Titel: Das Geburtstagsgeschenk Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction Zetsuai/Bronze, Zetsuai since 1989 von Minami Ozaki (siehe Informationen) FSK: ab 12 Kategorie: Romantik Erstellt: 10.10.2000 Disclaimer: Die Personen und die Welt von Zetsuai since 1989 und Bronze gehören Minami Ozaki und Margaret Comics. Anmerkung: Handlung zeitlich nach Koujis Motorrad-Unfall, beide leben zusammen. ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ Das Geburtstagsgeschenk Takuto wanderte mit hilflosem Gesichtsausdruck die Ginza entlang. Die vielen bunten Reklametafeln und die Geräusche aus den Geschäften und den unzähligen Lautsprechern verursachten einen leichten Schwindel in seinem Kopf. Er zog ziellos in einem Pulk vorweihnachtlicher Einkäufer mit, ließ sich treiben. Überall fröhliche Gesichter, die sich mit Weihnachtsgeschenken eindeckten. Er brauchte ein Geburtstagsgeschenk. Nicht nur Weihnachten stand unmittelbar vor der Tür, auch Koujis Geburtstag. Takuto blieb an einer besonders bunten Reklametafel hängen und starrte in das dazugehörige Schaufenster, ohne den Inhalt wahrzunehmen. Es war zum Verzweifeln! Er hatte einfach kein Talent für Geburtstage und Feiern! Takuto konnte sich nur ganz verschwommen an eine Geburtstagsfeier mit seinen Eltern erinnern, aber er war nicht mal sicher, dass es um seinen Geburtstag gegangen war. Alle weiteren Geburtstage hatte er ignoriert. Er wollte keine Feiern haben, das erinnerte ihn nur jedes Mal schmerzlich daran, dass seine Eltern nicht mehr da waren, dass von einem Augenblick zum nächsten seine Kinderwelt in Schmerz und Blut geendet hatte. Natürlich hatte er im Waisenhaus bei den Geburtstagsfeiern seiner Geschwister assistiert, Kuchen gebacken, während der Speisesaal mit Papiergirlanden und Luftballons geschmückt worden war. Da er kein Geld besessen hatte, hatte er auch keine Geschenke machen können. Tja, und jetzt stand er hier und suchte ein Geburtstagsgeschenk für Kouji... Was schenkte man jemandem, der so reich war und schon alles besaß? Vor allem, wenn der eigene Geldbeutel nur sehr schmal war? Kouji liebte Partys, und durch den neuen Vertrag als männliches Modell für einen bekannten Modeschöpfer war sein Geburtstag auch ein harter Arbeitstag für ihn. Er hatte zwei Fernsehauftritte, einen kurzen Auftritt bei seinem größten Fan-Club anlässlich seines Geburtstags und dann noch eine Lage-Besprechung für das Konzert am zweiten Weihnachtstag im Studio. Takuto wollte den Teil des Tages, den Kouji für sich allein hatte, so schön wie möglich machen. Er blinzelte und blies entschlossen die langen Ponyfransen aus dem Gesicht. Er würde nicht aufgeben! Dann erkannte er das Schaufenster ... Du liebe Güte, hatte er wirklich die ganze Zeit vor diesem Schaufenster gestanden??!! Röte stieg ihm in die Wangen, die sich noch verstärkte, als er ein hohes Kichern hinter sich hörte. Zwei Mädchen standen dort, blickten zu ihm herüber und kicherten heftig hinter vorgehaltener Hand. Er wandte sich abrupt ab, fädelte in den Passantenstrom ein. Und ließ Nana-chans Dessous-Geschäft hinter sich ... ~@~ Eine Viertelstunde später mit schmerzenden Füßen entschloss sich Takuto zu einem letzten Versuch. Er drängte in ein Musikgeschäft. Die Kakophonie, die ihn drinnen erwartete, fegte ihn fast von den Füßen. Aus verschiedenen Anlagen dröhnte Musik, Pop, Rock, Schlager, und einige schon leicht angeheiterte Geschäftsleute testeten das Angebot der Karaoke-Abteilung, mit mäßigem Talent. Takuto war versucht, die Hände