Titel: Unschuld Autor: kimera Archiv: http://www.kimerascall.lima-city.de/ Kontakt: kimerascall@gmx.de Fan Fiction Zetsuai/Bronze, Zetsuai since 1989 von Minami Ozaki (siehe Informationen) FSK: ab 16 Kategorie: Phantastik Erstellt: 16.08.2002 Disclaimer: Die Rechte an allen Charakteren von Zetsuai/Bronze liegen bei Minami Ozaki und Margaret Comics. Das Bishounencastle ist auf meinem "Mist" gewachsen, eine "Momentaufnahme" des Oberbishounen wurde mir mit allen Rechten von Miss P.-chan überlassen. ~+~ Für die kleine Göttin und Miss P.-chan, die wissen, welche Leidenschaften entbrennen können ^_~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ ~+~ Unschuld "Izuuuuumiiiiii...." Der Angesprochene verdrehte hinter den überlangen, von der Sonne braun gebleichten Stirnfransen die dunklen Augen und kordelte seine knappen Shorts ordentlich. Studierte seine sehnige, austrainierte Gestalt nachdenklich im Spiegel, weniger der Eitelkeit geschuldet als einem vagen Gefühl der Unzulänglichkeit. Bevor er mit einem verächtlichen Schnauben über die eigene Verunsicherung das mondän eingerichtete Badezimmer verließ und das Licht löschte. In der Tür zum Schlafzimmer, das er sich mit seinem Freund und Liebhaber teilte, zögerte er abermals, tief durchatmend. Das quengelnde Rufen konnte nach seiner reichlichen Erfahrung nur bedeuten, dass er nicht gerade zeitig zum Schlafen kommen würde, auch wenn er Mühe hatte, seine Augen offen zu halten. Hier wurden vehement Ansprüche angemeldet, denen er nicht entkommen konnte. "Ich bin hier", erklärte er leise, bevor er den abgedunkelten Raum betrat, beinahe scheu und angespannt das Bett umwanderte. Um sich in der trügerischen Sicherheit seiner Betthälfte auf der Matratze niederzulassen und behutsam die Beine hoch zu schwingen. Es war noch nicht die einfache flüssige Bewegung gesunder Menschen, und trotzdem war er dankbar für den Fortschritt. "Iiiizuuuumiiiii...." Das Herabsenken der gewaltigen Matratze des King Size-großen Bettes benachrichtigte ihn rechtzeitig, dass sich jemand anpirschte, der mit jedem samtig-rauen Lockruf Schauer über seinen Leib rieseln ließ. Würde es einen Aufschub verschaffen, wenn er die seidige Decke um die schlanken Glieder wickelte, sich auf die Seite drehte, dem Bettinneren den Rücken zukehrte? "Hmmm... du riechst so gut..." Genießerisches Schnuppern an seinem Nacken, begleitet von kehligen Schnurrlauten, die jedem rolligen Kater Respekt abgenötigt hätten. Wenn er selbst in schwarzen Stunden der Verzweiflung mit seinem überforderten Körper haderte, gereichte es ihm zum Ansporn, sich daran zu erinnern, wie der großgewachsene Sänger es schaffte, trotz abgeschlagenem linken Unterarm katzenhaft auf allen Vieren heranzuschleichen und sich krakenartig seiner zu bemächtigen. Wie auch in diesem Augenblick, als er sich unversehens ausgehebelt und auf den Rücken gewirbelt fand, bevor sich die nicht weniger anmutige Gestalt Koujis um ihn wickelte. Eine weitere Drehung absolvierte, um es sich auf Takuto bequem zu machen, lediglich auf dem verbliebenen Arm aufgestützt. "Kouji..." Takuto zögerte. Wie sollte er formulieren, was sein Anliegen war? Er hatte keine Einwände gegen ein wenig Wärmeaustausch, ein sanftes Kuscheln, bevor der Schlaf ihn übermannte. Doch das raubtierhafte Glitzern in den unergründlichen Augen, die in einem unwirklich schönen Gesicht ihren Zauberbann versprühten, verriet nur zu deutlich, dass hier keine halben Sachen gemacht wurden. Also sich drein schicken und das Unvermeidliche mit möglichst wenig Abwehr über sich ergehen lassen? Es kam ihm verlogen und heuchlerisch vor, ein Betrug, der seiner grundehrlichen Natur zuwiderlief. Andererseits konnte er den augenblicklich weißblond gefärbten Sänger gut verstehen, der seine schier unbändige Energie in irgendeiner Form abgeben musste. Und zum Singen hatte dieser nun gerade mal keine Lust. Den Kopf mit geschlossenen Augen auf die Seite wendend spreizte er die Beine, zog sie vorsichtig an, auf das geringste Zittern lauschend, das seine noch rekonvaleszenten Sehnen entlarvte. »Sollte mich irgendwo festhalten...« "Izumi..." Dieses Mal klang in der samtig-weichen Stimme mit dem unvergleichlich rauchigen Timbre eine gewisse Resignation mit, die verletzender war als jede förmliche Anklage. "... du bist müde, nicht wahr?" Scheinbar gelangweiltes Hochschnauben diverser malerisch in die glitzernden Augen ragender Strähnen. Enttäuschtes Herunterrollen, starrer Blick Richtung Zimmerdecke. Wie er dies so genau bestimmen konnte, obwohl seine Augen nach wie vor geschlossen, sein Kopf abgewandt war? Erfahrung, so einfach wie schmerzlich. Gepaart mit diffusen Schuldgefühlen, die ein Einschlafen nun nicht gerade leichter machten. Sollte er nun die Initiative ergreifen, um die radial ausstrahlenden Schwingungen von Missmut und abweisender Verärgerung zu besänftigen? »Gott, warum muss das bloß alles so kompliziert sein?! Wieso kann ich nicht einfach sagen, dass ich nicht mehr will, als an seiner Seite einzuschlafen?! Wieso dieser nervenzehrende Kleinkrieg?!« Die verhasste nervöse Anspannung schlich sich wie ein Dieb in seinen Körper, verhärtete Muskeln und Sehnen. »Ach, verdammt...« Eine Hand schob sich sicher und gewandt unter seiner Taille hindurch über das seidige Laken, winkelte sich vor seinem straffen Bauch an, bevor sie ihn mit einem leichten Ruck herumrollte. An eine breite Brust zog, die, wie gewöhnlich ohne Bekleidung hell schimmerte, von einzelnen Narben ihrer makellosen Perfektion beraubt. Fast Schutz suchend zog er die Hände vor die Brust hoch, die Arme eng an den Leib gedrückt, doch geschah nichts weiter, als dass ein zärtlicher Kuss auf seine Stirn gehaucht wurde. "... ich liebe dich, Izumi..." Wie ein hilfloser Trost klangen die Worte, wobei er nicht wusste, wer von ihnen beiden dieser Versicherung stärker bedurfte. Alles, was er tun konnte, war, die Arme auszubreiten und die gesamte Breite des vertrauten Torso zu umschlingen, sich eng anzuschmiegen und der Erschöpfung nachzugeben. ~+~ Kouji starrte leeren Blicks an die entfernte Zimmerdecke. Seine verbliebene Hand strich ruhig, in sanften, kleinen Schwüngen über die glatte Haut des unteren Rückgrats, bis sie an den gekordelten Hosenbund stieß, eine unsichtbare Grenze, die ihn aussperrte. Dass er um die sichtbare Erschöpfung seines Angebeteten wusste, hinderte seine Libido nicht daran, vehement herumzutoben und Erleichterung zu fordern. Was sich selbstredend ausschloss. Gewaltanwendung kam nicht in Frage, nach den letzten Ereignissen noch weniger als in der Zeit zuvor. Gut, dies musste er sich eingestehen, er hatte viel zu oft ein Zögern oder auch eine Ablehnung als Herausforderung verstanden. Den wenig älteren Mann einfach überrannt mit seiner Begierde. Nicht gerade eine schmeichelhafte Einsicht, wenn man Kouji Nanjou, berüchtigter Rocksänger, verehrtes Model, Schauspieler und notorischer Womanizer mit Hang zu Skandalen war. Der im Übrigen ausgesprochen dankbar sein konnte, dass der einzige Mensch auf Erden, den er rückhaltlos und über die Grenzen aller Ratio hinaus liebte, noch im Diesseits weilte und sich auf dem Weg der Genesung befand. Aber wie gewöhnlich wollte sich einfach nicht die bescheidene Demut einstellen, die derartige Ereignisse bei anderen Menschen auslöste. Und so lag er hier nun, frustriert, -eine andere Beschreibung wäre nur dem Euphemismus geschuldet-, und schmollte still vor sich hin. Noch ärgerlicher als die aufkeimende Spannung zwischen ihnen stellte sich die unbestreitbare Tatsache dar, dass es niemandem etwas vorzuwerfen gab. Gleichsam die Unmöglichkeit, in Worte zu fassen, was sich zu einem unsichtbaren, aber keineswegs unbedeutenden Konflikt aufhäufte. Behutsam blies er durch die von der Sonne gebleichten, bräunlich schimmernden Haare, deren dezenter Duft nach Shampoo ihn friedlich stimmte. »Ich kann mich selbst nicht leiden, wenn sich alles auf Sex reduziert«, verteidigte er sich stumm. Schließlich ging es nicht darum... aber leider drängte sich dieser Aspekt unerwünschter Weise immer wieder in den Vordergrund. »Zumindest kann ich von dir träumen...