Titel: Ein verhexter Tag Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction Zetsuai/Bronze, Zetsuai since 1989 von Minami Ozaki (siehe Informationen) FSK: ab 0 Kategorie: Phantastik Erstellt: 18.02.2001 Disclaimer: Alle Figuren gehören Minami Ozaki und Margaret Comics. ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ ~@~ Ein verhexter Tag Es ist ein wunderschöner Frühlingstag, zumindest den Temperaturen nach. Über einem Wohnviertel einer mittelgroßen Stadt schwebt ein Heer an Schäfchenwolken. Ihr Blick fällt in eine idyllische Sackgasse, wo brav Einfamilienhäuser ein Spalier bilden. In dem letzten Haus auf der rechten Seite blättern Finger müßig in einem schwarzweiß bebilderten Buch, legen es dann achtlos auf einen überfüllten Schreibtisch. Socken bewehrte Schritte stapfen Treppen herunter. Die Frühlingssonne blinzelt neugierig in das Fenster hinein, staunt über die Unordnung. Durch das angelehnte Fenster huscht eine wissbegierige Brise, blättert interessiert durch das aufgeschlagene Buch. Dann entwischt sie wieder, um mit dem großen Bruder zurückzukehren. Dieser drückt ungestüm das Fenster auf, das mit Elan und Quietschen in den Raum schwingt. Ein vergessenes Glas Wasser ergießt sich erschrocken über die aufgeschlagenen Seiten. Die Brise und ihr großer Bruder verharren verblüfft, dann fliehen sie eilig aus dem Raum. Schwere Schritte nähern sich dem ertrunkenen Buch. "Oh verdammt!! Ich hab das Fenster nicht zugemacht!!" Fliegende Finger fächeln zittrig die durchtränkten Seiten auf, während eine panische Stimme Rettungsmöglichkeiten erwägt. "Zeitungspapier?! Nee, das ist für Schuhe! Föhn? Auch nicht gut. Hmm, Mikrowelle? Besser nicht! Ich hab's, Ofen!!" Zärtlich wird das Nässe-Opfer auf große Hände gehoben, dann trampeln hastige Schritte die Treppe herunter. Das Buch wird samtweich auf ein Backblech gebettet, dann fährt es in eine dunkle Höhle aus Stahlblech ein. Eine freundliche Lampe vertreibt die Nacht, dann pustet eine warme Brise sanft in die Seiten. Ein schrilles Klingeln unterbricht die Ruhe, einen unflätigen Fluch später fliegt eine Tür in ihr Schloss, metallisches Kratzen versiegelt den Zugang. Das Buch schlummert warm in künstlicher Sonne, da wird es plötzlich aus der Höhle herausgezogen. Eine samtige Stimme staunt, brummt Unverständliches, dann wird das Buch mit spitzen Fingern auf eine Fensterbank platziert. Da die Sonne auch hier liebevoll auf die Seiten lächelt, fühlt es sich sofort behaglich. Wieder schlägt eine schwere Tür in das Schloss, dann ist das Buch mit der Sonne und einer wagemutigen Brise allein. Und diese drei schließen einen zauberhaften Pakt. ~@~ "Hmm, was ist denn hier los?!" Eine kleine, pummelige Gestalt reibt sich Schlaf und dunkle Ponyfransen aus den Augen. Sie ist gerade so groß wie ein Teddybär und ebenso wonnig-kuschelig. "Woaah", staunt sie mit tellergroßen Augen. Dann stellt sie sich auf die kurzen, runden Beine und streckt sich energisch. Ein inspizierender Blick wird in die Runde geschickt. Er bremst bei einer zweiten, winzigen Gestalt, die zusammengerollt wie ein Kätzchen in einem Sonnenfleck leise schnarcht. "He, Kouji, aufstehen!" Der zweite Kleine gähnt bis zur Maulsperre, reibt sich mit den runden Fäustchen über die Augen, schleudert dann eine imposante, silbrige Mähne um sich herum. "Izumi-chan!!" Der silbrige Wirbelwind wirft sich Chibi-Izumi stürmisch an den Hals, was diesen unsanft auf den Po plumpsen lässt. "Lass sofort los!!" "Neieien!", singt Chibi-Kouji