auf die Ohren zu pressen, biss stattdessen aber die Zähne zusammen und wanderte in eine etwas ruhigere Ecke. Das Gedränge war hier nicht zu spüren. Was für eine Oase! Takuto seufzte erleichtert, dann bemerkte er die Blicke der juvenilen Verkäufer, die alle modisch gestylt im Laden herumlungerten. Einen von denen bitten, bei der Auswahl behilflich zu sein? Ein besonders fesch aufgemachter Typ musterte Takuto von oben bis unten. Das negative Ergebnis war ihm von Gesicht abzulesen. Takuto widerstand der Versuchung, an sich herunterzublicken. Er war für den Laden offensichtlich nicht passend angezogen, mit dem Dufflecoat über der einfachen Stoffhose und dem von Serika gestrickten, bunten Schal. Trotzig kehrte er den Fashion-Victims den Rücken zu. Da er direkt vor einem Kasten mit CDs stand, zog er eine hervor, um festzustellen, wo er gestrandet war. Die CDs hatten alle eine leichte Staubschicht, statt einer Einzel-Etikettierung verkündete nur ein Pappschild den Stückpreis. Takuto suchte nach einer Erläuterung und fand einen handgeschriebenen Flugzettel an die Wand neben den Kasten geheftet. Auf dem in mageren Zeichen erklärt wurde, dass es sich um Importe aus Europa handelte, mit Musik der Dreißiger und Vierziger Jahre aus Amerika. Takuto hatte keine Ahnung, was für Musik das wohl sein könnte, er kannte ja nicht mal die aktuellen Musikrichtungen. Ein Angebot, in eine der CDs hineinzuhören, war auch nirgends zu sehen. Ratlos ließ Takuto die Hand über dem Kasten schweben und zog dann entschlossen eine einzelne CD hervor. Das Cover zeigte einen Europäer oder Amerikaner mit einer Klarinette, im Hintergrund eine Band. Die lateinischen Buchstaben zwangen Takuto zu einem Stirnrunzeln, der Text war vermutlich Amerikanisch. Mühsam entzifferte er die Aufschrift. [Artie Shaw and his Orchestra, The Man I Love And More Hits]. Der erste Teil war vermutlich der Name der Band, der Titel schien Takuto seltsam passend, "der Mann, den ich liebe". Er betrachtete die Rückseite, aber dort waren keine Informationen auf Japanisch aufgeführt. Takuto verspürte plötzlich das Gefühl, dass dies genau das war, was er suchte. Er konnte es nicht beweisen, aber diese CD fühlte sich vielversprechend an. Er schnappte sie und kramte nach seiner Geldbörse. Den ungläubigen Blicken der Verkäufer begegnete er mit einem finsteren Starren, das jeden Kommentar verbat. ~@~ Als Takuto wieder auf die Straße trat, atmete er befreit auf. Nun zum einfachen und angenehmen Teil, Lebensmittel einkaufen!! ~@~ Kouji lenkte seinen Sportwagen geschickt durch den spärlichen Verkehr. Es war schon kurz vor Mitternacht. Er betrachte lächelnd die geschmückten Straßen und Häuser. Weihnachten! Kouji liebte Weihnachten, nicht nur wegen seines Geburtstages, sondern weil er wie in der christlichen Mythologie überzeugt war, dass es genau die richtige Zeit war, um Hoffnung und Licht in das Leben der Menschen zu bringen. Er bog in die Wohnstraße ein und bemerkte, dass in seinem Appartement kein Licht brannte. Nanu, war Takuto etwa schon zu Bett gegangen? Nun, es war später geworden als erwartet, jeder hatte mit ihm auf seinen Geburtstag anstoßen wollen, und dann das Bombardement mit Geschenken ... Oje! Kouji griff hastig ins Handschuhfach und schnappte sich die Rolle mit starken Pfefferminz-Bonbons. Er warf zwei ein und kaute geräuschvoll, verzog dabei wegen des brennenden Geschmackes das Gesicht zu einer Grimasse. Würg!! Er spuckte die Überreste in ein Papiertaschentuch und angelte nach der Flasche Wasser, die