« ~+~ Etwas stimmte nicht. Von dieser vagen Überzeugung aufgeschreckt kämpfte Takuto sich langsam an die Oberfläche tatsächlicher Wahrnehmung heran. Schlug die Augen auf und fand sich unter einem von Milliarden Sternen bevölkerten, schier endlosen Himmel. "Wa...?!!!" Er stemmte sich ruckartig in die Höhe, wobei er eine weitere Last abschüttelte, die wärmend an seiner Seite gelagert hatte. Ein verärgertes Brummen kommentierte die schnöde Zurückweisung. "Ko---Kouji!... Kouji, wach auf!" Mit hastig aus der Stirn gewischten Haaren wandte er sich herum, um heftig an breiten Schultern zu rütteln, die unter einer halblangen Flut weißblonder Strähnen verborgen ruhten. "Nhhhhh..." Protestierendes Stöhnen, dezentes Abrücken, einer schrofferen Antwort zuvorkommend. "Verdammt, Kouji, mach die Augen auf!!" Sein Tonfall, nun drängend und merklich schrill, bewirkte die ersehnte kalte Dusche: der Angesprochene stemmte sich nun ebenfalls hoch, die Knie anziehend. "Wasis'n?" Demonstratives Augenreiben, gefolgt von raubtierhaftem Gähnen. "Sieh dich um und sag's mir!", fauchte der Dunkelhaarige erregt, bevor er tiefer Richtung Bettmitte kroch, die Glieder nur widerwillig Folge leistend. "Wassoll'ndas... ach du Scheiße!" Ebenso vorsichtig wie verwirrt kauerte sich auch Kouji in die Mitte der Matratze. "Das", seine lackierten Fingernägel hackten Stakkato in den seidig schimmernden Stoff, "ist nicht unser Bett." "Okay." Tiefes Durchatmen an seiner Seite. "Sag mir, wieso ich den Himmel sehen kann... und wieso, verdammt noch mal, da unten Wellen sind..." "Weil wir fliegen?" Die durchaus korrekte Antwort gereichte nicht zur Beruhigung der aufgewühlten Gemüter. "Auf einem Bett, über dem Meer?!" Takuto schrie nun, deutlich erzürnt, auch wenn sich kein Adressat blicken ließ, den man für die Ereignisse verantwortlich machen konnte. "Hmmm... reine Seide... aber dieser Farbton... das muss ein Vermögen gekostet haben... kann mir gar nicht vorstellen, woher..." "Kannst du mal damit aufhören?! Mich interessiert nicht, was das für ein verdammter Bezug ist oder welche dämliche Farbe, ich will hier weg!! Sofort!!" "Es könnte ein Traum sein", voluntierte Kouji gelassen, den Arm um die schlanke Taille schlingend, was eine gewisse Beruhigung auslöste. Natürlich war es keineswegs logischer, sich fliegend über dem Meer zu vermuten, das ohnehin gewisse Abweichungen zu realistischen Gegebenheiten an den Tag, besser gesagt, die Nacht, legte, doch unbestritten beschrieb es ihre Situation. Wobei sich keinerlei Fortbewegung erkennen ließ. Den Freund fester als notwendig kneifend, was Takuto in quietschendem Protest retournierte, überzeugten sich beide, dass es sich um keinen Traum handeln konnte. "Wie kommen wir hierher?! Halluzinationen? Irgendwelche Drogen?!" Takuto war nicht bereit, ihre Lage hinzunehmen. "Wie wahrscheinlich wäre es wohl, dass wir beide die gleiche Halluzination hätten?" Kouji legte das aparte Kinn behutsam auf einer Schulter ab, schmiegte sich ungeachtet der weniger als beunruhigenden Entwicklung behaglich an. "Verdammt, Kouji!" Ein Ellenbogen hielt energisch Abstand. "Kannst du mal ernst sein?! Ich finde es nicht gerade aufbauend, in der Höhe über Wasser zu schweben!" Der Gescholtene, sich keines Unrechts bewusst und darum nicht nur körperlich, sondern auch emotional derangiert, knurrte Unverbindliches. Um betont entfernt auf seiner Hälfte des gewaltigen Bettes,-das keineswegs ihrem eigenen entsprach, entpuppte es sich doch als kreisrund und ohne erkennbare Enden-, niederzulassen. Die langen Beine auszustrecken und demonstrativ die Sterne zu betrachten. "Das ist auch kein mir bekannter Himmel", verkündete er grüblerisch, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. "Was geht hier vor?! Wer steckt dahinter?!" Während Kouji einen nachsichtigen Blick auf die energisch protestierende Gestalt warf, verlor er von einem Augenblick auf den nächsten das Gefühl für seinen Körper. Nicht einmal ein Schrei war ihm mehr gestattet. ~+~ "Und wer bist DU?!" Takuto, in Sturmstimmung und daher mehr als aufgebracht, fixierte die Gestalt, die lässig ihm gegenüber auf dem blau-schwarzen Stoff lagerte, finstersten Blicks. "Hi." Friedfertiges Winken mit zwei schlanken Fingern, die in einer ungewöhnlichen Verzierung aneinander gekettete Ringe trugen. Die in einem Handgelenk umschmeichelnden Silberband endeten. Der Fremde, seltsam alterlos, lag gemütlich auf der Seite, den Kopf auf eine Hand aufgestützt, die unter einer ungebändigten Mähne nachtschwarzer Locken mit bläulicher Flammenzeichnung darin nur zu vermuten war. »Er ist umwerfend!« Der Gedanke drängte sich mit Vehemenz in Takutos agitierten Verstand. »Und unheimlich«, folgte ein trockener Kommentar in seinem Inneren, dem er nur zustimmen konnte. Allein die Haarfarbe konnte nicht natürlich sein, dann die helle, absolut makellose Haut, die tiefen Katzenaugen unter mokant gelupften Brauen! Weiche, warm schimmernde Lippen in einem Gesicht, das in seiner Schönheit verstörend wirkte: mehr als verwirrend. Abgesehen von der Tatsache, dass sein unbekannter Gegenüber bis auf einige Perlenstränge vollkommen entblößt war. Hastig und mit rapider Geschwindigkeit dunkelrot anlaufend bemühte sich Takuto, in die Sicherheit der Nähe seines Freundes zu rutschen, doch das verwünschte Bett schien größer und weitläufiger, als erwartet. Oder... "Pass auf, sonst fällst du..." Eine Stimme wie Himmelsgesang, gepaart mit einem anzüglichen Augenaufschlag, der diabolische Qualitäten offenbarte. Ein eilends abgesandter Blick über die Schulter bestätigte den Ratschlag des Fremden. "Kouji? KOUJI?!" Sich im Kreis drehend fuhr Takuto fieberhaft herum. Doch vom Freund keine Spur. "Was...?! Wo ist er hin?! Was hast du mit ihm gemacht?!" Angst und Sorge ließen die Gefahr und die mehr als ungewöhnliche Erscheinung des zweiten Passagiers in den Hintergrund treten, hier ging es nur noch um eins: Gewissheit. Eine schwebende, nichtssagende Handbewegung, begleitet von einem nachsichtigen Lächeln. "Er schläft... in Sicherheit... du musst keine Angst haben, ich will dir nichts Böses." Takuto ballte die Fäuste, bereit zum Sprung. "Also steckst du hinter dieser Sache?! Was soll das?! Was willst du?!" "Ein wenig deiner Zeit." In eine kleine Melodie gehüllt schwebten die Worte herüber. "Ein wenig Unterhaltung... Amüsement..." Die lasziven Blicke über Takutos Körper ergingen sich in weiteren, wünschenswerten Vorstellungen der Freizeitgestaltung. Dieser erbleichte. "Was... was soll das? Was hast du vor?" Der Fremde rollte sich anmutig auf den Bauch, die Arme vor sich auf dem seidigen Stoff kreuzend, der mit den ungebändigten Locken verschmolz. "Wir plaudern ein wenig... tauschen uns aus..." "Und...und wenn ich nicht will?!" Takuto wagte sich verzweifelt an den Kern der Anstrengungen heran, das Zittern ignorierend, das ihn sichtbar befiel. Die befremdlichen Augen wandelten sich vor seinen eigenen. Eine abgründige Tiefe breitete sich aus, bis Augapfel, Pupille und Iris nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Das Aufeinanderschlagen seiner Zähne rüttelte ihn aus der Erstarrung. "Du glaubst, ich erpresse dich mit deinem Freund, um dich vergewaltigen zu können." Takuto spürte, wie ihm die Farbe ins Gesicht schoss, eine konträre Reaktion verglichen mit dem Aufruhr in seinem Inneren. "Was soll ich denn sonst denken?", fauchte er bissig in Verteidigungspose zurück, zog dabei die Beine noch enger an den Körper. Der Fremde verzog weder die Miene, noch änderte sich seine laszive Haltung, lediglich die gänzlich schwarzen Augen glitzerten in Sternenstaub. "Würdest du es tun? Ich meine, wenn ich sein Leben bedrohen würde, würdest du es auf dich nehmen?" Ein Finger spielte müßig mit einer Perlenkette, dichte Wimpern beschatteten die Wangenknochen. Takuto sann fieberhaft nach einem Ausweg, auf seinem Daumen nagend, hochkonzentriert. Ein nachsichtiges Lachen, bergkristallklar, schreckte ihn auf, als der andere unvermittelt neben ihm saß, scheinbar blitzartig seine Position gewechselt hatte und nun sanft über seine Wange strich. "Hab keine Angst. Ich will keinem von euch beiden Übles." Takuto zog den Kopf zurück, der Liebkosung entwischend. "Das gibt dir aber auch nicht das Recht, dich an mich heranzumachen!", stellte er hitzig fest. Der Fremde räkelte sich unter amüsiertem Lachen erneut rücklings auf dem Laken, die anmutigen Glieder genießerisch ausstreckend, bevor er Takuto wieder in den Fokus seiner Aufmerksamkeit nahm. "Würdest du es gern vergessen?" Takuto, im Begriff geistlos zurückzufragen, auf was sich die Erkundigung bezog, gefror unter dem ruhigen Blick, der ihm offenbarte, dass sein Gegenüber ihn viel zu gut zu kennen schien. Da bedeutete das rasche Abwenden auch nicht mehr als ein Feigenblatt. Die sanfte, grüblerische Stimme ließ ihn jedoch nicht los, referierte gedankenverloren weiter. "Es ist seltsam...obwohl man weiß, dass es keine Alternative gibt, dass man betäubt ist, nicht mehr Herr seiner Sinne, kommt ein Punkt, an dem man es genießt. Obwohl es brutal ist, erniedrigend, abstoßend... wenn der andere gut ist, verrät man sich