triumphierend vor sich hin, während er wie eine Klette an Chibi-Izumi hängt. Chibi-Izumi gräbt die Fingerchen in die silbrige Mähne und ziept kräftig. "Autsch, autsch, autsch!" Klägliches Protestgeheul, während Chibi-Kouji von Chibi-Izumi zurückweicht. Der stemmt demonstrativ die Ärmchen in die Seite. "Hab dich gewarnt!" Eine Tränenfontäne schießt hinter den Händchen hervor, die Chibi-Kouji vor das runde Gesichtchen geschlagen hat. "Das ist so gemein!! Immer auf die Kleinen!" Chibi-Izumi reibt sich wütend und verlegen unter der Nase. "Gar nicht wahr! Außerdem bist du..." Etwas unschlüssig mustert er die kleine Gestalt, die noch immer lautstark jault. "Äh... fünf Millimeter größer?! Kouji?" "Ich red nicht mehr mit dir!! Du bist so gemein!" Weiteres Protestgeheul, aber nicht mehr ganz so begeistert. Chibi-Izumi verdreht die großen, braunen Augen, dann stapft er widerwillig auf Chibi-Kouji zu. Unbeholfen patscht er mit dem flachen Händchen auf den bebenden Silberschopf. "Nun hör schon auf zu heulen, Kouji. Wir saufen sonst noch ab!" "Mir ganz egal", quäkt es beleidigt hinter den Händchen hervor. Theatralisches Schluchzen. "Kouji, wir haben ein Problem!!" Chibi-Kouji kehrt ihm demonstrativ den Rücken zu und heult weiter. "Grrrr... Heulsuse!" "Gar nicht!" "Doch! Heulsuse! Riesen-Heulsuse!!" Chibi-Kouji springt auf und ballt die Fäustchen, die kristallblauen Augen blitzen. "Bin KEINE Heulsuse, klar?!" "Bllll!", Chibi-Izumi streckt ihm die Zunge raus, zieht eine Grimasse. Chibi-Kouji erwidert die Geste mit derselben Ausdruckskraft. Dann stutzt er plötzlich. "Izumi, äh...?" Dieser seufzt erleichtert auf. "Hast du es endlich auch kapiert?!" Ein Finger wird anklagend auf ihn gerichtet, während sich die großen Augen erneut mit Tränen füllen. "Du hast meinen Snoopy-Schlafanzug an!!" Die Unterlippe zittert heftig, während Tränchen beleidigt die Pausbacken hinuntergleiten. Chibi-Izumi blickt völlig baff an sich herunter, dann bläst er verlegen Ponyfransen aus den Augen. "Es war dunkel, klar?! Und überhaupt, du warst mit Wäschewaschen dran!!" "Huhuuu!" Mitleiderregendes Heulen gegen die Ungerechtigkeit und Bosheit der Welt im Allgemeinen und gegen Izumi im Besonderen. Chibi-Izumi hält das Wehgeschrei nicht länger aus und knuddelt unbeholfen die Heulboje. "Pscht, Kouji, nicht mehr weinen, bitte? Du bist doch schon... äh, groß?!" Verlegenes Schnauben an seiner Schulter. "'zumi-chan?" "Ja?" "Hab Hunger." Chibi-Izumi seufzt leise, zieht dann entschlossen die Schlafanzughose hoch. "Okay! Gehen wir auf Entdeckungsreise!" Zwei kleine Händchen schließen sich fest ineinander. Vorsichtig pirschen sie sich über den bunten Teppich zu der offenstehenden Tür. "Was glaubst du, wo wir hier sind?", wispert Chibi-Kouji aufgeregt. "Wohnzimmer", grummelt Chibi-Izumi angespannt. "Also, das weiß ich selbst!" Chibi-Kouji stemmt verärgert die Händchen in die Seiten, funkelt Chibi-Izumi vorwurfsvoll an. Dann schiebt er sich an Chibi-Izumi vorbei und schreitet so würdevoll, wie seine kurzen Beine ihn tragen, über den Flur, an einem Treppenaufgang entlang. "Da! Die Küche!" Alle Würde vergessend flitzt er wie ein Wirbelwind davon. "He!! Warte!" "Pah! Der Letzte ist ein feiges Huhn!" Chibi-Izumi knurrt laut und wetzt hinterher. In diesem Augenblick ertönt ein lautes Krachen. "Uhoh!" Chibi-Izumi biegt mit vollem Tempo in die Küche ein, kommt dann schlitternd auf den Fliesen zu stehen. Chibi-Kouji hockt unter einem Esstisch, eine rot-weiß karierte Tischdecke