Takuto immer im Wagen deponiert hatte. Puh, erst mal den widerlichen Geschmack runterspülen! Kouji seufzte laut, es half alles nichts, Takuto würde den Sake-Geruch sowieso bemerken. Aber man konnte ja schlecht ablehnen, wenn die Leute auf die eigene Gesundheit anstießen, oder? ~@~ Er schälte sich aus dem Sitz, warf das Taschentuch in einen Mülleimer in der Nähe und verriegelte das Auto. Die Hände in den Taschen schlenderte er durch das Treppenhaus nach oben. Wenn er jetzt nicht wenigstens einen Kuss bekam ... Auf dem Treppenabsatz angekommen kramte Kouji nach den Schlüsseln. Takuto war vielleicht wirklich schon zu Bett gegangen. Nun, dann würden sie die Feier eben morgen Früh im Bett nachholen... Bei diesem erfreulichen Gedanken schlich sich ein anzügliches Grinsen in Koujis Gesicht. Er öffnete die Tür und blieb abrupt stehen. Das ganze Appartement war mit Kerzen ausgeleuchtet, sodass sich ein warmer Schimmer ausbreitete. Auf dem Boden lagen Rosenblüten, die in einer Spur zum Wohnzimmer führten. Kouji schlüpfte aus den Schuhen und schloss leise die Tür hinter sich. Er atmete den leichten Rosenduft ein und erschnupperte noch einen weiteren appetitlichen Geruch. Takuto hatte gekocht! Er folgte der Rosenspur ins Wohnzimmer, wo ihn eine festlich gedeckte Tafel erwartete. Kouji lächelte überwältigt. Was für eine Mühe Takuto sich gegeben hatte! Eine schmale Gestalt löste sich aus dem Schatten des Vorhanges und trat langsam ins Kerzenlicht. Takuto trug das dunkelrote Seidenhemd, das Kouji ihm geschenkt hatte, darunter lugten seine üblichen, zerfransten Jeans-Shorts hervor. Er lächelte Kouji verlegen an, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Kouji erwiderte sein schüchternes Lächeln mit einem Freudestrahlen, trat dann auf Takuto zu, bis sie direkt voreinander standen. Takuto zog eine einzelne dunkelrote Rose hinter seinem Rücken hervor und bot sie Kouji an. Der bemerkte, dass Takuto die Hände zitterten und umfasste vorsichtig dessen Hände. Behutsam zog er sie zu sich hoch und beugte den Kopf leicht vor, um den schwachen Duft der Rose einzuatmen. Er bemerkte noch einen weiteren, leicht metallischen Geruch ... Blut? Tatsächlich, Takuto hatte sich an einer der Dornen gestochen, und nun lief ein dünner Blutstrom an seinem Finger herab. Kouji löste seine Hände von Takutos und zog dann den blutenden Finger an seinen Mund. Er küsste sanft die wunde Stelle, dann leckte er langsam und genussvoll das Blut mit der Zunge auf. Dabei blinzelte er zwischen den Haarsträhnen hervor und beobachtete mit halb gesenkten Lidern Takutos Reaktion. Der blickte auf seine Finger in Koujis Händen, die Augen aufgerissen und mit geöffnetem Mund, die Lippen leicht bebend. Kouji ließ Takutos Hände sinken, aber nicht los, in einer Hand immer noch die langstielige Rose. Er sah Takuto in die Augen und wünschte wieder einmal, die Zeit würde einfrieren. Dann beugte er sich vor und küsste Takuto sanft auf die leicht geöffneten Lippen. Sie standen, sich immer noch an den Händen haltend, eine Weile so da, die Augen geschlossen, nur die Gesichter einander zugewandt. Spürten den Atem des anderen wie einen leichten Lufthauch über das Gesicht streichen. ~@~ Takuto löste sich zuerst aus der Versunkenheit und zog Kouji hinter sich her. Er habe etwas zu essen gemacht, Kouji habe doch wohl noch ein bisschen Appetit? Kouji ließ sich bereitwillig von Takuto an die gedeckte Tafel ziehen und riss die Augen auf. Das sah ja aus wie in einem Restaurant! Takuto schob Kouji einen