selbst." Takuto presste die Handflächen auf die Ohren, zusammengekauert zu einem Bündel Elend. Er wollte diese Stimme zum Schweigen bringen, entfliehen, doch genauso wie damals konnte er es nicht. Es gab keinen Ausweg. Und sie sang traurig, verwirrt in seinem Inneren weiter, als gebe es den manuellen Schutzwall nicht, durchdrang ihn melancholisch, verloren. "Man kann sich nicht mehr vertrauen... etwas Böses, das sich gut anfühlt... wie soll man unterscheiden? Gar nicht so einfach... wenn man schmutzig ist, ist es nicht gleich? Vielleicht ist es auch immer so..." Urplötzlich blendete trotz geschlossener Augen das fremde Gesicht Horizonte verschlingend vor Takuto auf. "Ist es nicht so? Dass einer immer stärker liebt...?" Takuto winselte und begann, verzweifelt zu weinen. ~+~ Kouji kämpfte die eigene Panik eisern nieder. Dass er sich nicht rühren konnte, war eine Sache, das Entsetzen darüber, dass Takuto ihn nicht mehr sah, eine ganz andere. Wie durch eine Glasscheibe verfolgte er den unbarmherzigen Diskurs, der seinen Geliebten mit wenigen Worten in ein schluchzendes Bündel verwandelte, zum Greifen nah, doch unmöglich zu trösten. Nicht einmal, wenn er sich die Lunge aus dem Leib schrie, Blut spuckte von eingerissenen Lippen, wahre Wellen an Liebe und Mitgefühl aussandte: er drang nicht durch. Und zu seiner unbändigen Wut richtete sich der Fremde auf, studierte Takuto mit dem aufmerksamen Interesse eines Speziesforschers. Koujis qualvolle Schreie prallten in stummer Agonie gegen die eiskalten Sterne. ~+~ Eine fremde Hand, die sanft über seinen zerwühlten Schopf strich, nicht aufdringlich, nicht fordernd, eine stete, gleichbleibend ruhige Bewegung. Gegen seinen Willen neugierig hob Takuto den Kopf von den Knien, die Nase hochziehend, die Augen Tränen verschleiert. Der Fremde kniete vor ihm mit einem sphinxenhaften Schmunzeln, trocknete mit den Fingerspitzen feuchte Spuren, als hätten diese niemals existiert. "Es ist nicht wahr", lächelte der verführerische Mund zärtlich. Takutos Verstand stolperte in der Assoziation, sein Kopf schien in Watte verpackt nur mühsam die wolligen Flocken bewältigen zu können. Und als habe der andere das Bild in seiner Vorstellung sehen können, lachte er auf, perlend und vergnügt, mit beiden Händen Takutos Gesicht umfangend, diesen sanft aus seiner erstarrten Haltung dirigierend. "Eine ganze Menge von dem, was du glaubst, ist nicht wahr", flüsterte der schmelzende Mund, bevor er sich auf Takutos Salz getränkte Lippen senkte. ~+~ Kouji versuchte, seine Fäuste zu ballen, doch sein Körper verfügte über keinerlei Spannung mehr. »Nimm die Hände weg, er gehört mir!! Wag es nicht, ihn anzurühren, du Mistkerl!« ~+~ Takuto spürte, wie sich schläfrige Betäubung in seine Glieder senkte, sie entwirrte, ihn sich ausstrecken hieß. Fürsorglich auf den Oberschenkeln des fremden Wesens, -er glaubte nicht, dass es sich um einen Menschen handeln konnte-, gebettet, der sich seinerseits bequem auf Kissen lagerte, die aus dem Nichts erschienen. Halb über ihn gebeugt lächelte er verschwörerisch, liebkoste Takutos Wange. "Was ist nicht wahr?" Takuto kämpfte energisch gegen das Bedürfnis an, sich anzuschmiegen und wonnig zu schnurren. Eine Hand, die müßig über seine Seite streifte, erkundete die tiefe Narbe, was ihm ein erschrockenes Ächzen entlockte. "Nicht, bitte..." Er tastete eilig nach dem wissbegierigen Kundschafter, der sich jedoch nicht einfangen ließ, ein munteres, prickelndes Spiel in der versehrten Region initiierte. "Du hast dich in den Weg gestellt... wolltest ihn beschützen... aber er hat dich weggeschickt... nicht wahr?" Der Plauderton strafte die Tragik der Erzählung Lügen. Takuto erschauerte unter albtraumhaften Erinnerungen. Wie oft würde es noch aufblitzen, das gewaltige Messer? Wie oft noch würde das irrwitzig-freundliche Liebesgeständnis in seinen Ohren zu einem kakophonischen Brei, der stechende Schmerz in seinem Körper in ein blutrotes Leichentuch gehüllt? Fast mütterlich streichelten die flinken Finger durch seine Haare, kreisten sanft über seinen Schläfen, verhinderten, dass er sich zusammenballte, den unsichtbaren Attacken weniger Angriffsfläche bot. "Glaubst du, er war erleichtert, weil sie es ihm abnahm? Weil er sich davonmachen konnte, ohne aktiv werden zu müssen?" "Mein Vater ist kein Feigling!" Takuto brauste auf, doch in seiner Stimme schwangen Zweifel. "Was glaubst du, warum hat er sich entschieden, den Fußball aufzugeben?" Takuto, erneut auf seinem Daumen kauend, knurrte hasserfüllt, kaum verständlich, "weil sie es so wollten." "Die Schwiegereltern?" Die sanfte Stimme plätscherte beruhigend auf sein erregtes Gemüt, glättete die Wogen. "Genau. Ist nicht standesgemäß..." Er fauchte die wenigen Worte verächtlich heraus, die dunklen Augen funkelten zornig in den allumspannenden Sternenhimmel. "Er musste also wählen... und seine Entscheidung hielt der Zeit nicht stand..." Sinnierend, trügerisch beiläufig. "Wieso", ein spielerisches Streichen über Takutos nackte Brust, "wieso hast DU dich nicht entschieden?" Eine mörderische Frage, und Takuto zweifelte keinen Wimpernschlag, dass der Fremde an seiner Seite dies genau wusste. "Er konnte es nicht!!", sprang er verteidigend in die Bresche, setzte sich auf, sandte beschwörende Blicke aus in die ungewöhnlichen Augen. "Sie haben ihn unter Druck gesetzt! Sie hätten der Heirat niemals zugestimmt, wenn er nicht den Sport aufgegeben hätte!! Er hatte keine Wahl!" Der anmutige Kopf, eingerahmt in die wilde blau-schwarze Lockenpracht, senkte sich auf eine Seite, inspizierend, als wäge er die vorgebrachten Argumente sorgfältig ab. "Haben deine Eltern denn nie soviel Vertrauen ineinander gehabt, sich loszusagen und es zu wagen?" Eine Fingerspitze zeichnete verschlungene Symbole in das unnachahmliche Seidenlaken. Beobachteten unter gesenkten Lidern jede Reaktion Takutos. Dieser verschloss sich sofort, wandte sich ab. "Du hast niemals aufgegeben." Die Fingerspitzen wanderten über Takutos Rückgrat, erkundeten Wirbel und Rippen. Spazierten von seinem Nacken durch seine Haare zu den Schläfen. "Hast deine Geschwister beschützt, die anderen Waisen, deinen Liebsten..." Ein gutturales Schnurren an seinem Hals. "Woher kommt diese Hingabe? Willst du ihnen beweisen, wie sehr sie sich getäuscht haben?" Takuto zog fröstelnd die Schultern hoch, strich sich über die Arme, unwillig, eine Antwort zu geben. "Deinen Verwandten, die dich nicht aufnehmen wollten, weil du deinem Vater ähneltest... den Leuten, die dir Mörderkind und Schlimmeres hinterherschrien...die dich ausschlossen und benachteiligten... Deinen Eltern, die dich im Stich ließen, nicht für wert befanden, ihre Bedürfnisse hintan zu stellen." "Sei still! Ich habe genug davon!!" Takuto rollte sich blitzartig herum, umfasste die fragilen Handgelenke, drückte den Fremden auf das Laken, außer sich vor Wut. "Was weißt du schon von mir?! Du redest und redest, aber ich LEBE dieses Leben!! Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht!!" "Warum", ohne Anstrengung wölbte sich Takuto die makellose Brust entgegen, begleitet von aufreizenden Blicken, "warum erzählst du mir nicht ein wenig?" Hastig suchte Takuto Abstand, schoss verärgerte Blitze ab, betont abweisend. "Und überhaupt, warum bist du so neugierig?! Was kümmert dich mein Leben, hm??" Der Fremde rollte sich herum, die Lockenmähne wie einen verspäteten Kometenschweif in seinem Gefolge, räkelte sich müßig in der Bettmitte. "Ich habe dich beobachtet, wenn du auf dem Feld deine Fesseln abstreifst und losstürmst... wie ein Feuerball, glühend vor Leidenschaft, ungebändigt, wild und frei." Fingerspitzen zwirbelten Strähnen, während die zweite Hand lockend den Finger nach Takuto krümmte. "Wenn du dann den Platz verlässt, verbirgst du dich wieder... setzt eine Maske auf. Mal die des trotzigen Jungen, der niemanden und nichts braucht, oder aber die, die glaubt, dass sie niemals so viel wert ist wie die anderen. Die ihnen Recht gibt, wenn sie verachten und schmähen." "Was?!" Takuto ballte die Fäuste. "Ich bin vielleicht manchmal ein wenig grob, aber niemand hat das Recht, sich über andere zu stellen! Warum sollte ich also so was glauben?!" Eine anmutige Rolle in Bauchlage, das Haupt malerisch auf die gekreuzten Unterarme dekoriert. "Sag du es mir." "Ich habe keine Ahnung, von was zum Teufel du redest." Takutos verschränkte Arme unterstützten seinen flammenden Blick. Nachsichtiges Schnurren. "Davon, dass du dich lieber benutzen lässt, als Position zu beziehen und deine eigenen Wünsche anzubringen?" Maliziöses Befeuchten der Lippen. Takuto erbleichte, in dem Grad, in