herangezogen, während seine Bäckchen vollgestopft sind. Ein weißer Zuckerkranz rieselt langsam von seinem Mund, er kaut selig. "Was tust du da?!" "Eschn! Schmggt guud!" Die Hamsterbäckchen leeren sich nur langsam, während in der Luft ein paar kleine Hasenohren über ihm zu schweben scheinen. "Sieh dir mal die Sauerei an, die du angerichtet hast!" Chibi-Kouji verdreht ungerührt die Augen, stopft ein weiteres aufgeblähtes Stück Gebäck in seinen Mund. "Ischt wrklsch lekka!" Chibi-Izumi schüttelt missbilligend den Kopf, sammelt die Scherben eines Porzellantellers ein. "Du bist ein Vielfraß!" "Spielverderber!" Chibi-Kouji schiebt unauffällig einen Kreppel hinter seinen Rücken, spaziert dann scheinbar gelangweilt an Chibi-Izumi heran, der versucht, hinter den Küchenschränken die Mülltonne auszumachen. "Guckguck!" "Kouji, nicht jetzt!" "Hier bin ich, blblbl!" Chibi-Izumi fährt zornig herum, da rammt ihm Chibi-Kouji auch schon den Kreppel in den Mund. Er stolpert gegen einen Küchenschrank, der sich klappernd öffnet und seinen Inhalt mit Staubflocken auf den Küchenboden ergießt. Chibi-Izumi niest gewaltig, und der Kreppel schießt quer durch die Küche, bis er gegen ein Tischbein katapultiert wird und dort liegen bleibt. "Oh, schau nur, du hast ihn verwundet!" Chibi-Kouji deutet anklagend auf die Marmelade, die langsam aus dem Kreppel-Trümmer hervorquillt. Chibi-Izumi kaut malmend den Kreppelteil, den er vor Schreck abgebissen hat. "Dasch ischt total ungeschund! Viiiil schu viiiil Schucka! Und Kaloriiiin! Kein Näawäat!" Chibi-Kouji grient ihn zustimmend an. "Genau, ich find's auch superlecker!" Dann wendet er sich wieder mit kummervollem Blick dem Tischbein-Unfallopfer zu. "Ich glaube, da ist nichts mehr zu retten." Dann wuselt er hinüber, stopft sich die Bäckchen voll. "Wenn esch schon hinüba ischt, kann man esch auch eschn!" Chibi-Izumi wischt die letzten Krümel vom Mündchen, dann blickt er sich suchend um. Chibi-Kouji schleicht sich wieder an ihn heran und umarmt ihn stürmisch. "Was suchst du denn, Schätzchen? Ich bin doch hier!" Chibi-Izumi kreiselt solange, bis er das zuckrige Klammeräffchen losgeworden ist. "Ich will mir die Hände waschen! Ist alles voll Zucker!" Grummelnd starrt er auf die Spüle, die in unerreichbarer Höhe residiert. "Sei doch nicht so schwierig!" Chibi-Kouji grapscht ein Zuckerpfötchen und leckt es hingebungsvoll ab. Und erntet für die Mühe eine Kopfnuss. "Wääh! Du bist ein richtiges Ferkel, Kouji!" "Und du bist grob und undankbar!" Schmollend zieht sich Chibi-Kouji unter den Esstisch zurück und nuckelt beleidigt an seinem Daumen. Chibi-Izumi zerrt einen Stuhl vom Tisch herüber, klettert dann wagemutig hinauf. Nun muss er sich nur noch strecken und den Wasserhahn aufdrehen. "Endlich sauber!" "Rutsch mal!" Ein runder Po drängt ihn auf die Seite, dann plantscht Chibi-Kouji eifrig neben ihm herum. "He, mach dich nicht so breit!! Hier ist kein Platz für zwei!" "Ist wohl! Und ich steh gern nahe bei dir!" Zwei warme Ärmchen knuddeln Chibi-Izumi liebevoll. "Pfoten weg, erst wird Ordnung gemacht!" Chibi-Izumi hopst todesmutig vom Stuhl auf den Boden. "Los, Kouji, hilf mir!" Chibi-Kouji gähnt und räkelt sich. "Ich hab aber gar keine Lust." Langsam rutscht er am Stuhl herunter und wirft einen expeditionsfreudigen Blick auf die Küchentür. "Kommt nicht in Frage!! Du hilfst mir hier! Du hast schließlich die Sauerei verursacht!" Chibi-Kouji grinst fies. "Und wenn ich nicht will?" Chibi-Izumi reibt sich die