Stuhl unter den Hintern. Er werde noch rasch etwas Tee holen, Kouji habe sicher genug Sake im Laufe des Tages verköstigen müssen. Kouji nickte geistesabwesend. Solche Leckereien!! Aber von jeder Speise nur eine Schüssel?! Takuto schenkte vorsichtig den dampfenden Tee in eine Schale. Als er Koujis Verwirrung bemerkte, lächelte er verschmitzt. "Ich dachte, wir teilen uns alles ..." Kouji lächelte überrascht. Das war ja wie im Traum ... ~@~ Sie verkosteten Takutos selbstgemachte Fischsuppe, die gebackenen Krabben, Nudeln, süß-saures Hühnerfleisch, verschiedene Gemüsesorten. Und dann noch all diese Soßen! Kouji stöhnte genüsslich auf. Eine Inspiration für alle Sinne! Takuto erhob sich geschwind und verschwand hinter der großen Tür des Kühlschranks. "Was hältst du von Nachtisch?" Kouji seufzte. "Ich werde wohl platzen, aber so ein süßer Tod..." Takuto lachte leise. "Ich nehme das als Zustimmung." Geschickt balancierte er eine Schüssel mit dunkler Creme auf den Tisch. "Was ist das?" Takuto lächelte, die Wangen vor Vergnügen gerötet. "Warum riechst du nicht dran?" Kouji beugte sich vorsichtig über die Schüssel, mit einer Hand die Mähne im Zaum haltend. "Schokolade?" Takuto nickte. "Mousse au Chocolat, wie in Frankreich!" Koujis Augen wurden groß. Er hatte eine heimliche Schwäche für Schokolade! Takuto sprang derweil auf. "Ich hole gerade noch die Löffel." Kouji griff rasch über den Tisch und packte Takuto am Handgelenk. "Nicht nötig, lass uns mit den Fingern essen!" Takuto zog die Augenbrauen hoch, nickte dann aber zustimmend. Als Kouji sein Handgelenk nicht losließ, blickte er ihn irritiert an, aber Kouji lächelte vergnügt, zog dann mit einem Ruck Takuto auf seinen Schoß. "Ich hatte so einen anstrengenden Tag", hauchte er Takuto ins Ohr und setzte dabei eine jammervolle Miene auf, "kannst du mich nicht füttern?" Takuto lächelte nachsichtig, tauchte dann vorsichtig einen Finger in die dunkle Creme und schob ihn Kouji in den Mund, der genießerisch daran saugte. ~@~ Sie arbeiteten sich durch die ganze Schüssel, wobei Takuto Kouji mehrfach nachdrücklich daran erinnern musste, dass er seine Finger noch brauchte und zwar mit Haut daran. "Ouh, ich bin so satt", seufzte Kouji und warf den Kopf in den Nacken. Es war bereits zwei Uhr in der Nacht, so lange hatte er noch nie getafelt! Takuto, der noch immer auf seinem Schoß saß, strich ihm sanft ein paar Strähnen aus dem Gesicht und flüsterte, er habe auch noch ein Geschenk für ihn. Damit löste er sich von Kouji und verschwand im Schlafzimmer. Kouji schloss die Augen. Er spürte einen sanften Hauch in seinem Gesicht, als Takuto ein paar widerspenstige Strähnen wegblies und vor Kouji in die Hocke ging, sodass der zu ihm heruntersehen musste. In den Händen hielt er eine kleine, flache Schachtel, mit dunkelrotem Papier verpackt. Der Form nach zu urteilen eine CD. Zögernd streckte Takuto sein Geschenk zu Kouji hoch, der es lächelnd aus Takutos Händen nahm. "Vielen Dank!" Takuto wand sich verlegen. Eigentlich wisse er gar nicht, ob Kouji das gefalle und ... Kouji legte sanft einen Finger auf Takutos Lippen. "Pscht..." Dann öffnete er vorsichtig die Verpackung und betrachtete das Cover. Es kostete ihn viel Mühe, nicht zu lachen. Er unterdrückte ein Kichern und fragte Takuto, ob er tatsächlich nicht wisse, was er ihm da geschenkt habe. Takuto wurde rot. Na ja, er habe nicht alles lesen können, aber der Titel... Takuto senkte den Kopf. Soweit sein Englisch reiche, hieß der Titel doch, "Der Mann, den ich