dem er begriff, auf welches Gebiet ihre Konversation abzielte. "Warum sagst du ihm nicht, dass er dir Angst macht? Dass er zu forsch ist?" Sanftes Aufeinanderschlagen von schimmernden Perlen. "Warum zeigst du Verständnis für seine Weibergeschichten, obwohl es dich so verletzt?" "Das... das... das tut er nur, um uns zu schützen! Und..." Dunkelrote Färbung blitzte zwischen den überlangen Strähnen hervor, ehe Takutos Kopf hastig herumschwenkte. "Und?", summte es unnachgiebig an seinem Ohr, während die forschenden Finger seine sonnenverwöhnte Haut mit unsichtbaren Zeichen belegten. "Nichts weiter!" Eilige Replik, so unglaubwürdig und mitleiderregend, dass sie Nachsicht erzeugen musste, doch der Fremde belächelte die Taktik großmütig. "Und du glaubst, du bietest ihm nicht genug." Takuto ächzte feuerrot. "Ja, wenn man glaubt, dass man zu Seitensprüngen neigt, väterlicherseits vererbt und ohnehin Ausschussmaterial ist, dann kann man es sich nicht aussuchen. Dann muss man für Zuneigung eben auch Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen." Stahl dröhnte in der nun gar nicht mehr lieblichen Stimme. Unglückseliger Weise sah sich Takuto außerstande, lautstark protestierend diese Auffassung seiner Selbsteinschätzung zurückzuweisen. Zu nahe rührte sie am Original. "Also", er wurde unvermittelt und hart herumgerissen, "hättest du es auch verdient, dass ich mich ein wenig an dir schadlos halte, richtig?" Die Beine auseinander gespreizt, beide Handgelenke überkopf schmerzhaft umklammert fand sich Takuto Sekunden später unter dem auf ihm kauernden Leib des Fremden wieder. "Du hast gesagt, du würdest mir nichts tun!", hielt Takuto wütend dagegen, zappelte gegen die Knebel, die sich nicht um Millimeterbreite lockern ließen. "Wer sollte mich hindern?" Eine geschulte Zunge schabte über Takutos Kinn. "Du? Willst du dich verteidigen?" Was Takuto tat, nun, zumindest versuchte, mit wachsender Verzweiflung, denn der Fremde verbarg unter seinem anmutigen Erscheinungsbild titanische Kräfte. Von seinem Geschick, jeder Attacke mit einer Liebkosung zu begegnen, ganz zu schweigen. Atemlos und ermattet stellte Takuto schließlich die fruchtlosen Kampfhandlungen ein. Ließ es zu, dass sich der andere bequem auf seiner Brust einrichtete, sogar die Handgelenke löste, stattdessen den Kopf in eine feingliedrige Hand stützte und Takuto angemessen beeindruckt studierte. "Du hast dich wirklich gewehrt... alle Achtung!" Ein freundschaftlicher Nasenstüber schloss sich an. "Ich bin kein Spielzeug für irgendwen!", fauchte Takuto halbherzig, die amüsierte Miene über sich betrachtend. Es schien ihm seltsam, dass der Fremde nicht zürnte, weil er ihm keine Gewalt antun konnte. Oder zögerte er seine Freveltat nur hinaus? Die freie Hand wirbelte spielerisch Ponysträhnen aus Takutos Stirn. "Hey, ich sagte, ich will dir nichts Übles. Du musst keine Angst haben." "Ach ja?!" Takuto stemmte sich energisch auf die Ellenbogen, ohne des hautnahen Körperkontakts verlustig zu gehen. "Und was war das eben?!" "Ein Test." Seelenruhig zwinkerten die Nachtaugen ohne Pupillen und Iris. "Lass mich raten", Takuto ließ sich wieder herabsinken, "ich habe ihn vermasselt, richtig?" Amüsiertes Lachen, das in rolliges Schnurren ausklang. "Nein, das würde ich nicht sagen." "Nein?!" Takuto staunte, bevor sich seine Augenbrauen misstrauisch zusammenzogen. "Und was sollte dann all dieses Gerede, dass ich mich für weniger wert halte, dass ich mich allen beweisen muss?" Der Fremde zog sich genießerisch an Takutos Schultern hoch, bis er sich bequem neben dessen Kopf auf der Matratze aufstützen konnte. Warf gleichzeitig die Locken hintenüber, um anschließend mit der freien Hand Takutos Wange zu bestreichen. "Ich möchte, dass du hier", kurze Expedition Richtung Herz, "und hier", ein sanfter Kuss auf die Stirn, "begreifst, wie leidenschaftlich du bist. Und wie frei. Es sind keine Beweise nötig. Du hast sie alle übertroffen, und eigentlich spielt es keine Rolle, ob sie es erkennen oder nicht, weil du es weißt." Takutos Kinnlade sackte ebenso langsam hinab, wie die Worte sich in seinem Kopf einnisteten, hin und her gewandt wurden, ob ihrer Importanz studiert, eingeordnet. "Verlier diese Leidenschaft und Freiheit nicht an Konventionen oder die Erwartungshaltung anderer. Ganz gleich, ob sie dünkelhafte Verwandte oder exaltierte Liebhaber sind." Mit der Überzeugung, dass seine Gesichtsfarbe die sonnige Röte einer Tomate mühelos in den Schatten stellen konnte, winselte Takuto unbewusst auf. Die aparte Nasenspitze flirtete indessen ungeniert mit seiner eigenen. "Versteck dich nicht. Sei wild und ungezähmt." Takuto blinzelte, was ihn nicht rettete vor dem zärtlichen Kuss, der ein Ausrufezeichen setzte. Dann beugte sich der Fremde über ihn, hauchte leise in sein Ohr. "Hilf ihm ein wenig... er liebt auch zum ersten Mal." Takutos Augen weiteten sich, doch bevor noch Verlegenheit seine Wangen färben konnte, befiel ihn tiefer Schlaf. ~+~ Kouji wusste, dass nun die Reihe an ihm war, doch seine vordringlichste Sorge galt Takuto, der von diesem unverschämten Fremden derart belästigt und gequält worden war. Sobald er ein Minimum an Körperkraft wieder sein Eigen nannte, schnellte er hoch, überwand den Abstand blitzartig, um Takuto mit erstaunlichem Geschick an seine Brust zu ziehen. Den verbliebenen Arm behütend um die sonnengebräunte Gestalt schlingend. "Izumi? Izumi, wach auf! Geht's dir gut?" Er wagte nicht, zu heftig zu schütteln, doch seine sich in Intensität steigernden Bemühungen setzten sie beide einer Belastungsprobe aus. "Du wirst ihn nicht aufwecken." Der Fremde umarmte im Schneidersitz ein Kissen und studierte Koujis verzweifelte Bemühungen ruhig. "Was hast du getan?! Und warum?! Wenn du dich rächen willst, dann nimm mich und lass ihn in Frieden!!" Koujis tiefgründige Augen wirbelten gleißende Unwetter auf. "Rächen? Nein... aber ein wenig enttäuscht bin ich schon... von dir." Gelangweiltes Spiel mit einem Perlenstrang. "Was soll das heißen?! Ich kenne dich nicht mal. Und dann interessiert mich deine Meinung kein bisschen!" Nicht einmal glühende Küsse konnten den bleiernen Schlaf durchdringen?! Kouji trieb seine eigene Panik zurück. "Warum legst du ihn nicht hin und gönnst ihm ein wenig Ruhe? Er hatte einen anstrengenden Tag." Sanftmütig reichte der Fremde sein Kissen heran, von einem aufmunterndem Nicken akkompagniert. Kouji wollte sich nicht fügen, allein, er wusste, in untrüglichem, fast animalischem Instinkt, dass er in diesem Augenblick nichts zu bestellen hatte. Und in der Tat, wenn Takuto schlief, war er nicht Ziel der Attacken dieses fremdartigen Wesens, das zweifelsohne das ganze Unglück zu verantworten hatte. Unwillig grapschte er nach dem Kissen, lagerte den Geliebten behutsam auf der Seite, wischte zärtlich Strähnen aus der Stirn. "Also, was willst du? Mir Vorhaltungen machen? Bitte schön!" Seine großspurige Geste strafte die höhnisch-kalten Augen Lügen. Sein Gegenüber begab sich auf alle Viere, kroch heran, bis sie nur noch Wimpernschläge vor einer Kollision bewahrten, ihr Atem einander umwarb. Allein, Kouji zuckte nicht zurück, keinen Meter preisgebend, was seinen Kontrahenten jedoch nicht beeindruckte. "Sieh dich an." Herabsinken auf die Knie zu breitbeinigem Sitz. "Du bist schön", die eleganten Finger wanderten durch Koujis lange Haare. "Du bist überaus intelligent und fähig, erfolgreich, berühmt und reich. Und doch..." Tiefes Seufzen. Kouji funkelte mit seinem Katzenaugen ungehindert in die Nachtaugen, wie auch sein Gegenüber sich nicht bewusst, dass sie einander eine gewisse Ähnlichkeit schuldeten. "Also, was?", hakte er in gereizt-gelangweiltem Tonfall nach. "Und doch bist du ein feiger Blender." Abruptes Abwenden, das in ein lässiges Dahinflözen in einiger Entfernung mündete. "Ich bin was?!", fauchte Kouji in ungehaltener Wut. "Was bildest du dir ein?" Sich auf sich selbst besinnend, die Haare zurück streichend und abwinkend. "Aber, hey, was soll's, wen kümmert schon deine Meinung?" Der Fremde, rücklings in die Sterne blickend, gleichzeitig einige Locken in den Fingern zwirbelnd, ließ sich mit einer Replik Zeit. Wartete ab, bis Kouji sich neben Takuto ausgestreckt hatte und begehrlich über der sonnengetönten Haut entlang fuhr. "Oh, eigentlich ist sie vollkommen unbedeutend, nicht von Belang. Ist nur tragisch, dass du dich selbst belügst und damit die Leute verletzt, die dir nahe stehen." "Was faselst du da, du intriganter Mistkerl?" Kouji stemmte sich hoch, finsteren Blicks, bereit, den Kontrahenten niederzustrecken. "Du", ungeachtet aller Warnungen über die Manierlichkeit