Fäustchen, schießt grimmige Blicke ab. "Ich warne dich, Gringo! Ich werde nicht zögern, zum letzten Mittel zu greifen!" Chibi-Kouji dreht ihm eine lange Nase. "Redest du mit mir? Du redest mit mir? Mit mir?!" Chibi-Izumi kontert. "Make my day, Punk!" Sie umkreisen einander, dann macht Chibi-Kouji auf dem Absatz kehrt und startet die erste Runde rund um den Tisch. Ärmchen und Beinchen werfend hetzen sie um die Tischbeine herum. Chibi-Izumi ergreift die Chance zu einem vernichtenden Schlag, er schnappt sich aus dem Gerümpel, das der Küchenschrank ausgespuckt hat, einen Handfeger. Chibi-Kouji weicht kreischend der borstigen Waffe aus, wehrt Attacken mit der Kehrschaufel ab. Nach zwei wuchtigen Schlägen gegen die Schaufel wird der Handfeger kopflos, die Borsten ergreifen das Hasenpanier und fliehen zischend durch die Luft unter den Esstisch. Chibi-Izumi starrt verblüfft auf den kopflosen Stiel, dann flitzt er in den sicheren Schutz der Tischbeine. "Attacke!! Der Sieg ist mein!! Nieder mit allen Putzteufeln!" Triumphierend schwenkt Chibi-Kouji die Schaufel und startet die Verfolgungsjagd. Und wieder geht es rund um den Tisch, Slalom eingeschlossen. Als Chibi-Izumi zum dritten Mal beinahe über die abtrünnige Borste stolpert, greift er den Gedanken auf. Geschickt einen weltmeisterlichen Fußtritt gegen die Kehrseite des Borstentrümmers, und dieser schlittert ungebremst zwischen den Beinen hindurch in den Lauf des lachenden Siegers Chibi-Kouji. Einen schmerzhaften Plumps später liegt er flach auf der Nase, die Kehrschaufel rammt schwungvoll den Fuß eines Küchenschranks. "Hab dich!" Chibi-Izumi ersteigt behände den Chibi-Kouji-Berg und macht es sich auf dessen rundlichem Po bequem. "Sieg." Ein jämmerliches Heulen dringt unter ihm an die Oberfläche. "Aua!! Huuuuuu!" Chibi-Izumi vermutet eine Kriegslist und bewegt sich keinen Millimeter. "Du hilfst mir, hier Ordnung zu machen, klar? Sonst kitzle ich dich an den Füßen!" "Buäh, du brutaler Macho!!" "Bitte?! Ich?! Du bist wohl auf den Kopf gedonnert?!" "Gefangene dürfen nicht zur Arbeit gezwungen werden, das ist gegen die Genfer Konvention", behauptet eine Tränen schwangere Stimme. "Ich mach keine Gefangenen!" Chibi-Izumi beugt sich behutsam Richtung Beine und lässt die Finger spinnenfein über die nackten Füßchen laufen. "Huiiii! Aufhören!! Zu Hiiiilfeee!" Erneut streifen die Spinnen über die kleinen Fußsohlen. "Wiiiii!! Nicht!! Ich geb auf!!" Chibi-Izumi beugt sich nun Richtung silbrige Mähne. "Versprochen?" "Versprochen", grummelt es unglücklich. "Gut." Chibi-Izumi klopft sich betont den Schlafanzug ab, zieht dann den schnüffenden Chibi-Kouji auf die Füße. Der reibt sich schon wieder die Augen und schluchzt leise. Mitleidlos drückt ihm Chibi-Izumi zwei Zipfel des Tischtuchs in das Händchen und schubst ihn zur anderen Seite des Tisches. Dann erklimmt er einen Stuhl, das Tischtuch zwischen die Zähne geklemmt. Chibi-Kouji wiederholt die Prozedur auf der anderen Seite, dann schwingen sie das schwebende Tischtuch hoch auf die Tischplatte. Chibi-Izumi klatscht zufrieden in die Hände. "Na, geht doch! Und jetzt nur noch die Scherben in den Müll, und wir sind fertig." Elegant rutscht er den Stuhl hinab und lädt die Scherben auf die Kehrschaufel, um diese hinter sich her zur Mülltonne zu ziehen. "Kouji, schieb mal den Hocker her!" Chibi-Kouji kommt der Aufforderung unwillig nach, noch immer Tränchen in den Wimpern balancierend. Chibi-Izumi lässt sich ungerührt von ihm die Scherben anreichen