liebe"... Kouji riss überrascht die Augen auf, tatsächlich! Er blickte auf Takutos gesenkten Kopf hinab, der verlegen die Hände wrang. Sanft schob er seine Hand unter Takutos Kinn und hob dessen Kopf an. "Ich liebe dich auch, Izumi, für alle Ewigkeit", verkündete er leise, aber eindringlich und sah Takuto dabei tief in die Augen. Dann zog er Takuto vom Boden auf seinen Schoß und küsste ihn zärtlich. "Vielen Dank! Danke, dass du bei mir bist und mit mir dein Leben verbringst!" ~@~ Kouji summte beschwingt vor sich hin. Was für eine Geburtstagsüberraschung! Takuto hatte sich wirklich selbst übertroffen. Und dann erst der Morgen danach! Ein glückliches Lächeln breitete sich auf Koujis Gesicht aus. Wenn er nur jeden Tag Geburtstag feiern könnte! Dabei fiel ihm Takutos Geburtstagsgeschenk ein. Im Gegensatz zu Takuto konnte er Englisch lesen, sogar Französisch und Deutsch in Ansätzen. Außerdem hatte er sich mit der Musikgeschichte der Neuen wie der Alten Welt befasst, auch wenn er gerne vorgab, ein Ignorant zu sein und alles nur aus Zeitvertreib zu tun. Er musterte das Cover, legte dann die CD ein. Sofort erfüllte Jazz den Wagen, treibende Trommeln, darüber eine schwingende, tanzende Melodie. Einige Songs waren melancholisch, andere ähnelten einem Wettstreit einzelner Instrumente. Kouji lauschte den Liedern versonnen, dann breitete sich ein Lächeln aus, er hatte Feuer gefangen! ~@~ Katsumi äugte beunruhigt in den Technikraum. Kouji saß dort bereits seit zwei Tagen von früh Morgens bis spät in die Nacht und arbeitete. Durch die schalldichten Scheiben drang kein Ton nach außen, sodass Katsumi sich von Koujis Arbeit kein Bild machen konnte. Bände sprachen aber die vielen vollgekritzelten Notizzettel und die verstreuten Notenblätter, auf denen Kouji in atemberaubender Geschwindigkeit Noten malte und korrigierte. Kouji hatte seiner Begleitband eine Woche Urlaub genehmigt mit der Auflage, topfit zurückzukehren. Takasaka ließ sich von Katsumi alle halbe Stunde Statusberichte über Koujis Treiben durchgeben. Er konnte seinen Urlaub nicht genießen, wenn er seinen schwierigen Topstar so voller Energie wusste. Die Vergangenheit war erschreckend genug ... Katsumi griff zum letzten Mittel, Kouji in seinem Arbeitsdrang etwas zu bremsen, schließlich hatte er noch einige andere Termine angesetzt. Und wenn Kouji sich standhaft weigerte, ihm Beachtung zu schenken... Er tippte Takutos Nummer in sein Handy. Takuto hatte sich zuerst geweigert, ein Handy mit sich herumzutragen. Er empfand das als lästig und "vergaß" dementsprechend häufig, die Akkus aufzuladen, aber Kouji hatte Takuto bekniet, es sei zu seiner Beruhigung ... "Hallo?" Takuto klang leicht verärgert. "Hallo, Takuto-Schätzchen, wie geht's, wie steht's? Ich hoffe, ich störe nicht gerade..." "Also, Katsumi, im Augenblick..." "Oh, hervorragend, mein Lieber. Hör mal, es ist wirklich wichtig, Kouji..." "Was ist mit Kouji??!!" "Nichts, er ist okay, bitte bleib ruhig. Sieh mal, das Problem ist, dass Kouji nicht aus dem Studio herauskommt, und er hat doch heute Termine und ..." "Katsumi, ich bin nicht sein Manager!" "Sicher, mein Guter, aber dein besänftigender Einfluss könnte mein Leben retten! Wusstest du, dass Taka-Schätzchen schon wieder Magenprobleme hat? Und er ruft in einer Viertelstunde an, und ich kann ihn doch nicht einfach belügen..." "Schon gut, erspar mir den Rest! Was soll ich tun?!" "Oh, du bist ein Goldstück, Takuto-Liebling! Bitte ruf Kouji doch an und bitte ihn, seinen Terminkalender zu konsultieren!" "Du