dieser Geste wies der Fremde blanken Fingers auf dessen Brust, "du entblödest dich nicht herumzuposaunen, wie sehr du diesen wundervollen Mann dort liebst. Dabei hast du keine blasse Vorstellung davon, wie man liebt!" Kouji knurrte guttural, den Kopf auf Schulternähe gesenkt, angespannt wie ein Raubtier vor dem Sprung. "Was plapperst du da für einen Scheiß?! Ich hab jede Menge Erfahrung, was das betrifft, und wie ich mich verhalte, geht dich gar nichts an!" Der Fremde grinste, weniger mitleidlos als spöttisch. "Oh ja, Erfahrung... weißt du, über diverse Frauen herzufallen und ihnen die Wünsche von den Augen abzulesen, mag ja ganz reizvoll sein. Wenn man sich mit der Qualität eines emotionalen Eisblocks am Geschehen beteiligt. Aber abgesehen davon: was hast du schon zu bieten?" Kouji stürzte heran, nicht etwa im Verlangen, handgreiflich seine Fähigkeiten zu beweisen, sondern dem vermessenen Spötter seine Zweifel per Faustschlag auszutreiben. "Ich stopf dir dein vorlautes Maul und zahle dir in Veilchen jeden Kuss heim, den du Izumi aufgezwungen hast, du bescheuerter Drecksack!" Wenn es ihn überraschte, mühelos und in kürzester Zeit niedergezwungen zu werden und sich in ähnlich demütigender Bewegungsunfähigkeit wie zuvor zu finden, so barg er dies trotzig hinter aggressivem Schnappen und Blecken der perfekten Zähne. Der Fremde kniete nachlässig auf seinem Unterleib, bändigte die eigenen verschwenderischen Locken zu einem losen Zopf. Dabei Kouji aufmerksam studierend, der nicht umhin konnte, die Attraktivität und erotische Ausstrahlung seines Bezwingers zu registrieren. "Tja", Hände strichen suchend über Koujis Brust, die Narben, die ausgeprägte Muskelstruktur, "du hast wirklich alle Qualitäten zu einem herausragenden Liebhaber... und dann so eine Pleite..." Ein spöttelndes, mitleidloses Mäulchen wurde ihm geschnitten. Kouji knurrte, aber sein Aufbegehren gegen die unsichtbaren Fesseln bewirkte nichts mehr als eine weitere Demütigung. "Es wäre mir ja gleichgültig, würde es sich um weibliche One-Night-Stands handeln, die sich von deinem Ruhm beeindrucken lassen und dramatisch inszenierte Gefühlsausbrüche für die Krönung jeder Beziehung halten." Ein tadelnder Zeigefinger stach Doppelpunkte in Koujis Brustkorb. "Aber! Aber hier geht es um einen Mann, der wirklich jedes Quäntchen an Liebe verdient, zu dem du fähig bist, und ich habe keine Lust mehr zuzusehen, wie du mit dir selbst Schattenboxen spielst!" Die Arme mit dezentem Perlenschmuck über Koujis Brust kreuzend beugte sich der Fremde über ihn herunter, bis dessen Nachtaugen den einzigen Horizont in Koujis Wahrnehmung bildeten. "Du hast ihn gehört... wie er sich quält... er glaubt, dass er nicht gut genug ist für dich, während du zulässt, dass jede Sekunde, die er sich nicht begeistert und willig von dir nehmen lässt, ihm weitere Schuldgefühle einflößt." Kouji spürte zu seiner großen Beschämung, dass die ganzkörperliche Lähmung sich nicht auf die Blutzirkulation in seinen Wangen ausweitete. Es fiel ihm sehr schwer, dem inquisitorischen Blick standzuhalten. "Wie weise von dir zu schweigen." Glühendes Eisen formte die Worte. "Wenigstens begreifst du, was ich dir nahebringen will. Du", seine Nase wurde gekniffen, "weißt, was ihm widerfahren ist und glaubst, dass du mit ein wenig Verzicht schon Größe zeigst. Du posaunst deine unsterbliche, alles übertreffende Liebe herum. Und reduzierst seine Gefühle damit. Das ist erbärmlich." Kouji öffnete den Mund, zögerte, plötzlich nicht sicher, wie er seine Verteidigung führen sollte. Einen Angriff fasste er gar nicht ins Auge. "Ich... ich will nur ausdrücken, was er mir bedeutet. Wieso schade ich ihm damit? Was ist daran falsch zu zeigen, was man fühlt?" Seine Besonnenheit, das Bemühen, eine Antwort zumindest zu überdenken, schienen den Fremden zu besänftigen, seinen beißenden Spott zu zähmen. "Mein Hübscher, du erdrückst ihn, auch wenn er das niemals zugeben würde. Sieh dich an! Was hast du nicht alles getan, um ihn zu umwerben? Du hast deine Haare lang wie ein Mädchen getragen, angefangen zu singen. Dich mit deiner Familie endgültig entzweit, deinen Arm verstümmelt... wie soll bei solch großspurigen Gesten ein anderer mithalten können?" Ein nachdenkliches Lecken über Koujis Lippen, wie eine misstrauische Probe des Geschmacks seiner Worte. "Aber hast du dich einmal gefragt, wie viel es bedeutet, wenn er deine Ringe trägt? Wenn er auf dich wartet und Parfüm an deiner Haut riecht? Wenn er dich gewähren lässt, auch wenn du ihm Schmerzen zufügst, seine Albträume verstärkst? Scht", verhinderte ein bestimmender Finger eine Antwort, "ich weiß, du bist nicht so unsensibel, wie du manchmal erscheinst. Aber du verfügst über zu wenig Feingefühl, was ihn betrifft. Deinen Geliebten, deinen Erlöser, dein ein und alles, an das nichts Anderes heranreicht." Die Worte aus diesem traurigen Mund zu vernehmen, verlieh ihnen ein lächerliches Pathos, das selbst Kouji sauer aufstieß. Natürlich füllte Takuto sein gesamtes Leben aus, bestimmte den Horizont seiner Wahrnehmung. Und ließ dessen Zuneigung, die den Fußball auf gleicher Intensitätsstufe einordnete, billig und klein erscheinen. Was sie nicht war. Wie Kouji wusste. Er schluckte hart und formulierte seine Bitte vorsichtig. "Was soll ich also tun?" Der Fremde richtete sich auf, müßig mit Koujis Haaren spielend, sie um die Finger wickelnd. "Eigentlich hatte ich vor, dich spüren zu lassen, wie es ist, wenn sich jemand einem aufzwingt, ganz gleich, wie kundig und versiert er sich gibt. Wie es ist, keine Selbstbestimmung mehr über den eigenen Körper zu haben... Und auch kein Recht, eine missverstandene Leidenschaft zurückzuweisen." Kouji, der die bezeichnenden Blicke durchaus zutreffend einordnete, wandte den Kopf zur Seite, eingedenk diverser Situationen, in denen er fehlende Begeisterung durch überfallartigen Sturm kompensiert hatte. Eine piepsige Stimme in seinem Inneren protestierte kläglich, immerhin hatte Takuto niemals Beschwerde geführt, nie mit letzter Verzweiflung Gegenwehr... Kouji kniff gepeinigt die Augen zusammen. Wenn Takuto glaubte, was er diesen zuvor hatte aussprechen hören, dass er es nicht wert war, dass er seine Liebe als minderwertig verstand und daher überzeugt war, akzeptieren zu müssen, was ihm zugemutet wurde, weil es ja "aus Liebe" geschah: dann hatte er viel zu oft nachgegeben. "Du denkst jetzt vielleicht", brachte sich der Fremde Aufmerksamkeit fordernd in Erinnerung, "dass es genügt, deinen Geliebten nicht mehr unbedacht zu überfallen, deine Liebe in weniger plakative Formen zu gießen." Kouji wandte den Kopf, in vager Befürchtung weiterer gerechtfertigter Vorwürfe. "Aber das reicht noch nicht." Der Fremde grinste, mit durchaus diabolischen Qualitäten, auf Kouji hinab. Diesem durch sanftes Reiben mehr als deutlich ins Gedächtnis rufend, dass sie abgesehen von einer Pyjamahose dünnsten Stoffs nichts trennte als beiderseitiger Beschluss. "Eine Demonstration?" Schneller, als Kouji ausweichen konnte, invahierte eine durchaus angenehm aromatisierte Zunge seinen Mund, um zielsicher Regionen anzusprechen, die seine Lust anfeuerten. Gleichzeitig aber verkrampfte er sich total, fiel in passive Starre, die seine sehr vielschichtigen Bettgenossinnen stets als Gipfel der Souveränität missdeutet hatten. Alles in ihm widerstrebte den Streicheleinheiten, die kunstfertige Fingerspitzen in seine Haut stanzten. Wollte aufbegehren, selbst die Initiative ergreifen... oder aber die Flucht. "Es muss furchtbar sein, wenn man wie ein Klotz am Bein abgestellt oder hingesetzt wird und immer nur schweigen muss", wisperte eine mitfühlende Stimme in seinem Ohr, während verhasste Aufmerksamkeiten ein Muster in seinen Torso woben. "Wenn da niemand ist, der ein kleines Kind in den Arm nimmt... wenn man in einer Welt lebt, in der nichts echt ist, nur Camouflage und Dekor." Kouji biss sich auf die Lippen und würgte Panik herunter. "Man fragt sich, ob da nicht doch mehr sein muss... etwas Tiefes, Echtes, Archaisches.... aber damit kann man in dieser Welt nicht hausieren gehen." Ein Finger zeichnete müßig Koujis erstarrte Züge nach. "Da ist man nicht mehr als eine wunderschöne Larve, eine Marionette, die von anderen gelenkt wird. Benutzt, aber nicht geliebt. Ein Ding, kein beseeltes Wesen. Ein Hindernis. Eine Belastung." "Hör auf!!" Kouji schlug mit seinem Arm um sich, nur wenig überrascht, dass ihm der Fremde diese Freiheit gestattete. "Dabei möchtest du es so gerne wissen", die samtige, melodisch hauchende Stimme tanzte in seinem Inneren weiter, ohne Rücksicht auf die Entfernung, die Kouji zwischen sie