und feuert diese dann mit unverhohlener Zerstörungsfreude in den Mülleimer. "So, jetzt ist es wieder ordentlich." Auf dieses Stichwort hin beginnt Chibi-Kouji wieder zu schluchzen und Tränenfontänen in die Luft zu sprühen. "Ich hab mir wehgetan!!" Chibi-Izumi knuddelt ihn eilig, aber dieser Trick funktioniert dieses Mal nicht. "Pscht!! Wo tut's denn weh?" "Huhuuu! Knie!!" Chibi-Izumi tätschelt ihm sanft die Bäckchen. "Nicht mehr weinen, ja? Ich küss das Wehwehchen weg!" Behutsam wickelt er das Satin-Hosenbein hoch, inspiziert aufmerksam das knubbelige Knie und haucht dann ein Küsschen darauf. "Besser so?" "Huhuuuu! Das andere auch!!" "Ist ja gut!! Aber du musst dann mit dem Geheul aufhören!" "Sniff, okay." Chibi-Kouji wischt ein wenig getröstet Tränen weg. Chibi-Izumi verteilt einen Schmatz auf das andere Knie, dann streift er die Hosenbeine wieder herunter. "Was machen wir jetzt?" "Ich suche den Fußball!" Chibi-Kouji plinkert mit den langen Wimpern. "Den Fußball?!" Chibi-Izumi marschiert auf die Küchentür zu. "Klar. In jedem anständigen Haus gibt es einen Fußball." Chibi-Kouji zottelt hinterdrein. "Izumi-chan, du spinnst!" "Du musst ja nicht mitkommen!" Beleidigt stopft Chibi-Kouji einen Daumen in den Mund. "Du kannscht imma nua an dasch eine denkn!" Chibi-Izumi steht am Ende des Flurs und späht die Treppe hinauf. Viele, hohe Stufen! "Das ist unsere einzige Gemeinsamkeit!", stellt er spöttisch fest. "Gar nicht wahr! Ich habe noch andere Interessen!" "Soooo?! Zum Beispiel?!" Chibi-Kouji reckt sich auf ganze 52cm Körpergröße, das runde Kinn bekommt Höhenluft. "Schlafen und Essen! Ha!" Chibi-Izumi kämpft sich die Stufen hoch, so etwas ist für einen kommenden japanischen Weltmeister doch kein Hindernis!! "He, warte!" Chibi-Kouji krabbelt hinter ihm her. Chibi-Izumi erreicht den Gipfel zuerst und pirscht neugierig über den Flur. Die erste Tür führt auf einen flauschigen Teppich in Himmelblau. "Nee, das ist bestimmt kein Kinderzimmer!" Die nächste Tür ist mit allem möglichen Zeug beklebt. Chibi-Izumi reibt sich freudig die Händchen, lugt dann um die Ecke. "Uaahh, was für eine Räuberhöhle!!" Köpfchen schüttelnd wandert er auf einem schmalen Pfad durch das Zimmer. Ein Piz-Schmutzwäsche thront in einer Ecke, angefüllt mit Kleidung, die sofort, ganz bestimmt, in den Wäschekorb transportiert wird, und das seit mindestens zwei Wochen. Einen Katzensprung weiter türmen sich staubbedeckte Bücher zu Säulen. In konzentrischen Kreisen um das ungemachte Bett sind benutzte Taschentücher, Keksschachteln, halbvolle Wasserflaschen und Bonbon-Papiere verteilt. Chibi-Izumi dreht sich im Kreis, kann aber außer abgewetzten Stofftieren und Postern keine Sportgeräte in höheren Hemisphären entdecken. "Wow, Home sweet home!" Chibi-Kouji streift grinsend durch das Chaos und vergrößert es noch ein wenig. Chibi-Izumi schlägt sich derweil zum Bett durch, vielleicht findet sich darunter der Fußball? Er kniet sich vor das Bett und blinzelt in die Finsternis darunter. Da hinten vielleicht? Mist, der Arm ist zu kurz! Kurzentschlossen und von Hoffnung beseelt, krabbelt Chibi-Izumi unter das Bett. "Na, schon was gefunden?" Chibi-Kouji piekst ihn mit einem Lineal in den Po. "Autsch!" Chibi-Izumi fährt in die Höhe, rammt schädeltechnisch den Lattenrost und niest explosionsartig. Eine Staubwolke verhüllt für einen Augenblick seine Sicht, dann senken sich die dicken Flocken wieder zur Ruhe. Verärgert robbt er wieder unter dem Bett hervor. Chibi-Kouji