wir tun, was uns gefällt." "Nach unseren Regeln." "In unserer Welt." "Wir sind uns Spiegel, Echo genug." "Wir ziehen mit dem Wolf." "Wir schlafen mit den Drachen." "Feuerspeiend, hoffärtig, unbelehrbar." "Wem's nicht behagt, der möge geh'n." "Drum sei gewarnt, wer sich uns nähert." "Kein Pegasus, kein Bellerophon." "Wir scheuen keine klaren Worte." "Wir zeigen keine Geduld." "Begleitet uns, oder unterlasst es." "Einerlei." "Wir sind das Monster." "Die Schimäre." "Frei." ~~* Der Gott der Bishounen spazierte durch die Parkanlagen, nickte den eifrigen Helfern zu und erntete sehnsüchtige Blicke. Seinen Gedanken kreiselten kurzweilig um das Monster, das weniger krummbucklig als einige Zeit zuvor die Suite verlassen hatte und in die eigene zurückgekehrt war, einen dreifachen Ausdruck präsentierend, der Feuerwehrleute alarmiert hätte. Eine neue Bosheit, zweifellos. Der Oberbishounen lächelte. Selbst einem Gott waren gewisse Grenzen gesetzt, und gegen einen so sturen Willen, der sich in drei gewaltigen Schädeln massierte, konnte er keine Überzeugung forcieren. Und jahrelange Übung ungeachtet des gewöhnlichen Phlegmas stellten eine ernst zu nehmende Barrikade für jede Art von Vernunft dar. »Des Monsters Wille ist sein eigenes Reich«, adaptierte er ein Sprichwort. Nun, es sei, wie es sei. Schließlich...war es das Jahr des Monsters. ~~* ENDE/ANFANG ~~* Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Nummer Drei der Wizard-Serie und zudem eine Perspektive, die tägliche Neuigkeiten bis zu einem gewissen Grad einspart. Zudem auch eine Reaktion auf Entwicklungen vergangener Monate. Damit wurde die Wizard-Serie abgeschlossen.