gebracht hatte. Oder die Tatsache, dass sich die Lippen des Fremden nicht bewegten. "Du sehnst dich danach, von dieser unbekannten Frucht 'Zuneigung' zu kosten. Aber du kannst es nicht!" Kouji zuckte zusammen, die Lippen aufeinander pressend. "Du verfügst nicht über den Mut, dich wirklich zu öffnen, die letzte Maske fallen zu lassen, einem anderen Kontrolle über dich zu gestatten." Diese Äußerung entsprach lediglich einer trockenen Feststellung, nicht Vorwurf, nicht Provokation. Die Nachtaugen materialisierten sich plötzlich direkt unter ihm, und schon räkelte sich der Fremde, als sei er aus der Matratze unter Kouji herausgeschoben worden. Die Finger wanderten über Koujis Torso, spielerisch, kühl. "Kannst du verstehen, wie schmerzlich es ist, wenn man die Liebe nur als eine mörderische Kraft, einen Liebeswahn, kennt und dennoch versucht, einen Menschen zu lieben, der sich nicht preisgeben will?" Kouji schloss die Augen, ließ den Kopf herabbaumeln. Das Einzige, was er sich zugute halten konnte, war, dass er Takuto nicht absichtlich getäuscht hatte. Jedoch beinhaltete diese Tatsache nur einen mageren Trost. Die kühlen Finger umfingen Koujis Gesicht, bestrichen Wange und Hals, eine nachlässige Liebkosung, die seine Nervenenden reizte. "Ich könnte dich jetzt ermahnen, dich zu öffnen... ihm zu vertrauen... aber ich denke, das wäre wenig erfolgversprechend." Der Fremde umfasste Koujis Hand, zeichnete mit seinen hellen, schlanken Fingern die eingekerbten Linien nach, zauberte feingeäderte Blutgefäße unter dem Porzellan hervor. Spielte mit hervortretenden Sehnen, kostete jede Fingerspitze einzeln und mit der Konzentration eines Gourmets. Kouji erschauerte, wagte aber nicht, sich zu widersetzen, denn sein Instinkt verriet ihm, dass keine Gefahr drohte, es eine besondere Bewandnis mit der Aufmerksamkeit des anderen hatte. "Ich verstehe", die samtige Stimme, von einem trägen Lächeln akkompagniert, referierte gedankenverloren für sich selbst, "...ich verstehe." Kouji verstand nicht, hegte aber den Wunsch, diese Lücke zu füllen, denn bisher hatte sich dieses unheimliche Wesen als zielstrebig und voller verborgener Absichten entpuppt. Auch wenn diese gelegentlich verschlungenen Pfaden folgten. Seine pointiert angezogenen Augenbrauen baten um Aufklärung. Woraufhin der Fremde seine nachtschwarze Lockenpracht freischüttelte, diese sich wie eine Flut über den makellosen, blendenden Leib ergoss, sie einhüllte wie ein künstlicher sternenfreier Nachthimmel. Ergänzt von den sternenstaubgefüllten Augen, die Koujis Blick auf sich fixierten. "Ich habe seine Empfindungen gelesen...", sie wussten beide, wer der Gegenstand des Gesprächs werden würde. "Wollte ergründen, was so kostbar, so einzigartig an dir ist..." Die Finger spielten mit Koujis Strähnen, die freie Hand umfasste sein Handgelenk. Er blinzelte unter den Nachtaugen, war sich merklich seines trommelnden Herzschlags bewusst. Es hatte etwas Voyeuristisches an sich, vom diesem Unbekannten zu erfahren, was Takutos Empfindungen für ihn auslöste. Welche Signale diesen indirekt ansprachen, seine natürliche Reserve überwanden. "Deine Hände." Der Fremde lächelte nachsichtig über Koujis mühsam gewahrte Fassung, schwankend zwischen schmerzlicher Akzeptanz und Verbitterung. "Ja, die Hand seines Vaters", bemerkte er säuerlich, sich nicht der Mühe unterwerfend, eine versteckte Kränkung zu verhehlen. Ein nachdrücklicher Finger drückte Koujis Stirn hart in die Matratze, die weichen Lippen zuckten unter großmütigem Tadel. "Du bist wirklich noch ein kleiner Junge", bemerkte der Fremde amüsiert. Kouji grollte verärgert. Er war nach seiner eigenen Meinung noch nie besonders klein gewesen, und es widerstrebte ihm zutiefst, sich derart schulmeistern zu lassen. Andererseits.... andererseits brannte er darauf, die Gründe zu erfahren, die der Fremde in Takutos Empfindungen erkannt zu haben glaubte. Dieser betrachtete nun erneut eingehend Koujis verbliebene Hand, drehte sie in seinen Händen, bestrich sie vom lackierten Nagel bis zur Wurzel im Handgelenk. "Eine große, schlanke Hand..." Die Nachtaugen fingen Koujis tiefgründige ein. "Es ist nicht die Hand seines Vaters, die er in dir wiederfindet." Kouji nagte unbewusst an seiner Unterlippe. Wieso diese Folter, konnte man nicht gleich die tatsächlichen Beweggründe aufdecken?! "Wenn er neben seinem Vater herlief, stolz und aufrecht, dann schwebte diese Hand immer über seinem Kopf, vor seinen Augen. Sie war nahe, immer in Reichweite, wenn er eine Versicherung brauchte, einen Halt suchte. Sie spendete Trost und kitzelte wild, sie warf Schattenspiele an die Wand und zerstrubbelte Haare. Sie teilte Leckereien, und sie wärmte." In seiner Brust breitete sich Wehmut wie ein schwerer Ölteppich auf erregten Wogen aus. Ein seltsamer Schmerz, von Mitgefühl durchdrungen, was ihn wunderte... in seinem Leben hatte es niemals diese Hand gegeben. »Vielleicht bist du deswegen so kalt?«, funkten die Nachtaugen unbarmherzig. »Vielleicht brauchst du ihn deswegen so wie Luft und Sonnenschein... weil er weiß, wie es sich anfühlt, wenn man wahrhaftig liebt und geliebt wird.« Kouji schluckte merklich, wandte den Kopf ab, blinzelte unerwartete Tränen weg. "Sein Vater hat ihn verlassen... und trotzdem hat er diese Liebe, die in einer Hand verborgen schlummert, niemals vergessen." Schlanke Finger bewegten Koujis Kopf wieder in die Blickrichtung der Nachtaugen, hielten ihn fest. "Es ist deine Hand, die er hält. Von allen Menschen nur DEINE. Begreifst du nun?" Das Nicken kam aus seinem Herzen heraus, instinktiv und mächtig, eine Welle der Dankbarkeit und Erleichterung über Wehmut hinwegspülend. "Dann ist es gut, mein Hübscher." Ein Zwinkern reduzierte den Bannstrahl auf ein freundliches Funkeln. "Und nun", katzengleiches Ausrollen und Räkeln, wobei sich Fingernägel von Koujis Unterbauch bis hoch zu seinen Schultern in einer geschmeidigen Bewegung zogen, "ein bisschen Abenteuer..." Ein durchaus rolliges Auflachen prickelte durch die Luft. Verunsichert und argwöhnisch bemühte sich Kouji, den Stimmungswandel auf seine Absichten hin zu erkunden. Allein, das unmenschlich schöne Gesicht des Fremden blieb rätselhaft. Dafür jedoch lupfte er seine beeindruckende Lockenpracht wieder an, und der Himmel wurde weit, die Horizonte entfernten sich. Bequem auf Koujis Hüften reitend blies er einen Kuss auf die eigene Fingerspitze, um diesen dann auf Koujis Lippen zu legen. Ein Siegel, wie dieser eilends und von Panik gestreift erkannte. Dann hauchte er einen Handkuss dorthin, wo Takuto in tiefem Schlummer lag. Und dieser erwachte, langsam, sich orientierend, streckend, die überlangen Ponysträhnen zerwühlend. "Kouji?" Selbst seine Stimme schien nur unwillig den gierigen Klauen des Morpheus zu entkommen, dann kroch er auf allen Vieren hinüber. Die dunklen, flammenden Augen unbeirrt auf den Fremden gerichtet, bis er direkt neben diesem kniete. "Kouji..." Ein schlafraues, sehnsüchtiges Seufzen, gebräunte Finger, die durch Haare streiften, um Nähe baten. Kouji fühlte Entsetzen blitzschlaggleich in seinem Körper detonieren. Augenscheinlich, doch für Takuto nicht zu erkennen, hatte sich der Fremde seiner Gesichtszüge bemächtigt und nahm nun täuschend in Empfang, was für Kouji selbst bestimmt war. Fließend gab er Koujis Oberschenkel als Dependance auf, begegnete Takuto frontal, erwartete die neckenden, schüchternen Küsse, die Finger, die zärtlich Landschaften auf der hellen Haut erkundeten. »Bitte...!!«, flehte Kouji stumm, »tu mir das nicht an!!