kugelt sich bei seinem Auftauchen vor Lachen am Boden. "Hahaha! Du siehst aus!" "Das ist nicht komisch!" Chibi-Izumi fährt sich mit einem Fäustchen über das Gesicht, er ist nun am ganzen Körper mit grauem Staub bedeckt, nur die Augen sind noch lebendig. Chibi-Kouji spottet mit dem breitesten Grinsen seit der Cheshire-Cat. "Na, wo ist denn der Ball, hm?" Chibi-Izumi droht ihm wütend und muss wieder niesen. "Du bist blöd! Warum haust du nicht ab? Friss dich doch durch den Kühlschrank oder steck den Kopf in den Herd!!" Chibi-Kouji erstarrt, plustert sich dann zu voller Größe auf. "Das mach' ich vielleicht, du Ekel! Und dann tut es dir ganz furchtbar leid!!" Wütend stapft er zur Tür hinaus. Chibi-Izumi streckt ihm eine flusenbedeckte Zunge hinterher. Dann krabbelt er erneut unter das Bett, wenn er schon schmutzig ist, dann soll es sich ja auch lohnen. Einen Stapel alter Papiertaschentücher, drei verwaiste Socken und eine Pralinenschachtel, deren letzter Bewohner angesichts monolithischer Beschaffenheit nur noch als Briefbeschwerer taugt, sowie mehrere Münzen später hockt er enttäuscht vor dem Bett. Kein Fußball. Nicht mal ein Tennisball. Gar nichts. Betrübt zockelt er in den Flur und hoppelt po-lastig die Stufen herunter. Blödes Haus! Haben nicht mal einen Ball. So eine Gemeinheit! Er schlurft missmutig in das Badezimmer, schlüpft aus dem schmuddeligen Schlafanzug. Feuert die Klamotten in das große Bullauge. "Wähh!" Chibi-Izumi macht vor Schreck einen Sprung in die Luft. Aus dem Bullauge funkelt ein verzottelter Chibi-Kouji. "Was soll'n das?!" "Was machst du denn hier?" Chibi-Kouji schiebt ein Ärmchen heraus, betrachtet gelangweilt seine Fingernägel. "Der Herd war nicht bequem genug. Aber ich mein es ernst!!" "Klar, du wolltest dich in der Waschmaschine ertränken, schon kapiert!" Aber Chibi-Izumi ist nicht mit dem Herzen bei der Sache, er kauert sich neben der Waschmaschine zusammen und schmollt, von der Welt enttäuscht, vor sich hin. Chibi-Kouji wagt einen Purzelbaum und verlässt sein Refugium. Er kuschelt sich neben Chibi-Izumi. "Ist dir nicht kalt? So ganz ohne Klamotten?" Chibi-Izumi schüttelt den Kopf, während seine Zähnchen aufeinander schlagen. "Kkkeinne Ssspurr!" "Komm, wir werfen die Waschmaschine an und nehmen dann ein Bad?!" "Okkaaaay!" Chibi-Kouji schleudert seinen Schlafanzug zu Chibi-Izumis staubigen Sachen. Dann streuen sie das Waschpulver in die Trommel und drücken das Bullauge zu. "Und nun?" Chibi-Izumi pustet Ponysträhnen aus den Augen. "Mach mal ne Räuberleiter!" "Puh, warum muss ich immer unten sein?!" Chibi-Kouji lamentiert, aber Chibi-Izumi hat schon seine Schultern erklommen und dreht den Wasserhahn auf, programmiert geübt die Maschine. "He, autsch, du Trampel stehst auf meinen Haaren!" "Sei nicht so zimperlich!" Chibi-Kouji schmollt und stapft verärgert zu der Badewanne hinüber. "Hey!!" Chibi-Izumi hängt zappelnd am Rand der Waschmaschine, seine Händchen lösen sich langsam. "Kouji!!" Rumms, plumps! Chibi-Izumi schlägt vorsichtig die Augen wieder auf, sondiert und findet... keine Schmerzen?! "Rettung durch Bügelwäsche!" Chibi-Kouji grinst zu ihm rauf und gibt dem Wäschekorb mit den kleinen Rollen einen Tritt. "Besser als eine Sprungmatte, was?!" Chibi-Izumi krabbelt aus der nun verstärkt bügelbedürftigen Wäsche und baut sich neben Chibi-Kouji vor der Badewanne auf. "Wenn wir den Korb hier rüberschieben, können wir auf den Rand klettern!" Gesagt, getan. "Wow, sieht aus wie ein Swimmingpool!" Chibi-Izumi