liebe Güte, was für ein Aufstand...!" Takuto beendete das Gespräch grußlos, und Katsumi beobachtete gespannt Koujis Reaktion, als Takutos Nummer auf seinem Piepser erschien. Kouji schnappte sich das Telefon und sprach einen Augenblick, dann drehte er langsam den Kopf zur Glasscheibe und warf Katsumi mörderische Blicke zu. Der winkte lächelnd, warf Kouji eine Kusshand zu und verschwand eilig durch die Tür, als Kouji hinter dem Mischpult hervorhechtete. ~@~ Die Band hatte sich schon im Probenraum versammelt und studierte mit gerunzelten Stirnen die Notenblätter, die Kouji verteilt hatte. Der jagte gerade Katsumi durch den Flur, weil dieser wieder einen Interview-Termin vereinbart hatte, ohne ihn zu fragen. "Kouji-Süßer, du hättest sie sehen sollen, einfach zum Anbeißen! Ich konnte unmöglich ihren Wunsch abschlagen! Du solltest auch mal an andere denken, Schätzchen!" Kouji hatte Katsumi an der Tür gestellt und schlug jetzt eine Faust in die Handfläche der anderen Hand. Dabei hatte er ein fieses Grinsen aufgesetzt und funkelte Katsumi an. "Du wirst nach meiner Spezialbehandlung auch zum Anbeißen aussehen, Katsumi-Schätzchen!" Katsumi riss die Hände vors Gesicht in einer schlechten Kopie eines Horrorfilms und stieß ein durchdringendes Kreischen aus. "Zu Hilfe!! Rettet mich!! Er will mich umbringen!! Oh Gott, helft mir!!" Takasaka stürzte zu seiner Rettung herbei und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Katsumi. "Bitte, Nanjou-kun, ich bitte darum, lassen Sie sich nicht von Ihren Gefühlen beherrschen! Ich entschuldige mich auch." Kouji ließ enttäuscht die Fäuste sinken, während Katsumi im Schutz von Takasakas Rücken die Zunge rausstreckte. Kouji trat ganz nahe an die beiden heran und fixierte Katsumi. "Wenn du das noch mal machst, dann zieh ich sie dir lang und bind sie dir um die Ohren, klar??!" Katsumi und Takasaka, aneinander gedrängt, nickten zitternd. Kouji kehrte ihnen den Rücken zu und verschwand im Probenraum, während Takasaka mit weichen Knien auf den Boden sackte. Katsumi lehnte derweil grinsend an der Wand. "Shibuya-kun, bitte, mein Magen... ich vertrage diese Aufregung nicht!" Katsumi ging neben Takasaka in die Hocke und lächelte ihn an. "Vielen Dank, mein holder Retter!", und gab Takasaka einen dicken Schmatz auf die Stirn. "Shibuya!!" ~@~ Inzwischen hat Kouji seinen Bandmitgliedern erklärt, dass er genug Stoff für ein neues Album zusammenhatte. Allerdings habe er ihren Stil ein wenig verändert, und die Frage sei jetzt, ob sie damit klar kämen. "Ähm, Kouji, also, das ist ziemlich ungewöhnliche Musik. Es ist nicht unbedingt Rock oder eine Ballade ..." Kouji lächelte geheimnisvoll. "Ich habe mich von etwas Anderem inspirieren lassen. Ich schlage vor, wir probieren einfach mal den Song, den ich gerade verteilt habe." Kouji schloss einen Augenblick die Augen, dann klatschte er in die Hände, einen schnellen, eigentümlichen Rhythmus und fing an zu singen. Die anderen blickten erst ihn, dann sich gegenseitig an. Schließlich setzte zögernd das Schlagzeug ein und folgte Koujis Vorgaben. Dann folgten nacheinander auch die anderen. Wenn das Lied zu Ende ging, fing Kouji einfach wieder von vorne an, bis der Song so vibrierend und lebendig im Raum schwang, wie er ihn sich vorgestellt hatte. "Kouji, also, das ist echt ... was Neues! Das klingt wie, na ja, wie ... Jazz!" Kouji nickte zustimmend. "Richtig. Jungs, dieses Album soll vor Leben vibrieren, zerspringen vor Rhythmus, und die Leute sollen beim Blues heulen!" ~@~ Takuto verstaute die Einkäufe in der Küchenzeile und streckte die Glieder. Endlich schien die Frühlingssonne stark genug, dass man auch draußen wieder trainieren konnte, und bald würde auch wieder die Turnier-Saison richtig beginnen. Hallenfußball war doch kein Vergleich! Nun noch rasch unter die Dusche. Er blickte auf den Kühlschrank, wo ein Zettel von Kouji hing. Datum und Uhrzeit und ein Fernsehkanal. Himmel, das passte ja gerade! Takuto warf die Glotze an und schnappte sich ein Sitzkissen. Offensichtlich eine Musiksendung. Wieder so ein ödes Interview?! Da war auch Kouji. Er lächelte zurückhaltend in die Kamera, elegant in seinem weißen Anzug und dem offenen Hemd. Gerade antwortete er höflich auf die Frage, ob er ein neues Album herausbringen werde. Man sei bereits fertig, eine Single werde am nächsten Montag in die Geschäfte kommen. Die Dame fragte nun, warum man dieses Mal die Single nicht vorab im Radio hören könne, und wieso es kein Video gebe? Kouji lächelte charmant und erklärte, dass dieses Album anders als die vorherigen sei. Und deshalb solle es auch eine Überraschung werden! Stimme es, dass Kouji zum ersten Mal einen Song eines anderen covere? Ja, das sei richtig. Dann wechselte man zu den show-üblichen Blabla über Koujis Model-Karriere und den neuesten Gerüchte über neue Freundinnen, die Kouji haben sollte. Takuto machte die Glotze aus und sann einen Moment über diese Aussage nach. Er hätte gern Koujis neues Album gehört. Und welchen Song hatte Kouji neu eingespielt? Das sah ihm gar nicht ähnlich?! Dann bemerkte Takuto auf dem Fernseher einen weiteren Notizzettel. [Schlafzimmer, rechtes Kopfkissen.] Takuto stand kopfschüttelnd auf und wanderte in das Schlafzimmer. Er hob zögernd das Kopfkissen auf der rechten Seite an. Da lag ein schmales Päckchen, in Zeitungspapier gewickelt. Ein zusammengerolltes Stück Papier war mit einem Bindfaden daran befestigt. Takuto löste den Faden und entrollte das Papier. [Izumi, bitte öffne das Päckchen und hör es dir an. Kouji] Takuto wickelte das Papier auf und hielt eine CD in den Händen, offensichtlich eine Demo-Version, da sie keinerlei Beschriftung trug. Er ging mit Papier und CD ins Wohnzimmer und fütterte die Anlage. Als die Töne das Zimmer erfüllten, bekam Takuto weiche Knie. Er hörte Koujis Stimme. "Izumi, das ist nur für dich, für den Mann, den ich liebe." ~@~ ENDE ~@~ Da es meine erste selbst gestrickte Geschichte ist, bitte ich um Nachsicht (insbesondere bei Rechtschreibfehlern.) Danke fürs Lesen. kimera PRODUKTIONSNOTIZEN It started with... Mousse au chocolat ^^ Meine erste Fiction und die Bewerbung für Yaoiger im damaligen Zustand. Nachdem ich fast zwei Monate als Gastleser unterwegs war in der zu dem Zeitpunkt verschworenen Gemeinschaft, entschloss ich mich, selbst etwas zu fabrizieren, weil ich ungeachtet der hochwertigen Beiträge etwas vermisste ^_~ (yupp, Hybris) Ich hatte gerade die Originale von Zetsuai und Bronze erworben (eine deutsche Veröffentlichung war undenkbar) und das frisch publizierte Band 11 verschlungen, sodass es nur logisch war, Kouji und Takuto eine Erzählung zu widmen. Immerhin hatten sie mich in diese Gemeinschaft gelotst ^_~ Erstaunlicherweise gereichte dieser bescheidene Beitrag, mich wohlwollend in die heiligen Hallen der deutschen Yaoi-Gemeinde aufzunehmen... ob sie es mal bereut haben? *eg* Dies ist im Übrigen auch die einzige Geschichte, die ich jemals auf Papier besessen habe, alles andere existiert nur im Chaos der bits, bytes und dreier Schädel ^-^