« Er wusste, dass es ihm nicht möglich sein würde, Takuto zu eröffnen, dass er den Fremden liebkoste, ebenso wie er gefesselt und kraftlos dem unsäglichen Akt zusehen musste. Wie die schlanken, sonnenverbrannten Arme sich um die helle Taille schmiegten, weiche Lippen ihre Partner suchten, ein gemeinschaftliches, dezentes Schwanken in der Intensität jeden Kusses, jeder Leidenschaft sie in Bewegung hielt. Das Feuer in den dunklen, hinter langen Strähnen verdeckten Augen, die es, zögerlich, dann Mut fassend, genossen, den vertrauten Körper ohne unbotmäßige Hast mit Aufmerksamkeiten zu beregnen. Ihre Spuren wie ein archaisches Muster hinterließen, sich kundig machten, wie es wohl um die Reizpunkte stand. Der Fremde rutschte zurück, eine spielerische Geste zwischen vorgetäuschter Flucht und Verführung, was Takuto bedeutete, mit verschmitztem Grinsen zu folgen. Ein knappes Kläffen zu entlassen, das der Beute klar machte, dass er sie zu stellen und zu apportieren gedachte. Koujis Wangen glänzten unter Tränen. Keine Wut, diese war zu einfach zu erreichen, nein, sondern Scham und Qual. Weil es nicht seine Küsse waren, die Takuto verwandelten, weil es nicht sein Mut war, der diesen aus seiner Isolation herauslockte. Unwirklich registrierte er, wie der Fremde scheinbar auf ihn zu sinken begann... und durch ihn hindurch, eine Ahnung seiner körperlichen Präsenz. Takuto bemerkte dies nicht. Für ihn präsentierte sich sein Geliebter auf dem Rücken ausgestreckt, die schönen Züge aufgewühlt, von Leidenschaften gezeichnet, wie ein dargebotenes Geschenk. Eines, das man sehr bedächtig auspacken, aufmerksam in jeder Einzelheit studieren und endlich angemessen und ausdauernd wertschätzen konnte. Sein Lächeln nahm einen fiebrigen Glanz an, als er sich über Koujis Gesicht beugte, die glatte Haut mit wachsender, animalischer Begeisterung ableckte. Kouji erschauerte, dann ordnete er seine Empfindungen, sein Handgelenk zuckte, doch die unsichtbare Kraft hinderte ihn, Takuto aktiv zu berühren. Der sich mit aufreizendem Streichen seiner Haare nun Richtung Bauchnabel aufmachte, Koujis ausgeprägte Muskel- und Sehnenstruktur mit Zähnen, Lippen und Zunge ausgiebig erkundete. Über dessen Kopf schwebte nun der Fremde, die Nachtaugen glitzerten in Sternenstaub, wischten durch die weißblonden Strähnen, wisperten an seinem Ohr. "Ich weiß, was du dir wünschst... es sei, mein Schöner." Kouji blinzelte, als der Sternenstaub gleißend zu explodieren schien, ein lautloses, blendendes Spektakel. Als er die Augen aufschlug, keuchte er unvermittelt auf. Kein Sternenhimmel mehr... kein blau-schwarzes Seidenbett... keine unbewegte Luft. Er lag auf der roten Asche eines Bolzplatzes unter einer glühenden Sommersonne, eingehüllt in den Backofen windstiller Nachmittagsstunden, nur eine Ahnung von ausgetrocknetem, staubigen Grün in seinen Augenwinkeln. Die Luft flirrte, der blaue Himmel tanzte wolkenlos und unbekümmert, hinderte die Sonnenstrahlen nicht an ihrem brennenden Flug. "Es ist heiß..." Plötzlich erschien Takutos sanft gerötetes Gesicht über ihm, die langen Strähnen feucht, der sehnige Körper aufgeladen von Energie und sanft beperlt, vom staubigen Geruch der Sonne umschlungen. Kouji schnappte ächzend nach Luft, eine körperliche Schockkompensation, die sich im Aufeinanderschlagen der Zähne fand. Takuto lächelte ihn unvermindert erwartungsfreudig an. "... ich habe Durst", raunte er an Koujis Lippen, senkte die eigenen herab und leckte mit prickelnder Geruhsamkeit Speichel aus dessen Mund, mischte diesen, um mit der Beute den Kuss zu lösen. "Du schmeckst gut", schnurrte er anhänglich, was Kouji die Röte in die Wangen trieb, ein seltenes Phänomen. "So kühl und... hmmjjaaammmmm!" Er stieß falkengleich hinab, Koujis Irritation ignorierend, um mit beiden Händen dessen Kiefer zu umfangen und sich erneut an ihm gütlich zu tun. Kouji ließ es geschehen, schloss die Augen, genoss die Hitze, das gleichmäßige Pulsieren seines erglühenden Körpers, den Tanz der Sonnenstrahlen. Waren sie wirklich auf einem Fußballplatz? Es war ihm gleich, wenn die Zeit nur stillstünde. Zum ersten Mal drängte sich nichts in ihm danach, zu beschleunigen, zu forcieren, zu bezwingen. War dies dem Fremden geschuldet? Takuto setzte sich auf Koujis Hüften zurück, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, atmete tief ein, lächelte. "Puh... was für eine Hitze! Wir werden hier noch verglühen..." Seine Finger sammelten einzelne Schweißperlen von Koujis Haut, fächerten dessen sich ansaugende Strähnen auf. Kouji versuchte sich nicht an einem Kommentar, einer Regung. Viel zu angenehm nahm es sich aus, geschehen zu lassen... sich fallen zu lassen. Er wusste, dass er Takuto ein ungewöhnliches Bild bot, weil selbst die letzte Maske gefallen war, er keine Anstrengung unternahm, seine Verwirrung und Unsicherheit zu verbergen. Ja, er war ein kleiner Junge, der davon träumte, ein einziges Mal wenigstens von einem anderen Menschen wahrhaftig und zutiefst berührt zu werden. "Geht es dir gut?" Besorgnis schmiegte sich an sein Ohr, die dunklen Augen musterten ihn fürsorglich. Umfassten seine Hand, streichelten sie, küssten sie, anders als der Fremde zuvor, nicht erforschend, sondern liebevoll, dankbar, vertrauend. Seine Augen allein sollten für Takuto die Schaufenster zu seiner Seele, seinen Wünschen bilden, er fand die Sprache nicht mehr, die gierige Lust. Takutos Gesicht hellte sich auf, die herzerwärmende Begeisterung, die er stets an den Tag legte, wenn ihm, in gewisser Hinsicht noch sehr unschuldig, eine Idee kam. "Ich weiß!", verkündete er triumphierend, um dann anzüglich und sehr viel weniger unschuldig seine Finger der Länge nach über Koujis Torso bis zum Bund der Pyjamahose ziehen zu lassen. "Es ist zu heiß für Kleider!" Er parodierte sich selbst augenzwinkernd, um Kouji ein Lachen zu entlocken, was dieser nur in einem schüchternen Lächeln erwidern konnte. Beruhigend wie bei einem menschenscheuen Kind hauchte er einen sanften Kuss auf Koujis Stirn, zerwühlte grinsend die weißblonde Mähne. Bevor er wie ein ordinärer Kläffer den Hosenbund zwischen den Zähnen, alle Viere fest in die rote Asche gestemmt, knurrend zerrte, Augen rollte, bis er den lästigen Stoff von den schlanken Hüften gezogen hatte. Sich wieder über Kouji beugte, dessen Gesicht in seinen Händen bettend, mit den Daumen behutsam Kreise ziehend massierte. Während seine nacktem Fußsohlen an Koujis Beinen entlang streiften, um der Pyjamahose ihren Abgang Richtung Knöchel zu bereiten. "Hmmm", die Arme Richtung Himmel reckend, dabei provozierend auf Koujis Lenden wippend, "ich bräuchte dringend Bewegung! Ich fühle mich, als könnte ich explodieren!" Was man den dunklen Augen ablesen konnte, die unternehmungslustig funkelten, als sie sich Kouji näherten, nur auf Wimpernschlagsentfernung anhielten. "Ich würde jetzt ja gern Fußball spielen", Takuto schnurrte bezeichnend, seine nackte Brust an Koujis reibend, um sich dann wieder über dessen Gesicht zu beugen, "aber ohne Ball..." Kouji zwinkerte hilflos, in der vagen Befürchtung, Takuto könne wirklich ablesen, was nun ungefiltert in seinem Gesicht stand. "Du glaubst gar nicht", raues Flüstern an seinem Ohr, während sich der glühende, glatte Leib an ihn anschmiegte, "was für ein Gefühl das ist... über den Platz zu stürmen... nicht eingefangen zu werden... und dann..." Eine Zungenspitze verirrte sich in Koujis Ohrmuschel, wanderte zeitraubend zum Läppchen, dieses munter umspielend. "...brennst du wie eine Flamme, und es muss raus... dieser Schuss, wie eine Granate...mitten hinein..." Zähne nagten an Koujis Ohr, während dessen Fingernägel in der roten Asche halbmondförmige Narben hinterließen. "... der Jubel, wie ein einziger Schrei... wie tausend Tode und Auferstehung in einem." Kouji hörte sich aufstöhnen, guttural und kräftig, unerwartet laut. Takuto lächelte erhitzt auf ihn hinab, sich die Lippen leckend, die Stirnfransen von Feuchtigkeit geschwärzt. "Lust... auf ein Spiel?", reizte er sein Blatt aus, die Hände über Koujis Schlüsselbein streichend, eine unruhige, von mühsam kontrollierter Energie berstende Geste. Angst flackerte in Kouji auf, lächerlich anmutend, doch in diesem Augenblick schien ihm alles vergessen, was er an Fertigkeiten und Erfahrungen besaß. Würzte das Verlangen, das ihm hier unmissverständlich entgegengebracht wurde, mit Unsicherheit. Der Fremde wuchs durchscheinend neben ihm aus der Asche, wandte den Kopf, die weichen Lippen mokierend geschwungen. "Na los, mein Kleiner, lass dich verführen", wisperte er samtig, "gib dich hin. Genieße es." Kouji blinzelte hektisch, doch seine Aufmerksamkeit wurde von glühenden Handflächen sanft, aber bestimmt auf den braungebrannten Körper dirigiert. Der sich an seinem eigenen entlangschlängelte, ohne Furcht ihre Lenden miteinander bekannt machte, von textilen Hindernissen nun befreit. Wie Energielanzen feuerten die Handinnenflächen ihre Signale ab, brannten Spuren in Koujis Haut, die er mit unartikulierten Lauten begleitete. Umschlossen seine Erektion, liebkosten sie aufmerksam wie einen seltenen Schößling einer exotischen Pflanze. Stöhnend wand er sich auf der harten Asche herum, nur noch vage bewusst, dass Takuto ihn umsichtig lenkte, streichelte, seinen heißen Atem über den hellen Körper blies. Er fühlte die drohende Explosion, das verzweifelte Prickeln in seinem Leib, einer Flammenblüte gleich, wollte ihr und sich Erleichterung verschaffen, davonstürmen, in einer einzigen Bewegung alles von sich schleudern. Die Hände auf seiner Brust stützten sich stärker ab, dann war er eingekerkert von glühendem Fleisch, gefangengenommen. In seinen Ohren echote Takutos Stöhnen, jeder Atemzug, der nun auch ihn durchstreifte, seine eigene Stimme, die unartikuliert antwortete. »Eng... so eng...