balanciert auf dem Rand zur Kette mit dem Stöpsel, hangelt sich daran vorsichtig herunter. Dann verschließt er sorgfältig den Abfluss. "Okay, Kouji, dreh das Wasser auf!" Chibi-Kouji windet sich an Flaschen und Dosen vorbei zu den Hähnen, justiert auf Zuruf den Zufluss von heißem und kaltem Wasser. Dann dreht er neugierig die Flaschen herum. "Ich will das hier, ist mit Blubberblasen!" Chibi-Izumi, dem das Wasser bis zum Bauchnabel reicht, verdreht die Augen in komischer Verzweiflung. "Meinetwegen, schüttle was rein!" Chibi-Kouji kichert leise, knackt mühelos den kindersicheren Verschluss und... lässt die rosafarbene Masse über Chibi-Izumis Kopf laufen! "Wuähh!" "Oh, du bist so schnuckelig in Rosa!!" Chibi-Kouji krabbelt eilig am Beckenrand herum, rutscht dann auf der Schräge mit Schwung ins Wasser. "Huuuiiiii!! Yippie!" Chibi-Izumi taucht zum wiederholten Mal unter, versucht, der anhänglichen rosa Masse zu entkommen. Das Badewasser kommt in heftige Turbulenzen, als Chibi-Kouji zu assistieren versucht. Schließlich sind beide von rosa Blubberblasen eingehüllt und mit Schaum bedeckt. "Das macht Spaß, guck mal!" Chibi-Kouji baut sich eine Schaummütze und einen Zottelbart. Er erhebt sich. "I declare this bazaar opened!" Chibi-Izumi kichert hinter vorgehaltener Hand, formt sich rasch eine riesige Zigarre. "Ei em en Aktschonschtar!" Dabei bläst er die Schultern auf, stiert finster in die Gegend. Chibi-Kouji prustet begeistert in den Schaumberg, bastelt dann rasch ein üppiges Dekolletee. "Ist das eine Knarre in deiner Hose, oder freust du dich nur, mich zu sehen?", haucht er lasziv-samtig hinüber, einen koketten Augenaufschlag imitierend. Chibi-Izumi schluckt und sieht rasch an sich herab. Dann spritzt er eine Fontäne hinüber. "Überhaupt nicht!! Ferkel!!" "Honi soi qui mal y pense!", kontert Chibi-Kouji gelassen, dann blinzelt er aber selbst mal durch den Schaum. "Izumi-chan?" "Was?!" "Ich glaub, ich mag nicht mehr klein sein." Chibi-Izumi funkelt wütend herüber. "Oh toll!! Und was, denkst du, soll ich jetzt machen? Immer, wenn es schwierig wird, jammerst du bloß rum! Und alles nur, weil du nicht mehr... du weißt schon, was, machen kannst!" "Kann ich wohl noch!!" Eine silbrige Welle pflügt durch die Schaumberge. Chibi-Izumi läuft puterrot an, hangelt sich eilig an der Kette zum Stöpsel hoch. Dieser verliert die Fassung und den Halt, der Abfluss schluckt gierig Schaum, Wasser und einen im Wirbel gestrauchelten Chibi-Kouji. "Buamblblzumbluambllll!" "Hier, halt dich fest!" Chibi-Izumi lässt eine Bürste mit langem Stiel in den Sog hinunter, zwei Händchen packen hastig zu. Nach ein paar Umdrehung ist die Wanne leer, ein Chibi-Kouji hält sich den schwindligen Kopf. "Uuuuhhh, mir ist ganz schwummerig!" "Hör schon auf, kletter an der Kette hoch! Ich ropp ein Handtuch von der Stange!" Chibi-Izumi hopst via Wäschekorb zum Handtuchhalter und zerrt kräftig. "Hmm, flauschig!" "Ich auch!!" Ein pummeliger Chibi-Kouji drängt sich eilig zu ihm, dann reiben sie sich kichernd gegenseitig ab. "Izumi-chan?" "Yep?" "In der Gestalt will ich auch gar nicht. Ist irgendwie... unanständig." Chibi-Izumi grinst breit über Chibi-Koujis Verlegenheit, so was bekommt man nicht oft geboten. In diesem Moment knurrt die Waschmaschine autoritär. Das große Handtuch wie eine Bettdecke um sich geschlungen, tapsen sie heran. "Wie kriegen wir sie auf?" Chibi-Kouji wringt seine Haare aus. "Wir ziehen am Riegel!" Chibi-Izumi drückt die Fingerchen energisch in den Verschluss, der sich wehrt. Also hängt sich Chibi-Kouji an Chibi-Izumi, der dem Verschluss nun zeigt, wo der Hammer hängt. Peng!! "Autsch!" Zwei kleine, pummelige Gestalten reiben sich empört die jeweilige Kehrseite. "Mistding!" Chibi-Izumi stemmt sich in den Rachen des unkooperativen Ungeheuers und fischt ihre nassen Schlafanzüge heraus. "Da, fang'! Der Trockner steht da drüben!" Chibi-Kouji taumelt mit der Wäschelast murrend zum Trockner hinüber. "Zielwurf! Ja, drei Punkte!" Hier lässt sich der Deckel ganz einfach schließen, aber wie das Programm starten? "Wir müssen an den Knopf da kommen!" "Und wie?! Da reicht nicht mal der Wäschekorb!!" Chibi-Izumi massiert ungeduldig seine Schläfen. Dann leuchtet sein Gesicht auf. "Ich hab's!! Hier, hol mal den Wäschekorb!" Während Chibi-Kouji den Wäschekorb herankarrt, schnappt sich Chibi-Izumi ein dehnbares Massageband und eine Sprudeltablette. Er verharkt die Enden des Massagebandes im Geflecht des Wäschekorbs, tritt ein paar Schritte zurück. "Jetzt musst du den Wäschekorb festhalten, klar?!" "Oh ja, oh ja, oh ja!!!" Chibi-Kouji ist mit Feuereifer bei der Sache. Chibi-Izumi spannt das Band, belädt das Katapult mit der Brausetablette und zielt. Getroffen!! Grummelnd und bockend legt der Trockner los. "Ja!! Wir sind die Größten!!" Die beiden Chibis führen einen Freudentanz auf, dann verkriechen sie sich wieder in das Handtuchlager. Und verfolgen gebannt den Tanz der Wäschestücke durch das Bullauge. "Ohhhh, schon fertig!" Chibi-Kouji zerrt enttäuscht am Griff, angelt dann höchstpersönlich die Kleidungsstücke heraus. "Diesmal nehm ich aber den Snoopy!!" Chibi-Izumi verdreht die Augen und schlüpft in den anderen Schlafanzug. "Und jetzt?" Chibi-Kouji reibt sich mit einem Fäustchen die Augen, während er das andere Händchen vertrauensvoll in Chibi-Izumis schiebt. "Im Wohnzimmer ist es warm und sonnig. Gehen wir dahin!" Gemeinsam zockeln sie in das von der Frühlingssonne erfüllte Zimmer zurück. Tatsächlich finden sich auf dem Teppich noch ein paar wonnige Sonnenflecken. "'zumi?" "Hmm?" "Ich bin sooo müde." "Ich auch." "Ich mag jetzt kuscheln!" Chibi-Izumi verdreht dieses Mal nicht die Augen, weil er schon eingeschlafen ist. Chibi-Kouji umarmt ihn ganz lieb und haucht ein Küsschen auf ein Bäckchen. Dann mummelt er sie beide in das mitgeschleppte Handtuch ein. ~@~ Eine sanfte Brise huscht kichernd Hand in Hand mit einem vorwitzigen Sonnenstrahl über den flauschigen Teppich. Und ein paar Menschen wundern sich über ein Handtuch im Wohnzimmer, verschwundene Kreppel und so einige andere Dinge. Aber niemand beachtet das leicht geschrumpfte Buch auf der Fensterbank, das nun zwei kleine, tief schlummernde Engelchen ziert. ~@~ ENDE ~@~ Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Wer liebt sie nicht, die Chibis, die man sich in die Tasche stopfen kann und somit die Bishounen diverser Träume in hand-(greif)licher Nähe weiß? *g* Nach der Veröffentlichung von "Lonely Hearts" mal eine Comedy, an einem schönen Frühlingstag gestrickt anlässlich der Anregung einer E-Mail. Tatsächlich enthält selbst das Original von Ozaki sehr humorvolle Szenen, sodass man eigentlich zahlreiche Komödien erwarten sollte. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei yaoi.de aber keine einzige. Wer sich nun fragt, ob die beiden Winzlinge aufgrund eines häuslichen Ungeschicks bei mir spukten... *g* nein, ich habe meine Manga nicht getauft. Allerdings des Öfteren den Ofen zweckentfremden müssen ^_^