« Seine Hand suchte Halt, irrte umher, tastete sich an den vor Anspannung zitternden Armen auf seiner eigenen Brust hoch, bestrichen gierig die andere nackte Brust. Wurden von einer Aura der Kühle gestreift, die ihn die Augen aufreißen ließ. Transparent wie eine Geistererscheinung kniete der Fremde hinter Taktuo, der intim verbunden auf Koujis Hüften hockte, streichelte über Brust und hervortretende Sehnen. Küsste den biegsamen Hals, die Wangenknochen unter den zusammengekniffenen Augen. Kouji ächzte in schnellem Rhythmus, gebannt von diesem Bild. Er kannte Takutos Gesicht, in Leidenschaft entbrannt, entrückt, so offen und unverfälscht. Und er liebte es zu verfolgen, wie jede seiner Regungen Spuren auf den attraktiven Zügen hinterließ, welche Intensität ihre Vereinigung hatte. Doch heute erfüllte ihn Verunsicherung, diese Energie in seinem Inneren verdichtete sich rapide, und er wollte, er musste!! einfach dieses Gefängnis hinter sich lassen, sich befreien in einer gewaltigen Entladung. »Gib nach!«, flehten seine Lippen stumm, »Izumi, bitte, ich kann nicht mehr lange...« War er sich jemals versiert und kundig vorgekommen, so schien dies nunmehr ein Trugbild gewesen zu sein. Hilflos harrte er aus, bis er eine Bewegung unter sich spürte, eigentlich unmöglich, doch durch die harte Ascheschicht schmiegte sich etwas Biegsames an ihn. Elektrisierte seine Haut, unterstützte seine zitternden Schenkel, die dem in Lust entrückten Mann auf seinen Hüften Halt boten. Die samtige Stimme schnurrte besänftigend an seinem Ohr, "jetzt ist es an dir. Mach ihn geschmeidig, weich, bring ihn zum Schmelzen..." »Wie?! Wie soll ich...?!« Ängstlich streckte er die Hand aus, seine Fingernägel kratzten über die von einem feuchten Film glänzend erhitzte Haut. Und Takuto öffnete die Augen. Sein Atem strich in schnellem Rhythmus über die leicht geöffneten Lippen, dann lehnte er sich zurück, löste seine Handflächen von Koujis Brust. Um dessen Hand zu umschließen, zu küssen, die seidig weiche Haut zwischen den Fingern mit Speichel zu benetzen, ihre wärmende Innenfläche auf seine glühende Wange zu legen. Kouji hörte sich aufschluchzen unter dem Bemühen, ruckartige Körperstöße zu vermeiden, wurde von einem zärtlichen Lächeln entlohnt. Ihr Blick verfing sich, nun beide aufgelöst, atemlos, erhitzt und Staub gezeichnet, ließ sie innehalten, ineinander ruhen. Er hörte Takuto auflachen, entspannt, ein wenig heiser, mit einer Hand klebrige Strähnen aus seinem Gesicht wischend. Und merklich reduzierte sich der Druck, dem Kouji ausgesetzt war. Er entzog behutsam seine Hand, bestrich den sehnigen Leib vorsichtig, suchte die Liebkosung zu erwidern, die Takuto ihm erwiesen hatte. Noch immer ein Lächeln auf den Lippen stemmte dieser nun die Hände hinter sich in den Boden, lehnte sich zurück, verlagerte sein Gewicht. Indizierte mit einer leichten Stoßbewegung, dass Kouji in ihrem intimen Morse-Code antworten solle. Was geschah, sich beschleunigend in Tempo und Vehemenz. In Koujis Kopf toste eine simple Wortfolge, in Endlosschleife hymnend, seine Bewegungen untermalend. "Ichliebedichichliebedichichliebedichichliebedich..." Er schloss die Augen und wünschte mit der Verzweiflung, die seiner pulsierenden Leidenschaft nicht nachstand, dass es dieses eine Mal gelingen möge, dass er ein Echo erhielt, erreichte und erreicht wurde. "Gib ihm mehr. Gib alles, ich helfe dir", raunte es seidig-sanft an seinem Ohr. Dann fühlte er den Fremden wie eine zweite Haut um sich herum, eine starke Präsenz, die seinen Leib von der Asche hob, aufrichtete. Takutos unbewusste Reaktion, unter protestierendem Aufstöhnen die Beine um Koujis Hüfte zu winden, damit nicht der stanzende Energieausstoß zwischen ihnen verebbte. Dann kniete er auch bereits, zu verblüfft über die Leichtigkeit, mit der der Fremde seinen Körper steuerte, über Takuto gebeugt. Dessen lange, von der Sonne aufgehellten Haare wie eine Korona um den in Leidenschaft brennenden Kopf auffächerten. Der mit verzücktem Lächeln die Arme ausbreitete, als könne er, obwohl auf dem Boden liegend, abheben und fliehen, als katapultiere der Austausch ihrer Körper ihn in die Luft. Koujis Herz schmerzte zum Zerspringen, gleichzeitig quollen Tränen in seine Augen. Keine Kraft der Welt konnte sich beherrschen unter der hingebungsvollen Liebe, die er in diesem Augenblick empfand. »So sehr, so stark...« Der Fremde strich nasse Haare auf seinen Rücken, küsste ihn auf den freigelegten Hals, bevor seine Arme sich kühlend um Koujis Schultern schlangen, ein Kinn darauf Ruhe fand. "Ist er nicht wunderschön... so wild und frei...?" Selbst er klang nun andächtig, verehrungsvoll. Kouji nickte, ließ Tränen ihren Lauf, während er lächelte. "Und er liebt mich. Nur mich!", wisperte er heiser, endlich wieder der Sprache mächtig und dem Gebrauch dieser erlaubt. Der Fremde glitt mühelos um ihn herum, sein Gesicht schwebte wie eine Luftspiegelung vor Kouji. "Dann lass ihn jetzt jubeln", zwinkerten die Nachtaugen verschwörerisch, bevor sie Kouji funkensprühend küssten. Der Impuls durchlief ihn wie ein Blitzschlag, der sich in dem Geliebten unter ihm entlud, Takuto in einer wogenden Bewegung hochschießen ließ, begleitet von beiderseitigem ekstatischen Aufschreien. Von Nachbeben erschüttert, die nur wenig von der Gewalt der Eruption verloren hatten, gelang es Kouji nicht länger, Takuto zu halten. Er brach über diesem zusammen, um Luft ringend, schluchzend und lachend zugleich. Takuto antwortete mit einem langgezogenen Stöhnen, sich aus der intimen Verbindung befreiend, bevor er um den gefallenen Liebhaber die Arme schlang und diesen beruhigend wiegte. Besorgt Tränen ableckte und das Gesicht verzog, weil sich rote Asche darunter gemischt hatte. Eine Grimasse, die Koujis unkontrollierte Emotionen erneut randalieren hieß, weitere Ausbrüche von Tränen und Gelächter produzierte. "Hey... hey...", besänftigend strichen die warmen Hände über die helle Haut, große Bögen ziehend, "Kouji... alles okay bei dir?" Durch einen feuchten Film in die dunklen Augen blickend nickte Kouji bestätigend, mehrfach, bevor er aufgab, sich anschmiegte, in eine Halsbeuge vergrub. »Ist es so, wenn man seine Unschuld verliert? Nein...«, er lächelte matt, »so fühlt es sich an, wenn man sie wieder erlangt.« ~+~ Takuto lauschte den tiefen Atemzügen und glättete die weißblonden Strähnen zärtlich. Er registrierte in vagem Erstaunen, dass er sich nicht ein einziges Mal gehemmt, verschreckt oder gedrängt gefühlt hatte. Vor seinen Augen war immer nur Kouji, -niemals ein anderes Gesicht!-, erschienen, keine Albträume, keine Schmerzen... es war einfach schön. Und er wusste, dass es Kouji auch gefallen hatte, es hatte in seinem Gesicht gestanden, in seinem Atem gebrannt, in seinem Körper jubiliert. Ein Paar großer, nachtschwarzer Augen schwebte über ihm, verdeckte die glühende Sonne, den tiefblauen Himmel. Takuto lächelte friedfertig. "Danke", wisperte er und war sich nicht sicher, wofür. Nur, dass es der Einmischung des unheimlichen Wesens zu verdanken war, dass er zu Kouji durchgedrungen war. Die Nachtaugen zwinkerten. "Habt euch lieb", trällerte es in mokierend-perlendem Triumph im Äther, dann fielen auch Takutos Augen zu. ~+~ Auf dem Rücken sich bequem räkelnd, die blau-schwarze Lockenpracht mit den seidigen Laken verschmelzend, lagerte selbstzufrieden eine helle, mit Perlensträngen marginal bekleidete Gestalt. "Mhmmmmrrrrrr", purrte es samtig, und mit einem Fingerschnippen materialisierte sich ein orchideenfarbener Cocktail in den flinken Fingern. Er prostete sich selbst zu. "Gar nicht so leicht, ein Gott zu sein... aber manchmal sehr erfüllend." ~+~ ENDE ~+~ Vielen Dank fürs Lesen! kimera PRODUKTIONSNOTIZEN Ein Zweiteiler, der als Vorab-Werk anlässlich der feierlichen Einweihung des Bishounencastle entstand und dem ersten "Geburtstag" des yaoiwebring gewidmet ist. Mit Abschluss des Wettbewerbs auf der Suche nach dem "Oberbishounen" konnte ich erfreut feststellen, dass meine Vision des Gottes aller Bishounen nicht weit von der Vision der gewählten Siegerin entfernt war. Der Titel ist natürlich eine Anspielung auf "End Of Innocence". Kouji und Takuto sind in meiner persönlichen "Welt" auch relativ normale Menschen, die mit Kommunikationsproblemen, Unsicherheiten und versteckten Wünschen zu kämpfen haben. Sodass ich die beiden endlich mal in die Hände eines erfahrenen Wesens geben wollte. ^_~ Was den Oberbishounen und seinen Schrein betrifft... nun, schaut selbst rein, es wird sicher nicht sein letztes Eingreifen sein ^_^